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Kommentator Wichtig



Der kleine Kommentator Wichtig
Er sucht und findet Fehler, richtig
Flugs schreibt er auf, was er gefunden
Ist fleißig, emsig viele Stunden
Er mäkelt, deutelt, tadelt
Höchst selten er Poeten adelt
Sein Text, glaubt Wichtig, wär gelungen
Und fühlt sich reichlich ausgewrungen
Sein Zeugnis ist zwar nur Verriss
Doch lieb gemeint, versteht nicht miss
Ihr netten guten Literaten
Der kleine Wichtig ist ein Teufelsbraten
Der deutschen Sprache nicht ganz mächtig
Doch Wichtig fühlt sich trotzdem prächtig
Der Dichter soll ihm dankbar sein
Summt Wichtig noch im Sonnenschein
Dann fallen ihm die Augen zu
Klein Wichtig träumt und gibt nun Ruh




Die Poeten gingen flöten



Malen wie Leonardo
Wie Picasso und Hopper
Ja, das wäre schön

Dichten wie Goethe
Wie Kästner und Richter
Ja, haste nicht geseh’n

Ich wäre ganz oben
Wär’ reich und gleich
Würden sie loben

Mein Leben, es wär’ verschoben
Nicht klein und leicht
So lieblich verschroben

Ich wär’ auch nicht hier
Sondern immer nur oben
Und sie huldigten mir

Doch was hätt’ ich verloren
So schwebend und bebend
zwischen unsäglichen Toren?

Vergäße euch alle Poeten der Foren
Wahrscheinlich wöllt’ ich
Ich wär’ nie geboren

Ihr unglaublich großen, irren Poeten
Vermutlich würd ich mich schreiend töten
Weil leider ginget ihr für mich flöten


Armes Schwein auf Themensuche



Jedes Thema dieser Welt,
selbst vom Bild, was sehr entstellt,
über Kluge oder Dumme
wurde schon mit laut Gebrumme
ausgewalzt und eingerollt.
Meine Muse zickt und schmollt.

Warum hilft sie nicht die Gute,
geht nicht mit der Wünschelrute
durch die Wohnung, durch den Garten,
lange kann ich nicht mehr warten,
findet sprudelnd lecker Themen?
Gerne würde ich sie nehmen.

Ich würd’ schreiben, malen, schwatzen,
nippen, tippen, schnurren wie die Katzen.
Ach, hätt’ ich nur ein einzig Thema,
wenigstens ein Nachmachschema,
jauchzen tät ich, glücklich sein.
Aber ich bin bloß ein armes Schwein.

Mir fällt nichts ein, mir fällt nichts ein.


Verbiestert



Die halbe Welt ist im Internet,
so kommt es mir heuer vor.
Es wird mir langsam zu bunt,
leg mich verbiestert aufs Ohr.

Eigentlich wollt ich Gedichte lesen,
sie rasch kommentieren sehr nett,
mein Text, husch, husch, verschwindet.
Ich geh verbiestert ins Bett.

Seid nicht verstimmt, weil nichts kommt.
Den Spaß nimmt mir mein blöder PC,
dabei schreib ich doch so prompt,
wenn ich etwas Großartiges seh.

Alles war für die Tonne
Draußen scheint Sonne,
doch ich bin verbiestert.

Ach, ich geh.


Des Dichters Schweif



Des Dichters Schweif kometengleich
Tangiert die Sterne sammetweich
Der Kommentator Wichtig
versteht’s nicht richtig

Er liest die Verse stundenlang
Sein Mund stand offen, ihm ward bang
Der Kommentator Wichtig
versteht’s nicht richtig

Drum sucht er Fehler, denn er muss was schreiben
Die dummen Verse ihn zum Wahnsinn treiben
Der Kommentator Wichtig
versteht’s nicht richtig

Die Fehler, Mängel, Patzer, die er findet
Aufgelistet er in strenge Wort’ und Sätze bindet
Der Kommentator Wichtig
stolz versendet sie sogleich

Des Dichters Schweif kometengleich
Tangiert die Sterne sammetweich
Des Kommentators Wichtig
Sätze bleiben nichtig

Musen 1



Haben Musen Busen
Oder Bäuche
Hängen etwa Schläuche
Unten raus
Die mal saugen oder blasen
Auf dem Rasen vor dem Haus?

Wollen Musen schmusen
Oder motzen
Stecken etwa Zungen
oben raus
Die mal saugen oder blasen
auf dem Rasen hinterm Haus?

Müssen Musen ihre Busen
Wenn sie küssen
Erst verknoten
Weil die Noten
Sonst nur schwitzen müssen?

Was wenn Musen
Weder Busen
Schläuche oder Bäuche haben
Einfach körperlose Wesen
Mit dem Besen
Bürsten, fegen
Was im Kopfe fault und schäumt

Welch ein Segen
Ausgeträumt.

Musen 2



Musen sind neurotisch
Mal küssen sie
Und mal nicht
Wird idiotisch
Mein Gedicht.

Ich sitze hier
Vor leerem Papier
Jetzt küssen sie
Und wie aber
Sehr chaotisch

Musen kommen und gehen
Woher und wohin
Weiß man nicht
Im Dunkel, auch bei Licht
Bei jedem Wetter
Donnerwetter!


Musen 3



Millionen warten
Auf Musen
Die starten
Sie müssen nun fliegen
Weil Menschen sonst nicht
Fertigkriegen
Was sie wollen
Die Ollen!


25 Cent, oder wie tötet man eine Muse



Ich bin nun ein “Jungautor“, sagt der Verleger, denn mein erste Buch wird veröffentlicht.
Wundervoll !!

Bekanntlich spricht man ja nicht über Geld, denn man hat es. Vermutlich hat MAN es, nur ich nicht, aber das macht nichts. Was nicht vorhanden, macht eigentlich immer nichts. Zumindest bemerkt man nicht, ob da irgendetwas, was macht.

Ich bin zur Zeit nicht am verhungern, da ich noch einen gutbürgerlichen Beruf ausübe, der mich ernährt…..obwohl… ich bin jetzt Autor!!!! Es werden meine Bücher verlegt. Bloß wohin? Und werden es die Käufer auch finden?

Ich weiß, dass ich an einem Buch 25 Cent verdiene. Der Verleger sagte es mir bedeutungsvoll. Der schnelle Rechner überschlägt und ermittelt blitzschnell, dass ca. 100.000 Bücher in einem Jahr verkauft werden müssten, damit ich ganz bescheiden davon leben könnte und in den Folgejahren dto..
Also ich bitte euch, was sind schon läppische 100 000 !!! Bis zur Rente muss ich noch einige Jährchen überbrücken, das hieße, es müssen 1,2 Millionen meiner Bücher über den Ladentisch gehen. Jetzt beginnt es heiß zu werden und mir kommen erste Bedenken. Ist da also wirklich was dran…von wegen brotlose Kunst?

Ich werde also wohl ächzend weiterhin täglich ins Büro fahren, um dort zu lochen, zu klammern und abzulegen, was auch immer.
Vielleicht schreibe ich nebenbei noch ein, zwei Büchlein und erhalte dann 75 Cent….es wird mich nicht retten.
Aber erfreuen, eventuell auch einige Leser, wird es schon, denke ich hoffnungsvoll. Man weiß ja nie!

Also das mit den 25 Cent scheint unabänderlich, es sei denn ein Lizenznehmer, welcher geheimnisvolle Nehmer dies auch sein könnte, greift in die Geschehnisse ein. Dann komme ich natürlich ganz groß raus.

Meine Lieben fiebern alle mit und finden heraus, wo ich Stories einreichen könne, um endlich einmal abzusahnen.
Ein namhafter Wäschevertreiber bietet 25 Euro für eine einzige Geschichte. Na, denke ich verblüfft, das ist ja wohl ein dicker Hund. Da werde ich doch mal alle Musen zwischen Himmel und Erde bezirzen, mich zu küssen, und dann geht es aber ab!

Wie ich so am überlegen bin, ob es auch männliche Musen gäbe und ob man dieselben dann Muserich oder Muser nennt (ist wegen der Küsserei andauernd), da lese ich von einem Wäschegutschein in Höhe von 25 Euro, der zu gewinnen wäre bei Veröffentlichung. Mir wird heiß…wohlmöglich muss ich mir die bewährten Langbeinschlüpfer außen glatt und innen rau oder einen Minimizer für überdimensionierte…na, ihr wisst schon, bestellen. Mir steht der kalte Schweiß auf der Stirn…meine armen Musen. Wenn ich des Nachts SO auftrete, dann trifft die glatt der Schlag und das, bevor ich geküsst wurde.

Ich denke nun, ich entscheide mich doch für die 25 Cent und riskiere dabei nicht, von meinen Musen ob männlich oder weiblich gemieden zu werden bzw. Schuld auf mich geladen zu haben, wenn es sie so grausam dahin raffte.

Erleichtert lächelnd setze ich mich nun hoffnungsvoll und musenkussfreundlich zurecht, schaue auf einen weißen Bildschirm im Textprogramm und warte…., denn ich habe keine ähnlich wie oben erwähnt abschreckenden Dessous an und finde mich heute mal tatsächlich wertvoll.
Nie war ich so wertvoll wie heute!
Nach einer Stunde sitzen, entschließe ich mich, den Musen noch etwas Bedenkzeit einzuräumen und rufe erstmal hoffnungsvoll mein E-mails ab, schau geschwind in den Postkasten und noch einen scheelen Blick auf den Anrufbeantworter, kann ja sein, dass die eine oder andere Muse nicht persönlich zum Küssen antreten will, weil andere vielleicht sogar bessere Autorinnen vor weißen Blättern wartend sitzen.

Man muss halt warten…Musen sind auch bloß Menschen….oder nicht?


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

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