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Endlich Toskana





Lange schon träumte ich vom wundersamen Licht der Toskana, las oft davon in zahlreichen Büchern und hörte den begeisterten Erzählungen der Reisenden mit sehnsuchtsvoller Andacht zu.
Nun würde auch ich bald die anbetungswürdige Landschaft mit ihren sanften Wellen, den schlanken Zypressen, die von nahem sehr vornehm und fast gebietend, allein oder in Alleen stehend, imponieren, auch die wundervollen, so typischen Olivenhaine zu malen versuchen, würde durch die Städte und Dörfer schlendern, deren einstige Schönheit in ihrem nicht zu übersehenden Verfall fast noch mehr Charme ausstrahlen.
Große und erwartungsvolle Vorfreude empfand ich bereits Wochen, ja Monate vor der Reise.
Der Sommer stand hoch und heiß flirrend über dem Land, lies trotz leichtem Wind in praller Sonne schier den Atem stocken. Ohne Strohhut und ohne die leichte, weiße Leinenbekleidung ging eigentlich gar nichts, oder nur mit einigen Opfern, die der mit der Hitze unerfahrene Tourist so oft, eigentlich unnötigerweise erbringt, und hinterher gerne verniedlicht.
Die einheimische Bevölkerung verschwand ab mittags ein Uhr bis zum Nachmittag von den heißen Straßen. Die kleinen Läden wurden geschlossen, alle Fensterläden waren schon lange an Sämtlichen Häuserfronten fest verriegelt. Die Hitze, die um die Zeit unerträglichen Sonnenstrahlen, durften um Himmelswillen keinen Spalt finden, nur so war es innen auszuhalten. Nicht jeder hat eine moderne Klimaanlage. Wir lernten aber, dass es auch ohne geht, gehen muss.
In unserer Ferienwohnung herrschte am Tage, vermutlich wie in allen Häusern unseres Bergdorfes, somit ein Halbdunkel, an dessen beruhigende Wirkung man sich allerdings leicht gewöhnen kann. Die erfrischende Morgenluft sollte bis zum Abend für unser Wohlfühlklima im Haus, ganz besonders an den „Entschleunigungstagen“ sorgen. So nannte Bernd die wenigen Tage, die wir hier in unserem zeitweiligen Zuhause verbrachten. Auch gänzlich ohne Klimaanlage, ohne das gewohnte Fernsehen, genossen wir diese Stunden mit Lektüre, mit dem Betrachten unserer Fotos im Laptop, mit Schreiben des Reisetagebuchs, und endlich ich mit dem Pinsel in der Hand. Das wollte ich doch so gerne, hatte ich mir deshalb auch vorsorglich und eifrig alle Utensilien mitgenommen, sogar die etwas wacklige Feldstaffelei, die mir Bernd vor Ort geduldig aufbaute.
Endlich war es soweit. Ich malte die toskanische Landschaft, wenn auch nicht im Freien. Die Fensterläden waren verschlossen. Es ging nicht anders, bei 35°C (in der Sonne entsprechend mehr) könnte ich wahrlich kaum länger als fünf Minuten einen gescheiten Pinselstrich auf die Leinwand bringen. Gewiss würde alles, inklusive und ganz besonders ich selber, jämmerlich zerfließen. Das Bild bliebe traurige Illusion. So malte ich nach einem Panorama-Foto, welches ich am frühen Vormittag im hellsten Sonnenlicht aus unserem Fenster aufnahm, nun im dürftigen Halbdunkel des Raumes stehend. Nein, das Klischee der Malerin in der freien Natur, mit Hut im Sonnenschein sitzend, Pinsel schwingend, konnte ich beim besten Willen nicht bedienen. Nicht im Hochsommer.
Man fährt wohl eher nicht in dieser Jahreszeit in die Toskana: zu heiß und natürlich auch viel zu viel Touristen fast allerorten, laut, drängend, auch etwas rücksichtslos, immer im Bild stehend, ärgerlich. Das Gewimmel der Leute war zuweilen wirklich unerträglich, die Parkplatznöte riesig. Alle von der Hitze gezeichnet, rot glühend, genervt. Wir ertrugen dennoch alles höchst tapfer, was blieb uns auch anderes übrig, wir hätten es ja wissen müssen. Jetzt war es wirklich zu spät und auch müßig, ständig darüber zu lamentieren, wollten wir doch selbst auch unter diesen Bedingungen, gut gestimmt alles sehen, aufnehmen, speichern, verarbeiten und nicht zuletzt natürlich und in erster Linie auch den Augenblick genießen. Die wunder-
volle Vierundzwanzig-stunden-Zweisamkeit des Urlaubes würde uns ganz sicher weder die Affenhitze, noch die quirlige Touristenmenge verderben können. Dafür gab es zuviel Schönes, zuviel Euphorie, zuviel der uns stets eigenen Harmonie.
In einem Bergdorf gibt es keine Tiefgaragen oder gar reichlich Stellplatz direkt vor dem Haus, Letzteres gibt es Zuhause im Übrigen auch nicht. Bernd fand erstaunlicher-
weise trotzdem meist ein gutes Plätzchen für unser großes Auto, was uns oft mit seiner Klimaanlage unterwegs vor dem absoluten Hitzekollaps rettete. Aber enorme Fahr- und Rangierkünste mussten schon gezeigt werden. Mein Bernd hat’s immer drauf. Ich wäre dabei vermutlich jämmerlich gescheitert und das gute Auto hätte schwer gelitten. Aber ich musste ja zum Glück für alle Beteiligten nicht ans Steuer, konnte immer sehr genüsslich aus dem Fenster schauen und in die Aussichten der wundervollen toskanischen Landschaft mit staunenden und entzückten Augen blicken, meinen Gedanken nachhängen.
Von Petroio aus, hoch oben gelegen im Herzen der Toskana, unweit des geschichtsträchtigen Siena, unternahmen wir zahlreiche große und kleinere Ausflüge ins weite Land, bis an die malerischen Küstengebiete im Norden und Süden der Toskana, fuhren auf die Insel Elba aber auch in das Innere des herrlichen Chiantilandes mit seinen unendlichen Weinhängen, auf den erstaunlichen Monte Amiato, dem höchsten Berg (1738m), in die großen Städte Florenz und dem beeindruckenden Verona, den typischen Baumschulengegenden um Pistoia, dem wunderschönen Lucca und entfernten uns sogar fast übermütig werdend bis zum romantischen, so viel gepriesenen Venedig, welches sicher eine gesonderte Reise verdient hätte. Wie man unschwer erkennen kann, waren wir also ganz schön verrückt, ein derartiges Programm absolvieren zu wollen. Man hat wohl damit Recht. Wir waren und sind immer ein wenig verrückt. Damit kommen wir klar. So sind wir eben.
Zunächst hieß es aber, selbstverständlich die nähere Umgebung zu erkunden: Sinalunga, Pienza, Montepulciano und natürlich Siena, S. Gimignano und Alabasterstadt Volterra.
Am Abend unserer Ankunft nun, nach fast problemloser Anreise, kleine Ausnahme der Stau am San Gottardo-Tunnel, nach ausführlicher Inspizierung der Ferienwohnung, welche aus einer geräumigen Wohn-
küche, einem ausreichend großen Schlafzimmer und einem kleinen Bad bestand, alles rustikal möbliert, es fehlte auch nicht das Schmückende, wie Gefäße aus Terrakotta, Bilder etc., sparsam aber doch schön und passend, wagten wir einen ersten Rundgang durch das Dorf. Immer hübsch hoch und runter, durch Torbögen, winzigen Gassen, über Treppen, an der Kirche vorbei, man saß zahlreich und schnatternd auf der Treppe, auf dem kleinen Platz davor eine Bar, die so viele Gäste sonst nicht hatte, auch scheinbar meist geschlossen war. Irgendetwas war los, wir erfuhren es nicht und setzten auch keinen Ehrgeiz daran, es herauszubekommen.
Wir schlenderten Arm in Arm weiter, die angenehme warme, ja laue Abendluft genießend, den Charme unseres Bergdorfes aufnehmend. Die stundenlange Anfahrt hatten wir fast vergessen. Jetzt wollten wir zur Eröffnung unseres Toskanatraumes ganz besonders gut, in völliger Ruhe und nettem Ambiente speisen. Bernd hatte in Vorbereitung der Reise aus dem Internet ein passendes Restaurant im Dorf entdeckt. Wir mussten nur noch wirklich hinfinden. Bald standen wir auch befriedigt vor dem anvisierten Restaurant. Es ist ein Traum, wenn auch nicht ganz billig. Die Temperatur war auf angenehme 25 Grad abgesunken, es wehte ein sanftes Lüftchen, Kerzen leuchteten in den Laternen, die Zitronenbäume zeigten herrliche gelbe Früchte, die Olivenbäumchen und blühenden Oleanderbüsche in den wunderschönen Terrakottakübeln, die in unserem Dorf in einer kleinen Fabrik hergestellt werden, umgaben uns, während wir ständig und anhaltend verzückt auf die immer gemäldereife toskanische Landschaft blickten. Der fast überfreundliche Ober umschwirrte uns (außer uns waren allerdings nur noch zwei weitere Tische besetzt) und brachte einen Willkommenstrunk des Hauses. Nicht schlecht. Wir bestellten uns aber trotzdem nur ein Menü für zwei! Wir sind nämlich Wenigesser, können aber gut genießen, jeder für zwei. Das wurde alles freundlich akzeptiert und wir waren nach den jeweils halben Gängen wirklich gut gesättigt, verzichteten sogar auf das leckere Dolce, tranken aber brav den empfohlenen Wein der Region, man kann ihn trinken, fanden wir, denn wir waren milde gestimmt, Bernd noch einen Espresso, bewunderten andächtig den beachtlichen Sternenhimmel ein Weilchen, wir kennen aber nur den Großen Wagen, und brachen endlich, auch nunmehr redlich müde, auf.
Unsere Ferienwohnung befand sich nur zwei Häuser weiter, wie wir erstaunt feststellten als wir nun einen anderen Weg als Heimweg wählten. Umso besser, fanden wir, denn es war nun wirklich Zeit, sich lang zu machen. Die Madonnastatue mit beleuchtetem Heiligenschein auf dem kleinen blumengeschmückten Platz vor unserem Casa namens Asilo Benomarri sollte vermutlich die Ruhe der Bergdorfbewohner schützen.
Vor dem Schlafengehen mussten unbedingt noch alle Fenster nebst Fensterläden weit geöffnet werden, damit die frische Nachtluft unseren Schlaf auch erquicke. Wir hatten es nötig.
Das Gurren der Tauben weckte uns, mehr war nicht vernehmbar, es war Sonntag, alles war wunderbar ruhig, kein Autolärm drang von der weit unten verlaufenden, Zypressen gesäumten Straße nach Pienza zu uns hinauf. Wir hatten da so unsere Befürchtungen als wir die Straße entdeckten. Später hörten wir allerdings das Knattern der in Italien allerseits so beliebten Mopeds. Mit ihnen bewegt man sich fast halsbrecherisch, auch rücksichtslos ganz besonders in den Städten im lebhaften Autoverkehr. Sie sind auf einmal da, von rechts, von links, schneiden die Busse und PKWs, fahren bei rot, völlig unberechenbar, die Gefahr ignorierend. In Italien scheinen aber auch die Autofahrer ihren ganz besonderen eigenen Stil inne zu haben. Für uns gewöhnungsbedürftig und manchmal fast zum verrückt werden, wenn die Fahrer telefonieren und dabei wahrlich verkehrsbehindernd stehen, manchmal mit weit geöffneten Türen. Auf ein kurzes Anhupen reagiert man lachend. Bernd schimpft und schimpft aber bald kriegt er sich wieder ein und lacht auch, denn schließlich wollten wir nicht nur heil, sondern auch vergnügt unsere Ziele finden.
Wir möchten zunächst die kleineren Städte in der Nachbarschaft anschauen. Es ist Sonntag und viel ist nicht los. Man ist um die Mittagszeit nicht auf den Straßen, alle Fenster sind dicht verschlossen, die Läden zu. Die Pizzerien und Restaurants sind allerdings geöffnet (Touristen müssen ja stets und immer abgefüttert werden), wir wollten aber nur irgendwo eine Flasche Wasser kaufen, was sich als schwierig erwies, denn selbst an den Tankstellen war nur Selbsttanken angesagt, die Shops waren leider geschlossen.
Wir fahren durch Sinalunga nach Montepulciano, hier ist eine Enoteca an der anderen. Man soll den hiesigen, uns auch gut bekannten Wein, kaufen. Hier wird scheinbar sehr viel Wein getrunken, später sehen wir den Wein sogar in drei und fünf Liter Flaschen oder Behältern im Angebot. Erstaunlich!
In Montepulciano bekommen wir mühelos einen Parkplatz, allerdings nur einen Sonnenplatz vor einer gewaltig wirkenden Festung, in die man offensichtlich auch hinein gehen kann. Im Innenhof der riesigen Mauern ist aber eigentlich nichts Großes zu sehen außer einen sinnreichen Hinweis auf öffentliche Toiletten mit Bild, zum Glück besteht kein Bedarf. Wir gehen ein wenig weiter durch ein Tor in einen kleinen Park mit Aussicht, fotografieren, schauen ins weite Land und beschließen nun, durch die mittelalterliche Stadt zu bummeln aber immer schön auf der Schattenseite. Eine nette Stadt, finden wir, entdecken immer wieder Details, die eine Aufnahme wert sind. Den angepriesenen Wein kaufen wir nicht, er scheint auch nicht gerade preiswert zu sein aber immer elegant für die Touristen verpackt.
Im Vorbeigehen sehen wir Kirchen, in die wir aber nicht eintreten, die Besichtigungen würden zu lange dauern und die sakrale Kunst kann uns nicht fesseln. Manchmal fotografieren wir dennoch die Baukunst, aber eher, weil’s alle machen. Es gibt viele Kirchen in Italien, manchmal einfach so in einer Straße, nebenan ein Geschäft, gegenüber Restaurants, Bistros, Souvenierläden, alles in hübscher Eintracht. Die Touristen sitzen auf den Kirchentreppen und essen, halten Rast, fotografieren sich nebst Kirche, falls es dort gerade schattig ist, sonst natürlich nicht.
Wir schlendern zurück zu unserem Auto, was sich gehörig aufgeheizt hat aber schnell kühlt die Klimaanlage und wir fühlen uns wieder wohl. Wir fahren weiter unserem nächsten Ziel entgegen. Ich finde es sehr schön und angenehm durchs toskanische Land zu fahren, langsam, ruhig, es ist wenig Verkehr, mautfrei auf kleineren Landstraßen, ganz entspannt. Immer wieder die Aussichten bewundernd, auch die wundervollen Bäume, die herrlichen Olivenhaine. Die zum Teil riesigen welligen Getreidefelder sind leider abgeerntet, einige bereits umgepflügt. Schade, die wogenden, durch die typischen Wellen der Landschaft betonten Kornfelder, waren sicher beeindruckend. Wir müssen in kurzen Abständen immer einmal anhalten und unbedingt einen wundervollen Ausblick ins Toskana-Land aufnehmen. Die typischen Zypressen haben es uns sehr angetan. Sie prägen neben den vielen Olivenhainen, den oft einzeln auf einem Hügel stehenden, zum Teil auch größeren Häusern, die Landschaft. Übermannshohe Oleanderbüsche verwundern mich auch immer wieder. Die wässert doch keiner und trotzdem blühen sie wie verrückt. Man liebt hier Pflanzen in Kübeln, in den wunderschönen Terracottagefäßen, die hier manufakturmäßig hergestellt und wohl in die halbe Welt ausgefahren werden. Wir kennen sie und ich möchte so gerne eine Amphora für den Garten mit nach Hause nehmen.
Bald sind wir in Pienza, dessen historisches Zentrum zum Weltkulturerbe erklärt wurde. In den Reiseführern werden viele Hinweise auf diverse Kirchen und einen beachtlichen Dom, sowie auf bedeutsame Brunnen gegeben. Man kann das bei Bedarf nachlesen, wir wollten aber nur die Eindrücke in uns aufnehmen. Die wimmelnden, eisschleckenden Besucher störten wie immer, die Hitze war inzwischen auch unerträglich. Ich trage den Pecorini, den typischen und in hundert Sorten angebotenen, würzigen Hartkäse in meiner Handtasche, den wir uns nicht verkneifen konnten, in einem der vielen schönen, kleinen Käsegeschäften zu erwerben, denn wir wollen ja „Zuhause“ selber italienisch kochen. Es war somit besser, allmählich zum Parkplatz zu pilgern. Bernd fand sicher den Weg dorthin und strebte zur Kasse, die nur Hartgeld möchte, welches wir leider nicht ausreichend hatten. Nun, wohl oder übel musste Bernd zurück, in die Stadt, um zu wechseln. Das war bitter, denn es war furchtbar heiß. Ich war schon ein wenig abgeschlafft und blieb beim Auto, fotografierte ein wenig herum, beobachtete die Leute, die gegenüber an der Stadtmauer im Schatten an ihren Campingtischen sitzend picknickten. Ein Mann füllte sich daneben riesige weiße Plastikbehälter aus einer Wasserleitung. Da wollte ich hin, wenigstens die Hände waschen, mich ein wenig erfrischen. Leider war es nicht möglich, denn das Abfüllen der Kanister schien kein Ende nehmen zu wollen, mich vorzudrängeln wagte ich nicht.
Inzwischen kam Bernd, rot glühend mit einer Flasche Fanta und dem nötigen Hartgeld. Doch der launige Automat hätte nun auch Scheine genommen, wie wir sahen. Na , gut!
Irgendwie haben wir nun die Hitze gründlich satt, sind reichlich geschafft, wollen „nach Hause“, fahren aber einen anderen Weg, müssen nachdem uns die Klimaanlage des Autos erfrischt hat, immer wieder raus in die Mörderhitze, um zu fotografieren, scheinbar sind wir schon wie im Fieber. Bernd kränkelt tatsächlich ein wenig (war schon in Deutschland ausgebrochen). Er erträgt aber tapfer Schnupfen und Halsschmerzen und verdoktert sich mit hilfreichen Pillen. Wenn das mal gut geht!
Bevor wir später in unser Dorf einfahren, muss es unbedingt auch von dieser Seite aufgenommen werden, denn von hier sieht es wirklich malerisch aus und man sieht auch unser Haus. Ich stelle mich also hin und lasse die 34 Grad auf mich wirken. Sie wirken äußerst spürbar. Wie ich nun aussehe, ist mir egal. Ich will nun endlich in mein „Hauskleid“ (Bernd sagt Polter dazu) und abgeschlafft vor mich hindämmern, erst etwas später unser Mahl bereiten. Gedacht, getan! Erst einmal Mittagsschlaf, dann wäre ich wieder zu allen Schandtaten bereit. Nun, so viele „Schand-taten“ waren an dem Tag oder Abend nicht mehr geplant, ganz im Gegenteil, wir nährten uns redlich, von dem, was wir hatten und es schmeckte uns sogar. Es gab Pasta Bolognese mit Pecorini und ein Glas „Tschanti“ (so sagten wir spaßhalber). Die Flasche etikettenloser Chianti-Wein der Region stand heiß geworden, in praller Sonne zur Begrüßung auf dem Tisch unserer Ferienwohnung. Etwas runtergekühlt war er zum Essen durchaus trinkbar, wenn auch nicht zum Niederknien, wie gerne in den Prospekten beschrieben oder in Liedern besungen wird. Es mag da Unterschiede geben. Wir würdigten die nette Geste des Vermieters dennoch dankbar positiv und tranken tapfer diesen Wein, wenn auch reichlich respektlos.
Als die Sonne hinter unserem „Hausberg“, dem Olivenhügel, wie ich ihn nenne, untergeht, wird es Zeit die Fenster und Fensterläden zu öffnen. Es geht ein leichter und angenehmer Sommerwind, die Mörderhitze ist entschwunden, ein wunderbares weiches Licht kündigt den beginnenden toskanischen Abend an. Die nahe und ferne Landschaft wechselt ihr Gesicht, Licht und Schatten ver-ändern ständig alles, wir können uns nicht satt sehen, sitzen auf unserer kleinen Treppenterrasse und schauen begeistert auf das sich bietende traumhafte Panorama. Der doch recht anstrengende Tag fällt von uns ab, die Hitze ist vergessen. Mir geht es so gut und ich bin sehr froh, genau an diesem Ort sein zu dürfen. Wir sitzen einfach so da, das Fernsehen mit seinen Nachrichten und Programmen fehlt uns überhaupt nicht, selbst die obligatorische Zeitung vermissen wir nicht im Mindesten. Im Augenblick ist uns die andere Welt völlig egal. Wir genießen die Toskana gemeinsam und jeder für sich, ich sicher noch etwas unbeschwerter, Bernd hatte ja schließlich noch seinen Job, den bevorstehenden Renteneintritt und die Unterredung dazu mit dem Chef etc. im Nacken. Aber er sagte nichts, versuchte wohl auch abzuschalten, so gut es halt ging.
Wir sitzen noch im Dunkeln bis es ein klein wenig frisch wird und bemerken plötzlich, dass die Hitze uns doch ganz schön müde werden lies. Somit beschließen wir einfach, obwohl es eigentlich so spät noch gar nicht war, doch schon ins Bett zu gehen. Der nächste Tag war für alle anderen ein ganz gewöhnlicher Alltag. Wir würden also mehr leben sehen, noch mehr Gewimmel, erwarteten auch neue Geräusche am Morgen auf den Straßen unseres Bergdorfes. Wir hatten viel vor und die Hitze würde auch nicht auf sich warten lassen. Allmählich wussten wir, was sie bewirkt und wie man sich besser verhalten sollte. Aber erst einmal ausschlafen.

Wir wollten nun endlich auch nach Siena, um dort ein wenig herumzuschlendern aber auch in einem der berühmten Kaffees zu sitzen und dem Treiben der vielen Touristen auf der Piazza de Campo, dem Platz der weltbekannten, halsbrecherischen Pferderennen, zu zusehen. Es war natürlich idiotisch heiß und unter den Markisen staute sich die Hitze ganz besonders, dennoch gönnten wir uns einen Eiskaffee. Und der war super! Ein echter Dickmacher mit viel Eis!!! Schmeckte aber köstlich.
Weiter, weiter heißt es dann, keine Müdigkeit vortäuschen. Ein Clown unterhielt die Gäste der Kaffees mit einigen netten Späßchen, wir fragten uns, wer ihn bezahlt, denn Geld sammelte er für uns sichtbar nicht.
Wir gehen etwas schneller über den angeblich schönsten Platz der Welt. Ich finde ihn so schön nun auch wieder nicht, aber vielleicht war es auch nur die Hitze, die mein Urteil so ausfallen lässt.
Wir sehen hin und wieder schmunzelnd die Wäsche an den Häuserwänden flattern, fotografieren und denken uns unseren Teil. Italienische „Verhältnisse“ halt, die bei uns undenkbar wären. Es gäbe sofort eine Anzeige!! Aber wir entdeckten beglückt auch kleine Galerien mit fantastischen Bildern aus Holz und Glas, die zwar idiotisch teuer sind, aber wir staunten und freuten uns, dass es neben der touristischen Malerei (bunt und grell, wahrscheinlich fließbandmäßig hergestellt) noch wirkliche Könner gibt. Sie sind allerdings nicht leicht zu finden und sehr in der Minderheit
Ob’s einer glaubt oder nicht, meine schöne weiße Hose rutschte, somit wurde ein hübscher Ledergürtel gekauft, weinrot, passend zur Tasche und zu den Sandalen. Ein wenig bella Figura muss sein! Mit Lederwaren hat man es in der Toskana sowieso ganz besonders wichtig. Wir sahen überall Lederwarengeschäfte mit den schönsten Taschen, Jacken und natürlich mit Schuhen ohne Ende. Man liebt frenetisch Schuhe. Die zahlreichen Geschäfte beweisen es. Die Preise scheinen normal, aber unser Sinn stand dennoch nicht danach. Wir wollten uns nur an der schönen Stadt erfreuen, obwohl die unsägliche Hitze unseren Tatendrang ziemlich dämpfte. Wir trotteten also überall herum und fotografierten, tranken mehr oder weniger im Gehen etwas und ich musste dann an den nächsten Brunnen, um mal die Hände zu waschen (nützte aber nicht viel, man klebte sofort wieder am ganzen Leib)
Somit marschierten wir zum Auto, dem Ort der Erholung und Entspannung, um weiter durchs Land zu touren. Das Land ist immer wieder sehr schön anzuschauen.
Unser nächstes Ziel ist San Gimignano, die Stadt der Geschlechter-Türme. Den hohen, schmucklosen Türmen widmeten wir ausgiebig und gebührend Fotozeit. .
Wir schlenderten, immer schön auf der Schattenseite, durch die Gassen, gingen in einen Palazzo hinein, auch um uns ein wenig abzukühlen, fotografierten Skulpturen, verzichteten aber auf den Rundgang durch prunkvolle Säle voller Lüster und Gold. Ich mag die Ursprünglichkeit weit aus mehr als Pracht und Prunk. Man ist stets sehr erstaunt wie groß so ein Palazzo ist und wie angenehm die Temperaturen im Inneren, kommt man wieder auf die Straße, öffnet sich sofort eine völlig andere Welt.
Das Gewimmel der Urlauber aller Hautfarben ist erwartungsgemäß reichlich vorhanden. Davon ungerührt gehen wir weiter durch die Gassen, finden die Stadt ganz nett, sind aber nun schon etwas abgeschlafft. Mich zieht’s „nach Hause“, nach Petroio. Wir wollten oder mussten außerdem noch ein wenig einkaufen. Supermärkte gibt es reichlich, wir werden also alles bekommen. Außerdem haben wir in unserem Dorf einen kleinen Laden entdeckt, auch einen Dorfbäcker, wo man das Nötigste kaufen konnte. Also das Brot, dieses unvermeidbare Weißbrot, ist nicht mein Ding, denn es schmeckte eigentlich schlicht nach nichts und war nur weich, also essbar, wenn man es sofort verspeiset, einen Tag hält es kaum durch. Man kann aber gut Semmelbrösel daraus herstellen oder es irgendwie einweichen. Wir hörten, dass man so seine Brot-Gemüsesuppe kocht. Also gut, ich verstehe, dass man das harte Brot verwenden muss und die Hausfrauen oder sicher ganz besonders die Omas daraus etwas Leckeres zaubern können. Ich in der Ferienhaussituation nicht. Mir fehlten die Kräuter, die Gewürze und natürlich das Rezept, hätte also kreativ kochen müssen. Nun ja, ich habe auch Irgendetwas auf den Tisch gebracht. Man konnte es essen und wir sind satt geworden. Die Esserei im Ausland hat für mich nicht unbedingt den absoluten Vorrang. Es ist oft teuer und nicht so gut, wie es die bunten Reiseführer versprechen. Touristen, die von ganz alleine und so zahlreich scheinbar überall erscheinen, werden vielfach abgezockt und recht lieblos versorgt und bedient. Ein Brötchen mit Käse, auf die Faust, schmeckt oft viel besser als das ganze Menü im Restaurant, wo man allerdings gerade hier in der Toskana, meist ein wunderbares Ambiente und tolle Aussichten genießen kann. Das muss natürlich mit bezahlt werden.
Wir fahren am nächsten Tag, gut erholt, nach ausgiebigem Frühstück auf der kleinen Treppenterrasse vor unserer Ferienwohnung, wieder frohgemut los ins Land, um mehr zu sehen. Unser Radius erstreckt sich bereits über beachtliche 100 km weit. Bernd meinte, dass dies ein Schiss wäre und die knackigen Touren schließlich noch kommen würden. Er fährt gerne mit mir durchs Land, will mir die ganze Toskana und noch viel mehr zeigen, denn vor Jahren war er schon einmal in der Gegend und möchte sie nun mit mir noch einmal, auch bewusster erleben und genießen. Ich freu mich drüber.
Wir fahren nach Montereggione, einer uralten Festung. Man parkt natürlich unten und pilgert in sengender Hitze versteht sich, zu Fuß hinauf. Die Mauern sind beeindruckend hoch und weithin sichtbar. Sie beherbergten früher Kasernen nebst Soldaten, die sich gegen Florenzer (oder sagt man Florentiner) zum Schutze Sienas zu verteidigen hatten, heute gibt es hier natürlich nur Hotels und Restaurants, auch Andenkenläden. Wir schlenderten daran vorbei, fotografierten aber selbstverständlich alles: den Brunnen, die kleine Kirche, ein schönes Tor, welches einen tollen Blick in die Landschaft gestattet, auch uns selbst zum Beweis unseres Hierseins und gehen ein wenig bedauernd an den mittäglich geschlossenen kleinen Künstlergeschäften vorbei.
Der Rückmarsch findet wieder in praller Sonne statt, eine Alternative gibt’s nicht, jammern gilt auch nicht. Ich sehe unser Auto unten in der Sonne warten und denke mir meinen Teil. Bloß gut, dass ich meine unverwüstlichen Wandersandalen trug, sie sind ihr Geld wert und ersparten meinem launischen rechten Knie so einige Schmerzen, denn sie dämpfen jeden Schritt und lassen kleine Steine, unebene Wege, viel leichter nehmen.
Eine Frau kam uns entgegen, die mit ihren hochhackigen Trittchen und engem Kleid zunächst mein aufrichtiges Mitleid erregte. Aber, wer schön sein will, muss leiden, heißt es ja immer. „Geschieht der Dame recht“, dachte ich aber nun doch etwas schadenfroh und latschte grinsend meinem immer unternehmungslustigen aber meist doch rücksichtsvollen Manne hinterher. Bernd stöhnte selber nie, obwohl er immer noch kränkelte.
Nachdem wir San Gimignano „absolvierten“, Gewimmel wie immer, die Stadt aber recht nett, mittelalterliche Türme, viele Fotos wert, machten wir uns auf den Heimweg. Wir hatten schon auf der Hintour ein Schild entdeckt, welches ganz besonders mein Interesse weckte: „Terracotta-Lotti“ stand viel versprechend darauf. Würde ich hier die ersehnte Amphora zum moderaten Preis bekommen? Eigentlich war es viel zu heiß für einen entspannten Kauf, nebst Verhandlung, aber die herrlichen Figuren, und Gefäße waren unter Bäumen ausgestellt und im klimatisierten Inneren der Werkstatt, den ansehnlichen Verkaufsräumen, bot sich uns fast ganz allein eine beachtliche Ausstellung von wundervollen Waren. Wir hätten uns hier dumm und dämlich kaufen können, es gab für jeden Geschmack einfach alles, auch in vertretbaren Preislagen. Ich liebe die Töpferkunst und war total begeistert. Meine Amphora hatte ich außerdem schon draußen im Vorbeigehen gesichtet, ein Preis war allerdings nicht zu erkennen. Wir entschlossen uns zunächst für den Kauf von Espressotassen mit dezentem Zypressenmuster. Die Inhaberin war sehr nett und lies auch mit sich handeln, so gingen wir danach hoch beglückt und absolut stolz mit unserer Amphora (angeblich absolut winterhart) nebst Ständer für dreißig Euro zum Auto. In der kleinen Terracotta-Fabrik in Petroio wollte der Principale im Werksverkauf 55 Euro ohne Ständer!
Die Vase würde sicher in unserem Garten sehr gut aussehen, auch wenn sich auf ihr zahlreiche italienische Tauben erleichtert hatten. Das gehört dazu.
Wir fuhren nach Hause, Bernd hatte Probleme und wir beschlossen einen „Entschleunigungstag“ einzulegen. Das war absolut nötig und Langeweile würde ganz sicher auch nicht aufkommen, hatten wir doch so viele Bilder einzuspielen und alle Erlebnisse zu notieren. Bernd musste sich erholen, die Hitze war wohl auch für ihn zu übermächtig, denn Montezumas Rache lies sich nicht mehr wegdiskutieren. Also gabs für ihn Kamillentee, geröstetes Weißbrot, mager mit Margarine bestrichen und viel Ruhe. So las er endlich mein Buch „Die Buchhalterin“ fast in einem Zug, später „Kabale und Liebe“ in Etappen, leise dudelte das Radio vor sich hin, ich malte an meinem Bild, musste aber später pausieren, weil mir die weiße Farbe zum Mischen aus ging, worüber ich mich ein bisschen ärgerte. Wenn ich male, will ich grundsätzlich keine Unterbrechung. Also legte ich mich etwas verdrossen zum Mittagsschlaf in mein Bett, was auch keine schlechte Idee war, denn Schlafen beruhigt und entschleunigt am besten.
Am Abend, nachdem die Sonne mit uns gnädiger war und allmählich unterging, wagten wir einen gemächlichen Rundgang durchs Dorf, die Leute hatten ihre Haustüren weit geöffnet und die längsgestreiften, baumwollenen Vorhänge davor bewegten sich sanft im Abendwind. Düfte des Abendessens drangen in unsere Nasen, die schnatternden Stimmen aus den Fernsehern waren nicht zu überhören. Hin und wieder aber auch ein wenig Kindergeschrei, auch die Stimmen der Erwachsenen, eine Katze lief zielstrebig irgendwo hin, ein kleiner Dorfmischlingshund (so sahen fast alle Hunde in Petroio aus) machte seine Runde. Das abendliche Leben nahm seinen Lauf. Nein, hektisch ging es weiß Gott nicht zu, warum auch. Die vielen Touristen wimmelten ganz woanders herum.
Die alten Frauen wässerten ruhig ihre Blumenkübel und erwiderten freundlich unser buona siera. Weiter unten sitzen einige Männer auf den Steinbänken neben der öffentlichen Toilette und einem Madonnenhäuschen, um den Tag auszuwerten. Dort sitzt man halt, wir sahen es häufig. Von diesem zentralen Platze kann man anscheinend auch wunderbar beobachten, wer ins Dorf hereinfährt und wer hinaus. Viele Fahrzeuge waren es mit Sicherheit ja nicht, Petroio ist kein Urlauberzentrum, ganz im Gegenteil, aber gerade deshalb wollte man es wohl wissen. Unterhalb dieses Platzes, gleich neben der recht hohen Mauer, gab es ein großes öffentliches Wasserbecken mit laufendem Zu –und Abfluss, wo man sich mit den dreirädrigen Knatter-Mopeds mit kleiner Ladefläche in einem größeren Behälter Wasser holt, um den Minigarten zu begießen. Scheinbar kostet dies nichts. Man muss rechnen. In unserem Dorf wohnen nicht sehr viele wirklich wohlhabende Leute, wie es scheint, wenn wir auch außerhalb, am Fuße des Bergdörfchens, einige Neubauten sahen, die auf mittleren Wohlstand hindeuteten.
Es gibt wie überall offensichtlich sehr reiche Leute, die mit ihren Häusern protzen, aber auch einfache Wohngegenden. Alles ist vertreten, aber die absolute und bittere Armut, die wir manchmal in den Dörfern und auch Kleinstädten in der Provence sahen, haben wir hier in der Toskana kaum bemerkt. Ja, es gab Städte, die einen trostloseren Eindruck vermittelten als andere. Dies mag aber auch zum Teil den allgemeinen Sommerferien zu verdanken sein. Die Geschäfte haben alle ihre Rollläden herunter gelassen, machen halt Ferien, selbst die Autohäuser haben geschlossen, was in Deutschland in der Branche undenkbar wäre. Bernd wollte an unserem Auto eine Scheinwerferbirne wechseln lassen, aber sämtliche in Frage kommenden Händler hatten Betriebsferien. Wir waren ein wenig verwundert, nahmen es allerdings nicht so tragisch. Ärgern wollten wir uns sowieso über nichts und auf gar keinen Fall.
Nach dem Tag der absoluten Ruhe, Bernd hatte sich wieder erholt, planten wir, die Insel Elba zu besuchen, immerhin 175 km Anfahrt bis in den Hafen Piombino, der uns nicht sehr begeisterte, weil’s ein reiner Fähr- aber auch Industriehafen war. Der nette Yacht-Hafen war woanders, wir hatten keine Muße, ihm einen Besuch abzustatten. Man kann nicht alles haben. Später waren wir aber in einem anderen Hafen, der uns sehr entzückte.
Alles klappte, die Fähre legte pünktlich ab, scheinbar auch gut besetzt. Die bunt bemalten Moby-Fähren verkehren nach Elba im 30 Minutentakt. Die ganze Fahrt währte ca. eine Stunde. Wir sind umhergewandert, hielten uns zunächst im Außenbereich auf, auch um das Auslaufmanöver zu verfolgen aber später selbst auf dem Wasser ,war es in der Sonne viel zu heiß, somit verzogen wir uns in den klimatisierten Bereich eines Bistros, nahmen ein Getränk und waren guter Dinge.
In Portoferraio, dem Zielhafen, betrachteten wir beim Einlaufen von weitem die mittelalterlichen Befestigungsanlagen, hier hatte also Napoleon gelebt, armselig sah es nicht aus, was auch kaum zu erwarten war.
Die Insel Elba wäre eine etwas ruhigere Badeinsel, haben wir irgendwo gelesen, was schlicht falsch war, wie wir etwas erschrocken später feststellen mussten. Nach einer sehr schönen Fahrt über hohe grüne Berge landen wir also in dem „ruhigen“ Badeort. Einen Parkplatz zu finden schien arg problematisch, einen Platz am Strand auch. Mit viel Glück ergatterten wir letztlich beides, mieteten zwei Liegen nebst Sonnenschirm und die Berechtigung, die Dusche und die Umkleidekabine benutzen zu dürfen. Der Strand hatte hellen, heißen und feinen Sand, war ziemlich schmal, aber das Wasser ein Traum, klar und warm, sehr warm. Die Italiener verhielten sich erstaunlich ruhig, die Kinder nicht laut oder sichtbar ungezogen. Nein, alles war sehr gesittet, durchaus nett und gut auszuhalten. Man erholte sich. Wir auch. Es war einfach schön, denn wir lieben das Meer. Abwechselnd badeten wir genüsslich und wagten ein wenig später sogar einen Gang am Wasser des überschaubaren Strandabschnittes, ohne Angst um unser Zeug. Über einen kleinen Felsenweg wären wir zum nächsten Strand der Bucht gelangt, wo vorwiegend junge Leute lagerten und entsprechend lärmten. Wir hatten es also richtig getroffen mit unserer Wahl, uns am Strand der Familien und etwas älteren Menschen (Bernd wird mich gleich erwürgen, wenn er das von den älteren Menschen liest) niederzulassen, so hatten wir Ruhe und Entspannung. Ich hasse es, wenn dicht neben mir laut geschnattert oder ringsherum ständig gerannt und geschrieen wird.
Ich staunte, denn die italienischen Frauen, bereits dunkelbraun gebrannt, legten sich hemmungs- und scheinbar auch sorglos in die pralle Sonne, was selbst mir als Sonnenhungrige zu viel geworden wäre. An diesem Strand waren vornehmlich Italiener, Ausländer kaum, was mir auch recht war. Es gibt nämlich Touristen, die die ganze Innung blamieren, was uns immer leicht Unbehagen bereitet, auch schlicht peinlich ist.
Das Badeerlebnis im Tyrrhennischen Meer hat uns sehr gut getan. Ein wenig Anstrengung mussten wir zwar danach durch den Weg zum Parkplatz, bergauf, heiß war es immer noch, auf uns nehmen. Bernd zerrte die Tasche, die glücklicherweise Rollen hat, hinter sich her und ich trottete wie immer ebenfalls hinterdrein zum heißen Auto, was bedauerlicherweise die ganze Zeit in der prallen Sonne stand. Egal, bald kühlte die Anlage und wir fühlten uns wieder wohl. Wir „schifften“ uns problemlos ein und ab ging’s heimwärts. Die Leute hingen in den Sesseln, waren mindestens ebenso müde wie wir. In der Dunkelheit kehrten wir redlich geschafft in unser Feriendomizil in Petroio zurück. Schlafprobleme hatten wir nicht.
Das nächste große Ziel heißt Florenz (Firenze). Vielleicht gelänge es uns, in die Uffizien hinein zu kommen, hofften wir, denn die berühmten Gemälde und Skulpturen hätten wir gerne auch einmal im Original betrachtet. Wir stehen somit extra früh auf, beeilten uns mit dem Frühstück, was für uns immer ein kleines Opfer ist und düsten los. Wir bekamen einen Parkplatz, denn es gibt riesige Tiefgaragen und marschierten unserem Ziel entgegen.
Bernd hatte vor Jahren schon versucht, den Uffizien näher zu kommen, musste aber aufgeben, da die Menschenschlangen zu mächtig waren. Nun, leider, leider so auch dieses Mal. Menschen über Menschen, die dort geduldig ausharrten, selbst die Reihe derjenigen, die sich die Karten im Vorfeld reservieren ließen, war beachtlich. Wir beschlossen, auch auf Grund der Hitze, es bei einem Stadtbummel zu belassen. Schnell bemerkte ich bestürzt, dass ich völlig falsch angezogen war. Ich hatte, weil ich in Florenz schön und elegant ausschauen wollte (oh, Weisheit wo warst du?), ein enges Kleid angezogen. Inzwischen kam ich mir darin vor, wie eine gut gepresste noch heiße leberwurst. Wir schlenderten auf den Schattenseiten durch die sehr gut mit Menschen gefüllten Straßenzüge, besuchten einen ansehnlichen Lebensmittelmarkt, gingen über reine Lederwarenmärkte, sehen ein japanisches Brautpaar nebst Stretchlimousine, ein Kameramann filmte die Schritte des Paares, und landeten schließlich auf einem wunderschönen Platz, die Piazza Signora, sahen den David und die vielen anderen Marmorskulpturen. Trotz engem Kleid fotografierte ich diese Figuren begeistert, war aber froh über die kleine Pause in einem schönen Restaurant, in dem wir geruhsam eine Erfrischung zu uns nahmen. Alles sehr vornehm, sehr teuer und die Kellner mehr als blasiert. Bernd ärgerte sich über diese Typen wieder einmal gehörig.
Ich wollte nun unbedingt und dringend aus diesem furchtbaren Kleid und trachtete danach, mir eine kurze Hose und ein passendes Top zu kaufen. Davon gab es genug, nur die Anprobe erwies sich jeweils aufs Neue als gemeinste Tortur in den kleinen, heißen Kabinen. Allmählich war mir schon alles verleidet, aber Ende gut, alles gut, wir fanden ein schönes, auch klimatisiertes Geschäft, die passende Hose, die ich gleich anbehielt. Das schreckliche Kleid trug ich fortan im kleinen Beutel mit mir herum. Nun fühlte ich mich endlich wieder wohl und spähte nach einem Geschäft für Künstlerbedarf, es gab aber scheinbar nur Klamottenläden. Später mussten wir in einem Touristen-informationszentrum erfahren, dass die meisten einschlägigen Geschäfte in einer ganz bestimmten Gegend versammelt sind, nämlich in der Nähe eines entsprechenden Museums. Wir fanden über den Stadtplan auch alles, nur die Läden waren leider geschlossen. Enttäuschend für mich, denn ich wollte doch so gerne mein Bild fertig malen.
Die zweite Aufgabe war, ein Geschäft ausfindig zu machen, welches unter anderem die Olivenöle eines ganz bestimmten Händlers anbietet. Meine Mutter bezieht ihren Wein und ihr Öl von einem Weingut aus der Toskana und gab uns das entsprechende Prospekt des angeblich in Florenz befindlichen Geschäftes mit. Leider fanden wir heraus, dass dieses Geschäft nicht mehr existierte. Das Umherirren in der Affenhitze blieb somit auch erfolglos.
Bernd wollte nun noch mit mir zum Palazzo Pitti, um in der Höhe über Florenz luftige Abkühlung zu erfahren. Ein wunderschöner Garten, auch mit Treppen ohne Ende, der allerdings oder erwartungsgemäß nur mit saftigem Eintritt zu besichtigen war, bot sich dar. Ein erfrischendes Lüftchen nicht. So latschten wir, mehr oder weniger einem Hitzekollaps nahe, in den wirklich sehenswerten Anlagen umher, fotografierten dennoch einige Statuen, schließlich werden wir kaum hier noch einmal weilen, und machten uns auf den Rückweg zur Tiefgarage am Hauptbahnhof, ein weiter Weg. Ich bemerkte rein zufällig ein kleines und auch oh, Wunder geöffnetes Geschäft für Künstlerbedarf, kaufte meine Farbe und war nun sehr zufrieden, Bernd bekam in dem Laden während er wartete, fast einen Klaps wegen der Hitze. Mir ging es komischerweise wieder etwas besser.
Schließlich fanden wir den Bahnhof, die Tiefgarage, unser Auto und verließen hitzegeladen Florenz, wollten aber doch noch zum berühmten Piazzale Michelangelo hochfahren, um Florenz einen letzten „schmachtenden“ Blick zu gönnen. Er war wirklich fantastisch, postkartenreif das Panorama. Wir fotografierten natürlich ausgiebig wie alle, die sich dort aufhielten und verdufteten danach recht schnell wieder, wir hatten nämlich genug und wollten heim nach Petroio, sprachen aber schon im Auto eifrig über die Gestaltung des kommenden Wochenendes.
Sollte man ans Meer fahren oder lieber nicht? Die Italiener würden auch ihre Ausflüge machen, es würde vermutlich voll werden, lamentierte ich und wäre das noch Entspannung, gab ich zu bedenken? Nach einigem Hin und Her, beschlossen wir am Samstag die Tour zum Meer trotzdem zu wagen aber auch, da auf dem Wege liegend, den höchsten Berg nicht auszulassen und das nicht so sehr bekannte Schwefelbad (kostenlos und öffentlich) zu besuchen, anschließend dann der Trip ans Meer, um den aufdringlichen Schwefelgeruch wieder loszuwerden und sich tatsächlich auch ein wenig zu erholen. Das ganze Programm schien reichlich prall und verhieß eigentlich wieder ein gerüttelt Maß an Anstrengung und Stress. Aber das wollte ich nicht, dennoch hatte Bernd vor, mir diese tollen Orte zu zeigen, um mit mir schöne Erlebnisse zu haben. Das verstand ich nun endlich und willigte also zögernd ein. Außerdem, auch zum Troste gewissermaßen würden wir ja am Sonntag den zweiten Entschleunigungstag nehmen., Ich würde malen können und wir hätten Muße zum Lesen, zum Fotoauswerten, würden ausreichend Ruhe finden, um mit neuer Kraft und Elan in die letzte Woche zu starten, denn wir hatten noch viel vor, wollten nach Pisa, Pistoia, Prato, nach Lucca, ins Chiantiland und sogar nach Venedig, zum Schluss an den Gardasee. Das war sehr viel, man musste gut planen. Bernd ist der beste Planer der Welt und ich folge gerne, lerne ich doch so unendlich viel kennen, sammle den Stoff für Bilder, Gedichte und Erzählungen, fühle mich so sicher und wohl, wenn ich auch hin und wieder den berühmten Tritt in den Allerwertesten brauche, um nicht wieder in mein Phlegma zu verfallen, im Kämmerchen zu hocken, nur meinen Gedanken nachgehend. Das kann ich auch später tagsüber ausreichend zu Hause. Eine Reise soll erlebnisreich und voller Eindrücke sein. Das verstehe auch ich und mache alles freudig mit. Manchmal ist das sicher sehr anstrengend und für den einen oder anderen deshalb nicht vorstellbar, aber wir sind noch so lebendig, dass wir diese Aktivitäten bevorzugen, auch brauchen. Hinter dem Ofen zu sitzen oder, um es nicht so krass auszudrücken, nur vor Ort zu bleiben, nichts von Land und Leuten kennen zu lernen, das mag uns später beschieden sein. Jetzt noch nicht!
Natürlich ist auch alles eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Das Umherfahren kostet ganz bestimmt mehr als ein reiner Badeurlaub nur an einem Strand. Im Augenblick machen aber der Geldbeutel und unsere Gesundheit alles mit, was wir uns vornehmen. Wir sind darüber sehr glücklich und genießen die schöne Zeit, auch wenn ich manchmal stöhne und die Fülle der geplanten Unternehmungen mit hoch gezogenen Augenbrauen aufnehme. Das gehört dazu. So bin ich Man muss mich manchmal zu meinem Glück zwingen.
Es ist Sonnabend, ach, wir sind ja schon eine Woche hier, denken wir, die Zeit vergeht wie im Fluge, aber ein ganze Woche haben wir noch. Das wäre noch viel, trösteten wir uns rasch und machten uns auf den Weg zum Monte Amiato, dem höchsten Berg der Toskana, einem ehemaligen Vulkan. Erstaunlich für uns war, dass er bis auf den Gipfel reich bewaldet ist. Wir sehen Misch- und Nadelwald, Skihütten, Lifte, die Temperaturen waren auf 19 Grad gesunken. Hier wird offensichtlich im Winter schwer Skisport betrieben. Die Hütten sahen aus wie Skihütten in Deutschland oder Österreich. Komisch, und das in der Toskana! Die Leute erholten sich hier von der Hitze, saßen an Campingtischen, sonnten sich auf den Waldwiesen, der Berg schien ein Naherholungszentrum zu sein. Warum auch nicht, er liegt zentral, man kann mühelos hinauffahren, Parkplatzprobleme gab es nicht. Die letzten 350 Meter musste wir allerdings stramm bergauf bis zum Gipfel zu Fuß bewältigen. Das war nicht sehr schlimm, denn es war ja wirklich nicht heiß. Am Gipfel stand ein Riesenkreuz aus Stahl, es erinnerte sehr an den Eiffelturm, fand ich und stellte mich meinem Fotografen. Wir kletterten noch ein wenig auf den riesigen Felsbrocken herum, entdeckten eine auch recht beachtliche Madonnenfigur, die mit zahlreichen Zetteln gespickt, ins Land blickte. Die Menschen hatten wohl ihre Gebete und Wünsche darauf notiert. Man muss daran glauben, sonst hilft’s wohl eher nicht. Wir hatten weder Gebete noch Wünsche zur Hand, auch nicht den nötigen Glauben, also musste ein Foto genügen.
Wir sahen das weite Land, hatten Sonne und noch viel vor, also wanderten wir zurück zum Auto, um unser nächstes Ziel anzusteuern, der Terme de Saturnia, der Schwefelterme „Publico“, nicht dem gut beworbenen Wellnessbad, wo man abkassiert wird. Wir mussten ein wenig suchen, denn die Ausschilderung dorthin war mager. Nicht jeder Tourist sollte sich hier einfinden können. Wir haben es dennoch gefunden, fuhren auf einen staubigen und holprigen Parkplatz, zogen schon am Auto die Sachen aus und begaben uns, wie alle anderen auch, mit dem Handtuch zu den Quellen. Wundervoll! Über terrassenförmige Absätze sprudelte das hoch schwefelhaltige Wasser, schäumend in das kleine Flussbett, wo sich die Damen und Herren genussvoll mit Schlamm einrieben, was ja so gut für die Haut sein soll. Der reinste Jungbrunnen das Ganze also. Nun, wie auch immer, ich fand es herrlich und lies mich mal hier mal da in den Mulden nieder, das Wasser war sehr warm (30 Grad), aber durchaus angenehm zu empfinden, der Geruch gut auszuhalten. Mein silberner Ehering hatte inzwischen eine schwärzliche Farbe angenommen, ich vergaß ihn vorher abzunehmen. Mit dem weißen Sand am Meer bekam ich ihn aber später wieder blitzblank.
Der Zwischenstopp an und in der Terme war ein sehr schönes und seltenes Erlebnis, ich habe es sehr genossen, wenn wir auch unserem Auto danach eine ganz andere und besondere Note gaben.
Wir fuhren nun weiter ans Meer und fanden eine sehr schöne Badegelegenheit an der Küstenstraße Via Aurelia Etrusca, mieteten Liegen nebst Sonnenschirm, waren begeistert von den Wellen, dem Strand, fühlten uns pudelwohl und genossen ausgiebig den Badespaß in den beachtlichen Wellen, beobachteten die Künste der Windsurfer, verspeisten ein Schinken- Käsebrötchen und waren sehr zufrieden. Nichts störte uns, bis zum Parkplatz unseres Autos war es auch nur ein Katzensprung, um uns nur Italiener, die das Wochenende in Ruhe auskosteten, es war erstaunlicherweise nicht überfüllt.
Wir wollten am Abend Fisch essen und zwar in Porto San Stefano auf der Halbinsel Monte Argentario. Der Hafen ist malerisch, die Temperaturen wunderbar angenehm, wir fanden leicht ein tolles Plätzchen am Wasser in einem speziellen Fischrestaurant, dass sich aber etwas später rasch füllte. Wir hatten Glück, man reservierte hier stets seinen Platz. Den Fisch, der für uns gegrillt werden sollte, suchten wir aus und widmeten uns zunächst der leckeren Vorspeise: Bernd kleine, ganz zarte Zitronenfischchen und ich, wie immer, Mozarella Caprese, dazu ein Gläschen Weißen. Kinder sprangen vor uns ins Hafenbecken, sie badeten mit großer Freude, vor unseren Augen fütterte die kleine Kellnerin (sie sagte mit hoher Kinderstimme zu uns sehr freundlich buon giorno) große und kleine Fische mit Brotresten, ein Tauchlehrer reparierte etwas in seinem Boot, kurz wir hatten viel zu sehen, abgesehen von den Leuten, die nun allmählich und fein angezogen zum Essen erschienen. Nach dem Essen schlenderten wir mit einer Tüte Eis ein wenig die Küstenpromenade entlang, amüsierten uns über flatternde Fahnen und Wäsche an den Balkons und Häuserfronten und schauten kurz nach den Ruderbooten, die vorher irgendeine Regatta zu absolvieren hatten. Wir beobachten die sich gnadenlos anstrengenden Ruderer bereits vom Restaurant aus der Ferne.
Jetzt hieß es aber auch für uns, ins Auto zu steigen und die 160 Kilometer nach Hause zu fahren, inzwischen war es auch schon dunkel geworden und wir waren müde, sehr müde. Der nächste Tag, der zweite Sonntag, sollte zum Glück nur der Ruhe dienen, wir wollten Faulsein, Lesen, Malen, Schlafen und vielleicht am Abend in Trequanda, einer kleinen Stadt, ein paar Minuten Autoanfahrt, einfach und gut speisen.
Und so geschah es. Wir aßen ganz vorzüglich, ich vegetarisch, Bernd ein Schweinefilet mit Pflaumen-Honigsoße, danach ein kleines Käsesortiment mit Konfitüren und Honig gereicht. Uns ging es sehr gut. Gesättigt wollten wir noch ein wenig herumschlendern, es war ja noch nicht so spät und wir waren noch unternehmungslustig. Wir hörten eine Stimme aus einem Lautsprecher, dann ein wenig Musik, die nicht aus dem Radio zu kommen schien. Plötzlich befanden wir uns auf einem Platz vor der Kirche und vermutlich dem Rathaus, auf dem eine kleine Bühne aufgebaut war, davor saßen die Leute auf Stühlen. Sie lauschten aufmerksam einer im langen Abendkleid sprechenden Frau. Das zahlreiche Publikum bestand aus Jungen, Alten und Kindern, scheinbar war der ganze Ort versammelt. Wie wir auch sahen, war das Essen und Weintrinken schon so gut wie beendet, nun folgte offensichtlich der kulturelle Teil. Zu unserer größten Verwunderung wurden von einem Sänger und einer Sängerin, in großer Abendgarderobe, von einem Klavierspieler begleitet, Arien Puccinis vollendet, gänzlich ohne Mikrofon vorgetragen. Man hörte andächtig und sehr diszipliniert, auch ergriffen zu. Wir lauschten ebenso ein wenig und betrachteten immer wieder das für uns erstaunliche Bild der völlig natürlichen und ungezwungenen Hingabe der Bevölkerung in die Musik Puccinis und das in einem unbedeutenden Bergdorf. So etwas gibt es also auch. Ich fand es großartig.
Wir fuhren anschließend doch sehr beeindruckt nach Petroio zurück und erlebten die nächste Überraschung. Das von der demokratischen Partei initiierte Dorffest war immer noch zu Gange, schon den vierten Abend. Scheinbar waren wieder sehr viele Menschen aus der Umgegend erschienen, denn die Parkflächen waren gut gefüllt, auch die Tanzfläche. Eine kleine Kapelle spielte auf und die ältere Generation schwang temperamentvoll das Tanzbein, immer hübsch im Kreise und zwar alle in eine Richtung. Wie früher. Die Leute waren schwer bei der Sache und amüsierten sich köstlich. Man hatte wohl auch getrunken aber Betrunkene sahen wir nicht. Es war, als wenn hier die Zeit stehen geblieben wäre. Ich sah mich in die sechziger Jahre zurück versetzt. Eigenartig, mir gefiel es irgendwie. Hätte Bernd gewollt und gekonnt, dann wäre ich so verrückt und hätte wahrscheinlich mitgetanzt. Kurios das Ganze!
Wir fuhren mit einem noch immer staunenden Lächeln in unsere Ferienwohnung.
Am zweiten Montag unserer Reise wollten wir in den Norden, nach Pistoia, Prato und Montecatini, an Florenz vorbei, ohne Mautstraßen zu benutzen. Es wurde trotz Navigationsgerät eine kleine Irrfahrt. Das angeblich auf dem neuesten Stand befindliche Navi narrte uns, führte uns im Kreis, bis wir nach langem Gegurke über Umleitungen, die das Navi offensichtlich nicht kannte, durch die Vorstadt von Florenz, am Flughafen vorbei, auf die entsprechende Straße nach Prato gelangten. Es war eine Geburt!
Schließlich erreichten wir auch dieses unsägliche Prato, in dem absolut nichts los war, auch auf dem so viel gepriesenen Platz der Kirche mit der einzigen Außenkanzel der Welt nicht. Kaum ein Mensch hielt sich auf den Straßen auf, die Straßen sahen zum Teil auch erbärmlich aus, weil die Läden geschlossen waren oder ganz deutlich zum Verkauf standen. Wir hatten den leisen Verdacht, dass hier auch der Pleitegeier reichlich das Sagen hätte. Kurz, es hielt uns nichts in dieser auf uns trostlos wirkenden Stadt. Wir tranken in einem Bistro noch etwas und strebten zu unserem Auto, um weiter nach Pistoia zu fahren, dem Eldorado der Gärtner. Der Charme dieser Stadt blieb uns allerdings auch verborgen, wenn sie auch belebter und gepflegter als Prato erschien. Die vielen Baumschulen und großen Gärtnereien sahen wir später von der Autobahn aus. Hier hatte also mein früherer und verhasster Chef seine Bäume und Terracotta- Gefäße eingekauft, erinnerte ich mich und entdeckte sogar die Riesenfirma Vanucchi, deren Rechnungen ich zu überweisen hatte. Nein, weg hier, mir gefiel es hier nicht sonderlich, Bernd teilte dieses Gefühl.
Ganz anders in Montecatini, unserem nächsten Ziel. Uns empfing eine gepflegte, fast vornehme Stadt, deren zahlreiche teuren Sterne- Hotels in schattigen, ruhigen Straßen sehr für sich sprachen. Hier war Kohle zu Hause, hier erholten sich nur die sehr gut Betuchten. Sehr schön, sehr schön, wenn man es denn hat und kann. Wir sind aber nicht neidisch, wir schauen uns nur auch diese Umgebung an.
Die Stadt hatte das Ambiente eines absolut noblen Kurortes, dafür stand Montecatini Terme als berühmtestes Kurbad der Toskana in den Reiseführern und wir wurden nicht enttäuscht. Wir besichtigten die historische Terme. Marmor über Marmor all über all, eine beachtliche Brunnengalerie in den hohen Wandelhallen, ein sehenswerter Kurpark nebst Brunnen, der uns ein wenig erfrischte, Und wir nippten auch symbolisch an dem angeblich so heilkräftigen Wasser der Quelle aus einem Wasserhahn.
Genug der ganzen Vornehmheit, wir wollten nunmehr mit der kleinen Bergbahn hoch nach Montecatini Alto. Sie fuhr uns vor der Nase weg. Pech! Also gingen wir zum Auto und fuhren eben damit hoch. Die Aussicht hoch oben erwies sich als überwältigend, der Ort als nett, sauber und belebt. Hier war zwar kein Touristengewimmel aber man sah einige, die bereits in den Restaurants und Kaffees saßen. Wir beschlossen, einen guten Eiskaffee zu trinken und anschließend ein wenig durch den Ort zu wandern. Das war sehr schön, weil unser Weg an der Stadtmauer im Schatten entlang führte, wenige Menschen umher liefen und das Ambiente ganz wunderbar war. Ein erholsamer Spaziergang also. Ein lauschiges Dorf, fanden wir und stiegen zufrieden ins Auto, um den Heimweg anzutreten.
Am nächsten Tag stand Lucca und Pisa auf dem Plan, eine weite Strecke von immerhin ca. zweihundert Kilometern. Wir wählen die mautfreie Strecke über Siena und Poggibonsi und gelangen ohne Probleme recht schnell nach Pisa und hatten auch Glück mit dem Finden eines Parkplatzes. Wir sind guter Dinge, denn einige Wolken lassen die Hitze, es sind auch über dreißig Grad, etwas erträglicher erscheinen. Jetzt galt es, den berühmten schiefen Turm zu finden. Bernd versucht, sich zu erinnern, schaut auf die Karte und findet ihn. zum Schluss mussten wir nur den allmählich mehr werdenden Touristenströmen folgen. Die Wolken sind inzwischen fast weg und es ist wieder sehr heiß. Das darf jetzt nicht stören, obwohl…meinen Strohhut hatte ich im Auto gelassen.
Am Campanile, dem allgewaltigen, schiefen Turm von Pisa, empfängt uns ein unglaubliches Gewimmel fotografierender Menschen. Ich habe nicht gewusst, dass neben dem Turm noch weitere gewaltige Kirchen stehen, die in ähnlicher Bauweise die Touristen der Welt magisch anziehen, sie stehen an, um hinein zu gelangen. Nein, anstehen wollten wir nicht, deshalb gehen wir wie alle auf dem großzügigen Platz umher, fotografieren, auch Motive am Rande, dann begeben wir uns in andere Regionen der Stadt, streifen über Plätze und Straßen, schauen in Hinterhöfe, sitzen irgendwo zum Ausruhen im Schatten, trinken ein kleines Erfrischungsgetränk und pilgern allmählich zum Auto, denn wir wollen ja noch nach Lucca.
Bernd schwärmte von Lucca, ich war also gespannt. Am Bahnhof gab es für unser Auto einen kostenlosen Schattenplatz. Die dicke Stadtmauer, oben mit ansehnlicher Allee, lag vor uns. Ein kleiner Gang führte unten durch sie hindurch und schon waren wir in der historischen Innenstadt. Sie ist wirklich wie versprochen, wunderschön, auch belebt trotz der Hitze. Die Geschäfte sind geöffnet, die Leute sitzen unter Bäumen in den Kaffees, es gibt Brunnen und einen erstaunlich guten Straßensänger. Die Stadt gefällt auch mir, sie hat den Charme und das Flair, welches nicht nur uns gefällt, dennoch ist sie nicht überfüllt und gekapert von den Touristenmassen. Wir schlenderten allmählich zum Auto zurück, denn die Heimfahrt war nicht zu verachten, wir mussten aufpassen, die richtige Straße zu finden. Aber wir finden alles, wir können doch Karten lesen. Manchmal ist die Beschilderung etwas schwierig aber immerhin finden wir nach Hause und nehmen unser Abendbrot in aller Ruhe auf unserer Miniterrasse, genießen den Abend, erholen uns, planen den nächsten Tag. Bernd meinte, wir machen nur eine harmlose Tour, nichts Großes. Wir wollten ins Chianti-Land vordringen und versprachen uns, wundervolle Landschaften zu durchfahren, noch mehr von der Toskana kennen zu lernen.
Wir erlebten eine unvergessliche Fahrt durch ein wundervolles Land, waren oft alleine auf der Landstraße, konnten in Ruhe halten, fotografieren oder auch langsam fahrend die Aussichten genießen. Es gibt sanfte Weinberge, Olivenhaine, Zypressenalleen und die herrlichen wie ein riesiger Sonneschirm anmutenden Pinien, die einem Gebäude bei der Hitze so gut tun. Wir sehen in der Ferne immer wieder große einzelne Häuser, Gehöfte, Weingüter und Armut so gut wie nie. In Greve herrschte auf einem schönen nicht allzu großen Platz reges Treiben, unter den Säulengängen um den Platz herum lies es sich gut schlendern. Wir hatten unser Auto oberhalb der Stadt unter Bäumen abgestellt, waren einige Stufen hinab gestiegen, um ins kleine Zentrum zu gelangen. Was wir sahen, gefiel uns, deshalb beschlossen wir, eine Kleinigkeit zu essen. Wir fanden einen recht netten Platz und betrachteten interessiert das Treiben. Zahlreiche Touristen schlenderten von Geschäft zu Geschäft, saßen wie wir in den Restaurants. Die Speisen und Getränke waren teuer, was allerdings meist so ist, wenn die Touries zahlreich erscheinen. Egal, uns hat es hier gefallen. Wir erwerben noch einen schönen Toskanakalender von 2009 für Mutti zu Hause als Mitbringsel und schlenderten noch ein wenig herum, entdeckten einen kleinen Künstlerladen, nehmen daraus eine Idee mit. Im ländlichen Raum, in den Bergdörfern und kleinen Städtchen gibt es eine ganz besondere Art, die Häuserfronten zu verputzen bzw. unverputzt zu lassen. Es hat den Anschein, dass man alles, was gerade zur Verfügung stand, in den Mauern verbaute. Das sieht sicher für das deutsche akkurate Maurerauge reichlich ungekonnt und primitiv, ja auch sehr armselig aus. Mag ja auch sein, aber die Häuserfronten der alten in dieser Tradition gemauerten Bauwerke haben so viel Charme, passen unglaublich gut in die Landschaft und sehen mit den braunen oder grünen Fensterläden versehen, ganz besonders nett aus. Noch nie sah ich ein derartiges Mauerwerk. Die Künstlerin in Greve hatte genau dieses sehr plastisch wirkend gemalt. Fand ich irgendwie originell.
Wir fuhren nun weiter nach Castellina Chianti, einem Luftkurort, von dem man angeblich den besten Blick über die Toskana genießen könne. Wir stellten also unser Auto vorbildlich unten auf einem Parkplatz ab und machten uns zu Fuß, immer hübsch bergauf in den Ort. Ja, das Dorf war ganz nett, allerdings war die Burg nebst Turm geschlossen. Enttäuschend, denn wir wollten nun auch den „Weltblick“, den besten aller Zeiten, über die gesamte Toskana erleben. Also hieß es, wieder runter wandern. Berg abwärts ist es ja nicht so schlimm. Auf dem Weg entdeckten wir einen sehr schönen und angenehm temperierten Gewölbegang mit einer kleinen Galerie, die sehr schöne Bilder der toskanischen Landschaft zeigte. Wir schlendern gemütlich durch das Gewölbe, kamen wieder an bekannter Stelle auf die Straße, erwarben eine Melone fürs Frühstück (aber teuer) und machten anschließend noch einen Abstecher zu uralten und dunklen, etruskischen Wohnhöhlen. Auf dem Hügel stehend erhalten wir nun doch noch den versprochenen „Weltausblick“, waren damit sehr zufrieden, wenn wir auch ähnliche Aussichten schon genießen durften. Allmählich waren wir nämlich mit tollen Aussichten ziemlich verwöhnt worden und fielen nun nicht mehr gleich in Ohnmacht vor lauter Andacht und Aussicht.
Wir fuhren nach Hause, wollten dort ausruhen, denn am nächsten Tag war ein Riesentrip geplant: wir wollten nach Venedig, welches ca. 370 Kilometer von Petroio entfernt ist. Das würde der Hammer werden, ein Abenteuer. Wir hatten schon viel über diese Stadt gelesen, waren nun gespannt, wie sie sich uns darstellte. In Venedig hätte uns natürlich auch völlig anderes Wetter empfangen können, vielleicht würde es sogar regnen. Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen, vermutlich gibt es hier und woanders in Italien überhaupt kein Regen, nur Hitze allerorten, dachte ich so und erwartete eigentlich dort auch Temperaturen über dreißig Grad. Meine Erwartungen wurden übertroffen.
Venedig war mehr als heiß, es war rein idiotisch, bei der Affenhitze durch Venedig zu laufen. Aber wir wollten das und wir nahmen nachdem wir einen guten Parkplatz in einem Riesenparkhaus am Stadtrand fanden, alles auf uns, um die berühmten Plätze und Brücken, den Canale Grande, die Realto-Brücke, den Markusplatz und die blaue Lagune zu sehen. Wir haben alles gesehen, alles fotografiert, ausgiebig auch uns selber, stolz und schön sein wollend auf den berühmten Plätzen stehend. Natürlich haben wir uns auch in den vielen unübersichtlich wirkenden kleinen Nebengassen verlaufen. Wir waren allerdings nicht die einzigen. Touristen irrten mit Karten in den Händen umher, um wieder aus dem scheinbaren Labyrinth herauszufinden. Wir gingen mehrfach im Kreise, bis Bernd sich entschloss in einer ganz kuriosen und chaotischen Buchhandlung eine Karte zu kaufen. Der Händler erwies sich als sehr freundlich und half uns, den Weg zurück zu finden, ein weiter Weg, der uns quer durch Venedig trieb. Völlig aufgelöst mussten wir am Canale Grande eine Rast einlegen, ein Wasser trinken, dann erst waren wir in der Lage, die 20 Minuten in der prallen Sonne zum Parkhaus zu marschieren. Trotz allem hat mir Venedig sehr gut gefallen, alles ist mehr als ein Foto wert. Man kann natürlich die Stadt nicht mit einem einzigen Besuch erobern und bei der Mörderhitze schon gar nicht. Wir nahmen einen Eindruck mit, einen durchaus positiven, inspirativen. Und noch etwas: Venedig stinkt nicht! Wir hätten gedacht, bei der Hitze müsste es zumindest aus den Nebenkanälen Irgendwie riechen. Nein und nein, das war nie der Fall. Wir hatten also Glück, die Bemerkungen diesbezüglich in den Reiseführern werden schließlich auch nicht ohne Grund sein.
Wir werden Venedig wohl nie vergessen aber auch immer ein wenig mit der Hitze in Verbindung bringen, die wir dort erlitten. Aber wir haben doch auch unheimlich viele und sehr, sehr schöne Fotos zur Erinnerung mitnehmen können. Die Anstrengung dafür hat sich gelohnt. Unbedingt!
Am Freitag, unserem letzten Tag in unserer Ferienwohnung, wollten wir den allmählich endenden Urlaub in aller Ruhe ausklingen lassen, auch langsam mit dem Kofferpacken beginnen. Eigentlich wollten wir noch einmal in ein wunderschönes Freibad fahren, welches wir im Vorbeifahren sichteten, doch der Himmel schien sich drastisch zu verändern. Das gibt sich, sagten wir uns, die Sonne wird schon noch kommen. Sie kam nicht, ganz im Gegenteil, dunkle Wolken ballten sich in der Ferne zusammen, die ersten Blitze zuckten. Nein, da wollten wir nun doch nicht zum Baden aufbrechen. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellte, denn bald fielen die ersten Tropfen und entwickelten sich schnell zu einem ausgewachsenen Regen. Inzwischen war der Himmel völlig dunkel und es stürmte enorm. Die Wolken schienen am Himmel zu rasen und der Regen verwandelte sich zum Teil in Hagel. Ein unglaubliches Schauspiel bot sich unseren Augen. Die Hagelkörner machten einen bedrohlichen Eindruck und die Geräusche waren etwas beängstigend, so schlossen wir vorsichtshalber die äußeren Fensterläden. Ein Sommergewitter am letzten Tag! Damit hatten wir nun gar nicht gerechnet.
Wir hatten am Vortag alles gepackt und zum Teil auch schon im Auto verstaut. Ein letztes Foto, alles schön ordentlich, wie vorgefunden hergerichtet und ab dem letzten Ziel entgegen.
Der Verwalter kam uns auf seinem Moped entgegen. Dankeschön und Ciao, gute Fahrt und alles Gute!
Ja, wir hatten noch einiges vor, denn der Urlaub war ja noch nicht völlig aufgebraucht. Unser Ziel war Brescia. Bernd hatte hier ein Hotelzimmer reserviert. Wir beabsichtigten am Sonnabend nach Verona zu fahren und anschießend dem schönen Gardasee einen Besuch abzustatten, als krönenden Abschluss gewissermaßen. Die Fahrt verlief ohne nennenswerte Ereignisse und nach einigem Suchen fanden wir auch unser Hotel. Es war nicht so toll, eher reichlich heruntergekommen, sichtbar im Umbau befindlich, Die Betten waren aber nicht schlecht, ich konnte schlafen, obwohl man die diversen Toilettenspülungen im Haus deutlich hören konnte. Egal, nach dem leidlichen Frühstück düsten wir nach Verona, einer sehr schönen, großen und sicher einmal auch sehr wohlhabenden Stadt mit tollen Plätzen und altehrwürdigen Gebäuden, einer Kolosseum ähnlichen Arena, dem teilweisen marmornen Straßen-belägen, die ich so liebe. Es war Markt und heiß, was uns nicht sehr störte, wir waren schon fast abgehärtet. Also schlenderten wir durch die Stadt, bewunderten die Fassaden, gelangten an den träge dahin fließenden Arno, alles sehr malerisch. Die Stadt machte einen guten Eindruck.
Bernd verspürte ein wenig Hunger, wollte etwas Schnelles, ein Brötchen auf die Faust. Es gab überall nur dicke, fette Pizzen. Schließlich entschloss er sich zu einem Sandwich, was mir ein wenig bleich ausschaute. Bernd hat’s auch ohne jede Begeisterung gegessen. Der gröbste Hunger war aber gestillt.
Wir fuhren nun zum Gardasee, dem wundervollen Gardasee. Wir waren in Sirmione, einem touristenträchtigen malerischen Dorf am Gardasee. Der See und seine Umgebung sind ein Traum. Das Dorf wirkte sehr gepflegt, teure Läden, teure Hotels und Restaurants satt, was stets ein Zeichen für Kohle der Besucher und der Leute, die davon profitieren können, ist. Wir wanderten umher, schauten am Wasser sitzend, den Menschen zu, die am Strand, der allerdings mehr aus Kies bestand, zu. Wir wollten irgendwo am Wasser in einem schönen Restaurant zu Abend speisen. War aber schwierig, denn man öffnete erst um halb sieben manchmal sogar erst um acht Uhr, abgesehen von den idiotischen Preisen (Menü ab 45 Euro aufwärts, ohne Getränke versteht sich). So spät war es noch nicht. Schließlich fanden wir auf einem belebten Platze doch recht gute Plätze und bekamen unser Essen zu moderaten Preisen. Wir konnten nebenbei den Fährbetrieb beobachten, während immer mehr Hungrige die Restaurants füllten und meist große Pizzen oder beachtlicher Portionen Pasta bestellten. Man war zufrieden. Langsam trollten wir uns in Richtung Parkplatz, nahmen Abschied vom Gardasee, der im abendlichen Licht sich von seiner besten Seite zeigte.
Am nächsten Morgen gab es leider noch ein wenig Ärger beim Auschecken im Hotel. Das Servicepersonal war nur als Aushilfe tätig, hatte kaum Kenntnisse. Bernd musste sich Nerven lassend durchsetzen. Dann ging’s aber wirklich ohne nennenswerte Probleme ab nach Hause.
Ein wunderschöner Urlaub, den wir ganz sicher nicht vergessen werden, lag hinter uns.


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Tag der Veröffentlichung: 10.12.2008

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