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Es ist wieder Frühling. Die Menschen freuen sich und der Hang auf Reisen zu gehen wird immer deutlicher. Wir haben ähnliche Ambitionen. Wir wollen nach Rom aufbrechen, das erklärte und erträumte Ziel unserer Hochzeitsreise. Hotel und Flug ist schon lange gebucht. Via Internet! Wir finden das cool, denn wir brauchen kein Reisebüro. Hoffentlich klappt auch alles, denken wir leise.

Ostermontag zu völlig christlicher Zeit lassen wir uns per Taxi zum Flughafen bringen. Alles easy, null problemo! Nach den üblichen Wartezeiten sitzen wir bald erwartungsvoll im Flieger. Zuvor stärkten wir uns noch vorsichtshalber mit einer guten asiatischen Mahlzeit in einem Flughafenrestaurant.

Der Flug war gut. Es ist nicht weit bis Rom, aber inzwischen sehen wir die Sonne untergehen und landen bei Nacht. Die Koffer sind zügig bei uns und wir beschließen, mit dem Zug zum Hauptbahnhof zu fahren. Was soll passieren, es ist die Endstation. Ohne Abenteuer kommen wir an und versuchen nun unser Hotel zu finden: die „Welcome Residenz“. Es soll ja ganz in der Nähe sein. Zunächst laufen wir in die entgegengesetzte Richtung, werden stutzig, drehen um und siehe da, wir haben es geschafft.

Wir werden freundlich empfangen und erhalten die Zimmerschlüssel. Überall Marmor und Gold, ein altertümlicher Fahrstuhl und ein Zimmer, welches auf den ersten Blick in Ordnung scheint. Schnell sind die Koffer ausgeräumt. Müde von der Reise? Nein, natürlich nicht! Wir wollen Rom bei Nacht sehen, vielleicht noch einen kleinen Happen essen, was Kleines, was Italienisches.

Ach, ja. Rom ist eine wundervolle Stadt, lebhaft, pulsierend, international, historisch, Antikes überall und voller Motorroller, die durch die Stadt brausen, egal ob die Ampeln auf rot stehen oder nicht. Man sollte sicher lieber sehr wachsam sein. Parkplätze zu bekommen, scheint ein generelles Problem zu sein. Nun, unseres zum Glück nicht. Wir sind zu Fuß! Wir sind gut zu Fuß!!
In einem Restaurant finden wir einen Platz und ein Essen nach unserem Geschmack: Bernd eine Pizza und ich Mozarella caprese und Brot. Das Brot ist schrecklich, altbacken, trocken. Nanu?

Wir fotografieren noch ein wenig, es gibt Motive ohne Ende und pilgern „nach Hause“, in welchem wir eine Woche die Nacht verbringen werden. Jetzt sind wir aber wirklich müde. Die Klimaanlage nervt, sie knackt unmotiviert, es ist trotzdem warm, wahrscheinlich heizt sie. Bernd steht in der Nacht auf und schaltet alles aus. Der Straßenlärm ist mörderisch, wir schlafen fast gar nicht.

La visita guidata della citt`a

Am Morgen ist alles vergessen. Wir sind froh gestimmt. Wir sind in Rom, wir werden es für uns erobern, wollen alles sehen und das ist sehr viel. Zunächst Frühstücken im Hotel. Man kann eigentlich darauf verzichten. Ein italienisches Frühstück ist nicht mit unserem gewohnten zu vergleichen. Man isst Hierzulande nur schnell ein süßes Croissant und trinkt einen kleinen Capuccino. Na Ja, eine Woche geht das schon mal.

Im Hotel ist kaum ein Frühstücksplatz zu bekommen und es ist ein ziemlich lautstarkes Gewusel, wir flüchten deshalb schnell, denn draußen erwartet uns unter blauem Himmel und strahlender Sonne Rom. Es ist warm und wir sind auf Entdeckung aus. Es gibt Vieles, was uns interessiert. Vor dem Bahnhof fragt uns ein freundlicher Mann, ob wir eine Stadtrundfahrt oder Ähnliches begehren. Genau dieses war unser Wunsch. Er begleitete uns zum Reisebüro, es ist ganz in der Nähe. Wir buchen für den nächsten Tag eine Bustour und einen Ausflug nach Capri. Das war teuer, denn es ist eine Tagestour.
Heute wollen wir zunächst die Stadt auf eigene Faust ein wenig kennen lernen. Bernd hat einen guten Stadtplan, auf dem man uns wichtige Anlaufpunkte kennzeichnete. Auch dies war hilfreich.

Manchmal gelangen wir auch zufällig an eine von Touristen belagerte historische Stätte. Nun, da gibt es die Fontana di Trevi, beliebte Wasserspiele mitten in der Stadt, in die man eine Münze werfen soll, um irgendwann nach Rom zurück-zukehren, heißt es. Wir fotografieren, werfen brav eine Münze, ich esse ein kleines Eis, dann trollen wir uns. Das Gewimmel ist einfach zu mächtig.

Ähnliches erwartete uns an der Scalina Trinit`a dei Monti, der spanischen Treppe. Sie ist aber auch sehr beachtlich durch die Blütenpracht, die sie umgibt. Anschließend führt man die Touristen durch ein Stadtviertel, welches nur so von teuren Geschäften strotzt. Schön und gut, aber nichts für mich. Wir sind zügig durchmarschiert.
Bald kommen wir wieder in andere Szenerien: schöne Gassen, Plätze, große und quirlige Geschäftsstraßen. Restaurants und Hotels gibt es überall. Man sitzt unter Sonnenschirmen und speist oder rennt schnatternd durch die Gassen. Kaufhäuser sehen wir nicht, aber kleinere oder größere Geschäfte ohne Ende. Schuh-, Taschenläden und kleine Geschäfte für Hemden und Krawatten fallen auf. Bernd meint, in Italien legt man gesteigerten Wert auf „Bella figura“. Warum auch nicht! Vieles ist mir allerdings zu übertrieben. Glitzerkram ist nicht mein Ding
Wir tippeln weiter und weiter (die Füße machen sich bemerkbar, fordern hin und wieder eine Rast), wir staunen, fotografieren, sind neugierig auf alles, sehen die erhaltene und verfallene Schönheit der Stadt, bewundern den erlesenen Geschmack des antiken und modernen Roms. .

Selten verschandeln so genannte moderne Prozzbauten aus Glas und Beton das Stadtbild. Hier wird anders geklotzt, man imponiert mit der Historie, schmückt sich mit den Ruinen der Antike und es gibt die prächtigen Palazzos, die großen Villen mit ihren zum Teil heute öffentlichen, sehr schönen Parkanlagen. Ganz besonders bemerkenswert und wunderschön sind die hohen Pinien. Natürlich sehen wir
auch Palmen und Olivenbäume, auch Apfelsinenbäume mit vielen Früchten. Das finden wir schon Klasse.

Die Wohlhabenden wissen sich gut abzuschotten. In die Hinterhöfe kommt man nicht immer rein. Es gibt reichlich Tore und Bewachung. Manchmal stehen die Carabinieri bewaffnet, für uns in operettenreifen Uniformen, nebst Sporen und Säbel vor den herrschaftlichen Gebäuden. Die Polizei ist aber auch sonst sehr präsent. Man möchte die Ganoven scheinbar auch mit bloßer Anwesenheit abschrecken. Wir haben keine Angst, aber ich passe auf meine Tasche auf. Man weiß ja nie!

Wir sind unermüdlich unterwegs und immer wieder begeistert von Details: eine kleine Göttin im Hausflur, eine wundervoll bewachsene Fassade in einer Nebengasse. Das sind Malmotive! Ich mache innerlich schon Pläne, obwohl Häuser zu malen eigentlich nicht mein Ding ist. Diese inspirieren mich.
Bin gespannt, was ich davon zuwege bringe.


Wenn man Zeit in Rom verbringt, denkt man an viele Dinge, wird ehrfürchtig und beeindruckt von der Nähe des Altertums und sofort wieder locker und beschwingt von der scheinbaren Leichtigkeit eines freundlichen sonnigen Tages, ein wenig genervt von der Touristen-Übermacht, zu der wir natürlich auch gehören, aber in jedem Fall fasziniert und angezogen im positivsten Sinne, auch wenn wir einen bösen Unfall sehen und abgefackelte Motorroller ganz in der Nähe unseres Hotels.

Wir sehen natürlich auch Schmutz und Verfall, sehen Bettler und Bevölkerungsschichten, die sich mehr oder weniger verzweifelt irgendwie über Wasser halten. Meist sind es Dunkelhäutige, die an den von Touristen bevorzugten Stellen Taschen und Gürtel anbieten. Selbst auf der Engelsbrücke konnte man vor dem Flohmarktverkauf kaum treten. Das fand ich eigentlich unpassend, fast wie eine Entweihung der wundervollen historischen Stätten. Aber jeder Mensch sucht nach einer Chance. Hier will man wie überall die „reichen“ Touristen zum Kauf bewegen.

Wir verschließen etwas die Augen, wollen nur das Schöne sehen, unsere lockere Urlaubsstimmung nicht belasten. Wir können diesen Menschen leider nicht helfen also pilgern wir weiter durch wundervolle Straßen und Gassen, staunend, beeindruckt, begeistert. Wir fotografieren alles, die Motive sind überwältigend. Am schönsten immer wieder das Alte, das Uralte, das Antike.

Die Stadtrundfahrt soll uns da etwas bieten, uns informieren, uns einen groben Überblick aus berufenem Munde geben. Wir rennen also mit raushängenden Zungen quer durch die Stadt, in der Mittagshitze immer leicht steigend, zum Treffpunkt vor dem Reisebüro. Um 14.15 Uhr soll man vor Ort sein. Wir sind natürlich die Ersten. Wir sind vorbildlich, auf uns ist Verlass. Andere nehmen es nicht so genau, kommen scheinbar zu spät. Wir meckern ein bisschen. Dafür haben wir die besten Plätze, ganz vorne.

Meist sind es englisch sprechende Teilnehmer, aber auch Spanier und nur noch ein weiteres deutsches Paar. Wir haben eine deutsche Führerin, die uns bei den Stopps begleitet. Einiges haben wir schon auf eigene Faust gesehen und uns unseren Reim darauf gemacht, Anderes bekommen wir gezeigt: so eine von Michel Angelo konzipierte Treppe, eine mitten in Rom befindliche kleine 15 m hohe Pyramide, Stadtmauern, sehen das Forum Romanum, hören von der Kloaka Maxima, sehen das Kolosseum von außen und erfahren, wo man sich dafür und für den Palatin Eintrittskarten ohne Anstehstress beschaffen kann (man steht eng gedrängt in endloser Schlange). Wir wollen da rein und ohne Führung genießen und verweilen.

Die Stadtführung bringt uns zu einer prächtigen Basilika, der Paulus Basilika. Wir sind nicht fromm und dem christlichen Rom geben wir nicht alle Aufmerksamkeit. Aber natürlich wallen wir auch zum Vatikan, kapitulieren aber vor den Menschenmassen, die hier in die Museen Einlass begehren. Unsere Beine wollen uns nicht stundenlang stehend, wartend auch noch tragen. Wir verstehen unsere armen Füße und sitzen ein wenig erschöpft auf den Stühlen vor dem Petersdom.

Dann kehren wir um, wollen irgendwo in Ruhe, im Schatten einen Happen essen. Restaurants gibt es genug, teure, sehr teure und auch die etwas preiswerteren. Man versteht die Touristen abzukassieren aber manchmal ist auch alles Bestens (selbst die Toiletten und dies will etwas heißen!). Bernd schenkt mir einen schönen Pulli und ein schmuckes Tuch, kauft sich ein kurzärmeliges Hemd, einen leichten Pulli und fast (aber nur fast) eine supertollen Anzug. Aber er verzichtet eisern…Zuhause hängen schon zehn Anzüge im Schrank (aber dieser war wirklich sehr fein und vornehm!) Natürlich bringen wir uns auch ein Bild, eines vom alten Colosseo auf Leinen, mit. Es hat bereits gerahmt einen Ehrenplatz erhalten.


Molto sole i Capri per favore!

Wir bekommen sie, diese Capri-Sonne und natürlich auch den wundervollen blauen Himmel. Fast alle Klischees werden bedient, selbst die „Caprigesänge“ in den Booten, denn wir unternehmen eine Fahrt in die blaue Grotte, scheinbar ein touristisches Muss. Es ist aber alles nicht so ernst zu nehmen. Ich amüsiere mich ein wenig. Die kleinen Boote mit vier Fahrgästen, die auf dem Boden sitzend, von einem „Gondoliere“ durch die Grotte gesteuert werden, lauschen nebenbei zwangsläufig dem vielfach hallenden “Gesang“ der Ruderer. Nach drei Minuten „Oh, sole mio“ oder „Santa Lucia“ sind wir wieder draußen und schiffen uns um. Der Sänger erhält einen Euro von jedem und wendet sich rasch den nächsten so zahlreich wartenden grottengeilen Touristen zu.

Capri ist dennoch ein Traum, eine wunderschöne Insel mit ganz vielen fantastischen Aussichten. Früher residierte hier ein römischer Kaiser. Oh, man wusste immer, wo es schön ist. Die reichen Römer hatten ein Gespür für schöne Eckchen. Hier ist jetzt fast alles für die tausenden Touries gemacht, die täglich über die Insel herfallen. Der Schlager ist die Zitrone. Es gibt alles aus und mit ihr: Likör, Seife, Parfüme, Keramik, Küchenhandtücher. Wir können nicht widerstehen und erwerben ein Stück duftende Seife für die Oma und einen wunderschönen Teller für uns. Es ist heiß und wir schlendern noch ein wenig umher. Der Geldautomat muss bemüht werden. Er funktioniert! Wir bedauern keine Zeit zu haben, um die Seilbahn nach oben zu nutzen. Die Aussicht wäre bestimmt überwältigend.

Aber wir sind ja in einer Reisegruppe, die sich sicher bald wieder trifft, um hinunter zum Hafen zu fahren. Dort schiffen wir uns in das große Schnellboot ein und düsen zurück nach Neapel, am Vesuv vorbei, der zum Glück schläft. Im Hafen wartet der Bus mit dem Rest der Reisegruppe, die einen Ausflug nach Pompeji unternahm. Alles klappt. Wir hatten einen wunderschönen Aufenthalt auf Capri. Die Fahrt dauerte drei Stunden, war nicht anstrengend und wir schauen auf die italienische Landschaft und sehen zum Abschluss noch einmal Rom bei Nacht: ein sehr schöner Anblick, die antiken Stätten sind wundervoll beleuchtet.


Villa Borghese, Parco di Culture

Es gibt viele Villen in Rom. Meist sind sie von sehr gepflegten Parkanlagen umgeben, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Hier erholt man sich vom bunten turbulenten Treiben der meist baumlosen lauten Geschäftsstraßen Roms, hier findet man Ruhe und Natur, ausgedehnte Rasenflächen, hohe Bäume, Bänke, Brunnen und historische Skulpturen. Wir schlendern durch die Anlagen und begegnen relativ wenigen Menschen. Es verläuft sich alles scheinbar. Mir ist dies lieb, manchmal will man kein Getümmel.

Den Füßen ist der Rasen angenehm, denn sie müssen immer wieder hartes Pflaster treten. Unsere Kameras sind gefüttert und allmählich sollten wir an den Heimflug denken. An der Hotelrezeption verspricht man uns zu wecken und ein Taxi zu bestellen, denn wir müssen in aller Herrgottsfrühe am Flughafen sein. Der Weckruf wird schlicht vergessen. Aber wir haben eine innere Uhr und wachen auch ohne auf. Rom verabschiedet sich leicht regnerisch.

Der Rückflug geht über Zwischenstopp Mailand. Das funktioniert und unser Gepäck wird auch verladen. In Deutschland sind 28°, das ist der Hammer. Mir ist dies recht. Wärme ist etwas ganz Schönes. Wir können unsere wundervolle Romreise geruhsam aus- und nachklingen lassen. Gerne werden wir uns an sie erinnern. Es war unsere Hochzeitsreise. Rom ist allemal eine Reise wert.

Arrievederci Roma!


Impressum

Texte: Bilder von Helga Siebecke
Tag der Veröffentlichung: 18.01.2009

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