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Traumhaftes Faulenzen im Spreewald



Dezember 2004


Das Jahr ging zu Ende. Wir hatten vor meinem großen Umzug nach Wiesbaden und dem meiner Mutter natürlich inklusive, noch eine Verschnaufpause geplant. Einfach noch einmal ordentlich relaxen. Das hatten wir uns verdient. Bernd wählte für uns etwas ganz Besonderes aus: eine kleine, feine Wellness-Oase im Spreewald, das Romantik-Hotel „Zur Bleiche“ in Burg.
Vorher verbrachten wir noch den Weihnachtsabend mit meiner Mutter und am nächsten Tag, am ersten Feiertag, düsten wir ab. Die Autobahnen waren leer, man glaubte sich in einer anderen Welt. Man fährt nicht am ersten Weihnachtsfeiertag durch die Landschaft. Man ist dann bereits an Ort und Stelle. Uns kümmerte das nicht, wir fuhren total entspannt bei bestem Wetter über Geister-
autobahnen und freuten uns auf die Dinge, die da kommen würden.

Es war ein wundervolles Hotel, liebevoll und phantasiereich mit alten Gegenständen geschmackvoll dekoriert, rustikal und anheimelnd. Ich mag das. Das Service-Personal war ausgesucht freundlich, unser Zimmer sehr gemütlich, nichts fehlte. Auch in allen anderen Räumen fanden wir ein außergewöhnliches und sehr romantisches Ambiente vor. Für Fotografen gab es Motive ohne Ende. Doch unsere Fotoapparate gaben den Geist auf, komischerweise Bernds und meiner gleichermaßen.

Später kaufte Bernd eine einfache Kamera nebst zahl-
reichen Filmen, um überhaupt Bilder zu machen. Es gab so unheimlich viel zu sehen. Den ersten Tag laufen wir durch die Anlagen des Hotels, lassen uns den Wellness-
bereich vorstellen. Es ist unglaublich. Überall große Kamine, Liegen und Riesencouchlandschaften zum Lümmeln und der warme Pool am offenen Kamin in einem hohen scheunenähnlichen Raum (früher war es tatsächlich eine Scheune).
Es stehen große Körbe mit wohlschmeckenden Äpfeln zur Selbstbedienung herum, Schalen, Gefäße sind mit allen erdenklichen Kräutern gefüllt und strömen einen feinen, angenehmen Duft aus. Und es ist warm, überall ist es wundervoll warm.
Die Leute laufen in weißen Bademänteln umher, oder lümmeln und sitzen in den reichlich vorhandenen Liegen und Sesseln, lesend oder ruhend. Es herrscht eine absolut ruhige, entspannte Atmosphäre.

Genauso hatten wir es uns vorgestellt. Die erste Nacht verlief ein wenig gestört. Eine Grille zirpte fast ununter-
brochen im Gebälk. Wir gewöhnten uns daran. Sie zirpten überall, denn es gab alte Balken, in denen diese zu wohnen schienen, fast in allen Räumen.
Das Frühstück war eine Wonne. Es gab einfach alles. Wir frühstückten manchmal bis um 12.00 Uhr. Das Frühstück gehört für uns zu den wichtigen Lebensqualitäten. Bernd bestellte seine Wiesbadener Zeitung. Die wurde auch in einem Säckchen morgens an die Tür gehängt. Einmal war sie verschwunden. Ein Fan von Wiesbaden nahm sie mit. Unglaublich! Dann klappte es aber und alles war gut. Bernd liest so gerne die Zeitung beim Frühstück.

Am Abend war jeden Tag großes Dinner, wir schmissen uns in Schale und speisten in einem besonderen Restau-
rant. Jeden Abend lag eine persönliche Speisekarte mit dem Menüangebot auf dem Tisch…alles vom Feinsten, wenn auch das Hochheben der silbernen Wärme-
Tellerglocken nicht immer geräuschlos gelang. Mein Gott, mir war das egal, auch wenn zwischen den Gängen die Pausen zuweilen etwas zu lange erschienen. Wir hatten doch Zeit und verpassten gar nichts.

Nach dem Essen saßen wir immer noch irgendwo und tranken den Absacker…Bernd bereitete sich langsam auf die letzte Zigarette

Die Tage vergingen so geruhsam, dennoch fuhren wir mal nach Cottbus oder erkundeten die Umgebung zu Fuß. Alles schön und gut, aber ich wollte in den Pool am Kamin und lesen, faulenzen nach Strich und Faden. Wobei der Spreewald eine reizvolle Gegend, und sicher im Sommer noch viel schöner anzuschauen ist. Es hatte ein wenig geschneit und es war windig und nasskalt. Da ist man nicht so verrückt nach ausgedehnten Spaziergängen.

Wir hockten in der Sauna und ließen es uns in der Wärme, im Pool gut gehen. Man wird so richtig pflaumenweich, unfähig jedwede Anstrengung auszuhalten. Alles fällt ab, was Ungemach bereiten könnte. Da gibt es den Diwan, Kissen über Kissen, man wird im Liegen mit Kaffee und Kuchen bedient und lauscht leisen Klängen, schaut in die untergehende Sonne. Wir wanken von einem Ruheraum zum anderen, lesen alle mitgebrachten Bücher aus, schauen auf dem Zimmer ein wenig fern und schlafen wie die Murmeltiere. Fernab scheint die Welt zu sein.

Wir sind außen vor, wir haben mit ihr nichts zu tun. Schließlich ist Silvester. Wir essen ein besonderes Menü. Bernd ist nicht ganz zufrieden, es dauert zu lange. Dann tanzen wir ein wenig in der Empfangshalle, trinken einen Cocktail und Bernd raucht seine letzte Zigarette. Die Leute dürfen an dem Vorgang teilnehmen. Wir lachen und wanken ein wenig bedüdelt in unser Zimmer.

Es war eine unglaubliche, genussvolle Woche des Müßig-
gangs, der Entspannung und Erholung. Aber länger hält man so was nicht aus.
Wir müssen nun auschecken und nach Hause fahren. Das Neue Jahr wird für uns viel Trubel und Veränderung bringen, darauf sind wir nun gut vorbereitet.
Der Frühling kann kommen.








Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für Bernd eine kleine Erinnerung

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