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Die Mücke

Die Sonne schien schon zaghaft durchs Fenster, als Delia erwachte. Sie schlug die Augen auf und musste erst mal niesen. „Hatschi!“
„Gesundheit, Schlafmütze“, lachte ihre Zimmergenossin Julia, „ Hast du endlich ausgeschlafen? Wir haben schon halb acht! Um Acht gibt es Frühstück!“
Julia war eine Frühaufsteherin und so wunderte es Delia nicht, dass ihre Freundin schon ausgeschlafen und schon fix und fertig vor ihr stand.
„Guten Morgen, Julia! Was ist das denn schon für ein tolles Wetter?“, verschlafen blinzelte sie aus dem Fenster.
„Ja herrlich nicht war. Ich habe ja diese Woche Küchendienst und den Frühstückstisch haben wir heute Morgen schon draußen gedeckt. Es ist herrlich warm draußen, richtig angenehm. Dafür das wir erst Mitte Februar haben.“
Die gute Laune ihrer Mitbewohnerin steckte Delia an und so stand sie auf und machte sich für das Frühstück und den bevorstehenden Tag fertig.
Da sie eine der letzten war, die aufgestanden war und schon fast alle Mädchen geduscht waren, konnte sie direkt in eine der Duschkabinen schlüpfen und musste nicht warten.
Als sie dann fertig geduscht war, ging sie zurück in ihr Zimmer, welches sie sich noch mit drei anderen Mädchen teilte – eine davon war Julia. Dort zog sie sich an und kämmte sich ihr langes, blondes Haar und band es hinten mit einem Gummi zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Dann ging sie zu den anderen nach draußen auf die große Terrasse und setzte sich an den Frühstückstisch. Sie war mit einer der Letzten, die sich mit dazu setzten. Ihre beiden anderen Freundinnen begrüßten sie auch mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
Delia war froh, dass sie sich mit den drei Mädchen, Julia, Mona und Lisa so gut verstand. Es gab andere Mädchenzimmer, da hing der Haussegen nicht so gerade.
Seit Delia denken konnte lebte sie nun schon in dem Waisenhaus Reich der Sonnenblume am Rande der Stadt Bremen. Wer ihre Eltern waren wusste sie nicht. Als Neugeborenes wurde sie eines Nachts vor der Tür des Waisenhauses abgelegt, ohne irgendeinen Hinweis auf ihre Eltern. Nur ein Zettel mit ihrem Damen und ihrem Geburtsdatum hatte sie bei sich und die Kleidung die sie am Leibe trug sowie eine Decke, die zwar aus dem feinsten Stoff gewebt wurden ist, aber trotzdem auch in den kältesten Wintertagen wie eine Daunendecke wärmte, sowie ihr Kuschelhase, welcher aus einem ähnlichen weichen Stoff gefertigt wurde, aber kuschelweich war und auch noch nie in ihrem Leben ein Loch hatte, obwohl Delia immer noch mit ihm kuschelte. Auch die Farben, die ja normalerweise schon hätten verblassen sollen, waren noch alle leuchtend, als würde der Hase erst gestern gekauft worden sein. Delia hatte ihn als kleines Kind Paulinchen genannt und so hieß er auch heute noch. Sie liebte diesen Hasen weil er zusammen mit der Decke das einzigste war, was ihr noch von ihren unbekannten Eltern geblieben war. Natürlich konnte sie sich mit der Decke nicht mehr so zudecken, wie sie es früher immer gemacht hatte, aber sie liebte sie trotzdem noch sehr.
Delia hatte aber sehr großes Glück gehabt, denn die Heimleiterin Frau Schrabe kümmerte sich um das fremde Baby und brachte sie auf den richtigen Weg.
Ihr Leben lang war Frau Schrabe wie eine Mutter für Delia gewesen – wie sie es für viele Kinder im Heim war. Frau Schrabe liebte alle ihre Kinder und wollte ihnen alle eine sichere Zukunft sichern, damit sie nicht abrutschten, wenn sie mit 18 Jahren das Heim verlassen würden und ihr eigenes Leben leben würden. So bekamen Delia und die anderen Kinder alle eine hervorragende Schulausbildung, wo sie einen wunderbaren Abschluss schaffen konnten, wenn sie es von sich aus wollten und wenn sie sich ein bisschen anstrengten. Delia war immer eine fleißige Schülerin gewesen und so hatte sie einen anständigen Ausbildungsplatz als Kellnerin in einer bekannten Pizzeria in der Stadt bekommen.
Doch auch wenn Delia sich über das Leben im Heim nicht beschweren konnte, sie hatte Freunde, nette Betreuer und wohnte in einem gut gepflegten Haus und hatte auch so nie wirklichen Ärger bekommen, weil sie sich nicht an die Regeln gehalten hätte, als kleines Kind hatte sie doch immer darauf gehofft, dass eines Tages die Tür des Hauses auf ginge und ein Mann und eine Frau hereinkommen würden die nach ihr suchen würden: Ihre Eltern. Zu oft hatte sie nachts wach gelegen und sich den Moment ausgemalt, an dem sie ihren Eltern das erste Mal gegenüber stehen würde. Oft, wenn sie mit Frau Schrabe einkaufen war und sie einen Mann und eine Frau gesehen hatte, hatte sie sich gefragt, ob das vielleicht ihre Eltern waren.
Als das Mädchen dann älter wurde, hatte sie angefangen sich im Spiegel zu betrachten und zu überlegen von wem sie wohl die Rehbraunen Augen hatte oder die Lippen, wer ihr dieses blonde Haar vererbt hatte. Sie hatte sich ausgemalt, wie ihr Vater oder ihre Mutter wohl aussehen würden und ob ihre Mutter genauso wie sie ausgesehen hatte, als sie in die Pubertät gekommen war.
Doch je älter Delia wurde, umso weniger dachte sie darüber nach. Sie hatte sich damit abgefunden, dass sie eine Waise war, warum auch immer sie damals vor die Tür des Waisenhauses gelegt wurde.
Allerdings gab es immer noch oft die Momente, wo sie sich wünschte, sie hätte eine echte Mutter, mit der man über alles reden konnte. Frau Schrabe war zwar immer für sie da, aber Delia wusste, dass Frau Schrabe sie niemals so gut kennen und verstehen würde wie ihre Mutter es getan hätte, wenn sie bei ihr aufgewachsen wäre.
Delia hatte sich geschworen, dass wenn sie mal selber Kinder haben würde, würde sie immer für ihre Kinder da sein, so wie sie sich es von ihrer Mutter gewünscht hätte.
Auch verbot Delia sich jeden Gedanken daran, dass ihre Eltern vielleicht schon lange tot sein konnten, nein, sie glaubte fest daran, dass sie noch irgendwo da draußen waren und ein Leben führten – ohne sie. Bei diesem letzten Gedanken spürte sie immer wieder einen Stich im Herzen, denn auch wenn sie sich mit allem abgefunden hatte, weh tat der Gedanke doch und ein bisschen war sie auch immer enttäuscht, wenn die Tür des Waisenheims dann wirklich aufging und ein Paar herein kam, aber dann doch nicht nach einer Delia fragte, sondern am Ende ein anderes Kind mitnahmen.

Nach dem Frühstück machte Delia sich bereit, um zur Arbeit zu gehen. Sie hatte nach der Schule einen Ausbildungsplatz in einer Pizzeria in Bremen bekommen, als Kellnerin, was ihr viel Spaß machte und wo sie auch gar nicht schlecht verdiente, sodass sie sich schon einiges zurücklegen konnte und dann in einem Jahr, wenn sie mit 18 das Heim verlassen würde sich zumindest schon mal eine kleine Wohnung leisten konnte.
Mit dem Bus fuhr sie in die Stadt. Es war wirklich sehr frühlingshaft draußen, dabei hatten sie gerade mal Mitte Februar, aber dieses Jahr hatte es keinen wirklichen Winter gegeben, es hatte nicht einmal geschneit oder Frost gegeben. Delia hatte damit kein Problem gehabt, sie hatte den Winter noch nie wirklich gemocht, eher den Sommer, wo alles blühte und man sich einfach auf die Wiese legen konnte.
Die Arbeit ging schnell vorüber. Im Restaurant war immer viel Betrieb und so hatte Delia immer etwas zu tun. Die Arbeit machte ihr viel Spaß.
Abends musste sie dann nicht mit dem Bus heimfahren, denn Frau Schrabe konnte sie mitnehmen, sie hatte in der Stadt ein paar Besorgungen machen müssen.
Delia war der Frau sehr ans Herz gewachsen, sie hatte sie aufgezogen als wäre sie ihr eigenes Kind, welches sie nie gehabt hatte. Es tat ihr weh, zu wissen, dass Delia bald ihre eigenen Wege gehen würde, auch wenn sie wusste, das Delia es schaffen würde.
Als Delia damals als kleines Kind vor ihrer Tür gelegen hatte, hatte sie alles Mögliche auf die Beine gestellt um die Eltern des Babys zu finden – ohne Erfolg. Es gab nicht einen einzigen Hinweis. Also wuchs das fremde Kind im Waisenheim auf.

Als das Mädchen nach Hause kam, hatte sie noch ein bisschen Zeit bis zum Abendessen und so setzte sie sich mit einem Buch hinaus auf die Wiese um die Abendsonne zu genießen. Noch immer war es schön warm und auch jetzt würden sie draußen essen.
Abends waren die Gespräche am Tisch immer ein bisschen lebhafter als morgens, wenn noch alle halb im Schlaf waren. Man unterhielt sich über den Tag, was am nächsten anstehen würde und über Dinge, die sich sonst so ereignet hatten.
Delias Zimmergenossin Lisa schwärmte gerade von ihrem Banknachbarn in der Schule, der ja so süß war, nur leider absolut kein Interesse an ihr zu zeigen schien. Solche Gesprächsthemen dienten immer zur allgemeinen Erheiterung, vor allem weil Lisa eine so laute Stimme hatte, dass alle anderen mithören konnten. So unterhielten sich am Ende der Mahlzeit alle zusammen, eine Sache, die Delia so liebte an diesem Heim, dass wirklich jeder sich mit jedem verstand und wenn es darauf ankam, dann hielten auch wirklich alle zusammen.
Nachdem das Essen dann abgeräumt war, setzte Delia sich noch mit ihren Freundinnen zusammen.
„Der Tag war wirklich herrlich. Bin gespannt wie es morgen wird.“, sagte Julia. „Wenn es übers Wochenende so schön warm bleibt, dann machen wir am Montag die Terrasse und die Eistheke auf, hat mein Chef heute zu mir gesagt. Ich hoffe also, dass es wieder so toll wird, denn ich liebe es in der Pizzeria zu arbeiten, wenn nicht nur alle Leute Pizza wollen!“, meinte Delia.
„Bäh! Stellt euch das Mal vor in was für einer Hölle Delia arbeitet! Die muss jeden Tag Eis, Pizza und die ganzen anderen Fettsachen sehen, da hat die dann doch irgendwann die Nase voll davon und wenn es dann bei uns mal Pizza gibt dann will die keine, weil ihr beim Anblick dieses runden Dings alles hoch kommt! Ist das nicht schrecklich, nie mehr Pizza! Also, Delia ich gebe dir einen Tipp: Kündige!“, sagte Lisa. Alle anderen lachten. Lisa hatte in einer Weltuntergangsstimme gesprochen, so dass es sich angehört hatte, als wäre es wirklich schrecklich, wenn Delia keine Pizza mehr essen könnte.
„Mach dir dessen mal keine Sorgen! Du weißt doch wie sehr Delia Italienisch liebt, da wird sie bestimmt niemals genug von bekommen“, lachte Julia.
Als es spät wurde, gingen die Mädchen ins Bett. Vereinzelt gab es da noch ein paar leise Gespräche, aber nach einer Weile schliefen alle.
Delia hatte einen festen Schlaf, in der Nacht konnte sie nichts wecken. So wachte sie am nächsten Morgen ausgeschlafen und gut gelaunt auf. Ihre Zimmergenossinen waren aber nicht so gut gelaunt.
Lisa rannte mit einem ihrer Schuhe durchs Zimmer und schimpfte die ganze Zeit. Selbst Julia, die doch sonst immer die erste war, die aus dem Bett kam, rieb sich noch verschlafen die Augen.
„Was ist denn mit euch los? Habt ihr die Nacht durch gemacht, oder was?“, fragte Delia.
„Tja, das haben wir wohl wirklich, aber unfreiwillig! Wir haben eine Mücke in unserem Zimmer, die ist ja so nervig! Die ist total laut. Scheint irgendeine Neue Art zu sein, so eine Mücke habe ich noch nie gehört, die klang fast so als ob die irgendwelches Zeug geredet hätte, halt eben nur in Mückensprache!“, erzählte Lisa.
„Mückensprache! Du spinnst ja! Wahrscheinlich hast du nur geträumt und es war eine ganz normale Mücke. Die wirst du jetzt nicht finden, warte bis es Abend wird, dann kommt die wieder heraus und du kannst sie dann erwischen.“
Delia stand auf und ging ins Badezimmer. Sie verschwendete keinen Gedanken mehr an die merkwürdige Mücke und die anderen Mädchen kamen auch allmählich um sich frisch zu machen.
Da es Samstag war musste keiner arbeiten gehen und so konnten sie den Tag frei gestalten. Auch heute schien die Sonne wieder und es war herrlich warm, wie am Vortag.
Nach dem Frühstück legten sich die Mädchen in die Sonne auf die Wiese.
Gegen Nachmittag kamen dann die Jungs mit selbst gebastelten Wasserbomben und bewarfen die Mädchen, sodass es mit der Ruhe vorbei war und bald alle herumtobten.
Irgendwann, als es langsam Abend wurde, ging Delia in ihr Zimmer um sich umzuziehen und die anderen Mädchen zu suchen, denn sie hatte ihre Freundinnen schon längere Zeit nicht mehr gesehen.
Als sich das Mädchen frische und vor allem trockene Sachen angezogen hatte, hörte sie auf einmal ein merkwürdiges Geräusch.
Sie hielt inne und lauschte. Dann sah sie sie. Die Mücke! „Weih, du bist ja ein riesen Vieh! Und einen Lärm machst du auch, da haben die anderen Recht behalten. Na warte, dich krieg ich!“, sagte sie.
Schon holte sie sich einen Schuh und ging auf Mückenjagt. Es war gar nicht so leicht, die Mücke büchste immer wieder aus. Irgendwann hatte Delia das Gefühl, dass dieses Tier seinen Spaß mit ihr machte, denn es kreiste immer um das Mädchen. Dann plötzlich war die Mücke verschwunden. Delia fand sie nicht mehr. So sehr sie auch suchte!
„Wo hast du dich versteckt du kleines Ding! Komm heraus, damit ich dich erwische!“
„Gib auf Delia, du erwischt mich sowieso nicht“, piepste plötzlich eine feine Stimme am ihrem Ohr.
„Was? Was war denn das! Träume ich?“, wunderte sie sich.
„Nein, tust du nicht. Ich bin hier und ich rede mit dir und nur zu deiner Information, ich bin kein Vieh und erst Recht bin ich keine Mücke!“, da war die Stimme schon wieder.
„Wo und vor allem was bist du?“ Delia traute ihren Ohren nicht. Konnte es tatsächlich sein, dass die Mücke mit ihr sprach.
„Dreh dich einfach mal um!“
Wie geheißen tat Delia und traute ihren Augen nicht. Da saß ein kleines Kind auf ihrem Bett. Nein, kein Kind, eine Frau, aber so klein, dass sie von der Größe als Grundschulkind durchgehen könnte. Sie hatte langes, blondes Haar. Zwischen ihren Haaren konnte man die Ohren erkennen, welche sehr lang und spitz waren.
Ihre Haut war fast durchsichtig und auf ihrem Rücken hatte sie zwei glänzende und in Regenbogen Farben schimmernde Flügel. Ihre Kleidung war adrett und es schien so, als würde ihr Kleid nur aus Blumen und Blättern bestehen.
„Wer bist du?“, fragte das erstaunte Mädchen das Wesen auf ihrem Bett.
„Ich bin Letitia. Oberste Botin der Königin.“
„Welcher Königin?“
„Die Königin der Elfen, natürlich! Aber jetzt lass uns nicht viel weiter reden, ich habe schon viel zu viel Zeit verloren, dadurch, dass ich erst einmal suchen musste, bis ich dich gefunden habe. Wir müssen gehen.“
Das Wesen sprang auf und fasste Delia an der Hand und wollte sie mitziehen, diese aber entzog sich dem Griff.
„Warte, was hast du gesagt, Königin der Elfen? Heißt das, dass du eine Elfe bist? Was willst du denn von mir? Und wieso zu viel Zeit verloren, wovon?“, Delia verstand das alles nicht. Was wollte dieses Wesen – die Elfe oder was auch immer sie war denn nur von ihr?
„Natürlich bin ich eine Elfe, genau wie du! Und jetzt komm, ich erkläre dir alles unterwegs, aber jetzt müssen wir uns beeilen.“
Ohne auf das Protestieren des Mädchens zu reagieren packte Letitia Delia an der Hand und ging mit ihr in Richtung Fenster.
„Was hast du vor? Ich kann da nicht so einfach rausspringen! Wir befinden uns im zweiten Stock, wenn ich hier herausspringe dann breche ich mir alle Knochen!“
„Ach verdammt, habe ich ja ganz vergessen! Na dann warte!“ Die Elfe holte eine kleine Schatulle hervor und bestreute Delia mit einem Pulver.
„So, jetzt müsste es gehen.“
Delia fühlte ein Stechen im Rücken, dann wuchsen ihr auf einmal Flügel und sie schrumpfte auf die Größe einer Mücke.
Die Elfe tat es ihr gleich, nur das sie kein Pulver dafür benötigte.
„Was….?“
„Ich weiß, du hast jetzt viele Fragen, aber bitte wir müssen uns beeilen. Das Portal schließt sich bald und wir müssen vorher noch da durch. Sobald wir unterwegs sind und reden können, kann ich dir ein paar deiner Fragen erklären, denn Rest wirst du dann im Elfenschloss erfahren. Und jetzt steh nicht länger rum sondern folge mir. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Hier, nimm meine Hand, ich werde dir beim Fliegen helfen.“
So nahm die Elfe das Mädchen bei der Hand und flog mit ihr durchs Fenster in den Abendhimmel hinaus.


Das Portal de r Tausend Wunder
Eigentlich hatte Delia damit gerechnet, dass sie hinunterfallen würde, nachdem sie das Fenstersims verlassen hatte, aber sie blieb in der Luft, ja das Mädchen und die Elfe flogen immer höher. Bald war das Waisenhaus tief unter ihnen.
Was wohl die anderen dazu sagen werden, wenn sie merken, dass ich verschwunden bin? Fragte Delia sich.
Doch viel Zeit hatte sie nicht, darüber nachzudenken, denn plötzlich ließ die Elfe ihre Hand los, mit der sie das Waisenkind bis dahin hinter sich hergezogen hatte.
„Ahhh!!!“, schrie Delia und fiel ein ganzes Stück tiefer.
Sie wäre noch weiter gefallen, wenn nicht Letitia plötzlich wieder neben ihr gewesen um wieder nach ihrer Hand zu greifen.
„Was machst du denn da? Warum lässt du mich los?“, schimpfte Delia.
„Was ist denn daran so schlimm? Flieg doch alleine, oder willst du dich etwa den ganzen Weg von mir ziehen lassen wie ein Baby?“
„Pah! Flieg doch selber! Wie denn bitteschön?“
„Du hast auf deinem Rücken Flügel. So, jetzt musst du nur noch lernen, wie man sie benutzt, sonst bringen sie dir nichts. Also pass auf: Stell dir gedanklich vor, wie deine Flügel schlagen. Stell dir vor, wie sie auseinander und wieder zusammen schlagen. Wenn du dir das vorstellst, dann machen deine Flügel das auch, schau!“, Letitia deutete auf Delias Rücken, wo sich nun langsam aber sicher die Flügel bewegten.
„Es tut mir leid, aber ich kann nur sehr schlecht auf meinen Rücken blicken“, meinte die Fluganfängerin.
„Ach ja! Tut mir leid“, kicherte Letitia. Delia verdrehte nur die Augen.
Noch eine ganze Weile musste die Elfe das Mädchen an der Hand halten und ihr helfen.
Aber Delia wurde immer sicherer.
„Fliegen ist ein Kinderspiel, wenn man weiß wie es geht“, hatte Letitia zu ihr gesagt und zum ersten Mal seit ihrer Begegnung musste Delia der Elfe recht geben.
Ja, fliegen war einfach. Und unglaublich schön.
Die beiden flogen immer weiter über Bremen hinweg. Delia wunderte sich wie klein die ganzen Häuser auf einmal waren. Die Autos sahen auch aus wie Spielzeuge.
Hier in dieser Stadt war sie aufgewachsen. Vielleicht wohnten ihre Eltern auch in dieser Stadt, das wusste sie jedoch nicht.
Während sie so über Bremen flogen, dachte Delia über ihre Vergangenheit nach. Ja, sie hatte eine schöne Kindheit in Bremen gehabt.
„Und nun werde ich von einer Elfe entführt, die kaum größer als eine Mücke ist und das schlimmste ist, ich bin jetzt auch eine Mücke, kann sogar fliegen! Ich werde verrückt. Ich kann nur hoffen, dass das hier ein Traum ist“, dachte sie.
Aber als sie dann Bremen hinter sich ließen und über Felder, Wiesen und Landstraßen flogen, merkte Delia immer mehr, dass das hier kein Traum war, sondern die Wirklichkeit.
Die beiden ließen Delias Heimat immer weiter hinter sich. Sie flogen immer weiter.
„Wo bringst du mich überhaupt hin?“, fragte Delia nach einer Weile.
Sie waren mindestens schon zwei Stunden geflogen, die Nacht war Rabenschwarz, nur der Mond und die Sterne gaben ihnen Licht. Im Waisenhaus hatte man ihr Verschwinden bestimmt schon bemerkt.
„Da vorne, wir sind bald da. Da ist das Ianua qui mille mirari“, antwortete die Elfe.
„Das was ist da?“
„Das Ianua qui mille mirari. Das Portal der tausend Wunder!“
„Aha und was wollen wir da?“
„Ohne das Portal kommen wir nicht in das Reich meiner Königin!“
Bevor Delia weitere Fragen stellen konnte, da sie mal wieder nichts verstand, nahm Letitia sie wieder an die Hand und zog sie hinunter.
Delia erkannte nichts. Sie wusste nicht, wohin die Elfe mit ihr wollte und sie sah auch dieses komische Portal nicht.
Doch je tiefer sie flogen, desto deutlicher konnte das Mädchen die Umrisse eines Waldes sehen und es dauerte nicht mehr lange, dann flogen sie auch schon durch die Äste. Hätte die Elfe sie nicht an der Hand gehalten hätte die 17- jährige sie verloren, denn durch das dichte Blätterdach des Waldes war es stockdunkel.
Doch es dauerte nicht lange, dann sah Delia ein leichtes Schimmern durch die Stämme, welches immer stärker wurde, je mehr sie sich ihm näherten.
„Was ist das?“, keuchte Delia.
„Das ist das Ianua qui mille mirari. Das Portal, von dem ich dir erzählt habe. Da fliegen wir jetzt durch. Wenn wir auf der anderen Seite sind dann können wir uns ausruhen. Du bist sicher müde. Der erste Flug ist immer anstrengend“, informierte Letitia sie.
Inzwischen waren sie so nah am Portal dran, dass Delia die Öffnung erkannte. Aber…
„Letitia! Ich fürchte wir sind zu groß! Ich glaube nicht das wir selbst in der Gestalt einer Mücke durch dieses winzige Loch passen!“
„Was? Ach du liebe Güte! Das Portal ist sich schon am schließen! Komm, wir müssen uns beeilen! Wenn wir nicht mehr durch das Portal kommen, dann sitzen wir hier fest.“
Letitia flog noch schneller und so brausten sie auf das Portal zu.
Jetzt sah es auch Delia, sie hatte schon vorher gemerkt, dass die Elfe bessere Augen als sie hatte, dass das Loch in der Mitte des Lichtkreises immer kleiner wurde.
Sie sausten also immer tiefer, sodass sie bald auf der gleichen Höhe waren wie das Portal.
Jetzt konnte Delia es aus der Nähe betrachten.
Es schimmerte in allen Regenbogenfarben und war eigentlich nur ein runder Kreis aus Licht mit einem inzwischen nur noch winzigen Loch in der Mitte.
Je näher sie sich dem Portal näherten, desto schneller flog die Elfe.
„Komm, streng dich an! Wir müssen da durch!“, rief die Elfe.
Das Mädchen ließ ihre Flügel so schnell wie möglich schlagen.
Dann trennten sie auf einmal nur noch wenige Zentimeter vor dem Portal und plötzlich ging alles ganz schnell.
Letitia flog im rasanten Tempo durch das Loch hindurch und zog Delia mit hindurch.
„Wir haben es geschafft!“, jubelte Delia innerlich.
Doch plötzlich durchfuhr sie ein schrecklicher Schmerz, welcher sich von ihrem Rücken über ihren ganzen Körper verteilte.
Das Mädchen schrie auf, so was hatte sie noch nie erlebt.
Sie hatte das Gefühl, als wären ihre Glieder betäubt. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, versuchte weiterzufliegen, aber als sie ihre Flügel wieder schlagen lassen wollte, explodierte erneut der Schmerz in ihr. Delia kamen die Tränen, so sehr schmerzte es.
Nach ein paar Sekunden eppte der Schmerz ab und um die Elfe nicht aufzuhalten, versuchte Delia langsam ihre Flügel zu bewegen.
Es ging – für ein paar Meter. Dann spürte Delia nichts mehr, außer dem Feuer, welches sich wieder über ihren ganzen Körper verteilte. Sie hatte keine Kraft mehr, dagegen anzukämpfen, plötzlich wurde Delia schwarz vor Augen.
„Delia! Delia, wach auf! Komm, du musst aufwachen!“, hörte sie eine Stimme sagen.
Ein dumpfes Pochen machte sich in dem Kopf des Waisenkindes bemerkbar. Langsam drehte sie den Kopf und öffnete die Augen. Um sie herum war alles stockdunkel.
Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit und sie konnte mehr und mehr die Umrisse von Bäumen sehen.
„Wo bin ich? Was ist passiert?“, fragte sie.
„Das „Ianua qui mille mirari“ hat sich zu früh geschlossen. Wir sind zwar noch durchgekommen, aber du hast dir den Flügel gerissen. Du hast zwar noch ein paar Sekunden versucht gegen den schmerz und die Ohnmacht anzukämpfen, aber am Ende haben beide gesiegt. Ich bin mit dir dann zu Boden gefallen und ihr liegst du jetzt und bist Gott sei Dank endlich aufgewacht.“
„Wie lange war ich bewusstlos?“
„Ein paar Stunden. Aber mach dir keine Sorgen!“, sagte die Elfe schnell, als das Mädchen sich erschrocken aufrichten wollte, „Wir sind jetzt auf der anderen Seite des Portals, hier haben wir so viel Zeit wie wir brauchen. Und mit deinem kaputten Flügel kannst du sowieso nicht fliegen. Ich muss deinen Flügel erst heilen. Du hast die ganze Nacht und den frühen Nachmittag verpasst. Das Beste ist, ich mache mich jetzt an die Arbeit und dann ruhst du dich noch ein bisschen aus. Wir fliegen morgen weiter. Lange haben wir es nicht mehr“, beschloss Letitia.
Sie machte sich auch gleich daran, und gab Delia Anweisungen, wie sie sich hinlegen sollte.
„So, jetzt musst du stillhalten. Es könnte noch ein paar Minuten ziehen, aber das sollte auch bald vorbei sein. Also dann.“
Aus dem Augenwinkel beobachtete Delia ihre Gefährtin. Dabei viel ihr zum ersten Mal auf, dass sie gar keine Mücke mehr war, zu der Letitia sie bei ihrem Aufbruch verwandelt hatte. Sie wollte die Elfe danach fragen, doch hatte sie keine Gelegenheit dazu, denn ein stechender Schmerz durchfuhr sie, als Letitia den gerissenen Flügel an hob und mit ihrer Hand leicht darüber fuhr. Dabei murmelte sie etwas, Delia konnte es aber nicht verstehen. Irgendwann fingen Letitias zarte Hände an bläulich zu glühen, was sich schnell auf Delia überleitete. Bald leuchteten auch ihre Flügel und nicht lange danach schien ihr ganzer Körper in Licht getaucht zu sein. Das Pochen in ihrem Kopf und das Ziehen in ihrem Flügel schwächte ab, bis sie nichts mehr spürte.
Das Mädchen viel in einem leichten Schlummer und als sie wenig später wieder aufwachte, hatte sie den guten Duft von Pilzen in ihrer Nase.
Sie erhob sich langsam und sah das Letitia über einen Feuer kniete und Pilze erhitzte. Aber es waren keine normalen Pilze, diese waren mindestens so groß wie Fliegenpilze, wenn nicht sogar größer, allerdings hatten sie nur die Größe von einem Fliegenpilz, alles andere sah aus wie ein ganz normaler Steinpilz.
Ein paar Minuten beobachtete Delia das Feuer, als ihr plötzlich wieder etwas auf viel.
„Letitia! Wir haben ja wieder unsere richtige Größe und sind gar keine Mücken mehr. Wann hast du uns denn zurück verwandelt?“
„Ich habe uns gar nicht zurück verwandelt“, antwortete die Elfe, „und wenn wir genau sein wollen, nur ich habe die richtige Körpergröße wieder, du nicht.
Aber als wir durch das Portal der Tausend Wunder geflogen sind, hat sich der Zauber aufgelöst. Denn nun sind wir in meiner Welt und da brauche ich mich nicht mehr zu tarnen.“
Sie reichte ihrer Weggefährtin einen fertigen Pilz. Hungrig verschlang diese ihn und fragte dann mit vollem Mund weiter.
„Warum habe ich meine volle Größe nicht wieder bekommen?“
„Wir Elfen sind nun mal kleiner als ihr Menschen. Selbst unsere Größten würden dir nur bis zum Hals reichen. Das Portal war die einzige Öffnung von dieser Welt in deine Welt. Hier ist einiges anders als bei euch, was dir bestimmt schon aufgefallen sein wird.“
„Aber warum hat sich das Portal denn geschlossen? Ich meine, wenn es doch die einzigste Öffnung ist, dann sollte so etwas doch nicht passieren, oder?“, fragte Delia weiter.
„Das Portal ist nicht immer da. Meine Königin hat mir den Auftrag gegeben dich zu suchen und zu ihr zu bringen, deshalb hat sie das Portal erschaffen. Normalerweise gibt es keinen Weg von einer Welt in die nächste. Nur eine Königin oder ein König können ein Portal erstellen und selbst dann hält es nicht ewig. Wir haben es gerade noch geschafft. Hätte sich das Portal vorher geschlossen, dann säßen wir jetzt in deiner Welt fest.“
„Warum musstest du denn überhaupt nach mir suchen? Was will denn deine Königin von mir?“
„Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen, da musst du dich gedulden, bis wir im Schloss sind.“
Eine Weile aßen sie schweigend. Delia versuchte die ganze Zeit darauf zu kommen, was hier vor sich ging, aber sie konnte sich keinen Reim auf das Geschehen der letzten vierundzwanzig Stunden machen.
Schließlich bat sie die Elfe ihr mehr von ihrem Volk zu erzählen.
„Ich merke schon, du bist neugierig. Aber gut, ich werde dir ein bisschen was erzählen können.“
Letitia räusperte sich, dann fing sie an zu erzählen:
„ Wir Elfen existieren schon seit Anbeginn der Erde. Früher haben wir in den Wäldern und Wiesen gewohnt, waren allerdings nur winzig klein. Schon damals hatten wir einen König und eine Königin.
Wir lebten ziemlich friedlich, unsere Aufgabe war es, Tiere und Natur zu erhalten und zu pflegen.
In den Legenden werden wir auch Beschützer der Natur genannt.
Irgendwann kamen dann die Menschen mit dazu und für uns Elfen wurde es immer schwerer hier zu leben. Also beschloss unser damaliger König Orik umzusiedeln.
Es war gar nicht so einfach, einen geeigneten Platz zu finden. Irgendwann kamen Orik und seine Berater aber dann darauf, dass es doch einfacher für die Elfen wäre, wenn sie unsichtbar für die Menschen leben würden.
So kamen sie langsam auf die Idee, dass aus dem Erdvolk ein Himmelvolk werden sollte.
Orik hatte viele Freunde bei den Vögeln und diese standen ihn gerne zu Hilfe. Zusammen mit den größten und stärksten Magiern des Volkes begannen die Elfen sich eine Stadt im Himmel, verborgen vor jeden Menschensblick, zu erbauen.
Heute ist dies unsere Hauptstadt, Ivonas. Aber rings herum haben sich noch einzelne kleine Städte angesiedelt.
Um noch mehr Land für die Elfen zu gewinnen, erbauten unsere Magier irgendwann eine eigene Welt, in der wir jetzt leben. Diese kann man nur durch ein Portal betreten und verlassen.“
„Und wenn ich dich richtig verstanden habe, dann kann dieses Portal nur von deiner Königin geöffnet werden?“
„Nicht nur von meiner Königin. Es ist ein bestimmter Zauber, der nur an bestimmte Elfen, und Feen weitergegeben wird. In jedem Volk darf es nur eine Person geben, die diesen Zauber beherrscht. Bei uns ist es nun mal die Königin.“
„Gibt es denn noch andere Elfenvölker?“
„Ja, natürlich. Aber nicht jedes ist friedlich gestimmt. Aber mit denen dürftest du nichts zu tun haben. Die anderen Völker leben alle weiter weg, teilweise weiß ich auch nur von hören, dass es sie gibt.“
„Und was für Elfenvölker leben bei euch mit in der Nähe?“, jetzt war Delias Neugier geweckt.
Sie wollte nun alles von den Elfen wissen.
Aber Letitia schien ihr nun auszuweichen, denn sie sagte nur schnell: „Das wirst du erfahren, wenn wir im Schloss sind.
Es ist schon spät, wir haben morgen noch ein gutes Stück vor uns, bevor wir den Palast erreichen. Du musst dich ausruhen. Also, lass uns schlafen.“

Am nächsten Tag wachten die beiden mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Es war trotz der Frühe schon schön warm.
Nach dem Frühstück, machten sie sich wieder auf den Weg. Laut Letitia sollten sie Ivonas gegen Mittag erreichen.
Delia konnte nun schon ohne die Hilfe der Elfe fliegen, zwar noch nicht so schnell, aber Letitia hielt Rücksicht auf sie.
Unter ihnen wurde der Wald immer kleiner, je höher sie stiegen.
Nach ein paar Stunden durchbrachen sie die Wolkendecke.
Delia hatte nicht gewusst, was sie erwarten würde, wenn sie über den Wolken wären, aber damit hatte sie auf keinen Fall gerechnet.
„Wow, Letitia! Hier gibt es ja eine eigene Welt!“, rief sie erstaunt. Vor ihr ragten Bäume aus dem Nichts, doch die Blätter funkelten, als wären sie aus Diamanten.
Vögel flogen durch die Gegend, das Gefieder so schön wie ein Regenbogen.
Nach ein paar Meilen kamen die ersten Häuser, auch sie sahen wunderschön aus.
Delia hatte auf der Erde noch nie solche Architektur gesehen, die Häuser sahen jedes für sich aus, als wären sie ohne große Planung gebaut wurde, alle hatten sie ein Glasdach, doch trotzdem konnte man nicht ins Haus hineingucken.
Delia würde gerne wissen, wie die Einrichtung innen aussehen würde.
„Schau, da vorne ist es schon!“, rief Letitia ihr zu.
Jetzt erst richtete das Mädchen ihren Blick wieder nach vorne. Ihr stockte der Atem. Vor ihr ragte aus den Wolken ein wunderschöner Palast auf, die Wände schienen ganz aus Diamanten zu bestehen und in ihnen reflektierte sich das Sonnenlicht, welches das Gebäude in ein warmes Orange tauchte.
„Oh, ist das schön!“, hauchte sie.
Bald hatten sie den Palast von Letitias Königin erreicht und sie landeten vor dem Tor.
Nachdem Letitia kurz mit den Wachen gesprochen hatte, wurden sie hineingelassen und gelangten bald in eine Vorhalle, wo sie ein paar Minuten warten mussten, bis sie von einer Dienerin begrüßt wurden.
„Seit gegrüßt, Letitia, Botengängerin und Delia, Elfenkind. Kommt, die Königin erwartet euch schon. Ich werde euch in das Empfangszimmer geleiten. Kommt, folget mir.“
Die beiden Reisenden gingen der Elfe hinterher, bis sie vor einer großen Tür stehen blieben.
„Wartet hier, ich werde euch ankündigen.“
Sie verschwand durch die Tür.


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Tag der Veröffentlichung: 04.10.2010

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