Die Enthaarung
Die Enthaarung der Frau
sei ein Zeichen von Klasse
Meint die Meier-Dingsbumsen
aus der Nobel-Schröder-Gasse
Wie ein Kinderpopo die Beine
Dazwischen nur feine
Unter den Armen keine
Die Brauen gezupft oder epiliert
Der Damenbart abrasiert
Die Frau völlig aufpoliert
Schäumt über vor Rasse
Männe greift resigniert in die Familienkasse
Die Enthaarung des Mannes spielt keine Rolle
Gewöhnlich verliert er auch so die Tolle
sein Haar auf Brust und Unterleib
Entzückt das enthaarte Rasseweib
Sie streichelt ihn zart,
sie zirpt und zupft
Die Frau ist enthaart,
er ist gerupft
Die Meier-Dingsbumsen
aus der Nobel-Schrödergasse
Meint ein Zeichen von Rasse
Wäre nun ein Arschgeweih
Der Mann mit dem Horn auch am Schädel
Tätschelt am Steiß sein Mädel
nicht sehr begeistert, doch ist er dabei
er ist verkleistert, wie einerlei
Es folgt der Enthaarung, das ist die Erfahrung
Die Degenerierung, und die Verblödung
Die Desorientierung, auch die Kopfverödung
Wen stört das schon, es ist halt Mode
Es ist gewollt, es scheint Methode
von den haarigen Sachen sind sie abgelenkt
Frau Meier-Dingsbumsen nicht mehr denkt
Nur Frau Eier-Bingsumsen klagt
Enthaarungscreme fördere Gicht
Aber Frau Leier-Stinkrumsen wagt
Eine neue Sicht
Bietet an das überflüssige Haar
Auf mildtätig nützlichem Straßenbasar
Als Kissenfüllung warm und dicht
Es wär für die Welt ganz wunderbar
Allmählich geht nun aus das Licht
Enthaarte Affen lachen nicht.
Der Bahnhof von hinten
Hinten ist er weniger schön
Weil hinten die Leute nicht stehn
Wichtig ist vorne nur
Sie sehen die Zeiger der Uhr
Sie schreiten durch ein Hauptportal
Kaufen mit Genuss
Was muss
Hinten ist er weniger schön
Weil ihn hinten die Leute nicht sehn
Wichtig ist nur die Fassade für alle
Eine einladende Halle
Die angenehme Falle
Lauft, aber mit Genuss
Schluss
Hinten zu schauen
Mich überkommt Grauen
Vergessen, verschimmelt, verrottet,
Ein Hund zwischen den Tonnen trottet
In der Ferne ein Ton, ein schwaches Licht
Schimmert rüber, mehr nicht.
Schicht
Den Bahnhof von hinten
Sieht flüchtig der Reisende nur
Er schüttelt den Kopf, schaut auf die Uhr
Er blickt nach vorn, geht durch die Halle
Das machen fast alle.
Heile Welt
Wäre heil die Welt
Mit schönen Wesen
Neue Möbel
Keine abgewetzten Besen
Schränke voll
Die Stimmung toll
Gute Bücher nur zum Lesen
Kräftig bis die Klappe zu
Unsere Seelen hätten Ruh
Doch der Konjunktiv steht leider
Immer vorn und auch im letzten Satz
Allgegenwärtig sind die Neider
Schäumen in der Alltagshatz
Wetzen Zungen
Rasseln Säbel
Brüten Finsteres im Nebel
Und es scheint auch fast gelungen
Immer vorn und auch im letzten Satz
Raufen, kaufen, unterlaufen
Fetzen, hetzen und besetzen
Vorn und hinten
Jeden Platz
Man
Man geht nicht dort hin
Man geht nicht hier hin,
Man hat auch nicht den Finger drin
Nicht in der Nase oder in der Suppe
nur
Man schielt zuweilen nach der Puppe
Mit dem Arschgeweih
Man ist so cool, man ist dabei
Man legt die Zähne in kein Wasserglas
Man gibt mal Gas bei rot zum Spaß
Man zeigt sich dann und wann gelassen
Wohlgefällig Menschenmassen
Man neigt sich fast verwegen
Nur
so zum Schein verzückt
den Großen dieser Welt entgegen
wogegen sich der Plebs verdrückt
Man fragt sich innerlich besorgt
Wer ist man denn
Was wäre wenn
Man einfach selber bliebe, wie man ist
Nur
Man wär geoutet
Mist
Privat
Durchgang verboten, freilaufender Hund
Privat ist der Weg,
erst recht der Grund
Parken verboten
Nicht halten, nicht fragen
sonst kommt prompt
der Abschleppwagen
Hoher Zaun und dichte Hecke
Kinder rennen um die Ecke
Meier ist genervt, empört
Seine Ruhe ist gestört
Abends geht der Meier aus
Und sein Hundi bleibt zu Haus
Der kläfft schrill die ganze Nacht
Das ist privat, nur Meier lacht
Richtig gut ist nur Privates
Kleine Könige des Staates
Grenzen ab und igeln ein
Hinterm Zaun ist alles mein
Nebenan da schreit ein Kind
Wo die Eltern wieder sind
Tagelang auch in der Nacht
Meier nun das Grill entfacht
Plötzlich in der Zeitung steht
Das Kind ist tot und in der Tat
Man wusste nichts, es war privat
Meiers Grillwurst schmeckt nun fad.
Der normale Wahnsinn
Ist der Alltagstrott
Jeden Tag das Holzschafott
Über mir ein scharfes Beil
Hinter mir fliegt schon ein Pfeil
Sägt da wer an meinem Ast
Heut entkomm ich, aber fast
hätt’ es mich erwischt
Doch ich hab sie aufgemischt
Die da sägen
nagen
schießen
und die Schlingen runterlassen
Es ist nicht zu fassen
Der normale Wahnsinn brüllt
an der Brust, die duldsam stillt
Unglaublich…
Was ein Mensch erlebt, doch er vergisst
Was angestrebt und Maßstab ist
Was er sich wünscht, wonach er trachtet
Was er dann sucht, worauf er achtet
Unglaublich…
Nur des Geldes wegen
Bringt er sich um, vergisst den Regen,
Sterne, Sonne, Wind
und sogar das eigene Kind
unglaublich…
ist des Menschen Handeln
auch wenn die Zeiten sich so wandeln
tief unten wird er bleiben
so alle es betreiben.
Wenn er dann eines Tages ahnt
Wie er sich schrecklich hat verplant,
es ist zu spät, den Weg zum Licht
es ist vorbei, den gibt es nicht.
Unglaublich…
was der Mensch nun macht
Er wartet ab, denn es ist Nacht
Falls eine Chance sich bietet,
der Mensch sich rächt und ärger wütet.
Mutanten
Frauen werden Hyänen im SSV
Männer mutieren zum Elch im Fahrzeugstau
Kinder zeigen Monster-Mutationen,
was mutierte Ahnen noch belohnen
Ist der Maulwurf in der Wiese,
wird der Gartenzwerg ein Riese
Schwebt ein Stäubchen leicht und locker,
schmeißt den Bürger hier vom Hocker
Selbst die Fliege an der Wand
bringt sie außer Rand und Band
Schreiend feiern Menschen Feste
Manche betteln um die Reste
Wo mutiert die Menschheit hin
Unverständlich scheint der Sinn
Wer ist Jedermann?
Fabelhaft,
wenn der Kanzler lacht
nur die Menge knurrt
und die Gürtel enger zurrt
sorgenfrei
grinst die Partei
sie ist nicht schuld
wenn die Menge knurrt
frohen Mutes tun Parteien Gutes
es kommt nur nicht an
bei Jedermann
Wer ist Jedermann?
Es gibt Männer, Frauen
die sich niemals trauen
mitzulachen, mitzumachen
aufzuwachen, draufzukrachen
Fabelhaft
der Kanzler lacht
sorgenfrei
die Partei
Jedermann weiß hier warum
Nur die anderen sind dumm.
Jedermann kennt
Frauen, Männer,
wirklich gute Kenner
die sich manchmal trauen
Die Tragödie des Kindes
Der Grund in die Tiefe zu tauchen
Liegt auf dem Grund
Den Fund nicht in der Tiefe zu lassen
Liegt auf der Hand
Alle müssen es sehen:
In tiefster Finsternis
Flüstert ein Kind,
Es höre den Wind
Sehe ihn nicht
Wir vernehmen es nicht
Holen kein Licht
In schwarzer Dunkelheit
Atmet ein Kind
Ein letztes Mal
Plumpssack
Ein Plumpssack geht rum
Macht eure Taschen zu
Denn im nu
Packt der Plumpssack um
Für
Krankenkassen
Schnäppchen fassen
Haare fönen
Beim Psychater stöhnen
Fett absaugen
Brille für die Augen
Neue Zähne für den Mund
Und ein Hörrohr für den Hund
Auch versichern, was ich gar nicht hab
Schrab, schrab
Drum seid nicht dumm
Der Plumpssack geht rum
Stolze Bürger
Unsere Bürger jagen, hasten
In den Klöstern Nonnen fasten
Oben geifert man wie irre
Arbeitspferde im Geschirre
Schlagen fruchtlos montags aus
Fernsehblödel stecken Zungen raus
Große Leute gehn ins gute Land
Germany ist abgebrannt
Sparen kann man anderswo
Hoch die Tassen
Pipapo
Man ist prächtig, mächtig, schick
Zeigt sich grinsend, schillernd, dick
Bildung, Schule, wahre Kunst
Weichen vor dem Festzeltdunst
Römer laut nach Spielen schrien
Und dabei auf Menschen spien
Aber wir sind höher jetzt entwickelt
Menschlich, freundlich, keiner krickelt,
Sauber, pünktlich, makellos
Erteilt man heut den Todesstoß
Und wenn einer schreit dabei
Nachbarn ist das einerlei
Schließt das Fenster keine Frage
Gegen Krach gibt’s ja die Klage
Wer nicht mitspielt, hat s verdient
Sabbert Meier,
Müller grient
Hechte
Der Hecht im Karpfenteiche räubert
Ein Angler schon den Kescher säubert
Heute ich
Und morgen Du
Im Karpfenteich da schwimmt ein Schuh…
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Tag der Veröffentlichung: 11.12.2008
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