Cover

Keine Wörter dieser Welt….
….können meine Liebe zu dir beschreiben!
Vorwort:Dieses Buch möchte ich meinem Freund schenken, ein kleines Dankeschön an die gemeinsame Zeit die wir beide miteinander verbracht haben und hoffentlich auch noch zusammen verbringen werden.
Es ist wunderschön mit dir, Ich liebe dich vom ganzen Herzen.

Liebeskummer


Es gibt viele Menschen auf der Welt,
Die Dir dein Herz brechen können.
Aber es gibt nur Einen Menschen,
Der es Dir wieder zusammenflicken kann.
Doch was ist, wenn der Mensch,
Der Dir dein Herz gebrochen hat,
Auch gleichzeitig der Mensch ist,
Der es Dir wieder zusammenflicken konnte?
Dieses kleine Gedicht habe ich mir vor etwas über einem Jahr ausgedacht, als sich damals mein Freund von m ir getrennt hatte. Es war nichts großes, wir waren noch nicht einmal zwei Monate zusammen und wirklich viel ist da auch nicht passiert, doch trotzdem hatte es schon weh getan, weil ich doch verliebt war. Dachte ich damals zumindest.
Heute weiß ich es allerdings besser.
Aber egal. Vor einem Jahr habe ich also noch gedacht, ich hätte den schlimmsten Liebeskummer auf der Welt.
Es war im Sommer 2009 mitten in den Sommerferien.
Die ersten zwei Wochen waren wir noch total glücklich (dachte ich auf jeden Fall), doch dann musste ich mit meinen Eltern für eine Woche in den Urlaub fahren (ich war ja auch erst 15, in dem Alter kann man sein Kind doch nicht alleine daheim lassen!) und ab dann ging alles den Berg runter.
Ich weiß bis heute nicht wieso, aber als ich nach der Woche dann wieder daheim war und zu meinem Freund ging, umarmte er mich ganz kurz und sagte dann zu mir:
„Ich glaube, ich habe in der letzten Woche gemerkt, dass ich noch nicht bereit für eine Freundin bin.“
Zack, das saß! Er hatte Schluss gemacht, einfach so.
Ok, ich war wirklich seine erste Freundin gewesen, aber trotzdem konnte ich es einfach nicht begreifen.
Wir hatten doch eine schöne Zeit miteinander. Warum warf er jetzt alles wieder hin?
Das fragte ich mich die ganzen nächsten drei Wochen der Ferien. Es war nichts mit mir anzufangen! Ich saß nur noch daheim rum und heulte mir die Seele aus dem Leib.
Zum Glück hatte ich meine beste Freundin, die mich unterstütze und dafür sorgte, dass ich nicht wirklich die ganze Zeit nur daheim saß, sondern auch ab und zu mal raus kam.
Nele, meine beste Freundin, holte mich also ca. eine Woche nach meinem Unglück ab und schleppte mich zu sich nach Hause.
Was meiner Meinung ja wirklich sehr viel brachte, von einem Zimmer in das nächste, damit mein Zimmer nicht unter der Tränenflut unterging!
Als ich ihr das sagte, guckte sie mich nur böse an und sagte dann: „Jetzt hör mal endlich auf dich selbst zu bemitleiden! Ich meine, es ist ja traurig, ja und es macht dir auch keiner Vorwürfe, wenn du jetzt Liebeskummer hast, aber das heißt noch lange nicht, dass du jetzt die ganze Zeit nur daheim rumsitzen musst und dir die Augen aus dem Kopf heulst. Komm doch mal ins Leben zurück! Andere Mütter haben doch auch schöne Söhne! Und wenn nicht, dann werden wir beide eben lesbisch und werden eine tolle, heiße Zeit miteinander erleben. Oder du wirst doch Nonne, wie du mal gesagt hast.“
Als sie so vor mir stand, versuchte mich böse anzublicken (was sie einfach nicht konnte), da war´s um mich geschehen. Zum ersten Mal seit einer Woche konnte ich wieder lachen. Und das dank meiner Freundin!
Ich wusste es bis dahin noch nicht wirklich, aber von dem Moment an habe ich mir vorgestellt, dass wahre Freunde diejenigen sind, die einen in einer solchen Situation zum Lächeln bringen. Und so ist es auch, wie ich später noch herausfand.
Aber nun zu Nele zurück.
Nele und ich sind schon seit der Grundschule zusammen befreundet, sie war ein Jahr jünger als ich. Trotzdem konnte uns nichts auseinander bringen.
Nele selber hatte keinen Freund, sie hatte auch noch nie wirklich einen gehabt, auch wenn sie es sich sehr wünschte. Doch trotzdem stand sie mir jetzt bei und dafür war ich ihr sehr dankbar, auch wenn ich es nicht sagte.
Wir verbrachten also den Nachmittag in ihrem gemütlich eingerichteten Zimmer mit den Lila und schwarz gestrichenen Wänden, worauf lauter Twilight Poster hingen (Nele war absoluter Fan davon und ich Übrigends auch) und tranken heiße Schokolade.
Neles Mutter konnte die so wunderbar machen, da schmeckte sie himmlisch.
Bald vergaß ich meinen Liebeskummer (zumindest für eine Weile) und sagte:
„Die heiße Schokolade deiner Mutter ist echt der Hammer! Ich könnte mich in ihr baden!“
„Nur, dass du viel zu groß für die Tasse bist!“, kicherte Nele.
„Ach Quatsch! Ich mach mich ganz klein, dann passt das schon!“, lachte ich.
Und so giggelten wir noch ein bisschen weiter.
Die einen ertränken ihren Liebeskummer im Alkohol, ich ertränke ihn in der heißen Schokolade.
Was ja auch ganz sinnvoll war, schließlich war ich zu dem Zeitpunkt noch 15 und hatte ja (natürlich) noch nie Alkohol getrunken (nur für die, die das jetzt nicht verstanden haben, es war ironisch gemeint, ja, ich gebe es zu, ich habe schon die Sünde begannen und Alkohol getrunken).
Irgendwann holten wir uns dann aber Neles Laptop mit aufs Bett und gingen bei mir in icq on. Dort schrieben wir mit einem Kumpel von uns beiden, der uns so einen Mist schrieb, dass wir fast vom Bett vor lauter Lachen vielen.
Hier ein kleiner Auszug aus unserem sehr interessanten Gespräch:
Wir: Was machst du so?
Er: Ach ka, Nasenbohren und Eierschaukeln. Und ihr
(Ich muss dazu sagen, dass wir beide wohl einen kleinen Zuckerschock von den fünf Bechern heiße Schokolade hatten, weshalb wir seine Antwort äußerst belustig fanden)
Wir: Lol! Komm vorbei!
Er: Nee, keine Lust den Berg hoch zu rennen.
(Hierzu muss ich wohl sagen, dass unser Dorf in zwei Teile „geteilt“ ist und Nele und ich oben im Neubaugebiet und unser Kumpel unten im „Dorf“ wohnte und es von da unten bis hier oben doch schon ein schöner Berg ist)
Wir: Sei nicht so faul, hier erwarten dich schließlich zwei nette Mädchen
Er: Nett?? Ihr beiden?? Neee, ich bleibe lieber alleine hier in meinem Zimmer und versorge meinen kleinen Freund :-P
Wir: (uns natürlich sowas von einen am ablachen) Klein? Na, da haste ja ganz schön recht!!
Er: Ach, und woher wollt ihr beiden Hühner das denn wissen??
Wir: Na, du bist doch klein!!
(Er war für einen Jungen wirklich klein)
Danach redete er erst einmal ein paar Minuten nicht mit uns und wir bombardierten ihnen mit Nachrichten, die jetzt hier aber nicht wiedergegeben werden müssen, wenn ihr versteht, was ich meine.
Nun neigte sich der Tag aber langsam dem Ende zu und ich war plötzlich ganz erschöpft.
„Das ist normal“, sagte Nele.
Sie bot mir an, dass ich bei ihr übernachten könnte, aber ich wollte nur noch Heim in mein eigenes Bett und schlafen. Ich hatte in den letzten Nächten nicht sehr viel Schlaf gehabt und so gut mir der Tag mit meiner Freundin auch getan hatte, ich wollte jetzt schlafen und wusste, wenn ich bei ihr bliebe, würde das noch lange nicht eintreten.
„Na gut“, willigte Nele schließlich ein, „Aber dann musst du mir versprechen, dass du am Wochenende mit mir auf das Wald und Sommernachtsfest gehst!“
„Oh nein! Bitte, das kannst du mir nicht antun!“, sagte ich empört.
„Oh doch! Du wirst da mit mir hingehen! Ich habe meinen Vater versprochen, dass ich späten Nachmittag mit beim Kuchenverkauf mit helfe, aber alleine habe ich da keine Lust darauf. Also wirst du mir helfen. Wird dir ganz gut tun, mal wieder unter die Leute zu kommen! Komm schon! Bitte! Wir können ja noch ein paar Leute fragen, ob die mit kommen.“
„Nele! Da wird keiner mit hinkommen! Da sind doch nur die Erwachsenen!“, schimpfte ich.
Unser Wald- und Sommernachtsfest war sehr beliebt, - allerdings nur bei den Leuten bei uns im Dorf. Und das waren auch hauptsächlich nur Erwachsene, ab und zu verirrten sich dann auch mal ein paar Jungendliche auf den Sportplatz, wo das Ganze stattfinden würde. Aber mit denen hatten wir beide eigentlich nichts zu tun. Unsere Freunde wohnten alle woanders, da wir auch woanders auf die Schule gingen. Außerdem waren wir ja auch noch nicht in dem Alter, wo man auf dem Sportplatz vor ganz vielen Erwachsenen ein Bierchen oder so mit älteren Jugendlichen trinkt.
Aber, tja, was sollte ich denn machen? Ich konnte meiner besten Freundin doch jetzt diesen Wunsch nicht abschlagen, nicht jetzt, wo sie doch heute den ganzen Tag so lieb für mich da gewesen war.
Ich weiß, das ist selbstverständlich, das macht man für seine Freundin, aber ist es dann nicht auch selbstverständlich, dass man seiner Freundin einen Gefallen tut, wenn sie einen darum bittet.
Ich bin wirklich eine hundsmiserable Freundin!
„Na gut, aber wir bleiben nicht allzu lange, sonst bekomme ich noch einen Ausraster!“
„Jaja, ich werde es schon noch hinbekommen, dass es dir dort gut gefällt. Pass auf, am Ende tanzt du wieder mit meinem Vater zu den Schlagern, die dort gespielt werden!“
Ja, das war jetzt wirklich peinlich! Ich kann es nicht glauben, aber letztes Jahr, waren wir beide auch schon dort gewesen und da habe ich dann tatsächlich später am Abend, nach was weiß ich wie vielen Colas, mit Neles Vater getanzt.
Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, da war ich ja auch noch ein Kind! Ich war ja erst 14!
Naja, ob es zwischen 14 und 15 einen so großen Unterschied gibt, weiß ich nicht, aber naja.
Aber so schlimm wie ihr jetzt alle denkt, war es gar nicht, denn schon seit Jahren hatte ich kein gutes Verhältnis zu meinen Vater und so war Neles Vater fast wie der eigene für mich geworden.
Es wurde sogar ein ziemlich schöner Abend, ich war doch froh, dass ich mitgekommen war.
Doch trotz all dem dachte ich doch noch viel an meinen Ex. Aber ich merkte schnell, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte und so ließ ich ihn in Ruhe.
Auch wenn ich es nie für möglich gehalten hätte, aber von Tag zu Tag verblasste der Gedanke an ihn immer mehr und ich fing an mich auf die Schule zu freuen, darauf, endlich meine Freunde wieder zu sehen, Mona, Paul und, ja, und Felix.
Komisch, das ich gerade jetzt an Felix denken musste. Er und ich waren doch eigentlich nicht gerade die besten Freunde!
Außerdem stand in der zweiten Schulwoche unsere Klassenfahrt an und darauf freute ich mich schon riesig.
Die letzte Woche in den Ferien verbrachte ich in Wechselstimmung. Mal war ich gut drauf und freute mich, dann aber war ich traurig und wollte nur noch weinen, aber irgendwann kamen keine Tränen mehr und eines Tages verblasste auch die Traurigkeit und ich wurde wieder die Alte. Passend zum Schulanfang, denn am Montag würde die Schule wieder los gehen. Ich hoffte auf ein tolles Jahr, mein letztes Jahr an der Realschule, doch wie toll dieses Jahr wirklich für mich werden würde, sollte ich bald erfahren.


Die Klassenfahrt

Ein bisschen aufgeregt war ich schon, als ich am Montagmorgen in die Schule ging, endlich sah ich all die Leute wieder, die ich während den Sommerferien nicht gesehen hatte und außerdem war es das letzte Schuljahr auf der Realschule, ich sollte mich also anstrengen, denn in diesem Schuljahr würde bestimmt einiges an Arbeit auf mich warten.
Noch ahnte ich nicht, was alles auf mich wartete.
Vor der Klasse wurde ich mit einem lauten „Fanny!“, begrüßt, welches meine Freundin Mona erfreut ausstieß, als sie mich erblickte. Ich wurde von ihr in dem Arm genommen und so lange und fest gedrückt, bis ich dachte, mein Gesicht sei schon blau angelaufen.
„Oh Mausi! Wie schön dich wieder zu sehen! Wie hätte ich dieses Schuljahr nur überleben können, wenn du nicht mehr da gewesen wärst?“, schrie sie.
(Ja, sie schrie wirklich, obwohl ich in ihren Armen lag, aber Mona schrie eigentlich immer und eigentlich stand es auch nie zur Debatte, dass ich dieses Schuljahr nicht mehr kommen würde, aber naja)
„Ich habe das von dir und Max gehört. Es tut mir so leid. Ihr wartet so ein schönes Paar. Tut es noch sehr weh?“, fragte sie mich.
Ich glaube, hier an der Stelle sollte ich meine Freundschaft mit Mona mal erklären: In der siebten Klasse haben wir uns gehasst, damals haben wir uns mit all möglichen Schimpfwörtern beschimpft, aber nach mehreren Gesprächen mit und ohne Eltern bei der Klassenlehrerin hat sich die Lage dann irgendwann beruhigt. Leider kann ich gar nicht mehr sagen, wie wir so gute Freundinnen wurden, das war halt einfach da.
Tja, seit Mitte der achten Klasse sind wir also total dicke und von da an konnte uns keiner mehr trennen. In der Klasse wurden wir die beiden Lach- und Quatschtanten genannt, denn das waren unsere beiden Lieblingsbeschäftigungen im Unterricht, vor allem in Mathe, was unser neuer Mathelehrer auch noch früh genug zu spüren bekommen sollte. Leider beruhte unsere Freundschaft eher nur auf Schulischer Basis, das heißt, in der Freizeit machten wir eher selten was miteinander, was sich aber auch ändern sollte.
Doch Mona war nicht meine einzigste Freundin, sie war zwar die einzigste Freundin unter den Mädchen, die ich wirklich als meine Freunde bezeichnen würde, aber ich hatte auch Freunde. Mit Jungs kam ich generell schon immer besser klar als mit Mädchen, ich weiß es nicht wieso.
Aber zurück zu meinen Freunden.
Da war einmal der Paul, ein wirklich dünner Junge, der öfters Probleme hatte, weil er wegen seines Aussehens geärgert wurde und der bald eine schreckliche Phase durchmachen würde. Paul war fast so was wie mein bester Freund. Dann war dann noch Phillip, der etwas verpeilt, dafür aber sehr sportlich war, Sven, mit dem man herrlich diskutieren konnte, Klaus, der für seine ganz schlimm hochgezogenen Hosen und der riesen Größe bekannt war, Leo, der immer einen knallroten Kopf bekam, wenn ihm was peinlich war und Felix.
Felix, der unscheinbare Felix. So kam er mir bis dahin zumindest immer vor. Er war sehr verschlossen und wirkte sehr schüchtern, wobei er echt nett und lustig war. Durch Zufall hatte ich mal herausgefunden, dass er nur ein paar Tage vor mir Geburtstag hat und so haben wir unseren 15. Geburtstag zusammen gefeiert, was dann auch ganz lustig geworden war. Seit dem verstehe ich mich echt gut mit ihm und ich mag ihn echt total dolle.
Moment mal, wie mag ich ihn?
Natürlich nur Freundschaftlich dolle. Schließlich hatte Felix einen ganz anderen Geschmack als mich. Ich passte gar nicht zu seinem Typ.
Felix hatte uns nämlich alle überrascht, als er Ende letzten Schuljahres plötzlich mit einem Mädchen zusammen war, welches schon mit vielen Jungs von der Schule zusammen war und immer den gleichen Text im Internet stehen hatte, wie:
„Felix, ich liebe dich über alles andere auf der Welt. Will dich nie verlieren.“
Ist ja wirklich auch süß, nur dass sie fast jede zweite Woche einen neuen Typen hatte und man immer denselben Text lesen konnte, nur mit einen anderen Namen drinnen.
Also, wie ihr sicher schon gemerkt habt, ich bin nicht sonderlich gut auf dieses Mädchen zu sprechen und war deswegen auch ziemlich baff, als ich den stillen Felix auf einmal mit diesem Mädchen rummachen sah.
Ich weiß auch nicht wieso, aber ich hatte mich über diese Beziehung ziemlich aufgeregt. Obwohl ich ja selber einen Freund hatte.
Meine Freunde hatten dann immer gemeint, ich sei eifersüchtig, was ich aber immer abstritt, denn das ging ja gar nicht. Ich wollte ja nichts von Felix und hatte ja einen Freund. Ich wollte absolut nichts von ihm, konnte deswegen auch nicht eifersüchtig sein.
Nein, ich wusste damals noch nicht wirklich, woran man merkt, dass man einen liebt und so blieb ich bei der Behauptung, ich sei nicht eifersüchtig weil ich ja nix von Felix wollte.
Aber ganz ehrlich, sicher war ich mir bei der ganzen Sache nicht. Doch das behielt ich noch eine Weile für mich.

Als Mona mich dann endlich wieder frei gab, schnappte ich erst einmal nach Luft. Dann begrüßte ich die anderen. Immer wieder musste ich mir die Frage anhören, ob es mit Max sehr wehtun würde. Zuletzt kamen dann Felix und Anna dran, unsere Klassenstreberin. Auch sie begrüßte mich mit einer Umarmung und redete dann auf mich ein. Doch wirklich zuhören tat ich ihr nicht, denn ich schaute Felix an. Er schaute mich mit seinen wunderschönen grünen Augen an (ja, das gab ich damals schon zu, sie waren wirklich schön, doch auch das behielt ich für mich) und vergaß für einen Moment alles um mich herum.
Mein Herz schlug plötzlich schneller. Hallo? Was war hier los? Warum bekam ich Herzklopfen, wenn ich Felix ansah?
„Fanny, hallo, ich habe dich was gefragt, hörst du mir überhaupt zu?“, drang dann eine Stimme zu mir durch.
Verwirrt drehte ich mich um und schaute Anna fragend an.
„Sorry, aber was hast du gesagt?“, fragte ich, doch mein Blick huschte sofort wieder zu Felix zurück. Was war nur los mit mir?
„Ich wollte wissen, wie es dir geht. Ich meine, die Sache mit Max und so…“, wiederholte das Mädchen neben mir.
Ich schaute immer noch Felix an und überlegte, was ich darauf antworten sollte. Felix bekam davon glaube ich nichts mit, den er unterhielt sich gerade mit Sven. Auf einmal lächelte er und mit wurde ganz heiß. Mein Puls begann zu rasen und mein Herz klopfte wie wild. Felix hatte ein wunderbares Lächeln, so weich und seine Augen blitzten.
Und da wusste ich plötzlich, was ich Anna antworten sollte:
„Mir geht es gut. Max und ich, das hätte sowieso nicht funktioniert. Es ist ganz gut so.“
Fragt mich jetzt bitte nicht, warum ich das gesagt hatte, ich konnte es zu diesem Zeitpunkt selber nicht so wirklich sagen. Ich wusste nur, dass Felix Lachen etwas in mir ausgelöst hatte (was und wie groß dies Etwas war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht mal erahnen, aber ich sollte es bald erfahren).
Der Schultag verlief wahnsinnig schnell. Ich verbracht komischerweise viel Zeit mit Felix, der total nett zu mir war.
Aber abends konnte ich dann ewig nicht einschlafen. Ich musste ausnahmsweise mal nicht an Max denken, sondern aus irgendeinen Grund die ganze Zeit an Felix. Ich wusste nicht, was mit mir geschehen war, als ich sein Lächeln erblickt hatte, aber ich wusste, dass es auf jeden Fall nichts Normales war.
Um mit meinen Gefühlen besser klar zu kommen, setzte ich mich mitten in der Nacht hin und schrieb einfach drauf los. Ich schrieb, weil mir das half, mein Inneres zu ordnen. Ich dachte nicht darüber nach, was ich schrieb, und nun, ja, seht selber was dabei raus kam:


Die Liebe, ein Leben
Voll Nehmen und Geben
Mit Kummer und Schmerz
Mit Zärtlichkeit und Herz
Die große Liebe kann man verpassen
Doch wenn du sie findest
Wird sie dich niemals verlassen
Lässt du dich gehen
Von der Liebe umsehen
Ohne sie zurückzugeben
Wird sie vergehen
Die Liebe muss man beachten
Niemals verachten
Sie ist nicht selbstverständlich
Streit ist nicht zu vermeiden
Doch den wirst du auch überstehen
Nur wenn ihr euch so liebt
Wenn er dir dein Herz klaut wie ein Dieb
Dann tut ihr das
Ihr liebt

Als ich fertig war, las ich es mir durch und konnte nicht fassen, was ich da zustande gebracht hatte. Es war ein Gedicht, nicht einfach nur ein paar Zeilen, nein, ein richtiges Gedicht! Und es ging auch noch um die Liebe.
Hatte das etwas zu bedeuten? Immer wenn ich Felix heute in der Schule angesehen hatte, hatte mein Herz angefangen wie verrückt zu schlagen und jetzt schrieb ich auch noch ein Liebesgedicht!
Konnte ich mich wirklich in ihn verliebt haben?
Aber das konnte doch nicht sein! Ich hatte doch noch Liebeskummer wegen Max! Oder doch nicht? Eigentlich hatte ich heute nicht wirklich an Max denken müssen, nur ganz selten, dafür aber an Felix – und das ziemlich oft.
Verdammt! Ich liebte also Felix. Den stillen, geheimnisvollen Felix mit dem wunderbaren Lächeln und den schönen grünen Augen. Was würden wohl die anderen dazu sagen (Felix war halt eben so still, ich weiß gar nicht, ob überhaupt jemand aus unserer Klasse ihn wirklich gut kannte)?
Ich selber wusste ja auch nicht wirklich viel über ihn. Aber vielleicht konnte ich das ja noch herausfinden. Immerhin fuhren wir nächste Woche auf Klassenfahrt, da konnte man sich ja vielleicht ein bisschen näher kommen.
Ich beschloss also meine Gefühle erst einmal für mich zu behalten und abzuwarten. Vielleicht legte sich das ja auch und ich hatte heute nur eine kleine Schwärmerei für den Jungen gehabt.

Aber in der nächsten Woche merkte ich, dass es nicht weniger wurde. Ich verbrachte viel Zeit in den Pausen mit Felix und wir unterhielten uns auch immer nett. Meistens saß ich immer auf seinen Schoß (ich weiß auch nicht warum, nur, es gefiel mir ), worauf dann schon einige aus unserer Klasse meinten, wir wären zusammen, was aber natürlich nicht stimmte, ich war ja überhaupt nicht sein Typ.

Die Woche ging relativ schnell vorüber und ich freute mich tierisch auf die Klassenfahrt. Wir würden eine Woche nach Grömitz, einer kleinen Stadt an der Ostsee fahren. Von Tag zu Tag redeten wir immer mehr über die bevorstehende Woche, bald nicht nur die Mädchen, die schon von romantischen Abenden am Strand träumten, nein, auch bei den Jungs kam langsam Vorfreude auf.
„Das wird super! Haufenweise Spaß, bestimmt gibt es da haufenweise Kneipen, wir dürfen die Abende garantiert alleine verbringen, dann wird gesoffen!“, rief mein allerliebster Freund Paul aus.
Mona konterte natürlich gleich zurück: „Natürlich Paul! Das passt zu dir! Immer nur an das eine denken! Wir dürfen doch gar keinen Alkohol auf der Klassenfahrt trinken! Außerdem bist du noch keine 16 und darfst deswegen auch noch keinen trinken.“
„Du aber auch noch nicht!“, lachte Paul zurück.
Paul hatte in noch nicht einmal zwei Wochen Geburtstag, dann würde er 16 werden. Aber auch Mona hatte in ein paar Wochen Geburtstag.
Die beiden waren zwar meine liebsten und wichtigsten Freunde, doch sie beide selber waren nie wirklich dicke miteinander, zwar machten sie auch öfters etwas gemeinsam, aber meistens nur wegen mir und so war es schon zur Gewohnheit geworden, dass sie sich öfters mal gegenseitig hochnahmen.

Am Wochenende vor der Klassenfahrt stand ich vor einer Herausforderung: Ich hatte absolut keine Ahnung was ich mitnehmen sollte. Ich weiß, das ist bei uns Frauen ein altbekanntes Problem.
Nach einem langen Kampf, mit mindestens drei oder fünf Mal ein- und auspackerrei des Koffers hatte ich endlich meine Klamotten und die anderen Sachen verstaut, doch jetzt hatte ich noch ein letztes Problem: Ich benutzte schon seit Kleinkinderalter eine Puppe zum Einschlafen, die ich auch jetzt, über ein Jahr später noch benutze, welche mittlerweile doch etwas mitgenommen aussah und doch eigentlich nichts mehr im Leben eines Mädchens in meinem Alter zu suchen hatte. Doch ich brauchte sie halt eben zum Einschlafen und wollte auch gar nicht ohne sie. Aber ich wusste nicht, ob es nicht zu peinlich werden würde, wenn ich sie mitnehmen würde. Schließlich wollte ich ja Felix besser kennen lernen und was würde er zu so etwas sagen? Würde er mich auslachen? Aber ohne diese Puppe, die ich übrigens vor Jahren auf den Namen Sabine getauft habe, also so, wie kleine Kinder ihren Puppen halt eben taufen, konnte ich doch nicht wegfahren! Noch dazu kam, dass ich früher immer fürchterliches Heimweh hatte und so war ich immer ganz froh, wenn ich ein bisschen was von daheim mit in meinen Bett hatte. Und außerdem musste Felix die Puppe ja nicht sehen. Ich brauche sie ja nur nachts und tagsüber kann ich sie ja unter meiner Decke verstecken, dann würde Felix sie nicht sehen, wenn er in unser Zimmer kommen würde. Was er hoffentlich oft machen würde! Na, ich war ja schon wirklich mehr als genug aufgeregt! Hoffentlich würde ich auch wirklich mehr mit Felix machen, vielleicht wollte er ja auch gar nichts mit mir machen wollen sondern lieber mit den Jungs die ganze Zeit nur unterwegs sein wollen. Ach du liebe Güte! Ich sollte wirklich aufhören, mir den Kopf über solche Sachen zu zerbrechen. Schließlich würde ich bald sehen, wie es werden würde.
Der Sonntag ging schnell vorüber und in der Nacht von Sonntag auf Montag konnte ich kaum einschlafen. Ich war so aufgeregt und gespannt, wie denn die Klassenfahrt werden würde.
Am Montagmorgen fuhr meine Mutter mich zur Schule. Viele waren schon da.
Mona drückte mich natürlich mal wieder ganz dolle, sodass ich schon Angst hatte, ich würde blau anlaufen.
„Fanny! Ich konnte die ganze Nacht kaum schlafen! Ich bin ja so aufgeregt! Du, das wird der Hammer! Wir werden haufenweisen Spaß haben! Ach gucke mal, da kommen ja schon die Jungs! Paul, Felix! Huhu, kommt her, Fanny ist auch schon da!“, sie hatte noch nicht einmal den ersten Satz ausgesprochen, da sagte sie auch schon den nächsten. Aber das war halt eben Mona. Total überdreht wie immer.
Zu viert warteten wir darauf, dass es endlich halb neun werden würde und wir in diesen herrlichen zweistöckigen Bus einsteigen könnten. Doch die Zeit verging ziemlich schnell und bald schon drängelten wir uns um unseren launischen, Busfahrer, der einen meiner Meinung nach wunderbaren Sächsischen Akzent hatte ( er sagte mir später, dass er nicht aus Sachsen sondern aus Thüringen käme), damit er unsere Taschen im Inneren des roten, großen Busses verstaute. Er meckerte uns Mädchen an, dass wir doch viel zu viel Gepäck hätten, doch zu unserer Verteidigung muss ich sagen, dass manche Jungs doch noch mehr dabei hatten als wir Mädchen. Aber darauf achtete natürlich keiner! Nein, immer sind es wir Mädchen die immer so viel dabei haben. Dass die Jungs heut zu Tage immer eitler werden, dass wollte keiner sehen. Fand ich irgendwie gemein!
Lange drückte meine Mutter mich, sie konnte Mona fast Kongruenz machen, und belehrte mich, mich ja zu benehmen und mich zu melden, wenn wir da sind. Ich versprach es ihr und drückte sie noch ein letztes Mal, dann drängelte ich mich mit Mona in den Bus, um noch einen Platz oben zu ergattern. Wir hatten Glück und bald saßen wir gespannt auf unseren Plätzen.
Ich muss gestehen, Felix hatte ich in der Aufregung doch wirklich vergessen. Später merkte ich dass er untern saß, ich würde ihn also mehrere Stunden nicht sehen können, soviel also zu meinen Plan, ihn besser kennen zu lernen. Ich hätte mich selber ohrfeigen können!
Na ja, ich konnte es jetzt sowieso nicht mehr ändern und jetzt ging es erst mal los. Ein bisschen winkte ich noch meiner Mutter, doch bald fieberte ich zusammen mit Mona der Woche entgegen.
Mit viel Spaß und ab und zu auch etwas Langweile, kamen wir ca. acht Stunden und zwei Pausen (bei der ersten hatte ich gar nicht und bei der zweiten nur kurz mit Felix gesprochen), kamen wir endlich in Grömitz an.
Doch unsere Freude sollte bald gedämpft werden. Wie sich herausstellte, wohnten wir gar nicht in einem hervorragenden Jugendheim, sondern mitten in der Pampa in einem Haus, wo es schimmlige Bäder und hässliche Zimmer gab (die anscheinend auch nicht ordentlich geputzt wurden, denn am Abreisetag fanden Mona und ich zwei Bierflaschen unter unseren Bette, die nicht von uns waren, da wir kein Bier getrunken haben und auch sonst keiner mit Alkohol in unserem Zimmer war, ehrlich!), bald würden wir auch in den Genuss der leckeren Küche kommen (das war ironisch), was viele dazu veranlasste, das Geld lieber in der Stadt an schmuddeligen Pommesbuden oder zu teuren Pizzerien auszugeben, was auf jeden Fall tausendmal besser war, als dieses Essen hier.
Aber zurück zu unserer Ankunft. Wir beschwerten uns natürlich alle, doch es nützte nichts. Als kleiner Trost wurde uns gesagt, dass der Strand direkt gegenüber wäre. Aber auch das hatte einen Hacken, wir durften nämlich eigentlich nicht dahin.
Blöderweise bestand diese Anlage auch noch aus zwei Häusern, in einem wohnten die Mädchen und im anderen die Jungs (natürlich wurden die Türen nachts abgeschlossen, sodass wir nachts nicht zu den anderen konnten).
Alles in Allem sah es also so aus, als ob wir eine wunderbare Woche vor uns hätten, wie wunderbar sie wirklich wurde, sollte ich bald erfahren.
Im Zimmer hatten wir dann das nächste Problem, Mona hatte so einen Koffer, wo man eine Zahlenkombination eingeben musste, doch die wusste sie nicht und ihre Mutter erreichten wir nicht. Wir überlegten erst, ob wir versuchen sollten, die Zahlenkombination herauszufinden, doch schon bald merkten wir, dass wir dafür Stunden, wenn nicht sogar Tage brauchen würden, dass also keinen Sinn hatte.
Irgendwo fand Mona dann ein Brecheisen oder so was in der Art und zusammen mit Paul schafften wir es dann, den Koffer aufzubekommen.
„Na, die Woche fängt für euch beide ja schon mal gut an“, lachte Paul, aber er hatte Recht. Bis jetzt war absolut nichts gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Aber ich hatte ja auch noch ein paar Tage Zeit, um den schlechten Start wett zu machen. Vor allem beim Thema Felix.


Sonnenuntergang über Grömitz
Nachdem wir unsere Koffer ausgepackt hatten, gingen wir zum Abendessen. Es gab Nudeln mit Tomatensoße. Doch in der Tomatensoße befand sich irgendwelches Fleisch, was doch sehr komisch aussah, weshalb viele sich dazu entschieden, nun doch Vegetarier zu werden, was unsere Lehrer und die Köche natürlich sehr freute. Ich probierte aber die Soße, („Bist du mutig“, meinte Mona) und ich muss dazu sagen, sie sah zwar nicht wirklich appetitanregend aus, aber doch, man konnte sie essen, es war nämlich kein komisches Fleisch, sondern lediglich in dünne Scheiben geschnittene Fleischwurst, weshalb sie so lapprig aussah. „Wo sollen wir uns hinsetzen?“, fragte Mona mich. Ich schaute mich um und bemerkte zu meiner Freude, dass am Tisch von Felix noch Platz war. „Da, neben Felix und Paul ist noch Platz. Lass uns da hingehen.“ „Was hast du nur immer mit deinen Paul?“, wunderte sich Mona und setzte sich natürlich neben Felix. Doch der sagte sowieso nicht viel. Dafür unterhielten sich Mona und Paul darüber, ob das Wasser zu kalt zum schwimmen war oder nicht. Wir sollten nämlich nach dem Abendessen noch einmal nach Grömitz in die Stadt fahren, dort dürften wir uns dann frei beschäftigen. Wir hatten vor uns erst mal ein bisschen umzusehen, vielleicht irgendwo noch ein Eis essen zu gehen und sonst den Abend ruhig zu verbringen. Aber Paul meinte natürlich mal wieder er wolle sich ein paar Bierchen kaufen, worauf er sofort in eine Diskussion mit Mona verwickelt wurde, die es wieder nicht lassen konnte, zu sticheln: „Klar, warum kaufst du dir nicht direkt einen Cocktail a‘ la Sex on the Beach? Für wen hältst du dich eigentlich? Erstens bist du immer noch keine 16 und zweitens sind wir auf der Klassenfahrt und hier ist Alkohol verboten. Hör auf zu versuchen cool zu sein, du bist es nämlich absolut nicht!“ Das Mona diejenige war, die als Ein zigste von uns Alkohol auf der Klassenfahrt trinken würde, wussten wir da noch nicht.
Grömitz war wunderschön. Es gab zwar keine große Stadt, dafür aber einen ellenlangen Strand und eine richtige Strandpromenade, mit ganz vielen kleinen Bars und Kaffees. Wir waren begeistert. Viele wollten schon schwimmen gehen, doch wir hielten uns erst mal so ein bisschen am Strand auf und später gingen wir dann noch ein Eis essen. Hier waren dann jetzt auch Klaus und Leon dabei. Wir setzten uns an einen kleinen Tisch und ich beeilte mich und konnte mich auch tatsächlich neben Felix setzten. „Ich möchte einen Rieseneisbecher“, Mona schrie mal wieder. „Mit Schokolade, Sahne und Streuseln!“ „Na dann herzlich willkommen Kalorienbombe!“, meinte Leon. „Im Gegensatz zu dir kann ich mir das aber leisten“, sie schrie immer noch, hatte aber Recht. Mona war groß und schlank. Obwohl sie täglich mindestens sieben Mal am Tag etwas zu sich nahm. Ich beneidete sie. Sie konnte essen, was sie wollte und wurde nicht dicker. Ich dagegen… ach, lassen wir das Thema. Wir bestellten also unsere Becher. Bald gesellten sich dann auch noch Anna, Fiona ihre beste Freundin und praktisch die Mutter unserer Klasse, da sie immer über alles Bescheid wusste und auch von allen gemocht wurde, und Suzan, die wunderschöne lange Locken hatte, sich aber für ihre Hautfarbe so schämte, dass sie sogar jetzt, im Sommer, bei mindestens 25°C noch mit Langärmligen Pullover rumging, welche wirklich bin zum Hals gingen. Nachdem wir unser Eis verdrückt hatte, gingen wir noch ein bisschen durch Grömitz, bis die Jungs sich dann irgendwann auf der Mauer, die, die Strandpromenade vom Strand trennte, setzten und Mona mit Paul noch ein bisschen herumlief. Ich blieb bei den anderen. Klaus und Leon unterhielten sich, sodass nur noch Felix und ich übrig blieben. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, mir klopfte das Herz bis zum Hals. Unsicher ging ich noch ein Schritt auf ihn zu und sagte: „Ist echt schön hier, oder?“ „Ja, wenn man mal von der Unterkunft absieht.“ Dann, ich weiß auch nicht mehr genau, wie das passiert war, nahm er meine Hand und zog mich an sich, verschränkte seine Finger mit meinen. Mir wurde ganz heiß. Felix saß vor mir auf der Mauer, die Beine etwas auseinander und zog mich an sich, sodass ich direkt vor ihm stand! Wow. Was für ein Gefühl der Nähe. Hinter uns ging gerade die Sonne unter und tauchte den Himmel in ein herrliches Rot. An meinem Rücken spürte ich das Klopfen seines Herzens. Felix zog mich noch ein bisschen fester an sich dran und mir rauschte das Blut in den Ohren. Ich bekam nichts mehr mit. Es gab nur noch Felix und mich, das Pochen seines Herzens an meinem Rücken, mein Herz, welches mir bis zum Hals schlug und das Rauschen in meinen Ohren, sowie natürlich noch die Schmetterlinge in meinem Bauch. Von dem Gespräch neben uns bekam ich nichts mehr mit, auch von den anderen Geräuschen nicht. Dann spürte ich seinen Atem plötzlich an meinem Ohr. Wollte er mir etwas sagen? Wollte er mir sagen, dass er diesen Moment genauso genoss wie ich, dass er mich liebte, vielleicht genauso viel wie ich ihn? Oder wollte er mich gar küssen? Doch sein Atem blieb bei meinem Ohr, er kam nicht näher und er sagte mir auch nichts. „Jetzt oder nie!“, dachte ich, drehte meinen Kopf langsam in seine Richtung, konnte gerade Mal seinen Kopf aus den Augenwinkeln sehen und fing an: „Felix, ich…“
„Huhu! Da sind wir wieder! Ups, was macht ihr beiden denn da?“, schrie, ja, wer sollte es auch sonst sein: Mona!
Mist! Gerade jetzt mussten sie und Paul wieder auftauchen. Felix ließ mich natürlich schnell los und ich entfernte mich ein paar Schritte von ihm. „Hey ihr beiden“, ich musste erst einmal schlucken und versuchte krampfhaft, nicht rot zu werden.„Wo wart ihr denn?“ „Och, wir sind so ein bisschen herumgegangen. Und was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht?“, fragte Mona spitzbübig. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Doch zum Glück kamen in diesem Moment Anna und die anderen und meinten, wir würden zurück zu unserer Unterkunft gehen. Wir sammelten uns also mit den anderen brav am vereinbarten Ort und ließen uns von unseren Lehrern zählen, ob auch ja keiner verloren gegangen war, dann marschierten wir los. Ich hängte mich an Anna und ging mit ihr ziemlich weit vorne, während Felix mit Sven hinten ging.
Zurück in unseren Zimmern ging ich duschen. Danach kamen Paul und die anderen noch ein bisschen in unser Zimmer, doch nicht lange, denn bald gingen unsere lieben Lehrer herum und sammelten die Jungs und Mädchen ein, die nicht in ihren Zimmern waren. Es hieß Schlafenszeit! Natürlich schliefen wir noch lange nicht, Mona und ich hofften, dass Paul doch noch ein Weg fand, um zurück zu kommen, denn unser Fenster war direkt am Weg, sodass man dort wunderbar hineinsteigen konnte. Doch leider war die Haupttür des Jungenhauses verschlossen und das Fenster der Jungen ging zum Garten des Besitzers der Anlage raus, sodass sie dort auch nicht raus konnten. So schrieb mir Paul zumindest. Also legten auch Mona und ich uns schlafen, lasen noch ein bisschen, doch dann überkam uns auch die Müdigkeit.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Lübeck, wo wir erst einen Stadtrundgang machen sollten und danach würden wir alleine durch die Stadt gehen dürfen. Mona und ich freuten uns schon darauf. Im Bus (natürlich saßen wir wieder oben, ich sagte wieder nichts dazu, nach dem Abend gestern bin ich Felix aus dem Weg gegangen) schwärmte mir Mona von dem bevorstehenden Shopping Trip vor.
„Das wird Super! Wir gehen in jedes Geschäft, in Lübeck soll man wunderbar shoppen gehen können, hab ich gehört.“ „Ja, aber denk daran, wir dürfen nicht zu viel Geld ausgeben, schließlich brauchen wir auch noch was für Morgen, wenn wir nach Hamburg fahren“, erinnerte ich sie. „Jaja, schon, aber wenn wir was Schönes finden, dann schlag ich zu!“, grinste sie. „Sollen wir eigentlich alleine gehen, oder wollen wir noch jemanden mitnehmen?“ „Och, wir könnten doch Paul und so mitnehmen“, schlug ich vor, natürlich ganz ohne Hintergedanken ;-). „Ach, die gehen doch bestimmt wieder die ganze Zeit nur zum Mäkkes!“ „Doch bestimmt nicht die ganze Zeit und bei Paul kann ich mir vorstellen, der will bestimmt auch was von der Stadt sehen. Dann nehmen wir noch Felix mit, zu viert wir das doch lustiger, als zu zweit“ „Paul, Paul, Paul! Immer nur Paul bei dir. Bist du etwa verliebt? Die ganze Zeit willst du nur was mit Paul verbringen.“ „Ach Quatsch, ich will doch nichts von Paul. Er ist doch mein bester Freund! Außerdem weiß du doch, ich bin doch schon mit Felix zusammen!“ Mona lachte: „Ja, zumindest wenn man den Gerüchten von den anderen aus unserer Klasse glaubt. Aber jetzt mal ganz ehrlich, ich glaube, du bist ihm nicht ganz egal. Gestern hätte ja sogar ich gedacht, da wäre was zwischen euch. Und erst wie er dich angesehen hat! So richtig verliebt!“
Was, Felix hatte mich verliebt angesehen? Hatte ich vielleicht doch richtig gespürt? Empfand Felix etwas für mich. Wenn wirklich, was sollte ich machen, bisher wusste keiner von meinen Gefühlen für den Jungen. Doch mit Mona konnte ich eigentlich über alles reden. Würde sie mich verstehen? Ich hatte schon länger das Bedürfnis, mit jemand über meine Gefühle zu reden, denn von Tag zu Tag merkte ich, wie sehr ich Felix wirklich liebte. Das war nichts normales, so hatte ich noch nie für einen Jungen gefühlt. Ich beschloss es nicht länger mit mir herumzutragen und es Mona zu erzählen.
„Mona, ich muss mit dir reden…“, fing ich an, doch diese viel mir ins Wort: „Jaja, ich weiß, du willst weder was von Felix noch von Paul, du hängst immer noch an deinen Max. Kann ich ja verstehen. Ich werde nicht mehr davon reden. Tut mir Leid. Weißt du was, wir werden uns heute einen schönen Tag machen, ohne die Jungs, ok?“
Vielleicht war es jetzt auch nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden, überlegte ich. Heute Abend, wenn wir in unseren Zimmer wären, könnte ich immer noch mit ihr reden.


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Tag der Veröffentlichung: 17.12.2010

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