Wally 1
Die Wally möchte den Menschen etwas sagen, ob sie es hören wollen oder nicht. Viele möchten oder können es nicht, weil sie auch ständig etwas sagen. Man ist also beschäftigt.
Nehmen wir einmal die Lehrer, die stets bemüht sind, Wissen zu vermitteln und darüber völlig vergessen, dass auch sie nicht alles wissen. Zumindest fällt es ihnen schwer, es zuzugeben. Einmal Lehrer, immer Lehrer. Das ist nichts Verwerfliches. Ernst wird es erst, wenn der Erzieher, der Pädagoge spricht. Er duldet keinen Widerspruch aber er meint es nur gut. Das wird oft verkannt.
Wally ist kein Lehrer aber sie weiß über diese Spezies eine Menge, die Familie ist voll von ihnen. Vermutlich ist da ein wenig abgefärbt, denn Wally hat diesen gewissen Mitteilungsdrang, der zwar fern jeglicher Belehrung ist, dennoch verdächtig umfangreich ans Licht sprudelt.
Der Tag der Organspende ist für dieses Jahr begangen. Die Menschen geben dazu sehr merkwürdige Kommentare ab. Sie hätten schon einmal daran gedacht, wären aber wieder davon abgekommen, sie hätten keine Zeit dafür, und es wäre ja noch nicht so weit.
Ja, Himmel, Arm und Zwirn, denkt Wally erbost, glauben diese Susis und Meiers tatsächlich, man würde ihnen sofort das Herz herausreißen? Glauben sie etwa, der Herr würde sie so entleert nicht in den Himmel lassen? Und was, wenn sie selber einst bedürftig wären?
Wally möchte am liebsten diesen tumben Typen mit dem Nackten ins Gesicht springen, wenn es denn helfen würde. Aber vermutlich wäre diese sportliche Übung gänzlich daneben.
Wally muss erkennen, dass die Menschen sich einfach nichts sagen lassen wollen, an Erziehung wagt sie nicht einmal zu denken. Doof bleibt eben doof.
Wally 2
Wally ist wie immer ein wenig vorlaut. Kaum wird der Fernseher eingeschaltet und die selbsternannte deutsche Freiheitsstatue, uns Guido zeigt ihr Einverständnis, Superpolitiker und Megaminister zu werden, dann verdreht sie die Augen und beginnt mit der Stöhnerei, was selbstverständlich keinem nützt.
Dasselbe geschieht, wenn dem Medienmeister und Fäkalienhumoristen, dem großen Künstler Dieter B. in den Nachrichten ein warmes Plätzchen eingeräumt wird. Wally muss dann ein wenig würgen, obwohl sie dem bekannten Sender durchaus gönnt, für den besagten Künstler die Kohle hinblättern zu müssen. Mein Gott, wer sich auf Prominenz stützt, der soll auch zahlen.
Ein bisschen beunruhigt auch, dass die Bevölkerung nunmehr in fast allen Punkten glaubt, ihre Wünsche würden jetzt befriedigt werden. Wally denkt und meckert, alles würde beim Alten bleiben, für wenige wird das Leben besser und es wird daran gearbeitet, ja dafür schließlich auch nächtelang gerungen, dass es dabei bleibt. Gute Politiker ringen immer, sie sind Kämpfernaturen. Man möchte den Glauben der Leute vereinnahmen. Sie haben es geschafft. Die Superstars regieren. Die Künstler halt! Die Bürger werden zahlen müssen. Ja, mei.
Die Stadtväter und -Mütter haben auch viele Ideen, möchten Museen bauen, die tollen Kästen, die unter 300 Millionen unansehnlich ausschauen würden, für Wallys Stadt jedenfalls. Wenn die Schulen verrotten, dann ist es nicht so tragisch. Die Bürger wollen so etwas. Sie sind kaum zu retten, schlussfolgert Wally messerscharf, was soll das Geflenne.
Wally 3
Wally platzt der Kragen. Die Länderfürsten stöhnen, sie hätten kein Geld. Also nicht sie, sie haben ja für sich selber bestens gesorgt. Ihre Renten sind sicher. Der olle Blüm hatte also doch nicht so unrecht, nur dass er es irgendwie anders meinte. Jetzt macht er Witze auf Talk-Shows, über die man nicht lachen kann. Aber eine frohe Natur isser, während uns Ulla Tränen rinnen lässt, obwohl ihre Rente sicher sein dürfte. Nur die Macht ist erst einmal futsch. Das ist schon zum Heulen. Wally möchte einen Sack voll Zwiebeln spenden für alle großen Volksparteiobersten eine. Heult sich leichter.
Jetzt fangen die Ministerpräsidenten noch an zu flennen, statt mal richtig nach oben auszuhauen und dem Merkel mit seiner gelben Welle den Sturm anzusagen. Nö, in Hessen fängt man lieber schon an mit dem Schleimen. Die anderen lachen debil und stellen sich zum Gruppenfoto auf. Das wäre dann die ganze Einigkeit. Wally bekommt, wenn sie Gruppenfotos sieht, sooo einen Hals. Jeder beknackte Gipfel endet mit einem Gruppenfoto, sonst nur heiße Luft und Kosten für die Arbeitsessen.
Die Zeitung ist voll davon, also voll von Gruppen. Ob die alle die Schweinegrippe kriegen? Sie soll ja nun überschwappen. Endlich, der Impfstoff muss wech.
Wally ist noch nicht geimpft. Am Ende platzt ihr wirklich der Kragen, wegen des dicken Halses und dann wird das Bein dick. Vielleicht sollte sie doch noch lieber zum Impfen….?
Im Radio heißt es, dass wieder einer Fieber bekommen hat.
Haben wir nicht alle ein bisschen Fieber?
Wally 4
Jeden Tag neue Sensationen. Die Ägypter haben begriffen worum es geht. Her Außenminister Schwesterwelle auch. Jeden Tag tritt er vor die Presse, um bekannt zu geben, dass er etwas verstanden hat. „Die Ägypter wollen jetzt eine Demokratie“, er hebt rhythmisch die Arme. „Man muss sie jetzt demonstrieren lassen“, sagt er noch und denkt, bloß gut, dass die Nofretete in Berlin ist und Mubarak doch nicht nach Deutschland wegen seiner Krankheiten reist.
Wally denkt, dass es den Ägyptern nicht viel nützt, wenn Herrn Schwesterwelle irgendwelche Lichter angehen. Sie müssen zusehen, ihren Landesfürsten nebst seiner ganzen Sippschaft und Anhänger davon zu jagen.
Die Sicherheitskonferenz fürchtet um ihre Sicherheit, die Islamisten kommen. Wer wird die Konferenzteilnehmer schützen? Haben sie nicht alle Mubaraks Hand geschüttelt. Das kann eng werden.
Die Amerikaner zahlen weiter Milliarden für das Miltär in Ägypten. Man muss aufpassen, wenn in Afghanistan Schluss ist, dann gibt es neue Aufgaben, die Welt zu retten.
Wally ist sich nicht sicher, ob die Welt so zu retten ist. Die Ägypter versuchen es zunächst auf ihre Art und sie tun gut daran. Wally hofft mit ihnen.
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2011
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