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Böse Leberwürste - gut gemeint



Es gibt Männer, die sagen über Frauen Schlechtes und es gibt Frauen, die denken über Männer Gutes. Ja, einige Leser wundern sich – aber das gibt es wirklich.
Man hörte allerdings auch schon von Frauen, die über Männer Schlechtes sagen und von Männern, die über Frauen Gutes denken.

Jetzt fragt man sich besorgt, warum denken Männer und Frauen immer nur Gutes und sagen Schlechtes?
…Weil das Schlechte witziger klingt!
Das Hämische im menschlichen Naturell ist bekannt und wird leider ständig gefüttert. Spricht man diese garstige Art und Weise im zwischenmenschlichen Umgang an, dann heißt es, alles wäre nur gut gemeint. So tickt die Welt.

Doch keiner berücksichtigt dabei die beleidigten Leberwürste. Eine würzige, gute Leberwurst hat durchaus viele Freunde, wie ein jeder bestätigen wird aber sie ist eben schnell eingeschnappt und wird zur beleidigten Leberwurst, dann mag sie keiner mehr so recht.
Natürlich merkt die Wurst alles und will nicht wahrhaben, dass alle es immer nur gut meinen, auch mit ihr. Doch schließlich schnappt sie wieder aus und spielt hoffnungsvoll weiter mit, weil ihr das niemand nachträgt.

Doch was eine richtige Leberwurst ist, die ist nicht nur dann und wann tödlich beleidigt, sie ist es, die nachträgt und zwar alles. Ob sie es damit nur gut meint, bleibt offen. Sie kann halt nicht anders.

Die Leberwurst ist weiblich. Ob sie damit auch zwingend böse ist, bleibt fraglich und unbestätigt.

Manchmal fragt man sich, warum ist sie nur so geworden? Und es tun sich dabei noch weitere Fragen auf, schwierige Fragen.
Was bewegt Männer, mit solchen Frauen näheren Umgang pflegen zu wollen?
Weil sie so würzig sind, so schmierfähig und geschmeidig auf jeglichem Untergrund? So drall und prall voller Saft und Kraft?
Die Männer meinen es auf alle Fälle gut mit ihr. Das Ein- und Ausschnappen ihrer Lieblingswürste nehmen sie in Kauf.

Was Männer denken und sagen bleibt ein Rätsel und ihre Ziele im Verborgenen.
Die Vermutung, dass sie es selber oft nicht wissen, beschleicht die Frauen, die mit Leberwürsten nichts gemein haben. Sie ahnen allerdings Einiges.

Taucht man in die Tiefen frühester Zeiten, so liest man auch über die große Ratlosigkeit:

„Von einem bößen Weib welche sich auff einer breytten Heydten mit den Teuffeln geschlagen, gekratzt, gerissen und gebissen, auch endtlich den Sieg gar erhalten, daruber sich der Teuffel verwundert hatt, wie es doch könne muglich sein auff der gantzenn weiten Welt, dass die armen Männer, bey solchen oder dergleichen Ungezieffer wohnen können.“



Doch woher kommt, dass wir von beleidigten Leberwürsten überhaupt sprechen?

Es steht geschrieben, dass:
ein Metzger Würste gekocht habe und alle anderen Würste, die nicht so lang kochen müssen, hätte er vor der Leberwurst aus dem Kessel genommen. Weil sie allein im Kessel bleiben musste, war die Leberwurst beleidigt und platzte schließlich vor Wut.

Mag sein, dass sich Männer dieser scheinbaren „Ungerechtigkeit“ bewusst sind, alles leidvoll ertragen, bloß um einem Platzen zu entgehen, denn das bringt Arbeit und Ärger. Wer will d a s schon riskieren.

Aber auch Anderes ist möglich:
So dichtete Paul Fleming (1609–1640)

„Vergebens ist uns nicht die Leber einverleibet:
sie, sie ist unser Gott, der uns zum Lieben treibet.
Wer gar nicht lieben kan, der wisse, daß anstat
der Leber er faul Holz und einen Bofist hat.“



Und all das ist in der Wurst vereint. Die Liebe kommt von der Leber und nicht von Herzen. Heutzutage sieht man es anders. Kein Mensch schreibt der Leber Liebesträume zu, eher und fast ausschließlich nur Verbindungen zum Alkohol. Männer lieben zuweilen auch diesen und fast instinktiv erkennen sie in der Leberwurst Möglichkeiten, auch den Drang nach Liebe zu befriedigen.

Die Leberwurst hat keinen Grund beleidigt zu sein.
Es heißt doch auch „etwas frei oder frisch von der Leber weg sagen“, das offene, rückhaltlose und freimütige Sprechen halt.
Doch manchmal sagt man, jemandem sei „eine Laus über die Leber gelaufen“, Hier ist es ein nichtiger Anlass – die kleine Laus –, die zu Verärgerung und Zorn führt.

Kurz die Leber hat mit Zorn und Liebe viel zu tun und die meisten Männer wissen das. Die Leberwurst hat wirklich keinen Grund beleidigt zu sein. Männer meinen es nur gut mit ihnen, solange ihre Leberwürste nicht wirklich böse werden oder sind. Das bisschen Beleidigtsein, wen kümmert’s schon.

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Tag der Veröffentlichung: 08.06.2012

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