Herzlich Willkommen liebe Leser zur 30. Ausgabe des sommer-wind-Journals! Nun ist es definitiv Herbst geworden – der dritte Herbst, den wir gemeinsam erleben!
Ich habe mir wieder Mühe gegeben, dass diese Ausgabe (herbstlich) bunt und vielfältig wird und natürlich schleicht sich ab und zu ein wenig Melancholie dazwischen. Die vielen Einsendungen unserer Leser, die so zu MitMachern werden, verjagen jeden HerbstBlues und machen mich froh! Zu diesem Thema bitte ich Sie, das Kapitel „JournalAngst“ nicht zu übersehen.
Ein BlätterBuntes LeseVergnügen und ein gesundes WiederLesen im Dezember
wünscht Ihnen Angela Körner-Armbruster
Ein MitMachJournal! Möchten Sie gerne etwas Schönes aus Ihrem Leben berichten? Die nächste Ausgabe wäre der ideale Platz dafür, denn unser Journal lebt vom engagierten, kreativen, willigen Mit-Machen!
Wir veröffentlichen stets zum Monatsbeginn und wollen frisches Lesevergnügen bringen. Ein übergeordnetes Thema gibt es normalerweise nicht. Das Journal soll kunterbunt und vielfältig sein - und vor allem: Positiv!
Unser Verlag trägt den Namen „Sommerwind“, weil er luftig und belebend sein möchte. Das Sommer-Wind-Journal soll Begegnungen mit Menschen und ihren Träumen, ein entspanntes und entspannendes Lächeln und vielleicht sogar einen anderen Blickwinkel bringen.
Impressum:
Sommer-Wind-Verlag
Angela Körner-Armbruster
Kapellenweg 14
88427 Bad Schussenried
kontakt@sommer-wind-verlag.de
© 2019 sommer-wind-verlag Körner-Armbruster
Der Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages und gegen Honorar möglich. Die Verwendung in anderen Medien, Seminaren, Vorträgen etc. ist verboten.
Alle Bildrechte liegen bei den Autoren, sind geschützt und dürfen nicht weiter verwendet werden
Das Titelbild:
Klosterkirche Birnau am Bodensee
Fotograf: Angela Körner-Armbruster
kommt das Journal später und weshalb ist es eine Doppelausgabe? Die Antwort ist ganz einfach: Ich habe es einfach nicht geschafft. Schuld hat einerseits das neue Betriebssystem, das installiert werden musste. Leider bin ich scheinbar nicht mehr so fit, dass dies ohne Spuren an mir vorbei geht. Ich musste mich einarbeiten und das kostete Zeit. Außerdem habe ich noch meine Arbeit für eine Tageszeitung, für ein Museum, im Garten gibt es zu tun und ich musste ein wenig auf Reisen gehen, damit Sie davon lesen können. Und irgendwie hat der Tag nur 24 Stunden. Gut, ich könnte die Nacht dazu nehmen – aber weshalb? Eine halbe Ausgabe? Nein, auf keinen Fall. Dann lieber ein kreatives Zögern und eine Doppelausgabe, so hab ich mir gedacht. Und als Versöhnungsangebot besonders viele Bilder. Ich denke, Sie und ich, wir halten diese kleine menschliche Schwäche aus. Und letztlich gilt: Je mehr Zusendungen ich bekomme, desto weniger muss ich selbst schreiben, nicht wahr!
Rückblick
Ausblick
Zahlenspiele
Fundstück
Reise in die Vergangenheit: Römerstraße in Klais
ReiseErinnerung
Schmunzler des Monats: Das Handtuch
Bild des Monats
Gedicht des Monats: Gloria Fröhlich
BildGeschichte des Monats: Mathias Westburg
Handschriftliches
Sie haben Post
PostkartenGlück: Brückenspektakel
LeseGeschichte: HerbstGedanken
Redewendungen
Aberglaube und Brauchtum
Kirchen
Bäume
WolkenGlück
Immer im Kreis rum
MauerKunst
Schnappschuss
Rechts und links der Straße
Über der Straße
Unterwegs für Sie in Hamburg
LeserGruß von Haide Hattmannsdorfer
FortsetzungsRoman: Last Minute nach Rom
KünstlerPortrait: Barbara Pietsch
LeseGeschichte: Im Bayrischen Wald
Zugehört
Ohren auf
Spruch der Woche -
Herzbewegend -
Hobby und mehr -
LandArt: Im Kleinwalsertal
LeseGeschichte: Im Kleinwalsertal
SchlossGeschichten: Wolfegg
Motorisiertes Glück
Schönheit des Alltags
Wundern
Wussten Sie es?
Mach es wie die Sonnenuhr
KunstSpaziergang:
MuseumsTipp: Duckomenta
Aus der Natur: Herbstzeitlos
Begegnungen
Wo wohnst du
Daumen hoch
Staunen
SchilderSpaß
Schublade zu
Deutsche Sprache
Gemalter Gruß
Licht an!
Gut zu wissen
Aufgegabelt: Blaue Zipfel
Leckeres Wissen
LeseGeschichte: DrachenGlück
Mollig und fröhlich
Tierisches Wissen
Am Wegkreuz
Zur guten Einkehr
Zum guten Schluss
Unsere MitMacher kommen aus
Anna Wittig
Angelika Hinkelmann
Angelika Pietsch
Anke Winkler
Anneliese di Vora
Brigitte Grau
Carola Schimpke
Christiane Stuber
Edeltraud Schüle
Georg Ireland
Gerhard Seifert
Gloria Fröhlich
Günter Heimbucher
Haide Hattmannsdorfer
Karin Jablonka
Ludwina Simmet
Mathias Westburg
Renate Brunner
Ruth Schiefenbusch
Susanne Winkler
Wir befinden uns im Jahr 1917.
Ort des Geschehens: Russland.
Auch der Tag ist ganz klar definitert: Der 7.November.
Was war da los? Lenins Truppen stürmten das Winterpalais in St.Petersburg. Bekannt ist dieses Vorgehen als OktoberRevolution.
Sie stutzen? Kein Problem. Alles hat seine Richtigkeit. Irgendwie.
Denn damals sagte der julianische Kalender den Tag an – und dieser ist 13 Tagen später dran als der gregorianische Kalender.
Auf jeden Fall kann so was jetzt nicht mehr passieren – denn nach der Reolution wurde der gregorianische Kalender eingeführt und bringt uns nicht mehr durcheinander.
Außer, man orientiert sich orthodox. Dann ist Weihnachten nämlich immer noch am 7.Januar.
Am 27. Oktober wird in Schottland und Großbritannien der Erzähl-eine-Geschichte-Tag begangen.
Ich meine, das ist eine tolle Sache, die wir hier in Deutschland auch tun sollten. Irgendwann, vielleicht morgen, gibt es einen Menschen in unserer Nähe, der nichts mehr erzählt oder dem wir nichts mehr erzählen können. Ach, hätte ich doch nur… sagen wir dann.
Wenn wir aus vermeintlicher Rücksicht nichts von uns, von früher, von unseren Erlebnissen, Freuden und Sorgen berichten, ist es irgendwann verloren und vergessen und dann beginnt das große Bedauern. Erzählen Sie ruhig von früher. Man muss nicht alles im Internet googeln. Man kann selbst zum Lexikon werden und von seinen Erfahrungen berichten – oder sie aufschreiben.
Fachleute gehen davon aus, dass ein „normaler“ Kastanienbaum rund 50 Kilogramm Früchte abwirft.
Moment, bin gleich wieder da!
Bin da. Also, meine „normale“ Kastanie wiegt auf 570 Metern Höhe um 11 Uhr 37 Uhr MEZ bei 11°C, Wind aus W mit 21 km/h, 89% Luftfeuchtigkeit und heftigem Schrägregen ganz genau zehn Gramm. Das ist sehr nett von ihr, das lässt sich leicht rechnen.
Der Baum schenkt mir also 5000 Kastanien, die ich alle einzeln in der Hand halten und mich dran freuen kann. Ich mag dieses Gefühl nämlich sehr. Wenn ich mich fertig gefreut habe, suche ich nach einer weiteren Beschäftigung. Ich könnte sie alle in eine Reihe legen.
Moment, bin gleich wieder da!
Bin da. Meine Kastanie hat um 11 Uhr 41 einen Durchmesser von drei Zentimetern. Auch das ist nett zu rechnen. Ich nehme drei Zentimeter als Durchschnittsmaß einer Durchschnittskastanie und zücke einen Bleistift. 5000 mal 3, quatsch, da brauch ich doch keinen Bleistift! 15 000 Zentimeter sind 150 Meter. Das ist nicht wirklich viel. Gut, ich habe nicht gedacht, dass meine Linie bis zum Mond kommen würde, aber 150 Meter sind echt mickrig.
Moment, bin gleich wieder da!
Bin da. Ich hab jetzt einen Apfel abgemessen. Nach drei Versuchen hatte ich einen, der freundlicherweise zehn Zentimeter misst.
5000 Äpfel wären dann immerhin 50 000 Zentimeter. Halt, ich hab noch was.
Moment, bin gleich wieder da!
Bin da. Kürbis. 30 Zentimeter. Klein, ich weiß. Aber wir sind nur zwei Personen. 150 000 Zentimeter. Mehr schaff ich in meiner Speisekammer nicht. Mein Mann fegt draußen die Blätter … Moment, bin gleich wieder da!
Bin da. Das Internet meint, 50 000 Blätter seien pro Baum normal. Dann glaub ich das jetzt mal. Das Blatt, das ich meinem Mann aus dem Laubsack geholt habe, misst 15 Zentimeter. Nussbaum. 50 000 mal 15, das sieht doch schon besser aus.
750 000 Nussbaumblätterzentimeter
150 000 Kürbiszentimeter
50 000 Apfelzentimeter
15 000 Kastanienzentimeter
Das ergibt summa summarum 965 000 Tentizmeter, oh ich bin schon ganz wirr, Zentimeter, also 9650 Meter. Das sind ja zehn Kilometer? Will ich im dicksten Regen wirklich so weit laufen? Nein - ich glaube, ich bastle jetzt lieber Kastanientierchen!
Leider liegt noch das Laub vom Vorjahr in den Fahrrinnen und deshalb ist mein Bild nicht ganz so aussagekräftig. Also bemühen Sie bitte Ihre Fantasie, denken das Laub weg und sehen dann die tiefen Fahrrinnen, die in Klais in der Gemeinde Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirchen im Werdenfelser Land im Schatten des Karwendel in OberBayern (genauer geht es kaum) von sehr alten Zeiten erzählen.
Die Reste der Römerstraße führen am ehemaligen und nicht mehr sichtbaren Kloster Scharnitz vorbei und wir haben sie nur durch Zufall entdeckt. Wären wir der Fahrstraße zu Schloss Kranzbach und Schloss Elmau gefolgt – nichts hätten wir bemerkt. Wir hätten nicht die Wagenräder und das Schnauben der Rosse, nicht das Zetern der Fuhrleute und nicht die herabstürzenden Gewürzsäcke mitbekommen.
Jetzt aber wissen wir, wie gebogen, wir uneben, wie rutschig das Vergnügen auf der 107 Zentimeter schmalen Via Raetia ist.
Klais ist der älteste Ort mit urkundlicher Erwähnung im Werdenfelser Land. Das besagte Kloster wurde 763 gegründet – die kleine Straße aber ist doch einiges älter. Die Via Raetia wird auch Via Raetica oder Via Retica genannt. So hießen und heißen in Antike und Neuzeit jene Römerstraßen, welche Süddeutschland und Norditalien verbinden. Schauen Sie sich den Weg an und überlegen, dass Sie auf ihm nicht nur hinter Schloss Elmau übern Berg, sondern übern Brennerpass nach Verona müssen! Kuschelig, was?
Oder aber, Sie drehen das Rad der Zeit noch ein Stück zurück und landen 15 vor Christus bei Tiberius. Der eroberte damals grade das Alpenvorland und ließ dann, als es sein eigen Grund und Boden war, einen Karrenweg anlegen. Schließlich mussten außer Bernstein noch andere wichtige Dinge von A nach B gebracht werden. Später (im 2. Jahrhundert n. Chr.) kam dann Kaiser Septimius Severus (nein, den müssen Sie nicht unbedingt kennen) und hatte die Idee mit den Brücken. Damit wurde die Strecke bis Augsburg drei Tagesreisen kürzer.
Doch zurück nach Klais. Die Legionäre legten also damals die Schwerter weg, griffen zu Spitzhacke und Schaufel und schufteten so sachkundig, dass die Straße nach Meinung der Wissenschaftler mehrere Jahrhunderte ohne größere Reparaturen befahren werden konnte. (Am Rande gefragt: Kennen Sie das Schmuckstück der neuzeitlichen Baubrillanz, die A7?)
Das Wissen um die Via ist jedoch noch nicht so alt. Erst 1972 wurde sie bei Ausgrabungen von Klosterresten gefunden. Wir waren damals nicht dabei und auch nicht beim großen Dorffest des 1250-jähriges Bestehens, als sich die Einheimischen in Feierlaune in Römer verwandelten. Uns ist es auch egal, ob die Spurrillen absichtlich gebuddelt wurden oder ob die Wagenräder ganz allmählich die Furchen gestaltet haben. Wir schlittern auf den feuchten Steinen und passen auf, dass wir nicht umknicken. Obwohl, ein römischer Bänderriss würde gut zu dem passen, den ich mir seinerseits in der Toskana eingefangen habe!
Und weil es so schön passt, bekommen Sie in der Rubrik „Kirchen“ die kleine Kapelle in Klais zu sehen, hinter der dieser alte Weg beginnt.
Sie wissen ja selbst, wie das ist. Über die langen, grauen Wintermonate – oder gar ein halbes Menschenleben lang – bauen sich Sehnsüchte und Träume und Wünsche und Klischees auf. Sex am Strand in der Brandung bei Vollmond gehört dazu. Aber ganz ehrlich – haben Sie jemals so konkret wie möglich drüber nachgedacht, wo der Sand und die Steinchen überall sind? Weg damit!
Oder das viel gepriesene Picknick unterm Olivenbaum. Wer es ausprobiert hat, weiß, dass unter den herrlich skurrilen Bäumen leider kein weiches Gras wächst. Das ist harte, trockene Erde, übersät mit spitzigen Steinen und es liegen auch jede Menge Ästchen rum. Gemütlich? Beileibe nicht. Weg damit!
Ebenso kann unser Traum vom Wohnmobil ganz vorne am Strand weg. Eine Nacht haben wir ausgehalten. Am anderen Morgen krochen wir bettelnd in die Rezeption und waren mit einem Platz in der dritten Reihe sehr zufrieden. Gerne auch in der fünften, ja, danke, sehr freundlich von Ihnen! Zwei Stunden später beobachteten wir schadenfroh ein junges Pärchen, das sich strahlend auf unserem eben erst verlassenen Luxusplatz niederließ.
Wir prosteten uns wissend zu. Strandparty, Wodkaflaschen, Longdrinks, nacktbaden (siehe oben), kreischendes Kichern der Damen, angeberisches Protzen der Herren, Volleyball und morgens um Vier dann ein kleines Feuerchen, weil es langsam frisch wurde. Urlaub in der ersten Reihe? Weg damit!
Dieser Baum mit seinem strukturierten Striptease hat es mir sehr angetan. Man sieht: Nicht nur der Mensch, auch der Baum braucht einen genauen Plan!
Von Mathias Westburg
An einer lebendigen Fassade kann man den Verlauf der Zeit besonders gut erkennen. Während sich die meisten Häuser das ganze Jahre über in den selben Kleidern zeigen, geht bei manchen anderen eine ungeheuerliche Veränderung vor.
Eines der Häuser, an dem ich auf dem Weg zur Arbeit oft vorbei gehe, hat sich über Jahre in dichtes Gewand aus Weinreben gehüllt. Es ist wie ein Barometer der Zeit.
Im Frühling sind man ihre kahlen Zweige langsam grüner werden und die Wand verschlingen. Dann, im Spätsommer und Herbst, das Rot der Blätter langsam von den weitesten Zweigen hinunter kriechen, bis die gesamte Fassade einen rostigen Ton angenommen hat - und dann, Blatt für Blatt, zu Boden blättern, bis die kahlen Stellen einer völligen Nacktheit weichen.
schreitet auch jetzt voran. Ich kann jeden Tag neues Rot, neue Löcher in dem Blätterpelz erkennen. Ich schieße jetzt jede Woche ein Foto der Fassade. Und da sieht man sie im Zeitraffer werden, vergehen - und bald von neuem wieder auferstehen.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 06.10.2019
ISBN: 978-3-7487-1723-2
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