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Pariser Pflaster



Um es vorweg zu nehmen, ich habe es mir sogar aus Paris mitgebracht. Es war einfach wunderbar, wenn auch sündhaft teuer, doch so etwas weiß man ja. Man fährt nicht wegen Schnäppchen oder einem Anfall von Sparwahn nach Paris. Man fliegt nach Paris, weil man schwelgen möchte, schwelgen in Luxus und Sünde. Das Pariser Pflaster hat mich sogar gerettet vor großer Pein aber darauf möchte ich nicht unbedingt herumreiten, wen interessiert schon meine Pein, allenfalls meinen lieben Mann, denn mit ihm bin ich durch Paris gelaufen.

Wir haben einen Teil der Stadt zu Fuß auf unsere bescheidene Art und Weise erobert. Fünfzehn Kilometer schlenderten wir bei 30° C locker durch die Straßen, über Plätze, gehen an den berühmten Bauten vorbei, die jeder kennt und jedem Touristen in aller Ausführlichkeit erklärt werden, was natürlich auch zu immensem Andrang führt, um in das eine oder andere hinein oder hinauf zu gelangen. Darauf verzichten wir, weil uns Schlangen und die ewige Steherei äußerst unangenehm sind. So schnuppern wir mehr die Luft der breiten und schmalen Straßen als die Ausdünstungen hunderter wartender Menschen.

Oftmals ist der Krach der Autos und vor allen Dingen der allseits beliebten Mopeds lästig aber wir ertragen es einfach, amüsieren uns über den Drang der Fahrer, einen rasanten Start an der Ampel hinzulegen, wie Rennpferde vor dem Rennen. Halsbrecherisch! Über das Parkverhalten in Paris möchte ich nichts weiter sagen, es ist wie es ist und es geht wohl nicht anders.

Meist gibt es wunderschöne Baumalleen, in deren Schatten man relativ entspannt geht und in aller Ruhe alles beobachten und registrieren kann: die Auslagen der Geschäfte, die Jugendstil-
fassaden, die Menschen, die zahlreichen Cafès, wir wandern durch teure Privatstraßen, durch Parks, laufen auch durch stinknormale Straßen bis es stetig hinauf geht. Der erfahrene Pariskenner wird wissen welchen Stadtteil wir erreichten: Montmartre.

Das Moulin Rouge sehen wir im Vorbeigehen und allmählich wird mir heiß. Nicht wegen des berühmten Moulin Rouge, nein wegen des Pariser Pflasters. Meine Fußsohlen haben ein wenig gelitten. Ich gehe also in eine Apotheke und erwerbe das Rettende. Es kostet zehn Euro aber es ist das Beste, wie ich danach erleichtert feststellte. In einem kleinen Döschen bewahrte ich weitere davon sorgsam auf.

War ein kleines Wortspiel, welches ich mir hier einmal gönnte. Doch das Pariser Pflaster ist natürlich ein heißes, ohne Frage, dabei haben wir das berühmte Nachtleben nicht einmal kennen gelernt, denn unser Hotel befand sich in einem Vorstadtviertel, einem sehr schönen. Dadurch konnten wir am Abend uns nicht mehr in das Pariser Nachtleben stürzen, mal abgesehen davon, dass wir auch nach dem ganzen Pflastertreten ziemlich erschossen waren. Also, was die Sünde anbetrifft: Fehlanzeige!

Am Sacrè Coeur angekommen, bewunderten wir neben der Zuckerbäckerkirche natürlich die wundervolle Aussicht über ganz Paris. Wir nahmen alles in Augenschein und fanden einen schönen schattigen Platz in einem Bistro.
Vor unserer Nase portraitierte eine Malerin ein kleines Mädchen und zwar in affenartiger Geschwindigkeit, bunt, modern, gekonnt, ein wenig aquarelliert, sogar dem Modell ähnlich, für wenig Geld. Mein Mann palaverte mit der Künstlerin ein wenig herum, schließlich zückte sie ihre Stifte und los ging es.
Zehn Minuten pro Kopf maximal und schon waren wir zwanzig Jahre jünger. Die Leute bleiben stehen und verfolgten die Striche der Malerin, zu uns gewandt den Daumen hebend, fotografierten uns samt Bild und Malerin. Sehr spaßig das alles! Etwas später sahen wir ca. fünfzig Maler, die die Leute in großer Kunstfertigkeit stundenlang malten. So viel Geduld hätte ich nicht. Die Maler zeigten auch andere Motive, die mir sehr zusagten.

Ich hätte hier noch ewig zuschauen mögen aber wir mussten ja noch die ganze Strecke zurück in immer noch großer Hitze. Für meinen armen Kopf musste nun doch noch ein Hut her. Immerhin ich wagte mich mit ihm durch die Straßen. Man kann allerdings, wie inzwischen überall, einfach alles tragen, je verrückter, desto besser. Ein bisschen verrückt wollte ich auch sein. Nein, es war eher vernünftig, die Dohle aufzustülpen, sonst hätte ich wahrhaftig einen Klaps bekommen. Wer will das schon.



Mit einem Hut versehen, einer Rolle vom gemalten Bild, einer weiteren Rolle mit drei wunderschönen Drucken von ausgewählten Plätzen der Stadt und einer großen schwarzen Umhängetasche mit „Pariser Aufschriften“ marschierten wir nun abwärts zur Opèra Garnier, dem Treffpunkt und Abholplatz durch unseren Bus. Der mächtige Verkehr, das Kommen und Gehen der sich treffenden Menschen unterhielt uns auf den Stufen sitzend bis zur Abfahrt.

Der nächste Tag verlief etwas geruhsamer, denn wir hatten eine Schlössertour gebucht. Es ging nach Versailles und Fontainebleu, dazwischen noch eine Stippvisite in einem Künstlerdörfchen namens Barbizon, hier war der Aufenthalt viel zu kurz, doch man kann einfach nicht alles sehen.

Die Gärten von Versailles sind sehr sehenswert, das Schloss selber auch natürlich aber wir waren nicht im inneren Bereich, denn die Schlangen davor waren riesig. Im Schloss Fontainebleu durften wir ausgiebig herumlaufen aber für uns war das nichts. Die überbordende Pracht, die barocke Kunst, das Düstere, welches sicher zum Schutz der Kostbarkeiten vorherrschte, der dominante muffige Geruch, gefielen uns nicht besonders. Der Garten aber war schön und auch im Stile der Versailler Anlagen gehalten.
Ein Unwetter zog auf, so landeten wir recht schnell im gegenüber-
liegenden Cafè, aßen sehr guten Apfelkuchen, ein Espresso, ein Glas Wein, das Schloss vis à vis, bis bald der Bus kam und mit uns in einen beachtlichen Stau fuhr. Es dauerte sehr lange bis wir unser Hotel erreichten.

Nach einem angenehmen Abendessen beim Italiener, hieß es Koffer packen, denn am nächsten Tag war der Abflug geplant. Wir mussten diesmal nicht eine einzige Stunde auf den Bus warten und wurden pünktlich am Flughafen abgeliefert. Ende gut, alles gut! Paris ist mit Sicherheit mehrere Reisen wert.


Einige Bilder aus unserem Gang durch Paris und der Schlössertour Versaille und Fontainebleu







Wir lassen uns also malen und genießen den Spaß.
So schnell wird man nie wieder so jung gemacht!


Die Maler scheinen sich zu beraten ...






Was wohl der Mann auf dem Balkon denkt??? Vermutlich würde er auch sehr gerne einmal in ein Bistro...man weiß es nicht.


Hier haben wir gerne im Schatten einmal gerastet. In diesem wunderschönen Park nimmt man auf den Bänken sein kleines Mittagessen ein. Wir trinken aber nur ein beachtlich teures Wasser und laufen mutig weiter. In der Sonne ist es nunmehr mörderisch.


Die tapfere Jeanne d’Arc wusste nichts von Staus ...da sind wir schon sehr viel weiter. Wir wissen alles darüber aber das nützt auch nichts...besonders in Paris muss man ihn wohl erleiden, ertragen, erdulden. In und um Paris wären gerade ca. 300 km Stau, meint der Reiseleiter als wir im Bus saßen.

Die haben etwas vor ...wir gehen lieber weiter ...




Wir sind nicht hinein gegangen. Die Zeit war uns zu schade.


Dies sollte nun eine Lichterfahrt auf der Seine werden. Nun, wir hatten die liebe Sonne und entsprechend gute Sicht auf die Ufer und auf die vielen wundervollen Bauten. Der Himmel sah dramatisch aus aber es ereignete sich diesbezüglich nichts.





In Versaille gibt es wie erwartet Schlangen ohne Ende, über die wir allerdings nur lachen, denn wir begehren dort keinen Einlass, wollen nur in die Park-und Gartenanlagen.










Der Krötenbrunnen ...freche, intrigante und lästernde Menschen wurden verwandelt und die Höflinge sollten es täglich sehen, was Schlimmes mit ihnen geschehen kann, wenn sie sich nicht brav verhalten.








Das Schloss in Fontainebleu






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Tag der Veröffentlichung: 10.07.2012

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