Ein Telefon ist wichtig, ohne ist man total aufgeschmissen. Ich bin für die Welt einfach nicht vorhanden. Fragt sich, ob der Welt das was ausmacht. Aber schließlich geht es ja auch darum, dass ich die Welt erreichen muss, vielleicht nicht die ganze aber den für mich wichtigen Teil schon.
Es kann mich ja unverhofft der Schlag treffen oder ich brauche nur von der Teppichkante zu stürzen und schon liege ich da ohne Telefon.
Man hat auch ständig irgendwelche brennenden Fragen wie zum Beispiel: „Kommt die Müllabfuhr nach den Feiertagen an einem anderen Tag als geplant und veröffentlicht? Oder wird das Versandhaus meine Möbel ein Vierteljahr später liefern oder gar überhaupt nicht? Man muss auch wissen, wann die Krankenkasse einen Beamten schickt, der kontrolliert, ob die Oma noch lebt.
Wenn man umzieht, sackt man zunächst in ein schwarzes, tiefes telefonloses Loch. Ihr wisst wie das ist, das eine ist abgemeldet und das andere muss nach angemeldet werden. Bloß wie? Na telefonisch!! Aber, isch abe gar kein Telefon! Nun, ich bin kein kleiner Dummkopf! Ich habe ein Handy. Ein Mensch, der mit der Zeit geht, der einfach dabei ist und mitreden möchte, hat ein Handy. Jedes Kindergartenkind hat ein Handy! Ich bestelle die Telekom-Menschen und schon läuft der Hase.
Zuversichtlich und in Hochstimmung wallen wir zu einem Spezialgeschäft für Telekommunikation. Ja, dort gibt es alles. Alles, was man nicht braucht und demzufolge viel zu teuer ist. Aber bestellen geht! Nein, wir sind nicht enttäuscht, wir doch nicht! Man muss warten können.
Unser Telefon, ein einfaches, mit dem man telefonieren, so mir nichts dir nichts Gespräche empfangen und auch mal einen Schrei nach draußen loslassen kann, das wird geliefert. Ein paar Wochen Geduld muss aber sein. Einfaches ist schwierig zu haben.
Es soll tatsächlich Menschen geben, die immer alles sofort haben wollen.
Man lebt ohne das Geklingel eines Telefons weit aus ruhiger. Ich habe den telefonlosen Zustand ohne größere Schäden überlebt
Jetzt sieht die Sache aber schon ganz anders aus, der Schaden durch das Telefon ist schwer zu messen, weil das kleine schwarze Ungeheuer mir den letzten Nerv raubt. Es läutet, oder auch nicht. Wenn nicht, dann denkt der Anrufer ich bin nicht zu Hause. Es zeigt den lieben Menschen, die meine Stimme hören möchten, scheinheilig ein bösartiges Besetztzeichen an, liegt aber in Wirklichkeit ruhevoll auf der Station.
Kurz um, dieses Biest straft mich Lügen, es blamiert mich, es strapaziert die Geduld meiner so wohlwollenden Freunde und Verwandten. Es könnte ja auch der Lottoverein mir die freudige Botschaft übermitteln wollen, dass ich einen Sechser habe. Ja, und dann?? Oder der Mann meiner Träume will mir seine Liebe gestehen!!.....und es ist besetzt.
Tja, ich stehe dann völlig belämmert da und muss mich auch noch rechtfertigen, mich verteidigen. Über das, was mir durch das nicht zustande gekommene Gespräch entgeht, ganz zu schweigen.
Ich war schon versucht, dieses Telefon an die Wand zu schmeißen. Bloß was wäre dann?
Erstens: die arme Wand
Zweitens: ich hätte kein Telefon
Drittens: ich hätte mich aufgeregt, wohlmöglich hätte mich der Schlag gerührt (ohne Telefon ist das bedenklich)
Man kann ja nicht alles, was nicht so mitspielt wie wir es vorgeben, an die Wand schmeißen.
Die Wände würden bersten, wer will das schon. Mühsam errichtete Wände durch rohe Kräfte einreißen, das klingt nicht sehr vernünftig.
Bei Wänden muss man Vorsicht und Behutsamkeit walten lassen, ansonsten könnte die Decke mit einstürzen.
Menschen mögen Wände, sie errichten ständig welche und sie fühlen sich sicherer von Wänden umgeben, ob glücklicher wage ich zu bezweifeln.
Ich denke, die eine oder andere Wand ist schon irgendwie überflüssig. Aber sie sind ja nicht für die Ewigkeit geschaffen.
Nun, ich habe auch schon gedacht, mein Telefon will mich schützen, mich abschirmen, einfach niemanden heranlassen.
Wer weiß wozu das wieder gut ist? Oder ist es etwa eifersüchtig??
Na so was, es reicht doch, wenn Menschen sich damit die Hölle heiß machen.
Das ist doch wohl das Letzte: ein misstrauisches Telefon!
Ich mag kein Misstrauen, das ist der Anfang vom Ende, da sollten die Lichter angehen. Von diesem Telefon werde ich mich bei Zeiten trennen.
Da spreche ich mit einem netten Menschen, schon schreit es dazwischen, sein Akku wäre gleich leer, als wenn mich das was anginge. Stundenlang liegt es auf seiner Station und trieft so vor sich hin und wenn ich es mal fordere, dann mosert es rum.
Neuerdings ist andauernd der Akku alle, wenn ich das nicht sofort beachte, dann ist Ruhe im Schiff. Umgehend kommt das aus.
Na, wo leben wir denn??
Telefonfreiheit für ALLE!
Nieder mit den andauernd alle werdenden Akkus!
Nun, ich glaube, wir wissen alle, dass miteinander sprechen ob per Telefon oder persönlich (persönlich ist besser), einen ungeheuren Stellenwert einnehmen sollte. Keine Abstürze, Zusammenbrüche, Ausfälle, Streik der Postler oder was auch immer sollte uns je davon abhalten (selbst der eigene Frust nicht) miteinander zu kommunizieren. Irgendetwas geht immer!
Wir sind Menschen, ausgerüstet nicht nur mit Händen und Füßen, sondern auch mit einer Stimme, einer Sprache. Nutzen wir diese doch bitte, bitte.
Tag der Veröffentlichung: 27.12.2008
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