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Wandern in Flandern



Dieses Jahr wollten wir einmal ausnahmsweise nicht nach Holland fahren, sondern nach Belgien.
Im April, das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, wir hatten schon Temperaturen bis 25°C, fuhren wir also frohgemut in Richtung Brüssel. Kein Stau, alles war bestens. In einer akzeptablen Fahrzeit fanden wir ganz entspannt unser Hotel. Man fährt in Belgien nämlich nicht so schnell und man wird, wenn man es dennoch wagt, von h i n t e n geblitzt. Das wollte mein lieber Bernd nicht riskieren, denn die Bußgelder sind, wie in Holland übrigens auch, empfindlich.

Nach dem Einchecken beschlossen wir ins Zentrum von Brüssel zu fahren, um ein wenig die Stadt per pedes zu erkunden. Plötzlich sahen wir mehrere Polizeiautos nebst Beamten, die offensichtlich jedes zweite Fahrzeug heraus winkten. Wir waren ein Zweites! Wir waren somit „Opfer“ einer Großrazzia. Die Fahrer mussten die Papiere zeigen und ins Röhrchen pusten. Für uns war das alles nur eine unliebsame Unterbrechung unserer Stadtfahrt, es gab mit uns kein Problem. Aufatmen! In einer Tiefgarage fanden wir etwas später auch ein Plätzchen für unseren Rudi (unser Auto heißt so), wenn auch ein teures (eine Stunde 2,50 Euro). Eine Frechheit!

Brüssel ist eine lebendige Stadt mit vielen pracht-
vollen Bauten, die den Besucher auf dem großen Markt „fast zu erschlagen“ drohten. Wir staunten und fotografierten in alle Richtungen alles. Wir sahen aber auf dem „Berg der Kunst“ auch eine völlig andere Bauweise, die uns an die Nazibauten in Berlin erinnerte. Ein Baustil, der sich für uns seelenlos anfühlt.

Nach der Herumlauferei entschlossen wir uns, etwas zu trinken und später irgendwo in aller Ruhe gut zu speisen. Vorher wollten wir noch das Männeken-Piss besuchen, die kleine weltberühmte Figur, die eigentlich nicht wirklich viel hermacht, doch man muss sie gesehen haben. Danach wandelten wir noch durch eine sehr schöne Einkaufspassage mit sehr vielen, auch teuren Geschäften, durch die auch etliche Gruppen geschleust wurden. Schokolade, Pralinen, Waffeln, Fritten wurden in unglaublich vielen Geschäften und Ständen in großer Vielfalt angeboten, auch Bier in unzähligen Sorten ist in Belgien äußerst beliebt.



So schlenderten wir immer weiter durch die Straßen bis wir uns in einer „Fressgasse“ zum Essen niederließen. Wir hatten schlicht genug vom vielen Tippeln. Mit dem Essen waren wir einiger-
maßen zufrieden und etwas erholt wanderten wir den langen Weg zum Parkhaus zurück, ohne uns zu verlaufen. Die Straßen waren sehr laut, die Straßen-
bahnen, die Autos, alles ging mir ein wenig auf die Nerven. Nun mussten wir bloß noch mit Rudi durch Brüssel zurück zu unserem Hotel finden. Bernd hatte aber immer den richtigen Riecher. Ich hätte mich bestimmt verfahren und wäre dabei tausend Tode gestorben.
„Zuhause“ gut angekommen, schauten wir noch ein wenig fern, denn die Nachrichten wollten wir nicht verpassen. In Japan hatte es schon wieder gebebt. Schrecklich! Es gab keinen deutschen Sender, also sahen wir holländische und englische Nachrichten. Danach gute Nacht!
Am nächsten Tag wollten wir zum Atomium.

2. Tag



Nach einer Nacht mit wenig Schlaf, weil es einfach viel zu warm war, statteten wir also dem weltbe-
rühmten Atomium unseren Besuch ab.

Wir waren begeistert. Die Saison hatte noch nicht begonnen, somit waren keinerlei Schlangen zu verkraften. Wir fuhren in die oberste Kugel, von der ein hervorragender Ausblick zu genießen war.



Mit Rolltreppen und herkömmlichen Stufen bewegten wir uns von Kugel zu Kugel. Es ist ein sehr beeindruckendes Bauwerk ohne Frage. Mit seinen 105 Metern Höhe und den Kugeln mit jeweils 18 Metern Durchmesser ist es eine tolle Architekten-
leistung, die sicherlich die Lösung allerhand statischer Probleme in sich barg.

Anschließend ging es weiter an die belgische Küste in Richtung De Haan, unserem eigentlichen Urlaubs-
ziel.

Da die Stadt Gent an unserem Weg lag, entschlossen wir uns spontan sie zu besichtigen. Gent ist eine wundervolle Stadt mit einer enormen, sehr gut erhaltenen Altbausubstanz. Begeistert und laufend fotografierend, lustwandelten wir zwischen den beachtlichen Giebelhäusern, von denen die oberen Etagen vermutlich oftmals leer standen.
Wir denken, dass die Wohnungen nicht mehr zumutbar sind und nur das Erdgeschoss als Restaurant oder Geschäft genutzt wird.



Es waren unglaublich viele sonnenhungrige Menschen unterwegs, die die zahlreichen Restaurants und Bistros bevölkerten, um etwas zu essen oder ein Getränk zu sich zu nehmen. So auch wir. Es hat uns sehr gefallen. Allmählich spürten unsere Füße den Drang sich auszuruhen. Sie waren müde vom Pflaster treten, so sind wir aufgebrochen, um unsere Ferienwohnung zu erreichen. Wir bemerkten, dass in Belgien nicht nur die Autobahnen von hohen Bogenlampen gesäumt werden, sondern auch die kleineren Straßen. Angesichts der Energiesituation fanden wir das befremdlich.


Am frühen Nachmittag erreichten wir schließlich unser Urlaubsziel De Haan. Mit unserer Ferienwohnung waren wir einigermaßen zufrieden. Alles war vorhanden und soweit auch in Ordnung. Zunächst.



Nun begehrten wir den Strand und das große Wasser zu sehen und den Ort wollten wir auch kennen lernen. Er machte auf uns einen sehr guten Eindruck. Ein gepflegtes Seebad mit vielen Hotels und Restaurants zeigte sich in beschaulicher Ruhe im abendlichen Sonnenlicht, es war ja auch noch Vorsaison. In einem Supermarkt kauften wir noch Gemüse und ein Paar Koteletts für unser wohlver-
dientes Abendbrot. Alles ist nicht gerade billig, scheinbar auch teurer als in Holland.
Nach dem Essen war ich wieder einmal müde und legte mich aufs Ohr. Nichts störte. Komisch, ich bin immer müder als mein Mann und außerdem ein schrecklicher Frostköttel.

3. Tag



Wir haben gut geschlafen, die Sonne schien schon in unser Schlafgemach als wir aufstanden, um uns ein herzhaftes Frühstück mit allem Drum und Dran zu bereiten. Von unserem Frühstückstisch war ein unverbauter Blick über ein kleines Rasenstück und über ein noch nicht bestelltes Feld zu genießen. In der Ferne sahen wir unhörbar ein paar Autos fahren. Auch diese Straße wurde beleuchtet (also nicht am Tage, aber im Dunkel). Jede Straße scheint in Belgien des Nachts beleuchtet zu sein. Welch eine Verschwendung!

Nach dem Frühstück brachen wir auf, um zunächst etwas zum Essen einzukaufen, denn wir wollten uns täglich alleine ein schönes Mittagessen kochen, wenn wir am Abend erlebnisbeladen heimkehren. Der Ort war quirlig, der Supermarkt auch. Alle hatten scheinbar Ähnliches vor wie wir. Doch der Einkauf war schnell erledigt, alles ist übrigens etwas teurer als bei uns.
Wir brachten schnell noch die Sachen in unsere Ferienwohnung in den Kühlschrank und ab ging es in Richtung Brügge. Das Wetter war herrlich, wenn auch nicht mehr sommerlich warm, außerdem ging ein ziemlicher Wind. Das störte uns aber nicht.
Wir besorgten uns vorher noch in Den Haan eine Tageskarte für die Bäderbahn ohne Datum, um demnächst mit diesem Gefährt (sieht wie eine Straßenbahn aus) alle Bäder abzuklappern.

Aber nun strebten wir endlich gen Brügge. Wie sich herausstellte, waren unglaublich viele Menschen in dieser wunderschönen Stadt unterwegs. Ein Gewimmel auf allen Plätzen, in sämtlichen Straßen. Jeder wollte in der Sonne sitzen, um ein Getränk zu sich zu nehmen oder einen kleinen Happen zu essen.





Auch in dieser Stadt überall Schokoladenläden, Waffelbistros und Frittenangebote aber auch alles andere wurde reichhaltig, manchmal sehr teuer, angeboten.
In Gruppen strömten die Menschen durch die Straßen mit den gut erhaltenen Giebelhäusern, die wir immer wieder begeistert fotografierten. Kirchen, Rathaus, Klostergelände, Wasserstraßen alles sehr schön und absolut sehenswert.

Wir waren mit einer kleineren Rast über vier Stunden unterwegs. Pflastertreten ist ziemlich anstrengend musste ich wieder einmal leise stöhnend feststellen. Aber zu Fuß kann man in dieser Stadt ungeheuer viel entdecken. Zahlreiche Menschen waren auch mit den Pferdekutschen zur kleinen Stadtrundfahrt unterwegs, dafür standen sie auf einem großen Platz Schlange. Andere saßen in den Booten und sahen sicher auch sehr Schönes vom Wasser her, aber auch hier standen die Leute an, um einen Platz zu ergattern. Wir stehen nicht gerne an, so tippelten wir halt.

Schließlich waren wir pflasterlahm. Durch einen schönen Park am Wasser gingen wir in die vermut-
liche Richtung unseres Parkhauses, immer schön der Nase nach, hoffend, dass wir in die richtige Richtung liefen.



Auf einem großen Platz angelangt, sahen wir eine riesige Menschenmenge zum Teil auf Stühlen sitzend oder stehend. Sie warteten auf den Beginn eines Konzerts. Das Orchester saß schon auf der Bühne, die Instrumente wurden auf den Kammerton A eingestimmt. Ich konnte Bernd dazu überreden kurz Platz zu nehmen, weil mir nämlich Füße und Rücken ein wenig schmerzten.
Als das große Blasorchester anfing einen Marsch zu spielen, standen wir auf und entfernten uns in Richtung Parkhaus. Wir sind nicht gerade Fans von Marschmusik.
Im Parkhaus war Ruhe, leise Musik ertönte und unser Rudi (so heißt unser Auto) stand artig an seinem Platz. In Belgien ist im Parkhaus über jedem Platz eine kleine Lampe, die signalisiert, ob belegt oder nicht belegt. So sieht man schon von weitem am grün blinkenden Licht, dass ein Stellplatz verfügbar ist und man muss nicht ewig kreisen.
Wir fuhren nun nach Hause. Unterwegs noch ein kleiner Zwischenstopp am Wasser in Blankenberge. Hier tummelten sich zahlreiche Windsurfer. Mir war es aber viel zu kühl, so fuhren wir rasch weiter.
Nach dem Kaffeetrinken musste ich mich ein halbes Stündchen aufs Ohr legen, auch dieses war gut. Mein armer Rücken, er hatte diese Wohltat verdient.

4. Tag





Nun wollten wir einen Teil der Küste kennen lernen. Das Wetter war viel versprechend, wenn auch nicht ganz so warm und etwas windiger. Also entschlossen wir uns, die Anoraks mitzunehmen, einen Schal und ich entschied mich für die robusten Wanderschuhe, was sich als Segen erwies.

Am Wasser in Wenduine standen zahlreiche Angler, die ihre Angeln direkt ins Meer warfen. Dass sie etwas fingen, sahen wir nicht. Es war Ebbe, somit war der Strand unermesslich breit geworden und der Untergrund fest, also gut zum Laufen. Muscheln oder anderes Getier waren nicht vorhanden, wir gingen auf festem feuchten Sand. Oberhalb der Dünen war ein Aussichtspunkt, also Treppen-
steigen und es hat sich gelohnt. Die Sicht in die Weite war toll. In der Ferne waren die großen Hafenkräne von Zeebrugge zu sehen, viele Schiffe säumten den Horizont. Ja, ein schöner Tag lag vor uns.

Gemächlich wanderten wir zurück zum Auto, um unserem nächsten Ziel entgegen zu streben: Blankenberge. Die Attraktion dieses Ortes wäre die Pier, eine Seebrücke, die 350 Meter über den Strand aufs Meer reicht. Na ja, alles hätte einmal einen neuen Anstrich verdient, dennoch ist es ganz nett auf einer Seebrücke spazieren zu gehen. Was uns in fast allen Seebädern nicht sehr gefiel, waren die großen Hotels, die nach Massenabfertigung aus-
sahen. Sie nehmen den Bädern den Charme.




In Zeebrügge ist der größte Fischereihafen Belgiens, somit ist hier alles durch die Meeresgastronomie und den Fischhandel geprägt. Wir gönnen uns ein Fischbrötchen, wandern ein wenig umher und fahren weiter. Viel war hier nicht los. Aber das Brötchen und das Fischangebot, selbst am Sonntag, war große Klasse.
Wir fahren weiter nach Knokke-Heist, angeblich den mondänsten Badeort an der flämischen Küste. Wir entschlossen uns am Strand entlang zu wandern, denn die Promenade war noch im Schatten und wirklich nicht mondän. Die üblichen Hotelklopper säumten den breiten Weg, Zahlreiche Touristen spazierten oder radelten die Straße entlang. Im Sand standen eng an eng kleine weiße Holzbuden, die zu mieten waren. In ihrem Windschutz lagerten die Familien in der Sonne.
Wir haben die Promenade schnell verlassen, um am Wasser, am Strand ein wenig zu wandern, außer-
dem fand dort ein Radrennen statt. Wie sich herausstellte radelten weit über hundert Fahrer gegen den kalten Wind an. Die Strecke war sehr lang und kostete sicher viel Kraft. Polizei und das Rote Kreuz begleiteten die Fahrer auf ihrem schweren Rundkurs. Aber wir und viele andere wanderten gemächlich neben der Fahrroute. Es war frisch und der Wind ziemlich kalt. Wir waren froh, die Anoraks angezogen zu haben. Der Weg war weit und wir mussten auf der Promenade eine kleine Rast einlegen, was sich wirklich als sehr erholsam erwies.

Die Wanderung zurück zum Auto absolvierten wir mit einiger Mühe, denn wir waren schon recht-
schaffen müde. Außerdem hatte die Sonne unsere Gesichter ziemlich gerötet. Wir waren echt froh als wir wieder im Auto saßen.
Am Abend brieten wir uns ein schönes Fischfilet, dazu Kartoffeln und geschmortes Paprikagemüse.

5. Tag



Auch dieser Tag begann mit viel Sonne, somit sind wir nach gutem Frühstück auch frohgemut losge-
fahren, um wieder vieles zu erleben. An diesem Tag war eine Fahrt mit der Straßenbahn entlang der Küste bis zur französischen Grenze Nähe De Panne geplant. Wir beabsichtigten immer einmal auszu-
steigen, den Ort zu inspizieren, ans Wasser zu schauen und weiter zu fahren. Genauso haben wir es gemacht. Uns ist aufgefallen, dass die Badeorte entgegen der Beschreibungen in den Prospekten kaum Charme oder Anmut besitzen, dennoch tummelten sich viele Familien mit ihren Kindern auf der breiten Promenade, die sich die ganze Küste entlang zieht und gab sich hauptsächlich den Angeboten von merkwürdigen, niedrigen Tretfahr-
zeugen hin. Vom Kleinstkind über Jungendliche bis zu Pärchen, die schon etwas älter anmuteten, wurde der Spaß mit diesen Gefährten sichtlich genossen.
Wir gönnten uns eine schönes Kaffeetrinken mit Waffel im Sonnenschein, ein Gläschen Weißwein und genossen das Wetter, das Wasser und die Möglichkeit, die Menschen in ihrem Treiben zu beobachten.

Wir wanderten in den verschiedenen, sich ähneln-
den Badeorten umher und mussten immer wieder feststellen, dass tatsächlich unser Ferienort De Haan davon angenehm absticht.
Die hohen schmucklosen Hotelgebäude mit den Balkons verschandeln die Gegend, soviel steht fest. Die meisten Appartements waren im April noch nicht vermietet. Zur Hauptsaison muss es hier grausam sein, vermuteten wir und waren froh, wenigstens von den Menschenmassen verschont zu sein, mal davon abgesehen, dass trotzdem die Promenaden schon sehr belebt waren.
Allmählich hatten wir genug, rote Gesichter und leicht schmerzende Rücken. Wir stiegen in die Bahn und fuhren leicht abgeschlafft non stopp zurück, immerhin 1,5 Stunden. In Den Haan schnell noch etwas einkaufen und dann „Nachhause“. Wir waren gespannt, ob unsere Überschwemmung in der Toilette inzwischen beseitigt wurde, ob der Klemp-
ner da gewesen war, denn bevor wir diesen Tag auf Tour gingen, mussten wir leider diesen Schaden anmelden. Ich befürchtete einen Umzug, doch mitnichten, alles war wieder in Ordnung. Wunderbar!

6. Tag



Der Wetterbericht meldete schlechtes Wetter an, somit planten wir eine Autofahrt nach Frankreich, nach Dunkerque (Dünkirchen). Obwohl wir einen stinknormalen Alltag hatten, schien die Stadt verschlafen. Es war wenig los auf den Straßen, was uns irgendwie verwunderte aber wiederum fand ich die Ruhe erholsam. Der Wind war ziemlich kalt aber die Sonne schien freundlich, so war’s auszuhalten, dennoch hatten wir es bald satt herum zu streifen, zumal es besondere Motive für unsere Kameras nicht gab. Die Stadt ist geprägt durch vergan-
gene Kriegsschrecken, besonders die des 1. Weltkrieges. Es gab größte Zerstörungen aber man hat offensichtlich alles wieder im moderneren Stil aufgebaut. Alles ist recht ordentlich und sauber anzuschauen aber als Tourist betrachtet, wenig spektakulär.


Es war noch nicht spät, so entschlossen wir uns ganz spontan nach Calais zu fahren. Wir haben es nicht bereut, denn Calais ist eine recht nette Stadt, lebendig, mit einigen schönen Motiven. Da wäre zum Beispiel das Rathaus, mit einem herrlichen Blumen-
garten mit einer Skulpturengruppe von Rodin davor,



oder das beachtliche Theatergebäude, aber das Beeindruckendste ist in der Umgebung zu finden.
Es sind die Kreidefelsen am Cap Blanc-Nez. Man kann mit dem Auto bis zum Aussichtspunkt fahren und wird von einem überwältigen Ausblick belohnt.
Wir hatten das Glück, die Küste Englands zu sehen. Laufend sieht man Fähren von Calais nach Dover fahren. Es ist die kürzeste Überfahrt mit einer Fähre, man benötigt nur 1,5 Stunden.
Wir hatten in Calais schon ein wenig Hunger, so kauften wir kurzerhand ein knuspriges Baguette, ein wenig gekochten Schinken und guten Käse, auch etwas zum Trinken. Genüsslich verspeisten wir alles ganz oberhalb des Kreidefelsens mit einer wundervollen Aussicht auf Calais und dem Blick über das Meer. Danach machten wir uns auf den Heimweg.

7. Tag



Wir wollten wandern, schließlich haben wir ja unsere Wanderstiefel mitgenommen. Wandern in Flandern! Nicht weil es sich so schön reimt, son-
dern weil wir uns bewegen möchten und das diesmal im Wald, abseits des Straßenlärms und der Menschenströme. Den Haan hat einen sehr schönen Stadtwald, mit Wegen für Fußgänger und Pfaden für Reiter. Alles ohne Steigungen, leicht zu meistern. So wanderten wir frohgemut los. Das Wetter war sonnig und ruhig, in unserem Rucksack eine Flasche Wasser und ein paar leckerer Brote, damit wir unterwegs nicht hungers sterben müssen. Wir erreichten schnell den nächsten Badeort: Wenduine und beschlossen nach einer Kaffeepause den Rückweg am Strand, entlang des Wassers zu nehmen. Wir wandern gerne am Strand. Der Wind wehte nur leicht, dennoch waren wir froh nach zwei Stunden wieder in Den Haan zu sein.

Wir wollten nun ein schönes Restaurant für unseren Abschiedsabend ausfindig machen. Es gab überall zahlreiche Möglichkeiten, doch am Donners-
tag, unserem letzten Tag, hatten viele geschlossen. Es war nicht ganz einfach, denn wir hatten zudem auch Ansprüche. Wir wollten gepflegt und gut Fisch essen. Das ist nicht ganz billig (ab 25 Euro aufwärts, ohne Getränk), dafür sollte schon alles stimmen. So fuhren wir ein wenig herum, schauten hier einmal hinein und dort einmal, ohne uns festzulegen. Manchmal haben wir uns auch geärgert, wenn man uns nämlich eine Tischreservierung verweigerte. Dieses nicht, weil alles bereits ausverkauft war, sondern weil man grundsätzlich keinen bestimmten Platz reservieren wollte. Für uns war das nicht verständlich, denn das Restaurant war leer und es war auch kaum vorstellbar, dass in der Vorsaison der große Run abends zu erwarten wäre. Man hat es also nicht nötig.

Letzter Tag



Morgens zeigte sich der Himmel etwas ungnädig, grau und unfreundlich. Wir wollten uns den letzten Tag nicht vermiesen lassen und machten uns auf, um noch einmal am Strand entlang zu wandern. Mit dem Anorak war es allerdings auszuhalten und später lugte sogar ein wenig die Sonne hervor.
Nachdem wir wieder in Den Haan ankamen, kehrten wir in das Restaurant ein, dass wir auch für den Abend favorisierten. Wir bestellten uns einen Capuccino und einen Kaffee, um damit versorgt schon einmal die Karte zu studieren. Der Wirt wies uns, als er den Kaffee servierte, unfreundlich darauf hin, dass wir sofort essen müssten, weil dieses Haus ausschließlich ein Speiserestaurant sei. Oh je, das wussten wir nicht und es deutete auch außen kein Hinweis darauf hin. Wieder verließen wir ärgerlich ein Haus der „Gastlichkeit“.

Danach starteten wir noch einen Versuch, um ein schönes Restaurant zu finden. Wir bekamen eine Empfehlung, fuhren durch die Felder, kleinste landwirtschaftliche Wege, um es zu entdecken. Schließlich landeten wir auf einem alten Gehöft abseits jeglicher Ortschaften, welches bei weitem nicht saniert schien oder auf ein Restaurant hindeutete und dennoch war es genau das Beson-
dere, welches wir suchten. In einem Nebengebäude, vielleicht einem ehemaligen Stall, fanden wir alles: sehr freundliche Menschen, ein fantasievolles Ambiente, einen offenen Kamin, Gemütlichkeit und eine befriedigende Speisekarte. Und… oh, Wunder, der Tisch unserer Wahl wurde reserviert.

So fand unsere Reise einen würdigen Abschluss, denn das Essen war köstlich. Man hatte es nur für uns, wirklich nur für uns zubereitet, denn eigentlich hätte man das Restaurant wegen eines plötzlichen traurigen Ereignisses schließen müssen, erfuhren wir, als wir verwundert sahen, dass wir die einzigen Gäste waren.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.04.2011

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