"Feuer!"
Dem gebrüllten Befehl folgte eine schwere Detonation und die Bugkanone bockte auf und schleuderte ihre Ladung ins Meer hinaus.
Daneben. Doch der fette Händler vor ihnen würde ihnen nicht entkommen. Ein Engländer, so so.
Das Schiff hatte einiges an Tiefgang, also hatte es vermutlich Gold oder einiges an Gütern geladen. Vielleicht gehörte es ja der Westindien-Kompanie!? Dann würde es ja die Richtigen treffen.
Henry schmunzelte. Er schmunzelte nicht oft. Denn dann brannte sein Auge, dass unter einem Stück Stoff verborgen war.
"Nachladen und zielt diesmal ihr stinkenden Hunde!"
Wut war gut. Man konnte sie für den Kampf einsetzen, oder um Befehle zu brüllen. Sie konnte einem Mann sogar das Leben retten, wenn man sie gut einsetzte.
Er zog von dem klimmenden Stängel an seiner Hand und inhalierte den Rauch. Entspannung legte sich über seinen Körper und er fühlte sich frei von Schmerzen.
Das Zeug war wirklich gut.
DIESE IDIOTEN! SCHON WIEDER DANEBEN!
Stolz war er, auf das Buggeschütz, denn damit hatte man einen taktischen Vorteil. Gerade bei langsamen Schiffen. Alles was man tun musste war ein Segel zu treffen, dann verlor das Schiff an Fahrt und man konnte es leichter entern, oder entkommen.
ABER WIESO TRAFEN DIESE SAUFNASEN DANN NICHT!?
Der Nachteil war nicht nur die Reichweite, sondern auch die Zielgenauigkeit dieser Geschütze. Sie durften aber auch nicht zu schwer sein und naja manchmal explodierten die schlampig gegossenen Rohre.
Eigentlich hatte das Geschütz an Bug des Schiffes eine andere Funktion gehabt. Sie Kanone hatte auf das Frachtdeck gezielt
Die Peggy, sein Schiff, war einst ein Sklavenschiff gewesen ... Er hatte zwar die Geschichten und Gerüchte gehört, dennoch nie so wirklich daran geglaubt, dass die Gier die Menschen zu solchen Grausamkeiten treiben könnte.
Sein Herz hatte sich verkrampft als er die dutzenden von Schiffsdecks gesehen hatte, die man nur auf Knien betreten konnte. Dann entdeckte er die Leiber von liegenden Menschen und - bei Gott - er hatte sich übergeben. Er! Wie ein schmaler Dolch hatte er den Stich im Herzen gespürt.
Natürlich hatte er die Sklaven befreit und nun ...
gehörte ihm das Schiff.
Treffer! Seine Kanoniere waren wohl doch zu etwas nütze!?
Ein großes Loch klaffte im Segel des Händlers. Er bedauerte keinen Schrott einsetzen zu können, doch auf die Entfernung war das unnütz.
Am Anfang hatte er geflucht, dass sein erstes Schiff ausgerechnet ein Sklavenfänger gewesen war, doch im Nachhinein betrachtet, war es das Beste was ihm passieren konnte. Nun ja, er hatte im Kampf mit dem Kapitän sein Auge eingebüßt, doch etwas ungleich wertvolleres gewonnen. Seine Menschlichkeit, die Wertschätzung von Freiheit und ein saugutes Gefühl, nachdem er den Kapitän des Sklavenschiffes in die Tiefe des Meeres geschickt hatte. Loyalität war ihm schon immer wichtig gewesen und was gab es Loyaleres als Menschen die mit ihm zogen, weil sie eine Schuld begleichen wollten und sich nach Rache sehnten? Seine kleine Familie von Piraten.
Bereitmachen zum Entern
, flüsterte er mit vom Rauch schwerer Stimme zum hageren Mann neben ihm.
Tayari kwa ajili ya bweni
, brüllte sein erster Maat und das Deck füllte sich mit Kriegern. Wie eine schwarze Wand standen dort die Stammeskrieger, bereit der Westindischen Kompanie die Lektion ihres Lebens zu erteilen.
Vermutlich würden sie niemanden am Leben lassen. Niemand würde je erfahren, dass es Sklaven waren die ihr Blut vergossen hatten um dieses Schiff zu erobern und zu versenken.
Mit grimmiger Mine, zog Henry eine Pistole hervor.
Auf gehts!
Schließlich galt es ein ganzes Dorf zu ernähren!
Tag der Veröffentlichung: 09.10.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Den Fischern von Ghana gewidmet und jedem der unfreies Leben führen muss.