Bäuche
Vermutlich ist über diesen Teil unseres Körpers schon alles gesagt, dennoch drängt es Moni urplötzlich nun auch über Bäuche nachzudenken. Man wird sich fragen, warum? Ist sie inzwischen auch mit so einem Teil gesegnet? Wiederum wird es dem Leser egal sein, ob Moni nun einen Bauch hat oder keinen. Im Übrigen, jeder hat einen Bauch, soviel ist gewiss. Die Frage ist nur die, wie groß ist er oder besser wie dick?
Zur Beruhigung für die Beunruhigten: Moni hat keinen dicken Bauch. Sie hat einen normalen. Doch was ist hier schon noch normal? Wer legt das überhaupt fest? Mal abgesehen davon, dass es Menschen gibt, die tragen ihren Bauch mit Stolz vor sich her und kümmern sich einen Dreck um seine Wirkung und Moni befürchtet, dass es immer mehr Menschen werden, die sich so verhalten oder so in Etwa denken.
Ein Mann ohne Bauch wäre wie eine Suppe ohne Salz oder einen schönen Menschen entstelle nichts, sagen sie und sind damit fertig. Scheinbar hat dieses Bewusstsein auch unsere Mädchen und Frauen erreicht, denn auch sie zeigen hemmungslos ihr gepierctes Bäuchlein oder ziehen ein extra enges Shirt darüber, damit jede Falte, auch der Nabel bemerkt wird.
Von schwangeren Frauen möchte Moni nicht sprechen. Sie sind heutzutage ganz anders aufgestellt. Dieser Bauch wird der Menschheit präsentiert, er ist das Größte überhaupt. Er wird fotografiert und in Gips gegossen für die Wand als Schmuck und ewige Erinnerung. Das könnte Moni fast noch verstehen, denn der Hintergrund ist ja wahrlich ein lebendiger, ein äußerst gesunder. Schließlich verschwinden diese Bäuche ja auch, falls die Frau sich darum bemüht. Zumindest hat sie hier eine Chance. Nein, es geht um die aus anderen Gründen Gewachsenen.
Zunächst scheinen Bäuche auch viel mit Zeitgeist und Mode zu tun zu haben. Ein Bauch kommt in der Regel vom Essen und Trinken, ob immer vom guten, sei dahin gestellt. Früher galten Leute mit dicken Bäuchen als wohlhabend. Heute gibt es andere Meinungen. Moni ist da ganz kurz in ihrem Urteil: überdimensionierte Bäuche zeugen von falscher Ernährung und zu wenig Bewegung. Dagegen könnte man etwas unternehmen. Doch es wird munter weiter geprasst und unnötige Bewegungen werden vermieden.
Der Handel hat sich angepasst. Man trägt das Hemd über der Hose und für die etwas g'schamige Frau gibt es Tuniken, die locker über den Leib fallen. In anderen Ländern sind schon lange nachthemd-
artige wallende Gewänder Usus, die alles verhüllen und Raum für den immer rundlicher werdenden Leib bieten. Der Körper wird durch nichts eingeengt und beleidigt mit seiner Unästhetik weniger die Blicke Unbeteiligter. Moni findet das rücksichtsvoll. Würden allerdings alle in diesen Gewändern herumlaufen, dann wäre das Straßenbild um viel Lustiges ärmer, findet sie schließlich und empfiehlt doch, nach einer anderen Lösung zu streben, denn Moni ist auch furchtbar vernünftig.
Zurück zum Bauch an sich. Er ist nicht auf einmal da, so urplötzlich. Er wächst. Das wird gerne ignoriert und verniedlicht, zumindest am Anfang. Zunächst zeigt er sich für den Außenstehenden kaum, beim Fotografieren wird er allerdings gerne eingezogen, solange es geht. Bis auch das vorbei ist.
Nehmen wir einmal die Politiker: Männer und Frauen! Im Durchschnitt sind sie zu fett. Moni möchte hier keine Namen nennen, jeder weiß wie viele überaus feiste und fettleibige Politiker unser Land regieren oder regierten. Alles schwer arbeitende, kluge und verantwortungs-
volle Menschen, die sich Tag und Nacht schinden, um für unser Land Gutes zu tun.
Moni fragt sich nun, warum werden diese Menschen so fett, warum haben sie zuweilen Bäuche, die quasi zum Himmel stinken? Die wissen es doch, wie krank dicke Bäuche machen. Sie wissen doch immer alles ganz genau.
Moni denkt, diese Leute bewegen sich nicht, sie essen viel zu gut und leben gedankenlos. Sie arbeiten schließlich, ganz ohne zu denken, das weiß man inzwischen. Sie opfern sich so eigentlich für ihr Volk auf. Moni weint jetzt ein bißchen, denn das ist wahrlich zu viel für sie. Die Bäuche der Politiker sind ein Sinnbild ihrer unzähligen Opfer für die Bevölkerung. So ist es nämlich. Jetzt ist es heraus.
Bäuche zeugen von Opfern. Moni wird jetzt vieles sonnenklar. Der Bauch ist ein Hort der vielen Opfer, die besonders leidvoll erbracht wurden, deshalb scheut man sich auch nicht, ihn mehr oder weniger stolz zu zeigen, denn jedes Opfer, was erbracht wird, muss gesehen werden. Kaum jemand opfert heimlich, deshalb gibt es auch im Internet das
http://www.bauchvergleich.de/ .
Nun, jedem sei der Bauch gegeben, den er verdient, meint Moni mal ganz locker aus dem Bauch heraus und betrachtet kurz den ihren, wenn auch verschämt, denn er zeugt von wenig Opferbereitschaft.
Moni hat auch gelernt:
Der Bauch ist sein Gott
sich den Bauch halten,
auf den Bauch fallen
auf den Bauch liegen
vor jemandem auf dem Bauch kriechen/vor jemandem auf dem Bauch liegen/vor jemandem auf dem Bauch rutschen
sich die Beine in den Bauch stehen
jemandem ein Loch in den Bauch fragen/jemandem Löcher in den Bauch fragen
jemandem ein Loch in den Bauch reden/jemandem Löcher in den Bauch reden
jemandem den Bauch aufschneiden
fähiger Bauch
fauler Bauch
frommer Bauch
gekälkter Bauch
jemand deckt sich mit dem Bauch zu
jemanden vor den Bauch treten
kluger Bauch
mit dem Bauch arbeiten
beiß ihn in den Bauch!
man möchte sich vor Wut in den Bauch beißen und heißen Käse reinpusten/man möchte sich vor Wut in den Bauch beißen
sich ein Monogramm in den Bauch beißen
sich am Bauch gepinselt fühlen
sich vor den Bauch geklatscht fühlen
lauter Bauch
einen lauten Bauch haben
sich einen Bauch anessen/sich einen Bauch anfressen/sich einen Bauch anmästen
sich einen Bauch ansaufen
sich einen Bauch zulegen
sich etwas in den Bauch schlagen
aus dem Bauch/aus dem Bauch heraus
aus dem Bauch quatschen/aus dem Bauch reden
aus dem Bauch schreiben
ene Wut im Bauch haben/Wut im Bauch haben
etwas mit Wut im Bauch tun
den Bauch voll Wut haben/den Bauch voll Zorn haben
jemandem etwas in den Bauch reden
jemandem ein Kind in den Bauch reden
einen schlauen Bauch haben
einen schlauen Bauch haben und dumme Eingeweide
der ganze Bauch eine Falte
jmandem den Bauch wegmassieren
jemand kann sich mit dem Bauch zudecken
nur Bauch sein
sich einen Bauch stehen lassen
jemandem einen dicken Bauch machen
ein Flugzeug auf den Bauch legen
aus dem hohlen Bauch
etwas aus dem hohlen Bauch probieren
etwas nicht aus dem hohlen Bauch können
den Bauch nicht voll kriegen
den Bauch voll haben
den ganzen Bauch voll Hunger haben
sich den Bauch verrenken
: sich den Bauch voll hauen/sich den Bauch voll schlagen
sich den Bauch voll anlachen/sich den Bauch voll lachen
sich den Bauch voll plempern
vom Bauch in den Mund leben
Er hat einen schlauen Bauch, nur schade, dass er rinnt
Solang’ der Bauch noch in die Weste passt, wird keine Arbeit angefasst
Und schlägt der Bauch auch Falten, wir bleiben doch die Alten
Ein voller Bauch studiert nicht gern
Sich vor Lachen den Bauch zu halten.
Tag der Veröffentlichung: 20.07.2012
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