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Monis Rudi und der Hermann in Afghanistan

Moni denkt häufig über Krieg und Frieden nach, damit ist sie nicht allein. Menschen beschäftigen sich schon immer damit. Leider! Komisch ist nur, dass scheinbar aus den tragischen Kriegen der Vergangenheit nichts gelernt wird. Man schickt die Menschen nach wie vor emsig in Kriegs-
gebiete und drischt dort munter aufeinander los. Gut, die Soldaten sind anders bewaffnet aber sonst? Es hat sich nichts geändert.

Der Bevölkerung wird suggeriert, dass der Krieg notwendig sei und gut. Man kämpfe für eine gute Sache. Merkwürdiger Weise sagt jede Seite Selbiges zu seinen Leuten. Jeder streitet für das Gute. Moni zieht ihre Stirn in Falten und kann dem ganzen hochgradig dämlichen aber genauso gefährlichen Treiben der Menschen geistig nicht mehr folgen.

Jeder noch so Geistigminderbemittelte dürfte inzwischen begriffen haben, dass ein Krieg so ungefähr das Schlimm-
ste ist, was geschehen kann. Die Großkopferten jedoch, die alle angeblich hoch gebildet sind, die irgendetwas studiert haben, die also vermutlich mehr als lesen und schreiben können, also auch denken, genau die befür-
worten einen Krieg und verteilen entsprechende Mandate. Es ginge nicht anders. Sie müssen das. Die Sache ist absolut alternativlos, verkünden sie gebetsmühlenartig.

Das Verwunderliche, man rüstet die Soldaten, die dort ihre Haut hinhalten müssen, nicht einmal ordentlich aus. Die kaufen sich zum Teil ihr Zeugs selber, um nicht zu krepie-
ren. Also auch hier Zweiklassenwirtschaft. Moni kennt das von anderen Gebieten. Na ja, wer will schon Vereinheit-
lichungen? Das klingt gestrig und riecht nach Sozialismus. Großes Pfui! Also nicht jeder einen guten Helm, sondern jeder seinen. Wer keine Kohle hat, stirbt eher. Moni kommt das bekannt vor.

Jetzt hat man gelernt, man möchte den Soldaten die Möglichkeit geben, noch besser um die Runden zu kommen, sich quasi den Gegebenheiten anzupassen. Man geneh-
migt einen afghanischen Bundeswehr-Esel, der die Lasten durch unwegsames Gelände schleppen soll. Donnerwetter, denkt Moni. Der Minister hat Ideen! Der Esel kostete Einhundert Euro. Das ist es, hier werden Weltideen geboren und umgesetzt. Die Soldaten kümmern sich abwechselnd um das gute Tier und taufen ihn Hermann. Sie finden dabei Abwechslung und Freude. Die Kampfmoral steigt.

Moni überlegt nun, ob das alles so gut ist, denn der Esel ist ein Afghane, am Ende ein heimlicher Taliban. Wen nähren wir hier an unserer Bundeswehrbrust? Gibt es nicht genug gute deutsche Esel? Die gibt es sicher, glaubt Moni. Aber würden sie auch Kriegslasten durchs Talibanland tragen können? Da kommt Unsicherheit auf, denn die deutschen Esel würden auf alle Fälle kugelsichere Westen brauchen und mehr. Man müsste die Eselausrüstung extra entwickeln und das kostet. Hermann ist da anspruchsloser. Wenn er in die Luft fliegt, dann würde man sicher einen neuen Hermann genehmigen.

Moni fragt sich nun, warum die Soldaten dem Hermann nun diesen Namen gaben. Sie denkt da eher an den Cherusker mit dem großen Schwert, dem Helden, den man heute noch verehrt und ein Monumentaldenkmal setzte. War der womöglich auch nur ein armer Esel, der allen voran den Kopf hinhielt? Arminius hat es den Römern gezeigt. Ob der Esel es in Afghanistan reißen würde? Moni ist sich nicht sicher, aber sie gönnt den Soldaten den Spaß.

Moni hat jetzt auch einen. Also keinen Esel aber ein Transportmittel, welches sie Rudi taufte.
Sie bekommt fast ein schlechtes Gewissen deswegen, denn Rudi schleppt keine gefährlichen Lasten durch Kriegs-
gebiete und steht ziemlich sicher in der Garage. Dennoch habe Rudi und Hermann etwas Gemeinsames, meinen die Politiker. Der Terrorismus komme nämlich näher und näher, der Taliban bedrohe somit auch Monis Rudi, deshalb müsse man am Hindukusch das Böse in der Wurzel bekämpfen und ausrotten.
Moni ist davon nicht sehr überzeugt. Dass man mit Ausrottungstheorien, mit Vergeltungen nicht das Geringste verändern könnte, dürfte eigentlich erwiesen sein aber man betreibt es dennoch und hofft damit, der Menschheit gedient zu haben. Hofft man das wirklich? Moni las neulich, dass man in der Region in Hülle und Fülle ein ganz besonderes Material gefunden hat: das Lithium, welches für unsere so zivilisierte Welt von allergrößter Bedeutung ist.

Moni hat so ein dumpfes Gefühl, warum es für ein Verbleiben in Afghanistan keine Alternative gibt. Es ist wieder einmal nur so ein Gefühl, welches die gute Moni beschleicht. Sie wird sich also, damit das nicht nur so ein Gefühl bleibt, mal etwas näher mit den Dingen befassen, auch wenn das ein wenig weg vom Esel Hermann führt. Rudi ist sicher, denkt sie. Aber ganz sicher ist sie sich natürlich auch nicht. Am Ende wird er geklaut oder angezündet und das völlig ohne den Taliban. Nein, Autos anzünden ist auch nicht das, was irgendjemanden weiterbringt…sollte sie sich doch lieber auch einen Esel? …Wäre billiger und umweltfreundlicher! Da hat allerdings gerade jemand im Zoo mitten in Deutschland die Stallungen angezündet. Wer macht denn so etwas?


Nachwort



Montag, 15. November 2010
SPIEGEL ONLINE
Politik

"Riesige Rohstoffvorkommen liegen in Afghanistan: Die USA melden den Fund neuer Vorräte, die angeblich eine Billion Dollar wert sind. Doch das Land tut sich schwer, seine Schätze zu heben - ein Poker mit korrupten Politikern, Kriegsfürsten und ausländischen Konzernen hat begonnen.

Worum geht es? Ein US-Team von Geologen und Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums will Rohstoffvorkommen im Wert von fast einer Billion Dollar in Afghanistan aufgespürt haben. Das berichtet die "New York Times" ohne genauere Angaben über das Ausmaß der Funde. Es gehe um Lithium, Eisen, Kupfer und Gold, zitiert die Zeitung hochrangige US-Beamte.

In einem internen Papier des Verteidigungsministeriums heißt es demnach sogar, Lithium könne für Afghanistan das werden, was Erdöl für Saudi-Arabien bedeutet. Der Rohstoff wird zur Herstellung von wiederaufladbaren Batterien benötigt, unter anderem für Mobiltelefone und Laptops. Der für die Weltregion zuständige General David Petraeus sprach in einem Interview am Wochenende von "atemberaubenden Möglichkeiten" für Afghanistan. Was die Ausbeutung der Rohstoffreserven angehe, gebe es allerdings noch viele Fragen."

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Tag der Veröffentlichung: 15.11.2010

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