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Nach Lust und Laune



Alles was schön ist, was sich in der Freizeit abspielt, soll nach Lust und Laune gestaltet werden. Wobei man mit der Laune natürlich die gute meint.

Moni hat nicht immer Lust und gute Laune genauso wenig, obwohl nunmehr der Feierabend angebrochen ist. Sie sitzt in ihrem Auto, um von Oberschleißheim nach Mainburg (Niederbayern) zu kommen und ist stinkesauer, weil sie nämlich wieder einmal im Stau steht. Natürlich gibt es Leidensgenossen, verkündet puppenlustig das Radiosprecherteam, deren idiotische Fröhlichkeit ihr sowieso schon immer mächtig auf den Keks geht, ganz besonders dann, wenn sie, wie erwähnt, in einem Mörderstau befindlich ist. Dann rufen irgendwelche Leute an und wünschen sich einen Titel. Moni verdreht die Augen gen Himmel und ihre Laune bessert sich nicht im Geringsten, von Lust, wozu auch immer, ganz zu schweigen.

Sie kurbelt verdrossen am Radio und findet nichts, was ihr jetzt helfen könnte. Also killt sie das Radio und steckt eine CD in den Schlitz. Sie kennt ihre Musik und findet, dass diese beim zügigen Fahren viel mehr Lust auf Sonstwas macht.

Au, jetzt geht es weiter ...nach fünf Metern leuchten alle Rücklichter und Moni bremst. Noch rechtzeitig. Der Vordermann schaut beunruhigt in seinen Spiegel und zeigt ihr einen Vogel. Moni hebt die Schultern, ist ja nichts passiert.
So und ähnlich geht das noch eine halbe Stunde, insgesamt wird es eine Stunde, denn es folgt eine gottverdammte Baustelle, dann Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 120 kmh auf der weniger befahrenen Autobahn ins Hopfenland aber man blitzt dort hin und wieder. Es heißt also aufpassen und lieber nicht schneller als erlaubt fahren. Moni macht das nicht froher. Sie muss auf die Toilette, sie ist müde und Hunger hat sie auch. Kurz sie hat es gründlich satt, in ihrem Auto zu hocken und sich damit den Feierabend zu versauen.

Die Radiosprecher tun immer noch lustig, weil ja Feierabendzeit ist und sie verlangen, dass man sie bemitleidet, weil sie im Sender sind und arbeiten müssen. Moni hat nun endgültig die Schnauze voll von dieser Brut und schwört sich, das Radio nie wieder anzuschalten, was sie allerdings nicht einhält. Autofahrer brauchen Geräuschkulisse. Manche machen es, um ihr Auto nicht zu hören oder um ihre Laune zu betäuben. Moni hasst die Rumsbumsmusi, die aus den Autos kommt.

Es ist nun 19.00Uhr und sie sitzt immer noch am Steuer, schaltet das Radio ein wegen der Nachrichten. Vielleicht gibt es ja wenigstens gute Nachrichten, hofft sie.
Wenn jetzt einer glaubt, es gäbe sie, der ist einem verdammten Unglauben verfallen. Die Nachrichten sind schlecht und verderben der guten Moni alles aber immerhin, sie ist inzwischen vor ihrem Haus angekommen und ihr PARKPLATZ IST FREI.

Sie lächelt erleichtert, grüßt freundlich die Nachbarin, die neugierig schaut, wer gekommen ist und verschwindet hinter ihrer Wohnungs-
tür, rennt so schnell sie kann ins Bad. Alles ist gut, alles ist schön und nun beginnen die Sachen mit Lust und Laune ihren Lauf zu nehmen bis die Nacht vorbei ist und Moni auf dem Weg von Mainburg in Niederbayern nach Oberschleißheim vor München im Auto sitzend, im Stau stehend, den fröhlichen Radiosprechern lauschend, weder mit Lust, noch in guter Laune ihrer täglichen Arbeitsstelle entgegen fährt oder eben steht.
Eine Stunde ihres Schlafes sind ihr geraubt, eine Stunde Lust und eine Stunde Laune. Tag für Tag.
Dazu kommt die Gewissheit, dass sie und Millionen andere Pendler die Umwelt verpesten.

Moni hatte einen Traum. Nein, keinen Traum vom Meer und Palmen, der großen Liebe und einem Sack voll Geld, von Schönheit und ewiger Jugend. Sie träumte auch nicht davon frei zu sein wie ein Vogel oder wegen ihres Unglaubens von der Hölle verschont zu werden, nein, sie wünschte sich inbrünstig einen Arbeitsplatz vor Ort. Sie war schon drauf und dran dafür zu beten, zu wem auch immer. Jedenfalls dachte sie Tag und Nacht an nichts anderes, bis eines Tages, einem Wunder gleich, ein Annonce in der Tageszeitung erschien und für Moni war der Tag gekommen, ihr Schicksal in ihre Hände zu nehmen, ihre Lust und ihre Laune zu retten, auch ihren wohlverdienten Schlaf und ihre Feierabendzeit.

Alles war gut, alles war schön. Sie hatte nun noch fünf Minütchen zum Arbeitsplatz und es begann eine neue Ära, welche sie später ausführlich beschrieb: Das groteske Leben einer Buchhalterin gänzlich o h n e Lust und Laune. So kann es kommen, wenn man Wünsche hat und erfüllt bekommt.


Nachtrag für Interessierte:

„Die Buchhalterin“ ist bei BookRix in Teilen veröffentlicht. Na, dann viel Spaß!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.08.2012

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