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Moni und der Zweifel



Moni hat schon über Vieles nachgedacht. Über das und den Glauben, über Wahrheit und Lüge, über Nichts und Alles, über das Große und das ganz Kleine, auch über Löcher und Zwischen-
räume, über Ränder und über das Danach, natürlich auch über das Diesseits und die Zeit, die man hat oder nicht, über die Kirche, den Staat, die kleinen Leute oder über die Groß-
kopferten, die es meist nicht verdient haben, dass man über sie nachdenkt, jedenfalls sind der guten Moni immer Zweifel gekommen, einfach so. Nein, natürlich nicht einfach so! Es gab immer Gründe oder Anlässe für dieselben. Es gab sie, diese Zweifel, leider meist auch am Ende ihrer Betrachtungen.

„Das Dubium, der Zweifel ist der gefühlsmäßig charakterisierte Zustand der Unentschie-
denheit, des Schwankens zwischen mehreren Denkmotiven, deren keines das volle Über-
gewicht hat, so dass das Denken nicht durch objektive Gründe bestimmt werden kann.“

steht geschrieben.

Moni ist nun besorgt, denn das hieße ja, dass sie nicht imstande wäre objektiv zu sein. Aber ist es nicht gerade der Zweifel und die daraus folgerichtige Konsequenz, zu suchen, lernen zu wollen, die Objektivitätsfähigkeit voraussetzt?
Man sagt, dass ohne alle Gewissheit das Zwei-
feln selbst gar nicht möglich wäre. Um es genauer zu sagen, ohne Wissen gibt es keine Zweifel. Das heißt, der Zweifler ist nicht der Dumme, eher der, der glaubt. Ja, das klingt hart, ist aber logisch, oder.

Nehmen wir einmal den löblichen Grundsatz der Damen und Herren Richter: Im Zweifel für den Angeklagten! Würde jemand etwa am objektiven Denken der Richtergilde zweifeln? Im Leben nicht. Ein Richter sollte nicht schwanken. Man erwartet von ihm Objektivität, wenn er seinen Spruch raus lässt. Bis dahin sollte er zweifeln. Man versucht ihn auch stets mindes-
tens von zwei Seiten dazu zu bringen. Der Leser ahnt es bereits: es sind die mehr oder weniger guten Anwälte, die das fertig bringen.

Nein, ohne Mist, Moni denkt, dass die Richter bis zum Schluss unbedingt zweifeln müssen, bis sie es wissen, nein zu wissen glauben, denn meist ist es ja nicht ganz so eindeutig, trotzdem ist ein Urteil zu fällen, auch im Zweifel. Ein Richter muss objektiv sein und gleichzeitig zweifeln. Ist schon komisch, gell!
Die ewigen Zweifler, die Nörgler, das sind die Unbequemen unter uns. Eigentlich will die keiner. Die kirchliche Obrigkeit mag diese Typen gar nicht, niemals kann man ein Zweifeln an dem Allmächtigen dulden. Man glaubt bedin-
gungslos oder eben nicht. Früher waren es die Ketzer, die Antichristen, vermutlich gebraucht man heute andere Begriffe, die als verabscheu-
ungswürdige Zweifler auftraten. Die hohen Staatsgewalten lieben sie auch nicht. Auf der Ebene heißen sie Opposition oder man bezeich-
net sie gar als Staatsfeinde. Es gibt viele Aus-
drücke für zweifelnde Menschen und sie sind meist negativ besetzt.
Moni denkt, dass ein Zweifeln doch eigentlich sehr willkommen sein müsste, zumindest wenn sich eine Begründung anschließt. Zweifel wird aber als Kritik betrachtet, als negative Kritik. Jeder sollte für begründete Zweifel dankbar sein. Nein, man weist sie von sich und bleibt lieber weiter dämlich. Kurios!
„Können Zweifel überhaupt dämlich sein?“ fragt sich nun Moni. Natürlich können Zweifel unangebracht sein, wenn nämlich die Beweis-
lage tatsächlich eindeutig ist und der Zweifel sich eigentlich nur als starrköpfige Verbohrtheit darstellt. Doch so einfach ist das auch wieder nicht festzulegen, denn auch hier ist alles relativ.

Ist zum Beispiel ein Mann vierzig Jahre älter als sein erwähltes Weibchen, dann würde Moni nicht daran zweifeln, dass das Mädchen nicht ganz bei Troste ist oder berechnend. Der Mann teilt diese Zweifel sicher nicht. Er glaubt es besser zu wissen bzw. er nimmt alles in Kauf, nur um etwas Junges zu kriegen. Jeder hat seinen Blickwinkel. Der Außenstehende zweifelt, der Betroffene wagt nicht zu zweifeln, er will auch nicht zweifeln. Die Beweise reichen ihm nicht. Die Hoffnung überwiegt. Er hält Zweifel für dämlich.

Gut, ein anderes Beispiel: es soll Frauen geben, die sich die Lippen aufspritzen und glauben, man würde sie so mehr küssen oder ähnliches mit ihr tun, weil sie damit verführerischer ausschauen und wirken würde. Sie vermeint ohne kosmetischen Eingriff ginge es nicht. Ihr Zweifel ist schlicht mehr als dämlich. Sie merkt es nicht und man sagt es ihr auch nicht. Moni lächelt. Strafe muss sein. Lächeln als Strafe. Das ist gemein.
Ja, es gibt viele Beispiele. Mehrere Denkmotive prägen den Zweifel. Moni denkt, Zweifeln ist immer angebracht und hofft allerdings auch manchmal, dass man sie überzeugt, eben nicht ständig Zweifel anzuführen, denn wer will schon immer Einwendungen. Das bremst doch alles aus. Heißt Fortschritt eigentlich, alles zu glauben, immer alles mitzumachen? Sofortige Begeisterung und Bereitschaft aufzubringen, mit zu rennen, wenn alle rennen? Käme man so weiter? Also Moni bezweifelt das.

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Tag der Veröffentlichung: 27.03.2010

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