Was sein soll und was ist
Moni ist in der glücklichen Lage in zwei gänzlich verschie-
denen Gesellschaftsordnungen zu leben und gelebt zu haben. Das ist und war sehr lehrreich, aber kaum beruhigend.
Man verkündet im tiefsten Brustton der Überzeugung von ganz Oben, grundsätzlich und generell nur für den Menschen da sein zu wollen.
Das ist unbestritten ein tolles Vorhaben, ein super Plan, dennoch musste die gute Moni am eigenen Leibe ganz Anderes erfahren.
Die gewählte Regierung war und ist nicht für die Menschen da, sondern steht nur im Dienste der Gier. Wenn man davon ausgeht, dass auch die Gier etwas zutiefst Mensch-
liches ist, dann wäre die Aussage selbstverständlich absolut wahr.
Je mehr Machtbefugnisse ein Mensch erhält, umso skrupelloser bewegt er sich und lebt seine Gier aus.
Es heißt, er sähe nun das Große und Ganze, hätte Infor-
mationen, die die Menschen auf den unteren Ebenen nicht haben und würde deshalb zwangsläufig wissen was ist. Moni fragt sich warum wird dann nicht verkündet was ist?
Weil das was ist, nicht sein soll.
Kurz zwischen dem was sein soll und dem was ist, klaffen erschreckende Lücken. Jeder weiß und spürt es.
Je mehr Moni sich mit den Systemen befasste, je mehr sie die Verkündigungen hinterfragte, umso tiefer zeigte sich der Widerspruch, umso deutlicher trat das Lügengewebe zutage. Moni empfand keine Befriedigung als sie das eine, später auch das andere System zu verstehen begann, denn nie war was ist mit dem was sein soll im Einklang.
Die Kirche, der Staat, das System will und muss für die Menschen handeln, aber es stürzt sie in Krisen, in brutalste Kriege, zerstört die Umwelt, manipuliert, lügt und verrät.
Moni sieht mit größter Sorge den Sinn des Lebens den Bach runter rennen. Jeder weiß, was ist und weiß, was sein soll und dennoch gibt es keine Annäherung. Alles bleibt Geschwätz.
Die Intellektuellen dieser Welt werden darüber auch weiterhin leise oder lauthals nachdenken, werden unendliche Abhandlungen schreiben, werden ihre weisen Häupter schütteln, auch hin und wieder die schwachen Fäuste in den Taschen ballen, sich aber kaum gegen die Gier durchsetzen, die gut bewaffnet alles Aufmüpfige niederwalzt mit Kreuz, Feuer und Schwert, so wie immer.
So kommt es, dass die Moni und viele andere Monis auch, versuchen, sich ihren verdammten, kleinen Lebenssinn, ihren antiquierten so schrecklichen Spruch vom eigenen Herd, verbissen und klein kariert am Leben zu halten trachten, denn das mit dem kollektiven Eigentum an den Produktionsmitteln hat nicht geklappt und die Sache mit dem Unternehmertum in sozialer Marktwirtschaft kränkelt und stirbt einen siechenden Tod im Großen und im Kleinen, was nicht sein soll aber ist.
Was bleibt und ist, ist die scheinbar unüberbrückbare Kluft zwischen dem was sein soll und dem was ist.
Tag der Veröffentlichung: 06.03.2009
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