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Einblicke in die zweite Ehe

(Ausschnitte)


Die Wohnung erschlägt Menschen. Jeder, der einmal provisorisch gehaust hat, weiß es. Jedes Tier soll art-
gerecht gehalten werden, ein Mensch sollte menschen-
würdig wohnen. Das ist leider ein Anspruch, der weltweit überhaupt nicht erfüllbar ist, doch mit Flexibilität und einer Menge Beziehungen war das in der damaligen DDR möglich. Nicht immer sofort, man musste warten, aber es war ein erreichbares Ziel.

So zogen wir in eine andere Stadt, mein Mann wechselte den Standort, ich fand Arbeit wieder in einem relativ großen Industriebetrieb. Wir hatten nun ein Zimmer mehr, die Wohnung war wesentlich besser aber in der 5. Etage. Was macht das schon, Treppensteigen ist Sport und der soll ja so gesund sein.

Die Kinder fühlten sich wohl, fanden Freunde und ich arbeitete mich ein, wurde akzeptiert, die Arbeit war keine Hürde. Ich war wieder in der Forschung für betriebs-
wirtschaftliche Betrachtungen tätig und für die Statistik des Betriebes. Man vertraute mir. Ich erhielt tiefe Einblicke in das Lügengewebe eines sozialistischen Industriebetriebes und durfte entsprechend an höhere Organe Bericht erstatten.

Ich bin ein ehrlicher Mensch aber fälschte die Statistik, damit es immer heißen konnte:“ der Plan ist erfüllt“. Nein, es hieß, der Plan wurde präzisiert. Die Berichterstattung wurde nicht gefälscht, nur der Plan wurde den Gegeben-
heiten angepasst. Anpassung war alles. Sie war lebens-
notwendig, schließlich nutzten wir auch alle Vorzüge, die ein großer sozialistischer Betrieb bot. Man gaukelte uns vor, dass der Betrieb Gewinne einfahren würde, der Absatz würde florieren. Man wollte es gerne glauben, denn die Jahresendprämie hing unter anderem davon ab, auch die Güte des hoch subventionierten Kantinenessens, die Unterhaltung einer für die betriebsangehörigen kostenlosen Kinderkombination.

Wir bekamen diese Annehmlichkeiten geboten und sie wurden wie selbstverständlich angenommen, die immer größer werdenden Halden mit nicht absetzbaren Produkten wurden übersehen, auch der zum Bersten aufgeblasene Verwaltungsapparat gab keinen Anlass zur Sorge. Man wunderte sich nur hinter vorgehaltener Hand wie dies Luftschloss lebensfähig sein kann. Zweifeln war öffentlich nicht gestattet. Einen Ausweg, es besser zu machen, dem Zusammenbruch vorzubeugen, gab es nicht.

Ich glaube, ernsthafte Gedanken über den Ernst der Lage machten sich die Wenigsten. Jeder schwamm so gut er konnte mit im Strom der gleichgültigen Anpassung, alles andere war gefährlich und absolut wirklichkeitsfremd. Wir glaubten alle, es ginge immer so weiter bis zum jüngsten Tag.

Ich beschäftigte mich mit meiner Familie, meinen Kindern und kümmerte mich nicht um die große Politik. Ich tat das Erwartete, blieb unauffällig. Mein Mann meinte wir könnten für meine Tochter eine Namensumschreibung beantragen, damit wir alle einen, seinen Namen tragen würden. Das wäre seriöser. Eigentlich hoffte ich, er würde meine Tochter adoptieren aber das wollte er nicht. Erst dachte ich, es wäre wegen der Alimente, die im Falle einer Adoption wegfallen würden. Allerdings zahlte der leibliche Kindesvater nie, er antwortete auf meine diesbezüglichen Mahnungen einfach nicht. Ich suchte die Jugendfürsorge auf und hoffte auf Unterstützung.
Man stellte fest, dass er im Strafvollzug einsaß und deshalb nicht zahlte, später zahlte er auch nicht. So erhielt ich einige Jahre eine staatliche Vorauszahlung, die mit dem 12. Lebensjahr des Kindes eingestellt wurde. Man war der Meinung, ich würde in geordneten, finanziell gesicherten Verhältnissen leben und hätte deshalb keinen dringenden Bedarf an dieser Zuwendung.

Im Übrigen verstand niemand, warum mein Mann das Kind nicht adoptierte. Das verstand ich auch nicht. Erst viel später wurde es deutlich, er akzeptierte mein Kind nicht als seine Tochter, sie war für ihn nun einmal da und musste großgezogen werden. Mehr nicht. Nie nahm er sie mal in den Arm oder interessierte sich für ihre kleinen und großen Sorgen, er betrat kaum ihr Zimmer, nichts konnte sie ihm Recht machen. Conny buhlte geradezu um die Liebe, die Anerkennung ihres Papas, sie glaubte er wäre es, denn er war ja mein Mann. Er war nicht bösartig zu ihr als Kind, er war nur lieblos und deshalb uninteressiert. Das sind Empfindungen, sie können nicht erzwungen werden. Offensichtlich kann man auch die Liebe zu einem kleinen unschuldigen und harmlosen Kind nicht einklagen. Sie war in ihm nicht vorhanden und entwickelte sich nie.

Es war meine Tochter und sie war vier Jahre alt als wir uns kennen lernten und ich wählte ihn nur, um meinem Kind einen Vater zu geben und damit eine richtige Familie.

Er war nicht geeignet, es für sie zu sein, das war mir lange nicht klar und sehr unverständlich, wir hatten oft Streitgespräche, die auch meine Tochter mitbekam, denn mein Mann glaubte immer lautstark sein zu müssen, um sich durchzusetzen. Warum er sie nicht lieben konnte, habe ich nie herausfinden können, möglicherweise hat auch mein Verhalten die Ursachen gesetzt. Vielleicht stand ich immer zu sehr auf der Seite meines Kindes und er fühlte sich in eine Ecke gedrängt, in die er nicht gestellt werden mochte.

Wir fanden keine Gemeinsamkeiten in der Erziehung. Er war mir zu intolerant, hatte zu wenig Sinn für die kindlichen Gemüter, seine autoritären Ansprüche waren für mein Empfinden sehr überzogen. Der Kasernenhofton, der erwartete Kadavergehorsam, widerspruchslos und unterwürfig, war mir höchst zuwider. So überließ er im Großen und Ganzen die Erziehung der Kinder meinem Geschick, kümmerte sich nicht viel um sie, es sei denn es tangierte sein Interesse. Das betraf das Angeln und den Tischtennissport. So lernte meine Tochter Tischtennis und mein Sohn wurde ein kleiner Angler.

Wir hatten am neuen Wohnort auch wieder Freunde und Bekannte gewonnen, man besuchte sich dann und wann. Doch bald zogen sich die meisten wieder unauffällig zurück, denn mein Mann war bekannt, dass er sehr gerne über den Durst trank, jedes Mal bis zum Umfallen, unseren neuen Freunden gefiel das nicht sonderlich und mir schon gar nicht.

Ich begann mich für meinen Mann zu schämen. Jede Feier, ob privat zu Hause oder in der Firma endete mit einem absoluten Besäufnis, fremde Leute mussten ihn nach Hause verfrachten, er konnte sich stets am nächsten Tag an nichts erinnern, auch nicht daran, dass er die Außentür der Toilette mit dem Toilettenbecken verwechselte. Mich ekelten seine Saufereien an und die Besinnungslosigkeit danach ebenfalls. Jedes Mal, wenn ich darum bat, er möge ein bisschen weniger Trinken, ich würde mir einmal einen netten, harmonischen Ausgang einer Feier wünschen, schlug ins Gegenteil um. Ich glaube, meine Bitte war der Anlass, es grade zu übertreiben, eine kindische, alberne Trotzreaktion. Ihm würde keiner irgendwelche Vorschriften machen, die eigene Frau schon gar nicht. Ich verlor die Achtung, verstand diesen verhängnisvollen Hang zum Alkohol überhaupt nicht.

Sind vielleicht alle Männer so, ist die Sauferei so schön, was geht in ihren Köpfen vor? Kann man denn nicht lustig sein mit weniger Umdrehungen im Glas und im Kopf? Ich würde es können. Besorgt und argwöhnisch beobachtete ich das systematische Volllaufen der Männer, meines Gatten insbesondere bei den Feierlichkeiten. Es gefiel mir ganz und gar nicht und ich hielt nicht mit, blieb fast immer nüchtern. Das frustriert sicher den Mann und er trinkt nun noch mehr. Möglicherweise habe ich so die Sache noch verschlimmert, als Spaßverderber.

Hatte ich einen Alkoholiker als Mann? Nein, das wies ich von mir, er trank eben gerne, es schmeckte ihm und er war zeitweilig in guter Stimmung, konnte abschalten. Vielleicht hatte er Probleme von denen mir nichts bekannt war? Zu dem Zeitpunkt hatte er keine, jedenfalls versicherte er das, als ich mich mal vorsichtig erkundigte. Über seine Arbeit bei der Armee lies er sich nicht umfassend genug aus, aber mit dem Kommandeur gab es wohl häufig Auseinander-
setzungen, was ihn nicht hinderte bei der nächsten Feier dem selben, wie es schien, in den Hintern zu kriechen. Das taten eigentlich alle.

Der Kommandeur war der Gott, Herr über Beförderungen und Degradierungen. Mein Mann hatte eine Schwester im Westen, was hochgradig gefährlich war. Jeglicher Kontakt war unter Androhung bei Zuwiderhandlung mit unehren-
hafter Entlassung als Soldat, strengstens untersagt. Ich durfte auch mit meinen Verwandten keine Korrespondenz unterhalten. Kein Armeeangehöriger inklusive seine Angehörigen durften das. Allerdings taten es alle dennoch, man musste es nur geheim halten können.

Die Menschen waren erfinderisch. Für das Westfernsehen galt ein ähnliches Verbot, aber alle wussten, was in der Tagesschau vermeldet wurde. Man musste die Kinder impfen, sie durften sich im Kindergarten und in der Schule nicht verplappern, das war nicht ganz einfach. Politische Gespräche mussten in Gegenwart der Kinder unbedingt vermieden werden, man durfte sie nicht in Konflikt-
situationen reinmanövrieren.

Die Kinder waren in dem Regime glücklich, ich wollte sie nicht desillusionieren, sie hätten es auch nicht verstanden.
Ich glaube, mein Mann hatte eine Reihe von Wider-
sprüchen zu verkraften.
Da waren meine Erfahrungen, meine Kenntnisse über die Wirtschaftlichkeit der Industrie, der Forschung, der gefälschten Berichterstattung, meine Ansicht zu den Machenschaften der Überwachungsapparate, meine politische Grundhaltung, die ganz offensichtlich in völligem Gegensatz zu seiner Gesinnung, zu seinem Kampfauftrag stand. Er durfte aber meinem „gefährlichen“ Einfluss nicht erliegen, musste eisern seinen Dienst als Berufsoffizier absolvieren und das 25 Jahre lang.

Ja, man war abgesichert, es gab viele Privilegien, aber man durfte keine eigene Meinung vertreten, man musste politisch zuverlässig sein, also der SED treu und beding-
ungslos ergeben. Ich war einfach nicht die Richtige, ich war keine gute Offiziersfrau, ich habe ihn nicht unterstützen können, zumindest politisch nicht. Als brave Hausfrau und Mutter war ich mit Sicherheit tragbar, aber als Mitstreiterin für die Sache der Partei und als liebende Ehefrau war ich total unbrauchbar, ja sogar sehr schädlich. War es das? Musste er sich deshalb hin und wieder mit Schnaps und Bier ins Koma versetzen? Ich weiß es nicht, es sind vage Vermutungen.
Vielleicht fühlte er sich von mir allein gelassen, nicht ausreichend beachtet, habe ihm nicht als meinen Retter genug oder überhaupt nicht gehuldigt. Er liebte das. Im Mittelpunkt zu stehen, gelobt und angehimmelt zu werden, das war für ihn die Offenbarung.

Wir sollten zu ihm aufschauen. Die Kinder erfüllten ihm diesen Wunsch auch nicht gebührend, sie machten sich über ihn hinter seinem Rücken oft nur lustig. Er ignorierte das, stets wollte er nicht zur Kenntnis nehmen, wenn andere Menschen ihn belächelten, den Kopf schüttelten. Oder merkte er diese Dinge tatsächlich nicht, war er von sich so sehr überzeugt? Manchmal schien es mir wirklich, dass er von seinem eigenen Unsinn überzeugt war.

Mein Mann war selbstbewusst, dominant aber nicht gefährlich, nicht gewalttätig, nur laut. Er verstand es, sich durch zu setzen, das war sein Beruf. Er konnte sich auch gut in Szene setzen, gute Laune und schlechte Stimmung gleichermaßen ansteckend verbreiten. Die Welt sollte sich um seine Person drehen, sich auf ihn Rücksicht nehmend verhalten. Er konnte äußerst liebenswürdig sein, besaß eine gewisse Bauernschläue, die mich mitunter verblüffte. Seinen eigentlichen Horizont erkannte ich leider erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Zunächst ging jeder getrennt seiner Arbeit nach, es gab arbeitsseitig keine Berührungspunkte. Er verstand nichts von meiner Tätigkeit und ich nichts von militärischen Themenkreisen, wir sprachen kaum über die Arbeit, wir sprachen sowieso nicht viel miteinander, über alltägliche, banale Fragen hinaus gab es nichts, worüber wir hätten reden können. Die Zeit war ausgefüllt mit Arbeit, Haushalt, Kinder, Fernsehen. Zärtliche Stunden gab es nie. Wir saßen nicht gemeinsam auf der Couch, wir gingen nicht Hand in Hand, Körperlichkeiten, Küsse, Berührungen wurden vermieden.
Der eheliche Pflichtgeschlechtsakt, wie furchtbar, fand zum Glück selten statt, ich hatte kein Interesse, ich gestattete es notgedrungen, es war mir zuwider, ich fühlte Leere, fast Verzweiflung. Niemand durfte sie mir anmerken, immer noch spielte ich heile Welt, innerlich abgestumpft, ich fühlte mich seelenlos, nur eine hohle Pflichtfigur, unerfüllt, unbefriedigt, hoffnungslos.
Allein, allein, trotz Kinder, Arbeitskollegen und hin und wieder einem Wochenende bei den Eltern.
Ich war desillusioniert, keiner Begeisterung fähig…die Kinder durften es nicht merken…keiner sollte meine Gemütsverfassung deuten, das wollte auch niemand. Wer auch, es gab niemanden, wir hatten keine Freunde.

Eines Tages war ich bei meinem Frauenarzt zur Routine-
untersuchung. Ich wurde stehenden Fußes in das Kranken-
haus eingewiesen zur Gewebsentnahme, ich hätte Gebärmutterkrebs, hieß es.
Die Gewebsentnahme muss in solchem Fall immer vor einem sicher erforderlichen und großen Eingriff mit Organentfernung durchgeführt werden.

Ich war nach der Eröffnung irgendwie fix und fertig, man muss es mir angesehen haben, denn mein Chef schickte mich freiwillig schon am Vormittag nach Hause. Ich habe wie im Trancezustand meine Tasche für die Klinik gepackt, mit meiner Tochter ein paar erklärende Worte gewechselt, sie ging in die erste Klasse, und meine Nachbarin gebeten, sich in den Tagen meines Krankenaufenthaltes um die Kinder zu kümmern.

Spät am Abend kam mein Mann, dem ich kurz die Situation schilderte. Er begriff den Ernst der Lage scheinbar nicht ganz, meine Gemütsverfassung mit Sicherheit noch weniger. Das wäre alles nicht so schlimm, ein Stückchen Gewebe entnehmen wäre keine Gewalt und dann könne sich ja immer noch die Diagnose als falsch erweisen. Man müsse erst mal abwarten. Nun, vielleicht sollten das die für mich beruhigenden Worte gewesen sein. Ich sagte nur ja, ja, möglicherweise hat er ja Recht, dachte ich. Damit wurde der Fernseher angeschaltet, das Thema war zunächst erledigt.

Die Gewebsentnahme war wirklich nicht schlimm, nur ein kleiner Eingriff unter Narkose. Das Ergebnis der Unter-
suchung des betroffenen Gewebes ließ nicht lange auf sich warten. Aber das Warten auf den Befund, war für mich grausam, ich hatte höllische Angst.
Ich bin ein Angsthase, habe zu viel Fantasie, fürchtete mich vor den Qualen, vor dem Tod. Das können die Folgen einer Krebserkrankung sein.
Ich musste also die Zeit nutzen und die Familie vorbereiten. Also zeigte ich meinem Mann alles Notwendige im Haushalt, die Lebensversicherungen, die wichtigen Urkunden, Papiere, Verträge, die man so hatte, versuchte alles zu richten, die Wäsche, räumte die Schränke auf, machte gründlich sauber. Ich versuchte gewissermaßen Klarschiff zu machen.

Mir ging es nicht gut dabei, ich fühlte mich so beschissen wie noch nie in meinem Leben. Der Befund lag vor, die Krebszellen waren nachgewiesen und ich musste mir die Gebärmutter herausnehmen lassen, ich war 32. Es war eine schwere Operation, ich lag auf der Intensivstation an Schläuchen, voll gepumpt mit schmerzstillenden Mitteln. Die Kinder werden von der Nachbarin versorgt, dachte ich nur manchmal und ich lebe, das ist gut. Zu weiteren Gedanken war ich eine Weile kaum fähig. Am Mittwoch und am Sonntag war Besuchstag, ich erhielt keinen. Einmal rief mein Mann an, das Krankenhaus hatte ihn von der geglückten OP in Kenntnis gesetzt.
Er meinte aber, er könne die Krankenhausluft so schlecht vertragen, er würde umfallen bei dem ständigen Desin-
fektionsgestank und ich solle mal schnell gesund werden, dann und dann wäre ein Manöver.

Danke, dachte ich, das war deutlich.

Meine liebe Nachbarin erschien dann einmal mit den Kindern, das heißt die Kinder mussten draußen warten. Kinder durften nicht in meinen Trakt. Ich habe ihnen aus dem Fenster einmal zu gewunken. Nach vier Wochen durfte ich nach Hause. Ich war etwas wacklig auf den Beinen, musste mich immer mal wieder hinlegen, aber es ging. Die Hausarbeit konnte ich erledigen. Mein Mann musste einkaufen und die Sachen hoch schleppen in die 5. Etage. Eigentlich dürfe er nicht so schwer heben, sagte er. Na, ja, diesmal musste er trotzdem, es hat ihm nicht geschadet.

Dann fuhr er mehrere Wochen ins Manöver. Auch das ging. Ich hätte eine Kur gebraucht, normalerweise erhalten die Krebsoperierten anschließend eine Rehabilitationskur. Ich sagte meinem Arzt, dass ich mich gefestigt fühle und außerdem mein Mann nicht da sei, somit blieb ich daheim und ging auch bald wieder zur Arbeit. Ich hatte Glück, alles verlief gut.

Die Angst blieb mir ein wenig erhalten, denn man war noch nicht ganz aus dem Schneider, immerhin könne es ja Metastasen geben, daher also fünf Jahre lang zur Nachfürsorge mit immer neu aufkeimenden Ängsten vor dem Befund. Das gab sich mit der Zeit. Dennoch habe ich den Respekt vor dem Schreckgespenst Krebs nicht verloren, es sollte mich später noch zweimal schocken.

Das Leben ging ganz natürlich immer weiter und es hielt Überraschungen bereit, es wurde spannender, abwechslungsreicher, aber kaum besser.
Ich war gefangen im Kreislauf der Pflichten, wenn sie auch neue Dimensionen annahmen und damit meinen Alltag in neue andere Richtungen drängten.


Impressum

Texte: Coverzeichnung Helga Siebecke
Tag der Veröffentlichung: 21.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

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