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Wir wollten dieses Jahr einmal eine Schiffsreise wagen. Darüber hinaus aber auch den großen Stätten der Antike einen Besuch abstatten und zwar nicht unbedingt dann, wenn die halbe Menschheit in tropischen Temperaturen dorthin unterwegs ist. Somit wählten wir schlau den Wonnemonat Mai aus, um uns auf den Weg zu machen, in der Hoffnung im frühlingshaften, milden Wetter, den Pergamonaltar zu suchen. Nein, das war natürlich Spaß, denn wir wissen: genau der steht klimatisiert in Berlin. Wir haben ihn bereits besucht und andächtig bestaunt.

Unser Flieger brachte uns ohne Probleme nach Izmir in die Türkei, wo wir in der lauen Nacht wohlbehalten landeten und auch unseren Führer fanden, der uns zum Bus begleitete, mit dem man uns nach Kusadasi zum Hotel fuhr. Um 1.30 Uhr lagen wir erschöpft in den Betten. Das Hotel war ein Luxusklopper, unser Zimmer entsprechend groß und toll ausgestattet, doch wir wollten eigentlich nur schlafen, denn am nächsten Morgen sollte es um Sieben Uhr schon mit dem Bus auf große Tour gehen. Wir hatten nämlich vor dem Einschiffen in Istanbul noch eine Busreise durchs Land gebucht, um wie erwähnt, antike Berühmtheiten zu sehen.

Wir waren also nun doch in einer Reisegruppe unterwegs, was wir sonst tunlichst vermieden haben. Und wie es natürlich nun auch kommen muss, einige Leutchen hatten sich falsch informiert, oder nicht aufgepasst, jedenfalls musste der Bus eine halbe Stunde warten bis sie angetrödelt kamen. Wir hätten lieber die Zeit mit Schlafen ausgefüllt als im Bus, auf bescheuerte Leute zu warten. Der Reiseführer, ein perfekt deutsch sprechender, dicklicher junger Mann, nahm es mit Geduld und blieb freundlich. Schließlich würden wir ja noch viele Tage miteinander verbringen müssen. Wir wollten uns alle durch nichts die Laune verderben lassen.

Es ging also los. Die erste Station war Pergamon (die dazugehörige Stadt heißt Bergama), ein Hochplateau in praller Sonne gelegen, welches einen überwältigen Blick ins Land gestattete. Zahlreiche Touristen rannten mit gezückten Kameras von umgestürzter Säule zu Säule und fragten sich besorgt, wo nun der berühmte Altar gestanden haben könnte. Drei wunderbare Pinien zeugten von bewusster Stelle. Man war beruhigt und schoss zahlreiche Fotos mit und ohne Frauchen.
Mein Sonnenhut lag im Bus. Das war irgendwie dämlich, fand ich.

Dennoch gab es durchaus imposante Reste eines Tempels, vor dem ich mich nun auch ohne Hut geduldig und bereitwillig hinstellte, wegen des Erinnerungsfotos nämlich. Der Reiseführer gab sich Mühe, über die Historie des Platzes zu referieren. In seiner Eigenschaft als Anführer musste er das wohl auch. Die Leute folgten seinen Ausführungen mit geteilter Aufmerksamkeit.
Hin und wieder kamen aber auch andere Themen zur Sprache, wie wohl die oder die Fußballmannschaft in Deutschland oder Sonstwo gespielt haben möge. Das bewegte übrigens während der kompletten Reise fast alle Gemüter. An mir gingen derartige Fragen glatt vorbei. Der Reiseführer telefonierte und sah scheinbar die halbe Nacht fern, um diesbezüglich gut informiert zu sein. Er telefonierte sowieso immer laut schnatternd und lang anhaltend während der Busfahrt. Wenn er nicht, dann tat es der Busfahrer. Telefonieren ist wichtig. Nein, man gab sich Mühe ohne Frage. Es gab Wasser im Bus und ausreichend Pinkelpausen, die wir auch nutzten um einen türkischen Tschai, einen kleinen schwarzen gesüßten Tee, zu trinken, der übrigens gut tat und stets ein wenig aufmunterte.

Über die Landschaft wurde nicht viel gesagt. Mit Bäumen würde er sich nicht so gut auskennen, meinte der Reiseführer. „Alles „Soda-Bäume“ (Bäume, die so da nur rum stehen).“ Immerhin sahen wir später Baumwolle pflanzende Frauen, Olivenhaine ohne Ende und Wein, der gar nicht mal so schlecht schmeckte, meinte mein Mann und der hat Ahnung. Die Oliven würden die Italiener mit Vorliebe importieren, abfüllen und weiter verkaufen. Die Haselnüsse der Welt kämen auch aus der Türkei. Das wüsste unser Herr Reiseführer nun ganz genau, er hätte da in der Verwandtschaft Einen, der in der Branche als Fahrer tätig sei. Donnerwetter! Auch der Joghurt wurde hier erfunden, mussten wir schon auf einer anderen Reise zur Kenntnis nehmen. Wir staunen. Aber der Joghurt ist wirklich Klasse und die Oliven kann man auch gut essen. Das weiß man. Nüsse hatten wir gerade nicht zur Hand.

Dann ging es auch schon weiter in Richtung Troja. Den Vortrag über Troja durch den Reiseführer habe ich schon vergessen. Das alles hatte man in der Schule bereits gelernt und die Sache mit dem trojanischen Pferd gut in Erinnerung behalten (also jetzt nicht zu verwechseln mit den Trojanern, die uns bei der Virensuche im PC hin und wieder begegnen).
Das trojanische Pferd gibt es natürlich nicht mehr, aber eine beachtliche Nachbildung erwartete uns am Eingang, in die man hinein steigen kann, um oben aus einem Fenster hinauszulinsen.

Bernd ist da hoch, mir war’s zu heiß. Also es war nämlich heiß. Wir hatten über 30 Grad auszuhalten. Ich inzwischen mit dem Hut auf dem Schädel! Von wegen frühlingshafte Temperaturen. Weit gefehlt! Anschließend lief man hochrot auf Holzwegen an den alten Mauerresten vorbei. Ich habe Mohnblumen fotografiert. Bin ich ein Banause, frage ich mich? Egal. Ich wartete auf einer Bank am Ausgang auf Bernd, der mal kurz ein Örtchen aufsuchte. Es wäre in Ordnung meinte er erleichtert. Man weiß das vorher nicht immer so genau. Am Flughafen zum Beispiel in Izmir erwarteten mich diese Pinkel-Stehlöcher. Sie flößen mir Angst ein aber wenn’s nicht anders geht, wird man mit den Nöten auch fertig.

Weiter ging’s schon etwas abgeschlafft in Richtung Canakkale an die Dardanellen, wo auch ein Übernachtungshotel auf uns müde Reisende wartete. Das Hotel war soweit ok, es lebte offensichtlich von den durchfahrenden Gruppen, die natürlich auch verköstigt wurden. Bernd hatte leichtes Bauchgrummeln (hatte er schon Zuhause), somit konnte er von dem Essen kaum etwas genießen. Mit hat’s geschmeckt. Es war nicht zum Verrücktwerden aber durchaus gut zu essen. Das Essen in der Türkei war immer einfach aber gut, vitaminreich und üppig, das übersüßte Dessert mal ausgeklammert. Die Gruppe saß an großem Tisch auf einer offenen Terrasse. Die Abendluft tat gut, so beschlossen wir noch ein paar Schritte zu laufen. Wir wollten einen Blick auf die Dardanellen werfen, der war uns aber verwehrt, denn die Nacht kommt ziemlich schnell. Auf einmal kamen die anderen auch an den kleinen Strand, ein Grund für uns, zu verduften. Ich war auch müde. Im Bus zu fahren ist eine anstrengende „Arbeit“, außerdem hatte ich vom langen Sitzen Elefantenfüße, die mussten unbedingt hoch gelagert werden.

Am nächsten Morgen hieß es wieder früh aufstehen, denn wir wollten weiter nach Istanbul und die Fähre zur Überfahrt zum europäischen Teil der Türkei erreichen. Die Abfahrtszeiten sind etwas flexibel, man legt ab, wenn die Bude voll ist. Kleine bunt gekleidete Türkinnen boten vor und auf der Fähre selbst gestrickte Socken an, Männer wollten Feuerzeuge und anderen Kleinkram loswerden. Schwierig! Scheinbar kaufte keiner was. Die Fähren waren gut ausgelastet. Wir hatten klare Sicht und wurden von zahlreichen Tauben und Möwen begleitet. Die Überfahrt empfanden wir als willkommene Ablenkung vom stundenlangen Busfahren.

Istanbul ist ein Moloch, 17 Millionen Einwohner sind kein Pappenstil. Man baut und baut, Riesenhäuser entstehen und die Ausdehnung der Stadt ist unglaublich gewachsen, meint der Reiseführer, natürlich auch die Preise für Grundstücke und Wohnungen, dennoch zieht es die Türken mehr und mehr in die Städte. Im Landesinnern wäre die Besiedlung immer dünner. Wir sahen es. Die Türkei sei ein sehr fruchtbares Land und würde sich mit seinen Produkten selber ernähren können, hören wir. Es gäbe sogar Erdöl, was auf Grund internationaler Bestimmungen aber nicht gefördert werden dürfe. Komisch! Ich weiß nicht soviel darüber. Die Hintergründe sind nachzurecherchieren.

Uns ist aufgefallen, dass die Türken sehr stolz auf ihr Land sind. Man wäre tolerant, jede Religion würde geduldet sein, auch alle Bevölkerungsgruppen dürften sich integrieren und in Frieden leben. Gegen Gewalt würde man allerdings vorgehen. Das Kurdenproblem wäre im Grunde keines, wenn es halt keine gewalttätigen Ausschreitungen gäbe. Wir hören zu und nicken, keiner ist für Gewalt.
Der Busfahrer manövriert den Bus geschickt durch das Verkehrschaos (denn der Größere hat Recht) hin zur blauen Moschee, ein berühmtes Gotteshaus mit sechs Minaretten, wo alle Touristen hin und rein müssen. Schuhe aus und Jacke an, vorher Vorträge über die Geschichte des Gebäudes. Wir sehen vom Bus aus viele Moscheen und bekommen über den Islam eine Unmenge an Informationen. Unser Reiseführer weiß da viel, meint aber, dass er ein schlechter Moslem wäre. Er nähme es nicht so genau mit den vorgeschriebenen Gebeten, außerdem würde er einen ordentlichen Raki oder ein Bier nicht verachten. Man sah es.
Natürlich kam auch die Frage nach dem Kopftuch, welches in Deutschland ständig zahlreiche Diskussionen hervorruft. In der Türkei ist es eigentlich verboten, wird aber toleriert, jedoch nicht in den Universitäten und in den Schulen. Das ist kurios. Überhaupt sind in Deutschland lebende Türken ganz anders aufgestellt als die in der Türkei ansässigen. Das haben wir allerdings auch schon früher bemerkt. Aber ich möchte nicht verallgemeinern. Das ist immer ein Fehler.
Die große Moschee ist voller Touristen, die in Grüppchen zusammenstehen, die Plastiktüten mit den Schuhen in der Hand, meist schauen sie in die imposante hohe Kuppel. Man ist ständig beim Staubsaugen, wie wir sehen, dennoch ist mir das Barfußgehen auf dem Teppichboden, der so viele andere bestrumpfte oder nackte Füße täglich ertragen muss, etwas unangenehm. Ein Kopftuch müssen hier die Frauen zum Glück nicht umlegen aber die Schultern müssen bedeckt sein. Das kann man respektieren. Es riecht ein wenig muffig und ich bin froh, wieder draußen zu sein. Die Zeremonien und strengen Regeln fürs Beten etc. sind mir irgendwie in der heutigen Zeit, als Atheist sowieso, suspekt und schwer nachvollziehbar, dass man an all diesen Dinge so hängt und glaubt, sich an alles klammert. Das geht mir bei allen Religionen, die so streng antiquiert zelebriert werden, übrigens so. Ich bin halt ein ungläubiger Thomas, da ist Hopfen und Malz verloren. Bekehren ist nicht drin. Aber zuhören kann ich.

Kaum sind wir aus der Moschee raus, beginnt der Muezzin mit jammervoller Stimme mordsmäßig zu schreien und zwar in einer unvorstellbaren Lautstärke, für unsere Ohren ein Graus. Unser Reiseführer versuchte parallel das Hippodrom zu erklären. War nicht einfach. Wir wallten ein wenig brav auf dem historischen Platze umher und fotografierten die Obelisken aber eigentlich wollten wir noch in den großen und viel gerühmten Bazar. Ich hoffte auf klimatisierte Räumlichkeiten. Meine Hoffnung erfüllte sich und wir lustwandelten durch die Hallen, in denen es alles gab, was der Tourist oder der türkische Bürger so braucht: in erster Linie jede Menge teuren Schmuck, Lederwaren und Lampen, Bauchtanzgewänder und Schalen, Töpfe und, und, und Teppiche. Wir haben nichts gekauft, nur die Verkäufer hin und wieder freundlich abgewehrt. Dass man angesprochen, zum Kauf gedrängt wird, falls man mehr als ein Auge auf Etwas wirft, das hatten wir schon oft erlebt. Es gehört eben dazu.

Ich wollte hier nun auch raus. Irgendwie fühlte ich mich von all dem Gewimmel und Gewusel, dem Glitzerkram, den vielen Menschen überreizt. Wir latschten draußen noch ein wenig rum. Dort spielte sich Ähnliches ab, bloß ohne Klimaanlage und mit noch mehr Gedränge. Bernd zeigte keine Ermüdungserscheinungen und fotografierte begeistert die Menschen, die Stände, die Waren. Ich glaube, er war ein wenig enttäuscht, dass ich nicht ganz so euphorisch auf den Bazar reagierte. Nun, er hatte Mitleid und wir saßen dann ein wenig im Schatten eines Bistros und nahmen ein Getränk. Mir ging es so schon viel besser.



Allmählich bekam ich schon Lust, unser Schiff zu sehen. Der Bus brachte uns zum Hafen und dort lag die MV Cristal, ein griechisches Kreuzschiff, ein schönes Schiff. Alles war ganz einfach. Man verabredete sich für den nächsten Tag, an dem wir noch mehr von Istanbul sehen würden ehe wir wirklich auslaufen. Ein Formular noch ausfüllen mit der Versicherung, dass wir keine Schweinegrippe haben und auch nicht mit verseuchten Leuten Berührung hatten, das Gepäck noch einmal durchleuchten, Pässe zeigen und dann ab auf den Dampfer, die AIDA lag auch schon da. Da war ich auch schon drauf, sagte ich stolz. Ich freute mich, jetzt würde Erholung pur auf uns zu kommen. Ein Foto vor dem Einschiffen, Fotografen wollen auch verdienen (kostete übrigens 12 Euro) und dann brachte uns ein netter Steward zur Kabine.

Alles wie erwartet, wunderbar. Ein toller Dampfer! Internationales Publikum, alle Altersgruppen bevölkerten dieses Schiff. Unser freundlicher Steward hieß Aleksandros, ein Grieche wohl, und faltete unsere Badehandtücher kunstvoll zu Elefanten und Schwänen. Das Servicepersonal war allerdings vielfach aus dem asiatischen Raum, allesamt sehr nett und freundlich, immer bemüht, einem die Wünsche zu erfüllen. Die Kellner sangen manchmal beim Bedienen (war aber sicher so angesagt von den Chefs). Jedenfalls war der kleine weiß uniformierte mit goldenen Schulterstücken versehene Offizier überall dabei und arbeitete eifrig mit. Bernd meinte, dieses wäre insgesamt der beste Service von der ganzen Welt. Mein Bernd kennt nämlich die Welt, ich fange damit erst an.

Bernd spendierte auch dieses „all inklusive“ für die Trinkerei, was sich leider als kleiner Fehler herausstellte, denn es gelang trotz größter „Mühe“ nicht, den gezahlten Betrag abzutrinken. Nun, die schmucken kühlen Fruchtcocktails waren große Klasse und wenn man sie so auf dem Sonnendeck freundlich serviert bekommt, dann fühlt man sich wie ein kleiner Herrgott.

Also am nächsten Tag, nach dem Einschiffen und der ersten Nacht an Bord, die übrigens absolut normal verlief (das Schiff lag ja noch im Hafen), sollten wir ja in Istanbul noch einiges zu sehen bekommen. Wir konnten ganz gut schlafen, obwohl wir eine Innenkabine bewohnten. Innen heißt hier ohne Fenster, aber die Belüftung war tadellos und die mögliche Beleuchtung auch. Die Kabine war zweckmäßig und recht gut ausgestattet, die Betten groß genug und man konnte sich auch sonst noch drehen und wenden. Gut das „Bad“ war klein, aber alles war da. Man musste nur aufpassen, wenn man die Toilette benutzte und die Spülung betätigte: mit gewaltigem Karacho und unverstellbarer Kraft wurde alles in die Tiefe gesogen. Also schnell Deckel zu. Ich habe übrigens noch nie einen Händetrockner mit soviel Power erlebt wie auf diesem Schiff. Der heiße Luftstrom drückte mit ausreichend Krach die armen hingestreckten Hände gnadenlos nach unten. Übrigens standen die Kellner mit Desinfektions-mittelflaschen für die eventuell nicht gewaschenen Hände vor den Restaurants. Ich glaube die Angst vor der Schweinegrippe hatte diese Maßnahme bewirkt.

Nach gutem Frühstück gingen wir also wieder von Bord, eine Landganggenehmigung und die Bordkarte in der Tasche, die Pässe wurden ja eingezogen. Man würde sie beim endgültigen Ausschiffen wieder erhalten.
Das Wetter war bombig, bombig bullig, oberheiß. Egal, wir hatten ja den Besuch der Zisterne im Programm. Das versprach kühles Gewölbe, welches uns auch sehr gut gefiel. Früher war hier das Trinkwasserreservat von Istanbul untergebracht. Eine riesige halbdunkle unterirdische Säulenhalle, gut restauriert, empfing uns. Auf Rundgängen durchschritten zahlreiche Menschen staunend die beeindruckende historische Stätte. Sehr sehenswert das Ganze, fanden wir. Wir waren nicht die Einzigen, der Geräuschpegel in der Superakkustik war beachtlich. Hier finden offensichtlich auch Konzerte statt. Gut vorstellbar! Die Gruppe kam allmählich wieder zusammen, um zur nächsten Attraktion zu kommen, dem Topkapi Saray.

Unglaubliche Menschenmassen begehrten Einlass, um zu sehen, was an Schätzen angehäuft wurde, wie im 15. Jahrhundert der Sultan lebte und regierte, mal abgesehen davon, dass man von hier aus auch wundervolle Ausblicke auf den Bosporus und Istanbul genießen kann. Es gab im Übrigen Sicherheitsvorkehrungen wie am Flughafen. Muss wohl sein. Die Hitze war unglaublich und die Schlangen vor den einzelnen Palasträumlichkeiten ebenso. Wir entschlossen uns, nur ein wenig herumzuschlendern, Eindrücke aufzunehmen, Fotos zu schießen, vielleicht an stillerer Stelle ein Getränk zu uns zu nehmen. Der Stress wäre zu groß, wenn man sich in die Schlangen eingereiht hätte, um dann dicht gedrängt zwischen schwitzenden Menschen die Schätze zu bewundern. Wir sahen so nur das Äußere, aber es war auch beeindruckend. Inzwischen saßen viele erschöpfte Menschen auf den Wiesen und Mauern im Schatten. Ja, ja! Letztlich waren wir froh wieder ganz Draußen zu sein.

Eine große Sehenswürdigkeit stand noch aus: die Hagia Sophia, eine Moschee, die nun zum Museum geworden ist, ein gewaltiges Bauwerk mit uralter Geschichte (errichtet 532-537), mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. „Hagia Sophia“ heißt übrigens heilige Weisheit. Schön!

In der Mittagspause aßen wir Köfte, der Reiseführer hatte Hunger und gab uns frei, um ein wenig (halbe Stunde) herumzustreifen. Ich wollte nicht bei 35 Grad im Verkehrschaos schlendern, so gingen wir vertrauensvoll mit unserem Führer Köfte essen. Das ist gegrilltes Hackfleisch, sehr gut schmeckend, serviert mit frischem Salat und warmen hellem Brot. Dazu einen gekühlten Ayran, ein frisches Joghurtgetränk. Das Lokal war klimatisiert, die Bedienung schnell und freundlich. Wir teilten uns eine Portion, was ganz selbstverständlich arrangiert wurde. Wunderbar!
Durch den grauenhaften Verkehr, durch den sich zahlreiche Wasserhändler schlängelten, die ihre Flaschen den im stockenden Verkehr steckenden Autofahrern verkaufen wollten (sah kreuzgefährlich aus), angeblich passiert den Jungs eher selten etwas, meinte gelassen der Reiseführer, kutschierte uns der Busfahrer zum Hafen.

Die Cristal würde nun auslaufen. Endlich! Wir waren rechtzeitig an Bord und das Schauspiel des Verlassens Istanbuls durch den Bosporus ist ein beeindruckender Vorgang. Alle Passagiere versammelten sich auf dem oberen Deck, um von hoch oben alles zu sehen und zu fotografieren. Ein tolles Gefühl auf so einem Schiff zu sein und langsam eine derartige Riesenstadt zu verlassen, um aufs Meer hinaus zu fahren. Der Wind nahm ein wenig zu und die Mörderhitze der Stadt war vergessen. Man konnte wieder atmen. Wir suchten uns ein wundervolles Plätzchen in der Bar am Heck, um einen leckeren Capuccino zu trinken und in den überwältigen Schaum der Heckwellen zu schauen, den blauen sonnigen Himmel über uns, was will man mehr. Soviel Meer ist etwas Traumhaftes.


Die Insel Mykonos, eine der kleinsten Inseln der Kykladen, angeblich eine sehr beliebte Insel der Ägäis, war das erste Ziel. Wir hätten von Bord gehen können wie fast alle Menschen. Aber wir wollten nicht schon wieder Stress, Hitze, Hetze. Außerdem war mir die Liegezeit zu kurz. Somit beobachteten wir das Treiben und erkundeten in aller Ruhe das Schiff, schauten in alle Bars und Restaurants, in das Theater, den Fitnessraum, das Casino interessierte uns nicht, eher die Sonnendecks, die Liegen (es gab genug und mehr) und die Diskothek, in die wir aber später nie gingen (da war nix los, die Musik war auch zu blöd). Übrigens traf man sich dort meist um irgendwelche Absprachen zu halten, auch um die Übung mit den Rettungs-Schwimmwesten zu zelebrieren. Das ist Vorschrift.

Am nächsten Morgen war das Schiff in Patmos angekommen, einer kleinen netten Insel. Wir haben gut geschlafen, die ständigen und gleichmäßigen Geräusche der Schiffsmotoren, das sanfte Wiegen des Schiffskörpers störten uns nicht im Geringsten. Guter Dinge begaben wir uns zum Frühstücksrestaurant, wo man in ausgesuchter Freundlichkeit und mit größter Aufmerksamkeit bedient wurde. Wir können so etwas absolut genießen. Frühstück ist heilig! Nur der Orangensaft schmeckte künstlich aber sonst, bis hin zum frischen Toast, den der Kellner brachte, war alles vom Feinsten. Der freundliche Mann legte mir die Stoffserviette auf den Schoß, was mir allerdings lästig war. Ich sagte es aber lieber nicht. Und noch etwas: als ich am Buffet alles auf meinen Teller geladen hatte, kam einer und nahm mir diesen rigoros aus den Händen und stolzierte zielsicher davon. Ich leicht irritiert hinterher. „Woher wusste der Kerl, wo sich Bernd niedergelassen hatte?“ Das Restaurant war groß. Er wusste es einfach. Die blonde große Frau mit dem roten T-Shirt ist es, hatte ihm Bernd geflüstert. So war das nämlich. Und nicht, er wusste es einfach!
Danach schienen wir irgendwie bekannt zu sein, auch beim Dinner. Bernd kann sich immer mit allen gut unterhalten, denn er spricht perfekt englisch. Das war ja auch die Bordsprache. Ich kann nur einigermaßen verstehen aber zum Sprechen langt es leider nicht, vielleicht zum Radebrechen aber das ist peinlich. So halte ich lieber die Klappe. Unter Menschen, in Gesellschaft, bin ich eh immer etwas maulfaul.

An Land auf Patmos gefiel es uns, denn alles war noch ruhig, wenige Menschen schlenderten durch das Hafenörtchen, die Sonne war noch nicht so heiß, allmählich öffneten die Geschäfte. Ganz geruhsam! Ein Bilderbuchort, unser Schiff lag als Wuchtbrumme im Hafen, nicht weit am Ministrand des Hafens, das Wasser war übrigens glasklar, pinselte ein Mann an seinem Holzboot, kleine fette Palmen, ein paar Tische und Stühle boten sich unseren Augen. Ein Hafenstillleben. Das ist selten! Wir wollten ein wenig laufen und schlenderten langsam umher, später begleitete uns der hässlichste Hund der Insel ein Stück des Weges. Er fand wohl gefallen an uns. Die arme Töle. Ich hab sie fotografiert.

Von Patmos abgelegt durchquerte unser Dampfer nun die die Strasse von Samos, den engsten Punkt zwischen der Türkei und Griechenland. Hin und wieder wurden solche Nachrichten und andere natürlich auch mit unvorstellbarer Lautstärke über den Bordfunk bekannt gegeben und das in allen Sprachen. Das war Folter.
Nun ging es weiter zum nächsten Ziel dem Hafen von Kusadasi, wo man auch von Bord gehen konnte. Wir waren unentschlossen, wollte erst einmal die Massen vorlassen, um später in Ruhe einen kleinen Landgang zu unternehmen. Kusadasi ist eine türkische Hafenstadt, die sicher auch viel Sehenswertes bietet. Als wir von Bord gehen wollten, regnete es in Strömen. Das Wetter hatte sich plötzlich geändert. Wer hätte das gedacht. Wir hatten zwar Pullover und auch eine Windjacke mit aber wer will denn schon im Regen durch die Straßen wandern? Wir jedenfalls nicht. So beschlossen wir ins Fitnesscenter zu gehen, um ein wenig zu trainieren. Anschleißend waren wir furchtbar stolz auf unsere Leistung und ließen uns den angebotenen Kuchen und Kaffee schmecken. Außerdem hatten wir Reiselektüre dabei und lesen, wenn fast alle von Bord sind, ist auch nicht schlecht. Eine Geigenspielerin auf dem nunmehr überdachten Pooldeck bildete mit ihren gängigen Stücken den Hintergrund. Um 20.00 Uhr hieß es in der Bordzeitung: Alle Mann an Bord!
Alles rüstete auch schon wieder zum Dinner (man konnte aber auch schon früher speisen, man konnte eigentlich immer irgendetwas speisen!!) Zum Dinner in den Restaurants machte man sich etwas feiner, wenige trampelten hier daneben und erschienen mit kurzen Hosen. Bernd ärgert so was immer. Mir ist’s Wurscht. Wir jedenfalls haben uns immer umgezogen. Das fand ich schön, denn die Tische waren täglich schön gedeckt mit weißen Tischtüchern, Blumen, Weingläsern usw. da muss man nicht in Strandbekleidung rumlümmeln. Wir haben uns beim Essen immer gut gefühlt und die Umgebung, den Service und nicht zuletzt das Essen selber sehr genossen.

Die Cristal nimmt nun Kurs auf Rhodos (140 Seemeilen). Der anschließende griechische Abend im Showtheater reißt uns nicht vom Hocker. Oder doch, denn wir sind nachdem wir einige Tänze sahen und Melodien hörten, doch lieber von dem Ort verschwunden. Die ganze Showkiste, Ballett, Gesang, Zauberkünstler etc. war nicht unbedingt unser Ding. Überhaupt die sog. Animation haben wir irgendwie ignoriert, weil’s uns schwer auf den Geist ging. Der Geschmack ist halt unterschiedlich. Die fette aufgetakelte Kreuzfahrtdirektorin Elizabeth war schlicht eine keifende Nervensäge.

Rhodos hat uns sehr gefallen, nicht nur weil das Wetter wieder gut wurde. Wir sind ein wenig durch die schönen touristischen Gassen gelaufen, bestaunten die vielen Lädchen, den fliegenden Gemüsehändler, die historischen Anlagen (zwischendurch muss Helga schnell toilettieren, war sauber, kostenlos und europäisch!) und dann wollten wir noch in die Innenstadt. Polizisten erklären den Weg. Wir laufen durch einen schönen Park, fotografieren Hibiskusblüten als Hecke und schwenken in die Stadt. Abseits der Touristentrasse war sie normal wie alle Städte: Kaufhäuser, die üblichen Markengeschäfte, Verkehr, Baulärm, nichts Besonderes.
Am Hafen war es wieder schön, das Wasser unglaublich sauber, wo der berühmte Koloss von Rhodos einst stand, sehen wir nur eine hohe Säule mit einem Hirsch ganz oben. Wir entschließen uns am Strand einen griechischen Salat zu essen. Einer für uns beide! Wir haben es nicht geschafft. Aber geschmeckt hat er köstlich. Wir beobachteten Jugendliche, die draußen weit im Wasser von einem Sprungturm springen. Das Wasser ist warm aber die Badesaison hat wohl noch nicht begonnen, denn fast alle Liegen sind noch unbesetzt. Sehr angenehm, so ist wenigstens Ruhe. Bin ich etwa nun wirklich schon so alt, weil so ruhebedürftig? Vermutlich. Hat aber keinen Bedeutung, denn wir fühlen uns super.

Mittags läuft das Schiff aus und nimmt Kurs auf Santorini, der südlichsten Kykladeninsel in der Ägäis. Sie befindet sich nördlich von Kreta, und ist nur 74 Quadratkilometer groß. Die Insel ist eine Attraktion, finden wir. Ihre weißen Häuschen nehmen sich auf den schroffen Bergkuppen wie Schnee aus.

Die Sache verspricht spannend zu werden, denn es gibt nur einen winzigen Hafen, für unser Schiff nicht geeignet. So liegen die Kreuzfahrer auf Reede, die Passagiere werden mit Tenderbooten an Land gebracht. Wir sehen die hohen Wellen, das wild schaukelnde kleinen Boote und die Mühe der Besatzung, die Leute an Bord zu bringen. Zwei Männer greifen zu und die korpulentesten Typen sehen sich ruckzuck ins hoch und runter hüpfende Motorboot bugsiert. Das kleine Boot fährt mit voller Kraft dem kleinen Hafen zu, Brecher schütten ins Innere. Wir sind alle froh wieder aussteigen zu dürfen. Dann heißt es eine Entscheidung zu treffen: Mit dem Maulesel nach oben zu reiten oder sich in die schier endlose Schlange der Seilbahn einzureihen. Wir sind spontan für die Seilbahn, sie fährt mit vielen Wagen schnell hoch und runter, somit hält sich die Warterei in Grenzen. Im Hafen liegen tolle Segler, sieht man noch besser von oben. Dort ist es wundervoll. Die Ausblicke sind überwältigend. Nie sahen wir schönere Plätze mit Aussicht in Restaurants. Ach, würden wir ein wenig länger bleiben können aber 20.15 Uhr hieß es wieder: Alle Mann an Bord! Zum romantischen Abendessen bei untergehender Sonne reicht die Zeit nicht.

Wir streifen durch die Gassen, durch die kein Auto fahren kann, nur zwei Menschen haben knapp nebeneinander Platz. Es gibt Bilderbuchlädchen und viele schöne Dinge, die zum Kauf verführen. Wir wollen aber nur sehen und rumschlendern und schließlich müssen wir ja wieder runter zum Hafen, um uns wieder an Bord unseres großen Dampfers bringen zu lassen. Wir wollen den Eselsweg zu Fuß runter gehen, die Aussicht und die nicht zu heiße Sonne genießen. Man würde nicht länger als eine halbe Stunde die breiten Treppen runter laufen müssen. Das erschien einfach. Doch es kam anders.

Wir mussten an weit über Hundert Mauleseln vorbei, die quer zur Straße dicht gedrängt standen, wenig Platz um an den so zahlreichen Eselhinterteilen vorbeizukommen. Dann kamen noch welche von unten. Der Weg war hoffnungslos mit Mauleseln (so groß wie Pferde) verstopft. Es ging weder vor noch zurück (der Boden war reichlich mit Esel-Pferdeäpfeln bedeckt). Die unruhig werdenden Viecher rochen auch ziemlich streng. Die Eselführer saßen am Boden und kümmerten sich nicht um ihre Tiere und um die verzweifelten Touristen auch nicht. Schließlich wollten wir ja nicht reiten. Wahrscheinlich haben sie sich innerlich kaputt gelacht.
Hinter uns kämpften noch zwei Franzosen mit ähnlichen Nöten. Man musste nun schon mal beherzt die Biester wegschieben und sich durchdrängeln. Wie ein Eseleisbrecher halt. Mit allem Mut, den wir noch hatten, schafften wir es schließlich wieder in eselfreies Fahrwasser zu gelangen. Oh, Gott! Dann noch viele Serpentinen runter marschieren, immer schön auf die viele Eselkacke aufpassend. Meine armen weißen Schuhe! Da konnte man die Aussicht kaum wahrnehmen. Aber ein Abenteuer war es. Die Akropolis, die noch später zu besichtigen war, kommt vom Erlebniswert kaum gegen die Esel an.

Die Cristal steuert auf Piräus zu und legt eine Stecke von 131 Seemeilen zurück. Wir überlegen, wie wir es anstellen, möglichst günstig zur Akropolis zu gelangen. Die geführte Tour ist schweineteuer und wahrscheinlich kommen so viele deutschsprachige Interessenten gar nicht zusammen, dass es sich lohnen würde, sagte man uns. Wir wollten auch lieber alleine das berühmte Bauwerk besichtigen. Bernd unternahm noch einen Versuch unsere Reisegruppe auf dem Schiff unter einen Hut zu bringen, einen kleinen Bus zu organisieren, der uns vom Hafen nach Athen kutschieren würde und ebenso wieder zurückfährt. Mein Bernd telefonierte und versammelte die Leute. Ich war skeptisch, denn die Sache mit der Bezahlung erwies sich als Risiko. Bernd hätte Vorkasse über seine Kreditkarte leisten müssen. Sein Geld müsste er dann von den Leuten halt eintreiben. Alles Fremde, zeterte ich ein wenig und ich befürchtete auch, dass mein Bernd dann der Buhmann für alle eventuellen Malheure wäre, was ich partout nicht wollte. Bernd hat’s zum Glück dann auch so gesehen und seine Initiative zurückgefahren. Kurz, wir verabredeten uns nur mit einem Pärchen mit dem Taxi zur Akropolis zu fahren und auch wieder zurück. Das war machbar und klappte auch. Der Taxifahrer war verlässlich und sprach sogar deutsch.
Er meinte auf der Akropolis wäre nichts los den Tag. Oh, oh, es waren Massen über Massen da oben und es kamen ständig mehr. Dennoch ist diese antike Stätte, der Tempel, das Gelände, eine exorbitante Wucht, lebt natürlich von der überwältigenden Aussicht auf Athen, die wirklich zum Niederknien ist. Man könnte sich halbtot fotografieren, obwohl der Tempel reichlich eingerüstet war und das Ganze eigentlich eine halbe Baustelle war. Die Marmorquader werden über Aufzüge hoch geschafft. Übrigens ist der Boden auch mit vielen Marmorstücken versehen, die ziemlich glatt waren. Man musste aufpassen, um nicht auszugleiten.

Inzwischen wurde es wieder viehisch heiß, so stiegen wir die Treppen wieder hinab, um in Athen ein wenig herum zu schlendern, einen Stadtplan hatten wir, was uns nicht hinderte in die entgegen gesetzte Richtung zu marschieren. Am Fuße der Akropolis erwarben wir vorher noch unser Andenken: eine kleine Platonbüste, die nun unsere Bücherwand ziert.
So irrten wir ein wenig durch Athen, denn wir hatten die Grenzen unseres Stadtplanausschnittes wieder einmal überschritten. Doch Bernd hat sich durchgefragt, somit fanden wir noch lange vor der vereinbarten Zeit zum Treffpunkt. Für ein Käffchen war noch Zeit. Ich wollte in eine ruhigere Nebenstraße, die es nicht wirklich gab in diesem Stadtteil. Wir fanden ein Bistro, in dem man uns vor der Straßenkriminalität warnte, die ja unheimlich hoch sein soll in Athen. Wir erholten uns trotzdem und aßen auch eine Kleinigkeit, war gut aber auch nicht gerade billig.
Wir beobachteten die Menschen, fotografierten interessante Geschäfte, sahen scheinbar dieselben armen Schwarzen, die Taschen und Gürtel versuchen zu verkaufen wie in Rom oder in anderen großen Städten. Die Polizei macht von Zeit zu Zeit Jagd auf sie, denn sie haben keine Genehmigung für den Verkauf auf den Straßen. Das ist wieder einmal Anlass für uns, zur Kenntnis zu nehmen, wie gut es uns geht. Wir sind die Reichen! Und es ist hier nicht nur das Geld gemeint, denn wir sind auch gesund und leben sicher. Keiner jagt uns, darüber hinaus verfügen wir nunmehr auch über Zeit. Zeit, das Leben zu genießen!

Wir fahren wieder zu unserem Schiff, dass nun 363 Seemeilen nach Istanbul zurücklegen wird, dem Ausgangspunkt unserer Kreuzfahrt. Wir genießen noch ein wenig das Leben an Bord, lesen, sonnen uns und essen gut.
Inzwischen sind wir gut gebräunt und denken schon ein bisschen ans Ausschiffen. Alles geht problemlos über die Bühne. Die Wärmebildkamera erfasst jeden Passagier. Wir haben kein Fieber, sind gesund und wandern mit dem Gepäck zu unserem Bus. Der altbekannte Reiseführer erwartete uns, denn nun geht es wieder mit dem Bus durchs Land.

Wir fahren nach Bursa, um hier in einem tollen Hotel namens „Kervansaray“ zu übernachten. Das Abendbuffet war große Klasse, das Zimmer, das Frühstück alles vom Allerfeinsten. Wir wanderten noch ein wenig in der Dunkelheit herum, die Luft war so gut, und entdeckten eine Straße, in der eine Patisserie an der andern war. Die Türken lieben ihre Süßigkeiten. Wir schütteln uns und nehmen als Nachtisch meist nur frisches Obst. Am nächsten Morgen geht’s nun weiter. In Bursa besuchen wir noch eine berühmte alte Moschee und dann soll es auch genug sein mit Gotteshäusern, finden wir.
Wir wurden noch in eine Teppichmanufaktur geführt, in der man uns stolz allerhand teure Teppiche und deren Herstellung vorführte. Wir kannten dies schon aus einer anderen Reise, hatten keine Kaufabsichten. Unser Teppichverkäufer war enttäuscht aber blieb trotzdem freundlich, als wir ihn vorzeitig baten, uns den Ausgang zu zeigen. Wir haben an Teppichen wenig Interesse, denn wir sind diesbezüglich bestückt. Die Verkaufsarien in Sachen Schmuck, Teppiche und Lederwaren war uns hinlänglich bekannt. Man kann darauf verzichten.
Und ab ging es weiter nach Pamukkale zu den Sinterterrassen. Dort ist alles wunderschön, Antikes satt, Aussichten zum Träumen. Doch da wir schon hier waren, ließen wir uns im Bad nieder und tranken etwas Kühles, schwätzen mit dem Reiseführer, der uns ausführlich und zutraulich seine privaten Probleme darlegte. Er setzte dieses später vor der gesamten Reisegruppe fort. Er wollte sich eben mal aussprechen. Vielleicht stimmte auch nur die Hälfte, wer weiß das schon.

Allmählich freuten wir uns auf die letzte Station, unseren Aufenthalt im Sealight-Hotel in Kusadasi. Wir wollten uns hier in Ruhe drei Tage Badeurlaub gönnen. Das Hotel kannten wir schon von der ersten Nacht her. Wir erhielten noch ein besseres Zimmer, ein ruhiges nahmen wir an. Einmal sprang morgens um sechs Uhr das Notstromaggregat an, welches sich unter unserem Fenster befand. Um acht war wieder Ruhe und wir waren auch wirklich wach. Das Ding dröhnte wie ein kleines Flugzeug. „Wollen sie Strom oder Ruhe?“ fragte der deutsche Manager des Hotels etwas patzig, als Bernd sich höflich beschwerte. Ansonsten war es wirklich ruhig und ganz wunderbar. Das Buffet hatte riesige Ausmaße, die Restaurants waren wunderbar. Wir hatten Gelegenheit ein wenig zu entspannen, zu baden, faul in der Sonne zu liegen und den Urlaub mehr oder weniger sanft ausklingen zu lassen.

Es war tagsüber sehr heiß, so dass wir darauf verzichteten noch dem weltberühmten Ephesus einen Besuch abzustatten. Wir hatten genug von all den Besichtigungen, dem Programm, dem zeitigen Aufstehen, um einen Bus zu kriegen. Wir wollten einfach nur noch rumhängen und das Meer genießen. Wir lagen also auf unseren Liegen im Schatten des Sonnenschirms und lasen in unseren Büchern. Die Sonne machte uns müde und eigentlich wollten wir nun auch nach Hause. Es war einfach genug.

Der Heimflug verlief ohne nennenswerte Probleme und wir sind gut in Frankfurt gelandet. Ein Taxi brachte uns nach Wiesbaden. Schön, wieder Zuhause zu sein. Das Wetter war nicht so doll, es hatte geregnet. Unsere Blumen haben alles überstanden. Jetzt begann die Auswertung der Fotos, der Reisebericht musste geschrieben werden. Ich durchlebe dabei unseren Urlaub noch einmal. Das ist doch auch nicht schlecht, finde ich.


Gülle,gülle sagt Istanbul, tschüss Ägäis sagen wir.


Impressum

Texte: Fotografien von Helga Siebecke
Tag der Veröffentlichung: 15.06.2009

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