Cover

Katzenherrschaft



Ein Hund sah eine Katze,
die drohte mit der Tatze,
er solle ja nicht wagen,
durch sein Gebell was sagen,
denn Hunde mocht' die Katze nicht,
sprang jeden an – der nahte sich.

Das sprach sich bei den Hunden rum,
doch diese waren auch nicht dumm,
knurrten leis' als Angriffszeichen,
wollten nicht der Katze weichen,
die weiter drohte aus der Ferne,
wollte herrschen doch so gerne
über die ganze Hundemeute,
die sie hätten gern zur Beute.

Die Katze war nur etwas schlauer,
besah die Hunde sich genauer,
die sich knurrend unterhielten,
angriffsbereit zur Katze schielten,
um den Angriff nun zu starten,
wollten nicht mehr länger warten.

Die Hunde bellten laut und schrill,
die Katze blieb aber sitzen still,
sprang dem ersten ins Gesicht,
der jaulte erbärmlich – fürchterlich,
die andern machten Kehrt voll Frust,
hatten auf „Katze“ nicht mehr Lust.


Katzenwäsche



Die Katze leckt sich hinten ganz,
auch darunter - unter’m Schwanz,
lockert schmatzend ihr Pluderfell,
das halb rot und etwas hell,
beleckt die Pfoten für’s Gesicht,
sehr vergnüglich - Schicht für Schicht,
auch die Ohren kommen dran,
und der Bauch irgendwann,
schaut auch in die Runde,
halb offen der Katzenmunde,
weil sie sich konzentrieren muß,
auf das Waschen mit Genuß.


Paarungszeit



Es schrie ein Kater
wie zum Erbarmen,
wollte so gerne
die Katz‘ umarmen,
sein Nebenbuhler
vom Haus nebenan
drohte beständig:
„Komm nicht weiter ran!“.

Die Katze erhob
galant ihren Schwanz,
und rief ihnen zu:
„Bitte erst den Tanz!“.

Sie stemmten empor
die Vordertatzen,
mussten vornüber
am Fell sich kratzen,
dann auf Kommando
die Augen verdrehn,
mit einem Lächeln
zur Katze hinsehn,
und die Begehrte
erwähnte frivol:
„Ich hol mir lieber
einen aus Tirol!“.


Können Hasen Eier legen?



Zu Ostern sollte ein Hase
Eier legen ins Grase,
das sagte ihm ein junges Huhn,
solle aber ja nicht ruhn,
denn Hasen müssen Eier legen,
der lieben Kinderleinchen wegen.

Dem Hasen wurd' es jetzt zu bunt,
machte es allen Hühnern kund,
daß Hasen keine Eier legen,
nur weil Menschen Bräuche hegen,
auch malen können Hasen nicht,
er bringe alles jetzt ans Licht;
denn jedes Jahr zur selben Zeit,
man nach Haseneiern schreit,
die aber nur die Hühner legen,
der lieben Kinderleinchen wegen.

Die Hühner konnten es kaum glauben,
daß Menschen ihre Eier rauben,
um dann allen noch zu sagen:
„Die Eier in Hasennestern lagen,
bemalen tun sie diese auch,
so sei es Osterhasenbrauch!“.

Das Oberhuhn fing an zu gackern,
der Hase konnte nur noch schlackern
mit seinen übergroßen Ohren,
wurd' vor langer Zeit geboren,
rief recht laut und sehr empört:
„Liebe Hühner, hört, hört, hört,
ich sage euch an dieser Stelle,
hört gut zu und werdet helle,
es ist ein Märchen aus alten Zeiten,
hier und auch in anderen Breiten,
daß die Hasen Eier legen,
wird so erzählt,
der lieben Kinderleinchen wegen!“


Weihnachtsfloh



Im weißen Barte saß ein Floh,
darüber war der Mann nicht froh,
denn dieser sprang ganz wild umher,
zur Weihnachtszeit mehr und mehr,
weil er so sehr sich freute,
auf all die fremden Leute,
nur zu den lieben Kinderlein,
sprang er nicht im Kerzenschein.
Da Flöhe sie nicht kannten,
blieb er bei großen Verwandten,
zwickte hier und zwickte dort,
biß und hüpfte immerfort,
sah dann den Familienhund
zu der weihnachtlichen Stund',
ließ sich auf ihn fallen,
der zeigte ihm die Krallen,
das störte aber nicht den Floh,
liebte das Fremde und war froh.


Glockenwurm



Hoch oben in dem Kirchenturm
ängstigte sich ein Regenwurm
im Schnabel einer Krähe,
die lebte in der Nähe
und hatte stets nur im Visier
im Erdbereich das Wurmgetier.

Vor einiger Zeit war's geschehen,
Krähe hatte den Wurm gesehen,
pickte ihn und verschwand sogleich
in den oberen Glockenbereich,
um ihre Jungen anzulocken,
doch da fingen an die Glocken;
die Krähe kriegte einen Schreck,
der arme Wurm der fiel ihr weg,
landete so im hohen Gras
und war geplättet – ohne Spaß!

Mit der Zeit verging der Schmerz,
und wieder kam ein neuer März,
und wieder lebte die Krähe
in des Glockenturmes Nähe.

Hatte erneut den alten Wurm
im Schnabel und saß im hohen Turm,
als wieder anfing das Gebimmel,
beide schauten hoch zum Himmel,
das Wurmgetier gedachte der Pein,
kringelte sich im Schnabel ein,
um dem Absturz zu entkommen.

Der Krähe wurde plötzlich schlecht,
dem Regenwurm war das nur recht,
denn dieser Schnabel tat sich auf,
das Schicksal nahm nun seinen Lauf,
in die Tiefe ging die Reise,
in gewohnter alter Weise,
und wieder landete der Wurm
im hohen Grase unterm Turm.


Hühner – Emanzen



Im Hühnerstall gab's Radau,
zwischen Hahn und Hühnerfrau,
die ihn nicht lieben wollte,
sich drum zur Seite rollte,
um dem Gockel zu zeigen,
ich bin doch nicht dein Eigen.

Dieser Hahn sich empörte,
krähte laut, jeder es hörte,
Hühner kamen angerannt,
standen vor ihm ganz gebannt,
nur das Huhn vom Hühnerstall,
wollte kommen auf keinen Fall.

Sie war schlau - diese Emanze,
bat die Hühner her zum Tanze,
sie kamen alle schnell herbei,
Gockeles Macht war so vorbei.

Seither krähte dieser Hahn,
immerzu - fast wie im Wahn,
kein Huhn ließ sich mehr lieben,
so ist's bis heut geblieben.


Heringsliebe in der Nordsee



Ein Hering war am schwärmen
von seinem großen Schwarm,
im großen, großen Meere,
vom Hering mit viel Charme.

Er hatte glänzend' Augen
und einen goldenen Schwanz,
die Schuppen rötlich silbern,
die Kiemen hell im Glanz.

Der Hering sucht seit Jahren
nach dieser Heringsfrau,
zieht durch Nordseewellen,
wurde ledern, grünlichgrau.

Man nennt ihn „Heringsalten“,
verknallt in einen Fisch,
der längst schon wurd' gefangen,
gegessen an einem Tisch.

Wird's Schwärmen niemals lassen,
sein Herz ist voll der Lieb',
so sieht man ihn seit Jahren,
den Alten im Liebestrieb.


Steinforelle



Es schwimmt eine Forelle,
kommt kaum von der Stelle,
sieht wie andere springen,
ihr will es nicht gelingen,
schluckte früher einen Stein,
als sie jung war und noch klein,
seither liegt er schwer im Magen,
kann keine große Sprünge wagen,
sagt dann andern - die sie sehen:
„Ich bin schon wieder mal in Wehen!“

So ergeht es dieser Forelle,
kommt kaum von der Stelle.


Benno und die Tante



Es stand ein schöner Weihnachtsbaum
in der Ecke im großen Raum,
und „Benno“ der Familienhund
wurd' unruhiger von Stund zu Stund,
denn es sollte kommen die Tante,
Ottilie, eine enge Verwandte,
die den Hund noch nie mochte,
und beim Anblick schon fast kochte.

Plötzlich ging die Türe auf,
das Drama nahm nun seinen Lauf,
die Tante schrie in hohen Tönen,
fing hysterisch an zu stöhnen,
weil sie Benno sah, den Hund,
zu der weihnachtlichen Stund'.

Dieser hatte es vernommen,
daß die Tante war gekommen,
schlich sich zu dem Weihnachtsbaum,
denn nun wurde wahr sein Traum,
riß herab sich dann Lametta,
Benno wurde immer netter,
brachte es der Tante zur Ehr,
stieß natürlich auf Gegenwehr.

Dieses wurde ihm jetzt zu bunt,
machte sich durch Bellen kund,
ließ die Tante rückwärts gehen,
sie wurde im Haus
nie mehr gesehen.


Stiefelmaus



Im Stiefel saß mal eine Maus,
es war der vom Nikolaus,
dieser wollte bald bescheren
stillen Kinderleins Begehren.

So hob er an das große Bein,
stieg vergnügt zum Stiefel rein,
doch plötzlich hörte man ‘nen Schrei,
er rief ganz laut: „Oh wei, oh wei!
Da krabbelt was in meinem Schuh
und piepst erbärmlich immerzu!“.

Der Alte wurde sehr verstört,
hat solche Töne nie gehört,
zog schnell heraus sein Bein,
schwups, die Maus gleich hinterdrein,
sah den Sack dort stehn im Eck,
sprang empor ins neue Versteck.

Sehr verdattert zog der Mann
wieder seinen Stiefel an,
hob den Sack auf seinen Rücken,
um die Kindlein zu beglücken,
hörte just in dem Moment,
wie es piepste hinterm Hemd:
„Jetzt ist die Maus sogar im Sack,
oder ‘ne andre von diesem Pack!“.
Er drehte sich beständig wilder,
rief voll Not nach seiner Hilda:
„Hilf mir bitte, gutes Weib,
es krabbelt mich am ganzen Leib!“.

Es spaßte sehr dem kleinen Tier,
bald war es dort, bald war es hier,
saß überm Gürtel vorn am Bauch,
hielt am Schenkel fest sich auch,
schlich sich leise an das Ohr,
war vergnügt wie nie zuvor,
knabberte noch flink am Barte.
Man hörte schrill die Worte: „Warte!
Das ist des Nachbarn weiße Maus,
hab keine Angst mein Nikolaus.
Ja, das ist sie ganz genau!“,
rief entsetzt die gute Frau.
Er, erstarrt und voller Schreck,
rief erbost: „Nimm‘s Biest bloß weg!“
Doch dieses lief von ganz alleine
mit Elan entlang dem Beine,
plumpste in den großen Schuh,
der Niklaus sah verzweifelt zu.

Wieder plagte ihn die Pein,
rief erschüttert: “Sie ist hinein
jetzt in meinen roten Socken,
wer wagt es, sie herauszulocken!“
Nachbar Hugo mit schnellem Schritt,
ergriff die Maus und nahm sie mit.
Gejammer drang nun aus dem Haus,
es war die Angst vom Nikolaus.


Susi Mück



Die Mücke Susi
suchte ‘nen Mann
wollte vermählen
sich irgendwann

nur fand sie nie
das gute Stück
blieb Single drum
die Susi Mück.


Spinnnenbeute



Die Spinne spinnt vorm Fenster,
spinnt so vor sich hin,
sie war noch gar nicht fertig,
da war’ne Fliege drin.

Die Spinne spinnt noch weiter,
das Spinnennetz mit Müh’,
es kommen weitere Fliegen,
schon dreie bis zur Früh’.

Die Spinne breitet die Beine
um der Gefangenen Leib,
verspeist die dummen Fliegen,
und keine tut ihr leid.


Plagegeister



Die Flöhe auf der Katze Rücken
sprangen munter voll Entzücken,
als sie sahen den alten Hund
in der frühen Morgenstund.

Dieser sah die Katze kommen,
wurde ängstlich, ganz beklommen,
es juckte ihn schon aus der Ferne,
weil die Flöhe sprangen gerne
von der Katz' auf seinen Rücken,
sprangen hier nun voll Entzücken
als Plagegeister wild umher,
wurden täglich immer mehr.

So geschah es in der Frühe,
und doch eines Tages, siehe,
rief der Hund der Katz' entgegen:
„Hör gut zu – der Flöhe wegen,
lauf dort hinten in den Sand,
kuller dich bis an die Wand,
drehe rechts rum dich im Kreise,
aber bitte ganz ganz leise,
heb' die rechte vord're Pfote,
jaule dann wie ein Kojote,
stell' die Ohren in den Wind,
drehe links rum dich geschwind,
streck' in die Höhe deinen Schwanz,
vollführe nun den Affentanz!“

Der Katze wurd' es jetzt zu bunt,
sah das Grinsen von dem Hund,
rief ihm zu: „Ich will dir was zeigen,
die Flöhe können einen Reigen,
schau mal hin auf meinen Rücken,
wie sie springen voll Entzücken!“

Das Hundetier sprang schnell herbei,
so wurd' die Katz' von Flöhen frei,
und wieder sprangen voll Entzücken
Plagegeister auf des Hundes Rücken.


Nächtliche Käsediebe



Zwei Mäuse machten sich's zur Sitte,
liefen durch des Rohres Mitte
zu der großen Speicherhalle,
hinter Feldern und dem Walle,
um sich Käse dort zu holen
von dem alten Bauern Bohlen.

Mit dem Käse in der Hand
ging er leis' von Wand zu Wand,
um die Fallen zu bestücken,
drum tat weh ihm schon der Rücken,
tat's der Mäuseplage wegen,
hoffte auf Erfolg und Segen.

Viele dieser konnte er fangen,
doch dem Bauern ist entgangen,
daß zwei Mäuse waren sehr schlau,
besahen die Falle sich genau,
sah'n wie Mäuse kamen gekrochen,
die den Käse von weitem rochen,
wie die Falle war am Schnappen,
als sie kriegen wollten den Happen.

Niemals wollten sie so sterben,
wollten gern ihr Wissen vererben
an die ganze Mäuseschar,
und das ständig – Jahr für Jahr.

Schleppten Steine auf‘nen Haufen,
waren am Rennen und am Laufen,
suchten sich dann eine Schnur,
wollten einfach üben nur,
banden diese an einen Stein,
schwups ging's in die Falle rein.

Ja, es ist zum Glück gelungen,
der Käse ist der Falle entsprungen,
schnappten ihn gleich auf der Stelle,
die Nacht verging – es wurde helle.

Unter den Mäusen sprach sich‘ herum,
daß Mäuse schlau sind und nicht dumm,
wollten dieses auch beweisen,
bauten Tunnel und auch Schneisen,
schleppten Steine in gleicher Weise,
banden und warfen alles ganz leise
auf die Fallen an der Wand,
waren außer Rand und Band,
hatten sie doch nie vorher
so viel Käse zum Verzehr.

Als der Bauer kam am Morgen,
blieb die Tat nicht lang verborgen,
sah die Fallen ohne Beute.
„Was ist bloß los mit denen heute?“,
brummelte er so vor sich hin,
ganz verdattert war sein Sinn,
rief um Hilfe in der Not,
weil nicht eine Maus war tot.

Der Bauer lief ins Dorf hinein,
war am jammern und am schrei'n,
flehte beim Bürgermeister benommen:
„Man hat mir meinen Käs' genommen,
die Biester werden immer dreister,
helfen Sie bitte, Herr Bürgermeister!“

„Wer hat Dir denn den Käs' gestohlen,
lieber guter Bauer Bohlen?“
„Die Mäuse droben in der Halle,
die waren es auf jeden Falle!“
„Bleibe ruhig und ganz stille,
denn es ist des Menschen Wille,
daß er Mäuse kann besiegen,
und auch Deine wird er kriegen!“

Als die Nacht dann brach herein,
und der Mond schien klar und rein,
wollten die vom Dorf erkunden,
wer denn stiehlt in nächtlich‘Stunden
Bohlens Käse aus den Fallen
in den großen Speicherhallen.

Heimlich wollten sie erfahren,
wer die Diebe wirklich waren,
doch die Mäuse waren schlau,
merkten dieses ganz genau,
blieben still in den Verstecken,
die Dörfler hüllten sich in Decken,
starrten schläfrig in der Nacht umher,
doch kam von nirgends ein Irgendwer.

Die Bürgersleut' und Bauer Bohlen
erfuhren nie, wer ihn gestohlen,
den Käse aus den Mausefallen
in den großen Speicherhallen.


Armer Jägersmann




Der Jäger pirscht mit seinem Hund,
die Flinte hängt am Arm,
der Hund spitzt freudig seine Ohren,
ein Reh steht still - voll Charme.

Der Jäger ruft den Hund herbei,
doch dieser hört nicht mehr,
hat sein Herz ans Reh verlor’n,
liebt’s heiß, innig und sehr.

Der Jäger hebt die Flinte,
äugt durch das Visier,
sieht die beiden turteln,
ein seltsames Plaisier.

Der Jäger hat Erbarmen,
und senkt die Flinte nieder,
legt sich still ins tiefe Gras,
und schließt die Augenlieder.

Der Jäger - als er dann erwacht,
sieht vor sich Hund und Reh,
und zwei liebende Augenpaare
und denkt - oh je, oh je!

Wie soll ich das den andern sagen,
das glaubt kein Jägersmann,
daß Hund und Reh sich lieben -
ich armer Jägersmann.

Impressum

Texte: 16 Gedichte
Tag der Veröffentlichung: 04.09.2008

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /