Die Befreiung vom Bösen
Es gibt in Rom einen Chefexorzisten, der auch junge willige Exorzisten ausbildet und er ist davon überzeugt, dass dieses unbedingt nötig sei, denn nach seinen Beobachtungen toben die Dämonen rings um das Amt des Petrus wie nirgendwo sonst in Rom. Selbstverständlich tun sie das auch in aller Welt.
„Man muss bei den kleinen Kindern ansetzen, das Böse ist auch hier Zuhause“, so spricht der erfahrene Exorzist.
Darum ginge jeder gewöhnlichen Taufe auch ein gewisser Exorzismus voraus. Dieses wäre eine Teufelsaustreibung, in der die Neugetauften selbst (oder vertreten durch ihre Paten) dem Bösen und "all seinen Verlockungen" vor Zeugen "widersagen".
Der "Exorzismus ist ein großes offizielles Gebet, in dem die Kraft der Kirche gegenwärtig ist", ruft er seinen Schülern zu, um sie zu Kämpfern gegen das Böse zu motivieren.
Doch die traurige Wirklichkeit zeigt, die Taufe hilft nicht, den Bösen fern zu halten, auch die Nähe des Papstes beeindruckt ihn nicht im Mindesten.
Es würde also an der Zeit sein, den Teufel grundsätzlich zu disziplinieren oder am Besten, ihn ein für alle Mal aus sich selbst auszutreiben. Dadurch wäre die Welt gerettet und wir hätten das Paradies auf Erden. Der Lehrer aller zukünftiger Exorzisten träumt hier ein bisschen aber seine Träume fallen auf nahrhaften Boden.
Ein Auszubildender namens Vitus, dessen Name sogar im Nothelferverzeichnis der heiligen Märtyrer Erwähnung findet, möchte in aller Bescheidenheit, die Welt vom Bösen befreien. Dass sein Name ihn als Helfer bei Geisteskranken ausweist, soll hier nicht unerwähnt bleiben.
Und er entwickelte mit großem Eifer und Fleiß folgenden mutigen Plan:
Zunächst wollte er den Papst einweihen und überzeugen, auch er würde so in die Geschichte der Kirche als Erlöser und Retter der Menschheit vor dem Bösen eingehen können. Die Chance, dass es gelänge wäre durchaus vorhanden.
Der Papst zeigte sich zunächst bedeckt, denn was wäre er ohne das Böse, vielleicht sogar überflüssig, aber das dachte er nur. Vitus würde zudem für die Erfüllung seiner Aufgabe sicher einen längeren Zeitraum beanspruchen, so gab er ein paar Mittel frei, denn der gute Vitus sprach von notwendigen Helfern.
„So geh' mit Gott und handle“, sprach er und sah seinen Teil der Aufgabenbewältigung damit als gelöst an.
Vitus war ein wenig enttäuscht, er hätte sich mehr versprochen, doch der Papst hatte gesprochen und wurde rasch wieder in seine Privatgemächer geschoben. Das Gehen fiel ihm schon schwer. Den Großen dieser Welt fällt das Gehen immer schwer, was eine schwere Bürde ist.
Vitus hatte, nachdem er den Papst auf seiner Seite wähnte, die Idee, weitere Nothelfer für die Idee auferstehen zu lassen.
Frauen wollte er um sich haben, natürlich nicht zur Befriedigung seiner immer einmal wieder aufsteigenden Fleischeslust, sondern eher wegen der Bereitwilligkeit zu helfen, die den Frauen zuweilen eigen ist.
So dachte er an drei Nothelferinnen, die Barbara mit dem Turm, die Margareta mit dem Wurm und die Katharina mit dem Radl. Das wären sie, die heiligen drei Madl, deren Heiligenattribute ihm nützlich bei seinem Vorhaben erschienen.
Die Damen zu beschwören und sie von seinem Plan, den Teufel zu fangen, zu überzeugen, war für Vitus kein großes Problem, denn er verstand sich aufs Trefflichste mit Geisteskranken umzugehen.
Margareta, Barbara und Katharina waren Feuer und Flamme, endlich würden sie wieder einmal helfen und dann noch bei einem Unterfangen, das selbst für sie eine große Sache war.
Vitus wollte die drei an einem stinknormalen Exorzismus teilnehmen lassen und sie, wenn er den Teufel ausgetrieben hat, also just in dem Moment, wenn er hinausfährt, veranlassen, ihn blitzschnell einzufangen, ihn in den Turm zu sperren, von dem Wurm kurz bewachen zu lassen und falls er dennoch entflieht, dann müsste Katharina mit dem Radl halt Hilfe holen. Sie würde damit gewiss rasch durch den römischen Verkehr kommen, um in der allergrößten Not, den Chefexorzisten herbeizubringen.
Falls dies gelänge, würde das eigentliche Werk beginnen:
nämlich den Teufel aus dem Teufel auszutreiben. Natürlich würde das offizielle, wenn auch große Gebet, nicht alles bewirken können und Vitus wusste auch, dass die Aufbewahrung des Ausgetriebenen nicht ganz einfach sein würde. Er dachte jetzt an die atomaren Rückstände mit Halbwertszeiten, die selbst einem Teufel zur Ehre gereichen aber darum würden sich andere kümmern müssen, schließlich kann ein Vitus nicht alle Produkte Geisteskranker verschwinden lassen.
Die Vernichtung der ausgetriebenen Teufelsbrut wäre allerdings auch ohne Zweifel eine große Herausforderung.
Zunächst galt es aber den Teufel selber zu fangen und ihm einen ordentlichen Exorzismus angedeihen zu lassen.
Ein Besessener war schnell gefunden. Vitus hatte gelernt, wie man das erkennt.
„Einen echten Besessenen zu erkennen ist kinderleicht. Es reicht, in einem Raum, in dem ein Besessener sein soll, unbemerkt und still für sich ein Gebet zu sprechen. Wenn der Besessene reagiert, dann ist der Teufel in die Person gefahren.“
So hatte der Lehrer es gelehrt. Ähnlich baut sich auch jede moderne Werbecampagne auf, nur dass die Gebete umfangreicher illustriert werden. Die Besessenen reagieren, nur dass sie sich nicht immer bereit erklären, den Teufel austreiben zu lassen, mal abgesehen davon, dass dieses leider auch generell nicht erwünscht ist. Der Markt würde sonst unweigerlich zusammenbrechen. Das will keiner.
Vitus hatte trotzdem keine Not, einen passenden Besessenen zu finden, der sich für eine knackige Teufelsaustreibung hergab, denn es würde schließlich ohne jegliche Gebühr, ein Schnäppchen, wenn man so will (aber auch ohne Garantie) zelebriert werden, sogar mit hilfsbereiten Frauen im Hintergrund.
Vitus war sich seiner Sache sicher, denn
Das Ritual geht auf das Jahr 1614 zurück: Der Exorzist muss drei Mal versuchen, den „unreinen Geist“ des Besessenen durch Gebete und Weihwasser zu vertreiben. Danach lässt er den Besessenen fesseln, spricht unablässig Gebetsformeln. Soweit so gut.
Das Fesseln des Ausgetriebenen machte unserem Vitus noch ein paar Sorgen. Würden die Helferinnen flink genug sein, den ausfahrenden Scheitan zu ergreifen und festzuhalten. Es ist als würde man einen rasenden Furz einfangen wollen. Das war ein brauchbares Stichwort. Es gibt nämlich nur zwei Möglichkeiten, aus welchem Loche er entweichen würde. Durch Verkleben des einen, hätte der Deibel nur eine Möglichkeit. Vitus entschied sich für das hintere Loch, welches von der Öffnung her weitaus kleiner, wenn auch dehnbar, beschaffen ist. Somit würde der Mund nur gut zu verschließen sein und der Besessene müsste auf einen stabilen Topf gesetzt werden. Der Teufel fährt heraus, die Nothelferinnen deckeln das Ganze und bewachen den Topf im Turm mit Wurm.
Anschließend würde der Teufel im Topf an die Reihe kommen. Und so geschah es.
. Das Ritual bestand aus:
Vorbereitung, Kreuzzeichen, Besprengung mit Weihwasser, Allerheiligenlitanei, Antiphon, Vaterunser, Ps 54
erste Exorzismushandlung,
Versikel, erste Onation, zweite Onation, erster Exorzismus, Schriftlesung(en),
Bitte um Stärkung des Exorzisten,
Kreuzzeichen, Zeigen des Kreuzes,
zweite Exorzismushandlung,
Versikel, Onation, imprekativer Exorzismus,
dritte Exorzismushandlung,
Versikel, Onation, imprekativer Exorzismus,
vierte Exorzismushandlung,
Versikel, Onation, imprekativer Exorzismus,
Abschluss,
Magnificat, Benedictus, Athanasisches Glaubensbekenntnis, Psalmenrezitation,
Gebet nach der Befreiung
Es war deutlich zu hören wie der Teufel in den Topf fuhr, der Besessene war nicht mehr besessen, röchelte allerdings noch ein wenig und schimpfte wegen der Fesselung, denn das war so nicht vereinbart.
Indes Vitus fühlte sich sehr erschöpft, denn das wiederholte Onanieren hatte ihm alles abverlangt, obwohl die Nothelferinnen ihm dabei wacker zur Seite standen. Die geistige aber flüssige Stärkung im Rahmen des Rituals gaben ihm gleichwohl Enthemmung, als auch Kraft, alles durchzustehen, auch das Weitere. Zumindest glaubte er fest daran.
Der Teufel war gefangen und rumorte mächtig im Topf, die Nothelferinnen waren ziemlich überfordert, auch ihre Kräfte hatten gelitten. Kurz sie schwächelten. Vitus schickte Katharina zur Sicherheit mit dem Radl zum Chefexorz, doch der Verkehr in Rom ist mörderisch, das Radl nicht ganz auf dem neuesten Stand, so kam es zur Katastrophe. Margaretens Wurm stieß den Topf um und Barbaras Turm bröselte, der Teufel entwich, nicht ohne ein wahrhaft diabolisches Lachen.
Vitus gab den Frauen die Schuld, wenn sie besser aufgepasst hätten, wäre er in der Lage gewesen, den Teufel auszutreiben, wenn auch ohne Idee wohin mit ihm. So blieb das Böse in der Welt.
Etwas später, dies sei hier noch angemerkt, überprüfte Vitus auf Anraten seines Lehrers alles noch einmal. Was hatte er falsch gemacht?
Das ständige Onanieren kam ihm zeitweilig etwas übertrieben vor, doch schließlich bemerkte er den kleinen Fehler. Es heißt Oration im Ritual. Ein kleiner Lesefehler, der den Teufel in den Topf getrieben hat. Immerhin.
Vitus würde es wieder versuchen, vielleicht ohne die Weiber, deren Heiligsprechung vermutlich abgelaufen war. Vielleicht sollte man auch dem Exorzisten ordentlichen Lohn für seine Arbeit zahlen, denkt Vitus und findet es ungeheuerlich, dass dafür der Besessene nichts bezahlen muss. Kein Wunder, dass es nicht genügend Teufelsaustreiber gibt. Doch die Teilnahme an dem dreimonatigen Kurs des Vatikans kostet 180 Euro.
Hier muss etwas passieren und es geschieht auch. Der Vatikan will über dreitausend Exorzisten einsetzen und nun soll einer noch einmal behaupten, dass hier nichts für die Welt getan wird. Man sagt dem Teufel den Kampf an und fördert nicht noch dessen Tun, wie inzwischen so Mancher in dieser Welt.
Die Rückkehr der Exorzisten
Vatikan will 3000 neue Teufelsaustreiber im Kampf gegen das Böse einsetzen
11.03.2010 - 01:44 Uhr
Von ANDREAS ENGLISCH
"Rom – Pater Gabriel Amorth (82) hält ein Kreuz in seiner Rechten, in der Linken die Beschreibung der Apokalypse. Ein Frau ist ans Bett gefesselt. „Jegliche satanische Macht“, zischt der Pater, „feindliche Sturmschar der Hölle, teuflische Legion, Horde und Bande – weichet!“
Amorth (70000 Austreibungen) ist Exorzist – ein Beruf mit Zukunftsaussichten! Denn jetzt will der Vatikan neue Teufelsaustreiber einsetzen – einen in jeder der über 3000 Diözesen. Unter der Regentschaft von Papst Benedikt XVI. erleben Teufelsaustreiber wieder einen Aufschwung!
So richtete die päpstliche Universität Regina Apostulorum einen Kurs zur Ausbildung von Priestern im Fach Exorzismus ein. Dozent Don Gabriele Nanni zu BILD: „Einen echten Besessenen zu erkennen ist kinderleicht. Es reicht, in einem Raum, in dem ein Besessener sein soll, unbemerkt und still für sich ein Gebet zu sprechen. Wenn der Besessene reagiert, dann ist der Teufel in die Person gefahren.“
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Das Ritual geht auf das Jahr 1614 zurück: Der Exorzist muss drei Mal versuchen, den „unreinen Geist“ des Besessenen durch Gebete und Weihwasser zu vertreiben. Danach lässt er den Besessenen fesseln, spricht unablässig Gebetsformeln.
Die deutsche Bischofskonferenz weigert sich beharrlich, Teufelsaustreiber zu nominieren. Exorzist Amorth ist darüber verärgert: „Die Bischöfe müssen sich ihrer Schuld bewusst sein, wenn sie keine Exorzisten benennen.“
http://www.welt.de/vermischtes/article13849874/Benedikts-Segen-traf-Besessene-wie-Peitschenhieb.html
Tag der Veröffentlichung: 10.02.2013
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