Moni holt sich raus
Es gab Zeiten, da hat Moni tatsächlich ein bisschen gelitten. Sie quälte sich mit schlimmen Träumen und lag in ihnen halbtot im Bett, ohne sich rühren zu können. Diverse widerwärtige Geister umgaben sie und hinderten sie zu leben oder zu sterben. Einige weinten, ohne sie dabei anzuschauen. Sie weinten einfach vor sich hin. Andere standen am Fuße des Bettes und malten sich vermutlich aus, was sie wohl anstellen würden, wenn die gute Moni in ihrem Bett Wurzeln schlüge. Einer der Alptraumtypen, ein Riesenvieh, glotzte nur. Auch er schien auf etwas zu warten.
Der erprobte Alptraumdeuter wird sofort erkannt haben, was es mit all dem auf sich haben könnte, doch die arme Moni brauchte wieder einmal einen Schubs, um darauf zu kommen. Zunächst kam natürlich niemand, so wie im richtigen Leben eben. Man hofft törichterweise dennoch immer auf eine ziemlich zweifelhafte Hilfe von außen.
So lag Moni und schwebte quasi zwischen Leben und Tod. Zum Lachen konnte sie diesen Zustand nicht unbedingt finden.
Das Merkwürdige war, dass sie denken konnte.
„Gut“, dachte sie, „die Lage ist alles andere als rosig.“
Die Ehe war kaputt, die Firma nicht minder und die Aasgeier lauerten, um die Reste wegzuschleppen. Manche Menschen, die sonst immer gut Freund waren, weinten deswegen furchtbar betroffen und mitfühlend. Moni lernte eine Menge Betroffenheits-
apostel kennen. Mehr als ein zerknirschtes Gesicht und ein paar mitleidstriefende Worte waren von ihnen nicht zu erwarten, schließlich hat ein jeder genug eigene Sorgen. Das wusste Moni.
Eines Nachts als sie wieder so deppert dalag und deswegen fast leise geweint hätte, kam eine Gestalt geflogen.
„Himmel, noch ein Alptraum-Meier!“
Aber die Figur grinste nur und schien dabei die anderen Typen zu ignorieren.
„LASS DICH BLOSS NICHT VERRÜCKT MACHEN. Komm endlich hoch!“
Moni konnte das nach einigem Hin und Her einse-
hen und die ganze Alptraum-Bande sich selber überlassen. Sie erwachte prompt, balancierte zähnezusammenbeißend über die Brückenfeiler, die noch standen und gelangte so in eine immer noch lebenswerte Welt.
Das klingt jetzt alles sehr zweifelhaft und man denkt, dass es auch reichlich nach Baron Münchhausen ausschaut, dieses sich selber am Zopffassen-
können und sich aus dem Morastrausziehen, doch da sich das Meiste im Kopf abspielt, merkte sie, dass es funktioniert, wenn’s im Oberstübchen klar ist.
Der Weg war dennoch lang und dem Feuer der Bühnen, den tobenden Massen, den vielen Zu-
schauern zu entkommen, war eine schwere Aufgabe. Das muss man natürlich auch wissen.
„LASS DICH NICHT VERRÜCKT MACHEN. Geh deinen Weg!“
Grinste die Figur hin und wieder und ignorierte dabei die fiesen Typen, die immer wieder auf-
tauchten.
So wanderte Moni zügig und freute sich ihres Lebens, denn sie hatte es wirklich geschafft, sich rauszubringen.
Texte: Bilder und Collagen Helga Siebecke
Tag der Veröffentlichung: 19.09.2011
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