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Über Parties und andere Belustigungen



Moni liebt weder Volksfeste noch diese geilen Parties, die überall und Wochenende für Wochenende wild und begeistert von fast allen Leuten jeglicher Altersgruppe gefeiert werden. Sie ist auch kein Karnevalsfan und liebt keine Rockfestivals, wo die Massen sich notfalls auch im Schlamm, bekifft suhlen. Anschließend fanden es alle einfach geil.

Moni liebt andere Genüsse, eher die stillen. Johlende, schreiende, kreischende oder ständig schunkelnde Menschenmassen sind für sie blanker Horror. Manchmal denkt die Moni, dass diese Abneigung irgendwie abnorm sein könnte. Wenn es denn alle anderen so mögen, warum sie nicht? Ganz, ganz früher war Moni wie alle aber so nach und nach wurde sie eine Einzelgängerin. Nicht dass sie Angst vor den Menschen hätte, nein, das ist es nicht. Moni ist in Gesellschaft auch nicht die ganz große Schweigerin, nö, sie kann ziemlich lustig sein, wenn die Gesellschaft nur angenehm ist.
Und hier scheint sich der Knackpunkt versteckt zu halten. Wenn Menschen in Gruppen auftreten, werden sie häufig unangenehm, laut, dreist und leider oft genug auch dämlich. Kurz jeder benimmt sich so gut er kann, daneben. Keinen scheint dieses im Geringsten zu stören. Jeder muss sich unbedingt in Szene setzen, sich ausleben, Frauen aufreißen, Männer anbaggern oder sich gnadenlos volllaufen lassen, falls davon nichts klappen will eben das. Kein Wunder, dass die Teenies sich heute ins Koma saufen. Traurig.

Dann zu guter Letzt beginnt der Streit. Moni seufzt. Die gute Moni ist nämlich harmoniesüchtig, sie will sich partout nicht streiten, jedenfalls nicht bis die Fetzen fliegen. Ein sachlicher Meinungsstreit darf aber schon mal sein. Doch darum geht es bei den ganzen Feten nie. Es geht einfach um nichts, allenfalls um Mist, um Käse, um Rechthaberei und Renomiergehabe. Moni schüttelt sich.
Am Ende will einer noch mehr Spaß für alle und animiert zu Gesellschaftsspielen, im Business sagt man teambildende Maßnahmen. Keiner will es aber alle machen mit, weil der Chef es anordnete. Doch auf Parties treibt die Spaßge-
sellschaft es gerne völlig freiwillig auf die Spitze, weil’s superaffengeil ist. Deppen gibt’s genug, die sich hergeben, damit die Meute vor Lachen brüllt. Mein Gott, Lachen ist gesund.

Moni hat bemerkt, dass sie nicht unbedingt über alles ähnlichen Frohsinn entfalten kann. Und fragt sich nun besorgt, ob sie eigentlich noch normal ist. „So viele Menschen können doch nicht so blöd sein“, fragt sich Moni nachdenklich.
Und dass jetzt keiner glaubt, Moni wisse gar nicht, was überhaupt passiert. Moni war auf Massenveranstaltungen, auf Volks- und Straßenfesten und sie war auf Parties. Das war aber früher, vor zwanzig Jahren. Heute mag ja alles viel netter und zivilisierter, auch ganz bestimmt kulturvoller zugehen. Also ganz bestimmt, denn die Gesellschaft hat sich doch weiter entwickelt.
Moni bleibt trotzdem etwas vorsichtig und traut dem Frieden nicht, wenn es wieder heißt: „The party go on!“

Sie malt lieber im stillen Kämmerlein ein Bild und verfasst ein Gedicht. Moni hat Spaß dabei und der Spaß reicht ihr völlig. Wirklich.


Die Party



Mal sehn, was sich bietet,
wer hier wen umnietet
an der Bar, auf der Tanzfläche wütet

„immer dieselben Hähne“
ich gähne

gibt’s noch Nette oder nur Fette,
die hier strampeln
an der Bar, auf der Tanzfläche hampeln

„immer dieselben Hähne“
ich gähne

mir fehlt Unterhaltung, ein Glas Wein
jetzt kommt einer rein
An die Bar, das war klar

„immer dieselben Hähne“
ich gähne

Hab gesehn, was sich bietet
wer hier wen umnietet
Du nicht, Sackgesicht

„immer dieselben Hähne“
ich gähne

und gehe

auf die nächste Party



Straßenfest



Animierte Menschenmassen
strömen durch geschmückte Gassen
Kämpfen um die Wurst, den Wein, das Bier
Alle scheinen glücklich hier
Alles brüllt und sucht und lacht
Straßenfeste Tag und Nacht

Angeführte Menschenmassen
Schwätzen auch im Regennassen
Unter Schirmen in der Hand die Wurst
In den Gläsern für den Durst
Perlt der Wein und schäumt das Bier
Denn Straßenfest ist heuer hier

Strapazierte Menschenmassen
Füllen angeheitert Kassen
Lauschen selig lauten Klängen
Drängen weiter in den Mengen
Mann und Frau jetzt eng umschlungen
Straßenfest ist nun gelungen.

Impressum

Texte: Bild und Titelbild von Helga Siebecke
Tag der Veröffentlichung: 24.03.2009

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