Ich gehe durch den langen trostlosen Flur, die Kälte des Bodens schmerzt an meinen nackten Füßen. Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen, denn ich habe nichts zu verlieren. Die Zeit um mich herum habe ich schon lange vergessen. In meinem Zimmer angekommen setze ich mich auf mein altes Bett, die Federn quietschen. Es ist schon lange Zeit zu schlafen, doch diese Nacht lässt mir keine Ruhe. Keiner fühlt wie es mir geht, keiner weiß wie es ist wenn man im Leben nicht mehr drüber steht. Früher war alles so klar, jetzt habe ich kein Ziel mehr.
Diese Gedanken wiegen mich in einen unruhigen schlaf. Am nächsten Morgen, scheint mir die warme Frühlingssonne ins Gesicht. Ihre zarte Wärme, weckt mich sanft. „Johanna steh auf und zwar sofort.“ Schalt es von unten. Noch verschlafen, ziehe ich mich an und gehe nach unten. „Da bist du ja endlich, los mach Frühstück du faules Stück.“ Auf diese Beleidigungen reagiere ich schon gar nicht mehr, denn ich höre sie jeden Tag, mehr als einmal. Schon fast Monoton bereite ich meinem Onkel Heinz sein Frühstück zu. Seit dem Tod meiner Tante vor 6 Monaten ist er noch viel grimmiger als erst. Meine Tante Elisa war immer so herzensgut und lieb zu mir. Sie war die einzige die mich nach dem tragischen Tod meiner Eltern und meiner kleinen Schwester aufgefangen hat. „Das geht ein bisschen schneller, du träumst doch schon wieder vor dich hin.“ Gleichzeitig trifft seine flache Hand meine Wange. Eine kleine Träne rollt mir übers Gesicht. „Wenn du jetzt auch noch heulst gebe ich dir gleich einen Grund dazu.“ Brüllt er mich wieder mal an. „Nein Onkel, das Frühstück ist doch schon Fertig.“ Wortlos setzt er sich an den alten Küchentisch und ich serviere ihm sein Frühstück. Wenn er isst, kann er mich wenigstens schlagen.
„Ich gehe jetzt zur Arbeit, wenn ich wieder komme ist das Haus sauber. Wenn du schon Heute keine Schule hast, mach dich nützlich. Ferien sollten abgeschafft werden.“ Mit diesen Worten verlässt er Haus. Stille erfüllt das Haus, ich sauge Sie vollkommen in mich auf und genieße Sie. Langsam mache ich mich an die Arbeit und Putze das ganze Haus ohne darüber nach zu denken. So wie ich es eben immer mache.
Endlich bin ich Fertig, Mittag essen möchte ich nicht. Deshalb lege ich mich in das noch leicht feuchte Gras. Es kitzelt so schön an meinen Füßen. Wenige Wolken sind an dem Blauen Maihimmel zu sehen, die Sonne scheint wunderschön. „Mama wenn du da oben bist, wie so lässt du zu der so gemein zu mir ist? Wenn du mich schon viel zu früh verlassen hast, pass doch wenigstens auf mich auf. Wieso hast du Elisa auch noch zu dir geholt? Ich verfluche dich Himmel.“ Wut steigt in mir auf, sie mach mich fast wahnsinnig. Wie benommen, gehe ich zielsicher ins Badezimmer und öffne den Schrank. Da ist es was ich so begehre so glänzend und schön. Ich nehme die Klinge und verschwinde mit Ihr und einer Rolle Klopapier in meinem Zimmer. Noch 4 Stunden bis Onkel nach Hause kommt, also genug Zeit. Die Klinge glänzt im sonnenlicht noch mehr. Schnitte so klar und rein, Blut fließt auf meinen Armen. Ich fühle mich Plötzlich so frei, so soll es sein. Ich wickle mir einen Verband um den Arm und wische das Blut auf. Wird langsam Zeit essen zu machen, sonst rastet Onkel wieder völlig aus.
Der Abend vergeht ohne weitere vorfälle, er scheint erschöpft und will nur seine Ruhe haben. Das ist meine Chance, ich schließe mich wieder in meinem Zimmer ein, wo mein silberner neuer Freund auf mich wartet. Doch als ich grade ansetzen möchte. „Johanna komm her“ ruft er von unten. Weil ich weiß, dass es alles nur noch schlimmer macht, seiner Anweisung nicht zu folgen begebe ich mich nach unten.“ Setz dich und höre mir gut zu. Johanna du bist jetzt schon 14 Jahre alt, also alt genug mir zu geben was deine Tante mir nicht mehr geben kann.“ Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, ich bin nicht mehr fähig auch nur noch ein Wort zu sagen. „Und jetzt verschwinde, ich erwarte dich in 1 Stunde in meinem Schlafzimmer.“ Total verdutzt laufe ich nach oben. Panik steigt in mir auf. Was soll ich nur tun? Ich weiß ganz genau, was er meint. Meine Freundin Maria hat mir mal davon erzählt. Ich nehme so schnell wie möglich meine Tasche und packe ein paar meiner weniger Klamotten hinein. „Mama das kannst du doch nicht zu lassen“ Schreie ich wütend. Noch ein Paar Getränke etwas zu essen, jetzt habe ich alles. Vorsichtig klettere ich aus dem Fenster über die alte Eiche nach unten. Ich nehme mein Fahrrad und fahre durch die Dunkelheit. Nur ich und mein Silberner kleiner Freund. Ziellos fahre ich immer weiter und weiter, ich habe niemand zu dem ich gehen könnte. Denn ich bin ganz allein, auf dieser großen Welt.
Nach dem Tod meiner Eltern vor 7 Jahren, haben mich Tante Elisa und Onkel Heinz bei sich aufgenommen. Denn ich war ganz allein und hätte sonst ins Kinderheim gemusst. Ich kann mich noch ganz genau an den tag erinnern. Ich war in der Schule und wartete darauf, dass meine Eltern mich abholten. Wir wollten mir ein Sommerkleid kaufen gehen. Die Augustsonne brannte erbarmungslos auf den Schulhof. Doch meine Eltern kamen nicht. Meine Lehrerin, beruhigte mich und sagte, dass Sie sicher gleich kommen würden. Ich soll wieder mit rein kommen. Traurig ging ich mit Ihr mit. Zu dieser Zeit konnte ich noch nicht ahnen, dass ich Mama, Papa und Lili nie wieder sehen würde. Die Stunden vergingen, doch meine Eltern kamen einfach nicht. Die anderen Kinder wurden abgeholt oder gingen Selbstständig nach Hause. Tränen füllten meine Augen, als meine Lehrerin meine Eltern auch telefonisch nicht erreichen konnte. Hatte ich einfach nur noch schreckliche Angst. Ich ging an diesem Tag mit der Lehrerin, die mich dann nach Hause bringen wollte. Doch es öffnete niemand die Tür, auch das Auto meiner Eltern stand nicht auf dem Hof. Also nahm meine Lehrerin mich mit zu sich nach Hause, weil sie nicht wusste wo sie mich hin bringen soll. Denn ich hatte niemand weiter, zwar meine Tante doch die wohnt 230km von meinem damaligen Wohnort entfernt. Damals habe ich mit meinen Eltern in Leipzig gewohnt und meine Tante wohnt in Sonneberg. Als Sie den Fernseher einschaltete und die Abendschau lief, traf mich der schlag. Meine kleine Welt, zerbrach für immer. Plötzlich war nichts mehr Bunt und schön, nur noch alles Grau. „Ein Grüner VW Polo, kollidierte Heute Mittag mit einem Zug. Die drei Insassen des Fahrzeuges konnten nur noch Tod geborgen werden. Ein Mann und eine Frau Anfang 30 und ein kleines 3 Jahre altes Mädchen.“ Völlig geschockt, sahs ich wie angewurzelt vor dem Fernseher und konnte nicht glauben was ich da hörte und sah. Das war das Auto meiner Eltern, das da völlig zertrümmert auf den Bahngleisen lag. Mami, Papi, Lili. Das kann doch nicht sein. Ich begann zu schreien, ich hörte wie meine Lehrerin irgendetwas zu mir sagte, doch keine Worte der Welt hätten mich in diesem Moment beruhigen können. Ich hatte meine Eltern verloren. Am nächsten Morgen brachte mich meine Lehrerin zum Jugendamt, die meine Tante ausfindig machten und mich dann zu Ihr brachten.
Bis Sie vor 6 Monaten an Krebs verstarb, war Elisa wie eine zweite Mutter zu mir. Sie machte einfach alles für mich. Doch Heinz der war noch nie gut zu mir. Seit dem Elisa nicht mehr da ist, ist es einfach nur noch die Hölle. Aus der ich jetzt endlich entfliehen muss. Manchmal muss man tun was man tun muss. Nach ungefähr 3 Stunden komme ich mit dem Rad, an einem großen See an. Ich nehme meine Decke, wickle mich in ihr ein und lege mich auf den kalten Boden. Meine lange Blonden Haare fallen mir sanft übers Gesicht. Erschöpft falle ich in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Morgen fühle ich mich so unglaublich Leer. Verlassen von allen und vor allem von Glück. Mein Silberner kleiner Freund, ist jetzt für mich da. Schnitt für Schnitt, fällt die Trauer von mir ab. Tiefe Wunden zieren meine Arme, mein Blut zaubert Rote Pfützen auf der Wiese. Es ist als ob mit meinem Blut auch meine ganze kraft von mir weicht. Ich werde Müde, die Farben der Natur verschwimmen, der Himmel scheint mir so wahnsinnig nah zu sein. Mami bald bin ich bei dir, dein kleines Mädchen. Warme Tränen laufen über mein Gesicht, mit letzter Kraft setze ich noch mal an. Damit ich allen meinen geliebten Menschen endlich wieder nah sein kann. In einer Art Trance liege ich auf der Wiese und denke an die letzten Worte meiner Tante. „Egal was passiert du musst immer stark sein“ momentan klingt es einfach nur ironisch. Damals habe ich wirklich geglaubt ich könnte es schaffen. So ein quatsch, mein Leben ist einfach nicht dazu bestimmt, etwas zu schaffen. Meine Augen fallen mir zu, ich bin zu Müde um mich wach zu halten.
Es ist so still um mich, ich fühle mich so wohl in dieser Stille. Plötzlich durchdringen aufgeregt Stimmen die Stille. Doch ich höre Sie nur sehr entfernt, obwohl sie wahrscheinlich nah an mir dran sind. Ich schaffe es nicht die Augen zu öffnen. „OH Gott, Peter komm ganz schnell her.“ Sagt eine Frauenstimme, Sie klingt sanft aber aufgeregt. Warum nur frage ich mich? Dann fällt es mir ein, die kann einfach nur kein Blut sehen. Dabei so ein bisschen die soll sich nicht so anstellen. Ein Zweite Stimme kommt hin zu, die sagt: „Ach du scheiße, ich rufe sofort den Notarzt.“ Meinen die wirklich mich? Seh ich so schlimm aus? Frage ich mich, warum kann ich meine Augen eigentlich nicht öffnen? Hilfe. Eine Stimme dringt in meinen Kopf „Habe kein Angst mein kleiner Schatz, bald bist du bei mir.“ Ich glaube es ist die Stimme meiner Mami.
Eine Stimme redet auf mich ein „Hallo, kannst du mich hören?“ Ohja und wie ich sie hören kann. Plötzlich gelingt es mir meine Augen zu öffnen und zu nicken. „Super, sie ist ansprechbar.“ Eine Junge Frau, blickt mich besorgt an um mich rum stehen noch 3 Männer, die sehen ja aus wie Rettungssanitäter, ach du scheiße. Dann ist die Frau eine Notärztin. Etwas weiter am Rand, steht ein junges Paar, wahrscheinlich die beiden die mich gefunden haben. Dann geht alles ganz schnell, ich werde auf eine Trage gehoben und in einen Krankenwagen geschoben. Na ganz klasse denke ich, Mami, Papi ich wollt doch so gerne bei euch sein. Ich beginne zu weinen. „Du musst keine Angst mehr haben, jetzt wird alles gut“ sagt die Notärztin zu mir. Doch damit macht, sie mich noch trauriger, nichts wird gut werden. Ich wollte auch in den Himmel.
„Nicht erschrecken, das tut jetzt ein bisschen weh“ kommt von der Seite. Die wollen mir doch jetzt nicht etwas, eine spritze geben? Mit letzter Kraft versuche ich meinen Arm weg zu ziehen, aber wird fest gehalten. „Au“ schreie ich auf, das hat nicht nur ein bisschen wehgetan. Die Rettungssanitäter binden mir meine Arme ab um die Blutung komplett zu stoppen. „Wie heißt du denn? Und wie alt bist du?“ Fragt mich die Ärztin. „Ich heiße Johanna und bin 14 Jahre alt“. Antworte ich ihr ganz leise. „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir nehmen dich jetzt mit ins Krankenhaus, dort werden deine Wunden genäht und dann wird man weiter sehen. Du bekommst jetzt en Medikament, welches sehr müde macht und gegen die Schmerzen hilft.“ Erklärt sie mir ganz behutsam, mittlerweile bin ich völlig willenlos.
Nach einer ganzen Weile, kommen wir im Krankenhaus an. Die haben mir eine Blutkonserve reingejagt, dadurch fühle ich mich wieder Fit, bin nur noch etwas Müde. Im Krankenhaus, werde ich in einen Schockraum geschoben, sieht aus wie ein OP Saal, das macht mir Angst. Die Ärztin verabschiedet, sich von mir. Jetzt liege ich hier alleine mit 2 Krankenpflegerinnen die mich komisch anschauen. Da betritt eine Ärztin den Raum, die mich freundlich anlächelt. Ihr lächeln schiebt meine innere Anspannung komplett bei Seite.
„Hallo, wie heißt du denn?“ fragt sie mich, mit einer sehr freundlichen Stimme.
„Ich heiße Johanna Ludwig“ sie beginnt zu lachen.
„Ich heiße auch Johanna. Also Johanna du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde mir jetzt erst mal deine Wunden anschauen und desinfizieren. Das wird etwas brennen.“
Tonlos füge ich mich meinem Schicksal, vorsichtig wickelt sie die Verbände von meinen beiden Armen ab.
„Oh das, ist tiefer als ich gedacht habe. Das werde ich nähen müssen.“
Nähen was, wie bitte? Das tut doch bestimmt weh. Energisch schreie Ich „Nein“ und schaue sie entsetzt an.
„Ganz ruhig. Das muss leider sein.“
Bestimmt, desinfiziert sie alles und dann holt sie 3 Spritzen. Langsam wird die Panik in mir größer. Ich will das doch nicht, ich habe schon immer angst vor so was.
„So Johanna, du musst jetzt ganz Tapfer sein. Denn das wird ziemlich unangenehm. Aber egal wie weh das jetzt tut, du musst ganz still halten.“
Ich schüttle mit dem Kopf, denn ich will nicht. Warum muss das denn jetzt unbedingt sein.
Die beiden Krankenpflegerinnen kommen an die Liege und halten meinen linken Arm fest.
Ich höre noch ein leises „Achtung“ und dann beginne ich zu schreien. Der schmerz der durch meinen Arm fährt ist wirklich Brutal. Ein ganzes Tränenmeer läuft über meine Wangen. Als ich gehofft habe es ist vorbei, kommt mein rechter Arm dran wieder der gleiche schmerz.
„Jetzt warten wir bis es taub ist und dann kann ich es zu nähen. Davor brauchst du jetzt keine angst mehr zu haben. Das dürftest du kaum noch merken. Bist du bereit mir in der Zeit ein par fragen zu Beantworten?“
„Ja“ Antworte ich ihr kurz
„Gut. Also du heißt Johanna Ludwig und bist 14 Jahre alt. Wann bist du denn geboren?“
„Am 14.09.1997“ Sie nimmt ein Blatt um sich alles mit zu schreiben.
„Wo sind deine Eltern?“ Ich schlucke kurz, bevor ich Ihr Antworten kann.
„Meine Eltern sind seit 7 Jahren Tot. Ich lebe bei meinem Onkel.“
Ich merke wie Sie erschrocken ist. „Ist dein Onkel gut zu dir?“ Ich glaube jetzt fällt ihr mein blaues Auge auf.
„Nein, er mag mich nicht. Ich muss den ganzen Haushalt für Ihn machen.“
„Bist du deswegen abgehauen?“
„Nein, er wollte, dass ich ihm gebe, was meine Tante die vor 6 Monaten verstorben ist, Ihm nicht mehr geben kann. Wissen sie was ich meine?“
Ihre Augen weiten sich, sie muss tief durch atmen „Hast du das was er da von dir verlangt schon mal gemacht?“
„Nein, ich konnte fliehen. Ich glaube wenn er mich zwischen die Finger bekommt, hab ich nichts mehr zu lachen“
„Das ist gut. Hör mir jetzt gut zu, du bist jetzt in Sicherheit und musst nie wieder machen, was dein Onkel von dir will.“ Erklärt Sie mir zuversichtlich.
„Aber dann muss ich in ein Kinderheim oder?“
„Ja, aber glaub mir, da ist es besser als bei deinem Onkel.“ Irgendwie kann ich ihr das sogar glauben.
„So mal schauen ob deine Arme taub sind. Mach mal bitte deine Augen zu.“
Sie macht ihr irgendwas aber ich merke nicht wirklich was, nur ein ganz leichtes piksen.
„Hat das jetzt wehgetan?“
„Nein nur ganz wenig gepiekst.“
„Super am besten du lässt die Augen zu, sieht nicht so schön aus. Sollte es doch noch dolle wehtun. Sag bescheid, dann muss ich noch mal nachspritzen.“
Die Prozedur, scheint ewig zu dauern. Aber wenigstens tut es nicht wirklich weh. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist Sie endlich fertig.
„Weißt du ob du gegen Tetanus geimpft bist?“ fragt Sie mich.
„Nein, meine Tante hielt nicht viel von Impfungen und ich übrigens auch nicht.“
„Okay, dann wirst du jetzt eine Impfung von mir bekommen. Das muss sein, weißt du Tetanus ist sehr gefährlich und lagst auf einer Wiese. Wer weiß was da alles so an deine Wunden gekommen ist. Leg dich bitte auf den Bauch und zieh deine Hose ein Stück runter.“
„Nein, ich will nicht.“ Protestiere Ich, aber irgendwie weiß ich jetzt schon das es nichts nützen wird.
„Doch Johanna.“ Sie holt schon wieder eine Spritze, das wird jetzt wohl die Impfung sein. Sie legt alles neben mich und fordert mich wieder auf mich auf den Bauch zu legen. Aber ganz bestimmt nicht mit mir, nicht auch in den Po. Das kann die vergessen, war eben alles schon schlimm genug, nicht mit mir.
„Johanna Ich weiß, dass du keine Lust mehr hast. Es ist nicht schön hier du hast Angst und was ich mit dir mache tut weh und ist unangenehm. Aber den einen Piekser hältst du jetzt auch noch durch, du warst echt tapfer.“
Die beiden Krankenpflegerinnen, nehmen mich und drehen mich auf den Bauch. Ich versuche mich zu wehren, aber ich habe keine Kraft mehr dazu. Eigentlich will ich nur noch schlafen.
„Bitte nicht“ rufe ich leise mit zittriger Stimme. Doch es nützt mir nichts. Die Ärztin zeiht meine Hose ein Stück runter und da ist die Spritze auch schon drin. Ich beiße die Zähne zusammen und hoffe, dass es das letzt mal ist.
„Jetzt hast du es geschafft, wir bringen dich jetzt auf die Kinderstation da kannst du dich erst mal ausschlafen.“
Ich liege ruhig, im Bett und versuche die Tränen zurück zu halten. Immerhin muss ich jetzt weiter Leben. Ob die Ärztin Recht hatte? Kann mir mein Onkel jetzt wirklich nichts mehr antun? Allein dafür hätte es sich ja schon gelohnt. Dieser Gedanke macht mich glücklich und Traurig zu gleich, das verstehe ic nicht. Aus Wut ziehe ich mir den Zugang aus der Hand. Neben mir im Bett liegt, ein Mädchen scheint genauso alt zu sein wie ich. Die Zimmertür öffnet sich und eine andere Ärztin betritt den Raum. Sie läuft Zielgerichtet auf mich zu.
„Hallo, Johanna ich bin Dr. Tim. Wie geht es dir jetzt?“
„Hallo, mir geht’s gut“ Lüge ich, hat eh noch nie jemanden Interessiert wie es mir wirklich geht.
„Du wirst jetzt in die Universitätsklinik Jena gebracht. Das ist eine Psychiatrische Klinik.“ Bei diesen Worten blickt Sie mich ernst an.
„Also wird ich jetzt in die Klapse gesteckt?“
Sie beginnt zu lachen und setzt sich neben mich. „Wenn du das so sehen willst. Dort wird man die helfen können.“
„Sie denken also ich bin verrückt?“
„Quatsch, aber du hast dich selbst sehr stark gefährdet und die Ärzte und Psychologen dort werden dir helfen mit deinem Leben klar zu kommen. Vor allem mit dem Verlust deiner Eltern und Sie werden dafür sorgen dass du nie wieder zu deinem Onkel musst. Wenn es so ist wie du gesagt hast.“
Aha die hat also gelesen was, die andere aufgeschrieben hat. Naja was solls.
„Du wirst gleich mit einem Krankenwagen dort hin gefahren.“
Sie steht auf und geht. Kurze Zeit später kommt ein Junger Mann rein.
„Hallo Hanna, ich bin Patrick. Ich bringe dich jetzt runter zum Krankenwagen.“ Er lächelt und setzt mich in einen Rollstuhl.
„Hey, ich kann laufen. Behindert bin ich noch net.“
Er lacht mich an und sagt: „Das hat niemand behauptet aber gefahren werden ist doch auch mal cool.“
Ich erwidere nichts unten angekommen, begrüßt uns ein Rettungsassistent. Ich muss mich in den Krankenwagen legen. Die Fahrzeug Tür geht auf und Dr. Tim kommt zu mir. Sie nimmt eine spritze ohne Nadel, in die Hand.
„Das gebe ich dir jetzt, damit du während der fahrt ruhig und entspannt bist. Ihr fahrt ziemlich lange. Oh wo ist den dein Zugang?“
Verlegen muss ich zu geben das ich mir den vorhin rausgezogen habe.
„Naja da müssen wir dir einen neuen Legen.“ erklärt sie mir.
„Nein, ich bleib auch so ruhig liegen.“ Antworte ich energisch, in der Hoffnung nicht schon wieder gepiekst zu werden. Doch meine Hoffnung bleibt unerfüllt.
Doch wie durch ein Wunder kann ich ganz ruhig bleiben und lasse das wieder mal über mich ergehen. Komischer weiße hab, Ich das jetzt kaum gemerkt. Der Rettungsassistent verkabelt mich und Dr. Tim verabschiedet sich. Die fahrt geht schneller vorbei, kein Wunder ich hab ja auch die meiste Zeit geschlafen.
Als wir in der Psychiatrischen Klinik angekommen sind, ist es schon Abend gegen 18:00 Uhr. Mein Magen knurrt, ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Als erste werde ich gewogen und gemessen usw. dann in mein Zimmer gebracht, dass ich mit einem 15 Jährigen Mädchen Teile, sie heißt Laura. Endlich bekomme ich mal was zu essen, aber es schmeckt mir nicht wirklich.
Am nächsten Morgen habe ich mein erstes Gespräch. Mit einer Psychologin Namens Dr. May. Die scheint wirklich sehr nett zu sein. Nur dass die sich alles mit schreibt, gefällt mir nicht. Aber irgendwie muss Sie es sich ja merken. Ich erzähle von meinen Eltern, von meiner Tante und von meinem Onkel. Einige fragen sind für mich gar nicht so einfach zu beantworten und die Erkenntnisse wirklich erstaunlich für mich. Doch als Sie mich auf mein viel zu geringes Gewicht anspricht und mich fragt ob ich absichtlich so dünn bin, raste ich fast aus. Aber woher sollte Sie auch wissen, dass ich bei meinem Onkel oft nichts zu essen bekommen habe. Nach ungefähr einer Stunde ist das Gespräch beendet und ich bin glücklich es so gut überstanden zu haben. Irgendwie habe ich wieder Hoffnung, auch wenn ich noch nicht so wirklich weiß wie es weiter geht.
Am Abend Unterhalte ich mich mit Laura. Sie hat auch versucht sich um zubringen und erst jetzt kapiere ich, das ich hier auf der geschlossenen bin. Also nicht mal hier raus gehen darf. Aber irgendwie finde ich das grade gar nicht schlimm, denn hier drin ist es warm und ich bin vor meinem Onkel sicher. Keiner schlägt mich, im Gegenteil hier sind alle ganz okay.
Die Tage vergehen und mir geht es immer besser. Nach nur einer Woche kann ich auf die offene Station, dort ist es noch schöner. Ich teile mir jetzt ein Zimmer mir Nadine, Sie ist 13 und eine ziemliche Zicke, aber trotzdem ganz okay. Auch wenn ich ihr Problem nicht verstehen kann, scheint es Sie fertig zu machen. So mehr Zeit vergeht, umso mehr drängt sich mir die Frage auf, wie es wohl weitergehen wird nach der Klinik.
Nach 6 Wochen und unzähligen Psychologischen Gesprächen, ist der Tag meiner Entlassung endlich gekommen. Die Wunden an meinen Armen sind gut geheilt, aber Narben werden es wohl immer bleiben aber damit kann ich Leben. Die Narben auf meiner Seele sind schlimmer und nie wieder werde ich mit meinem kleinen Silbernen Freund spielen, den hat Irgendjemand verschwinden lassen. Ich werde in ein Kinderheim gebracht, die Chefin begrüßt mich und zeigt mir mein Zimmer, in das ich meine wenigen Sachen bringen kann. Eine Sozialarbeiterin hat alles was ich besitze von meinem Onkel abgeholt. Ich bin glücklich ein Zimmer für mich allein zu haben, es ist gar nicht mal so klein und schön Bunt gestrichen, das Bett ist weich und durch das große Fenster kann gut die Sonne rein kommen.
„Du wirst dich hier bald einleben“ sagt die Sozialarbeiterin und geht.
Jetzt stehe ich hier ganz alleine, ich spüre das kleine 7 Jährige Mädchen in mir, das nicht wahr haben will, dass es jetzt für immer allein sein wird. Das Leben ist eben ein einsamer Kampf, das muss ich akzeptieren. Nach den Sommerferien gehe ich hier in Jena in eine neue Schule. Ein ganz neuer Anfang für mich, Zeit um optimistisch zu werden.
Egal was passiert, Mama und Papa ihr seit für immer in meinem Herzen und ich werde euch nicht vergessen. Die Sonne beginnt zu scheinen, Sie zeigt mir das jetzt alles gut wird.
Tag der Veröffentlichung: 10.05.2012
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