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Ich fuhr mit meiner klapprigen schwarzen 1967 Chevrolet Impala durch den Schnee.



Ich war jung.
Ich war auf der Jagd nach Sensationen.
Ich sehnte mich nach dem Kitzel, einem Massenmörder ins Angesicht zu blicken, den die Welt längst vergessen hatte.
Ich würde die Reportage aller Reportagen schreiben. Ich sah das das Video – ich sah es überall in den Nachrichten in den Werbungen.

Ich malte mir aus, wie die Carlsons von nebenan einen Bogen um mich machen würden.
Sie würden sich in ihr spießiges imitiertes Ranchgebäude zurückziehen und sich mit düsteren Mienen zuraunen, dass Mädchen nicht aufs College gehören, weil sie total verkorkst wieder rauskommen. Die bekommt doch keinen mehr ab!
Ich lachte und stellte mir mein Video vor.
Während ich auf der einsamen Straße zwischen den endlosen Schneewehen dahinfuhr, mit nichts als Schnee, Schnee und nochmals Schnee um mich herum, sah ich das Video meiner Träume immer deutlicher vor mir.
Fast glaubte ich, es in meiner Hand zu spüren:
DAS MÖRDERLEBEN von Nikki Read

Der Schnee war ganz ebenmäßig, hypnotisierend.
Ich drehte die Heizung auf.
Ich schwelgte in der Wärme.
Sie machte mich müde.
Es war vier Uhr nachmittags, und mir war klar, dass es so weit im Norden und mitten im Winter bald dunkel werden würde.
Na ja, ich war bestimmt bald am Ziel.
Seit über einer Stunde war ich aus Wyoming raus. Viele Straßenschilder waren schneebedeckt. Vielleicht war ich schon vorbeigefahren, vielleicht hatte ich die Abzweigung übersehen.
Ich würde auf der Karte nachschauen.

Der Wagen knirschte und krachte, als ich anhielt. Ich schaute in den Rückspiegel und zupfte mir das Haar zu Recht.
Ich stellte den Motor nicht ab, damit die Windschutzscheibe nicht zuschneite und die Heizung weiterlief.
Dann faltete ich die Karte auf, die ich in Vadona gekauft hatte, und versuchte, mich zurechtzufinden. Ich wusste nur, dass im Norden die Black Hills lag; sie zeichneten sich am Ende der weißen Prärie gegen den Horizont ab.
Der Himmel war grau.
Die Sonne war nicht zu sehen. Ich war allein.
Ich würde mich auf keinen Fall fürchten.
Es war mein fester Entschluss gewesen, Reporterin zu werden und mir eines jener sensationsverheißenden Themen zu suchen, die angeblich Männersache waren ... wenn ich jetzt einen Rückzieher machen würde, würden mich die Carlsons bestimmt auslachen.

Vielleicht sollte ich mir kurz die Füße vertreten, dachte ich mir.
Ich schlüpfte in meinen schäbigen Mantel und wollte aussteigen.
Es war so windig, dass ich mich gegen die Wagentür stemmen musste.
Als ich draußen stand, knallte die Tür hinter mir zu.
Im gleichen Augenblick wurde mir bewusst, dass ich den Knopf heruntergedrückt hatte und die Schlüssel im Zündschloss steckten.
"Typisch Frau", werden sie sagen und sich halb totlachen.
Ich starrte durch das Fenster ins Wageninnere.
Bald würde die Sonne untergehen.
Der Wind heulte.
Meine Finger wurden taub.
Ich rieb mir die Hände am Innenfutter meines Mantels.
Dann suchte ich nach irgendetwas, einen Ast oder einen Stein, mit dem ich das Fenster einschlagen konnte.
Nichts zu sehen.
Vielleicht unter dem Schnee.
Mit bloßen Händen begann ich, in den Schneewehen zu graben.
Die Kälte trieb mir die Tränen in die Augen.
Meine Gelenke wurden langsam steif.
Ich wurde wütend.
Hatten die Carlsons vielleicht doch recht?
Der Wind tobte inzwischen. Ich stieß meine Arme bis zu den Achseln in den Schnee.
Meine Finger ertasteten etwas Hartes.
Ich zog und zerrte fluchend daran.

"Brauchen Sie Hilfe?"
Ich schrie auf.
Dann sah ich zu dem Mann auf, der neben mir stand.
"Es ... es tut mir leid", sagte ich. "Ich wollte nicht ..."
Er legte einen Finger an die Lippen.
Er trug ein schwarzen Mantel, hatte dunkles, schulterlanges Haar, in dem Eis glitzerte.
„Ist schon ok, war ja keine Absicht!“, sagte er und ich spürte seine warmen Finger auf meinen Lippen, ich sah ihn in die Augen und seine Glas klaren blauen Augen führte mir Gänsehaut über meinen Rücken.
Etwas an ihm gefiel mir nicht, doch ich wusste nicht genau was?
War es seine Schönheit…war es vielleicht das er mitten im nirgendswo alleine war, Aufnahme von mir, denn ich war etwas verrückt, ich suche doch das Abenteuer über das ich erzählen wollte.
„Was macht so eine schöne junge Frau ganz allein hier auf einer gottverlassenen Straße?“, fragte er mich und löste sein Finger von meinen Lippen.
„Ich…mein Auto…ich wollte meine Beine etwas vertreten und habe ausversehen den Schlüssel stecken lassen im Wagen und nun kriege ich die Tür nicht mehr auf“, gab ich zu und starte noch immer in seinen geheimnisvollen Augen.
„Soll ich mal versuchen die Tür auf zu brechen?“, fragte er mich und kam ein paar Schritte zu mir.
Ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Wangen, es fühlte sich echt gut an, doch etwas sagte mir dass ich schleunigst von ihm weckkommen solle.
„Ja bitte“, krächzte ich und der Fremde lächelte mich an und ging zum Wagen.

Ich blieb auf der gleichen Stelle stehen und versuchte mir warme Gedanken zu machen, mir klapperten schon die Zähne und die Nase lief.
Der Fremde sah mich an, „Sie frieren ja“, sagte er und zog sein Mantel aus und reichte es mir, „Ziehen sie sich an, sonst erkälten sie sich noch und das wollen wir ja nicht.“
„Nein, nein, ist schon gut“, sagte ich und fuchtelte mit meinen Händen herum.
„Kommen sie schon, ich friere nicht“, sagte er und legte sein Mantel über meine Schultern.
„Danke!“, brachte ich nur heraus und schaute leicht errötet zu Boden als er mich anlächelte.
Nach wenigen Minuten kriegte der Fremde mein Auto auf und ich wusste nicht wie, er hatte doch vorhin kein Stock, Draht oder ein Stein in der Hand gehalten, mir schossen auf einmal viele Gedanken durch den Kopf, war er vielleicht ein Vampir, ein Magier oder ein bösartiger Dämon der auf junge Frauen steht.
„Ach Quatsch! Sowas gibt es nicht“, sagte ich laut.
„Wie bitte?“, fragte er mich und sah mich mit wissbegierigen Blick an.
„Ach nichts“, sagte ich und wurde rasch wieder rot.
„Nun, sie können in ihren Wagen wieder einsteigen und sich aufwärmen“, sagte er und hielt mir die Tür auf.
„Vielen Dank“, sagte ich und stieg ein.
„Können sie mich einen Stück mitnähmen?“, fragte der Fremde auf einmal.
„Ähm…Haben sie kein Wagen?“
„Nein leider nicht…es ist mir irgendwie Peinlich“, sagte er und schaute mir ganz tief in die Augen, „ich war bei einem Kumpel von mir und wir hatten viel spaß, wir tranken und als ich aufwachte, lag ich mitten im Wald und machte mich zu Fuß auf den Weg, doch ich verlief mich und da sah ich sie und so dachte ich mir, dass sie mich vielleicht ein Stück mitnehmen können?“
//Sag nein Nikki, sag nein//, sagte ich zu mir in den Gedanken, „Ja können sie“, sagte ich wie Hypnotisiert, //Nikki was hast du nur gemacht, wie kannst du nur einen Fremden mitnehmen, er könnte ein Mörder sein, willst du etwa in allen Nachrichten stehen...//sagte mein Gehirn.
Der Fremde stieg auf den Beifahrersitz ein und ich fuhr dann auch schon los.

„Wo wollen sie denn hin?“, fragte der Fremde nach einer geraumer Zeit.
„Nach South Dakota“, sagte ich und sah ihn an, „Wo soll ich sie den raus lassen?“
„Ich muss auch dahin“, sagte er und schaute weiterhin nach vorne, „Wie heißen sie den überhaupt?“
„Nikki…Nikki Read und sie?“, sagte ich und schaute wieder nach vorne auf die Straße.
„Nett sie kennen zu lernen Nikki, ich heiße Sam Xander.“

Der Fremde schaute mich wieder an und ich schielte kurz zu Ihm, irgendwie gefiel mir sein Blick gerade nicht, mir lief ein eiskalter schauer über den Rücken.
Plötzlich griff Sam nach meinen Kopf und schlug mit voller Wucht gegen das Lenkrad meines Wagens.

Ich weiß nicht wie viel Zeit verging als ich wieder zu mir kam, ich öffnete die Augen, mein Herz und mein Blut pulsierte wie Wild und eine Eisige Furcht durchzuckte mein ganzen Körper
Ich sah nichts außer der Dunkelheit, versuchte zu fühlen wo ich war.
Es fühlte sich nach etwas rauen an und es war sehr eng hier, ich suchte verzweifelt in meinen Mantel Taschen nach etwas womit ich licht machen konnte, doch da war nichts drin…mein Handy sollte doch in meiner Tasche sein, nicht mal mein Lippenstift .

Normaler weiße hat eine Frau eine Handtasche, doch ich war eher die Frau, die lieber alles in ihren Hosentaschen, beziehungsweiße in meinen Manteltaschen Sachen herum trug.

Es roch hier drin sehr stark nach Holz und nach etwas, was ich nicht definieren konnte.
Ich versuchte es noch mal, ich versuchte heraus zu tasten im was ich drin bin und da schoss es mir durch den Kopf, es war eine Holzkiste….ein Sarg aus Holz.
„Gott verdammt, wieso habe ich denn nur ja gesagt zu Sam…ich bin ja auch so blöde“, fluchte ich herum und ich bekam immer mehr Angst, und dann war es noch sehr warm hier drin.
Ich versuchte langsam mein Mantel aus zu ziehen, was nicht sehr leicht war, da es sehr eng drin war, kein Wunder, war ja auch ein Sarg in dem ich steckte.
Ich versuchte auf allen Seiten den Sarg zu öffnen, doch es klappte nicht, ich versuchte es mit Gewalt, auch dies funktionierte nicht.

Ich schlug und schlug meine Hände blutig, „Hilfe! Kann mich jemand hören?“, fing ich hysterisch an zu schreien, ich rief sehr lange nach Hilfe doch keiner hörte mich und ich wusste auch nicht wo gerade mein Sarg sich befindet, aber auf jeden Fall war ich nicht unter der Erde, was sehr gut war, aber wer weiß wie lange noch, denn der verrückte könnte mich ja doch noch Lebendig begraben…//oh du verfluchte scheiße// dachte ich und klopfte wieder auf den Holz.

Die Angst ergriff immer mehr Besitz von meinem Körper, Tränen füllten meine Augen.
„Hilfe“, schluchzte ich.
Die salzigen Wasserperlen tropften auf den Boden der Kiste.

Auch die Luft wurde immer weniger, //Nikki du musst dich zusammen reißen// versuchte ich mich zu beruhigen, doch es klappte nicht so wie ich es wollte.
„HILFE“, schrie ich und meine rufe erstickten in der Dunkelheit.

Ich schrie trotzdem weiter, auch wenn ich schon fast keine Stimme mehr hatte.
Plötzlich hörte ich wie die Kiste geöffnet wurde und das Licht drang in die Dunkelheit, ich musste meine Augen zusammen kneifen, da das Licht sehr hell war.
„Ist die Prinzesin etwa schon wach?“, hörte ich eine bekannte stimme, ich öffnete langsam die Augen und sah in das lächelnde Gesicht von Sam Xander.
„Was wollen sie von mir sie…sie irrer“, schrie ich mit einer zittriger Stimme.
„Ich will nur etwas Spaß mit dir haben Nikki…sie sind eine schöne junge Frau, dein braunes Haar, deine schönen Nussbraunen Augen und dein Duft…das zieht mich sehr an, ich kann einfach nichts dagegen machen, ich will dich ganz für mich alleine haben…ich liebe dich Nikki und du liebst mich auch“, sagte er und beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss auf die Lippen, ich stieß ihn weg von mir und als er auf den Boden lag, nahm ich den Schopf an und kletterte verängstlicht aus der Kiste und wollte gerade mit wackligen Beinen weg laufen, da packte er mich und zog mein Körper ganz nah an sich.

„Hübsche Frauen sollten es nicht machen, sie müssen stehst ihren geliebten hören und ihm all die Wünsche erfühlen die er hat“, hauchte er mir auf den Nacken und küsste die Stelle.
„Bitte Sam…bitte, lass mich gehen, ich werde es auch niemanden erzählen, ich verspreche es dir“, schluchzte ich.
„Das kann ich nicht machen Liebling…was soll ich denn ohne dich machen? Wir gehören doch zusammen“, sagte er und umarmte mich ganz fest.

„Bitte Sam, ich…ich liebe dich nicht, du…du machst mir angst und du bist Krank, du solltest einen Psychologen aufsuchen, er kann dir ganz bestimmt helfen“, stotterte ich und meine Beine wollten am liebsten nach geben, ich versuchte taper auf den Beinen zu stehen, denn ich konnte unmöglich hier vor ihm zusammen klappen, wer weiß was er noch mit mir machen würde.

„Nein Liebling, ich liebe dich, du gehörst für immer zu mir, wir werden hier glücklich sein und bald haben wir drei unsere kleine Familie“, sagte er.
„Wir drei?“, fragte ich mit einer piepsigeren Stimme.
„Ja wir drei, du, ich und meine kleine vierjähriger Tochter Holly, sie hat dich schon in ihr Herz geschlossen“, sagte er und jemand tapste in das Zimmer.
„Hallo Mama“, sagte das kleine Mädchen mit den langen schwarzen Haaren, sie kam zu mir und umarmte mich ganz fest, „du Mama und Papa, wir drei werden eine glücklich Familie und bald habe ich ein kleinen Brüderchen mit dem ich spielen kann“, sagte sie und ihre Stimme klang wunderschön, so unschuldig und sie selbst sah wie ein kleiner Engel aus mit ihren langen wunderschönen schwarzen Haaren und den blauen Augen, ihre Haut war sehr blass, sie erinnerte mich an Schneewittchen, ein kleiner Engel halt, die jeder einfach lieben kann.

Mir wurde ganz warm ums Herz, //Hallo Nikki…wie kann es dir ganz warm ums Herz werden, du wirst gerade gezwungen mit jemanden zusammen zu sein, den du nicht liebst und der gut aussehender Typ ist ein Verrückter.
Die kleine Holly lies mich los und lächelte, „du bist meine hübsche Mami und ich werde immer dich lieb haben, ja“, sagte sie und tänzelte aus dem Zimmer.

„Ist das nicht Goldich, unsere kleine liebt dich sehr“, sagte er und er drehte mich so um, das ich ihm in die Augen sehen musste.
„Nikki“, sagte er und warf mich auf ein Bett, das im Raum stand, dann legte er sich auf mich und fing an meinen Körper zu küssen, „Nikki ich liebe dich!“
Ich fing wieder an zu schluchzten und versuchte ihn von mich zu werfen, sein Gewicht füllte sich an wie eine ganz Tonne.

Mit voller Adrenalin und Wut stieß ich ihn von mir und lief zur Tür und wieder packte er mich, diesmal zog er mich an den Haaren, „Ich lass es niemals zu das du von hier verschwindest…du kannst mich und deine Tochter doch nicht alleine lassen“, schrie er wütend.
„Sie ist nicht meine Tochter und ich werde dich niemals lieben…du bist ein Kranker Typ Sam, dich sollte man einsperren…dir den Kopf abhacken“, krächzte ich und spuckte ihm ins Gesicht.
„Du verdammte Hure“, schrie er und zerrte mich zurück in die Kiste.
„Nein! Ich will nicht darein“, brüllte ich los und klammerte mich an der Kiste.
Sam wurde immer brutaller und er schaffte es auch mich in die Kiste zu stecken, er stopfte mir ein Tuch in den Mund, damit ich nicht schreien konnte und machte den Sarg zu.
Vor lauter Angst musste ich in der stickigen Dunkelheit wimmern, durch den Schweiß klebten mir die langen Haare in Strähnen auf meiner Stirn.


Ich fing nach einer Weile an der rauen Holzkiste zu kratzen.
Ich kratzte die Fingerspitzen blutig und hämmerte mit den Fäusten an die dicken Holzbretter, bis ich meine Hände nicht mehr spürte.
Immer wieder tastete ich an der vollständigen Dunkelheit bis an die Öffnung heran und bohrte meine Nägel in den Spalt. Aber die Öffnung ließ sich keinen Millimeter bewegen.
Als schließlich meine Fingernägel zerbrachen, ließ ich meine Hände zu Boden gleiten.
Mein Herz klopfte und drohte zu Zerspringen.
Mit weitaufgerissenen Augen starrte ich in die leere undurchdringliche Finsternis.
Dann entfuhr mir ein Schrei aus der trockenen Kehle.
Ein Schrei, der in meinen Ohren gellte, bis die Stimme versagte.

Als ich meinen Kopf auf den Nacken legte.
Ja, vielleicht würde Sam dort draußen zu ihr kommen.
Und wenn ich schnell genug bin und mit ausgestreckten Fingern auf seine Augen ziele, würde es mir vielleicht gelingen, ihn außer Gefecht zu setzen. Und dann kann ich vielleicht entkommen, schoss es mir durch den Kopf.

Blind starrte ich auf die Decke der Kiste. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt noch hier raus komme. Aber eins weiß ich, ich muss es einfach versuchen!
Mein inneres wollte am liebsten aufgeben, doch ich kann es nicht zu lassen.
Ich lag nun eine ganze Weile da. Ich hätte gerne geweint. Aber wenn dieser Mistkerl da draußen mich hören kann, glaube er, dass ich aufgeben möchte. Doch ich werde nicht aufgeben, ganz im Gegenteil.
//Ich muss auf mich achten//, dachte ich, //Für meinen Peiniger war ich eine Frau im Schuhkarton.//
Ich werde weiter denken, mich mit meinen Gedanken die Welt zu öffnen, ich werde ihm den Gefallen nicht tun und hier noch verrückt werden, es reicht ja schon einer der hier Geisteskrank ist und ich muss das kleine Mädchen von ihrem psychopathischen Vater retten.
Er wird niemals meinen Willen brechen, niemals.
Ich beschloss früher oder später abzuhauen, denn ich werde auf jedenfalls entkommen, koste es was es wolle.

Nach einer ganzen weile wurden meine Augenlieder ganz schwer und so schloss ich meine Augen.
Als ich zu mir kam, dachte ich, es wäre alles nur ein Traum, doch desto mehr ich mich in dem Raum umsah, wurde mir klar, dass dies kein Traum war, sondern die pure Realität.
Ich sah zu meinen Beinen, die vorsintflutlich Gynäkologenstuhl gefesselt waren.
Ich war nicht mehr in dem Sarg drinnen, sondern in einem ganz anderen Raum.
Dieser Raum sah aus wie ein Keller, ein Folterkammer, wo dieser Sam seine Opfer quellte.
Ich sah zu dem Wahnsinnigen rüber, der gerade sein verrosteten Beistelltisch mit den vollen Instrumenten sortierte.
Als er sich zu mir umdrehte, konnte ich zunächst erkennen, was er in seiner blutverkrusteten Hand hielt.

Momentmal, wieso waren seine Hände den mit getrocknetem Blut verschmiert?
Er hatte doch nicht die kleine getötet.
Ich wollte was sagen, doch das Tuch steckte noch in meinem Mund und meine Hände waren auch am Stuhl gefesselt.
Dann, als ich es sah, wollten ich am liebsten meine Augen schließen, doch es gelang mir nicht.
Ich konnte mein Blick nicht von dem glühenden Lötkolben abwenden, der sich langsam meinen Körper näherte.

Sam hatte mir meine beiden Lider nach oben geklappt und mit einem Drucklufttacker in den Augenhöhlen fixiert.
Ich dachte, größere Schmerzen würde ich in meinem Leben nicht mehr spüren.
Doch als der Lötkolben aus meinem Gesichtsfeld verschwand und es zwischen meinen Beinen immer heißer wurde, fing ich stumm an zu schreien, ahnte ich, dass die Quallen gerade anfangen und dies nur ein kleines Vorspiel auf die anderen Sachen ist.
Dann, in einem Moment, in dem ich bereits geglaubt habe, den Geruch von versengten Fleisch zu riechen, wurde mir alles durchsichtig.
Der nasskalte Keller, in dem man mich verschleppt hatte, die zitternde Halogenlampe über meinem Kopf, der Folterstuhl und der Metalltisch verflüchtigten sich, zurück blieb ein schwarzes Nichts.
Ich fiel in die Bewusstlosigkeit.


Ich hörte wie jemand meinen Namen rief, ich öffnete langsam meine Augen und fühlte mich sehr benommen, als hätte mir jemand was in mein Dring gemischt gehabt.
Als meine Augen ganz offen waren, starte ich in das Gesicht von Sam.
„Wo….Wo bin ich?“, fragte ich mit einer heißen Stimme.
„Bei mir Nikki und du bist wirklich ein kleines Dummerchen, jetzt hast du dich selbst verletzt“, sagte er mit einer sanften und doch beängstigten Stimme.

Da fiel es mir wieder ein, ich war bei Sam, dem Kranken irren, der mich für sich behalten will und das er mich evtl. umbringt, so wie er drauf hatte mir meine beiden Lider nach oben geklappt und mit einem Drucklufttacker in den Augenhöhlen fixiert gehabt.
Ich spürte etwas warmes nasses das von meinen Augenliedern tropfte.
Ich wollte am liebsten diese Stellte mit meinen Händen abtasten, doch meine Hände waren noch immer am Stuhl gefesselt.
„Das ist Blut süße“, sagte er und tupfte mir mit einem Tuch das Blut aus meinem Gesicht.
Ich verspürte einen grauenvollen Schmerz, als hätte mir jemand mit einem Hammer auf meinen Schädel geschlagen, ich zuckte Krampfhaft meine Augen zusammen und wollte in diesem Moment am liebsten Sterben, die Tränen kulternten meine Wange hinunter.
Ein winseln kam aus meiner Kehle und der Kranke fing an zu lachen.

Sam ging hinter dem Gynäkologenstuhl und ich hörte wie etwas aus dem verrosteten Beistelltisch ein Instrument nahm.
„Es wird ein ganz kleiner Stich geben, also mach keine Anstalten“, sagte er und fing an zu lachen.

Ich verspürte etwas kaltes Hartes auf meinem Rücken und dann wollte ich schreien, doch es kam nichts aus meiner Kehle raus, die Tränen wollten keinen Halt nähmen und verschleierten meine Sicht.
Ich hörte ein wie ein Bohrer anging und dann nach wenigen Sekunden hörte ich ein lautes knacken, ein stummer Schrei kam aus mir heraus, ich verkrampfte meine Haltung und die schmerzen auf meinem Rücken waren unerträglich, meine Finger krallten sich an der Lehne fest, so dass einige meiner Fingernägel zerbrachen.
Dieser Geistesgestörter Kerl bohrte mir ein Loch in den Rücken und das bei meinem vollen Bewusstsein, es machte ihm Spaß mich zu quälen.
Ich fing an zu schluchzen und zu winseln.
Dieser Schmerz durchfuhr mein ganzen Körper, das Blut lief meinen Rücken hinunter, und das Loch in meinem Rücken mischte sich mit Schmerzen und einem höllischen brennen.
Ich wollte ihn am liebsten anschreien und über ihn herfallen, wieso er dies macht, wenn er mich doch so sehr liebt…machte es ihm tatsächlich spaß seine geliebt zu quälen, ist dies etwa seine Art der Zuneigung?
Doch ich wusste, dass er mir dies nie Mals beantworten würde. Er würde mich lieber weiter Foltern als meine Fragen zu beantworten, ja so würde ich es sagen!
Vor Angst was noch auf mich zukommen wird, zogen sich meine Eingeweide zusammen.

Ich zuckte zusammen als ich sah was Sam in die Hand nahm, es war eine riesen große Spritze, er drückte kurz drauf, so das ein paar Spritzer aus der Spritze flogen, als er bemerkte das ich ihn beobachtete, lächelte er mich an und kam zu mir rüber.
Es wird nur ein ganz kurzer Stich sein“, hauchte er mir ins Ohr und eine Gänsehaut überschüttete meine Haut.
Ein kleiner Schmerz durchzog, meinen Oberarm und dann spürte ich eine Weile nichts…
Ich fragte mich, was er mir gegeben hat? Was hat er mit dieser Nadel mir in die Venen gejagt?
Meine Augen konnten sich kaum offen halten, die Ohren waren dagegen überempfindlich.
Alles hörte sich so laut an, außer die Stimme von Sam, er sprach so leise, als ob er einem Kind in den Schlaf singt. Sein Tonfall hatte etwas Beruhigendes, und ich merkte wie mein Kopf immer schwerer wurde.
Es war ein dumpfes Pochen, das dem hämmern meines Herzen war, ich versuchte mich auf andere Dinge zu konzentrieren.
Stattdessen registrierte ich jedoch, dass ich fast wie eine Spirale in den eigenen Körper zurückzog, mich in jede aufkeimende Empfindungen einhülle wie ein kleines Kind in eine Kuscheldecke.
Die Rückseiten meiner Schenkel brannten vom leder des Gynäkologenstuhl, aber ich wusste nicht warum.
Plötzlich verspürte ich einen Durst wie noch nie in meinem Leben. Allein der Gedanke an Wasser trieb mir die Tränen wieder in die Augen.
Ich versuchte ihm etwas mitzuteilen, ohne die Stimme zu benutzen. Plötzlich kam Sam ganz nah zu mir, ich spürte die Hitze seines Körpers. D
en herben Geruch seines Rasierwassers konnte ich ganz stark riechen, ich fühlte wie seine Hand sich um meinen Nacken legten, seine Finger verweilten eine Weile dort.
Die Berührung war weich und sanft. Ich konzentrierte mich auf seine Stimme, wusste was es wichtig war, was er sagen will, das ich es unbedingt hören muss.
„Wenn ich dich hätte umbringen wollen“, sagte er, „wärst du schon längst tot. Das weißt du ja.“
Ich nickte voller Angst und Schmerz, dann verspürte ich Kälte auf meinem Körper.
Ein vertrauter Geruch erfühlte den Raum, schwer und stechend. Ich wusste, was es war.
Ich hatte es schon einmal gerochen, aber mein Verstand konnte mir nicht sagen, wo und wann!
Sam ging ein paar Schritte von ihr, dann stand er da und sah sie an, er wirkte weder traurig noch aufgeregt, sondern einfach resigniert.
Ich hatte diesen Blick schon einmal gesehen. Ich kannte ihn, kannte die kalten Augen hinter der Maske, die feuchten Lippen. Ich kannte ihn schon mein ganzes Leben lang.
Was war das nur für ein Geruch? Ich konnte mich an diesen Geruch genau erinnern.
Er murmelte ein paar Worte, etwas blitzte in seiner Hand auf, ein silberfarbenes Feuerzeug.
Jetzt begriff ich. Die Panik jagte Adrenalin durch mein ganzen Körper, das den Neben durchschnitt und mir direkt ins Herz stach.
Feuerzeugbenzin. Der Becher hatte Feuerzeugbenzin enthalten, als er mir dies über den Körper goss. Ich war damit durchtränkt, ich triefte.
„Nein!“, schrie ich und versuchte mit gespreizten Finger an der Lehne und versuchte mich so zu befreien, doch es war unmöglich, die Fesseln waren viel zu fest.
Das Feuerzeug fiel mir in den Schoß, die Flammen entzündete die Flüssigkeit, die Flüssigkeit verbrannte mir die Kleidung. Ein entsetzliches Kreischen war zu hören, war kam aus meinem Mund während ich hilflos da saß und zusah wie die Flammen mein Körper empor leckten.
Meine Arme schnellten in die Höhe, Zehen und Füßen krümmten sich nach innen wie ein Baby.
Die erschöpfende Hitze, den scharfen, unerträglichen Biss der Schmerzen, als mein Fleisch sich langsam mit dem Sitz verschmolz.


Wo bin ich?
Eisige Luft fegte über meine Haut. Ich bekam eine Gänsehaut.
Schaudernd blinzelte ich in die Dunkelheit, in den kalten leeren Raum, und versuchte, etwas zu erkennen. Gedämpftes rotes Licht in aufsteigendem Nebel. Ich lag nackt auf einer Art Couch und fror.
O Gott, bin ich nackt? Konnte das sein? Auf keinen Fall!
Doch ich fühlte den weichen Samt an meinen Beinen, an den Po backen und an den Schultern, die gegen die geschwungene Lehne der Ottomane drückten.
Stechende Angst durchzuckte mich.
Ich gab mir alle Mühe, mich zu bewegen, aber mein Arme und Beine wollten nicht. Ich konnte nicht einmal den Kopf drehen. Ich blickte nach oben an die Decke des merkwürdigen Raums mit seinem unheimlichen roten Licht.
Ich hörte ein leises Husten. Was war das? War ich etwa nicht allein?
Ich versuchte, in Richtung des Geräuschs zu blicken.
Vergeblich. Mein Kopf prallte schwer gegen die Lehne der Ottomane.
Beweg dich, Nikki, steh auf und beweg dich!
Und noch ein Geräusch. Wie das Scharren eines Schuhs auf Beton.
Raus hier, du musst hier raus! Das ist verdammt noch mal zu unheimlich!
Ich spitzte die Ohren. Ich glaubte, in der Dunkelheit ein leises Flüstern vernommen zu haben.
Was zum Teufel war das?
Vor Angst zogen sich meine Eingeweide zusammen.

Warum konnte ich mich nicht bewegen? Was um alles in der Welt ging hier vor? Ich versuchte zu sprechen, aber ich brachte nicht ein einziges Wort hervor, als wären meine Stimmbänder gelähmt. Voller Panik sah ich sich um und verdrehte unkontrolliert die Augen, doch mein Kopf blieb reglos liegen.
Mein Herz pochte heftig, und trotz der Kälte brach mir der Schweiß aus.
Das war ein Traum, oder? Ein grauenhafter Albtraum, in dem ich, unfähig bin mich zu bewegen, auf einer Samtottomane lag ich da – nackt. Die Ottomane war leicht erhöht positioniert, als stünde ich auf einer Bühne oder einer Art Podest.
Angst schnürte mir die Kehle zu.
Panik durchflutete mich.
Denk dran: Das ist nur ein Traum. Du kannst nicht sprechen, du kannst dich nicht bewegen – alles typische Anzeichen eines Albtraums. Beruhige dich, komm wieder zu dir.
Du wirst morgen früh aufwachen und …

Aber ich misstraute meiner eigenen Wahrnehmung. Irgendetwas war hier faul. Noch nie musste ich mich während eines Albtraums klarmachen, dass ich offenbar träumte.
Das Ganze wirkte so real, so greifbar.
Woran konnte ich mich erinnern … O Gott, war es letzte Nacht gewesen oder erst vor einigen Stunden? Als ich diesen Fremden mit nahm.
Ich hatte mir nie zu wünschen gehofft das mein Körper so auf einen Fremden reagiert hätte, ich dachte nicht wirklich dran das der Fremde mir was ernstes antun könnte… und jetzt … jetzt war ich auf einem Trip. Hatte diese Spritze erst jetzt reagiert, doch er hatte mich noch angezündet gehabt und ich konnte deutlich spüren das ich verbrenne

Wie viel Zeit war seitdem verstrichen?
Minuten? Stunden? Ich hatte keine Ahnung. Ein Albtraum? Ein Horrortrip?
Ich hoffte es. Denn wenn das hier die Realität war, lag sich wirklich auf einer Ottomane auf einem Podest, nackt und bewegungsunfähig. Es kam mir vor, als spielte ich in einem unheimlichen, verworrenen Drama mit, das mit Sicherheit kein Happyend hätte.
Ich hörte erneut ein erwartungsvolles Flüstern.
Das rote Licht begann langsam und regelmäßig zu blinken, ganz anders als der schnelle Rhythmus meines Herzschlags. Ich stellte mich Dutzende von Augenpaaren vor, die aus der Dunkelheit zu mir herauf starrten.
Ich biss die Zähne zusammen, fest entschlossen, mich zu bewegen – ohne Erfolg. Ich rührte mich kein bisschen. Ich versuchte zu schreien, mich bemerkbar zu machen und zu verlangen, dass dieser Irrsinn aufhören solle, doch es kam nichts über meine Lippen als ein Wimmern.
Konnte nicht jemand das Ganze hier beenden? Jemand aus dem Publikum?
War es nicht offensichtlich, dass Ich Angst hatte? Offensichtlich, dass dieser Scherz zu weit ging?
Stumm flehte ich die unsichtbaren Zuschauer an. Plötzlich wurde die Bühne von ein paar Lichtern erhellt, die einen sanften, schummrigen Schein erzeugten. Er wurde von dem pulsierenden Rotlicht durchbrochen.
Nebelschwaden waberten über den Bühnenboden. Ein erwartungsvolles Knistern schien durch das Publikum zu gehen. Was stand ihr bevor? War das nur ein Gag? Oder kam etwas Schlimmeres auf mich zu, etwas unvorstellbar Schreckliches?
Ich war verloren.
Nein! Kämpf, Nikki, kämpf! Gib nicht auf! Gib auf keinen Fall auf!
Erneut bemühte ich mich mit ganzer Kraft zu bewegen, und wieder gehorchten meine Muskeln nicht. Nichts rührte sich.
Dann hörte ich ihn.
Ein eisiger Schauer durchfuhr mir, meine Nackenhaare sträubten sich. Sofort wusste ich, dass ich nicht mehr allein auf der Bühne war. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Die dunkle Silhouette eines großen, breitschultrigen Mannes kam durch den Nebel auf mich zu.
Mein Herz krampfte sich vor Panik zusammen.
Ich starrte ihn an, sah, wie er langsam näher kam, und war vor Angst wie hypnotisiert. Das war er. Der Fremde, den ich mit genommen hatte, der mich schon einige Male gefoltert hatte.
Ich erwartete fast, dass er mit glühenden blauen Augen mich ansieht.

In der Dunkelheit rings um die Bühne knisterte es vor gespannter Erwartung.
Wieder einmal dachte ich, es müsse sich um einen Albtraum oder eine Halluzination handeln.
Er blieb vor der Ottomane stehen. Das erwartungsvolle Zischen des Publikums übertönte das laute Hämmern ihres Herzens.
Er legte seine große, schwielige Hand über die Lehne und umfasste mit seiner anderen Hand meinen Nacken, was meine Nerven zum Beben und mein Blut zum Kochen brachte. Die Angst wich kurz einer unerklärlichen Erregung. Seine Hand wanderte zu meinem Schlüsselbein, seine Fingerspitzen drückten sanft gegen mein Schlüsselbein. Mein Puls raste.
Das unsichtbare Publikum wurde still.
„Das“, sagte er mit gebieterischer, aber leiser Stimme an die verborgenen Zuschauer gewandt, „ist meine Frau.“
Ein Raunen ging durchs Publikum.
„Mutter Nikki.“
Das war ich, ja, aber … wovon sprach er eigentlich? Ich wollte ihn abschütteln, ihm sagen, dass alles anders war, als es aussah, dass ihre Brustwarzen allein von der Kälte aufgerichtet waren und nicht vor Erregung, dass das, was sich tief in ihrem Unterleib regte, keine körperliche Lust war.
Aber er wusste es besser.

Tu das nicht, flehte ich stumm, doch mir war klar, dass er meine geweiteten Pupillen, mein schnellen Atem und mein Stöhnen eher als Lust und nicht als Angst interpretierte.
Seine starken Hände drückten entschlossener zu und brannten auf kalten Haut.
»Nikki ist bereit, sich uns heute Nacht anzuschließen «, sagte er mit Überzeugung. »Sie wird das letzte, höchste Opfer bringen.«
Was für ein Opfer? Das klang gar nicht gut. Abermals versuchte ich, Einspruch zu erheben, zu entkommen, aber ich war wie gelähmt. Der einzige Teil meines Körpers, der nicht völlig blockiert zu sein schien, war mein Gehirn, und selbst das schien mir einen Streich zu spielen.
Vertrau ihm, flüsterte es mir zu. Du weißt, dass er dich liebt … Du spürst es … Wie lange hast du darauf gewartet, geliebt zu werden?
Nein, das war verrückt. Das ist die Spritze.
Dennoch verzehrte ich mich nach dem Druck seiner Hände, die ein wenig tiefer glitten und eine heiße Spur auf meine Brüste zeichneten, immer näher zu meinen schon schmerzhaft harten Brustwarzen hin.
Mein Unterleib prickelte. Schmerzte.
Irgendetwas stimmte nicht.
Er beugte sich näher zu mir, drückte die Nase in mein Haar. Seine Lippen streiften mein Ohr, und er murmelte so leise, dass nur ich es hören konnte: „Ich liebe dich.“ Ich schmolz dahin. Wollte ihn. Mein Herz pochte vor Glück und Erregung.
Seine Finger strichen fester über meine Brust. Einen Augenblick lang vergaß ich, dass ich mich auf einer Bühne befand. Ich war allein mit ihm, und er berührte mich, liebte mich. Er wollte mich so, wie kein Mann mich je gewollt hatte. Und er …
Er drückte grob zu.
Ein kräftiger Finger bohrte sich in meine Rippen.
Ein stechender Schmerz durchfuhr mich. Meine Augen weiteten sich, denn eigentlich müsste da ein großes Loch sein, er hatte doch mit einem Borer in meine Rippen gebohrt gehabt?
Angst und Adrenalin jagten durch mein Körper, mein Herz machte wilde Sprünge. Nein!

Liebe? O nein, er liebte mich nicht! Nikki, fall nicht darauf rein. Tapp nicht in seine Falle.
Die verdammte Spritze hatte mir weisgemacht, dass er etwas für mich empfand, doch er – er brauchte mich nur für seine freakige Show.
Ich starrte ihn an, und er spürte wie meine Wut zurück kam.
Er lächelte, seine Zähne blitzten weiß.
Ich wusste, dass er meinen hilflosen Zorn genoss. Er spürte mein rasendes Herz.
Nein! Ihr habt das falsche Mädchen erwischt! Ich bin keine – Ich konzentrierte mich mit ganzer Kraft darauf zu sprechen, doch meine Zunge weigerte sich nach wie vor, genau wie meine Stimmbänder. Ich versuchte mich zu wehren, aber meine Glieder blieben schlaff.
„Hab keine Angst“, flüsterte er.
Starr vor Schreck beobachtete ich, wie er sich vorbeugte, näher und näher kam. Sein Atem war heiß.
Bitte, lieber Gott. Bitte lass mich aufwachen!
Im nächsten Augenblick verspürte ich wie seine Lippen sich auf meine legten.


Etwas Warmes tröpfelte in meinem Mund als er mich küsste, ich wollte es ausspucken doch er ließ es nicht zu, er legte seine Hand auf meinem Mund, „Schluck es runter oder du wirst es mit deinem Leben bereuen“, drohte er mir und dann fing er an zu lachen.
Sein Lachen gefiel mir überhaupt nicht, etwas sagte mir das dies nur ein Bluff war und diese Flüssigkeit mir etwas Schlimmes antun wird, doch ich wusste nicht wie ich es ausspucken konnte, denn er hielt mit den Mund zu.
„Schluck es runter Schlampe“, schrie Sam und fuhr mit einem Messer an meiner Kehle entlang.
Ich nickte und schluckte die warme Flüssigkeit runter.
„Braves Mädchen“, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Darf ich aber trotzdem in deinem Mund sehen?“, fragte er mich und ohne auf meine Antwort zu warten drückte er mir meinen Unterkiffer runter und schaute mir in den Mund rein, „Na siehst du, es war gar nicht so schlimm“, mit einem Grinsen fuhr er mit seiner Hand zu meiner Brunst runter und knetete die.
Ich kniff die Augen zusammen und versuchte mich nicht vor ekel zu übergeben.

Als er bemerkte das es mir nicht gefiel ließ er seine Hand von mir los und ich öffnete die Augen, dabei viel mein Blick auf die Frauen, eher gesagt auf die Frauenköpfe die auf Sperren aufgespießt wurden.
Mein Blick blieb nicht unbemerkt, er folgte meinen Blick, „Wie ich sehe hast du die Frauen bemerkt. Die hatte ich mal alle geliebt, doch dann…dann wahren die sehr Böse und ich musste die dafür Bestrafen.“
„Sie…sie sind ja verrückt“, zischte ich und spuckte ihn an.
„Was fehlt dir ein Miststück“, brüllte er und schlug mir in die Magengrube, ich wollte mich vor Schmerzen zusammen krümmen, doch mein Körper wollte sich noch immer nicht bewegen.
Er wischte sich meine Spucke von seinem Gesicht, „Keine Sorge, du wirst dich bald bewegen können…aber ich wünsche es dir nicht, da du es eigentlich nicht verdient hast, denn du warst gerade sehr böse und böse Mädchen müssen bestraft werden.“

Sam kam dennoch zu mir, nahm mich hoch und trug mich in ein Zimmer, in den einen Zimmer in dem ich schon vorher war, ich dachte zuerst, das er mich wieder in den Sarg steckt, doch er legte mich aufs Bett.
„Keine Sorge, ich stecke dich nicht wieder da rein…zumindest so lange wie brav du bleibst und von hier nicht fliehst“, sagte er und ging zur Tür, an der Tür blieb er stehen und schaute mich an, „Wenn du aufs Klo musst, da vorne ist das Badezimmer“, sagte er und zeigte mir auf eine Tür links neben dem Bett, ich nickte und blieb regungslos liegen.
Sam verschwand aus dem Zimmer und schloss die Tür mit dem Schlüssel zu.

Gerade ging es mir noch blendend.
Im nächsten Moment krümme ich mich vor rasenden Schmerzen und halte mir den Bauch und ich bemerkte das ich mich wieder bewegen konnte, doch dies spielte gerade keine wichtige Rolle.
Was passiert da mit mir, verdammt noch mal?
Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, was ich fühle, und was ich fühle, kann ich einfach nicht glauben.
Es ist, als ob meine Magenschleimhaut sich plötzlich in Fetzen ablöst, von einer ätzenden Substanz zerfressen.
Ich schreie und stöhne, aber hauptsächlich bete ich - ich bete, dass es endlich aufhört.
Das tut es aber nicht.

Es brennt unvermindert weiter.
Die ätzende Flüssigkeit brennt ein Loch in meine Magenwand und tropft mit widerlichem Zischen auf meine Eingeweide.
Der Gestank meines zerfallenden Fleisches erfüllt die Luft.
Du stirbst, sage ich mir.
Nein, es ist schlimmer als das.
Viel schlimmer.
Ich werde bei lebendigem Leib gehäutet - und zwar von innen. Und das ist erst der Anfang.
Wie eine Rakete schießt der Schmerz in meinen Hals und explodiert dort.
Er legt sich als eiserner Reif um meine Kehle, ich ringe nach Luft.
Dann breche ich zusammen.
Meine Arme gehorchen mir nicht mehr, können meinen Sturz nicht abfangen.
Ich knalle mit dem Kopf auf den Hartholzboden, und dunkelrotes Blut quillt aus der Platzwunde über meiner rechten Augenbraue.
Ich blinzle ein paarmal, aber mehr auch nicht.
Auf eine blutende Wunde mehr oder weniger kommt es jetzt wirklich nicht an.
Dass sie vielleicht mit einem Dutzend Stichen genäht werden muss, ist das geringste meiner aktuellen Probleme.
Die Schmerzen werden schlimmer, strahlen immer weiter aus.
Durch die Nase.
In beide Ohren.
Und dann mit voller Wucht in die Augen.
Ich spüre, wie die Blutgefäße platzen, als wären es Bläschen in einer Luftpolsterfolie.

Ich versuche aufzustehen.
Es geht nicht.
Als ich es schließlich doch schaffe, will ich davonlaufen.
Aber ich bringe nur ein paar taumelnde Schritte zustande.
Meine Beine sind wie Blei.
Es ist nur ein Meter bis zum Bad.
Es könnten genauso gut drei Meilen sein.
Irgendwie schaffe ich es doch.
Ich erreiche das Bad und schließe die Tür hinter mir ab.
Meine Knie knicken ein, und ich falle um wie ein Sack.
Die kalten Fliesen küssen meine Wange, mit einem grässlichen Kracks! zersplittert ein Backenzahn.
Ich kann die Toilette sehen, aber sie bewegt sich, wie alles andere im Badezimmer auch. Alles dreht sich.
Ich taste mit fahrigen Bewegungen nach dem Waschbecken, versuche mich daran hochzuziehen - keine Chance.
Mein Körper beginnt zu zappeln und zu zucken, als ob tausend Volt durch meine Adern jagen.
Ich versuche es mit Kriechen.

Die Schmerzen sind jetzt überall, sogar in meinen Fingernägeln, die sich in den Fugenkitt krallen.
Zentimeter um Zentimeter ziehe ich mich vorwärts.
Mit letzter Kraft packe ich die Toilettenschüssel und hieve den Kopf über den Rand.
Eine Sekunde lang ist mein Hals frei, und ich schnappe gierig nach Luft.
Ich fange an zu würgen, eine gelbe Flüssigkeit tropft aus meinem Mund.


Nach einer Weile ließen die Schmerzen und das Brennen nach als ich die ganze Flüssigkeit ausgewürgt hatte.
Ich hievte mich hoch und beschloss mein Gesicht mit Wasser zu befeuchten, ich trat einen Schritt näher an den Waschbecken und schaute zum Spiegel.
Mit dem Zeigefinger fuhr ich mir über meine blutende Augenbraue.
Die Blut war schon eingetrocknet, aber es wird nicht lange und eine Narbe würde sich deutlich abzeichnen.
So fern sich jemand Mühe machen würde hinzusehen.
Wer zum Teufel sollte das schon tun? Dachte ich mir und betrachtete prüfend mein Gesicht.
Es hatte sich in den Tagen, Wochen oder Monate verändert, in dieser Zeit verlor ich jedes Zeitgefühl, ich konnte weder die Sonne noch den Mond sehen, den in keinen der Räume war ein Fenster.

Die Falten um den Mund waren tief geworden, die dunklen Ringe unter den Augen waren nicht zu übersehen.
Augen, die etwas ausdrückten, das nie ich nie zu vor gehört hatte: Es war keine Schönheit.
Nein, ich war nicht mehr die Alte, die abenteuersuchende Reporterin, die für ihre Arbeit brannte.
Ich war auch nicht mehr die elegante kleine Reporterin, die, die anderen faszinierte, bei denen sofort die Augenbraun gehoben wurden und sich die Lippen öffneten.
Aber was bedeutet das jetzt noch für mich?
Ich ging langsam in das Schlafzimmer und legte mich aufs Bett.

Ich musste an meine Kindheit denken, an meinen ersten Freund, mit dem ich eine lange Beziehung hatte.
An meinen ersten Kuss.
Ich könnte sagen, er küsst meinen Hals, und es dabei belassen, der Einfachheit halber.
Doch das wäre eine Lüge, im grundlegendsten Sinn des Wortes.
Es wäre ehrlicher zu sagen, dass ich mich mit jeder Faser meines Wesens, mit jedem letzten, brennenden Zentimeter meines Selbst danach sehnte, von ihm auf den Hals geküsst zu werden, und als er es getan hatte, waren seine Lippen die eines Engels, gesandt vom Himmel, um meine fiebrigen Gebete zu erhören.

Ich war damals siebzehn, genau wie er.
Es war eine Zeit, in der es noch keine Verbindlichkeit und keine Dunkelheit gab.
Nur Leidenschaft, scharfe Kanten und ein Licht, das so hell brannte, dass es die Seele schmerzte.
Er hatte sich nach vorne gebeugt im Dämmerlicht des Kinos, und er zögerte für einen kurzen Moment, und ich erschauerte wie am Rande eines Abgrunds, obwohl ich es tat, als wäre ich ruhig, er küsste meinen Hals, und es war der Himmel, und ich wusste gleich dort und damals, dass ich für immer mit ihm zusammen sein wollte.

Er war der Eine für mich.
Die meisten Leute, ich weiß, finden den Ihren nie.
Sie lesen darüber, träumen davon oder spotten über die Vorstellung.
Doch ich hatte den Meinen gefunden.
Ich hatte ihn gefunden, als ich siebzehn war, und ich ließ ihn nie wieder gehen, nicht einmal an dem Tag, an dem er sterbend in meinen Armen lag, nicht einmal, als der Tod ihn mir entriss, während ich schrie und weinte, nicht einmal heute.
Gottes Name in diesen Tagen bedeutet Leiden.

Ich erwache mit der Präsenz jenes Kusses auf meiner siebzehn Jahre alten Haut und begreife, dass ich nicht siebzehn bin und dass er überhaupt nicht mehr altert.
Der Tod hat ihn im Alter von fünfundzwanzig Jahren konserviert, auf ewig.
Für mich aber ist er immer siebzehn, beugt sich immer vor, berührt immer meinen Hals in jenem einen, vollkommenen Augenblick.
Ich legte die Hand auf meinen Hals, dort wo er mich zum ersten Mal geküsst hatte, und ein Schmerz durchbohrt mich so plötzlich und schneidend, dass ich bete, während ich erzittere, um den Tod bete, um ein Ende der Schmerzen.
Natürlich atme ich weiter, und bald lässt der Schmerz wieder nach.

Ich vermisse einfach alles von ihm in meinem Leben.
Nicht nur die guten Dinge.
Ich vermisse seine Fehler genauso schmerzhaft wie seine wunderbaren Seiten.
Ich vermisse seine Ungeduld, seinen Ärger.
Ich vermisse den herablassenden Blick, mit dem er mich manchmal angesehen hat, wenn ich wütend war auf ihn.
Ich vermisse es, mich darüber zu ärgern, dass er ständig vergessen hat zu tanken und dass das Benzin immer fast aufgebraucht war, wenn ich irgendwohin wollte.

Das ist es, denke ich häufig, was einem nie in den Sinn kommt, wenn man darüber nachdenkt, wie es wäre, jemanden zu verlieren, den man liebt.
Dass man nicht nur die Blumen und die küsse vermisst, sondern die Gesamtheit der Erfahrungen.
Man vermisst die Fehlschläge und die kleinen Missgeschicke mit genau der gleichen Verzweiflung, wie man es vermisst, mitten in der Nacht in den Armen gehalten zu werden.

Ich wünschte, er wäre jetzt hier und ich könnte ihn küssen.
Ich wünschte, er wäre jetzt hier und ich könnte ihn betrügen.
Alles wäre mir recht, sehr recht, wenn er nur da wäre.

Manchmal, wenn sie den Mut aufgebracht hatten, fragten die Leute, wie es ist, jemanden zu verlieren, den man liebt.
Ich antworte ihnen, dass es schwer ist, und belasse es dabei.
Ich könnte zu ihnen sagen, dass es wie eine innerliche Kreuzigung ist.
Ich könnte ihnen erzählen, dass ich in den Tagen danach fast ohne Unterbrechung geweint habe, selbst während ich in der Stadt unterwegs war - auch wenn ich den Mund geschlossen hielt und kein Geräusch von mir gab.
Ich könnte ihnen berichten, dass ich ihn in meinen Träumen sehe, jede Nacht, und dass ich ihn erneut verliere, jeden Morgen.
Aber warum sollte ich ihnen den Tag verderben?
Also sagte ich ihnen nur, dass es schwer ist.
Das scheint sie in der Regel zufrieden zu stellen.

Ich starre in das leere Zimmer.
Dann wende ich mich dem Spiegel zu.
Ich habe begonnen, ihn zu hassen.
Manche würden sagen, das ist normal.
Dass wir uns alle unter das Mikroskop unserer Selbstbetrachtung legen und uns auf die Fehler konzentrieren.

Wunderschöne Frauen schaffen sich Ärger- und Sorgenfalten, weil sie genau danach suchen. Eine erwachsene Frau mit wunderschönen Augen und Figuren, für die manch einer sterben würde, weinen, weil ihr Haar die falsche Farbe hat oder weil sie glauben, ihre Nase sei zu groß.
Diesen Preis zahlen wir, weil wir uns durch die Augen anderer richten, einer der Flüche der menschlichen Rasse.
Und ich bin damit einverstanden.

Trotzdem sehen die meisten Menschen nicht das, was ich sehe, wenn sie in den Spiegel blicken.
Wenn ich mich selbst betrachte, dann sehe ich das:
Ich habe eine zerklüftete Narbe, ungefähr einen Zentimeter breit, die mitten auf der Stirn an meinem Haaransatz beginnt.
Sie verläuft senkrecht nach unten, dann biegt sie in einem nahezu perfekten 45°-Winkel nach links ab.
Ich habe keine linke Augenbraue; die Narbe hat ihren Platz eingenommen.
Sie überquert meine Schläfe, von wo aus sie in einer trägen Schleife hinunter zu meiner Wange verläuft.
Von dort zieht sie sich zu meiner Nase, tippt an ihren Rücken und kehrt wieder um, läuft diagonal über meinen linken Nasenflügel, dann an meinem Kiefer vorbei am Hals nach unten und endet auf meinem Schlüsselbein.

Die Wirkung ist beachtlich.
Wenn man mich nur von rechts sieht, scheint alles ganz normal.
Man muss mich von vorn ansehen, um den Gesamteindruck zu erhalten.
Jeder schaut sich wenigstens einmal am Tag im Spiegel an.
Oder er sieht den Eindruck von sich in den Blicken anderer.
Und er weiß, womit er zu rechnen hat.
Er weiß, was andere sehen werden, was wahrgenommen wird.
Ich aber sehe nicht länger das, was ich zu sehen erwarte, sondern das Spiegelbild einer Fremden, die mich hinter einer Maske hervor anstarrt.


Ich konnte diesen Anblick im Spiegel nicht mehr ansehen, ich stand auf und stellte vor dem großen Spiegel.
Es war schmerzhaft mein Anblick in diesem großen schönen Spiegel zu sehen, alles hier in diesem Raum passte nicht zu mir.
Ich atmete Tief und plötzlich kam es über mich, ich schlug mit meiner rechten Faust in den Spiegel, der Spiegel bekam große Risse und meine Hand fing an wie verrückt zu Bluten.

Ich hasse dich!“, schrie ich aufgebracht, „ich hasse mich, ich hasse es, was du aus mir gemacht hast, du kamst, hattest alles verändert und dann gingst du ohne was zu sagen von mir, starbst in meinen Armen“, schluchzte ich los.
Mir kamen die Tränen und ich ging ins Bad, legte mich in die Badewanne.

Ich war wie benommen, ich hatte jegliche Zeitgefühl verloren und ich wusste nicht mehr was ich da tat, ich wusste nicht mehr, dass ich mir ein Rasiermesser genommen hatte.
Ich bemerkte den Schmerz, das Blut und den erstickenden Schrei.
Tränen, die mir über die Wange liefen.
Meine Zähne, die sich unter meine Unterlippen gruben.
Gefolgt von endloser Leere.
Lag ich da, gekrümmt in einer weißen Porzellanwanne.
Mein abgemagerter Körper zitterte vor Kälte, und meine Faust umklammerte die Rasiermesser.
Etwas Schreckliches würde geschehen.
Eine Dunkelheit, die alles bisher Dagewesene übertraf.
Die Klinge, so schlank und leicht in meiner Hand.
Das Gefühl, wie meine Kante des Handgelenks küsst, so als gehörte das warme, rote Blut, das über meine Haut rannte, einer anderen.

Meine Überlebensinstinkte ließen mich noch nicht einmal zu sich kommen, riss mich aus dem tiefen Tal des Schmerzes.
Die Stimmen in meinem Kopf warnten mich, dass Schlimmeres bevorstand, und versuchten, mich zu erwecken.
Das begriff ich im Grund, aber ich konnte nichts tun.
Mein Blick war vernebelt und grelle Blitze begleiteten die qualvollen Wellen in meinem Schädel.

Mehrere erschreckende Erkenntnisse trafen mich zugleich. Ich lag auf dem Rücken, die Kühle dass polierten Holzbodens war unangenehm an meinem Unterkörper und den Schulterblättern.
Warmes klebriges Blut, das von meinem Arm herunter gesickert war, gerann auf das Holz.
Jemand packte mich an meinen linken Arm und zog mich weg von seinem Körper, drückte meinen Blutenden Handgelenkt auf das Holz.
Einen Augenblick war ich froh darüber, denn das bedeutete, dass jemand her war, um mir zu helfen.
Dann aber knallte ein Gewicht grausam auf meinen Körper, nahm mir den Atem und presse ihn zu Boden, um mich unter Kontrolle zu bringen.
Ein Stechen in meiner Handfläche ließ mich den Kopf in die entsprechende Richtung drehen, und obwohl ich sein Blick immer noch verschwommen und unscharf war nahm, erkannte ich, was vor sich ging.

Plötzlich war der Grund für meine Position entsetzlich klar.
Eine Stimme sagte mir mit einer heißen, angestrengten Flüstern: „Was für eine Enttäuschung. Du hast alle im Stich gelassen. Wir glaubten alle an dich, aber es ist eine Lüge, und du lässt alle im Stich.“
Doch die Dunkelheit, die hatte mich im Besitz.
Lange Zeit war nichts als Dunkelheit.
Augen auf und zu, auf und zu.
Noch immer Dunkelheit, in mir und um mich herum.

Ich hatte geträumt.
Wurde umher geworfen in ein tosendes, Schwarzen Meer.
Eingekreist auf einem nächtlichen Berg. Ein Tier, das ich nicht sehen konnte, schnüffelte um mich herum. Ich spürte eine feuchte Nase auf meiner Haut.
Wenn einem bewusst wird, dass man träumt, wacht man auf.
Manchmal gleitet man sofort weiter in den nächsten Traum, aber wenn man aufwacht und sich nichts ändert, dann muss es sich wohl um die Realität handeln.

Dunkelheit.
Eine Dunkelheit, in der etwas lauerte.
Schmerz.
Erst noch weit von ihr entfernt, kam er näher, wurde ein Teil von ihr.
Ein Teil von mir. Ich war erfüllt von einem stechenden, quälenden Schmerz.
Trotz der Dunkelheit konnte ich den Schmerz sehen.
Gelbe, rote und blaue Blitze, die lautlos hinter meinen Augen explodierten.

Ich begann nach etwas zu suchen, ohne wirklich zu wissen, wonach.
Ich wusste nicht, wo es steckte oder was es eigentlich war.
Nakkai.
kinni.
Es kostete mich große Anstrengung, als müsste ich ein schweres Paket aus einem tiefen dunklen See hieven.
Plötzlich hatte ich es.
Nikki. Das klang vertraut.
Mein Name war Nikki. Nikki. Tab. Nikki the ticki.
Der andere Name war schwieriger.
In meinem Kopf fehlten ein paar Dinge, und mein Nachname schien verloren gegangen zu sein.
Ich erinnerte mich an eine Klassenliste. Austen, Ralf, Brown, Barny, Lind, Kaleb, Daley, Caren, Eve, Finch, Fry.
Nein, halt.
Zurück.
Finch.
Nein.
Read, Ja, der war es.
Ich klammerte mich an den Namen wie eine Ertrinkende, als hätte mir jemand bei stürmischem Seegang einen Rettungsring zugeworfen.
Dabei spielte sich der Seegang hauptsächlich in meinem Kopf ab: Eine Schmerzwelle nach der anderen rollte herein und klatschte gegen die Innenseite meines Schädels.
Ich schloss die Augen erneut, ließ meinen Namen los.
Alles lief ineinander.
Alles existierte gleichzeitig.
Wie lange dauerte das an?
Minuten.
Stunden.
Dann aber begannen sich die Dinge wieder zu trennen und wie Gestalten aus einem Nebel zu lösen. Ich hatte einen metallischen Geschmack im Mund und einen metallischen Geruch in der Nase, aber der Geruch bekam rasch eine modrige Note, die mich an Gartenschuppen, Tunnel und Keller denken ließ, an feuchte, schmutzige, vergessene Orte.

Ich lauschte.
Nichts als das Geräusch meines eigenen Atems, unnatürlich laut.
Ich hielt die Luft an.
Stille.
Nur noch mein Herzschlag.

War das überhaupt ein Geräusch oder bloß das Blut, das durch meinen Körper gepumpt wurde und von innen gegen meine Ohren drängte?

Ich fühlte mich unwohl.
Mein Rücken schmerzte, ebenso mein Becken und meine Beine.
Ich drehte mich um.
Nein, ich drehte mich nicht um.
Ich konnte mich gar nicht bewegen.
Ich hob die Arme, als müsste ich etwas abwehren.
Nein.
Die Arme bewegten sich nicht.
War ich gelähmt?
Ich spürte meine Beine nicht.
Meine Zehen.
Ich konzentrierte mich ganz auf meine Zehen.
Die linke große Zehe rieb an ihrer Nachbarzehe.
Die rechte große Zehe tat es ihr nach.
Kein Problem.
Die Zehen ließen sich bewegen.
Sie steckten in Socken.
Ich trug keine Schuhe.
Meine Finger.
Ich drückte sie nach unten.
Die Fingerspitzen berührten das Holz.


So langsam konnte ich mein ganzen Körper bewegen, es viel mir jedoch noch sehr schwer.
Ich versuchte alles damit ich so schnell wie möglich von hier verschwinden kann, ich musste ab und zu meinen Schmerz unterdrücken, den ich spürte auch die Schnitte die ich mir beigefügt hatte, nur weil ich nicht mehr Leben wollte und nun...nun versuche ich alles um hier Leben raus zu kommen.

Als ich mich bewegen konnte, Tastete ich mich im Keller herum, hier müsste doch etwas sein, worin ich mich verstecken kann.
Ich hörte plötzlich schritte und fand ein Schrank, ich öffnete es und kletterte hinein.
Zitternd kauerte ich in der hintersten Ecke des Schrankes. ich fürchtete sehr vor der dunkelheit und kniff mir die Augen zusammen, um nicht in die Schwärze blicken zu müssen. Die Hände hielt ich vor meinen beiden Ohren gepresst zu, damit auch das Geräusch nicht mehr zu mir dringen konnte.
Da-dum.
Da-dum.
Da-dum.
Aber sosehr ich mich anstrengte, das Geräusch blieb da, und ich hatte das beängstigte Gefühl, dass es in mir selbst war.
Ein paarmal legte ich eine Hand auf meine Brust und spürte, wie mein Herz schlug.
Das hörte sich genauso an, dachte ich dann.
Da-dum.
Doch dieses Geräusch war in imeinem Kopf, pochte, vibrierte wie winzige Flügel, als wollte etwas verzweifelt entfliehen.
»Geh weg«, flüsterte ich zu mir selbst.
Da-dum.
Da-dum.
Die Hände immer noch an die Ohren gepresst, öffnete ich widerstrebend die Augen. Im Schrank war es so dunkel, ich es befürchtet hatte, aber unter der Tür drang Licht herein. Und noch während ich mich auf diesen Lichtspalt konzentrierte, spürte ich die langsamen, schweren Erschütterungen des Bodens unter mir.
Mein Blick blieb auf den Lichtspalt gerichtet, und das Grauen stieg in mir auf, wurde riesengroß, bis es mich ganz und gar erfüllte.
Stummes Schluchzen stieg in mir hoch, als nun ein Schatten über den Lichtstrahl fiel und die Erschütterungen des Bodens unter mir plötzlich aufhörten.
Dann verschlang die Dunkelheit den Rest des Lichts, und ich hörte, wie an der Schranktür gerüttelt wurde.
Da-dum!
Da-dum!
Da-dum!
Eine Hand grief nach mir und zerrte mich aus dem Schrank, er warf mich auf den Bauch und klebte mir die Hände mit einem Klebeband fest zu, dann schleppte er mich aus dem Keller in ein ganz anderen Raum, er warf mich zu Boden und knallte die Tür zu, ich hörte das die Tür nicht mit einem Schlüssel zugemacht wurde, die Chanze zu endkommen.
Vieles schießt mir in diesem Moment durch den Kopf und manche Augenblicke brennen sich uns unauslöschlich ein, ich krieche aus dem Raum und bin nun im Flur.

Im Flur ist es dunkel.
Durch ein Fenster am anderen Ende fällt Licht, genug, um sich zu orientieren.
Mein Atem geht schwer.
Von der Treppe hallen die polternden Schritte des Verrückten.
Der Flur endet an einer letzten Tür. Es gibt keinen Ausweg mehr, ich muss sich verstecken.
In dem Raum ist es noch dunkler als im Flur.
Es ist wie ein Gang durch Tinte.
Blind tastet ich mich durch die halbvertraute Einrichtung aus Betten und Bücherregalen.
Dann kommt die Wand.
Ich presst mich dagegen, versucht den Atem anzuhalten, der mir in der Kehle brennt.
Mein Herz hämmert.
Das Blut aus der Wunde ist klebrig, und als ich die Stelle berührt, durchzuckt mich ein gleißender Schmerz, der das Dunkel erhellt.
Jetzt hört ich die Schritte wieder, sie kommen näher.
Überall im Flur werden Türen geöffnet, immer eine nach der anderen, bis nur noch ihre übrig ist.
Der süßliche Geruch nach Benzin ist intensiv und wie eine Drohung.
Ich presst die Arme vor den Bauch, spürt den schmerz in meinem Bauch, der sich in mir zusammengrollte.
Die Schritte setzen aus. Das wispernde Geräusch der sich öffnenden Tür.
IMein Name.
"Nikki!"
Das Licht wird eingeschaltet. Manche Augenblicke brennen sich uns unauslöschlich ein und ich weiß vom was ich da rede, den dies muss ich durch Leben.

Ich hatte es endlich geschaft aus dem Haus zu kommen, wie eine verrückte rannte ich um mein Leben.
Ich hörte einen Schuss über die Baumwipfel, ich zuckte vor schreck zusammen, es war er, er sucht nach mir, er verfolgt mich.
Er wird mich solange suchen bis er mich gefunden hat, entweder ich Sterbe heute oder er fängt mich wieder ein und wird mich solange Foltern bis ich jämmerlich darin krepiere.
Wieder krachte ein Schuss über die Baumwipfel.
Das Rufen von dem Verrückten war jetzt schon deutlich zu hören. Das Blut pochte in den Ohren, und die Lungen schmerzten vom scharfen Einatmen der feuchten Luft.
Das kalte nasse Schnee unter meinen Füßen war so kalt, der kalte Schnee prallte auf meine Haut, der durch den Wind hochgewirbelt wurde.
Los, los, weiter, lauf, und fall bloß nicht hin. Du kommst sonst nie wieder hoch. Scheiße, Scheiße, warum bekomme ich die Hände nicht frei? Weiter, na los ... oh Shit ... Er darf mich nicht hören. War’s das jetzt? Soll mein Leben etwa so enden? Dachte ich mir und lief weiter.
Die Zweige peitschten mir ins Gesicht und hinterließen blutige Streifen, das Blut mischte sich mit dem Schweiß.
Wieder krachten Schüsse.
Die Projektile pfiffen jetzt dicht an meinen Ohren vorbei, der Schweiß lief mir in Strömen.
Wie eine Kompresse legte er sich um meinen Körper.
Noch eine Minute oder zwei, dann würden sie dort stehen. Verdammt, die Hände auf dem Rücken, warum gehorchen die nicht? Was ist das bloß für ein Scheißklebeband? Fluchte ich in meinen Gedanken.
Laut flügelschlagend erhoben sich plötzlich aufgeschreckte Vögel über die Baumwipfel.
Die tanzenden Schatten des dichten Tannenwaldes wurden immer deutlicher.
Jetzt fehlten vielleicht noch hundert Meter bis dorthin.
Alles wurde klarer.
Auch die Stimmen.
Wie wird er es machen?
Ein einzelner Schuss? Ein Pfeil?
Schluss, aus, vorbei?
Nein, wohl kaum, warum sollte er es sich damit begnügen?
So gnädig war er nicht, dieses Schwein.
Der nicht.
Der hällt sein Gewehr und sein verschmierten Messer.
Und weiß genau, wie effektiv eine Armbrust ist.
Wo kann ich mich verkriechen?
Gibt’s da nirgendwo ein Versteck?
Schaffe ich das?

Der Blick suchte den Waldboden ab.
Wanderte vor und zurück.
Aber das Klebeband bedeckte die Augen fast vollständig, das machte es so mühsam.
Die Füße stolperten immer weiter.
Jetzt spüre ich gleich am eigenen Leib, wie es ist, eine Kugel im Körper zu spüren.
Der wird mit mir keine Ausnahme machen.
Das braucht er doch, nur so kriegt er doch seinen Kick.
Und nur so hat er eine Chance, davonzukommen.
Das Herz hämmerte jetzt so wild, dass es wehtat.
Plötzlich hörte ich wieder einen Schuss, etwas hatte mich getroffen, es war nicht irgendetwas, es war eine Kugel.
Mir wurde es ganz schwarz um die Augen und viel zu Boden.
Ich hörte seine Schritte, er kam zu mir, er stand vor mir und betrachtete mein Leblosen Körper, ich konnte nicht einmal meine Zehn bewegen.
So fühlte sich ein Schuss an, so kalt am Anfang, doch sobald sich das Blut um die Kugel bildete, wurde es ganz war und es überfiel mich, die ganze wärme umhüllte meinen Körper, ich sog das letzte mal die kalte Luft ein, bevor mich die schwärze ganz umhüllte.

Das Ende von Nikki Read




Erst im letzten Moment sieht Monica den Mann. Sie hängt gerade Wäsche an der Trockenspinne im Garten auf, als er hinter den Betttüchern auftaucht. Mit einem Schrei lässt sie das Laken, das sie gerade in der Hand hat, ins Gras fallen. Der Mann starrt sie so bedrohlich an, dass sie unwillkürlich zurückweicht und an den Gartentisch hinter sich stößt, auf dem der Wäschekorb steht. Er fällt zu Boden, anschließend der Klammerbeutel.
Mit zusammengekniffenen Augen mustert er sie.
Ein Windstoß wirbelt die Trockenspinne herum, und die flatternde Wäsche verdeckt den Mann einen Moment lang. Monica nutzt die paar Sekunden, um auf die Küchentür zuzurennen. Der Mann geht um die Spinne herum, schlägt die Laken beiseite, die ihm ins Gesicht wehen, und geht ihr nach. Sie ist schon fast am Haus, als er losläuft. Mit einem Knall schlägt sie die Tür zu, aber bevor sie abschließen kann, drängt er sich in die Küche und erfüllt sie mit seiner Gegenwart.
Monicas Blick fällt auf die Messer an der Fliesenwand über der Spüle, aber sie kann sie nicht schnell genug erreichen. Vorsichtig geht sie rückwärts auf die offene Tür zum Wohnzimmer zu. Hinter ihr dröhnt der Fernseher, ihre sechsjährige Tochter Tonja sitzt mit der Fernbedienung auf dem Sofa.
Regungslos stehen Monica und der Eindringling da und sehen sich sekundenlang an. Hoffentlich hat Tonja nichts gemerkt, denkt Monica, hoffentlich bleibt sie auf dem Sofa und sieht sich weiter ihren Zeichentrickfilm an.
Der Mann wirkt besonders kräftig, aber er ist sehr groß, und Monica weiß, dass er sie problemlos überwältigen könnte. Aufhalten kann sie ihn nicht, aber immerhin fürs Erste verhindern, dass er ihre Tochter zu Gesicht bekommt.
Bisher hat er noch kein Wort gesagt. Sie hat keine Ahnung, wer da vor ihr steht und was er will.
Monica zuckte zusammen als sie ein lachen hinter sich hörte, sie drehte sich um und sah ein kleines Mädchen mit einer Axt in der Hand, das kleine Mädchen hatte schwarze Haare und eine blaße Haut, sie sah so aus wie Schneewitchen aus dem Märchen...


...Ende...



Impressum

Texte: Dieses Buch könnte in Grammatik so wie in der Rechtschreibung fehlerhaft sein.Ich entschuldige mich jetzt schon mal dafür!
Tag der Veröffentlichung: 30.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich hoffe dass mein neues Werk euch gefällt und dass ihr danach keine Angst zustände bekommt XDDD Für Kinder unter 18 Jahren nicht geeignet!

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