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Mittelmäßgkeit



Moni stolperte kürzlich wieder einmal über den Begriff „Mittelmäßigkeit“, der scheinbar etwas ganz Furchtbares für viele Menschen beinhaltet, nämlich die schreckliche Vorstellung, absolut unbedeutend zu sein. Keiner will unbedeutend sein. Man möchte glänzen, womit auch immer. Aber als mittelmäßig gelten? Nö, das niemals!

Der Begriff ist also negativ belegt. Moni fragt sich nun, wer legt eigentlich dieses grausliche Mittelmaß fest?
Die Statistik, derjenige, der sich von vermeintlich mittelmäßigen Leistungen abhebt, der Lehrer, die Eltern oder legt man es einfach selber fest, so aus dem Bauch heraus?

Scheinbar ist wieder einmal alles relativ und Moni fragt sich darüber hinausgehend warum die Mittelmäßigkeit überhaupt so schlecht bewertet wird. Es ist nämlich meist gerade das Mittelmaß, welches das Leben erträglich werden lässt und nicht nur das, mit Kompromissen, mit Abstrichen werden erst zahlreiche Weiterentwicklungen möglich. Das ganz Große, die super hohe Leistung birgt das Risiko des absoluten Scheiterns, des Versagens auf anderen nicht minder wichtigen Lebensbereichen in sich. Ein teurer Preis!

Moni vermutet, dass ihr hier absolutes Unverständnis entgegengeschleudert werden wird, denn man wird sie ganz sicher fragen, wo wir wären, wenn wir die großen Denker, die Erfinder, Künstler, die Universalgenies also die Hochbegabten nicht hätten und haben.
Die großen Heeresführer, die Diktatoren auch? Sind die auch inbegriffen, denn sie sind ja weiß Gott nicht mittelmäßig? Nein, die sind natürlich nicht gemeint. Punkt. Aber Genie und Irrsinn liegen nahe beisammen und wehe wenn da die Macht zur Ausübung gelangt. Wir wissen das. Das Überdurchschnittliche im Menschen wird zum nicht zu überbietenden Verderb der Menschheit. Moni läuft es eiskalt über den Rücken.

Nun, es kommt wohl darauf an auf welchem Gebiet ein Mittelmaß überschritten wird. In der Kunst mag das absolut Große unschädlich sein, wobei auch hier alles auf den Zeitgeschmack hinausläuft, aber es gibt natürlich Klassiker, die unumstritten sein dürften. Die Grenzen werden fließend.

In der Wissenschaft gestaltet sich die Sache komplizierter, denn wie man weiß haben Erfindungen, in der Praxis angewendet, oftmals verheerende Auswirkungen. Das muss nicht so sein aber hier ist sehr viel Vorsicht ange-
bracht, denn andere „Hochbegabte“ warten nur darauf Machtinteressen damit zu verwirklichen.
Der Wissenschaftler hat hier ein ungleich höheres Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. Ist er sich dessen bewusst? Moni ist sich da nicht ganz sicher, denn im Elfenbeinturm der hohen Wissenschaft wird nicht immer die Realität in alle Überlegungen einbezogen. Das ist scheinbar zu viel verlangt von den Überdurchschnittlichen. Sie müssen sich ihren ehrgeizigen Zielen widmen, sie müssen das tun, wofür Mittelmäßige nicht imstande sind.

Die Mittelmäßigkeit hat sich dort anzusiedeln, wo das Leben im Alltag zu bewältigen ist: Familie, Kinder, Beruf, Haus, Hof, Garten, ein bisschen Kunst und Kultur, ein wenig Unterhaltung, Lachen, Beziehungskisten, Krankheiten, viel Werktag, wenig Sonntag, Urlaub, eine Menge Gelaber. Kurz alles profane mittelmäßige Aufgaben und Ereignisse!

Moni findet, dass die Menschen und das sind sehr, sehr viele, eigentlich fast alle, hier das leisten, was die Welt, die Menschheit braucht, um fortzubestehen. Die Mittel-
mäßigkeit, das Maßvolle, die Angemessenheit, die Besonnenheit ist das eigentlich Große alles andere gehört kontrolliert und sollte gelenkt werden, einfach zur Schadensverhütung.

Doch den Großen dieser Welt ist alles schnurz. Sie ziehen ihr Ding unbeeindruckt durch, verlachen die mittelmäßigen Mäuse und Ameisen, die ihnen dummerweise noch den Steigbügel halten. Vielleicht hohnlachen sie gerade deswegen, doch wehe, wenn sie ein Zipperlein haben, dann weinen sie und hadern mit der schnöden Welt. Unsere armen Mimosen!

Moni hat bloß wieder einmal nachgedacht und festgestellt, dass sie lieber etwas weniger begabt ist aber dafür im Leben ganz gut klarkommt auch wenn der Wind mal stärker ist. Und überhaupt, sie hat wie all die anderen, alles gegeben, was ihr möglich war und ist. Mag sein, dass dieses mittelmäßig ausschaut, weil’s alle können. Moni pfeift auf die anderen, die das so betrachten und geht ihren Weg...



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Tag der Veröffentlichung: 24.02.2010

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