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Mich muss ein Teufel geritten haben, hätte ich sonst über Elfen und Feen nachgedacht, über Geister, die außerhalb menschlicher Wohngegenden in Felsengrotten, an Quellen und Gewässern leben sollen?
Ich glaube nicht an Teufel aber irgendein ähnlicher Geist muss mich dazu angestachelt haben, diese, wie man leichtgläubig sagt, heiteren Wesen, angeblich niemals alternd und glücksbringend, in meinen Fokus zu rücken.
Ich weiß nicht, ob sie wirklich und immer verlässlich nur eitel Glück bringen, hörte ich doch, dass sie zuweilen den Menschen auch Wechselbälger unterschieben. Man verzeihe mir an dieser Stelle den wunderlichen Ausdruck aber er ist in der kirchlichen Geschichte durchaus gebräuchlich.
Falls dennoch unbekannt sein sollte, was das ist, möchte ich, auch zum besseren Verständnis meiner Vermutungen, bekannt geben, was ich dazu herausfand:

Ein Wechselbalg ist das Kind eines Elfen, oder ähnlichem, welches gegen ein Menschenkind ausgetauscht wurde. Der Wechselbalg hat angeblich einen unfreundlichen Charakter und besitzt unschöne Verhaltensweisen. So soll er sehr viel schreien und Unmengen an Nahrung vertilgen, heißt es in den Schriften. Der Teufel schiebt zuweilen auch den einen oder anderen Wechselbalg unter. Heute sagen die Leute dazu Kuckucksei. Wie furchtbar! Die Väter merken nichts und die Mütter sagen nichts. Die Elfen- oder Teufelskinder wachsen heran: „dick, dumm, faul und gefräßig“, sagen manchmal die wissenden Nachbarn und streicheln dabei ihr schönes, gutes und kluges Kind.

Mich hat ein Gespräch mit meiner Mutter, welches ich kürzlich zum Thema meines persönlichen und ureigensten, früheren Säuglingdaseins hatte, schwer beunruhigt.
Ich wäre ein Schreikind gewesen, zudem ein besonders großes Exemplar, welches durch ständigen Hunger den Eltern das Leben erheblich schwer machte, denn es gab in der Zeit meiner Geburt nicht unbedingt alles in Hülle und Fülle. Was die unschönen Verhaltensweisen anbelangt, hätte ich auch einiges zu bieten gehabt: ständig die Hosen voll und meist kam mit dem Bäuerchen die halbe Mahlzeit im großen Schwall, ungut riechend, wieder auf Muttis schöner Bluse ziemlich hässlich zur Geltung. Da kam wahrlich keine Freude auf, obwohl ich keine Missbildung, außer vielleicht reichlich große Füße und Hände, oder eine andere sichtbare Behinderung an mir hatte. Kurz, ich war ein äußerst schwieriger Säugling, sagte mir und das in vollem Ernst, meine eigene Mutter.

Betreten und ziemlich verwirrt habe ich davon Kenntnis genommen und nach reiflicher Überlegung gelangte ich nach vielem Hin und Her zu dem Schluss, ich muss ein Wechselbalg sein. Unbedingt. In Wirklichkeit bin ich das Kind eines Elfen oder einer Elfe? Oder das Kind zweier Elfen?
Wie machen es die Elfen überhaupt, frage ich mich nun besorgt und denke stirnrunzelnd an meine mutmaßlichen Elfeneltern. Wo sie wohl leben würden? In welcher Felsengrotte halten sie sich auf und was machen sie den ganzen Tag, wovon leben sie? Nie hörte man, dass Elfen einer ordentlichen Arbeit nachgingen.
Sie lieben den Tanz, hinterlassen dabei Feenringe und waschen ihr Linnen, heißt es. Wo und mit wem sie ihre Kinder zeugen bleibt im Verborgenen. Nun, das habe ich auch so gehalten. Bei der Entstehung meiner Kinder hat niemand zugesehen, soviel ich weiß. Ich möchte nicht vom Thema abkommen, denn dass ich ein Feenkind bin wird immer klarer, wenn auch nicht alle Beweise stichhaltig sind.
Nehmen wir einmal die Liebe zum Tanz. Sie ist vorhanden, wenn auch nicht typisch feenhaft im sanften Reigen auf taufrischer Wiese, auch hinterlasse ich meines Wissens keine sichtbaren Feenringe, die sich als nebulöse Schwa-
den im Kreise winden. Dennoch, das Unsichtbare ist stets um uns. Das weiß jeder.
Natürlich wasche ich auch mein Linnen, jeder Sterbliche kann das sehen, falls er gerade im Waschmaschinenraum ist.
Die Frage ist aber eine ganz andere, nämlich wenn ich das Kind von Feen bin, ein untergeschobener Säugling, ein Wechselbalg, bin ich dann ein Mensch oder eine Fee? Was bin ich? Und wer ist mein Vater, wer meine Mutter?
Ich denke schrecklich lange nach, vernachlässige fast alles, bewege mich kaum noch und sitze nur noch am Computer, um etwas herauszubekommen. Ich recherchiere und erfahre Ungeheuerliches. Vorher erleide ich einen grässlichen Hexenschuss und sitze nun ziemlich gelähmt vor dem Bildschirm.

„Elfen sind Lichtgestalten oder Naturgeister, die ursprünglich aus der nordischen Mythologie stammen. Altnordisch heißen sie álfr, ahd. alb, altengl. ælf, dänisch elve. Die deutsche Entsprechung ist eigentlich in der Mehrzahl Elbe oder Elber (Singular: der Alb oder Elb, feminin die Elbe, wozu seit dem 16. Jahrhundert ein schwacher Plural Elben hinzugebildet), diese wurden bereits im 18. Jahrhundert jedoch weitgehend von der englischen Form Elfen verdrängt, während Alb nur in der eingeschränkten Bedeutung „Albtraum“ überlebt. Später kommen noch die Dunkelalben hinzu, was eine eher negative Mischform jener beiden ist. Eine dämonische Seite der Alben liegt im Wort Hexenschuss, welches eine Übertragung des älteren Ausdrucks Albenschuss ist, sowie dem heute noch gebräuchlichen Wort Albtraum.“



Mein Vater wird ein Alb gewesen sein. Er schickte mir also diese Albträume und nun auch noch den Hexenschuss, vermutlich passt ihm mein Drang zum Tanz nicht sonderlich. Und meine Mutter? Hat sie nur getanzt und dann und wann gezaubert? Was auch immer? Vielleicht hat sie das arme Dornröschen und den ganzen Hofstaat 100 Jahre schlafen lassen.
Das muss in Mecklenburg/ Vorpommern geschehen sein, manche schlafen dort immer noch und warten auf einen Kuss, bekommen aber nur Ohrfeigen. Alles wegen eines Feenwunsches. Na, Dankeschön!

Wie sie mich nun zustande gebracht haben bleibt mir ein Rätsel. Sie wollten mich nicht, soviel steht fest. Feen, Elfen, Albe wollen keine Kinder. Sie schieben ihre Brut den armen Sterblichen unter und sind sie los. Fragt sich, was sie mit den Menschlein machen, die da ausgetauscht werden? Mir kommen jetzt ganz unheilvolle und grausliche Gedanken, auch warum die Elfen so einen Feenring ablassen. Es sind schlicht ihre widerwärtigen Abgase, die unsere Luft verpesten.

Das ist übrigens ein Bild von meinen Elfen-Alb-Eltern. Ich habe es im Internet gefunden.


Die Menschen glauben an die gute Fee, die Wünsche erfüllt. Nein, dass kann ich nicht mehr glauben. Die sind einfach nur faul und vergnügungssüchtig, manchmal wollen sie ihr Gewissen befriedigen, indem sie einen der dämlichen menschlichen Wünsche erfüllen, etwa schöne Kleider oder ein neues I-Phone, welches sie aus vergoldeten Nüssen, die von den Bäumen fallen, heraus-
holen können. Derzeit sehe ich diverse Menschen Knüppel in die Walnussbäume werfen, jetzt weiß ich endlich warum.
Das bringt den Menschen doch kein Glück. Nein, lasst mich in Ruhe mit diesen Wesen. Ich bin froh, dass meine Eltern mich großgezogen haben, auch wenn ich ein schwieriger Säugling war und nun ein schwieriger Erwachsener.
Ich denke nach allen Beweisdurchsichten, ich bin doch keine Fee, musste ich doch mehr tun als tanzen und dann und wann Wünsche erfüllen. Den Hexenschuss nehme ich aber übel, wem auch immer. Ich muss mich mehr bewegen, sagt meine innere liebliche Stimme ...ich sollte mehr tanzen ... auch erfülle ich immer noch Wünsche ...Hhm





Die Recherche:



„Ein Wechselbalg ist ein untergeschobener Säugling (veraltet „Balg“). Dies ist häufig ein negativ besetztes Synonym für ein Kuckuckskind beim Menschen. Dazu haben sich Mythen herausgebildet, die für den untergeschobenen Säugling böse Geister verantwortlich machen. Die genaue Herkunft des Begriffes ist ebenso wie seine Entstehungsgeschichte unbelegt.


Teufel tauscht gewickeltes Baby (St. Laurenz) gegen Wechselbalg aus und übergibt das Kind einem Dämon, ca. 1425 – 1450, Kalkmalerei, Kirche in Undløse, Dänemark, (Nationalmuseet, Kopenhagen)
In der Vergangenheit wurden auch Missbildungen und Behinderungen des Neugeborenen als Zeichen für das Vorliegen eines Wechselbalges fehlgedeutet. Wechselkinder wurden oft nicht als menschliche Wesen angesehen und ihre Tötung wurde deswegen nicht unbedingt als ein Verstoß gegen das offizielle Verbot der Kindstötung angesehen. Auch Martin Luther glaubte an Wechselbälger; er hielt sie für Kinder des Teufels ohne menschliche Seele, die „nur ein Stück Fleisch“ seien und deren Tötung er empfahl.

Ein Wechselbalg ist in der Mythologie das Kind eines Elfen, Naturgeistes, Gnomes oder ähnlichem, welches gegen ein Menschenkind ausgetauscht wurde. Hexen und andere mythologische Wesen werden je nach Volksglauben ebenfalls des Balgwechselns verdächtigt.
Der Wechselbalg hat angeblich einen unfreundlichen Charakter und besitzt unschöne Verhaltensweisen. So soll er sehr viel schreien und Unmengen an Nahrung vertilgen. Der Wechselbalg wird oft als verkrüppelt beschrieben. So könnte durch Abneigung gegen behindert geborene Kinder, wirtschaftliche Not und einem resultierenden Wunsch nach Entfremdung der Glaube an den Wechselbalg entstanden sein.Es gibt je nach Region verschiedene rituelle Abwehrmechanismen, um das Auswechseln des Balges (Säuglings) zu verhindern. So sollen zum Beispiel die Plazenta unter der Wiege liegen gelassen, das Kind nach seinem wahren Alter befragt oder drei Lichter im Kinderzimmer entzündet werden.“





Ohne Worte ...Hilfe, wenn sie kommen ...

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Tag der Veröffentlichung: 05.10.2011

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