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Ausflug in die Vergangenheit



Die Mutterschaft



Damit begann mein Unglück, obwohl man doch eigentlich immer von Mutterglück spricht.
Mein Diplom hatte ich, auch einen Job und wir waren stolze Besitzer einer Wohnung oder besser einer Behausung, denn die Wohnung war ganz fürchterlich. Sie hatte kein Bad, nur ein Waschbecken in der Küche und ein Plumpsklo im Hausflur, welches im Sommer mörderisch stank und im Winter uns erbärmlich frieren ließ. Kurz, es war hochgradig eklig.

Die Wohnung war Parterre, im Nachbarhaus befand sich eine üble Kneipe, und somit spielte sich in und vor unserem Hausflur so Einiges ab. Die Straße verlief genau vor unseren Fenstern, so dass an Ruhe kaum zu denken war und über uns wohnten Leute mit einigen Kindern, offensichtlich besaß man keinen Teppich, die Kinder hatten Narrenfreiheit und das waren sie auch, wahrscheinlich geistig minderbemittelt die ganze Sippe, nur der Drang sich zu vermehren war ziemlich ausgeprägt und unüberhörbar. Mutter und Töchter waren irgendwie immer schwanger, Vater bester Stammgast in der nachbarlichen Kaschemme. Die Essenreste der herzigen Familie flogen oft mit kühnem Schwung in den Hinterhof, der eigentlich als Wäschetrockenplatz diente.

Ich hätte die Brut erwürgen können. Aus diesem Umfeld wegziehen, sagt jeder halbwegs normale Mensch, aber es gab keine Wohnungen. In dieser Stadt, in anderen Städten übrigens auch, lebten hunderte Familien in bereits baupolizeilich gesperrten Wohnungen und wir hatten nicht mal ein Kind aber bereits eine eigene Wohnung, darauf hatte man stolz zu sein bzw. wenigstens Zufriedenheit zu zeigen. Für eine Neubauwohnung (heute sagt man verächtlich Platte!) gab es null Chancen. Man konnte sich wie für die vielen anderen Wünsche in Wartelisten eintragen, allerdings war uns damit nicht geholfen, ohne Beziehungen, ohne Parteiabzeichen, ohne Kinder, bloß als einfaches Ehepaar hatte man wenig reale Aussichten, der Misere zu entrinnen.

Nichts desto Trotz beschlossen wir gemeinsam, nun auch ein Kind in die Welt zu setzen. Ich war 24 und verheiratet mit einem Mann, meinem ersten Mann, der mich liebte, so dachte ich wenigstens. Gesagt, getan, rasch wurde ich auch schwanger. Man verändert sich, mein toller Mann fand mich plötzlich unattraktiv. Eine schwangere Frau sei nicht sexy, war sein vernichtendes Urteil für meinen Zustand. Also gut, jeder weiß, dass man einige Zeit nicht so toll drauf ist und die optische Erscheinung der Frau einer krassen Wandlung unterlegen ist, was eigentlich der natürlichste und normalste Vorgang der Welt sein dürfte. Ich war sehr gekränkt und bitter enttäuscht über das Verhalten meines Mannes, blieb aber ruhig und glaubte, dass alles wieder gut wird, wenn das Kind geboren ist. Ich würde wieder aussehen wie früher und wir würden uns über unser Baby beide gleichermaßen freuen können.

Der werdende Vater war wenig zu Hause, arbeitete in Schichten im Stahlwerk und wollte sich nach der Arbeit wie immer mit Freunden in den Kneipen der Stadt treffen, ohne mich versteht sich. Ich wollte auch nicht mit, ich hatte meinen Beruf und beschäftigte mich mit allen Vorbereitungen für den Familienzuwachs, versuchte den Haushalt zu meistern und den Mut nicht zu verlieren in dieser bescheuerten Umgebung, die sich zu Hause nannte.

Wenn er des Nachts irgendwoher kam, schlief ich, hörte manchmal, dass jemand mit in unser Wohnzimmer kam, schenkte diesem Besuch allerdings keine Beachtung, musste ich doch früh raus, um halbwegs ausgeruht meinem Job nachzugehen. Die Arbeit machte mir Spaß und ich hatte nette Kollegen, fand Anerkennung, auch Ablenkung von manch ahnungsvollen trüben Gedanken. Die Schwiegermutter kümmerte sich auch um mich, freute sie sich doch darauf, endlich ein Enkelkind zu bekommen und hoffte wie ich inbrünstig auf das Vernünftigwerden des jungen Vaters, ihres sauberen Kronsohnes.

Ja, dann war es endlich soweit, es ging los, nachts natürlich und keiner war da, der mir helfen könnte. Ich schaffte es, einen völlig fremden Bürger von der Straße zu veranlassen, in die Telefonzelle zu rennen und den Krankenwagen zu rufen, konnte noch einen Zettel mit der entsprechenden Nachricht hinterlegen, damit mein Mann sich keine Sorgen machen muss, machte er sich allerdings nie. Er hatte nun die Wohnung frei für sich und seine Interessen, wie sich später herausstellte, nutzte er dieses auch für ganz ausgiebige Parties.

Ich bekam also unser Kind, was kein Zuckerlecken war. Eine schwere Geburt, mit kleiner OP und allerhand Widerwärtigkeiten, ich musste stramm liegen aber die Kleine war gesund. In der Zeit besuchte mich einmal meine Schwiegermutter, der junge Papa nicht. Er müsse arbeiten, hätte Mittelschicht, so hieß es, und die geht von Mittag bis 21.00 Uhr. Das war für mich auch nicht so erfreulich, erschienen doch bei den anderen Frauen in Abständen die strahlenden Väter, um nach der Frau und dem Sprössling zu sehen. Man bedauerte mich, aber ich tat furchtbar cool und fand plausible Entschuldigen für das Nichtinteresse meines Mannes. Alles wird gut, tröstete ich mich, wenn er nur erst unser kleines, niedliches Mädchen sehen würde, dann würde meine Welt wieder in Ordnung sein und wir wären eine richtige Familie.

Meinen Eltern sagte ich nichts über das absonderliche Benehmen meines Mannes, sie hätten sowieso nichts daran ändern können, mir möglicherweise Vorwürfe gemacht, und es käme vermutlich auch dieses Wir-haben-es-ja-gewußt, dass der nichts taugt. Ich war dennoch relativ guten Mutes und hoffte, dass er mich dann wenigstens aus der Klinik mit dem Kind abholen würde.
Es blieb eine unerfüllte Hoffnung, so bestellte ich mir eine Taxe und fuhr, mir war ein wenig mulmig, denn was würde mich erwarten, nach Hause.


5.Traum

Eine unübersehbare Menschenmenge hat sich am Meer versammelt, vermutlich die Ostsee aber ich weiß es nicht genau, auch der Ort des Geschehens ist nicht klar, hat aber keine Bedeutung für mich. Ich bin eine von Vielen, bin Teil der Menschenmenge. Die meisten sind damit beschäftigt, voller Spaß und Hoffnung siegesbewusst Autos zu präparieren für die Fahrt ins Ungewisse, für eine Fahrt über das Meer. Ich wundere mich nicht über ihr Treiben, auch dass es keine Boote sind, sondern Autos, die zu Wasser gelassen werden, lässt mich nicht staunen. Nur, dass kein Mensch mit an Bord geht, finde ich beachtlich. Ich sehe noch wie große Augen sich anschließend auf den Weg machen, es sind die Augen, die alle Fahrzeuge begleiten, ohne zu helfen. Kein Fahrzeug kommt zurück, denn sie müssen fahren bis der Tank leer ist, die begleitenden Augen beobachten es aufmerksam aber machtlos. Die Menschen gehen nach Hause, aber sie sind blind, sie haben leere, finstere, ausdruckslose riesige Augenhöhlen, ihre Autos kommen nie wieder. Wahrscheinlich wissen sie das. Ihre Mienen wirken so versteinert. Irgendwie haben sie ihre Lebendigkeit verloren, ihre Augen scheinen für immer verloren, verschollen. Diese Menschen sind unnahbar, sie erhielten unwiderruflich ihre Lektion. Man muss für alles bezahlen.
Es erscheint mir so selbstverständlich und vertraut, als würde ich auch ein Fahrzeug losgeschickt haben und müsste dafür den Verlust meiner Augen beklagen, aber ich kann sehen, dennoch besitze ich ebenfalls kein Auto mehr, es ist verschwunden. Trotzdem bin ich nicht traurig, ich habe noch eigene Augen und völlig erleichtert wache ich auf.



Ein klarer Traum mit einer eindeutigen Aussage wie ich heute feststellen darf, denn meinen Erfahrungen zur Folge ist es absolut unsinnig, seine Augen für Spiele mit ungewissem Ausgang zu opfern, allerdings scheint es auch nicht ganz unklug zu sein, nicht selbst an Bord zu gehen, um am Leben zu bleiben, eine durchaus sinnvolle Vorsichtsmaßnahme.
Nur die Blindheit ist eine harte Strafe. Wie viele schöne Dinge des Lebens bleiben dann noch? Erst viel, viel später, nach meiner persönlichen Katastrophe wurde mir klar, dass ich Augen habe, die mir Lebendigkeit verleihen, die mir die Freiheit gestatten auch ohne Auto, ohne Reichtum, ohne Zwang zu entscheiden, und zu erkennen, was wichtig ist, was für mich wirklich Bedeutung hat. Für mich sollte bis zu dieser so bitternotwendigen Erkenntnis ein Drittel meines Lebens wie ein böser nicht enden wollender Traum vergehen.

Das Seltsame ist an diesem Traum sein Zeitpunkt. Ich träumte ihn bevor mein Schicksal mich mit dem Autogeschäft untrennbar verband. Es war eine Warnung, die ich nicht verstand. Heute fällt mir dieser Traum ein und ich vermag ihn zu deuten, denn was passierte, lässt sich leicht mit einiger Fantasie in diesem Traum wieder finden.
Aber vielleicht ist auch alles ganz anders gemeint und meine Deutung gänzlich falsch. Können Träume in die Zukunft sehen und Warnungen vermitteln? Möglicherweise spiegeln sie eigene Ängste wieder und zeigen unsere Fantasiegebilde, die wir einfach nicht verstehen und ständig missdeuten, falls wir uns überhaupt die Mühe machen, es zu wollen. Es gibt wohl Ahnungen und schlechte oder ungute Gefühle, die sich im Traum je nach Intensität zeigen. Aber sollte man sie ernst nehmen?

Früher weigerte ich mich jedenfalls, diesen Hirngespinsten nur die kleinste Bedeutung beizumessen. Heute achte ich sorgsamer auf meine Gefühle und wage es, über meine Träume ernsthaft nachzudenken. Ob das was bringt, vermag ich nicht zu entscheiden, zumindest glaube ich, dass es nicht schadet hin und wieder Zwiesprache mit sich selbst zuhalten. Jeder macht es auf seine Weise und mit unterschiedlichem Erfolg. Manchmal kommt ja auch kein Dialog zustande, insbesondere dann nicht, wenn die Zeit dafür nicht ausreicht. Die innere Stimme lässt sich zuweilen Zeit mit der Antwort und oft äußert sie sich halt reichlich unverständlich mit fantasievollen Träumen. Handfeste Ereignisse verstehen wir besser und es muss wehtun. Schmerz bringt uns zur Besinnung, leider. Ich hatte ihn.


Ausflug in die Vergangenheit



Ein Baby, nichts wissend, nur nach Nahrung schreiend, oder Unbehagen gleichermaßen signalisierend, weil die wohlige Wärme durch die Nässe der Windeln schwindet, kann ein ganzes Leben von scheinbar normalen, erwachsenen Menschen verändern. Es veranlasst sie, ihr wahres Gesicht zu zeigen, sich zu positionieren, sich als Mensch zu zeigen oder das Tier seiner finsteren Begierden raus zu lassen. Mein Mann, mein geliebter erster Mann zeigte sich nicht als Mensch, für den ich ihn durchaus gehalten hatte.

Ich verstand zunächst nicht die Andeutungen, die für einen misstrauischen Menschen Achtungszeichen bedeutet hätten. Die Ablehnung meiner Person als ich schwanger war und das fehlende Interesse für unser Kind, obwohl angeblich gewollt, hätte mich sehr stutzig werden lassen müssen aber in unglaublicher Naivität hoffte ich, ich hoffte auf die Normalität in meiner Ehe und setzte auf die Liebe, die ich zu geben vermag und zu bekommen erwartete. Ich dachte, sie wäre vorhanden. Ein gemeinsames Kind zu wünschen, war für mich der absolute Beweis.

Unser Baby schlief im Kinderbett und ich ruhte mich von der ungewohnten Anstrengung, die die Versorgung des Kindes, das Stillen und Abpumpen der Restmilch, auf dem Sofa im Wohnzimmer aus. Ich war wund und hatte Schmerzen, hatte die körperliche Anstrengung der Geburt noch nicht überwunden. Aus der Klinik heimgekehrt in eine leere Wohnung. Der Vater war nicht zu Hause, er musste wohl arbeiten und kam in fröhlicher Stimmung, Bier- und Zigarettendunst eilten ihm voraus, in das Wohnzimmer. Er sah mich liegen und umarmte mich, was mich sehr freute, die Umarmung war so wohltuend, ein wenig Kuscheln nach all der Anstrengung das wollte ich und ich glaubte in dem Moment tatsächlich, dass alles sich ganz wundervoll entwickeln könnte. Ich würde bald wieder so schön und schlank wie früher aussehen und mein Mann würde mich begehren, alles wäre vergessen und ich hätte die einsame Zeit, ohne Zuwendung während der Schwangerschaft stillschweigend zu den Akten gelegt. Ich hätte alles verziehen und vergessen.

Die Umarmungen wurden heftiger, er bedrängte mich und ignorierte meine Zurückhaltung, nahm meine klägliche Abwehr, ich war nicht sehr stark, nicht zur Kenntnis. Er hörte meine Worte nicht, missdeutete mein schmerzhaftes Stöhnen, zumindest glaubte ich das in jener verhängnisvollen Nacht noch, er verstand nichts und wollte alles. So ließ ich ohnmächtig alles geschehen, wurde vergewaltigt, gedemütigt, in meiner Würde verletzt. Die Freude der anfänglichen Umarmung hatte sich in körperlichen und was viel schlimmer war in einen unaussprechlichen seelischen Schmerz verwandelt.

Danach ging er in sein Bett und ich blieb wie gelähmt, unfähig mich zu bewegen oder einen klaren Gedanken zu fassen, in der Dunkelheit des nächtlichen Wohnzimmers auf der Couch zurück.
Als die Kleine sich rührte, holte ich sie auf leisen Sohlen zu mir ins Wohnzimmer und erfüllte meine Mutterpflichten, ihr Vater schlief und ich hatte nicht das leiseste Interesse, ihn zu wecken. Als ich ihn so während des vorbei Schleichens ansehen musste, verspürte ich einen Ekel erregenden Brechreiz, der mich später noch so häufig würgen sollte.

Als er das Haus verließ legte ich mich in mein Bett, zog mir die Decke über den Kopf und versuchte ein wenig Schlaf zu finden. Alsbald war jedoch ein Schließen zu vernehmen und ich hörte das Rufen meiner Schwiegermutter, sie wollte ihr Enkelkind in den Arm nehmen, mich auch ein wenig unterstützen. Sie hatte eingekauft, ein Essen bereitet und war stolz, endlich Oma sein zu dürfen. Sie versorgte das Baby, wirtschaftete im Haushalt herum und befragte mich beiläufig, was denn ihr Sohn zu seiner kleinen Tochter sagte, ob er denn auch glücklich sei und ich würde ja noch ein wenig blass aussehen aber das gäbe sich schon und so plapperte sie unaufhörlich, fast ohne eine Antwort abzuwarten. Die Oma war in Hochstimmung, unendlich glücklich, in ihrer Fürsorge für uns wie immer unübertroffen. Meine Einsilbigkeit erregte kein Misstrauen.

Alles war in Ordnung und normal. Ich schwieg, unfähig zu schildern, was mir angetan wurde. Das Gefühl, dass es besser wäre, darüber Stillschweigen zu bewahren, verhärtete sich. Es war zu peinlich, es war zu ungeheuerlich, konnte ich doch über sexuelle Dinge sowieso nie sprechen und das dieses abnorme Verhalten meines Mannes nur einen für mich perversen sexuellen Hintergrund hatte, wurde mir mit der Zeit immer mehr grausame Gewissheit. Gegenüber keinem Menschen vermochte ich nur die geringste Andeutung darüber verlautbar werden lassen. Es gab niemanden, ich hatte keine Vertrauensperson, ich musste damit leben und fand keinen Ausweg. Ich hatte kein Geld, sah keine Möglichkeit zu entkommen und so widmete ich mich nur meinen Mutterpflichten, lebte in heilloser Angst vor den sexuellen Wünschen meines Gatten.
Bald ging ich wieder meinem Beruf nach, das Kind konnte ich tagsüber in einer Kinderkrippe betreuen lassen. Körperlich hatte ich mich wieder erholt, die Seele war verzweifelt. Ich suchte nach Auswegen, wollte den Mann wieder lieben können, wollte frühere Gefühle neu zum Leben erwecken lassen, suchte das Gespräch, wollte das Warum ergründen. Wie sich zeigte waren alle Versuche vergeblich, auch der Ausreiseantrag, eine wahnwitzige Idee, die in einem diktatorischen Regime umgesetzt, mich zu allem Unheil noch in eine nicht zu unterschätzende gefährliche Lage versetzte. Aber das ist ein anderes Thema, ich werde dazu noch Erklärungen abzugeben versuchen. Es ist ein schwieriges Kapitel.

Die abstruse Sexualität in meiner Ehe, die einseitige perverse, sadistische Lust meines Ehemannes sollte mich noch oft beschäftigen. Er hatte gesteigertes Vergnügen in seinem Befriedigungsdrang, mich in meiner Angst zu beobachten, körperliche Macht über einen Menschen auszuüben, was ihm offensichtlich nur bei Frauen, insbesondere bei mir, höchste Lust bereitete, war das Geilste, was ihm je begegnete. So erklärte er mir das einmal nach meiner eindringlichen Befragung. Die Gänsehaut, der Angstschweiß eines nackten, schlanken Frauenkörpers, durch ihn erzeugt, wäre das Größte.

Der unheilvolle Beginn einer derartigen Veranlagung war der bewusste Abend als ich nach der Entbindung von ihm gegen meinen Willen bar jeder vernünftigen Überlegung zum Sex gezwungen wurde. Er hätte sehr wohl mein Sträuben, mein schmerzhaftes Stöhnen bemerkt, schließlich auch die nackte Angst verspürt, die sich meiner mit zunehmendem Fortgang seiner Aktivitäten bemächtigte. Sie spornte ihn an, brachte einen bisher nicht gekannten Kitzel, den er nur noch zu steigern trachten würde. Diese Informationen erhielt ich so nach und nach und die Tragödie nahm seinen Lauf.

Manche Wochen wurde ich in Ruhe gelassen, er hatte sich offensichtlich andere Quellen für seine perverse Geilheit aufgeschlossen, es gab zwischenzeitlich sogar Phasen, wo ich glaubte alles wäre nur ein schlimmer Traum und mein Mann wäre wieder der alte, wie früher. Aber es stellte sich leider immer bald heraus, dass ich mich furchtbar irrte.

In einer dieser Phasen, wir haben miteinander gesprochen über unser Leben, über unsere Chancen noch einmal zu beginnen, suggerierte er mir die seiner Meinung durchaus Erfolg versprechende Möglichkeit ein, in die BRD über einen regulären Ausreisantrag zu gelangen. Erst dort würde er wieder er selbst werden können, und versprach seine sexuellen Neigungen abzustreifen, alles würde sich normalisieren. Man könne eine Wohnung und Arbeit finden, er wäre für seine Familie da und alles könne sich ganz wunderbar entwickeln. Andere Ehepaare hätten das bereits geschafft, er wüsste aus sicherer Quelle darüber absolut Bescheid. Es gäbe Briefe derselben, die das belegen.
Blah, Blah, Blah. Ich war ein dummes, junges Gänschen, gutgläubig noch auf dem Schafott, selbst nach ausgiebiger Folter.


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Tag der Veröffentlichung: 09.01.2009

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