Vorwort
Die Autorin beschreibt Arbeits- und Lebens-
situationen, die wahrscheinlich jedem berufs-
tätigen Menschen mehr oder weniger auch schon so oder ähnlich begegnet sind.
Die Ereignisse und Personen sind weitest-
gehend authentisch, auch wenn man geneigt ist, daran zu zweifeln. Zu krass menschenfeindlich und -verachtend stellt sich die Firmenphi-
losophie dem Leser vor, unglaublich zynisch und bösartig zeigt sich der Charakter der kranken Chefin und deren Familie den Mitarbeitern und natürlich im Besonderen der Buchhalterin gegenüber.
Nein, es kostet nicht das Leben. Natürlich kann man so arbeiten, aber welch ein Preis! Sensible Gemüter nehmen Schaden, wenn sie es nicht schaffen, wirksame Gegenmaßnahmen zu treffen. Die Buchhalterin versucht es mit Kreati-
vität. Sie duldet meist schweigend, wehrt sich nur zaghaft, wissend, dass diese Leute sich niemals ändern würden. Sie zieht sich zurück, findet ihr Ventil und zieht die gleiche Konse-
quenz wie alle: hier nur Dienst nach Vorschrift! Wie schade für die kleinliche und egoistische Firmenführung, die sich in ihrer Dummheit selber schadet, nicht fähig, dieses zu bemerken und zu lernen. Die Buchhalterin möchte nicht zum Scheusal mutieren, sie bleibt Mensch, behält ihren unverwüstlichen Humor, was zuweilen sehr schwer wird. Bis sie schließlich auch auf Rache sinnt, womit sie nicht alleine ist. Aber unserer Buchhalterin fällt nichts ein, was sich real umsetzen ließe. Sie ist nämlich nicht wirklich rachsüchtig, nicht fähig, bewusst Schaden anzurichten.
Manchmal geschehen aber scheinbar die Dinge auch ohne Zutun. Ist es die Erfüllung des Prin-
zips der unheilvollen Prophezeiung? So einige andere wurden ebenfalls gepeinigt und möchten etwas unternehmen. Haben ähnliche Gedanken wie Sabine Sümmchen, handeln auf ihre typische Art und Weise.
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Teil 1
Eigentlich war sie keine. Jedenfalls keine wirkliche. Doch jetzt musste sie es. Sabine Sümmchen wollte tief in ihrem Innersten wohl auch keine sein, denn den Buchhaltern sagt man immer schreckliche Dinge nach. Sie wären genauso trocken wie ihre Arbeit, humorlos, grau und zum Erbrechen langweilig, völlig unpoe-
tisch. Natürlich weiß ein jeder, dass dies nur Klischees sind. Aber man glaubt scheinbar trotzdem, dass die Buchhalter die schlimmsten Typen auf Gottes Erden seien, denn sie halten alles fest, was passiert, zumindest im Reich der Zahlen einer Firma. Das ist phantasielos, völlig unkreativ, absolut uninteressant und in einer netten Gesprächsrunde auch völlig unspek-
takulär. Jeder weiß das. Kurz der Langweiler schlechthin. Keiner will davon etwas wissen, höchstens dann und wann der Chef, um dessen Firma sich die Buchhaltung dreht. Dafür hat sie sich gefälligst zu schinden. Nur dafür. Damit der Chef anderen Chefs bei Bedarf etwas zum Fraße vorwerfen kann, etwas Unanfechtbares. Etwas, was dem Anschein nach durchgängig wahr ist, logisch und zeitnah, immer abrufbar als Beweis gewissermaßen, für die Größe und den Aufstieg der Firma, im Ernstfall auch für deren Nieder-
gang.
Aber dies wäre eine andere, eine unschöne, dunkle Seite. Eine noch dunklere könnte es werden, denn der Buchhalter kann auch manipulieren, was mehr oder weniger verboten ist. Dies macht ein Buchhalter nur unter Protest, oder unter strenger Anweisung. Eigentlich lieber gar nicht, denn im Ernstfall, schiebt man zu-
nächst immer alles auf den armen Buchhalter und lässt ihn die Sache schön alleine ausbaden. Man muss also ein wenig aufpassen und hält besser alle Vorschriften ein. Es handelt sich nämlich in der Regel um eine Arbeit nach strengen Vorschriften innerhalb eines festen Rahmens, dem Kontenrahmen nämlich. Damit allein wird deutlich, dass der Buchhalter quasi mit gefesselten Händen zu arbeiten hat. Das erhöht auch nicht den Reiz. Die Angelegenheit wird dadurch nicht um einen Deut spannender und witziger erst recht nicht.
Jeden Tag saß Sabine Sümmchen nun, eisern an diesem geschlechtslosen Schreibtisch (dieser hatte nämlich Null Atmosphäre, war völlig ohne Charme, nur ein Zwecktisch) obwohl wie man weiß, der einen männlichen Artikel für sich beansprucht. Und sie hockte vor einem unbe-
rechenbaren Computer, der abstürzte, wann immer ihm danach war in diesem anonymen, clienen Büro, welches soviel Anmut besaß wie ein frisch gereinigter pathologischer Raum. Hier sollte sie also arbeiten und es hieß gleich am Anfang: der Platz wäre zum Arbeiten einge-
richtet, persönliche Dinge, mit denen man sich aller Orten so gerne umgibt, um den Arbeitstag zu erleichtern und den Platz zu versüßen, an dem man viele Stunden gefesselt ist, sind nicht erwünscht.
Na, super, das war ja Mut machend.
Tag der Veröffentlichung: 18.11.2011
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