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Eine kleine Geschichte über die Liebe



Ich möchte über die Menschen schreiben, über das, was uns zum Menschen macht, das was am Wichtigsten ist, uns zumindest so vorkommt als wäre es das Wichtigste. Nun, mir fällt sofort die Liebe ein. Vielleicht lieben sich auch die Tiere, aber darüber weiß ich nicht so viel. Vermutlich handelt es sich bei ihnen mehr nur um den Fortbestand ihrer Rasse, während der Mensch daran nicht immer denkt, wenn das auch für ihn dieselbe Bedeutung hat, nämlich schlicht und ergreifend eine ganz existenzielle. Natürlich trennen wir Liebe und Vermehrung nicht. Geht beides, wie wir wissen.
Meine Geschichte ist ziemlich allgemein aber wiederum auch persönlich, denn es ist eine Geschichte im Ich-Ton, es sind meine Ansichten, die sich aus meinem Hintergrund und meinem Innenleben ergeben.

Kennt ihr noch das Gefühl, das in uns ist, und ganz tief verborgen im dunklen Hintergrund dem Scheintot frönt? Wir glauben es sei für immer und ewig ausgerottet, nie wieder könne es uns in Verlegenheit bringen, unseren Verstand außer Kraft setzen, uns einfach aus der Bahn schmeißen mit seiner unerklärlichen und unendlichen Power…
Wir waren so enttäuscht und haben dieses Unbeschreib-
liche und so gar nicht Fassbare mit all unseren Mitteln verdrängt. Niemals je wollten wir uns so etwas noch einmal zugestehen, da wir ja um die Schmerzen wissen, die eventuell zu erdulden wären.
Wir sind doch endlich vernünftig und klug geworden…wir wissen doch, was passieren könnte…. Es würde alles von vorn anfangen und sich wiederholen.
Also dieser Konjunktiv bringt mich um!!

Sind wir denn noch zu retten?? Das andere Geschlecht hat uns nach allen Regeln der Kunst geleimt, lächerlich gemacht, uns zum Deppen gestempelt und vieles mehr, was uns in Harnisch bringen müsste…heute noch… es hat uns einen ganz fürchterlichen Dämpfer verpasst, aber was tun wir? Nachdem wir uns einigermaßen erholt haben, die inneren Wunden außer Acht lassend, beginnen wir uns umzusehen….vorsichtig zwar und na ja vom Schreibtisch aus, man kann ja nie wissen, tasten wir uns an die andere Welt wieder heran.

So, jetzt schreibe ich wieder im Ich-Ton, denn, wie kann ich wissen, was in anderen Gehirnen zu dem Thema so vor sich geht.
Allerdings bin ich wahrscheinlich auch nur die sound-
soviel-millionste Frau, die derlei erlebt, was mich aber absolut nicht davon abhält, mal laut darüber nach-
zudenken.

Eine lange Zeit dümple ich so dahin, hadere mit mir und dem Rest der Welt und verfluche diese Männer. Ganz genauso werden es Unzählige dieser Gattung tun und von Herzen die Weiblichkeit verdammen. Wir sind doch alle nicht besser, wir schimpfen und strapazieren eifrig das Wörtchen NIE und MIT MIR NICHT MEHR oder ähnliches, aber es muss nur die oder der Richtige zum rechten Augenblick auftauchen, dann sind wir geneigt, es mal wieder zu versuchen. Dabei ist das Timing wohl ein entscheidender Faktor.

Nun ja, innerlich ist man noch igelig und verunsichert, ob es wohl gut gehen könnte oder wieder in die Hose, aber hoffnungsvoll denken wir, das wird schon…nur die Ruhe bewahren. Ich frage mich nun total besorgt, wie soll man hier die Ruhe bewahren…sind wir denn etwa schon so abgeklärt oder gar abgebrüht, dass wir nun im Gefühls-
leben auch ganz cool sind?.....
Nö, ich nicht! Ich kann doch nicht hier ein bisschen Gefühl und dort ein wenig Zärtlichkeit so tröpfchenweise wohl dosiert je nach Situation schlau verteilen. Möglicherweise wäre das unheimlich clever und sehr effektiv, vielleicht sogar auch mit Erfolg verbunden und das andere Ge-
schlecht wäre eventuell total hin und her gerissen. Leider…so ein raffiniertes Frauchen bin ich nicht. Aber was heißt hier „leider“, ich will auch gar nicht so sein. Ich bin ich! Auch wenn ich nicht immer in der Lage bin, zu meinem Vorteil zu agieren, ich kann mich nicht verstellen. Der Mensch hat Grenzen…und ich habe so einige. Muss ich diese immer ausloten wollen? Auch das muss nicht sein…schneller, höher, weiter gilt in dem Bereich mit Sicherheit nicht.

Das Paradoxon der Sache ist, ich möchte mich verlieben aber ich fürchte mich gleichermaßen davor. Tja, was macht man denn in so einem verzwickten Fall? Bin ich einfach mutig oder gebe ich der begründeten Furcht nach? Oder ist es ganz anders: man ist ausgeliefert, das hieße, es geschieht unabhängig von meinem Wollen…ergo: ich warte einfach mal ab, ob etwas passiert. Ich lasse einfach dem Schicksal freie Hand. Das klingt auch nicht plausibel, denn das Schicksal, wenn es denn eines gibt…(oh, ja das gibt es), schlägt sowieso zu, ob ich da herrumzetere oder nicht.

Ich könnte einfach dem Manne die Initiative überlassen und gewissermaßen hinter dem Ofen auf irgendwas Märchenhaftes warten, dabei habe ich nicht mal einen Ofen. Und was Märchenhaftes? Etwa auf einen Prinzen so in schimmernder Rüstung, vielleicht noch mit herunter-
geklapptem Visier auf hohem Ross? Ich denke, das wäre eher was für schlafende Dornröschen oder vergiftete Schneewittchen und zu dieser Sorte gehöre ich nun tatsächlich nicht! Heruntergeklapptes Visier, auf hohem Ross…mir graut!
Iih, schimmernde Rüstung, da könnte einem ja alles vergehen. Ich wünsche mir einen so richtig Zugänglichen aus Fleisch und Blut, so zum Anfassen. Ist doch nicht peinlich, wenn ich das hier mal so sage, oder?

Allerdings dürfte das nur die halbe Wahrheit sein. Ich bin nämlich unersättlich auch auf anderen Ebenen, also was denkt ihr denn von mir? Ich wünsche mir Seele, er soll auch mein Herz berühren wollen. Ich bin nämlich stolz darauf, es hat nicht an Attraktivität verloren, was man von anderen Äußeren teilen eventuell behaupten könnte…allerdings sollte ein Außenstehender sich hüten, darüber zu frozzeln. Erst mal mein Alter erreichen und dann wird man sehen!
Ach so, hohes Ross: ist nicht mein Ding, hohe Rösser schon gar nicht, man kommt schlecht hinauf und kann schnell wieder herunterfallen und der Reiter merkt das wohl-
möglich nicht einmal.

Also sagen wir einmal ganz ehrlich, ein solides Auto würde genügen. Nicht, dass ich da besondere Ambitionen hätte, aber schließlich muss er doch zu mir kommen können. Ich habe doch auch eines und könnte den Mann meiner Träume besuchen, das hätte ich drauf… Ich habe, wenn ich denn jemanden mag, so manches in petto. Allerdings bin ich da etwas zaghaft, weil ich nicht weiß, ob das angenommen wird oder doch falsch verstanden werden könnte. Da haben wir es wieder…in der Liebe bin ich überhaupt nicht selbstsicher. Muss man das eigentlich sein, wird das erwartet? Hm…ich werde darüber nachdenken!

Und ich bin verletzbar, bin irgendwie empfindlich geworden…leider höre ich immer lauter das Gras wachsen. Ein Unterton in der Stimme und ich ahne Abwendung…es ist so: ich mache mir ständig Gedanken und Sorgen, dass ich wieder irgendetwas über- oder untertrieben habe, ein vielleicht kränkendes Wort gesagt haben könnte oder gar nervig wirke. Aber ich bin nervig…weiß ich! Ich arbeite dran, es abzustellen…hoffentlich bekomme ich das hin.

Ein Mann, den ich in mein Herz geschlossen habe, klingt altmodisch, aber wie soll man es besser sagen, könnte größenwahnsinnig werden, weil ich mit Leichtigkeit um den Finger zu wickeln und durchschaubar bin wie ein frisch geputztes Fenster. Eine zeitlang glaubte ich, dass wäre ein eklatanter Nachteil, denn das geheimnisvolle uner-
gründlich verlockende Weibliche ist wahrscheinlich das, was so begehrenswert erscheint. Aber diesen tollen Nimbus kann ich einfach nicht verbreiten…aber die Geschöpfe, die so was verströmen können, kochen vermutlich auch nur mit Wasser…doch es ist mir auch ziemlich egal, was für Süppchen die am Kochen halten wollen.
Und wenn sich eine an Meinen ranpirscht, dann trete ich scheu zurück, erst mal sehen, wie er reagiert! Oder meint hier einer man solle in dem Fall besser einen Eimer mit kaltem Wasser über dieselben ausschütten? Ich würde nicht mal mit Türen schmeißen oder Tassen fliegen lassen, die armen Tassen. Da warte ich lieber und habe Vertrauen, dass das Goldkind abblitzt, aber ein paar Regungen in den grauen Zellen und unangenehme gemischte Gefühle gäbe es schon.
Über alles kann ich eben auch nicht lachen.

Tja…so ist das mit der Liebe, sie bringt alles in Bewegung und wir merken, dass wir leben. Wir beginnen wieder zu träumen und haben ständig Sehnsüchte, sind hoch motiviert und das Leben bekommt Inhalte, wir sind inspiriert, empfinden intensiv, sensibel und sind aufgeschlossen für einfach alles Schöne dieser Welt. Auf einmal macht es Spaß zu leben!
Ihr werdet sagen, das haben schon so viele Leute aufgeschrieben und es ist uns alles hinreichend bekannt, das ist weiß Gott nichts Neues.
Erstens, erhebe ich nicht den Anspruch, etwas Neues herausfinden zu wollen.
Zweitens wissen wir sowieso immer alles ganz genau und manchmal auch besser, besonders dann, wenn es andere betrifft.
Drittens ist alles neu, anders und hochgradig interessant, wenn es uns persönlich begegnet. Der Trugschluss ist bloß, dass wir immer denken, unser Glück könne jemand anderen genauso vom Hocker reißen. Das ist wie mit den Krankheiten, kein Mensch will wissen, was man für Zipperleine hat. Man sollte die Floskel „wie geht’s?“ immer mit BESTENS beantworten, jeder Frager wird zufrieden sein.
Viertens, unsere Existenz ist auf Wiederholungen aufgebaut, wenn wir das auch nicht immer wünschen. Allerdings gibt es ganz wundervolle Wiederholungen und keiner würde je auf den Gedanken kommen, dass das schon mal da war….und deshalb nicht schön sein könnte. Stimmt’s oder habe ich Recht?


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Tag der Veröffentlichung: 07.12.2008

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