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Inhalt



Kapitel 1: Preludium S. 6
Kapitel 2: Der Aufstieg S. 12
Kapitel 3: Der Attentäter S. 30
Kapitel 4: Die Flucht S. 45
Kapitel 5: Elfenblut S. 55
Kapitel 6: Skrupel S. 71
Kapitel 7: Die Heptarchen S. 84
Kapitel 8: Kriegsdämmerung S. 95
Kapitel 9: Die Bleikugel S. 120
Kapitel 10: Aufbruch S. 137
Kapitel 11: Glossar S. 147


Preludium



Es war dunkel und kalt,
als der Schöpfer mich schuf...
Es roch nach Schwefel,
als der Schöpfer mich schuf...

Es war einsam,
als der Schöpfer mich schuf...

Und das Leben war hart
und die Nahrung bitter.
Die kalten Winde wehten
und ich fürchtete um
mein Leben.

"Ich will frei sein
und ich will Leben!"
flehte ich den Schöpfer an.

Und mit allem Willen
erklomm mein kleines Licht
und erleuchtete die Dunkelheit.

Doch der Schöpfer war weise,
er legte seine Hand um mich
Schutz vor den bitterkalten Winden
und gab mir Nahrung.

Leise flüsterte er: "Brenne!"


Die kleine Flamme loderte an der Zündschnur und folgte ihrem Weg. Und die kleine Flamme brannte.




Sanfter Wind strich durch die Blätter der Bäume des nahen Parks. Der See schimmerte silbrig im Glanz des vollen Mondes. Es wäre ein friedliches Bild gewesen, wäre er nicht durch die helle Stichflamme am Rande der Stadt jäh unterbrochen worden.

„Der Pulverturm“, dachte Francois bei sich während er nervös mit seinen Fingern auf dem Balkongeländer trommelte.

„Verdammte Mandriden“, murmelte er während ein Lächeln seine Lippen umspielte. Es hatte also begonnen. Zu lange war die Kirche in Lethargie verfallen, zu lange hatte man die Aufständischen und Aufrührer in den eigenen Reihen geduldet. Einige von Ihnen behaupteten gar die Albenkinder wären nichts als Ammenmärchen, erzählt um kleine Kinder zu ängstigen.

Fast unerträglich war aber die Situation innerhalb der Kirche. Während manche Kirchenoberste ganze Dynastien gegründet hatten und primär nur ihre eigenen Interessen verfolgten, war auch der übrige Klerus korrupt und gespalten. Seine Mund formte bei diesen Gedanken eine Linie und seine Augen wurden kalt.

So teuflisch die Albenkinder auch waren, die Einheit der Kirche durch einen gemeinsamen Feind war nach dem glorreichen Sieg über sie zerfallen. Einzelne Machtspielchen hatte es wohl immer gegeben, wenn man an die Konkurrenten des Aschebaums oder die Zersplitterung der kirchlichen Orden und Bruderschaften dachte. Aber die Uneinigkeit über die Grenzen Länder hinweg war einfach unerträglich. Es gab sogar noch Länder die schwere Panzerreiter unterhielten, während die Technologie diese Ungetüme bereits abgelöst hatte. Manch einer wusste die Erfolge der vergangenen hundertfünfzig Jahre und die Entdeckung der neuen Welt durch die Fjordländerin Malik Angrimmson zu schätzen.

Einzig die Profite aus den neuen Kolonien ließen die Herzen der alten Heptarchen höher schlagen. Es wurde Zeit die Kirche unter einer starken Hand wieder zu vereinen! Was die Albenbrut einst tat, würden sie mit Stahl und Pulver erreichen. Eine Hand berührte sanft seine Schulter und eine verschlafene, aber angenehme Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

„Komm wieder ins Bett mein Liebster, ich ...“, sie stockte. Als Francois sich zu Ragnar umwandte, bemerkte er ihre angstweiten Augen. Selbst in diesem Augenblick war sie schön. Ihr rotes Haar das in Strähnen ihren nackten Körper bedeckte und ihr mandelförmiges Gesicht umrahmte, glänzte im Mondschein und ließ sie wie eine Gestalt aussehen, wie man sie nur in den Geschichten alter Haudegen kannte. Vielleicht war sie ja eine elfische Spionin. Die grünen Augen gaben ihr zumindest etwas Katzenhaftes.

Er schmunzelte.

Sie war Fjordländerin, jenes Volk das bis zu Letzt ihren alten Göttern treu geblieben war und sogar im Kampf mit den Albenkindern Seite an Seite gestritten hatte. Doch zweihundert Jahre hatten die Vorurteile gegenüber den Fjordländern ausgeräumt. Ihre Kenntnisse als Seefahrer und Schiffsbauer waren der Tjuredkirche zu großem Vorteil gereicht und hatten Wohlstand gebracht. Doch munkelte man, dass es immer noch einen geheimen Kult gab, der gar Verbindungen in die neue Welt unterhielt... den Mandriden. Wieder Andere behaupteten gar das der Kult von dort stammte, was natürlich aberwitzig war. In Wirklichkeit ging der Name auf eine alte fjordländische Heldensage zurück.

Er küsste ihre Schulter.

„Komm ins Bett“, sagte er nun seinerseits und ging langsam an ihr vorbei...


Der Aufstieg




Das Erwachen



Feine Risse zogen sich durch das graue Gestein der Höhle. Fast hätte man die Gestalt nicht erkannt, die sich inmitten der Höhle niedergelassen hatte. Ausgemergelt und hager war ihr Alter schwer auszumachen. Grauer Staub hatte Kleidung, aber auch Haar und Haut bedeckt und fast schien es als ob man eine Statue mitten in dieser Höhle errichtet hatte. Sie saß im Schneidersitz und hatte die Hände offen auf die Oberschenkel gelegt. Ein seltsam unförmiger mit drei Strichen Stein hing an einer groben Schnur und ruhte in der Körpermitte.

Ab und an hob und senkte sich die Brust der Gestalt und man vermeinte ein kurzes Einatmen zu vernehmen. Aufstehen? Wozu? Die erste und einzige Frau die er wahrhaft geliebt hatte liebte war unerreichbar. Rache? An jenen die ihm und seinen Volk soviel angetan hatten?

Dies war ebenso kindisch wie albern. Nur die Marionetten waren übrig und sie waren schwach. Einst hatte er sich bemüht seine Vergangenheit zu verdrängen, doch die Dämonen hatten ihn eingeholt. Die Tjuredkirche strebte wie eine hungrige Spinne in einem Netz immer nach neuer Beute und der Fanatismus war schon längst der Gier gewichen. So waren sie in die neue Welt gekommen. Fjordländer immerhin, aber dennoch im Glauben an Tjured und seine "Werte". Dort sah er sie, die Frau am Bug jenes Schiffes und eine alte Wehmut hatte ihn erfasst. Er hatte den Bogen gesenkt, mit dem Pfeil der auf ihr Herz gezielt hatte. Seine Mandriden sandte er in die Wälder zurück. Eine Schwäche, doch warum sollte er eine Fremde dafür bestrafen, was ihm seinerzeit widerfahren war? Sie hatten sich kennen und lieben gelernt. Doch das Glück mit einer Menschenfrau war nur von kurzer Dauer. Doch ihre Liebe legte den Grundstein für eine neue Bewegung die die alte Welt für immer verändern würde. Die wahre Liebe seiner Geliebten aber war das Meer gewesen. Und diese Liebe hatte sie mit dem Leben bezahlt.

Er atmete schneller.

Plötzlich war dort ein Gefühl das er nicht zuordnen konnte. Angst unbeschreibliche Angst. Für einen kurzen Moment meinte man, den Stein an seiner Brust leuchten zu sehen. Jemand war in Schwierigkeiten. Jemand der ihm nahe Stand. Konnte es sein? Langsam öffneten sich seine Augen, wie viele Jahre waren vergangen?


Bruderschaft



Die schwarze Kapuze über den Kopf gezogen, nahm er den Platz in der Mitte seiner Brüder ein. Francois schmunzelte und war erleichtert, dass man ihm diese Mimik unter der Maske nicht ansah. Er erinnerte sich an alte Jugendsünden, die er mit einer Maske begangen hatte und irgendwann hatte er in seiner Studienzeit von einer Geheimorganisation erfahren. Nach endloser Speicherleckerei, einigen Versprechungen, Zusagen und Intrigen war er nun im inneren Kreis der Bruderschaft. Als Teil der höheren Verwaltung der Stadt Ancians, die er vermutlich ohne seine Verbindungen nie erhalten hätte, war er als jüngstes Mitglied der Bruderschaft ein viel versprechender Kandidat. Es war wie in jeder Gruppierung, je länger man mitspielte, desto höher war der Rang innerhalb der Gruppe. Vorausgesetzt man erkannte und ergriff die Chancen die sich einem boten.

Der alte Mann ließ auf sich warten. Er wollte schon vor Langeweile mit dem Fuß aufstampfen, verkniff es sich jedoch im letzten Moment. Nicht negativ auffallen. Schon unauffällig, harmlos wirken. Wie ein in Seide gewickelter Dolch, unauffällig, harmlos, lauernd auf die Chance wartend.

Ihr Plan würde aufgehen. Der Anschlag wurde den Mandriden angelastet, die Attentäter waren entweder tot oder unauffindbar, was so ungefähr das gleiche bedeutete. Schlurfend trat ein alter Mann in die Mitte des Kreises. Er trat ohne Maske mitten in den Kreis, denn jeder kannte ihn. Der Gründer, der Urvater der Bruderschaft, trug eine schwarze Augenbinde, die beide Augen bedeckte. Er hatte Geschichten über die Verletzungen gehört die sich jenseits dieser Augenbinde befanden. Der Mann war blind, aber dennoch sehr gefährlich.

Seine Erscheinung indes mit den notdürftig gekämmten krausen Haar, der eher hageren Erscheinung und einer schlichten grauen Gewandung ließen ihn harmlos wirken. Seine Verbindungen innerhalb von Kirche und Heer sowie seine ihm loyal ergebenen Spione und Speichellecker, zu denen Francois sich ebenso zählte, verliehen diesem Mann eine Macht jenseits aller Vorstellungskraft. Der Grund war augenscheinlich. Wenn er zu sprechen anfing hörten die Menschen zu. Alle! Jeder! Selbst ein zu Tode verurteilter Mandride würde von diesem Mann zum wahren Glauben bekehrt werden.

Es war nicht nur wie er Dinge aussprach oder wie er sich ausdrückte, sondern vielmehr was er sagte. Er hatte Ihnen im Geheimen, Wissen über geheime Kulte und die Historie des Tjuredkonvents offenbart, die manche Schriftgelehrte und Historiker nicht einmal erahnten. So über den alten Anführer der Kirche Therdavan, Details über Bruder Jules oder den weißen Ritter. Bücher hätte man mit diesem Wissen füllen können, doch der alte Fuchs wusste wie man die Menschen bei der Stange hielt. Meinte man alles gehört zu haben, gab er die nächste ungeheuerliche Information preis. Es würde schwer werden den alten Mann zu beseitigen ... aber vielleicht musste er das gar nicht.

„Es gibt schlechte Nachrichten ... einer unserer Mitarbeiter hat sich nicht so verhalten wie es wünschenswert wäre. Bruder ...“, er nickte in seine Richtung.

„Findet diesen Mann. Seht dies als eure Bewährungsprobe an.“

Er nickte demütig. Innerlich war er aufgewühlt. Verfluchte Scheiße! Wenn er die Aussage des Alten richtig deutete, war einer der Attentäter vom Pulverturm noch am Leben. Er musste beseitigt werden. Fast schon wollte er fragen wie dem Attentäter zu verfahren sei, doch er biss sich auf die Zunge.

„Ihr vermutet richtig“, erwiderte der alte Mann seine Gedanken und öffnete seinen Mund zu einem grotesken Lächeln. Francois hasste ihn dafür und fragte sich, woher er das wusste. Wieder so eine Sache die den alten Mann unheimlich machte. Man erkannte, dass der Alte es mit der Zahnpflege nicht gerade übertrieb. Wozu auch, er hätte in einem pinken Brautkleid vor die Bruderschaft treten können. Die Mitglieder wären dennoch vor Angst wie gelähmt und würden jedem seiner Anweisungen folgen.

Noch ...

Er verneigte sich erneut wortlos zum „Dank“. Einige der Brüder wendeten sich zum Gehen als die Stimme des Alten erneut ertönte und die Männer in den Kapuzengewändern wie erstarrt stehen blieben und sich umwanden.

„Eine Kleinigkeit noch“, sprach der alte Mann leise.

„Einer unser alten Feinde ist erwacht, meine Brüder. Noch weiß ich nicht ob es sich um ein Albenkind handelt und ob eines dieser Geschöpfe diese Welt betreten hat, doch bitte ich euch wachsam zu sein.“


Die Brüder nickten betreten und wandten sich um. Kein Wort der Begrüßung, kein Wort zum Abschied. Schnell und effizient. Ohne die eigene Identität preis zu geben. So waren es immer gewesen, dass hatte ihn auch anfänglich gereizt.

Die letzten Worte hatten ihn verunsichert - ein Albenkind - wollte er ihnen Angst machen? Sie waren doch keine kleinen Kinder mehr, doch was wenn er Recht hatte? Er nagte an seiner Oberlippe. Soviel war ungewiss.


Therdavans Schatten



Pierre genoss die wärmende Nähe des prasselnden Kamins. Das Feuer erhellte den Wachraum mit orangefarbenem Licht und ließ flackernd, sich bewegende Schatten wie Wesen aus einer anderen Welt auf den Wänden erscheinen. Mit seinen Zähnen zog er den Korken aus der dunklen Flasche und ließ den billigen, wohlschmeckenden Wein seine Kehle hinunterlaufen.

Entspannte Momente wie diese ließen ihn die Banalität und die Anstrengung des Tages vergessen. Auch seine Einheit hatte bei den Löscharbeiten mitgeholfen, denn die Explosion des Pulverturms hatte weite Teile von Aniscans in Brand gesetzt. Fast wäre das Feuer auf die Bereiche des hohen Klerus übergegriffen, doch glücklicherweise waren jetzt die meisten Brände gelöscht. Man munkelte das es die Mandriden waren, doch das war nicht zu beweisen.

Sein Blick wanderte im Raum hin und her. Sein schwarzes Barett mit dem Emblem lag auf einem Stuhl neben ihm. Das Emblem zeigte einen roten dreieckigen Schild, in dessen Mitte ein schwarz-grauer Baum hervorragte, das Symbol der Bewahrer. Er war stolz zu den Bewahrern zu gehören, auch wenn er als Stadtwache nur zu den untersten Rängen gehörte. Eigentlich hätte sein Barett auf seinem Kopf sitzen müssen, aber er war zu müde sich zu strecken und sie aufzusetzen und trank schulterzuckend noch etwas Wein. Wozu auch, das dumme Ding aufsetzen, schließlich war er außer Dienst und er dachte gar nicht daran das zu ändern. Ob aus einem letzten Funken von Pflichtbewusstsein oder einfach aus schlichter Gewohnheit hatte er seinen Halfter mit der neuartigen Pistole noch nicht abgelegt.

Diese Waffe war aber auch ein Schmuckstück und er und seine Einheit gehörten zu den wenigen die solche Waffen besaßen. Bisher waren diese nur dem hohen Klerus und oberen Heerführern verfügbar gewesen. Doch die Zeiten ändern sich bisweilen. Unruhe und der Geist der Freiheit hatte die Herzen des Volkes entflammt, selbst einfachere Schusswaffen waren fast für Jedermann bezahlbar geworden - da hieß es aufrüsten.

Er konnte die einfachen Menschen verstehen. Die Gewinne aus den Kolonien, gingen primär in die Tasche der Händler und des hohen Klerus, dies sorgte für Unmut. Der organisierte Widerstand der Ureinwohner war ärgerlich, aber es gab hier und dort ein paar Ecken, in denen man mit geschickten Handel große Gewinne erzielen konnte. Die Korruption erreichte eine neue Blüte, aber auch Armut und Ausbeutung hatten zugenommen. Man munkelte gar das in einige Landstrichen die Sklaverei geduldet wurde, besonders in der Neuen Welt. Doch es gab eine Sache die die Machthaber fürchteten. Die Gedanken von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit geisterten in diesen Tagen in den tjuredgläubigen Ländern wie ein düsteres Gespenst, das selbst den Kirchenobersten, den Heptarchen das Fürchten lehrte.

Er seufzte und nahm noch einen Schluck. Auch er kam aus einfachen Verhältnissen, doch nun war er immerhin Leutnant der Stadtwache in der Hauptstadt Aniscans. Es ging ihm nicht schlecht und vielleicht sollte man sich mit dem begnügen was man hatte? Als wollte das Feuer auf sich aufmerksam machen, knackte es lautstark und Pierre sah, dass es drohte herunterzubrennen. Ächzend erbarmte sich der Wachmann und angelte ohne aufzustehen einen dicken Ast von einem Stapel und warf ihn ins Feuer. Prasseln erfüllte den Raum und sein Capitano schmunzelte ihm zu und erhob nun seinerseits eine dunkle Flasche billigen Weins und prostete ihm zu.

"Salute."

"Salute", hörte man die gemurmelte Antwort aus den Kehlen der Anwesenden.
In solchen Momenten konnte der den Capitano mit dem roten Vollbart fast leiden. Der Drusnier konnte ein ziemliches Arschloch sein, ein verdammter Sklaventreiber. Aber es gab bei weitem Schlimmere.

Das Leben war schön … und als würde das Schicksal es ihnen missgönnen, knarrte die Eingangstür und eine in einen dunklen Umhang gehüllte Gestalt trat ein.

"Arbeit", er seufzte innerlich. Doch sein Capitano erbarmte sich und stand auf. Pierre hätte ihn hierfür küssen können und rekelte sich gemütlich auf seinem Stuhl.

"Was kann ich für euch tun, Monsieur?", fragte sein Vorgesetzter mit seinem drusnischen Akzent.

Wortlos stellte die Gestalt etwas ab und es ertönte ein metallisches "Ksang". Verwundert spähte Pierre mit einem Auge und erkannte, dass dort ein Farbeimer abgestellt wurde.
Ein neuer Anstrich, so so. Gelangweilt schloss er die Augen, als ein metallisches "Plong" ihn aus seinen Träumen riss. Die immer noch schweigende Gestalt hatte eine metallene Scheibe neben sich fallen lassen. Pierre wurde gewahr, dass sein Capitano langsam seine Hand auf die Waffe legte.

"Was kann ich für euch tun, Monsieur?", wiederholte jener seine Frage mit Nachdruck.

Wortlos schlug die Gestalt seinen Umhang zurück. Anstatt eines Gesichtes war nur Schwärze zu erkennen und ein Waffengurt wurde sichtbar, der von den beiden Schultern zu den Hüften hinabführte und sich auf der Brust überkreuzte.

Dieser Typ war eindeutig bewaffnet! Reaktionsschnell zog sein Capitano die Waffe und legte an.
Während Pierre seinerseits aufsprang, schienen seine Sinne geschärft und alles schien plötzlich unendlich langsam abzulaufen. Die Gestalt beschrieb eine herrische Geste und die Bewegungen des Capitano kamen zum erliegen, ohne das er einen Schuss abgefeuert hatte. Einzig ein beängstigendes Röcheln war zu vernehmen als der Drusnier langsam in die Knie ging. Für einen kurzen Moment starrten die übrigen Wachleute wie gelähmt auf ihren Vorgesetzten. Dann stürmten zwei der Wachen mit Gewehren und aufgesetzten Bajonetten auf den Mörder zu.

Fast lässig wich die Kapuzengestalt den Stößen der Bajonette aus, zog innerhalb eines Augenschlages zwei kurze Schwerter hervor, drehte sich sich um seine eigene Achse und traf die beiden Angreifer in Höhe der Kehle. Pierre schoss. Wie ein Berserker legte er die Hand an den Abzugshahn und feuerte sechs mal. Das Klicken der leeren Waffe hallte noch mehrmals im Raum. Die Gestalt krümmte sich unter den Geschossen. Das konnte er nicht überlebt haben!

„Jetzt gebe ich dir den Rest!“, er fingerte nach einer Patrone an seinem Gurt und lud die Pistole. Ein Kopfschuss würde es beenden. „Dieser verfluchte Mörder ... er hatte sie einfach ... nicht daran denken, Pierre.“ Er legte an und zielte. Ein leises Sirren drang an sein Ohr und plötzlich hatte er einen metallischen Geschmack auf der Zunge und ging in die Knie. Er versuchte die Hand zu heben und abzudrücken!

Doch sein Arm hing leblos an seiner Seite. Mit den Augen erfasste er Etwas silbernes, das aus seinem Hals ragte. Er konnte nicht richtig atmen! Langsam wurde sein Blick rot. Nicht nach vorne fallen, waren seine letzten Gedanken und mit seiner letzten Kraft, schaffte er es auf die Seite zu fallen. Stille setzte ein, dann erklangen leise Schritte. Scharren. Etwas wurde aufgehoben. Pierre wagte nicht zu atmen. Dann sah er einen braunen ledernen Stiefel, so nah vor ihm. Er schloss die Augen. Die Schritte entfernten sich. Der Mörder musste nun an der großen Wand, am Ende des Raumes angekommen sein. Erneut ein leises Scharren.

...

Schatten legte die Schablone auf die Wand am äußersten Ende es Raumes.

Hier würden es alle sehen!

Er ergriff den breiten Pinsel und strich mit der roten Farbe über die Schablone. Dann nahm er die metallene Scheibe von der Wand und betrachtete sein Werk. Das Symbol zeigte zwei sich verkeilende Äxte, die gemeinsam eine Rose bildeten. Die Blutrose, das Symbol der Mandriden!

...

Die Schritte entfernten sich, dann knarrte die Tür. Pierre wagte wieder zu atmen. Röcheln drang aus seiner Kehle und sein Mund fühlte sich mit Blut, doch wenigstens bekam er Luft. Verdammt, er war noch am Leben. Schlecht gezielt, dachte er bei sich, ein bitteres Lächeln auf den Lippen.

Dann wurde es schwarz.


Der Attentäter



Baptiste



Baptiste hatte ein freundliches Gesicht. Es hatte runde Wangen und ruhige braune Augen ruhten darin. Er rasierte sich regelmäßig aller paar Tage, doch gerade dadurch kam es, dass immer ein paar Stoppeln brauner Haare zu sehen waren. Seine Augen wurden hart und eine Zornesfalte und ein zynisches Lächeln gab dem Gesicht einen fast diabolischen Ausdruck. Er tauchte unter dem Schlag weg, der auf seinen Kopf gezielt hatte und trieb seinem Gegenüber die rechte Faust in die Seite und rammte sein linkes Knie in seinem Bauch.

Geschrei. Die beiden Begleiter des Angreifers gingen auf ihn los und er geriet in die Defensive. Er konzentrierte sich auf den Linken, wehrte einen Tritt mit dem Fußballen ab und nahm den Schwung mit, um ihn einen schweren Tritt gegen den Bauch zu verpassen. Nichts was ihm wirklich schaden würde, das hatte er ohnehin nicht vor. Aber es warf den Linken etwas zurück und verschaffte ihm den Augenblick Zeit, den Angriffen des Rechten auszuweichen.

So konnte es nicht weitergehen! Er setze alles auf eine Karte und sprang dem rechten Angreifer entgegen und streckte ihn im Sprung mit einer rechten Geraden nieder. Er seufzte, manchmal waren die Dinge so einfach. Sein verbliebener Gegner sah sich nach seinen Kumpanen um. Einer befand sich bereits im Land der Träume, der andere hielt sich seinen Magen. Hatte er ihn so stark getroffen? Unsinn. Der Mann sollte sich nicht so anstellen!

In einem letzten Anflug von Mut, ging der verbleibende Angreifer auf ihn los. Fast lässig nahm Baptiste den Kopf zur Seite, ließ den Schlag ins Leere laufen, packte den Schläger am Kragen und rammte seine Stirn gegen die des Übeltäters. Kurz sah er selbst Sterne, dann nahm er den Mann in einen Würgegriff.

„Also, nochmal? Wo ist er? Und diesmal eine ehrliche Antwort!“

„Da drin ...“ der Befragte deutete auf ein Gasthaus, gleich in der Nähe.

„Dachte ich es mir doch!“, murmelte er mehr zu sich und entließ den Mann aus der Umklammerung, so das dieser wie ein nasser Sack zu Boden sackte. Baptiste nahm sein Barett vom Gürtel und setzte es auf. Zeit diese dunkle Gasse zu verlassen.


Das Gasthaus



...

Ein seltsames Etablissement hat er sich ausgesucht, dachte Baptiste bei sich, während er die überfüllte Straße überquerte. Es war mehr eine Schenke die den einfachen Menschen in dieser Zeit, sofern sie es sich leisten konnten, eine billige Unterkunft, eine einfache Mahlzeit und einen verdünnten Wein bieten konnten.

Das „Straßenfest“ wurde gefeiert, dass "Fest der Heiligen" mit dem man den Sieg über die Elfen und andere Kreaturen vor mehr als 200 Jahren gedachte. Eine Vielzahl von Menschen war auf den Straßen, nicht alle unbedingt auf den Beinen, aber allesamt ausgelassen und vermutlich betrunken. Ihre Armut schien ihnen in dieser Zeit nichts auszumachen.

Kleinere Gruppen scharten sich um Gaukler die ihre Kunststücke darboten und Schausteller die kleine Stücke über die Geschichte über den Elfenkrieg aufführten. Sofern man es als "Aufführung" bezeichnen wollte, denn das Niveau ließ sehr zu wünschen übrig. Hier spielte ein Junge mit einem Eimer auf den Kopf, einen furchterregenden Troll.

Dort kam der dunkle Elfenfürst, ein Mann mit schwarzgemalten Augen, Papierohren und einem dunklen Umhang. Dieser aß natürlich gerne kleine Kinder und erschreckte eine Schar die kreischend und lachend auseinander stoben. Eigentlich war es eine rührende Szene, aber Baptiste hatte kein Auge für solche Sentimentalitäten und eine an den Haaren herbeigezogene Interpretation eines „düsteren“ Elfen.

Ein handgearbeitetes Schild am Eingang Schenke ließ ihn innehalten. So, so! Hier sollte also "Die Abenteuer des weißen Ritters und seines sprechenden Gauls" gespielt werden. Tatsächlich schmunzelte er kurz als er das Schild las. Vor hundert Jahren, während den großen Verfolgungen hätte dieses Stück zur Inhaftierung der Schauspieltruppe geführt, aber glücklicherweise lebte man in aufgeklärten Zeiten. Man hatte somit andere Sorgen. Er trat durch die offene Tür und ließ seinen Blick durch den Schankraum wandern. Dort war er.
Gerade erklärte das Pferd, er vermutete das darin zwei Kinder steckten, dem weißen Ritter, wie herum er das Schwert zu halten hätte, was zu allgemeinen Gelächter in der Schenke führte.

Ja die Szene fand selbst Baptiste gut und scheinbar nicht nur er. Für einen Sohn aus guten Hause, hatte der junge Mann vor ihm einen ziemlich seltsamen Geschmack. Seine Familie war nicht nur reich, sie nannte auch etliche Manufakturen für Schusswaffen ihr eigen. Mit ihren Neuentwicklungen würden die Welt, vielleicht sogar die Kirche nachhaltig beeinflussen. Sein blondes Haar, war zu einem Zopf nach hinten gebunden. Baptiste mit seinem kurzen Haarschnitt, fand das ganze ziemlich weibisch und ohnehin. Francois war wie er nur ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe, doch der Alte hatte ihn für eine große Rolle in seinem Spiel auserkoren.

Erste angstvolle Blicke wurden gewechselt als man Baptiste bemerkte. Der Blick der Menschen blieb immer an seinem Barett und dem roten Auge auf schwarzen Grund hängen. Das Zeichen für die "Innerkirchlichen Angelegenheiten". Er hörte wie das lange Wort geraunt und geflüstert wurde und kurz hielten selbst die Schauspieler inne und sahen ihn an. Genervt verdrehte er die Augen. Ja, ja vor hundert Jahren hätte ich euch alle verhaftet, äffte eine Stimme in seinen Gedanken und er bemühte sich um einen ungerührten Gesichtsausdruck und zuckte mit den Schultern.

Dann besannen sich die Schausteller und fuhren mit ihren Stück fort, vermutlich nun eine zensierte Version spielend. Auch die Stimmung im Raum entspannte sich. Mittlerweile hatte auch Francois ihn bemerkt und blickte ihm entgegen. Blaue Augen musterten den Inquisitor, er schien etwas genervt zu sein.

„Huch, komme ich etwa ungelegen?“, fragte Baptiste verschmitzt.
„Und in welcher Gasse habt ihr euch herumgetrieben?“, erwiderte Francois ungerührt, ohne auf die Frage einzugehen.

Baptiste schürzte die Lippen.

„Eure Leibwächter wollten nicht damit raus rücken wo ihr seid!“, empörte sich Baptiste.

Francois wurde sichtlich nervös, seine Augen wurden unruhig. Das würde er noch lernen müssen. Seine Gefühle zu unterdrücken und sich ganz auf ein Ziel zu konzentrieren, das war das Entscheidende. Und Baptiste wusste als Inquisitor genau wovon er sprach. Warum eigentlich immer dieses alte Wort. Hüter, dass war ein besseres Wort und es beschrieb seine Tätigkeit auch viel genauer!

„Ihr habt sie doch nicht ...“, setze der Blondschopf an.
„Keine Sorge ...“, er klopfte dem Jungen fest auf die Schulter und lächelte.
Dann griff er sich einen Stuhl und setze sich mit der Lehne voran Francois gegenüber.

„Sie sind vermutlich bald wieder auf dem Damm. Und amüsiert ihr euch gut? Ich dachte ihr hättet Arbeit?“

Baptiste gehörte zu Francois Kontakten in der Bruderschaft. Kleine untereinander bekannte Gruppen, sogenannte Zellen, die gemeinsam operierten. Den Alten, indes kannte jeder und er hatte auch niemanden zu fürchten. Zumindest nicht von menschlicher Seite. Widerstrebend und leise zischend erzählte er Baptiste von dem Brief, der ihn an diesen Ort geführt hatte. Der verbliebene Attentäter hatte mit seinem letzten noch lebenden Bekannten in der Bruderschaft Kontakt aufgenommen und ein Treffen arrangiert. Das Eintreffen eines Mitglieds der innerkirchlichen Angelegenheiten gehörte sicher nicht zum geplanten Ablauf.

Das Treffen drohte zu platzen.

Baptiste zuckte mit den Schultern.

„Jungchen, denk doch mal nach. Er muss hier sein, wenn er dich treffen wollte und meine Leute hätten ihn sicher bemerkt wenn er das Haus verlassen hätte.“, er schmunzelte aufmunternd.

„Jetzt zeige ich dir mal wie wir von der Innerkirchlichen das regeln.“

Tatsächlich hatte Francois ihn unterschätzt. Wenn er wirklich Leute rings um das Gebäude postiert hatte und der Attentäter sich noch in der Nähe befand, dann waren die Chancen gut ihn zu erwischen.

„Gut, gehen wir ...“, meinte er grimmig.


Thorgrimm



Die Tür wurde mit solcher Wucht aufgetreten, dass Thorgrimm der dahinter lauerte vor Schreck fast seine Pistole fallen ließ. Dann krachte es. Schüsse. Hatte er jemanden getroffen? Kurz war er unsicher. Vorsichtig stand er auf. Er konnte hier nicht bleiben, er musste weg. Wenn man die Schüsse gehört hatte, würde es hier in Kürze nur so vor Bewahrern wimmeln.

Kurz tauchte das rundliche Gesicht eines Mannes mit einem schwarzen Barett auf, dann ein Sirren. Ungläubig tastete der Mann an seinen Arm. Irgendetwas hatte ihn erwischt. Ihm wurde schwindlig und seine Hand die die Pistole hielt sank zu Boden.

Zwei Männer betraten den Raum, sein Mörder und Francois ... dieser verfluchte Verräter!
Langsam kam ging der eine auf die Knie und strich langsam und beruhigend über seine Stirn.

"Keine Sorge, die Klinge ist vergiftet. Durch das Gift wirst du nichts spüren. Tjured mit dir."

Verfluchter Hüter ...

Mit einem Auge nahm er noch wahr, wie die Tür zum Nebenraum einen Spaltbreit geöffnet wurde und ein grünes Augenpaar die Szene aufnahmen.

Sie durften sie nicht erwischen. Sie war zu wichtig!

Er wollte sie warnen, doch nur ein Röcheln kam aus seiner Kehle.


„Er ist Mandride?“, fragte der blonde Mann ungläubig, als er die Tätowierung der Blutrose an seinem Arm begutachtete.

„Gut, was! Passt wie die Faust aufs Auge!“, erwiderte der andere Mann schmunzelnd.

„So ein Bastard“, dachte Thorgrimm bei sich.

Der Spalt schloss sich wieder.

Den Alben, sei dank. Thorgrimm schloss die Augen und ein letztes Mal entwich Atem seinem Mund.


Baptiste und Francois



Das Klirren einer Fensterscheibe im Nebenraum ließ sie aufspringen. Baptiste hatte nicht damit gerechnet das noch jemand auf dem Stockwerk sein würde. Alle waren unten bei den Feierlichkeiten, es war absolut unwahrscheinlich gewesen. Sie mussten alle Zeugen beseitigen!


Im Nachbarraum erkannte er das Dilemma. Jemand war aus dem Fenster gesprungen und unter ihm lief eine Gestalt in einen weiten Umhang gehüllt. Francois war neben ihm und kurz drehte sich der Flüchtende um. Eine einzelne rote Haarsträhne war zu erkennen und grüne Augen funkelten zu Ihnen hinauf.

Erstarrt blickte Francois auf die Silhouette unter ihm und stumm bewegten sich seinen Lippen und sprachen ihren Namen. Baptiste zog ein Messer hervor, doch Francois fiel ihm in den Arm. Mit einem Ruck und Fluch befreite sich der andere. Ein Messer schlug dicht neben der Zeugin ein.

Sie wandte sich um und lief.


Die Flucht



Baptiste




„Was sollte das verdammt … !?“ , brüllte der Baptiste den Jüngeren an.
Was bildete sich diese impertinente kleine Schönling ein, ihm in den Arm zu fallen?

„Kennt ihr das Weibsbild etwa?“
Francois wurde rot.

„Sie ist eure Hure nicht? Sagtet ihr nicht das sie keine Gefahr für uns ist? Wir müssen sie beseitigen.“

Eine stummes Nicken war die Antwort.

Ein Pfiff schallte durch die Nacht.


Ragnar



Verflucht es waren drei! Sie waren plötzlich hinter ihr gewesen, als hätte die Straße sie ausgespien. Sie hatte einige Haken geschlagen und ein paar unbelebte Gassen zur Flucht verwendet und dies wurde ihr nun zum Verhängnis. Sie hätte in der Menge untertauchen müssen! Verflucht, eine Sackgasse! Sie wandte sich um. Einer der Männer in den schwarzen Umhängen würde sie bald eingeholt haben. Nun hieß es kämpfen. Die erste schwarze Gestalt erschien am Ausgang der Gasse.

„Zeit zum spielen …“, hört sie eine knurrende Stimme und die Gestalt näherte sich ihr.

Was für ein Narr, wenn er auf seine Gefährten gewartet hätte, hätte sie es schwerer gehabt.

Wütend zog sie zwei kleine Stäbe aus Metall hervor und stellte sich ihrem ersten Angreifer.
Dieser machte sich nicht die Mühe näher zu kommen. Einzig ein Sirren verriet was er getrennt.

Instinktiv schütze sie Hals, Gesicht und Bauch mit ihren Armen um die Klingen abzuwehren und presste die beiden Stäbe in ihren Händen. Die Stäbe entfalteten ihre Kraft und das silbrige Metall legte sich um ihre Unterarme.

Wirkungslos prallten zwei Messer klirrend von der so entstanden Rüstung ab.

„Eine Artefaktrüstung?“, erklang das ungläubige Raunen aus dem Munde ihres Angreifers.

Sie wussten davon? Verflucht, aber es war naheliegend gewesen.

„Sie ist hier! Sie hat eine … ach du Sch …“, brachte der Mann in der schwarzen Uniform noch hervor, bevor ein rechter Haken Ragnars ihn jäh unterbrach und ihn zu Boden schickte.
„Autsch, das musste weggetan haben“, dachte sie während sie aus der Gasse rannte.
Keinen Moment zu früh. Zwei weitere schwarze Schemen näherten sich. Vielleicht würde der Verletzte sie etwas aufhalten.

Sie rannte weiter.


Baptiste




Während er seinen Männern hinterher hastete, fragte er sich ernsthaft wie er das Mädchen hatte verfehlen können. Sonst traf er alles! Er war Ausbilder für Andere gewesen und galt in seiner Zunft als kleine Legende! Francois hatte er verdutzt im Gasthaus stehen lassen, nachdem er sich mit einem „Bin gleich wieder da“ aus dem Fenster geschwungen hatte. Nun musste er erleben wie diese mandridische Spionin nicht nur mehrere seiner Männer abhängte, sondern auch noch einen bewusstlos schlug. Aber irgendwann würden sie sie kriegen.

Das Netz zog sich zu.


Ragnar




Wie lange war sie schon auf der Flucht? Zwei Stunden, zehn Minuten? Sie hatte das Zeitgefühl verloren. So erschöpft war sie noch nie gewesen. Rennen war ihr noch nie schwer gefallen, auch unter schwersten Bedingungen durchzuhalten, aber einer Meute von Hütern zu entkommen war keine eben leichte Aufgabe. Zuerst hatte ihr kleiner Erfolg sie ermutigt, doch dann waren plötzlich drei weitere Hüter vor ihr erschienen und mittlerweile wurde sie von einer zu anderen Ecke getrieben.

Rauschen? Hatte sie sich das eingebildet. Würde einer der Drachen aus den Legenden kommen und sie retten? Lächerlich. Sie spukte aus um den bitteren Geschmack in ihrem Mund loszuwerden. Ihre Seiten pochten mittlerweile und den Schmerz würde sie nicht mehr lange ignorieren können. Wieder tauchten Männer in schwarzen Uniformen in der Gasse vor ihr auf. Sie könnten zumindest mal ein paar Frauen einstellen, dachte sie bei sich und erinnerte sich düster an Geschichten über die Neue Ritterschaft die Frauen wie Männer in ihren Reihen geduldet hatten. Sie waren gar gleichberechtigt gewesen. Zumindest in diesem Punkt überraschte die Kirche sie immer wieder. Es mochte zwar ihrer Kenntnis nach nie weibliche Heptarchen gegeben haben, doch in anderen Bereichen wurde das anders gehandhabt.

Eine Kreuzung, hier konnte sie in der Menge untertauchen! Doch trotz des Straßenfestes, hatten diese Bastarde es geschafft eine Straßensperre zu errichten! Doch ganz in der Nähe schien eine kleine, dunkle Gasse ein sicheres Versteck zu bieten. Sie rannte los und brachte sich in Sicherheit.

„Wir haben Sie …“, ertönte der laute Ruf.

Verdammt, nicht noch eine Sackgasse! Nun kamen mehrere Männer mit Gewehren in Sicht.
Die hatten das gesamte verfluchte Heer mobilisiert!? Die Männer legten auf sie an.

„So, das war es dann wohl.“

Sie schloss die Augen. Sie hörte das Krachen der Gewehre. Sinnlos so viele Projektile konnte man nicht abwehren. Erstaunt wartete sie auf den Schmerz, er blieb aus. Langsam wagte sie die Augen zu öffnen. Eine hagere Gestalt in einem grauen, schmutzigen, zerfetzten Umhang stand schützend vor ihr. Er musste von oben gekommen sein!


Nuramon



Unbändige Wut erfasste den Elfen. Warum töteten sie immer alle die er liebte? Kannte er das Mädchen in der Gasse überhaupt? Wieso empfand er etwas für sie? Irgendetwas regte sich in seinen Erinnerungen, doch er konnte es nicht erfassen. Seine Gedanken waren wie Wind und dieser ließ sich nicht greifen. Wutentbrannt schnellte er auf die Gruppe von Männern zu und sprach leise ein Wort der Macht.

Ragnar



Fast war sie gerührt, dass sich jemand vor sie geworfen hatte. Der Bettler oder wer immer der Mann in dem schmutzigen, zerschlissenen Umhang war, hatte sein Leben gegeben um sie zu schützen. Das konnte er nicht überlebt haben! Doch plötzlich erhob sich die Gestalt und rannte auf die Bewaffneten zu. Ragnar wollte schreien, ihn zurückrufen doch ihre Stimme versagte. Dann hörte sie ein leises Wort und die Nacht wurde plötzlich taghell erleuchtet.

Wie Puppen flogen die Männer die soeben auf den „Grauen“ angelegt hatten auseinander und wurden durch die Luft geschleudert. Ihre Augen weiteten sich und mehr aus Instinkt blickte sie auf die Mauer hinter sich. Ein Stück der Wand hinter ihr war noch heil geblieben und von den Einschusslöchern verschont worden. An der zerfetzten Mauer wurde der Schemen eines aufrecht stehenden Mannes sichtbar, der Bettler! Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.

Wer war der Kerl?


Elfenblut



Grauer Schatten



Blut tropfte aus der Wunde an seiner Brust. Die linke Hand auf die Wunde gepresst, drückte er sich mit der Rechten von der Wand ab. Mit seinen Beinen hielt er sich in der schmalen Nische, weit über dem Flur unter ihm. Auf diesem patrouillierte eine dieser verdammten Wachen in den schwarzen Uniformen. Wie lange hatte er geruht? Seit wann hatten diese „Hüter“ solche Macht in der Kirche erlangt?

Dieses verdammte Blei! Selbst die Macht des Albensteines, den er von Emerelle einst vor langer Zeit erhalten hatte, konnte die Bleikugel nicht aus seinem Körper ziehen. Und die Kugel im Körper zu lassen, würde ihn auf kurz oder lang töten. Wenn es das Fieber nicht tat, dann die Wache unter ihm. Er schloss die Augen und dachte an die vergangenen Stunden. Der Elf zitterte und ein einzelner, tiefroter Tropfen Elfenblut fiel scheinbar unendlich langsam zu Boden …


Der graue Fluch



Schmerz. Der Fluch dem er für immer Entkommen wollte, hatte ihn nun eingeholt. Nie mehr zu Fühlen, nie mehr das Leid eines lebenden Wesens zu empfinden. Warum hatte ihm Emerelle verschwiegen, was der Preis für die Befreiung seiner Geliebten war? Er spürte wie die Rippen des einen brachen, der Wirbel des Anderen zerschmettert wurde, dort wurde eine Niere durchbohrt, hier riss ein Muskel. Der Umhang flatterte im Wind, teilte sich und umgab seine kniende Gestalt wie zwei dunkle, zerfetzte Flügel.

Wie ein grauer Dämon kniete er umringt von bewusstlosen Soldaten. Ohne sie zu berühren spürte er ihren Herzschlag und teilte ihren Schmerz. Sie würden alle überleben, so war es immer gewesen. Er tötete nicht - nicht mehr. Wieso war er so wütend? Dieser emotionale Ausbruch war nicht sein Stil. Über hunderte Jahre hatte er sich immer im Hintergrund gehalten. Warum war das jetzt anders? Wer war diese Menschenfrau? Warum kam sie ihm bekannt vor? Er blickte zurück. Strähnen roten Haares kamen unter der Kapuze zum Vorschein und weite, grüne Augen blickten ihm erschreckt entgegen. Er spürte eine seltsame Vertrautheit und ein Verdacht regte sich in ihm …


Der Retter



Furcht schlich sich in das Herz der Mandridin. War dies einer jener Dämonen vor denen die Tjuredkirche warnte? Aber wieso war er auf ihrer Seite? Vielleicht war ein Mandride?!

Aber welches Artefakt hatte eine solche Macht? So etwas hatte sie noch nie gesehen!
Braune Augen blickten ihr entgegen und ihre Blicke trafen sich. Ein seltsames Gefühl überkam sie, dass sie nicht deuten konnte. Kannte sie ihren Retter? Fast schien es, als würden seine Umrisse verschwimmen, dann war er plötzlich vor ihr.

„Wir müssen hier weg!“ Schon wollte sie ihm widersprechen, doch dann nickte sie.
„Vertraust du mir?“

Sie nickte erneut, unfähig etwas zu sagen. Was war mit ihr nur los? Fast zärtlich nahm der Fremde ihre Hand. Seine Haut war weich und glatt, ganz anders als sie es erwartet hatte. Sie rannten gemeinsam und näherten sich der Sackgasse. Im letzten Moment sprang der Fremde und zog sie mit sich. Dann wurde es schwarz und die graue Wand verschlang sie.


Flucht durch Stein



Plötzlich war es taghell, überall Licht. Geblendet schloss sie ihre Augen, doch ihr Führer stürmte weiter und erneut wurde es dunkel. Kurz blinzelte sie und erkannte die Umrisse einer Mauer die schnell näher kamen. Sie wagte nicht zu atmen. So abrupt wie die Flucht durch den Stein begonnen hatte, endete sie.

Als sie die Augen aufschlug stand sie in einem alten Kellergewölbe. Vereinzelt brannten kleine Öllampen die das Gemäuer schwach erhellten. Sie waren in der Kanalisation! Hier würde man sie nicht finden!

„Wir sind hier erst einmal in Sicherheit“, bestätigte ihr Retter ihre Gedanken.
„Wer bist du?“, hauchte sie und wiederholte die Frage erneut da ihr Begleiter nicht antwortete.

Er drehte sich langsam um und schlug die Kapuze zurück. Sie hatte ein altes, verschrumpeltes Gesicht erwartet, doch ebenmäßige glatte Züge gaben dem schmalen Gesicht etwas Jugendliches. Sein langes, braunes Haar hatte er hinter seinem Kopf zusammengebunden, doch eine einzelne widerborstige, graue Strähne hing ihm ins Gesicht.

Seine Ohren waren ungewöhnlich lang und spitz doch am markantesten waren seine Augen. Sie wirkten so tief und traurig, wie sie es nur bei alten Menschen kannte. Der Fremde schenkte ihr ein müdes Lächeln und sie erinnerte sich an die alten Geschichten.

„Von Svanlaib und was er im Tal des Luth fand“ eine der wenigen Geschichten die den Bücherverbrennungen der Tjuredanhänger entgangen war. Sie waren also wahr, die Geschichten über einen Auserwählten in der neuen und alten Welt. Nuredred stand vor ihr, einst Diener des mächtigen Ahnherren Mandred, Sohn von Torgrid bei der Jagd nach dem Manneber.

Sie kniete nieder wie es, schon vor ihrer Geburt, Brauch war und streckte dem Erwählten jenen Unterarm entgegen, der die Tätowierung der Blutrose zeigte.

„Du bist Nuredred, ich Rangar, Tochter der Angrimmson, stehe in deiner Schuld.“

„Wir haben nicht viel Zeit, ehrenwerte Mandridin …“, er nahm sie sanft bei den Schultern und blickte ihr in die Augen. Dort wo seine Hände ihren Schultern berührten, breitete sich eine angenehme Wärme aus, die sich bald in ihrem ganzen Körper verbreitete. Sie fühle sich großartig.

Sie folgten einem kleinen, gemauerten Pfad, der entlang eines übelriechenden Stromes von Abwässern entlangführte. Das sie die Kanalisation so hoch gebaut hatten, verwunderte sie. Vielleicht war es ein alter Teil den sie nicht kannte.

„Weißt du, was hier los ist?“, hallte die Stimme des Auserwählten in dem dunklen Gang.

„Du meinst die Straßensperren, die wilden Verfolgungsjagden durch finstere Gassen?“

„Ehm, ja“, er blickte ihr nachdenklich entgegen und ihre Augen trafen sich.

Sie sortierte ihre Gedanken, atmete kurz ein schloss die Augen und begann kurz und sachlich zu berichten.

„Sie versuchen den Mandriden etwas zu anzuhängen. Überall wurden Anschläge verübt und unsere Zeichen hinterlassen. Einer unserer Agenten, ein guter Freund, war in einen Anschlag auf einen Pulverturm verwickelt. Sie haben alle Zeugen getötet, nun auch ihn. Mit meinem Tod wäre niemand mehr übrig der die Wahrheit kennt.“

Der Elf nickte.

„Und wie kommt es, dass du all das weißt?“

„Ich sprach mit unserem Agenten, bevor sie ihn … ermordeten. Ich bin die Letzte die von unserer Führungsriege in Anscians übriggeblieben ist. Glücklicherweise konnte er mir noch seine Silberfaust geben.“

„Was ist eine Silberfaust?“

„Es ist …, Moment, jetzt erklärst du mir erst mal was das alles war. Was war mit den Kugeln und den Wänden, wie ist das möglich war das ... Magie?“

Der Elf schmunzelte. Es gab seinem Gesicht einen beinahe friedlichen Ausdruck.
Ja, ihr Temperament hatte sie wohl von ihrer Mutter geerbt. Oder war sie gar ihre Großmutter gewesen?

„Ihr bezeichnet diese Gabe als Magie, aber ich bin der Letzte der sie wirken kann. Die Verbindung in das Reich meines Volkes wurde gespalten.“

„Ja, ich erinnere mich die Elfenkönigin tat dies. Doch eins verstehe ich nicht. Eure Truppen waren doch denen des Tjured zahlenmäßig weit überlegen? Warum habt ihr die Welt gespalten? Und warum habt ihr den Zusammenbruch herbeigeführt?“

Er seufzte. Hatte er wirklich so lange geruht?

„Nun die Geschichten sind nicht wahr, glaube mir das. Und der Zusammenbruch … nun wir hatten damit nichts zu tun. Ich denke da die Verbindung zu unserer Welt eher durch Zufall oder Gewalt geöffnet wurde, musste sie irgendwann zusammenbrechen. Die Menschen in diesem Teil werden in dieser abgespaltenen Welt gefangen sein, vermute ich.“

Man merkte das Nuredred diese Gänge kannte. Fast beiläufig, drückte er einen Stein tief in die Wand und eine geheime Öffnung gab den Blick auf einen noch älteren Gang frei, dem sie nun folgten.

Die Luft roch alt und faulig. Ragnar legte die Hand auf den Mund, während sie immer tiefer in das alte Gewölbe eindrangen. Alte verblichene Schriftzeichen die sie noch nie gesehen hatte, waren in die Wände eingraviert. Ein erhaltenes Wandgemälde erregte ihre Aufmerksamkeit, es zeigte eine Gestalt in die den Kopf eines Ebers und einen muskulösen Körper hatte. In einer anderen Zeichnung hatte diese auf einmal ein Geweih, den Oberkörper eines Menschen der auf dem Körper eines Hirsches ruhte. Faszinierend waren vor allem die violetten Augen, in denen sie sich fast verlieren konnte.

Sie riss sich von der Zeichnung los und folgte ihrem Führer.
Was wollten sie hier? Wie konnten sie von hier entkommen?

Der Gang mündete in einem kreisrunden Raum, seltsame Schriftzeichen bedeckten den Boden. Nuredred hielt inne.

„Zeit zu gehen ...“

„Moment mal, denkst du ich lasse meine Leute zurück?“

Entgeistert starrte der Elf sie an.

„Die gesamte Armee ist auf den Beinen und bald schon werden sie Jagd auf Mandriden machen und du machst dir Sorgen um deine Leute? Wir können froh sein, dass wir noch am Leben sind. Wir müssen hier weg!“

„Und wie bitte, mit deiner Magie mit der du durch Wände springen und Kugeln ablenken kannst? Und was machst du damit? Du rettest eine kleine Mandridin! Mann! Du könntest uns alle retten!“

Der Elf legte seinen Kopf schräg und betrachte Ragnar die ihn zornig ansah.
Erneut seufzte er.
„Gut ich gehe deine Leute holen!“
„Nichts da, wir gehen gemeinsam!“, erwiderte sie trotzig.
„Nun, dann wie gut kannst du klettern?“, fragte er entnervt. Dann lächelte er.


Blutstropfen



Langsam näherte sich der Tropfen den Boden. Obwohl das Geräusch minimal war, versetzte es die Wache unter ihm in Alarmbereitschaft. Glücklicherweise sah sie nicht nach unten um den Blutstropfen zu bemerken und sah sich stattdessen misstrauisch um. Noch einen Schritt ...

Wenn er jetzt nach oben blicken würde, würde er lediglich eine graue Wand sehen, doch er konnte nicht warten. Völlig lautlos kam Nuramon hinter dem Mann auf streckte seine Hand nach der Wache aus und rief leise das alte Wort für „Schlaf!“

Die Wache knickte ein und ein ruhiges Atmen war zu hören. Schwer atmend lief er weiter, die Hand an seiner Seite. Er hinterließ eine Spur von kleinen feinen Tropfen auf den dunklen Fließen.


Skrupel



Erinnerungen des Feuers




Ich war einst so heiß.
doch bin grauer Tod.
bleibt nur dunkle Asche.
grau statt glühend rot.


Und ich genoss meine Freiheit. Ich fand Nahrung und vermehrte mich. Und meine flammenden Kinder und Kindeskinder fanden Nahrung in der Stadt der Götter. Weise hatte der Schöpfer die Position meiner Saat gewählt. Doch die anderen Götter waren neidisch auf das Werk meines Schöpfers! Sie drangen in das Versteck meines Erschaffers ein und verwundeten ihn schwer. Nun wo mein letzter Funken, mein letztes Kind auf den glühenden Ruinen zu löschen droht, schlägt auch die Stunde meines Schöpfers. Erneut glimmt meine Glut, wie ein letztes Aufbegehren, reckt sich voll Hoffnung erneut eine kleine Flamme gegen den düsteren Himmel.




Die Entscheidung



Der Mandride vor ihm krümmte sich und sein Körper bäumte sich auf. Er bot einen grauenhaften Anblick. Schweiß hatte sich auf der Stirn des Fjordländers gesammelt und sein Haar hing in roten Strähnen vom Kopf. Mit Schaum vor dem Mund, sah er einem Tier ähnlicher, denn einem menschlichen Wesen. Vielleicht hatte er zu spät gehandelt! Der blonde Mann betrachte das Messer in seiner Hand. Er hatte das Messer eigentlich noch früh genug entfernt.

Das Gift würde den Blutkreislauf des Mandriden nicht mehr verunreinigen und verdammt er wollte, ja brauchte Antworten! Es war als hätte sein Leben in den letzten Minuten seinen Sinn verloren. Die Liebe seines Lebens diente dem Feind. Wie lange schon? War sein ganzes Leben mit ihr nur eine Lüge?! Das konnte, das durfte nicht sein!

Erst gestern hatte sie ihm gestanden, dass sie sein Kind in sich trug. Was würde der verdammte Hüter mit ihr, mit seinem Kind tun!?

Er gab seinen Männern vor dem Gebäude ein Zeichen. Der Mandride musste in ein Hospital. Vielleicht könnte er ihn gegen das Leben seiner Frau oder seines Kindes eintauschen. Wie ein schwacher Funke regte sich die Hoffnung in Francois.



Blutmond



Alla som åkte med Mandred
är nu döda, ja, är nu döda

Alla som åkte med Mandred
är nu döda, ja, är nu döda

Gundleif, Åsmund, Ragnar
är nu döda
är nu döda
Gundleif, Åsmund, Ragnar
är nu döda och nu fri.




Die voll Imbrunst vorgetragenen Gesänge drangen an das Ohr das Mannes, der in einer Ecke des Raumes saß. Er hatte eine breite Nase, tiefliegende Augen und ein freundliches Gesicht, dessen ockerne Farbe ihm fast das Aussehen jener in der Erde wachsenden Knolle gab, die man mittlerweile fast auf der ganzen Welt anbaute.

Manche meinten das sein Spitzname, gut zu ihm passte. Sie nannten ihn Hula.
Eigentlich hätte er beleidigt seinen müssen, doch was wussten diese Schmalnasen von seiner Kampfkunst, seinem Glauben und der Tradition seines Volkes? Als die ersten Prediger des Tjureds auf die Insel seines Volkes kamen, wollte man gar die „anstössigen“ Tänze verbieten. Doch der Pakt mit den freien Völker, zu denen neben den Hula, auch die Mecha, die Achz und die Todez gehörten, hatte der Besatzung der Kirche Tjureds ein jähes Ende bereitet.

Zusammen mit einigen versteckten Gemeinden im Fjordland und anderen Ländern bildeten sie die Mandriden, mittlerweile ein Synonym für alle Nichtgläubigen, für alle die sich dem Glauben an Tjured nicht unterwarfen. Er nippte an seinem Getränk und sog scharf die Luft ein. Mann, war das stark! Diese Fjordländer wussten, wie man einen guten Apfelschnaps brannte!

Der Gesang wurde jäh unterbrochen als eine ihrer Wachposten gehetzt in den Gastraum stürmte.

„Seht euch den Mond an! Der Mond !!“, brüllte er in den Schankraum und rannte umgehend wieder hinaus. Verwundert und auch verdutzt folgten ihm einige der Anwesenden.

Hula hob eine Braue. Schreie des Entsetzens drangen an sein Ohr und nun stürmte auch er hinaus. Alle starrten den Mond an, als hätte er sie in ihren Bann geschlagen. Im rötlichen Schimmer getaucht, erstrahlte der Blutmond am Himmel und zeigte zwei sich überkreuzende Äxte, die eine Rose bildeten. Die Blutrose!

Ein wütender Streit entbrannte unter den Anwesenden, wie das Zeichen zu deuten sei.
Hula betrachtete es und das Gefühl das es in ihm erzeugte gefiel ihm nicht. Die Kirche des Tjured hatte einen Frieden ausgehandelt, der seit fast einem Jahrzehnt galt. Dies hatte den Handel zwischen den Kolonien und dem Festland, aber auch den Mandriden beträchtlichen Wohlstand beschert. Manch einer munkelte, das die Kirche die Schwäche ausnutzen und ihren Einfluss in der neuen Welt auszubauen gedachte. Doch bisher belauerte man sich und solange alle vorsichtig waren, könnte dieser Frieden bewahrt werden. Deswegen war er in die alte Welt gekommen, um Gespräche mit den Kirchenobersten, den Heptarchen, zu führen.

Doch einzig Heptarch Hardwig, ein mit knapp vierzig Jahren für sein Amt junger Mann hatte ihn bisher empfangen. Dies war ein wichtiger Schritt gewesen, denn Hardwig unterstanden die Bewahrer und somit ein Großteil des Heeres. Während Hardwig verhandlungsbereit war und Jemand zu sein schien der zu seinem Wort stand, fehlte es ihm jedoch an politischen Einfluss. Aber die Gespräche waren ein erster Schritt für einen dauerhaften Frieden gewesen. Und nun dieses Zeichen! Niemand trieb einen solchen Aufwand, wenn es nicht ernst war.

Konnte es vielleicht bedeuten? … Nein, der Auserwählte war seit Jahrzehnten verschollen und vermutlich tot. Obwohl es leise war, herrschte auf einmal Stille als er zu sprechen anfing.

„Wir ziehen uns zurück! Ihr kennt alle den Treffpunkt. Nehmt nur mit was nötig ist.“
Mit diesen Worten wandte er sich ab ...


Der Brunnen



Ein einzelner Lichtstrahl drang durch ein kleines Fenster von der nahen Straße in das unterirdische Gemäuer. Mit schweren Brettern, hatte der Besitzer des Hauses, den alten ausgetrockneten Brunnen in seinem Keller bedeckt. In der Zeit des Festes, so munkelte man, würden die Welt der Alben und Elfen jene der Menschen kreuzen und einen Übergang bilden. In jener Zeit, so behauptete die Legende, war es jenen Wesen möglich aus der Tiefe der Erde in die Welt der Menschen einzudringen.

Hätte der Besitzer die Geräusche aus dem nahen Brunnen gehört, hätte er sich vielleicht an die alten Geschichten erinnert.

Ein schmaler Riss in der Mauer des alten Brunnes, reichte dem Elfen um sein eigenes Gewicht und das seiner Begleiterin zu halten. Ächzend zog er die Fjordländerin nach oben. Zu lange hatte er seinen Körper vernachlässigt, Kraft und Reflexe eingebüßt. Trotz der Macht des Albensteines war sein Körper ausgemergelt und schwach. Dies merkte er jetzt.

Mit einem Keuchen, schafften sie es auf einen kleinen, vorstehenden Stein und hielten inne.

„Meinst du das sie es sehen?“, fragte Ragnar leise. Selbst im Dämmerlicht des alten Brunnens, konnte man die weißen Zähne des Elfen sehen, der sie aufgrund der Frage anlächelte.

„Glaub mir, sie werden es sehen!“

Lange hatten sie diskutiert wie sie die Mandriden unauffällig warnen konnten, doch das Zeichen musste offensichtlich und deutlich erkennbar sein. Nuramon befürchtet zwar, dass dieses Zeichen auch den Verdacht der Tjuredkirche gegenüber den Mandriden bestätigen würde, doch wenn Ragnar recht hatte, war kein Mandride in Aniscans in den nächsten Stunden mehr sicher. Sie standen an der Schwelle eines Krieges, der alten gegen die neue Welt.

„Ich habe eine Idee ... Warum fliegen wir nicht?“, fragte sie enthusiastisch.
Nuramon war froh, das sie sein neuerliches Augenrollen nicht wahr nahm.

„Nun, das funktioniert nicht so einfach ...“

Er hob die Hände um zu erklären und ließ sie wieder sinken. Wie sollte er ihr begreiflich machen, das er ein Heiler war und die Macht über die Luft, hatte seines Wissens weder Emerelle, Noroelle oder Yulivee besessen, die alle ausgezeichnete Magierinnen waren. Magie hatte Grenzen, mit oder ohne Albenstein.

Der Stein schien vielmehr vorhandene Fähigkeiten zu verstärken. Jedem ihrer Völker, so sagte man, hätten die Alben vor ihrer Abkehr von der Welt der Sterblichen einen Stein hinterlassen. Es war nur eine Vermutung Nuramons, doch auch den Steinen schien eine besondere Gabe innezuwohnen. Sein Stein war mit der Erde verbunden, was ihn befähigte das Elemente nach seinen Willen zu formen und zu durchschreiten.

Der Elf schloss die Augen und sein Geist tastete nach den Steinen des Brunnes. Sein Geist streifte einen Nager der am Rand des Brunnes grub, er erfasste eine Vielzahl von Würmern und Getier denen dieses dunkle Reich als Lebensraum diente. Kleine Funken Energie drangen zu den Brunnensteinen vor und schoben sie scheinbar unendlich langsam aber sanft nach außen.

Sanft glühte auch der faustgroße Stein in seiner Hand.

„Weiter geht’s ...“

Ragnar seufzte und begann den Aufstieg. Es war nicht mehr weit.


Die Heptarchen



Eine schwere, gepanzerte Faust traf den Eichentisch der unter diesem Schlag erbebte.
Als Einziger im Raum trug der Verursacher dieses Schlages eine Rüstung, während die anderen wie üblich in klerikale Gewänder gewandet waren. Nur Heptarch Lucien ihm gegenüber trug eine nachtschwarze, unscheinbare Uniform. Für dieses Krisentreffen, hatte man bescheidenere Räumlichkeiten gewählt, wobei Hardwig dem kreisförmigen Platz mit den steinernen Thronen noch nie etwas hatte abgewinnen können.

„Wir können die Armee nicht in einen unnötigen Krieg ziehen lassen! Wir brauchen mehr Informationen und dürfen nicht aufgrund von Gerüchten Tatsachen schaffen!“

Seine braunen Augen blickten wutentbrannt in die Runde. Dies, seine Hakennase und sein schwarzes, kurzgeschnittenes Haar ließen ihn noch gefährlicher wirken. Zudem hatte er Recht! Alle Informationen die sie bisher erhalten hatten, waren ihnen von Hüter zugetragen worden. Das mussten die Anderen doch sehen!

„Ich bitte euch, Hardwig, guter Freund“, erwiderte eine besänftigende Stimme neben ihm. Er wandte sich um und blickte in ein Gesicht das zum großen Teil von einer weißen Augenbinde verdeckt wurde. Graue Stoppeln gaben dem ansonsten verhüllten Gesicht ein freundliches, harmloses Aussehen.

Hardwig wusste es besser.

„Wie ihr wisst haben wir bei fast allen Anschlägen, Zeichen der Mandriden gefunden. Auch steht außer Frage das sich die Königreiche der neuen Welt auf einen Krieg vorbereiten. Die Zeit des Wartens hat uns schwach gemacht ...“

„Außerdem haben wir brauchbare Beweise und Zeugenaussagen, von diesem, wie hieß er noch, dem Bewahrer, einer von euren Leuten die seinen Angreifer beschrieb.“, ergänzte Lucien, Anführer der „innerkirchlichen Angelegenheiten“.

„Diese Beschreibung war nichtssagend! Ein gesichtsloser, unverwundbarer Mann? Ich bitte euch, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass dieser Pierre dem Alkohol näher stand als mir lieb ist.“

„Wir können von Glück sagen, dass dieser Bewahrer überlebt hat. Die Luftröhre wurde nur um Zentimeter verfehlt. Glücklicherweise lähmt dieses Mecha-Gift nicht nur, sondern ...“

„Erspart uns dieses medizinische Fachsimpeln! Es könnte jeder gewesen sein. Wieso sollten die Mandriden mitten in den Friedensverhandlungen den Frieden brechen? Zudem wird dieses Gift ebenso von der Innerkirchlichen verwendet!“

„Wollt ihr uns etwa unterstellen etwas mit den Anschlägen zu tun zu haben? Das ist ja ungeheuerlich!“, echauffierte sich Lucien zornig und schlug mit beiden flachen Händen auf den Tisch.

Hardwig seufzte.

„Nein, aber ich meine damit, dass sich jeder der Zugang zu diesen Giften hat, dieses Szenario inszeniert haben könnte.“

Seine eigenen Worte klangen auch in seinen eigenen Ohren unglaubwürdig. Eine Verschwörungstheorie! Er war ein Narr diese Worte laut gesagt zu haben. Aber er hatte keine Informationen und eine Entscheidung musste getroffen werden.

Die Augen der sechs Heptarchen ruhten auf einem Mann der am Kopfende des Tisches saß. Er sah die anderen schweigend an, eine Aufforderung weiter zu argumentieren.

„Ihr könnt keinen Krieg wollen ...“ setzte Hardwig an.

„Warum nicht? Die neue Welt ist auch nur ein Ort den wir wie das Fjordland erobern können. Zudem haben wir einige brauchbare Hinweise, dass die Mandriden Artefakte besitzen und auch anwenden können. Heute hat eine Flüchtige gar eine Silberfaust eingesetzt ...“

Ungläubiges Zischen erfüllte den Raum.

„Das ist unmöglich, gegen diese Waffen wurde doch ein Embargo verhängt!“, meldete sich eine Stimme zur rechten Hardwigs. Die Stimme gehörte „Camillero“, Hüter der neuen Welt. Das war ja das reinste Schmieren-Theater!

„Dies würde auch erklären, warum der Zeuge seinen Angreifer für „unverwundbar“ hielt. Er trug eine Artefaktrüstung.“

„Zerquetscht sie nicht die Ungläubigen und jene die nicht reinen Herzens sind?“

Ein wütender Disput entfachte sich im Raum und tatsächlich war es ein Schock für die Heptarchen, dass die Mandriden über Artefakte verfügen sollten. Vor einigen Jahren, hatte man die Überreste einer vergangenen Zivilisation entdeckt. Ehrfürchtig, hatte man den Handel mit Artefakten unterbunden, doch einige hatten ihren Weg in die Hände einiger ambitionierter Kirchenanhänger gefunden. Nun hatten sie auch die Mandriden!

Ein leises Husten ertönte und alle sahen zu der Gestalt in weißen Roben am Ende des Tisches. Die Heptarchen hatten sich in Laufe der Zeit neu organisiert. Während zwei Fraktionen zu je drei Heptarchen, die Hüter und die Bewahrer stellten, übernahm der siebente Heptarch die Rolle des Schützers, des Protektors.

Er sollte zwischen den beiden Parteien vermitteln und ein Gleichgewicht zwischen den Kräften bilden, um Manipulationen und einseitige Entscheidungen zugunsten einer Seite verhindern. Dies verdankte man der Ränkeschmiede eines Gewissen Honoré, der auf der anderen Seite durch die Heilung von Bruder Gill post mortum zum Heiligen erklärt wurde. Der Legende zufolge hatte er sich bei der Schlacht um die Welt der Elfen todesmutig geopfert um seinen Verrat an den Heptarchen wiedergutzumachen. Da Entscheidungen der Heptarchen einer einfachen Mehrheit bedurften, musste jede der Seiten den Schützer oder ein Mitglied der Gegenseite überzeugen.

Leise begann der Schützer zu sprechen, sehr leise, und auf einmal herrschte Totenstille im Saal, da niemand die Worte des Schützers verpassen wollte.

„Wir können nicht zulassen, dass man uns ungestraft angreift. Wir können nicht schwach und hilflos Erscheinen! Selbst wenn die Mandriden nicht die Urheber dieser Anschläge sind, was ich aufgrund der drückenden Beweislast gegen sie bezweifele, wurden ihre Zeichen von vielen Tjuredgläubigen gesehen und mit Mord und Totschlag in Verbindung gebracht. Solltet ihr einen letzten Beweis suchen Hardwig, seht euch den Mond an.“

Alle Heptarchen senkten ihren Blick und dankten dem Schützer auf diese Weise für seine Worte.Das war eindeutig. Der Schützer hatte gesprochen und sich für die Seite der Hüter entschieden.

Es war die Verpflichtung Hardwig Beweise vorzulegen, die dem Gegenteil entsprachen. Dies konnte er bisher nicht. Hardwig atmete durch.

„Wir müssen rasch handeln. Entsendet eine Armee ins Heimatland der Mandriden, der neuen Welt. Lasst sie den Zorn der Kirche fühlen, auf dass sie niemals mehr wagen uns anzugreifen!“

„Und was schlagt ihr vor, eine Invasion? Wie können uns ein zweites Cht´úl nicht leisten!“

In dieser Schlacht hatten die Tjuredkirche eine der schwersten Niederlagen in der neuen Welt erlebt. Feuchter Nebel hatte die Waffen und das Pulver unbrauchbar gemacht und ein Großteil der Vorräte und Waffen war in die Hände der Mandriden gelangt. Vielleicht würde ihm dieses Argument etwas Zeit für eigene Recherchen bringen und den anderen Heptarchen die Tragweite eines Krieges vor Augen zu führen.

„Nun, ich muss hier dem Hüter des Wissens zustimmen“, meldete sich ein Mann zu seiner Linken zu Wort. Heptarch José, Bewahrer der Wirtschaft, war ein alter Greis, hatte aber einen wachen Verstand. Es war ungewöhnlich, dass er sich auf die Seite der Hüter stellte. Er galt zwar nicht als unbestechlich, doch für gewöhnlich war er auch keine Spielernatur. Hardwig vermeinte eine Schmunzeln auf den Lippen Heptarch Luciens zu vernehmen.

„Nicht nur das wir in diesen Zeiten über bessere Waffen verfügen als damals, auch unsere Schiffsbauer waren nicht ganz untätig. Wir konnten die Zeit nutzen um im geheimen eine Flotte zu bauen. Sie umfasst weit zwanzig mal mehr Schiffe, als wir bei der Dreikönigsschlacht aufboten.“

Hardwig runzelte die Stirn, er fragte sich wie viele Wälder für diese Flotte gerodet worden waren, dennoch änderte diese Botschaft Einiges. Truppen konnte man viele transportieren, doch Waffen brauchten Munition, Soldaten mussten essen und trinken, Pioniere brauchten Werkzeuge um Holz zu schlagen und Unterkünfte zu bauen. Da die Tjuredkirche nur wenige Kolonien ihr eigen nannte, musste man eine konstante Versorgung zwischen der alten und der neuen Welt gewährleisten. Ein anderer Vorteil einer so großen Flotte war, dass man überall zuschlagen konnte. Vielleicht konnte man die vereinten Völker ja spalten, indem man immer nur ein Volk angriff und so eines nach dem anderen aufrieb. Was Hardwig nicht passte, war die Tatsache, dass alles zu gut zusammenpasste.

Die Anschläge, die neue Flotte, von der ihm seine Spione bisher nichts berichtet hatten, die Zeugenaussagen zu den Artefakt Rüstungen, das Einlenken eines Bewahrers zu Gunsten der Hüter. Vielleicht steckte ja die Bruderschaft des Therdavans dahinter.

Er strafte sich und traf eine Entscheidung.

„Als Bewahrer des Aschebaums erkläre ich mich hiermit bereit eine Einheit bereits zu stellen, die Hütertruppen zu unterstützen, die in Aniscans beherbergten Mandriden gefangen zu nehmen und damit weitere Anschläge zu verhindern.“

Zustimmendes Nicken von allen Seiten.

„An welche Einheit, hattet ihr gedacht?“, fragte Lucien beiläufig.

„Die Trolle ...“, antwortete er prompt, was ihm einige überraschte Blicke einbrachte.

Es war immer gut ein Ass im Ärmel zu haben, dachte Hardwig bei sich.


Kriegsdämmerung



Die Geschichte der Mecha



Und so wurden die Mecha vertrieben von den Ländereien der Achz, verfolgt und getrieben in ein Sumpfland in dem sie sterben sollten. Verzweifelt standen die letzten Überlebenden dieses stolzen Volkes auf einer Insel mitten im Nichts, mehr tot als lebendig.

Doch dann, erschien Ihnen ein Zeichen. Ein einzelner Vogel landete auf einem alten Baum zwischen ihnen und sang leise sein Lied. Und der Wille der Mecha erwachte.

Und der Wille der Mecha war stark. Sie trotzen dem Sumpf fruchtbares Land ab, gewannen Essenzen aus den giftigen Pflanzen und gingen auf die Jagd nach den wilden Bestien der Gegend. Ihre Vertreibung hatte sie stark gemacht und am Rande des Zusammenbruchs, gründeten sie den Grundstein für ein neues Reich.



Zitiert aus: Die Geschichte der unterworfenen Völker von Bruder Ameri,


Kriegerin



Wie viele es noch waren mochte, sie nicht zu sagen. Wie viele Seelen hatte sie genommen? Sie hatte aufgehört zu zählen, denn nur das Überleben war noch von Bedeutung. Sie beugte sich nach hinten und drei Messer schlugen hinter ihr in die Wand. Sie richtete sich auf und sah zwei der schwarzen Schemen auf sich zukommen.

Die schlanke Frau duckte sich unter einem Schlag, trieb ihrer Gegenüber die gebogene Klinge in den Leib, drehte sich in einer fließenden Bewegung um ihre eigene Achse und versenkte ihre zweite Klinge im Körper des Anderen.

Wie eine Furie wütete sie zwischen den schwarz Gewandeten. Keine Bewahrer!
Wunderbar. Sie kannte die Tricks der Hüter, schließlich war sie eine Mecha! Nicht nur das sie dasselbe lähmende Gift verwendeten, sie waren auch dazu übergegangen, die Kampfkünste und die Bewaffnung ihres Volkes zu imitieren. Stümper!

Ihr kurzes schwarzes Haar war bereits von Blut und Schweiß durchnässt und es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis sie an dieser Stelle ihr Leben lies.

Sie stand inmitten von Gefallenen und atmete aus. Viele der Menschen hier waren ihre Freunde gewesen, doch auch etliche Feinde waren getötet worden. Sie sah sich nun umringt von weiteren Feinden und schloss die Augen. Sie war als Einzige noch am Leben.

Dann ertönten Schüsse. Vorsichtig öffnete sie die Augen und sah einen großen Kerl mit feuerroten Haaren der mit einem riesigen Schild bewaffnet einen Hüter vor sich her trieb. Hinter ihm nahmen zwei Fjordländer die nächsten Feinde aufs Korn.

Diese Hüter waren Narren! Hätten sie auf die Bewahrer gewartet, hätte der Angriff für die Mandriden in einem Blutbad geendet, doch irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass all das zu einem Plan gehörte.

Eine weitere Kapuzengestalt trat aus dem Schatten.

Leise flüsterte sie: Rückzug und wandte sich um.

So wie die Hüter gekommen waren, so verschwanden sie auch wieder und verschmolzen mit den Schatten der Straße. Sie wollte Ihnen nach, doch eine schwere Hand legte sich auf ihre Schulter.

Wir müssen weg von hier.

Zu spät hörte sie das Sirren, wich im letzten Moment aus und bemerkte das sich die Hand von ihrer Schulter löste

Das eine hatte ich noch, hörte sie eine gehässige Stimme aus den Schatten.


Fjordländer



Ungerührt ging der Mann mit dem Schild scheinbar unendlich langsam an den Beiden vorbei und stellte sich mit dem Schild schützend vor sie. Das Schild hatte fast die Größe eines Mannes und schütze den kompletten Körper. Dem Geräusch nach, das es beim Aufsetzen verursachte, musste es verflucht schwer sein. Es war unglaublich, dass die Fjordländer immer noch diese archaischen Methoden bevorzugten. Xochil blickte zu dem Mann der unter ihr lag. Das Messer ragte aus der Schulter des Mannes vor ihr.

„Keine Sorge, das ist Gundleif, der Bruder von Thorgrimm. Der hat das Training gemacht und sollte ein bisschen von diesem Mädchengift vertragen.“, brummte der Schildträger, während er die kleine Gruppe mit seinem Schild abschirmte.

Die junge Kriegerin wollte ihm brüsk antworten, doch dann zog der Fjordländer vor ihr, das Messer aus seiner Schulter und atmete schwer.

„Scheiße, dass Zeug ist ja besser als jeder Schnaps!“, keuchte er.

„Schnaps – bah! Honigwein, so wird ein Schuh draus!“, erwiderte der Schildträger.

„Los wir müssen weg“, meinte der Dritte und wandte sich Xorchil zu.

„Kommst du auch mit Süße? Wir müssen da noch in so ein Hospital wo sie Gundleifs Bruder festhalten!“

„Ihr geht nirgendwohin!“, hallte eine Stimme vor ihnen. „Ergebt euch oder sterbt!“

Langsam löste sich eine riesige Gestalt aus den Schatten der Nacht.
Wie ein Ungetüm aus längst vergangener Zeit, wie ein Menschenfresser aus den Legenden kam eine große Gestalt langsam Schritt für Schritt näher. Hinter ihr erschien eine Wand aus Stahl.

Der Hüne mit dem Schild spuckte aus.

„Das sind Bewahrer, bereitet euch darauf vor zu laufen.“, flüsterte der Rothaarige Ihnen zu.

Langsam löste er eine kleine Kugel von seinem Gürtel und betrachte sie.

Die anderen Fjordländer nickten Ihm zu, nur Xochil blickte verwirrt auf das seltsame Ding.

„Jetzt!“

Xochil brauchte einen Moment um zu verstehen, doch dann rannte sie, so schnell wie sie ihre Füße trugen. Als sie kurz zurückblickte, erkannte sie das der Fjordländer mit dem Schild zurückgeblieben war.

Lichtblitze zuckten auf, scheinbar hatten die Bewahrer das Feuer eröffnet. Sie hatte schon Wunden gesehen, die von diesen Waffen geschlagen wurden und es galt das Gerücht, dass sie ganze Reihen von Kriegern durchschlagen konnten.

Doch obwohl die Bewahrer als gute Schützen galten, traf sie keine einzige Kugel und sie atmete schwer aus als sie eine Häuserecke erreichte. Die Mauer würde sie nicht vor den Feuer schützen, dennoch wagte sie zurückzublicken.

Immer noch stand der Hüne hinter seinem Schild. Aus was für einen Zeug war das Schild?




Der Fjordländer hinter dem Schild brummte ein altes Lied um sich zu beruhigen. Er durfte jetzt keinen Fehler machen und musste den anderen etwas Zeit verschaffen! Vielleicht kam er ja selbst noch mit dem Leben davon.

Es stimme also, dieses Zeug war kugelsicher. Dutzende von Bleikugeln lagen vor und neben ihm verstreut und er war froh, dass keine Querschläger ihn getroffen hatten.

Wie viele Männer hatten sie schon mit diesen Schilden ausgestattet? Er stellte sich eine Welt vor, in der unzerstörbare Tjuredkrieger die letzten Bereiche der Fjordlande bereinigten und die übrige freie Welt unterjochten. Eine furchtbare Vorstellung.

Plötzlich bemerkte er den Schatten über sich und sah in ein eisernes Gesicht. Das was sie für einen „Troll“ gehalten hatten, war ein riesiger Mann in einer schweren, nachtblau schimmernden Rüstung. Ein schwerer Schlag traf sein Schild und schleuderte Ihn zu Boden.

Halb begraben unter dem Schild blieb ihm keine Wahl, als seine Geheimwaffe einzusetzen. Er schleuderte im Fallen die Kugel und traf die Gestalt mitten im Gesicht.

Er hielt den Atem an, als sich ein unsäglicher Gestank verbreitete. Nicht nur der Gepanzerte, sondern auch seine Begleiter die sich hinter mannshohen Schildern versteckten, krümmten sich nun auf dem Boden, ließen ihre Schilder fallen und würgten.

Die Verwirrung seiner Feinde nutzend und mit einer letzten Kraftanstrengung richtete er sich auf und zerrte das Schild kreischend hinter sich her. Einige Kugeln trafen das Schild und prasselten wirkungslos zu Boden.

Mit einem schiefen Lächeln und der Erschöpfung nahe erreichte der Hüne seine Begleiter.
„Zurück zum Rückzugspunkt, wir hatten unsere Chance Gundleif!“ Gundleif nickte.

Er war immer noch schweißgebadet und das Gift, machte seinem Körper noch immer zu schaffen. Langsam zogen sie sich in eine kleine Nische zurück und die beiden Fjordländer machten sich an der Wand zu schaffen, während der Andere sie mit dem Schild deckte.

Xochil nutzte die Chance um zu flüsternd zu fragen: „Wo hast du das Schild her?“
„Gefunden“, erwiderte der Hüne keuchend. Die Mecha rollte mit den Augen.

Ungewolltes Erbe



Baptiste fluchte innerlich. Hardwig, dieser verfluchte Dickkopf. Er war einer der wenigen Unbestechlichen und ein klassischer Bewahrer. Dies hatte ihn anfangs für den Posten als Oberhaupt der Bewahrer und Anführer der Armee ausgezeichnet, doch nun wurde man ihn nicht mehr los. Dutzende Attentäter hatte er bereits zu Tjured geschickt und sein engster Kreis war ihm dermaßen loyal ergeben, dass es schon fast an Hexerei grenzte. Hardwig würde weiter bohren und jedem Hinweis nachgehen, der die Mandriden entlasten würde. Doch nun blieb zu hoffen, dass niemand übrig geblieben war, der etwas wusste. Und ausgerechnet jetzt war Francois zu ihm gekommen …

„Was in Tjureds Namen tut ihr denn hier? Habt ihr nicht wieder irgendein Unglück anzurichten?“

„Wer hat es denn verpatzt und nicht nur eine wichtige Zeugin und den Attentäter entkommen lassen?“

„Was meint ihr denn damit?“, zischte Baptiste.

„Nun, er lebt und ist an einem sicheren Ort der nur mir bekannt ist.“

„Ihr seid ein Narr, ihr habt euch gegen die Bruderschaft gestellt ...“

„Ach, ich dachte es wäre meine Aufgabe mich um den Attentäter zu kümmern, doch dann seid ja zum Glück ihr aufgetaucht, um es zu vermasseln.“

Francois machte ein unschuldiges Gesicht.

„Außerdem habt ihr meine Frau attackiert, die mein Kind in sich trägt.“

Baptiste war überrascht, ließ sich aber nichts anmerken.
Ein Kind? Das änderte Alles! Er musste den Alten verständigen.



Schatten umgaben die beiden Gestalten, die kauernd das Gespräch mit angehört hatten.
Ragnar fühlte sich leicht wie Luft und Nuredred, oder besser Nuramon wie sie ihn nun nennen sollte, hatte ihr erklärt das menschliche Augen sie nicht zu sehen vermochten. Er hatte allerdings auch davon gesprochen, dass diese Wirkung nicht lange anhielt.

Thorgrimm war also am Leben und Francois hatte noch Gefühle für sie. Tatsächlich hatte sie nie vorgehabt ihn zu täuschen, zumindest nicht in jeder Hinsicht. Sie waren sich während des Studiums begegnet – er ein junger begnadeter Philosoph aus guten Hause, sie eine junge Fjordländerin mit mysteriösen Hintergrund die Archäologie belegt hatte. Er hatte sich so leidenschaftlich für die Belange der Freiheit und Gleichheit bemüht und hatte ihr eine Welt offenbart, in der jeder Mensch frei geboren und die gleichen Rechte wie Pflichten besaß.

Dann war er in die Bruderschaft eingetreten, es war für ihn anfangs wie ein Spiel und seine kometenhafter Aufstieg, zu einem höheren Beamten war mit vielen Annehmlichkeiten verbunden.

Doch der Preis hierfür war seine Seele gewesen. Sie hatte es zu spät bemerkt und hasste sich dafür. Nuramon stöhnte und die Schatten um sie lichteten sich. Erstarrt blickte sie zu Francois der ihr direkt in die Augen sah.



Francois fühlte sich großartig. Nicht nur das er Baptiste dort hatte wo er ihn haben wollte, es war auch etwas Anderes – Etwas tief in ihm, das „erwacht“ war. Ein seltsames Gefühl. Er griff danach. Sie wurden beobachtet, dort war etwas genau vor ihnen.

Wie aus dem Nichts erschienen dort zwei kauernde Gestalten. Es war wie in diesen verrückten Geschichten in denen die Alben aus einer fremden Welt in die Welt der Menschen übergingen.

Doch es schienen lediglich zwei Bettler zu sein, die dort in schmutzigen Umhängen vor ihnen kauerten. Als er jedoch einen näheren Blick auf die beiden Schemen warf, erkannte er Ragnar.

Die andere Gestalt zitterte vor Schmerz. Was hatte dieser Mann mit seiner Ragnar zu tun?
Der Bettler in dem grauen Umhang machte eine einfache Geste in ihre Richtung und sprach ein seltsames Wort. Während er gewahr wurde das Baptiste neben ihm zusammensackte, bemerkte er erneut dieses seltsame Gefühl. Er griff danach und der graue Mann vor ihm schrie.

Aus irgendeinem Grund „wusste“ er, dass dies ein Albenkind war. War Ragnar schon so verderbt das sie ihn mit einem Elfen betrog? Wut stieg in ihm auf und er zog seine Pistole hervor und schoss auf die Beiden.



Ein seltsames Gefühl bemächtigte sich Nuramons. Er hatte es schon einmal gespürt. Seinerzeit als Guillaume einen alten Mann mit verfilzten, grauen Haar geheilt hatte. Es war als würde jemand seine Seele aus dem Körper reißen. Er schrie und berührte zitternd den Albenstein und bemerkte wie der Sog schwächer wurde und verebbte. Mit Grauen sah er dem blonden Mann entgegen und erkannte seine Gesichtszüge. Noroelle! Guillaume! Er sah ihnen zum Verwechseln ähnlich!

Das konnte, das durfte nicht sein!

Er besann sich auf einen alten Zauber, den er in der Zeit des Exils in der Welt der Menschen oft eingesetzt hatte. Ein Wort der Macht das jeder Heiler kannte, das Wort für Schlaf. Doch es funktionierte nicht, denn während der Mann in der schwarzen Uniform fast sofort das Bewusstsein verlor, blickte ihm Noroelles Antlitz mit Hass verzerrten Augen weiter entgegen, zog eine Waffe und schoss.

Unendlich langsam schien es Nuramon, kroch die Kugel auf ihn zu und er sandte seinen Geist aus und schickte ihm ein Sandkorn entgegen. Magie hatte keinen Einfluss auf das verdammte Blei, aber man konnte die Kugel auf andere Art abfälschen oder ausweichen. Doch irgendetwas was anders als sonst, das Sandkorn wurde beiseite geschleudert und die Kugel folgte ihrem Weg. Er konzentrierte alle verbleibende Macht gegen die eindringende Kugel.

Seine Brust schmerzte und dann war dort wieder dieser Sog der nach seiner Seele zu greifen schien. Er spürte eine leichte Berührung an seiner Schulter und augenblicklich war er wieder Herr über seine Sinne. Der Sog war verschwunden. Fast vermeinte er heilende Magie zu verspüren, doch dies war lächerlich, ja unmöglich, denn Menschen konnten Magie nur zerstören, nicht wirken.

Er packte Ragnar bei der Hand und sprang in eine Wand. Weg von diesen schrecklichen, blauen Augen die ihn wutentbrannt anstarrten. Weg von diesem Gesicht, das er von nun an in dunklen Träumen sehen würde.

Nur weg!

Herr des Sandes



„Verfluchte Scheiße, sie haben uns umzingelt!“
Hula hätte es nicht besser ausdrücken können. Sein Geist raste. Sprengfallen! Überall in ihrem Rückzugspunkt waren Sprengfallen gewesen.

Sie hatten einen verdammten Verräter unter sich und nun blickte er in blau schimmernde Schilde die sie umringten. Von der anderen Gruppe, hatten nur Xochil und drei Fjordländer überlebt und sie hatten sich an diesem Platz getroffen. Insgesamt waren nur noch etwa zwanzig Mandriden übrig und dieser Marktplatz würde zu ihrem Grab werden.

Geschosse prallten von einem Schild ab, dass ein Mandride gegen das Feuer der Bewahrer gerichtet hatten. Diese „Trolle“ benannt nach den unverwundbaren, großen Riesen die man einst aus dieser Welt vertrieben hatte, stellten die Elite der Bewahrer. Heindalson, ein rothaariger Hüne war selbst ein „Troll“ gewesen, hatte sich Ihnen aber angeschlossen. Denn auch er war Mandride.

Hardwig war ein verdammter Verräter, denn diese Elitegarde unterstand seinen Kommando.


„Feuer einstellen!“, hörte man den gebrüllten Befehl. Eine vertraute Stimme! Hardwig!
„Hardwig, du Idiot! Wieso brichst du den Frieden!“, schrie Hula in die Nacht.

Eine große Gestalt kam in Sicht und bahnte sich einen Weg durch die Schildträger.
Sie trug eine blau schimmernde Rüstung, die aus dem selben Material zu bestehen schien, wie die Schilde. Ein unverwundbarer Krieger, ein Troll wie man ihn nur aus den Geschichten kannte.

Die Namenswahl empfand Hula als zynisch, hatte doch die Tjuredkirche selbst für die Ausrottung der Trolle gesorgt. Doch Hardwig mochte die Beziehungen zur Geschichte und zu mythischen Themen. Er hatte ihm in ihren Gesprächen verraten, dass solche Bezüge die Moral der Truppe hoben, da sie die Fantasie ansprachen. Hula hatte ihn wirklich gemocht, den Mann mit den schwarzen Haaren, den stechenden Augen und der Hakennase. Es sprach für ihn, dass er trotz seiner Stellung als Heptarch unter seinen Männern und an vordersten Front kämpfte.

Doch er war nur ein „Tjured“, sie waren doch alle gleich.

„Wir haben den Frieden nicht gebrochen … dies habt ihr getan. Selbst den Mond habt ihr … verhext!“, antwortete ihm eine kalte Stimme. Hula vermeinte Enttäuschung und verletzten Stolz in den Worten zu hören, doch vielleicht irrte er sich auch.

„Bereitet euch darauf vor, festgenommen zu werden.“

„So wie ihr die anderen „festgenommen“ habt.“, schrie die junge Mecha neben ihm, sprang auf und mit einem „Verrecke! Tjured!“ feuerte sie ihre Pistole auf den gepanzerten Krieger.

Ungerührt schüttelte der gepanzerte Krieger den Kopf.

Es war als würde man mit Kieselsteinen einen Drachen bewerfen. Die Schüsse prallten wirkungslos ab. Der Krieger legte den Kopf schief und schien in Richtung Xorchil zu blicken.

„Ich verspreche euch, dass ihr gut behandelt werdet. Es wird ein faires Verfahren geben und um die Verletzten wird sich gekümmert werden.“

„Das haben die Hüter auch behauptet und ...“

Ein Schuss krachte und Xorchil ging blutend zu Boden. Ein verdammter Scharfschütze!

„Feuer einstellen“, brüllte Hardwig, doch das Inferno nahm seinen Lauf. Mandriden wie Bewahrer eröffneten das Feuer.

Wind kam auf und die Schusswaffen verstummten, denn plötzlich trieb der Wind Sand mit sich.
Der Sand nahm Angreifern und Verteidigern die Sicht und drang durch Öffnungen, Gewehrläufe und kleine Spalten in den Sichtschützen der Helme. Obwohl der seltsame Sturm nur kurz andauerte, reichte es das Hardwig die Kontrolle über seine Männer wiedererlangte.

„Was zum ...“

Mitten unter den Mandriden war ein grauer Bettler aufgetaucht, der von einer rothaarigen Frau begleitet wurde. Er machte ein theatralische Geste Richtung Hardwig und sprach ein seltsames Wort. Hardwig lachte. Was sollte der Mist? Wo war dieser drittklassige Schausteller hergekommen, der scheinbar zu viel getrunken hatte. Glaubte wahrscheinlich er wäre ein Elf, der mit irgendwelchem „Hokus Pokus“ einen Krieger wie ihn zu Fall bringen konnte?

Nuramon fluchte. Erneut versuchte er die Macht zu kanalisieren, doch irgendwie wollte es nicht funktionieren – schon wieder. Das Lachen des gepanzerten Kriegers drang zu ihm hinüber. Vermutlich hatte er sich gerade zum Narren gemacht, aber sollten sie ihn ruhig unterschätzen.

Erneut krachte ein Schuss und er sah die Kugel heranrasen, genauso eine Kugel hatte er heute schon mal gesehen. Er legte den Kopf zur Seite und die Kugel drang hinter ihm in die Wand.

Raunen aus vielen Kehlen erfüllte den Marktplatz.

„Dies ist Nuredred!“ brüllte Ragnar und hob die Faust in den Himmel.
Der Name wurde von allen Mandriden geflüstert und das Flüstern wurde zu einem Echo, das über den Marktplatz hallte. Fast ratlos stand Hardwig unter seinen Bewahrern.

„Findet diesen verdammten Scharf ...“, weiter kam der Heptarch nicht, denn eine Kugel drang durch seine Rüstung und warf ihn zu Boden.

Während ein Schildwall sich um den am Boden liegenden bildete, eröffneten die anderen Bewahrer das Feuer. Was auch immer mit ihrem Anführer widerfahren war:
Jetzt hieß es, erst schießen, dann fragen!

Das Inferno brach los und Nuramon machte sich bereit für seinen Tanz. Die Hände hatten schon die ganze Zeit auf dem Albenstein gelegen und er konzentrierte sich auf den Sand.

Sand strömte in Gewehre und verstopfte Gewehrläufe und schob Kugeln aus ihrem Weg. Ein einzelnes Sandkorn konnte große Kraft entwickeln, wenn die Geschwindigkeit stimmte und er hatte fast zweihundert Jahre Zeit gehabt die Technik zu entwickeln. Den Durchbruch hatte ein Besuch in der Leere zwischen den Welten gebracht. Bedroht durch die Yindiz hatte er das Geheimnis seines Albensteines gelüftet. Zwei Jahre waren nicht viel in einem Elfenleben, doch die Zeit in der Leere waren ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen und hatten ihm eine neuen Einblick in die Zeit gewährt.

Und jetzt war es an der Zeit zu Gehen. Die Tjuredkirche würde sie alle töten, sobald sie herausfanden mit wem sie es zu tun hatten. Langsam versanken die Mandriden im Sand auf dem Boden und noch lange würde die Bewahrer von dieser Begebenheit erzählen ...


Die Bleikugel


Schatten und Heptarch



Dunkelheit herrschte um die Gestalt in der nachtschwarzen Kleidung, die auf dem Dach eines nahen Gebäudes lag. Das Gesicht des Scharfschützen hätte vielleicht ein sarkastisches Lächeln gezeigt, doch dort wo sein Gesicht sein sollte, war nur Schwärze zu sehen.

Erneut legte er an und zielte auf einen Bewahrer der den am Boden liegenden Heptarchen mit einem mannsgroßen Schild abschirmte. Was blieb ihm auch anderes übrig? Die Mandriden waren im Boden versunken, doch er hatte jetzt keine Zeit um über das Erlebte nachzudenken, dafür würde später Zeit sein.

Jetzt hieß es den Schaden maximieren und alles den Mandriden anzulasten. Zeit einen Heptarchen zu töten! Glücklicherweise hatte er die Mechaschlampe schnell genug erledigt, bevor sie alles verdorben hatte. Es war eine gute Idee gewesen, die Mandriden und Bewahrer aufeinander zu hetzen, doch dann war dieser „Messias“ erschienen und hatte alles verdorben.

Ein Schuss krachte und instinktiv luden seine Hände die Waffe nach. Der Bewahrer mit dem Schild fiel zu Boden und es öffnete sich eine kleine Lücke in dem Schildwall, die den Blick auf Hardwig freigab.



„Die Legierung ist das Beste was wir haben!“ „Sie ist unzerstörbar ...“

Wie Hohn hallten diese Worte aus seiner Erinnerung hervor. Wie im Wahn hörte er sie, wie sie ihn verspotteten, während er am Boden lag, verwundet in einer „unzerstörbaren“ Rüstung aus „der Legierung“.

Taktik beruhte auf der Grundlage von Logik und gesicherten Erkenntnissen. Jedoch stellten sich letztere viel zu oft als bloße Annahmen heraus.

Hardwig keuchte und spuckte Blut.

Ein Beispiel war seine Rüstung, seine Techniker hatten behauptet sie wäre undurchdringlich, doch nun lag er verwundet am Boden. Ein Heptarch der sich auf bloße Annahmen verlassen hatte, würde durch diese sterben. Was für Geschosse entwickelten eine solche Kraft?

Wie ein dummes Tier war er Mutmaßungen erlegen! Er streckte sich und mit seinen Keuchen zog er die seltsame Waffe hervor. Die Wache vor ihm brach zusammen und öffnete durch seinen Fall eine kleine Lücke im Schildwall. Der Schuss musste etwa von dort gekommen sein. „Hurensohn!“, brüllte Hardwig zielte und feuerte auf die Stelle an der er den Scharfschützen vermutete. Ein blauer Lichtblitz zuckte und näherte sich dem Dach, das von einer Explosion zerfetzt wurde.



Noch ein Schuss und es war erledigt! „Hurensohn!“ hallte ein Fluch zu ihm nach oben. Sein Finger legte sich an den Abzug, als eine Druckwelle ihn herumschleuderte und Teile des Daches auf ihn herabregneten. Kurz erblickte er Hardwig der mit einer Waffe auf ihn zielte. Ein blauer Blitz zuckte und im selben Moment ließ er sich vom Dach fallen. Er hatte gesehen was diese Waffe anrichten konnte. Über ihm wurde das Dach von einer Druckwelle auseinandergerissen. Was für eine Waffe! Was für ein Artefakt! Trümmerteile regneten auf ihn nieder, er wich ihnen aus, rollte sich an Geröll vorbei und trat fliegendes Gestein zur Seite. So bahnte er sich einen Weg durch das Inferno … einfach nur weg! Er wurde zu alt für so etwas!



Hardwig senkte die Waffe. Eine Hand hielt seine Seite und war voller Blut. Die Kugel schien nicht tief eingedrungen zu sein, aber es hatte wohl eine Arterie erwischt.

„Sendet die Späher in die Kanalisation und verfolgt den Schützen.“

Aus dem Schildwall traten vier leicht gepanzerte Bewahrer mit Armschonern und zwei Pistolen bewaffnet. Sie nickten sich kurz zu und rannten los.

„Und was ist mit ... euch?“, fragte einer seiner Hauptleute.

Er stöhnte …

„Hier in der Nähe ist sicher ein Hospital …, versucht inzwischen die Mandriden zu finden.“

Sein Adjutant nickte knapp.


Sand



Schwärze umgab sie. Keine Geräusche, keine Luft. Obwohl die Situation beängstigend war, verspürte sie ein Gefühl der Geborgenheit. Sie kannte dieses Gefühl, sie hatte es schon einmal gespürt. Sie konnte nicht sagen, wie es für die anderen Mandriden war die der Sand in die Erde gezogen hatte, doch sicherlich wagte niemand zu atmen.

Ob es Sekunden oder Minuten waren, vermochte sie nicht zu sagen. Doch irgendwann füllten sich ihre Lungen mit der fauligen Luft der Kanalisation und im Dämmerlicht erkannte sie die kleine Schar vom Marktplatz.

Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als es neben ihr in der Wand lautstark hämmerte.
Nuramon trat neben sie und griff in das Gestein neben ihr. Er zog einen rothaarigen Mandriden aus der Wand, der einen großen Schild umklammert hielt und schwer atmete.

Ekel zeigte sich auf dem Gesicht des Elfen. Langsam berührte er das seltsame Schild des Fjordländers, als er es berührte erschauderte er. Dann wandte er sich wortlos um. Ragnar verstand ihn nicht – er war so still, seit dieser Sache mit Francois.

Die Macht des Auserwählten schien Grenzen zu haben, doch ohne ihn wären sie nicht mehr am Leben. Sie wollte ihm so viele Fragen stellen – über Francois, über die fremde Macht die auch sie gespürt hatte, doch seit sie auf der Flucht waren, hatte es keine Gespräche mehr gegeben. Irgendetwas beschäftigte ihn und Ragnar fühlte sich schuldig.

Schuldig das sie ihn für das Leben von Freunden und Mitstreitern in Gefahr gebracht hatte. Doch wie hätte sie ahnen können, dass Francois über so eine Macht gebot? Wortlos führte Nuramon die kleine Gruppe an und Fackeln entflammten sich auf ihrem Weg.

Plötzlich hallte das Geräusch schwerer Schritte durch die Kanalisation. Vor Ihnen kam ein leicht gepanzerter Soldat mit Armschonern aus diesem seltsamen Metall in Sicht. Als er sie erspähte zog er in einer flüssigen Bewegung zwei Pistolen aus seinem Halfter und legte auf Sie an.

„Ich habe sie! Stehen bleiben oder ich schieße!“, hallte die Stimme des Soldaten.

Nuredred, nein Nuramon, sprach nur ein Wort und der Soldat sackte zu Boden.
Er blickte sich zu den anderen um …

„Fasst euch bei den Händen“, sagte er leise.


Die Bitte



Erneut wurde es schwarz und Hula vernahm ein leises, schleifendes Geräusch, als wenn etwas Schweres über Sand gezogen würde. Zuvor waren sie im Sand versunken, selbst die blutend am Boden liegende Xorchil. Er hielt ihre Hand und spürte das die Wärme langsam entwich. Doch die Wunder die er an diesem Tage gesehen hatte, würde er wohl noch seinen Enkelkindern berichten. Alles war so schnell gegangen und nun schien das Ende ihrer unwirklichen Reise erreicht und er atmete faulige Luft ein, doch er atmete.

Es war als hätte die Wand ihn und die Anderen in einer Welle aus Sand ausgespiehen.

Im Dämmerlicht erklomm eine kleine blau glühende Lichtkugel in der Hand ihres Anführers und erhellte den Raum.

Der Raum war kreisrund und seltsame Schriftzeichen bedeckten Boden und Wände. In gleichmäßigen Abständen ragte grauer, grob behauener Fels wie eine Säule aus den Wänden.

„Wisst ihr wo wir sind?“, flüsterte eine von Ehrfurcht erfüllt Stimme neben Hula.
„Die Geschichte sagt, das der alte Tempel von Aniscans auf einem alten Steinkreis errichtet wurde. Das muss hier sein …!“

Die Stimme gehörte einem rothaarigen Fjordländer, dessen Haar zu kleinen Zöpfen geflochten war, Hula war er als „Gundleif“ bekannt. Nuramon war überrascht, dass dies noch bekannt war, doch das Ganze stimmte nicht ganz. Dies war zwar die Stelle, an der der Steinkreis sich befunden hatte, doch waren sie viel tiefer unter der Erde. Dies erklärte auch warum der Albenstern unter Aniscans noch aktiv und nicht von den Ritualen der Tjuredpriester versiegelt worden war. Auch musste der Devanthar diesen Stern einst benutzt haben, denn auch hier hatte er Zeitfallen errichtet. Nuramon war nicht oft durch Albensterne gereist, doch mittlerweile kannte er die Fallen die dort platziert wurden. Außerdem erschien es ihm, das diese seit dem Tod des Devanthar erheblich schwächer waren. Dennoch hatte irgendwie ein Erbe überlebt und Kinder in die Welt gesetzt …

Kurz überlegte Nuramon ob er das Missverständnis um den Steinkreis klären sollte, entschied sich aber dagegen. Er gab der Lichtkugel einen kleinen Klaps mit er Hand und sie schwebte in die Mitte des Raumes und erhellte diesen vollständig. Nuramon blickte besorgt zu Ragnar, dann fiel sein Blick auf Xorchil. Er wusste das Ragnar einige Fragen hatte, aber das musste warten.

Die kleine, schlanke Kriegerin lag blutend am Boden. Noch immer hielt sie die Hand ihres Begleiters umklammert, wie einen Anker der sie im Leben hielt. Er trat neben sie und legte seine Hand auf die Wunde. Er kniete sich neben sie und den Mann neben ihr, der ein Angehöriger des Inselvolkes war. Immer noch hielt er ihre Hand, blickte Nuramon in die Augen und nickte ihm zu. Nuramon legte seine Hand auf die Wunde schloss die Augen und konzentrierte sich, bis sein Geist in den Körper der Verwundeten eindrang. Ein Durchschuss, Glück im Unglück. Aber da war noch etwas Anderes – Etwas das seinen Geist zu blockieren schien. Der Elf stöhnte leise, stoppte die Blutung, reinigte und reparierte Gefäße, heilte Gewebe und regte die übrigen Zellen zur Regeneration an.

Mit dem Albenstein hätte er ihre Verletzung vollends heilen können, doch diese Magie hatte einen Preis, den er nur nur im Notfall zu zahlen bereit war. Als er die Augen aufschlug und die noch immer leicht blutende Wunde betrachtete, seufzte er. Verbandszeug hatte er nie benötigt, doch nun hätte er es wirklich gut gebrauchen können.

Auch Ragnar betrachtete das Geschehen. Alle hatten sich um Nuramon und die fremdländische Kriegerin versammelt und wurden Zeuge der Heilung. Als der Elf seine Hand auf die Wunde legte, vermeinte sie einen Ruck in ihrem Körper zu vernehmen, wie ein kleiner Tritt von innen. Aber das konnte unmöglich das Kind sein! Sanft legte sie nun ihre Hand auf ihren Bauch und der Schmerz ebbte augenblicklich ab. Der Auserwählte blickte auf.
„Nun, dann sollten wir von hier verschwinden ... ich ...“

Der Elf stockte und blickte sich ratlos um. Einige der Mandriden scharrten mit den Füßen, andere wichen seinem Blick aus. Dann trat jener Fjordländer mit den geflochtenen Zöpfen vor, der die Bemerkung zu dem Steinkreis gemacht hatte.

„Mein Name ist Gundleif, ich bin euch zu Dank verpflichtet und schulde euch mein Leben. Es gibt da jedoch etwas um das ich euch bitten muss ...“


Blutstropfen



Langsam näherte sich der Tropfen den Boden. Obwohl das Geräusch minimal war, versetzte es die Wache unter ihm in Alarmbereitschaft. Glücklicherweise sah sie nicht nach unten um den Blutstropfen zu bemerken und sah sich stattdessen misstrauisch um. Noch einen Schritt ...

Wenn er jetzt nach oben blicken würde, würde er lediglich eine graue Wand sehen, doch Nuramon konnte nicht warten. Völlig lautlos kam Nuramon hinter dem Mann auf, streckte seine Hand nach der Wache aus und rief leise ein Wort der Macht: „Schlaf!“

Die Wache knickte ein und ein ruhiges Atmen war zu hören. Stoßweise atmend lief er weiter, die Hand an seiner Seite. Er hinterließ eine Spur von kleinen, feinen Tropfen auf den dunklen Fließen.

Irgendwie kam ihm das Ganze bekannt vor. Er hatte sich gefragt, warum ihm die Heilung der Mechakriegerin so schwer gefallen war. Ganz einfach, er war selbst verletzt. Eine der Kugeln hatte ihn getroffen und er hatte es nicht einmal bemerkt. Es war die Kugel dieses Menschen gewesen, des Erben, doch das war nur eine Vermutung.

In diesem Hospital sollte der Mandride liegen, der letzte Mandride in Aniscans und einer ihrer wichtigsten Spione. Eigentlich hatte er geglaubt diesen letzten Weg, viel schneller zurückzulegen, doch irgendwann hatte er das Einschussloch entdeckt. Im Dämmerlicht der Lichtkugel, war es auch den anderen nicht aufgefallen.


Täuscher



Ich hatte gerade die Nachtschicht übernommen, eine undankbare Arbeit am Tag des Festes der Heiligen, denn wie immer an Feiertagen waren wir chronisch unterbesetzt. Kein Wunder als eine der wenigen weiblichen Ärzte in Aniscans. Doch niemals hätte ich gedacht, das Tjured selbst in Gestalt eines alten Bettlers auftauchen würde!!

„Bei Tjured, helft mir!“, rief der verkleidete Tjured verzweifelt und sank zu Boden. Angetan war mit einem schlichten grauen Mantel und trug fremdländische Kleidung.

Er blutete aus einer Wunde im Oberkörper. Natürlich eilte ich und ein anderer Helfer herbei um ihm aufzuhelfen. Wir brachten ihn gemeinsam in einen Behandlungsraum und ich besah mir die Wunde. Er beharrte darauf, das wir nur die Kugel entfernen sollten, den Rest würde er schon schaffen. Und noch eines war seltsam, denn er hielt noch immer seinen Kopf in der Kapuze verdeckt.

Ich war verdutzt – am Anfang dachte ich das der arme Mann aufgrund von falschen Stolz oder Exzentrik eine richtige Behandlung ablehnte. Doch nun weiß ich, das dies ein Test an meinen Glauben war, denn ein Jeder hat das Recht auf eine richtige Behandlung.

Ich desinfizierte mein Gerät mit Alkohol und machte mich ans Werk. Als ich die Kugel auf die beigestellte Schale legte, blickte ich verdutzt, denn ein solches Projektil hatte ich noch nie gesehen. Es schien nicht aus Blei, sondern einem viel härteren und starren Material zu bestehen. Mit freundlichen braunen Augen blickte mir Tjured entgegen und sprach leise ein Wort in meine Richtung. Plötzlich überfiel mich eine große Müdigkeit und ein sanfter Schlaf legte sich über mich.

Als ich erwachte hörte ich von den Wundern die Tjured vollbracht hatte. Die Verletzungen vieler Todkranker waren geheilt worden. Auch ein gefangener Mandride war verschwunden. Vermutlich hatte Tjured diesem seiner gerechten Strafe zugeführt.

Ich bin nie ein religiöser Mensch, doch nun bete ich jeden Abend und für meine Patienten und für unseren Herren.




Aufbruch



Der Koboldelf



Ein kleiner, rothaariger Junge lugte hinter der Ecke hervor. Seine grünen Augen und sein schelmisches Lächeln hatten ihn schon aus vielen Schwierigkeiten geholfen. Die Leute waren einfach vernarrt in ihn. Da störte es nicht, wenn er sich ab und zu daneben benahm und mal etwas mitgehen ließ – nun ja das stimmte nicht ganz. Es wahr vielmehr ein Tauschgeschäft, jawohl, er nahm sich einen Apfel und ließ dafür einen Knopf zurück oder eine Eichel – eine kleine Aufmerksamkeit eben. Hier irgendwo hatte er ihn doch gesehen – Nuramon! Er witterte. Ja sein Geruch lang noch in der Luft. Leichtfüssig tänzelnd tapste er zu der Tür in der der Elf verschwunden war und öffnete sie.

Nanu, das war kein Behandlungsraum sondern eher eine Zelle! Nicht ganz, er kannte ja Zellen, da gab es Wachen und so … hm. Hihi! Hier lag ein Mann in einer schwarzen Uniform und schnarchte, das war wohl die Wache. Nuramon musste einen Schlaf auf ihn gelegt haben. Komisch ein Kobold hätte dasselbe getan. Er legte seine kleine Hand vor den Mund und lachte verschmitzt.

„Nuramon der Koboldelf ...“, er kicherte erneut bei dem Gedanken und für einen ganz kurzen Moment, konnte ein genauer Beobachter eine Veränderung an dem kleinen Jungen bemerken. Für einen kurzen Moment, erschien der Kopf eines Fuchses der sich vor Freude hob und senkte.


Alte Liebe



Nuramon führte den Mann, der sich als Thorgrimm vorgestellt und sich überschäumend bedankt hatte durch die dunklen Gänge. Der Fjordländer war ihm sichtlich dankbar, doch hatte er in seinen Augen etwas gesehen, das ihm auch bei den anderen Mandriden aufgefallen war, Angst und Argwohn.

War das verwunderlich? Er hatte sie durch Stein transportiert und wie durch ein Wunder war niemand in der festen Erde umgekommen. Doch dies und die Kugel in seinem Leib hatten seinen Tribut gefordert. Zwar hatte er die Wunde verbunden, doch ihm fehlte die Kraft sie vollends zu schließen, daher hatte er Verbandsmaterial im Hospital „geborgt“.

Selbstredend hatte ihn Thorgrimm verbunden, doch auch hier war der Fjordländer mit Bedacht, ja Skepsis vorgegangen. War es wirklich nur die Ehrfurcht, oder war dort etwas Anderes, dass er nicht wusste. Wie lange hatte er geruht? Zwanzig, dreißig Jahre? Was zählte dies schon in einem Elfenleben? In der Welt der Menschen, war dies jedoch eine halbe Ewigkeit. Er wünschte er hätte sich gegen das Leid verschließen können, das er in diesem Hospital gespürt hatte. Doch es ging nicht, nie wieder.

Der Preis für die Aufhebung des Bannspruches, zum Gefängnis seiner Geliebten die sich für Farodin entschieden hatte, war das er das Leiden anderer niemals würde aussperren können. Es freute ihn für Farodin und Noroelle, ja es hatte ihn wirklich gefreut. Doch mit der Zeit war die Freude der Bitterkeit gewichen, verbunden mit der Erkenntnis allein zu sein.

Und nun nachdem er das Gesicht seiner geliebten Noroelle heute wieder gesehen hatte und seine hassverzerrten Augen nicht mehr aus seinem Gedächtnis würde tilgen können, musste er sich einer Frau stellen, die seiner menschlichen Geliebten vor so langer Zeit ähnlich sah, vielleicht sogar ihre Tochter, Enkelin oder Urenkelin war.

Wie hatte sie sich vorgestellt? Ragnar, Tochter der Angrimmson, ja erinnerte sich. Die Tochter Maliks würde vor ihn treten. Es war nicht überraschend das Malik in einem anderen Hafen, wohl einen Geliebten hatte, doch irgendwie schmerzte sein Herz bei dem Gedanken. Vier Jahre waren sie zusammen gewesen, er hatte ihr die neue Welt und ihre Wunder gezeigt und sie hatten sich aufrichtig geliebt. Doch irgendwann musste Malik in die alte Welt zurück. Sie hatte ihm noch oft geschrieben, auf verschlungenen Pfaden im neu entstehenden Informationsnetzwerk der Mandriden. Doch dann hatten die Briefe abrupt geendet, das einzige was er noch erfahren hatte, war das ihr Schiff als verschollen galt. Obwohl er die Überreste des Schiffes fand, hatte er ihren Leichnam nie gefunden. Er konnte nun verstehen was sein alter Freund Mandred empfunden haben mochte, als er erfuhr das sein Sohn und seine Frau längst tot waren und er nie Gelegenheit haben würde sie wieder zu sehen. Alles in dieser Welt war so flüchtig, so vergänglich. War auch seine Liebe dazu verdammt unglücklich zu enden?

Während er seinen trübsinnigen Gedanken nachhing, führten ihn seine Schritte instinktiv zu einem alten Mauerstück der Kanalisation. Es erstaunte ihn, dass ihm der Gestank nichts mehr ausmachte. Aber er war nie ein Elf gewesen, den der Gestank oder das Leben in der Menschenwelt etwas ausgemacht hatten. Ollowain hätte vielleicht ein parfümiertes Taschentuch hervorgezogen? Er schmunzelte bei dem Gedanken an den Elfenkrieger der bei der Schlacht um die Elfenwelt sein Leben gelassen hatte. Wie automatisch legte er eine Hand auf den alten, abgegriffenen Stein, der die Öffnung in den alten Tunnel freigab. Er schritt durch die Öffnung und hing weiter seinen Gedanken nach. Er lauschte den Schritten Thorgrimms und folgte dem Weg den der Tunnel vorgab.

Sie näherten sich langsam dem Raum mit dem Albenstern, doch irgendetwas stimmte nicht. Die Lichtkugel war nicht dort vor er sie zurückgelassen hatte. Langsam legte er die Hand an die schmale, schlanke Klinge an seinem Gurt. Er verwendete sie nicht oft, doch es gab ihm nach so vielen Jahren ein gutes Gefühl sie wieder in den Händen zu halten. Er bedeutete Thorgrimm zu warten und schlich langsam näher in den Gang. Fernab das Scheins der Lichtkugel betrachtete er die sich bietende Szene.

Sein Herz blieb bei diesem Anblick einen Moment stehen ...

Ein alter Bekannter



Hardwig knurrte. Der Protektor hatte ihn eigens im Hospital aufgesucht und sich nach seinem Befinden erkundigt. Er hatte ihm auch offenbart, dass ein Großteil der Armee bereits zu den nahen Häfen beordert wurde. Natürlich würde das Ganze noch etwas dauern, bis Vorräte beschafft und alles verladen war. Aber bald würde es eine neue Front geben und er musste sie anführen. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn ein Schwachkopf die falschen Befehle gab – vielleicht Lucien oder Camillero. Nicht auszudenken! Nein er musste in die neue Welt. Vielleicht ließ sich ja dort noch ein größeres Blutvergießen verhindern. Zudem würde ein schneller Sieg, seine eigene Position deutlich stärken.

Aber ein Krieg an sich, war unausweichlich geworden. Pierre, dem Bewahrer, ging es erheblich besser. Er war fast tot, als er ihn zuletzt sah, doch es hatte eine Reihe von Wunderheilungen gegeben, die ganze Stadt sprach bereits davon. Auch Pierre hatte dieses Wunder erlebt. Ohne die Aussage dieses Bewahrer über einen bewaffneten, gesichtslosen Krieger der ihn und seine Leute niedergestreckt und die Zeichen der Mandriden hinterlassen hatte, hätten die Heptarchen vielleicht nicht so schnell eingelenkt. Er hatte ihn persönlich verhört, doch die Aussage Pierres war klar und deutlich. Aber er konnte weder bestätigen, noch widerlegen das der gesichtslose Mann ein Mandride war oder ob er ein Artefakt bei sich trug.

Doch die martialischen Kampftechniken die Pierre beschrieb, wiesen auf einen sehr antiquierten Stil hin, der längst überholt war und somit eher zu den Mandriden passte. Pierre war aufgeweckt und er hatte schon eine Idee, wo er den jungen Mann einsetzen würde.

Er hatte gehört das zwei Hüter in die neue Welt strafversetzt worden waren. Man hatte diesen beiden Führungspositionen der Armee zugesprochen … wie waren noch ihre Namen?
Francois und Baptiste? Nun vielleicht sollte sich Pierre zu ihnen gesellen und ein Auge auf die beiden haben.

Hardwig schmunzelte, dann verzog er vor Schmerzen das Gesicht. Hätte dieser dumme Wunderheiler nicht auch ihn heilen können? Schließlich war er Heptarch. Er grummelte. Etwas hatte ihn zutiefst erschrocken. Die Kugel in seinem Leib war nicht aus Blei, sondern aus Legierung gewesen! Diese Kugeln herzustellen musste ein Vermögen gekostet haben, wenn man das Embargo bedachte. Hatte die Bruderschaft es tatsächlich gewagt, das Embargo zu brechen und den Schussbefehl auf einen Heptarchen erteilt?

Er musste erneut mit dem Protektor reden, auch wenn es eine letzte, ungehörte Warnung blieb.


Elfenkind



Die blau schimmernde Kugel aus Licht beleuchtete Ragnar die neben der verletzten Kriegerin kniete und ihre Hände auf die Wunde legte. Nuramon wartete auf den Sog, den Griff nach seiner Seele die ihm die Magie zu entziehen drohte. Doch dies hier war anders. Es gab keinen Stoß oder Ruck, das Erwartete blieb aus. Sie war kein Erbe des Devanthar´s.

Doch Ragnar heilte! Doch das, war völlig unmöglich! Kein Menschenwesen hatte je die Magie beherrscht, woher hätte sie dies auch lernen sollen? Es gab in jeder menschlichen Kultur die er kennengelernt hatte „Schamanen“, „Arkanisten“ oder „Zauberer“ die behaupteten über die Kräfte der Geister, der Elemente oder der Natur zu verfügen, doch dies war etwas Anderes, wahre Magie.

Wie Nuramon sie zuvor gewirkt hatte. Heilung war etwas für das man lange Jahre Erfahrung brauchte, das man schwerlich intuitiv erlernen konnte. Woher hatte Ragnar also dieses Wissen, wenn sie gerade mal über die Erfahrung ihrer 20 Erden Jahre verfügte …

Er betrachte Ragnar entsetzt, die gezogene Klinge noch immer in seiner Hand haltend. Er bemerkte die leicht spitzen Ohren und die feinen Wölbungen des Gesichts. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Malik hatte nie einen Geliebten gehabt, Ragnar war seine Tochter! Er wusste es einfach! Doch wieso hatte sie dies vor ihm verborgen?

Epilog



Nuramon hatte sich gefasst, versuchte sich nichts anmerken zu lassen und war mit Thorgrimm in den Lichtschein der Kugel getreten. Er hatte vieles erwartet, doch nun brandete Jubel auf, trotz der schlechten Luft, der toten Freunde und einem heraufziehenden Krieg gab ihnen die Rettung Thorgrimm´s Hoffnung zurück, Hoffnung auf eine neue Chance. Er hatte viele Fragen, genauso wie Ragnar, doch das musste warten.

Nuramon erklärte ihnen kurz den Weg durch die Albenpfade. Zwar hingen die Mandriden an seinen Lippen, doch Unglauben trat auf die Gesichter als er von den Gefahren beim Verlassen des Pfades berichtete. Doch Gundleif, der sich als sehr belesen herausgestellt hatte, kannte eine alte Geschichte über Mandred wie dieser in einer alten Bibliothek einem Pfad aus Licht folgte, den seine Begleiter gewoben hatten. Tatsächlich beschrieb Gundleif in einer einfachen Sprache, was der Elf zuvor gesagt hatte und die Mandriden nickten verständig.

Er seufzte und kniete sich vor den Schriftzeichen nieder. Sieben Albenpfade kreuzten sich und er würde zu jenem Ort zurückkehren an dem seine Reise begonnen hatte. Ein Bogen aus Licht entstand mitten in der Höhle. Der Elf blickte zurück.

„Bald wirst du deine Brüder und Schwestern wiedersehen ...“, sprach Nuramon im Dialekt der Inseln den Angehörigen des Inselvolkes an.

Zuerst trat Verwirrung in die Züge des Mannes, doch dann entblößte sich ein freudiges Lächeln auf seinem Gesicht.

„Ich werde noch meinen Kindern und Kindeskindern, von dem Tag berichten, als ich dich traf. Nuramon, Auserwählter ...“


Glossar: Aufstieg der Bruderschaft
Personen


Hauptcharaktere



Alte: Der Alte ist eine mysteriöse Figur und Gründer der Bruderschaft des Therdavan, die aus dem Hintergrund die Eroberung der neuen Welt plant. Die Ziele seiner Organisation liegen aber in den Schatten verborgen.

Baptiste: Hüter, Assassine, Nahkämpfer und wichtiges Mitglied der Bruderschaft. Hat direkten Kontakt mit dem "Alten" und geht für die Ziele der Bruderschaft über Leichen. Er ist eine Art Kommandoeinheit.

Francois: Geliebter Ragnars und Mitglied der Bruderschaft des Therdavan. Er trägt seine blonden Haaren lang, seine blaue Augen und seine adelige Abstammung machen ihn zu einem Frauenschwarm. Selbst ist Francois nur eine Spielfigur dunkler Mächte und ist wahrhaft verliebt in Ragnar - was ihn nicht ungefährlicher macht.

Nuramon: Nuramon hatte viel Zeit um seine Fähigkeiten als Heiler und als Magier zu vervollkommnen. Doch die Befreiung seiner Geliebten Noroelle hatte einen schrecklichen Preis, da er nun die Empfindungen anderer Wesen spüren und nicht mehr aussperren kann. Dies und die Zeit in der Welt der Menschen in er nur Krieg und Tod erlebte, hat ihn zu dem Entschluss gebracht der Welt den Rücken zu kehren. Lange Zeit war ihm nicht bewusst welche Fähigkeiten dem Albenstein inne ruhten. Durch einen Besuch in der Leere zwischen den Albenpfaden hat er das Geheimnis seines Albensteins entschlüsselt.

Ragnar: Rote Haare und grüne Augen unterstreichen die Schönheit der Tochter der Entdeckerin der neuen Welt der Fjordländerin "Malik Angrimmson". Der Name Angrimmson heißt eigentlich Angrimms Sohn, durch die Reformation der fjordländischen Namen durch Tjuredkirche kam es dazu, dass Malik und jetzt Ragnar diesen Namen tragen. Ragnar ist eine gute Kämpferin, aber auch stur und gewohnt ihren Kopf durchzusetzen.

Schatten: Ein gesichtsloser Mörder, der im Sinne der Bruderschaft agiert.


Nebencharaktere



Gundleif: Ein Fjordländer - Bruder von Thorgrimm - der Attentäter vom Pulverturm. War aufgebrochen um seinen Bruder zu retten.

Heindalson: Angehöriger der Armee Tjureds, ein Bewahrer und ein ehemaliger "Troll". Ist als rothaariger Hüne mit einem Schild beschrieben. Ist sehr stark, redet nur das Notwendigste und hat eine Vorliebe für Honigwein.

Hula: Einer der letzten Anführer der Mandriden in Aniscans. Ein Abgesandter eines Inselvolkes das als Hula bekannt ist. Er hat eher ein gemütliches Gesicht mit einer breiten, flache Nase eine braungebrannten Gesicht und kurzen schwarzgrauen Haaren.

Pierre: Mitglied der Stadtwache zu Aniscans. Wird im zweiten Kapitel schwer verletzt, überlebt aber als entscheidender Zeuge. Begleitet Francois und Baptiste in die neue Welt.

Xochil: Eine Kriegerin der Mecha. Kurze schwarze Haare, schlank und flink ist diese Mecha mit zwei Messer bewaffnet eine tödliche Gegnerin.


Die Heptarchen



Die Heptarchen haben sich innerhalb von 200 Jahren in einer Heptokratie neu organisiert. Es gibt 3 verschiedene Fraktionen (Parteien) die ein Gleichgewicht zwischen den Kräften herstellen und eine Ausgeglichenheit der Kirchenpolitik erreichen soll. Die Fraktionen sind die Hüter, die Bewahrer und der Protektor.

Die Heptarchen im Einzelnen:

Hüter

Lucien Anführer der Hüter (Geheimpolizei und Inquisition)
Camillero Hüter der neuen Welt (Außenpolitik, Kolonien, Handel mit Kolonien)
der Alte Hüter des Wissens (Bildungswesen, Historie)

Bewahrer

Hardwig Bewahrer des Aschebaums (Armee, Wachmannschaften)
Anführer der Armee und der Bewahrer, groß, breitschultrig,
schwarze Haare, Hakennase, braune stechende Augen.

José Bewahrer der Wirtschaft (vertritt Händler, Manufakturen)
Unbekannt Bewahrer der Stände (zuständig für Soziales/zivile Organisation)


Der Protektor

Protektor trägt weiße Roben. Unbekanntes Äußeres. Spricht sehr leise.

Glossar



Aniscans: Hauptstadt der Tjuredkirche, mittlerweile auch zivile Hauptstadt (aus die Elfen)

Achz: Volk der neuen Welt.

Artefakte: erstmals erwähnt von Hennen in Zusammenhang mit dem weißen Ritter. Dies sind Artefakte die vermutlich vom Krieg zwischen den Alben und Devantharen übrig geblieben sind.

Bewahrer: Bewahrer haben sich dem Erhalt „alter Werte“ verschrieben. Dazu gehören neben Ritterlichkeit und Tugend auch das unbedingte Einhalten von Glaubensriten, Loyalität gegenüber Gesetz und Kirche. Aufgrund ihrer Einstellung verwenden die Bewahrer kaum neue Technologie und sind Änderungen gegenüber nicht aufgeschlossen. Daher tragen viele Bewahrer noch altertümliche Rüstungen, dies hat sich durch das neuartige Material „Legierung“ als Segen für die Bewahrer herausgestellt.

Bruderschaft: Die Bruderschaft des Therdavan ist eine Geheimorganisation deren Wirken sich auf die gesamte bekannte Welt erstreckt. Ihr Zentrum liegt in Aniscans. Die Bruderschaft steckt hinter den Anschlägen und hat den Krieg mit den Mandriden verursacht. Welche Ziele sie hiermit verfolgen ist nicht bekannt.

Cht´úl: Ort einer großen Schlacht im Mechagebiet. Tjuredkirche gegen Mandriden.
„Plötzlich“ aufkommender Nebel nässte das Pulver der Tjuredkirche, womit die freien Völker gewinnen und gar Ausrüstung erobern konnten.

Die großen Verfolgungen: Die Zeit nach dem Krieg über die Elfen versetzte die Tjuredkirche in eine kurze Euphorie. Doch langsam wurden Diskrepanzen zwischen den Ländern und den Ständen deutlich, hatte man doch Versprechungen gemacht was nach dem Sieg über die „Albenbrut“ geschehen würde. Die ersten sozialen Unruhen entbrannten und die Länder versanken im Chaos. Dies gilt als die Geburtsstunde der Hüter und der innerkirchlichen Angelegenheiten. Mit harter Hand und unter Berufung auf den Heidenhammer machte man Jagd auf sogenannte Wechselbälger. Diese Verfolgung dauerte nahezu weitere 50 Jahre, konnte jedoch die sozialen Missstände nicht beseitigen. Viele Siedler nahmen daher ihre Chance war in einer neuen Welt, neu anzufangen und gründeten erste Kolonien in der neuen Welt.

Hula: Ein Inselvolk das man durch seine eindrucksvolle, wellartige Kampfkunst nur die "Hula" nennt. Sie verfügen über eindrucksvolle Taucher und waren Gründungsmitglied der Allianz der Völker - auch „Mandriden“.

Hüter: Diese Fraktion der Heptarchen hat sich dem Schutz der kirchlichen Moral verschrieben und der Ausdehnung der Verbreitung des Glaubens. Daher haben sie die Posten der Inquisition (auch Geheimdienst und Geheimpolizei), das Bildungswesen (hierzu gehören auch Ausgrabungen bei denen man Artefakte fand) und die Verwaltung der Kolonien (Missionierung der Heiden).

Legierung: Die Legierung ist eigentlich ein Geheimnis der Bewahrer. Dies ist eine blau schimmernde Substanz die kugelsicher ist. Es wurde von den Bewahrern ein Embargo gegen die Bestandteile der Legierung verhängt, allerdings gibt es auch einige Kirchenangehörige die Kugeln aus dieser Substanz herstellen konnten.

Mandriden: Dieser Begriff stammt aus der Fjordländischen Geschichte und bezeichnet eine Elitegarde von Fjordländern die Nuramon für Mandred ausbildete. Allerdings ist dies mittlerweile ein Synonym für „Nichtgläubig“ da die Tjuredpriester jeden mit einer schmerzhaften Tätowierung kennzeichneten der sich nicht zum Glauben an Tjured bekannte. Aus dieser „Folter“ wurde später ein Erkennungszeichen unter den Nichtgläubigen. Da auch die Völker der neuen Welt die Religion des Tjured ablehnten, werden auch sie als „Mandriden“ bezeichnet. Mittlerweile tätowieren sich auch viele Völker der neuen Welt, als Zeichen gegen die Tjuredkirche.

Mecha: Sind ein Volk aus der neuen Welt. Ihre Krieger zeichnen sich durch Gift und Agilität aus. Ihre Kampftechniken wurden von den Hütern übernommen, da die Mecha über sehr effiziente Spione und Attentäter verfügen.

Innerkirchliche Angelegenheiten: Inquisition die unter der Leitung des Heptarchen Luciens steht. Hat sich mittlerweile zu einer Geheimpolizei entwickelt, die auch die Aufgaben eines Geheimdienstes übernimmt.

Protektor: Der „Schützer“ oder „Protektor“ ist eine Kontrollinstanz die zwischen den beiden großen Parteien, den Hütern und den Bewahrern, vermitteln soll. Da Entscheidungen mit einfacher Mehrheit geschlossen werden, muss eine Seite den Protektor von ihrem Anliegen überzeugen.

Silberfaust: dieses Artefakt orientiert sich an den silbernen Gliedmaßen die in den Elfenromanen von den Kobolden gefertigt werden. Dieses Artefakt ist absolut anders, als alles was die Kirche bisher kennt. Hat man genug Artefakte beisammen umschließt nicht nur die Faust, sondern den ganzen Körper mit einem undurchdringlichen silbernen Schild.

Toaz: Volk der neuen Welt.

Zusammenbruch: Während der Schlacht um die Welt der Elfen, trennten diese ihre Welt jenseits der Shalyn Falah ab. Somit blieb ein Teil der Elfenwelt mit der Welt der Menschen verbunden. Jedoch brach kurze Zeit nach dem Sieg über die Elfen das magische Tor das in diese Welt führte zusammen – die Menschen in dieser „kleinen Blase“ sind nun gefangen in einer „Zerbrochenen Welt“. Dies führte zum Aufleben von Verfolgungen da man in dem Zusammenbruch ein Werk der Albenkinder sah.


Charaktere aus der Welt Hennens



Guillaume - Sohn des Devanthars

Honoré - aus der Blutlinie des Devanthars, der durch seine Kraft den Übergang in die Welt der Elfen geöffnet hat (aus Elfenritter)

Nuramon - in Fjordländischen Sagen oft als "Nuredred bezeichnet" (Die Elfen)

Noroelle - Vertraute der Königin, verbannt und später befreit durch Farodin und Nuramon
(Die Elfen)

Therdavan - Therdavan Scallopius, der Erwählte. Gottkönig/Gottkaiser der Tjuredkirche und Avatar des Devanthars. Besiegt durch Nuramon, Mandred und Farodin in dem sie ihn durch die Edelsteine Noroelles blendeten und in verzauberte Waffen bannten. (Die Elfen)

Weißer Ritter: (aus Elfenkönigin): Der "weiße Ritter" - erster Ritter des neuen Ritterordens der Tjuredkirche den der Devanthar begründete, der Devanthar begleitet ihn als Pferd - daher auch der Titel dieses Stücks im Gasthaus.

Impressum

Texte: Da es sich bei diesem Buch um Fanfiction handelt, wird dieses "Buch" auch nie kommerziell veröffentlicht. Namen aus "die Elfen" und nachfolgende Romanen gehören den Rechteinhabern.
Tag der Veröffentlichung: 30.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Bernhard Hennen und James Sullivan für die Schaffung ihrer Welt

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