Es gibt heutzutage in jeder Stadt diese so genannten Ein-Euro-Läden. Jeder Artikel kostet angeblich hier nur einen Euro. Moni geht da nicht hinein, nur die Körbe stehen inzwischen auch in den Supermärkten und vor anderen Geschäften herum, um die Leute anzulocken, was meistens auch klappt.
Die Menschen wühlen quirlig in den Körben und können von den vielen „brauchbaren“ Sachen kaum lassen. Etwas furchtbar „Nützliches“ findet jeder. Und wegen der paar Euros musste man sich danach kaum einen Vorwurf machen, auch wenn man die Teile eigentlich überhaupt nicht brauchte.
Moni muss dann zwangsläufig an die klebrigen Fliegen-
fänger denken, die man früher an der Lampe aufhängte, um die Fliegen anzulocken. Das sah nicht sehr schön aus, denn meist klebten rasch zahlreiche schwarze Fliegen an den Dingern, sie zappelten noch kurz und klebten dadurch nur noch fester an dem gefährlichen Papier. Ja so war das.
Der Fliegenfänger strömte einen für Fliegen verführe-
rischen Duft aus, dem konnte sich eine kleine Fliege kaum entziehen. Der Mensch erneuerte den Fänger dann und wann und war stolz, dass er die Plage so im Griff hatte.
Übrigens diese Fliegenfänger gibt es immer noch. Auch in den Ein-Euro-Läden. Allerdings wurden inzwischen zahlreiche elegantere Fliegenfänger entwickelt, wo’s nicht so sichtbar ist und auch nicht so eklig. Denn eine um ihr Leben zappelnde Fliege ist nun mal keine Augenweide. Man kann aber auch für einen Euro eine Fliegenklatsche erwerben, um den Fliegen mit einem kurzen kräftigen Schlag den Garaus zu machen. Das ist aber mühsam und erfordert Treffsicherheit, mal abgesehen vom zweiten Arbeitsgang, der Entsorgung der breit geklatschten Fliegenleichen.
Moni geht nun an einer Kreditbank vorbei. Für einen Euro ist hier nichts zu haben. Rein gar nichts. Es wird aber dennoch mit total guten Zinssätzen geworben und völlig sicheren Anlagen. Man wäre also ein Narr, jetzt nicht zuzugreifen, wenn man noch ein wenig Sparguthaben hat.
Im Fernsehen wurde ja auch schon darauf hingewiesen, dass man noch schnell diese Wertpapiere kaufen sollte, die wären nämlich limitiert und wirklich absoluter Goldstaub, sichrer geht’s nicht. Moni schüttelt den Kopf und geht schnell weiter. Sie ist vorsichtig und ja, man kann sagen, sie ist auch misstrauisch. Am Ende würde sie wie eine arme dumme Fliege an einem klebrigen Papier verrecken.
Natürlich hängen in einem Bankinstitut keine Fliegen-
fänger von den Lampen. Man wird von gepflegten, freundlichen Menschen beraten und sie bieten auch eine Tasse Kaffee an, auch Kekse reicht man herum.
Man kann in hochwertigen Mappen über die geplanten sicheren Geldanlagen in Ruhe lesen, im Hintergrund hört man manchmal ganz dezent klassische Musik. Also seriös ist das schon alles. Das Geld scheint hier gut aufgehoben. Überall riecht es gut. Die Bank agiert und operiert mit modernster Technik in einem tollen großen Gebäude mit der ganzen Welt. Moni hörte von Leuten, die verschwö-
rerisch miteinander flüsterten. Sie gaben sich Tipps, wie man im Handumdrehen sein Geld vervielfachen könne. Man summte quasi von Fliege zu Fliege sich zu, wo es am schönsten roch, wo man unbedingt hin sollte mit der ganzen Kohle.
Ja, was soll man da machen? Moni summte ein wenig vor sich hin und beschloss, die Sache auszusitzen. Sie hatte ja nun auch nicht gerade das große Problem, ihr Geld nicht mehr zählen zu können. Und Moni war auch stur, sie tat nie das, was alle machten. Sie bewarb sich nicht um die Zuteilungen von begehrten Aktien, schon aus Prinzip nicht, denn Moni stellt sich niemals an. Lieber verzichtet sie. So ist sie halt. Manchen mag dies langweilig vorkom-
men. Sie haben auch irgendwie Recht. Moni ist wirklich ein wenig schissig und tatsächlich eine der Langsamsten, ehe sie sich räuspert, sind andere schon zehnmal weiter.
Moni lächelt ganz still vor sich hin, sie schüttelt ihr Haar, es weht locker und leicht im Frühlingslüftchen. Banken, Fliegenfänger, Geldvermehrungen sind ihr schnuppe.
Leichtes Geld
Einst wünscht ein leichter Scheich
Schwer reich zu werden, aber gleich
Leichte Arbeit, leichtes Geld
Nur der Groschen schwerer fällt
Die Moral von der Geschicht,
leichte Scheiche gibt es nicht
eher seichte Reiche mit Gewicht.
Die kleinen Mondgenies merken nichts
Hechte
Der Hecht im Karpfenteiche räubert
Ein Angler schon den Kescher säubert
Heute ich
Und morgen Du
Im Karpfenteich da schwimmt ein Schuh…
Texte: Zeichnungen von Helga Siebecke
Tag der Veröffentlichung: 30.03.2009
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