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Am Strand



Der Sommer geht ganz allmählich seinem unvermeidlichen Ende entgegen. Sie bedauert das, denn sie ist eine unverbesserliche Verehrerin der warmen Jahreszeit, in der es nun einmal Sonne, Sand und Wellen satt gibt. Die See, die Strände mit ihren typischen Strandkörben, mit dem hellen und feinen Sand, das Rauschen der Wellen, manchmal ein Kreischen der ständig nach Futter suchenden Möwen, das ist immer noch ihre erklärte Welt. Trotzdem.

Sie kann einfach auf das Wasser starren, muss nichts sagen, kann stehen, schlendern, wandern, liegen oder sitzen und den Gedanken freien Lauf lassen. Sie kann auch einfach Löcher in die Luft starren und nichts denken. Das ist manchmal gut für sie...

Sie standen in ihren leichten Gewändern im warmen Sand, der Wind blähte sich in den Kleidern.Beide sagten nichts. Es war noch relativ früh am Tage, die Menschen waren wohl alle noch beim Frühstück. Später würde hier viel los sein. Aus diesem Grund waren die Frauen eher an den Strand runter gegangen. Sie wollten sich den Wind um die Nase fliegen lassen, denn die Nacht war grässlich, die Diskussionen hitzig, die Probleme schier unlösbar.

Der Vater war krank, schwer krank. Er wusste nicht immer, wer er war und wo er war, er kam nicht mehr zurecht. Die dritte Schwester war überfordert. Sie wusste keinen Rat, sie hatte ihre Arbeit und lebte in der täglichen Angst, er würde etwas anstellen. Alle hatten ihre Arbeit, eigene persönliche Sorgen, lebten weit weg.

Nun traf man sich an der See, um eine Lösung zu finden. Alles war so schwierig geworden. Die ganze Nacht hatten sie zusammengehockt. Der Vater saß teilnahmslos mit am Tisch, sagte nichts. Er antwortete nicht, wenn sie ihn ansprachen. Sie redeten über seinen Kopf hinweg. Er verließ leise das Zimmer.
Sie wollten das Beste. Sie wollten immer nur das Beste. Dann gingen sie zu Bett. Man würde einen guten Platz in einem Pflegeheim finden aber es wird schwierig werden.

In aller Frühe standen zwei der Schwestern auf, um an den Strand zu gehen. Ihnen würde bestimmt auch eine bessere Lösung einfallen, man muss bloß einen klaren Kopf bekommen, glaubten sie.
Auf einem der Strandkörbe hing schon ein Handtuch und es standen zwei Badesandalen im Sand. Die Schwestern vermeinten die Sachen schon gesehen zu haben…in Papas Badezimmer…sie starrten aufs Meer, sich aneinander festhaltend.

Impressum

Texte: Bild Helga Siebecke
Tag der Veröffentlichung: 24.08.2010

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