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Philosophen möchten die Welt erkennen und versuchen sie im Ergebnis ihrer weitreichenden Überlegungen zu beschreiben.

Manchmal möchten sie die Welt auch verändern, zumindest haben sie entsprechende Wünsche. Doch sie verändern allein durch philosophische Betrachtungen kaum etwas. Leider. Verbündete wollen sich nicht finden lassen.
Andere denken nicht lange nach, wissen allein scheinbar ganz genau, was sie wollen und was dafür zu tun sei. Sie handeln und schaffen vollendete Tatsachen, Folgeschäden billigend in Kauf nehmend. Philosophen werden in ihre gierigen, dummen Handlungskonzepte ganz gewiss nicht einbezogen, denn man hält sie für Schwätzer, Spinner, für lebensuntaugliche Theoretiker.
Moni ist kein Philosoph und gewiss auch kein Weltver-
besserer. Agile Kriegstreiber, die verdächtig viel vom Frieden und von der Verteidigung desselben in dem Zusammenhang säbelrasselnd und Rache suchend faseln, verachtet sie zutiefst. Sie kennt ihre Grenzen, dennoch philosophiert sie furchtbar gerne ein wenig vor sich hin. Ob sie damit die Welt erkennt, sie wirklich beschreiben könnte, von einer etwaigen Veränderung mal abgesehen, sei dahin gestellt. Eigentlich ist das zu bezweifeln. Moni macht sich schlicht nichts daraus.


Da sitzt sie nun auf ihrer Gartenbank und lässt ihre Gedanken ein wenig Gassi gehen. Sie sollen sich einfach wieder einmal umsehen, schauen, was sich so bewegt im frühlingshaften Garten. Die blauen Krokusse zeigen sich und stehen kerzengerade vor den Schneeglöckchen, die ihre Bimmelköpfe senken. Ein Nachbarkater stolziert mit hocherhobenem Schwanze durch die Hecke. Scheinbar macht auch er einen Rundgang durch die Gärten. Plötzlich hält er inne und setzt einen ansehnlichen Haufen auf den frisch geharkten Rasen, dann kratzt er noch ein wenig, aber es nützt nichts, man sieht alles. Das Tier geht ungerührt an Moni vorbei und verschwindet durch den Zaun in den nächsten Garten.
Moni weiß nicht, was das wohl bedeuten könnte. Ein besonderer Vertrauensbeweis oder doch nur Missachtung? Denkt der Kater, das wäre hier sein Katzenklo? Er hat sich doch erst so freundlich genähert. Moni weiß, dass ein hocherhobener Schwanz bei Katzen ein sicheres Zeichen von freundlicher Gesinnung ist.
„Da sitzt man so harmlos und milde gestimmt in seinem Garten, die Blumen blühen, die Sonne scheint, der Himmel ist blau und schon kommt ein Wesen daher und kackt dir vor die Füße.“
Moni ist ein wenig enttäuscht. Das Ereignis passierte weder plötzlich, noch heimlich, es ging einfach völlig natürlich, ohne Bedenken oder Scham vor sich. Als müsse es so sein und man könne es auch kaum verhindern. Gut, Moni hätte aufspringen oder laut schreien können, was die Sache nicht verbessert hätte, eher verschlimmert. Womöglich würden die Nachbarn aufmerksam werden. Und es war klar, wie sie reagieren würden. Sie würden nur schadenfroh lachen und vermutlich der guten Moni noch ein Gespräch über die Verdauungsgewohnheiten von freilaufenden Haustieren aufdrängen.
Moni war also mit ihrer passiven Haltung bei der Angele-
genheit sehr zufrieden. Der Kater hätte sein Geschäft nämlich so oder so verrichtet und wäre nur etwas flotter getürmt.

Moni überlegt nun allen Ernstes, was zu tun sei. Sollte sie den kleinen Haufen liegen lassen oder lieber beseitigen? Sie ahnte, dass der Kater vermutlich zum Nachbarhaus gehörte. Schließlich hätte das Tier doch auch dort…
Man müsste alles auf eine Schippe nehmen und einfach über den Zaun schmeißen. Das wäre gerecht. Am Ende würde es einer bemerken und ein Nachbarschaftsstreit wäre die Folge, der Katzenkot würde hin und her fliegen und es wäre aus mit dem Frieden im Garten, denn mit Sicherheit würden sich andere unbeteiligte Leute einmi-
schen, Partei ergreifen und es gäbe unweigerlich Krieg. So mancher große Krieg hat mit einem Haufen Katzendreck begonnen.
Moni beschließt, den Haufen ruhen zu lassen. Er würde kleiner werden und schließlich vertrocknen.
„Ein bisschen Ungerechtigkeit und einen kleinen Haufen fremden Katzenkot im eigenen Garten zu erdulden, sollte doch im Rahmen des Erträglichen sein“, dachte Moni und ging langsam ins Haus, um die Nachrichten zu hören.

Im nahen Osten wurde wieder der vereinbarte Waffen-
stillstand gebrochen. Raketen fliegen hin und her.

Vermutlich hat Moni die Welt vor einem neuen Krieg bewahrt.

Impressum

Texte: Zeichnungen von Helga Siebecke
Tag der Veröffentlichung: 18.03.2009

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