Erstes Kapitel
Es war ein ganz normaler Dienstagvormittag. Ich saß im Büro und arbeitete an meinem nächsten Artikel für die Oktober-Ausgabe des Frauenmagazins ``IN the city´´. Obwohl, es war eher passives arbeiten, da ich eher auf das leere Word-Dokument starrte und vor mich hin träumte als wie üblich in die Tasten zu hauen.So klare, eisblaue Augen habe ich noch nie gesehen. Sie waren so schön, dass es schon beängstigend war sich in ihnen zu verlieren. Ich kann mich noch ganz genau an sein markantes Gesicht erinnern. So ausdrucksvolle Wangenknochen, wow. Und nicht nur das, er war ein wahrer Gentleman und so charmant.Ich hätte die ganze Nacht da sitzen können, in dieser Bar und ihm zugehört.
Es ist verrückt! Ich kenne diesen Mann gar nicht und trotzdem hat er mich so verzaubert, dass ich nicht mal mehr konzentriert an meinen Schreibtisch sitzen kann. Ich erinnere mich einfach zu gerne an diese kraftvolle Stimme zurück.
Plötzlich spürte ich etwas gegen mein Hinterkopf hauen. Ich zuckte zusammen und drehte mich abrupt um. Auf dem Boden sah ich eine Papierkugel liegen, die mir wahrscheinlich gegen den Kopf geschmissen wurde.
„Hayley!“ ich richtete meinen Blick auf Sarah, die mit ihrer Hand auf mein klingelndes Telefon deutete.
„Da will jemand mit dir sprechen.“ Zischte sie und zwinkerte mir dabei zu. Ich schaute sie darauf nur fragend an. Doch sie zuckte nur mit den Schultern, drehte sie schwungvoll um und richtete ihre Aufmerksamkeit ihrem PC wieder.
Ich hob den Höherer meines immer noch klingelenden Telefons ab. „Hayley Park vom IN the City-Magazin, wie kann ich Ihnen helfen?“ Meine Stimme hörte sich merkwürdiger Weise sehr unsicher an. Ich nahm einmal tief Luft, doch dann stockte mir der Atem.
„Hallo Hayley, hier ist Ian. Erinnerst du dich?“ Ich hörte das grinsen in seiner Stimme. Ian! Warum ruft er mich auf der Arbeit an. Okay, ich fand es ärgerlich dass wir nicht unsere Nummern ausgetauscht haben, aber wieso ruft er mich hier an? Und woher weiß er überhaupt wo ich arbeite?
„Hi… Natürlich erinnere ich mich, aber woher weißt du wo ich arbeite?“ „Du hattest erzählt, dass du bei einem Frauenmagazin als Redakteurin arbeitest. Und da habe ich einfach mal alle Frauenmagazine hier in Hamburg gegooglet und dort angerufen und nach einer Hayley gefragt. Und wie es aussieht hat sich die Mühe gelohnt.“ Ich spürte wie das Blut in meine Wangen schoss und ich errötete. Das ist schon irgendwie süß, dass er nach mir quasi gesucht hat. Anscheinend habe ich bei ihm ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
„Das stimmt denn jetzt hast du mich. Also… ich meine am Telefon.“ Gott! Was Besseres fiel mir nicht ein? „Ja und das freut mich sehr. Wie wäre es wenn wir das mit den Nummern austauschen nachholen, so muss ich dich nicht wieder auf den Telefon im Büro anrufen.“ Ich kriegte eine Gänsehaut von seiner Stimme. Sie war genauso wie ich sie in Erinnerung hatte. „Klar. Hast du was zu schreiben da?“ „Natürlich Frau Park. Schießen Sie los.“ Er schmunzelte, das konnte ich ganz genau hören.
„Meine Nummer ist 0152 250321106.“ Ich merkte wie meine Stimme bei jeder einzelnen Zahl drohte zu versagen. „Okay. Ich will dich dann auch nicht länger stören. Ich schreibe dir dann.“ Seine Stimme hörte sich plötzlich kühl und unnahbar an. „In Ordnung… bis dann.“ Ohne auf eine Antwort zu warten legte ich auf.
Mein Herz rast. Ich versuche mein Atem zu kontrollieren, damit ich mich beruhige. Er verunsichert mich sehr. Einerseits finde ich dieses Gefühl aufregend, aber auch sehr verstörend. Sowas hatte ich noch nicht einmal mit Aiden.
Bei Aiden hatte ich mich immer beschützt und stark gefühlt. Er war ein lieber Kerl und sehr aufmerksam. Obwohl ich Hals über Kopf in ihn verliebt war, habe ich mich nie unsicher und wie der letzte Trottel gefühlt. Wir waren knapp ein Jahr zusammen gewesen bis wir bemerkt haben, dass das zwischen uns sich zu einer Freundschaft entwickelt hat.
„So Fräulein. Du erzählst mir jetzt wer das war!“ Sagt Sarah in einem sehr fordernden Ton und setzt sich auf meinen Schreibtisch. „Das war niemand…“ Es war fast schon selbstverständlich, dass Sarah mir keinen Glauben schenkte. Hätte ich mir vermutlich auch nicht.
„Ach ja. Und warum hast du dir während des Telefonats nervös durchs Haar gestrichen?“ Ich verdrehte die Augen, ganz nach dem Motto: Du hast mich schonwieder beobachtet? Sie grinst nur als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Okay. Er heißt Ian und ich habe ihn am Samstag kennengelernt.“ Sagte ich in der Hoffnung dass es Sarah als Information genügen würde. Es ist mir unangenehm mit ihr darüber zu sprechen. Ich kenne sie zwar schon seit der Uni und sie ist für mich wie eine Schwester, aber sie muss nicht gleich sofort alles wissen. „Am Samstag? Warst du da nicht mit deinen Eltern zum Abendessen verabredet?“ „Doch klar, da war ich auch. Wir haben uns dort im Restaurant kennengelernt. Ich bin quasi über ihn gestolpert.“ Sie legt ihren Kopf schief. „Nachdem ich mich von meinen Eltern verabschiedet habe bin ich nochmal auf die Toilette gegangen. Und als ich dann die Treppen von der Toilette wieder hoch gehen wollte kam er gerade die Treppe runter, direkt auf mich zu. Jedenfalls wollte ich ihm ausweichen und bin dabei über eine Treppenstufe gestolpert. Er hat mir dann aufgeholfen und wir kamen ins Gespräch.“ „Das muss aber ein intensives kurzes Gespräch gewesen sein, sodass er sich hier im Büro bei dir meldet…“ Ich seufzte und wollte mich eigentlich meiner arbeitet widmen, aber sie griff mich an meinem Arm und grinste mich auffordernd an. „Wir haben dann beschlossen in die Bar, die um die Ecke war zu gehen. Und dort haben wir sehr lange geredet. Es war als ganz und gar nicht kurz! Und der Grund warum er hier angerufen hat war, dass er nicht meine Handynummer hatte… Er wusste nur dass ich bei einem Frauenmagazin arbeite.“ „Frauenmagazin? Es gibt viele Frauenmagazine die hier in Hamburg gemacht werden. Warte, sag mir nicht dass er sich durchtelefoniert hat um dich zu finden.“ „Doch.“ Schonwieder spürte ich wie ich errötete.
„Oh mein Gott! Girl, der Typ steht aber sowas von auf dich.“ Sie lachte laut auf, sodass die anderen uns komisch ansahen. „Psst! Nicht so laut. Beruhige dich.“ Jetzt fing ich auch an ein wenig kindlich zu kichern.
Plötzlich spürte ich eine leichte Vibration auf meinem Schreibtisch, die von meinem Handy aus kam.
„Uh, ist er das?“ Fragte Sarah auf stichelnd und warf dabei ihr langes blondes Haar zurück. „Mach dich nicht lächerlich.“ Obwohl ich irgendwie hoffte dass er ist. Ich nahm mein Handy in die Hand und schaltete das Display an. Mein Herz machte einen leichten Sprung, als ich sah dass es tatsächlich er war.
Es leuchtete das kleine grüne Whatsapp-Zeichen auf meinem iPhone auf.
Ian: Es war schön deine Stimme wieder gehört zu haben ;)
Ich lächelte verstohlen und sah zu Sarah funkelnden tiefblauen Augen auf. Sie lächelte, als wüsste sie was ich mit meinem Blick ihr sagen wollte. Erstaunlicherweise fragte sie nichts mehr und ging zurück zu ihrem Schreibtisch.
Ich öffnete den Chat und überlegte während ich seine Nummer einspeicherte was ich ihm antworten sollte. Und ob ich Smileys benutzen sollte, oder eher lieber nicht.
Was für ein Quatsch! Warum mache ich mir nur so viele unnötige Gedanken, er ist doch nur ein Mann.
Hayley: Schön dass du mich gefunden hast.
Ich machte heute später Feierabend als sonst. Das lag hauptsächlich daran, dass während meiner eigentlichen Arbeitszeit ziemlich mit den Gedanken wo anderes war. Auch wenn mir Ian nicht mehr geschrieben hatte, was mich schon ein wenig frustrieret. Wie dem auch sei war ich einer der letzten die die Redaktion verließen.
Ich beschloss nochmal in den Supermarkt zu fahren, da ich Lust hatte Couscous-Salat mit Antipasti und Fetakäse zu essen. Also stieg ich in meinen kleinen Fiat 500 und fuhr los.
Erst jetzt fiel mir auf, dass heute eigentlich ein voll schöner Tag war. Es war Ende August und die untergehende Sonne tauchte den wolkenlosen Himmel in eine schöne rosarote Farbe.
Durch den Feierabendverkehr in der Stadt, dauerte er eine gefühlte Ewigkeit bis ich endlich beim Supermarkt war. Sowie die Straßen war auch der Supermarkt nicht wie leerer. Trotzdem nahm ich mir einen Einkaufskorb und quälte ich mich durch die einzelnen Gänge.
Als ich endlich die Kasse erreichte leerte ich meinen Korb und legte die Lebensmittel aufs Fließband.
„Hayley, was für ein Zufall.“ Hörte ich eine Stimme hinter mir sagen. Ich drehte mich um und erkannte sofort diese eisblauen Augen, die mich sofort in ihren Bann zogen.
„Alles in Ordnung?“ Fragte er und erst jetzt merkte ich, dass ich ihn nur anstarrte ohne nur ein Ton von mir gegeben zu haben. Ich blinzelte hecktische in par Mal und entzog mich seinem intensiven Blick.
„Klar. Em… ich hätte nur nicht gedacht, dass ich dich hier treffen würde.“ Ich versuchte ein charmantes Lächeln aufzusetzen. „Ich auch nicht. Es scheint mit uns fast wie Schicksal zu sein.“ Er lächelte leicht aus dem Mundwinkel und das sah so sexy aus. Dieser Mann verwirrte mich so sehr, dass ich schon gar nicht mehr wusste was er eben gesagt hatte. Ich wollte nicht mehr aufhören ihn anzusehen, so sehr fesselte er mich. Ich kann dieses Gefühl was in mir herrscht überhaupt nicht beschreiben.
„Entschuldige dass ich dir nicht mehr geschrieben habe. Ich hatte viel zutun in der Firma.“ „Schon gut! Ich hatte auch viel zu tun.“ Naja ob ich das erledigt habe was ich zu tun hatte ist eine andere Frage…
„Und jetzt nach Hause?“ „Ja, ich wollte nur schnell was ein holen und dann…“ „Das ist gut. Du solltest nicht nach so einem harten Arbeitstag noch ausgehen.“ Unterbrach er mir und ich nickte darauf nur stumm.
„Entschuldigen Sie.“ Ich richtete meinen Blick zur Kassiererin, die mich ziemlich genervt musterte. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich bereits dran war.
„Das macht 14,85 Euro für Sie.“ Sie streckte mir ihre Hand aus. „Entschuldigung!“ Sagte ich hastig während ich in meiner Tasche nach meinem Portmonee wühlte.
Als ich endlich mein Portmonee fand reichte ich ihr schnell das Geld und machte mich daran meinen Einkauf einzupacken. Ich sah dass Ian sich nur eine rote Paprika gekauft hatte. „Du gehst für eine Paprika in den Supermarkt?“ fragte ich belustigt. „Äh… ja, ich mag Paprikas und ich wollte morgen was kochen wofür ich eine Paprika brauche.“ Ich lächelte darauf nur und neigte den Kopf etwas schief. Ich wäre viel zu faul nur für eine Sache in den Supermarkt zu fahren. Aber bei ihm kann ich es mir sehr gut vorstellen. Allgemein macht Ian auf mich einen sehr kontrollierten Eindruck. Seine Haare sitzen perfekt zurück und in seinem Anzug finde ich keine einzige Falte.
„Wenn du möchtest kannst du ja morgen vorbei kommen und ich koche für dich mit.“ Mir stockte der Atem. Das kam jetzt aber unerwartet. „Tut mir leid, aber morgen kann ich leider nicht.“ Ich hatte morgen eine Redaktionssitzung und ich musste meinen Artikel noch fertig kriegen, den ich nicht mal angefangen hatte. „Ich verstehe.“ Obwohl ich damit gerechnet hätte, dass er enttäuscht wäre sah er eher leicht verärgert aus. Es war zwar nicht meine Absicht, aber er könnte sich schon ein wenig seiner Rolle als zappelnder Fisch am Haken annehmen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich eher der Fisch am Haken war als er. Er begleitete mich noch zu meinem Wagen. Die ganze Zeit über wechselten wir nicht ein Wort miteinander. Man konnte denken, dass wir uns gar nicht kennen würden und nur durch Zufall Nebeneinader her liefen. Die ganze Situation war mir etwas unangenehm, aber ich wusste auch nicht was ich sagen könnte um die Stimmung aufzulockern.
Als wir endlich bei meinem Auto ankamen lehnte er sich ganz lässig gegen mein Auto, während ich meinen Einkauf verstaute. „Wir sehen uns aber demnächst?“ Es klang wie eine Feststellung als eine Frage. „Bestimmt.“ Antwortete ich und stieg ins Auto.
Er lächelte mich freundlich und schloss meine Autotür. Ich erwiderte sein Lächeln, schaltete ich den Motor an und fuhr los.
Ich schloss die Tür meines kleinen 2-Zimmer Apartments das sich im dritten Stock befand auf.
Im Flur schlüpfte ich aus meinen Boots und zog meine Lederjacke aus. Dann ging ich auch schon in die Küche um meinen Einkauf auszupacken. Währenddessen stellte ich eine Pfanne mit Olivenöl auf den Herd und kochte Wasser im Wasserkocher. Dann wusch ich mein Gemüse sauber und schnitt Zucchini, eine gelbe Paprika, eine Karotte und ein paar Tomaten in kleine Würfel. Die schmiss ich dann in die Pfanne und würzte sie anschließend. Das mittlerweile heiß gewordene Wasser kippte ich dann in eine Schüssel, wo ich bereits schon den Couscous hinein gefüllt hatte.
Danach rupfte ich ein bisschen Petersilie und zerkleinerte den Feta. Nachdem der Couscous das ganze Wasser aufgesogen hatte, vermengte ich nur noch alles miteinander, würzte es nochmal und gab mir ein paar Kellen auf meinen Teller.
Ich setzte mich auf mein kleines hellgraues Sofa. Meine kleine getigerte Katze Rosie sah mich mit ihren ganz großen grünen Augen an. Als ob sie wissen wollen würde warum ich sie nicht bereits begrüßt habe. Ich streichelte ihren Kopf und sie fing an zu schnurren. Sie drehte sich paar Mal um sich selbst, ließ sich dann fallen und kuschelte sich in ein Kissen ein.
Ich schaltete den Fernseher an und wie erwartet lief nur Mist im Fernsehen. Aber gegen eine leichte hirnlose Unterhaltung während des Essens hatte ich nichts dagegen. Ich könnte mich jetzt sowieso nicht auf was Anspruchsvolles einlassen, dafür waren meine Gedanken ganz wo anders.
So saß ich da bestimmt eine Stunde da, aß mein Couscous-Salat und schaute irgendetwas auf RTL2.
Irgendwann fielen mir fast die Augen zu. Also ging ich in die Küche und packte das Geschirr in die Spülmaschine. Dann ging ich ins Badezimmer, schminkte mich ab, putzte meine Zähne und knotete meinen Long-Bob zusammen sodass mich meine Haare nicht störten. Danach kramte ich mein Handy aus meiner Tasche, die noch im Flur lag. Ich schaltete das Display ein und sah, dass ich einen verpassten Anruf von meiner Mutter hatte. Ich entschied mich dazu erst morgen zurück zu rufen.
Ich ging in mein Schlafzimmer und zog mir was Bequemes zum schlafen an und schlüpfte schlussendlich in mein kuscheliges Bett.
Tag der Veröffentlichung: 07.10.2015
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