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Ausflug ohne Rückkehr



Die drei Mädchen Nadja, Lauren und Marie warteten vor der Schule auf den Rest der Klasse. „Ich habe gar keine Lust auf das Haus in der Middlestreet, “ meinte Lauren, die sich nicht wirklich auf den Besuch des Gebäudes freute. Die Lehrerin unterrichtete die Klasse 8 k, die keiner kannte außer den Eltern der Kinder, in Übernatürlichen. Denn jeder einzelne der 16 Schüler konnte etwas Besonderes. Nadja zum Beispiel konnte die Zukunft voraus sehen, Lauren konnte Sachen durch ihre Gedanken bewegen und Marie konnte Dinge durch ihre Gedanken machen lassen, was nur sie wollte. Die Restlichen aus der Klasse hatten ähnliche Fähigkeiten, die sie in der Zeit ihres ersten Jahres der ÜS – Übernatürlichenschule - versuchten besser unter Kontrolle zu halten. Doch jeder der 16 Schüler konnte Magie oder Übernatürliches spüren, wenn sie es anfassten.
Die anderen Kinder trudelten ein, und auch die Lehrerin kam auf den Schulparkplatz gefahren. Frau Fahrer begrüßte die Kinder mit einem fröhlichen Lächeln und die Klasse machte sich auf den Weg. Fünf Minuten musste die 8 k nur bis zu dem Gruselhaus laufen, angekommen wollte Frau Fahrer noch etwas sagen: „Also Kinder, hier sind wir. Ich möchte bitte, dass ihr alle zusammen bleibt und dass sich keiner von der Gruppe entfernt. Das Haus könnte gefährlich sein, und ihr wisst das wir da drin eigentlich nichts zu suchen haben, doch wisst ihr auch, was wir vorhaben. Wir wissen dass der Schein des Äußeren dieses Hauses uns nur in die Irre führen soll, aber da wir übernatürliche Fähigkeiten haben, werden wir gleich sehen, das hinter diesem Tor das Haus und alle anderen Dinge, alles andere als gut erhalten sind. Die normalen Menschen sollen nichts davon mitbekommen und denken, dass hier ein älteres Ehepaar lebt, deshalb der Schutzzauber, der Blendungszauber und noch ein paar mehr. Also, seit vorsichtig und geht in einer zweier Reihe hinter mir her. “ Beendete sie und drehte sich zu dem weißgestrichenen Tor um. Der Eingang sah eigentlich nicht sehr furchteinflößend aus, doch die Kinder wussten, dass der Schein trog. Trotzdem traute sich die Klasse durch das Tor. „Ich habe Angst, “ flüsterte Lisa ihrem Freund Kai zu, den sie fest umklammert hielt. „Brauchst du nicht, ich bin bei dir, “ antwortete der Junge und drückte sie fester an sich. Auch die anderen Mädchen suchten sich Schutz bei ihren Klassenkameraden. „So Kinder, jetzt sind wir an der Tür angekommen. Fabio, hast du bis hierher schon etwas Magisches oder Übernatürliches gespürt?“, fragte die Lehrerin. Alle Kinder schauten den Jungen an, der die Augen schloss und schließlich nur mit dem Kopf schüttelte. „Gut, ich nämlich auch nicht. Aber das wird sich bestimmt noch ändern, wenn wir erst einen Fuß in dieses Haus gesetzt haben. Bitte folgt mir, und bleibt dicht zusammen!“, rief sie noch, während sie die Türe aufschob. Die alten Angeln quietschten entsetzlich, so das manche Schüler vor Schreck zusammen zuckten. „Nadja? Meinst du hier gibt es überhaupt etwas Übernatürliches?“, flüsterte Marie ihrer Freundin zu. Diese sah sich um, und antwortete leise: „ Ich bin mir noch nicht sicher, aber wenn Frau Fahrer und schon hier hin bringt, muss das doch was heißen, oder?“ Lauren erwiderte anstatt Marie: „ Ich denke nicht, es hat bis jetzt noch niemand etwas gespürt, und wenn selbst Fabio nichts spürt ist hier auch bestimmt nichts.“ Fabio hatte die Gabe, übernatürliche Magiefelder zu spüren. Er konnte sie sozusagen in verschieden Farben sehen, jede Magie war einzigartig, wie er immer sagte.


Auf Laurens Theorie sagte niemand mehr etwas.
Die Klasse bewegte sich langsam und zögernd in das Zentrum des Hauses. Alles war alt, morsch und kaputt. Spinneweben hingen von der Decke, tote Ratten lagen verstreut auf den alten Holzdielen des Boden und alles war noch eingerichtet, nur das es staubig und ziemlich verdreckt war. An der Decke hing ein Kronleuchter, der bestimmt einmal prächtig ausgesehen hatte. In einer Ecke stand eine Sitzecke
bestehend aus einem Sofa und zwei alten Sesseln, sie waren mit grünem Samt überzogen. „Hey Leute, guckt mal!“, rief Kai und klopfte heftig auf den Sessel. Der Staub löste sich und flog durch die Luft, so dass er anfangen musste zu husten. Die Kinder fingen an zu lachen, bis Frau Fahrer rief: „Ruhe jetzt! So etwas wird nicht mehr gemacht Kai. Also, wir inspizieren jetzt erst einmal die untere Etage, da wir 16 Leute sind, teilen wir uns vier Vierergruppen auf. Die Gruppenverteilung könnt ihr selbst bestimmen.
Sofort waren die Gruppen aufgeteilt und standen auf ihren Positionen. Nadja, Lauren, Marie und Sina waren in einer Gruppe. Anna, Celine, Mike und sein Freund Fabio in einer. So mussten die beiden Streithähne mit ihren Schwärmen in einer Gruppe sein.
„So Kinder. Ihr könnt euch alle Räume anschauen. Guckt sorgfältig nach, ob ihr nicht irgendetwas übersehen habt. Ich wünsche euch viel Spaß, in einer Stunde seit ihr wieder hier am Treffpunkt.“
Sofort stürmten die einzelnen Gruppen durch die Räume.
Die vier Mädchen, Nadja, Lauren, Sina und Marie nahmen sich als erstes die alte Küche vor. Der jahrhunderte alte Gasherd war mit einer dicken Schicht Staub bezogen,
im Kühlschrank gammelten noch Sachen vor sich hin, die man gar nicht mehr
erkennen konnte und auch gar nicht erkennen wollte. Die Türen der Schränke fehlten oder hingen schief in den Angeln. Benutztes, angeschimmeltes Geschirr stand noch auf dem Tisch, der mit einer verzierten, weiß-blauen Vase dekoriert war. Die Blumen darin waren vertrocknet und ließen die Köpfe hängen.
„Es ist schon ziemlich gruselig, “ meinte Sina ängstlich. „Jetzt stell dich nicht so an, Sina. Wir haben übernatürliche Kräfte, uns kann nichts passieren!“, erwiderte Nadja angenervt. „Und wenn könntest du deinen Angreifer einfach wegdenken.“
„So einfach ist das doch gar nicht!“, versuchte Sina sich zu rechtfertigen. „Ist jetzt auch egal. Wir müssen uns ein bisschen beeilen, sonst sind die anderen nachher fertig und wir sind immer noch in der Küche. Also an die Arbeit Mädels!“, forderte Marie die drei Mädchen auf. Sofort legten sie los. Marie schaute sich in den alten Schränken um, Lauren und Sina an den Wänden und ebenfalls in den Schränken und Nadja unter den alten Dielen: „ Aah! Guckt mal was ich gefunden habe, das ist ja ekelhaft!“, schrie sie vor Schreck auf. Unter einer Diele lag ein alter, gelblicher Totenkopf. Einige Zähne fehlten im Ober- und Unterkiefer, aus den leeren Augenhöhlen starrten kurz vier kleine Augen heraus, bevor zwei Ratten verschwanden, die es sich wohl in dem Kopf des Toten gemütlich gemacht hatten.
„Der muss aber schon lange da liegen, “ meinte Lauren angewidert. „Sieht so aus, sonst wäre er nicht tot. Wer traut sich dieses Ding anzufassen und zu schauen ob sich etwas Übernatürliches an dem Toten befindet?“, fragte Marie und schaute in die ekelerregten Gesichter der drei anderen Schülerinnen. Sie guckten sie nur an, da begriff sie, dass sie es wohl machen musste. Dann streckte sie die Hand nach dem


Kopf aus und berührte ihn sanft. Sie schloss die Augen und ging ganz tief in sich
hinein um ihren Geist zu befreien, dann versuchte sie die Magie zu spüren, wäre sie gut gewesen, hätte sie sie warm gespürt. Wenn sie böse gewesen wäre, hätte sie sie kühl und abweisend gespürt. Doch diesmal fühlte sie gar nichts. Marie zog sich wieder in ihren Körper und öffnete die Augen. Ihre drei Freundinnen guckten sie erwartungsvoll an. „Nichts, Leute. Absolut nichts, vielleicht sollten wir Frau Fahrer oder Fabio holen?“, fragte sie die anderen. In dem Moment trat auch schon Frau
Fahrer in das Zimmer: „Was ist los Kinder?“ „Wir haben etwas gefunden, doch es ist nichts Magisches dran, Marie hat schon versucht etwas zu spüren, doch nichts, “ antwortete Sina direkt.
Die Lehrerin beugte sich vor und schaute unter die Dielen. „Mhh. Ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll. Ich spüre nichts, also ist dies wahrscheinlich nur ein ganz normaler Toter, der unter den Dielen begraben wurde, “ schloss Frau Fahrer nachdenklich. Lauren fragte: „Sollen wir ihn liegen lassen und die Dielen wieder zu machen, damit er seine Ruhe findet?“ Alle bejahten.
Nachdem der Tote wieder in sein „Grab“ gelegt wurde, machten sich die Mädchen wieder an die Arbeit. Als sie die Küche fertig untersucht hatten, war eine Stunde schon vorüber und die Kinder trafen sich wieder an dem vereinbarten Treffpunkt. Alle quatschten durcheinander und tauschten sich aus, was man gefunden hatte oder auch nicht. „Ruhe bitte!“, rief die Lehrerin laut und es wurde leise. „jeder hatte jetzt einen Raum im Erdgeschoss. Hat jemand etwas Komisches gefunden, außer den Totenkopf in der Küche?“ natürlich fing sofort das Gemurmel und die Spekulationen an, doch um
das direkt zu verhindern erklärte die dunkelhaarige Nadja es: „ Wir haben den Totenkopf unter den Dielen in der Küche gefunden, Marie hat ihn angefasst, um zu spüren Ortsbeirat er magisch ist, doch sie hat nichts gemerkt. Frau Fahrer hat es auch versucht, doch auch bei ihr hat es nichts ergeben.“ Alle starrten Marie angeekelt an. „Na vielen Dank, jetzt fassen die mich den ganzen Tag wieder nicht an und wollen mir nicht zu nah kommen, “ flüsterte Marie ihrer Freundin zu. Diese fing leise an zu lachen.
Frau Fahrer erklärte noch ein paar Sachen, wie: „Passt bitte auf, wenn ihr die Treppe rauf geht, sie ist morsch und alt“, oder „Bitte hängt euch nicht an irgendeine Lampe, sie könnte das ganze Dach mit reißen, wenn sie euer Gewicht nicht hält.“
Alle Kinder hörten nur mit einem Ohr zu und waren schon imstande die Treppe herauf zu stürmen.
Celine und Anna wechselten immer noch kein einziges Wort und beäugten sich nur mit feindseligen Blicken. Fabio und Mike machten alles allein. „Was für eine tolle Gruppenarbeit, “ dachte Sina und ging ihrer Gruppe hinterher, die vorsichtig einen Schritt nach dem anderen auf die hölzernen Treppenstufen setzten. Die Holzstufen knarrten verdächtig als die ersten Kinder einen Schritt auch die Treppe wagten.
Nach kurzer Zeit waren alle Kinder oben und untersuchten ihre jeweils selbst ausgesuchten Zimmer.
„Also ich finde...“ Sina wurde von einem schrillen, lauten Mädchenschrei unterbrochen. Die vier Kinder guckten sich an und rannten die schreienden und schluchzenden Geräuschen hinter her. Sie waren fast die letzten die an den Unfallort ankamen, doch sofort rochen sie den metallischen Geruch von Blut der in der Luft


hing. „Oh mein Gott, “ flüsterte Nadja geschockt als sie das Debakel sah. Nun sahen
auch ihren drei anderen Freundinnen hin. „Ich glaub mir ist schlecht“, sagte Sina würgend und rannte weg um sich in der nächst besten Ecke zu übergeben.
Lisa lag in der Mitte des kleinen Zimmers im Obergeschoss. Ihr Körper lag in unnatürlichen Haltungen auf den alten, blutverschmierten Holzdielen.
Es sah aus, als hätte sie alle Knochen gebrochen, dazu hatten sie schon die Ratten angefangen anzufressen. Ihr ganzer Körper war von einer dicken, dunkelroten Blutschicht überzogen, auf ihrer Brust klaffte ein tiefes, dunkles Loch. Ihr vorher hübsches Gesicht war zu einer schreckverzerrten Maske geworden. Die einst schönen, blonden Haare waren fast alle raus gerissen worden, die restlichen waren von Blut zusammengeklebt und schmutzig. „Ich glaube wir sollten so schnell wie möglich hier wieder raus,“ flüsterte Marie schluckend, als sie an die gegenüberliegende Wand der Tür schaute. Auf dem alten, weißen Putz war ein großer Schriftzug aus Blut geschrieben:

Sie war erst der Anfang!



Neben den Lettern hing, mit einem alten, rostigen Nagel an die Wand gehämmert, das Herz von Lisa, aus dem nur so das Blut tropfte.
Einige Schülerinnen und Schüler sanken auf den Boden und fingen laut an zu schluchzen. Auch Lauren fing an zu weinen und lehnte sich an die Schulter von Marie, die auch mit den Tränen kämpfte. Sogar Frau Fahrer, die normalerweise immer einen Rat wusste war sprachlos und den Tränen nahe.
Nach gefühlten 3 Stunden schaute Frau Fahrer auf uns sah in die traurigen Gesichter ihrer Schüler und flüsterte: „Wir müssen hier weg, Kinder. Und zwar schnell.“ Keinen Moment später waren alle Kinder schon, ohne einen Ton zu sagen, die Treppe hinunter gegangen. Sogar Celine und Anna hielten sich weinend in den Armen und schienen ihren Streit vom Morgen ganz vergessen zu haben. Niemand sagte auch nur ein Wort, denn alle waren mit den Gedanken bei der toten Lisa im Obergeschoss.
Die Lehrerin räusperte sich laut, um ihren Kloß im Hals herunterzuwürgen und machte dann eine laute Ansage: „Wir gehen jetzt nach Hause, habt ihr alle eure Sachen?“ sie schaute in die Runde, alle Kinder nickten, „Alles klar, dann gehen wir mal.“ Doch als sie versuchte die große, hölzerne Eingangstür zu öffnen, blieb diese eisern in ihren Angeln. Auch mit viel Kraft und Anstrengung, bewegte sich das Ding kein bisschen.
Eine langsame Welle von Panik überkam die Klasse, es wurde gemurmelt und spekuliert. Nachdem die größten und stärksten Jungs aus der Klasse ebenfalls ohne Erfolg versuchten die Tür auf zu machen, probierten schon die ersten Schüler durch die Fenster zu klettern, doch so einfach wie sie es sich dachten war es nicht. Denn auch die Fenster ließen sich nicht so einfach auf bekommen. Einige Kinder suchten panisch nach Gegenständen, mit denen sie die Scheibe kaputt schlagen könnten. Gerade als Kai mit einem Kerzenhalter zu schlagen wollte, schrie Nadja los. 15 Köpfe drehten sich zu ihr um, doch ihr Gesicht zeigte zur Decke, die Blicke der Klasse folgten ihr. „Was zum...“, Mike blieb der Rest des Satzes im Halse stecken. „Ich glaub mir wird schon wieder schlecht“, sagte Sina und verschwand im nächsten
Raum um noch einmal den Magen unfreiwillig zu entleeren.
Durch die Holzdielen an der Decke tropfte frisches, helles Blut auf Nadja herunter, die sich immer noch nicht bewegt hatte. Marie zog sie unter dem werdenden Blutfluss zu sich, um sie mit Taschentüchern sauber zu machen, und um ihr die Tränen weg zu wischen. „Ich will gar nicht wissen wer dort oben liegt“, flüsterte sie tränenerstickt. „Ich auch nicht, Nadja, ich auch nicht.“
Nun drängte sich auch Frau Fahrer an den Kindern vorbei: „Ich muss hoch und sehen, wer dort oben liegt. Ihr bleibt hier unten.“ Es gab großen Prozess, da die Klasse nicht wollte, dass dort oben jemand alleine hinauf ging. Nach einer Sekunden-Diskussion entschieden sich die Kinder und die ältere Lehrerin, dass die ganze Klasse mit kam. Zögernd setzte jeder Einzelne einen Fuß auf die Treppe. Einen Moment später gingen sie wie ein Heer den kleinen, schmalen Flur entlang und standen am Ende vor einer verschlossenen, weißen Holztür. Zögernd legte Frau Fahrer eine Hand auf die blätternde Türklinke, bevor sie sie endgültig runterdrückte und die Tür aufschwang.
Manche Kinder hatten Glück das sie hinten standen, denn vor ihnen bot sich ein unglaublich grausames Szenario.
Mitten in dem leeren Raum stand ein großes, hölzernes Fass, das bis oben hin mit stinkendem, rotem Zeug gefüllt war – Blut. Aus den Rillen zwischen den morschen Brettern sickerte nur so das Blut. Doch was an der Oberfläche schwamm drehte allen die Mägen um. Auf der roten Flüssigkeit trieben die zwei Köpfe von Martin und Julian nebeneinander. Ihre Haare waren von Blut zusammengeklebt und verschmutzt, auch ihr Gesicht war mit Dreck beschmiert. Doch ihre Augen waren das allerschlimmste, sie waren gar nicht mehr da, plötzlich sagte Marie: „Oh mein Gott, guckt mal!“ In Martins rechter Augenhöhle steckte ein Zettel. „Ich werde ihn holen“, beschloss Frau Fahrer mit zitternder Stimme und setzte einen Schritt in das Zimmer.. und noch einen.. und noch einen, bis sie mit 9 kleinen, zaghaften Schritten bei den Köpfen von Martin und Julian war. Vorsichtig zog sie den, mit Blut verschmierten Zettel aus der leeren Augenhöhle des blonden Jungen. Die Frau schluckte und warf noch einen Blick auf die toten Jungen, bevor sie sich langsam umdrehte. Sie zögerte noch kurz bevor sie den ersten Schritt wagte. Nachdem sie vier Schritte nach vorne gegangen war und merkte, das sie noch lebte, atmete sie erleichtert auf und gönnte sich eine Pause von kurzen, gefühlten drei Sekunden, doch die, wie sich dann herausstellte, waren schon zu lang. Denn plötzlich kamen 2x4 Meter große, mit langen, dicken und sehr, sehr spitzen Metallstacheln übersäte, Stahlplatten von rechts und links auf Frau Fahrer geschossen. Alles ging ganz schnell, die Klasse schreite, doch die geschockte Lehrerin hatte nur noch Zeit die Kinder mit einem verstörten Blick anzuschauen und den Zettel vor ihre Füße fallen zu lassen. Dann war sie auch schon von den großen Platten zerpresst worden. Man hörte nur das knackende Durchbrechen der Knochen, Sinas würgende Geräusche beim Erbrechen und dann den schmatzenden Laut, als die stählernen Wände sich wieder, wie aus Geisterhand auseinander bewegten. Das dunkelrote Blut von Frau Fahrer rann das Metall herunter und tropfte leise, und im gleichen Rhythmus auf die Dielen. Nach ein paar Sekunden der Stille verschwanden die Nadelplatten wieder so schnell wie sie gekommen waren, doch die Überreste von der Lehrerin, fielen mit einem lauten Platsch auf den Holzboden. Es war ein einziger, blutiger Haufen, der sich langsam zu einer Pfütze ausbreitete. Totenstille. Und Marie kippte um, und fiel mit einem lauten Knall auf die Holzdielen des Flures. Nadja und Lauren
versuchten sie wieder wach zu bekommen, nach etwa einer Minute kam das blonde Mädchen wieder zu sich. „Ist das wirklich grade alles passiert?“, flüsterte sie noch ganz benommen. Ihre beiden Freundinnen hatten Tränen in den Augen und nickten nur. Marie starrte noch kurz die Decke an und verdrehte die Augen wieder. „Jungs! Wir müssen sie hier wegtragen, das geht nicht anders, “ meinte Celine, die Maries Hand festhielt. „Legt sie erst an die Seite, wir müssen den Zettel noch irgendwie aus dem Zimmer herausbekommen, ohne dass noch einer stirbt, “ meinte Fabio monoton und ohne Gefühle in der Stimme. Marie wurde vorsichtig an die Wand gelehnt, um auf sie aufzupassen setzte sich Nadja neben sie und hielt sie im Arm. Ihr rannen die Tränen die Wangen herunter. Von weitem hörte man eine Stimme: „Leute! Ich habe einen Besen gefunden, der müsste lang genug sein, um den Zettel aus dem Zimmer zu holen, ohne das jemand den Raum betreten muss!“ Mike kam den Flur entlang gerannt. Keiner hatte bemerkt das er fehlte. „Gut, ich werde das verdammte Stück Papier herausholen.“ Langsam streckte er den Besen mit der Oberseite nach vorne in den Raum, und zog den Brief immer ein Stückchen näher an die Tür. Nach kurzer Zeit, hielt er den Zettel in seinen Händen und faltete ihn rasch auf:

Es werden noch mehrere Folgen!



Keiner sagte etwas, denn niemand wusste die richtigen Worte. „Wer macht so etwas?“, fragte Celine entsetzt. Nach kurzer Pause meinte Anna leise: „Ich will es gar nicht wissen.“ Kurze Zeit später waren die zwölf Kinder wieder im Untergeschoss um sich einen Plan auszudenken, der sie alle aus diesem Haus raus bringen, aber keinen umbringen sollte. Marie war auch wieder aufgewacht und war noch ganz durch den Wind als sie fragte: „Und was machen wir jetzt?“ Alle überlegten, doch niemand fand eine Lösung. Manche schlugen vor, die Scheiben doch durchzuschlagen, also probierten es einige Kinder. Kai schlug als erstes mit einem Kerzenhalter auf die verdreckten Scheiben ein, doch was dann passierte war so schockierend, das es danach niemand mehr versuchte. Denn der Junge flog geschätzte vier Meter durch die Luft, prallte mit voller Wucht gegen die gegenüberliegende Wand und blieb bewusstlos liegen. Sofort rannten die anderen Kinder zu ihm, um sich um ihn zu kümmern, doch Fabio blieb ganz gelassen und berührte vorsichtig das Glas. Nichts passierte. „Leute? Mir ist gerade etwas aufgefallen.“ Alle Kinder drehten sich zu ihm um und starrten ihn mit fragenden Gesichtern an. „Habt ihr eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, dass wir noch nichts Außergewöhnliches gespürt haben? Und das ist wirklich gruselig.“ Der hübsche Junge schaute in die Runde. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die große Diskussion anfing. Einen Moment später schrie Lauren: „Jetzt seit doch mal leise!“ Keiner hörte auf sie und es wurde immer lauter und panischer geredet. „Haltet jetzt alle endlich mal die Klappe!“, brüllte die sonst so leise Celine plötzlich und keiner gab noch einen Ton von sich. „Danke“, sagte sie anschließend noch und setzte sich wieder neben Nadja und Marie. Nun schauten alle Fabio an, denn er war der, der immer einen Rat wusste. „Hast du denn auch nichts gespürt?“, flüsterte Anna leise in die Stille hinein. Der Junge schüttelte nur mit dem Kopf. Die Stimmung war wie schockgefrostet. „Aber irgendwas müssen wir doch machen, wir sind doch auch hier rein gekommen!“, meinte Kai frustriert. Plötzlich sprang Anna auf und rief hysterisch: „Ich werde hier noch verrückt! Ich muss hier raus, ich habe sogar das Gefühl das die Wände immer näher kommen!“ Alle Kinder starrten sie an, als wäre sie verrückt, doch Fabio schaute sich geschockt um. Als die anderen bemerkten, was er tat, sahen sie sich auch die Wände an. „Das glaub ich jetzt nicht“, wisperte Nadja ungläubig. „Wir müssen hier raus! Alle durch die Tür!“, schrie Mike laut. Panik brach aus, alle drängten zu der einzigen, schmalen Holztür. Zwei Jungs packten den noch bewusstlosen Kai unter den Armen und zerrten ihn auch durch die Öffnung, die ihnen die Freiheit bescheren sollte. Denn die Wände kamen in einem rasanten Tempo immer schneller auf die Klasse zu. Nur noch wenige Schüler waren noch im immer kleiner werdenden Raum, darunter Marie, Nadja und Lauren. „Oh mein Gott wir müssen hier raus, los Marie beeil dich!“, schrie Nadja ängstlich und völlig hilflos. Das blonde Mädchen war noch so geschwächt, das sie lange Zeit brauchte um aufzustehen. Deshalb kam ein rothaariger Junge namens Tom noch einmal in den schrumpfenden Raum gerannt um den Mädchen zu helfen: „Schnell, rennt raus!“ Er schob Marie weiter auf die Tür zu, während er schockiert zu sah, wie die Wände immer näher kamen. Von draußen hörte man Kinder schreien: „Tom! Beeil dich, die Wände zerquetschen dich gleich, mein Gott! Schnell!“ Gerade in der letzten Sekunde, stieß er Marie durch die Öffnung, denn die Wände waren schon bei dem Jungen. Er schrie. Die Klasse schrie. Doch niemand konnte etwas tun. Nach kurzer Zeit bewegten sich die Wände wieder auseinander, und als die ersten Kinder das Zimmer betraten, fanden sie nirgends Blut. „Müsste… Müsste er nicht, ihr wisst schon, zerquetscht sein?“, fragte Celine mit zitternder Stimmt. Doch keiner antwortete.
Plötzlich zeriss ein ohrenbetäubender Schrei die Stille. Es war Sina, die mit zitterndem Finger auf eine Stelle an der rechten Wand zeigte. Die Blicke folgten ihrer Hand und sahen, wie etwas sich bewegendes aus dem Putz heraus ragte. „Nein! Nein! Das kann nicht sein!“, Marie brach weinend zusammen. Aus der Mauer heraus bewegte sich noch die Hand von Tom. Alle rannten zu ihr, doch einen Moment später, sackte sie schon tot herunter. Der Junge war erstickt. Von der hintersten Ecke des Zimmers hörte man ein leises Wimmern und Flüstern. Die blonde Marie hockte weinend und zitternd im hintersten Winkel und stotterte die ganze Zeit wirres Zeug vor sich hin: „Ich hätte sterben sollen, nicht er!“ „Schsch, Marie sag so was nicht, er hat gewusst was er tat. Beruhige dich, “ Nadja und Lauren versuchten sie wieder zu beruhigen, doch auch sie waren geschockt von dem, was Tom getan hatte um ihre Freundin zu retten. Etwa eine halbe Stunde später saßen die Kinder in einem Kreis auf dem Boden, um sich jetzt wirklich einen Plan auszudenken. Zwar hatte Marie seit dem Vorfall mit Tom nichts mehr gesagt, doch sie weinte auch nicht mehr, sie starrte nur noch vor sich auf den Boden. „So, was machen wir jetzt?“, fragte Kai, der vor circa fünf Minuten mit einer Platzwunde am Hinterkopf aufgewacht war. Alle dachten nach, kamen aber zu keiner Antwort. Plötzlich sagte Fabio leise: „Mir ist noch einiges mehr aufgefallen. Zum Beispiel das wir gar nicht merken, wenn jemand fehlt. Wir sollten besser aufpassen, Leute.“ Die Kinder sahen sich an, manche zählten sogar nach. „Auch hören wir keine Schreie oder sonstiges, was darauf hinweist, dass jemand getötet wird“, fuhr der Junge weiter. Wieder Zustimmung der Klasse. Er schwieg, während er nachdachte, wie das alles sein kann. „Weiß jemand überhaupt wie viel Uhr wir haben?“, fragte Mike.
Einige zuckten ihr Handys, es war schon nach neunzehn Uhr und alle bemerkten auch, das sie keinen Empfang hatten, sie konnten also niemanden zur Hilfe rufen. „Ich bekomme langsam Hunger, hat niemand etwas dabei?“, fragte Anna schüchtern. Alle durchsuchten ihre Hosentaschen, denn ihre Rucksäcke hatten sie in der Schule gelassen, da niemand Lust hatte, einen mitzunehmen. Doch alle schüttelten nur mit dem Kopf. „Ich denke wir haben alle Hunger“, meinte Fabio.
Auf einmal erklang ein lauter Knall und alle schauten in die Ecke, wo der Tisch im Eingangsbereich stand. „Das kann doch jetzt nicht wahr sein“, meinte Anna. „Ich glaube hier ist sowieso nichts mehr normal“, antwortete Celine ihr und ging der Klasse hinterher, die sich schon zu dem Holztisch bewegt hatte. „Wow! Das sieht lecker aus!“, rief Anna und schnappte sich etwas vom Tisch. „Stopp!“, Nadja drängte sich durch die Kinder nach vorne zu Anna, die gerade in einen Apfel hinein beißen wollte. „Woher weißt du, dass er nicht vergiftet ist?“ Alle erstarrten. „Sie hat recht, dieses Essen ist einfach so aufgetaucht, wahrscheinlich von dem Mörder der die anderen umgebracht hat, und ihr wollt das essen?“, Lauren hatte eine erschütterte Maske aufgesetzt. Denn vor ihr auf dem Tisch waren viele Lebensmittel einfach so aufgetaucht, unter anderem Obst, Gemüse, Süßigkeiten und eine richtige Tafel zum Abendessen. Sofort ließ Anna den Apfel wieder auf den Tisch fallen. Sie mussten vorsichtiger sein, und sich nicht von ihren Willen leiten lassen. „Und was sollen wir jetzt essen?“, fragte ein Junge von hinten. Marie drehte sich langsam zu ihm um und schaute ihn an, als würde sie ihn umbringen wollen: „Das kann doch nicht dein ernst sein! Wir müssen uns doch erstmal einen Plan ausdenken wie wir hier rauskommen, verdammt noch mal! Wie könnt ihr da nur an essen denken?“, das waren die
ersten Worte die Marie nach etwa einer halben Stunde wieder sagte, und sie war sauer.
„Es sind schon fünf Leute gestorben, fünf zu viel, und ihr denkt nur daran, wie es euch geht, und das ihr Hunger habt? Wir sollten uns mal überlegen wie wir überleben, ohne dass noch mehr sterben! Ihr könnt essen, wenn wir aus diesem Haus wieder raus sind!“ Sie machten noch ein wütendes Geräusch, drehte sich um und setzte sich in die Sitzecke des großen Raumes. Alle waren so erstaunt von ihrer Reaktion, dass keiner es wagte auch noch ein Wort zu sagen. Das blonde Mädchen grummelte noch etwas vor sich hin, was sich anhörte wie: „Bescheuerter Affe.“ Erst nach einer Weile fing Nadja wieder an zu sprechen: „Also, ich finde auch das Marie recht hat, und ich denke das auch jeder weiß das es so ist, wie sie es gesagt hat. Hat jemand eine Idee wie wir dieses Haus ohne das jemand Schaden nimmt, verlassen können?“ Alle schienen zu überlegen. Es fielen Vorschläge wie: „Wir können uns unter dem Haus her graben!“ Doch niemand nahm diesen Vorschlag ernst. „Vielleicht sollten wir mal das Haus richtig durchsuchen, es könnte doch noch einen Hinterausgang oder so etwas geben“, warf Lauren in den Raum. Jeder schien es als eine gute Idee zu finden. Also machten sich die dreizehn Kinder auf den Weg, das Haus zu erkunden. Sie teilten sich in Gruppen ein, zwei Vierer-Gruppe, und eine Fünfer-Gruppe. Marie, Nadja, Lauren, Celine und Sina, waren in der Fünfer-Gruppe, sie hatten sich vorgenommen, im Keller nach zu schauen. Mit größter Vorsichtig und Hand in Hand setzten die Mädchen einen Fuß nach dem anderen auf die steile Treppe, die in das unterste Geschoss führte. Es
war ein schmaler Gang, an den kahlen Steinwänden hingen dicke Spinneweben. „Also gemütlich ist es hier nicht, Leute“, flüsterte Celine, die sich zwischen Marie und Lauren gedrängt hatte, damit sie nicht als letztes gehen musste. „Das ist aber komisch,
und ich dachte hier unten wäre alles schön dekoriert, extra für uns, damit wir uns
wohlfühlen. BEVOR WIR STERBEN!“, Nadja schien genervt. „Mein Gott, Celine! Wie kann man nur so blöd sein?“ „Entschuldige. Das war eine dumme Aussage“, das Mädchen entschuldigte sich bestimmt noch hundert mal. Kurze Zeit später war die kleine Gruppe schon am unteren Ende der endlos schienenden Treppe angekommnen. „So, und jetzt?“, Lauren war etwas nervös, was Marie, die hinter ihr stand, nicht entging. Die legte ihr eine Hand auf die Schulter und sprach ihr Mut zu. „Danke.“
Also machten sich die fünf Mädchen auf, den Keller zu durchsuchen, doch sie hielten es für richtig, sich nicht zu trennen, obwohl der untere Teil des Hauses ziemlich groß war. „Kann mich jemand an die Hand nehmen? Ich hab Angst“, fragte Sina leise und schaute in die vier Augenpaare die sie nun anguckten, als wäre sie verrückt. „Es ist nun mal so!“, versuchte sie sich zu verteidigen, bis Celine ihr ihre Hand ausstreckte und sie sie dankbar umklammerte. „Auf geht’s.“
Langsam und zusammen gedrängt bewegten sich die Mädchen den Gang entlang, bis sie vor der ersten Tür standen. Niemand sagte etwas, oder rührte sich auch nur ein bisschen. Nach circa einer viel zu langen Minute fragte Marie: „Gehen wir nun rein oder nicht? Irgendwann will ich hier auch noch raus kommen.“ Plötzlich drehte sich die vor ihr stehende Nadja zu ihr um, und klatschte ihr mit voller Wucht die flache Hand ins Gesicht. Marie blinzelte nur, doch keiner regte sich, bis Sina schrie: „Nadja! Bist du bescheuert? Wie kannst du nur? Und für was war das überhaupt?“ „Ist euch das nicht aufgefallen? Seit Tom wegen ihr gestorben ist, ist sie nicht mehr dieselbe. Und ich wollte nur, das sie wieder zu sich kommt.“ Das blonde Mädchen schaute ihre Freundin die ganze Zeit über an, auf einmal sagte sie: „Danke.“ „Wurde aber auch Zeit, Mensch!“, sagte Lauren und verdrehte die Augen. „Gehen wir jetzt?“ Mit einer leicht zitternden Hand öffnete Nadja die erste der noch kommenden sechs Türen. Dahinter befand sich ein nur leerer Raum. „Sehr komisch, findet ihr nicht?“, fragte Celine ihre vier Freundinnen. Alle stimmten ihr zu. Auch hinter den anderen Türen befand sich kein Ausgang oder Sonstiges, was die Klasse in die Freiheit leiten könnte. Nach einer Zeit der beklemmenden Stille, machten sich die fünf wieder auf den Weg nach oben, wo Anna sie empfang: „Wir haben einen Ausgang gefunden Leute! Der war versteckt hinter Holzplanken im Bad! Schnell, wir wollen so bald wie möglich hier wieder raus!“, sie war völlig aufgebracht. Als die Mädchen waren grade an der Tür angekommen als sie Fabios Stimme hörten: „Wir müssen erst warten bis alle da sind, es geht keiner raus, ohne das alle beisammen sind!“ Doch niemand war wirklich einverstanden damit, also versuchten sich einige an dem Jungen vorbei zu drängen. Denn er stand noch vor der verschlossenen Tür und ließ niemanden hinaus. „Man Fabio! Was soll das denn? Die anderen kommen auch raus, ohne das wir hier auf sie warten!“, rief ein Junge, der hinten an der alten Dusche stand. Das Badezimmer war nicht sehr groß, also konnte die Fünfer-Gruppe nicht alles und jeden sehen, da sie schon gar nicht mehr in dem Raum standen, sondern im Türrahmen. „Das ist egal! Meint ihr, Frau Fahrer hätte nicht gewollt das wir zusammen halten? Oder Tom, Martin oder Lisa?“, gab Fabio knallhart zurück. Jetzt schwieg die ganze Klasse und
alle senkten die Köpfe. Auf einmal ertönte ein greller Mädchen Schrei die Stille: „Nein! Oh mein Gott, nein!“ Sofort rannten alle los, den schmerzhaften Schreien hinterher. Als alle oben im Geschoss waren, sahen sie Anna, mit verzerrtem Gesicht, zuckend auf dem verdreckten Boden liegen. „Anna!“, schrie Sina und rannte zu dem zusammengekauerten Mädchen. „ich konnte nichts tun! Ich habe geschrieben, aber es ist niemand von euch gekommen!“, schluchzte sie. Plötzlich drehten sich alle zu Lauren um, weil sie entsetzt geflüstert hatte: „Das kann doch alles nicht wahr sein.“ Man hörte dass sie den Tränen sehr nahe war. Und alle erkannten, dass wieder zwei von ihnen umgekommen waren. Vor der Klasse, in dem großen, geräumigen Raum, wo die Tür bis zum Anschlag offen stand, lagen zwei schwarze, verkrümmte Dinger auf dem Boden. Man konnte nicht genau erkennen was es war, aber man konnte es erahnen. „Das Feuer, ich konnte nichts tun, außer zu sehen wie sie verbrannten! Niemand von euch ist gekommen, obwohl ich so geschrien habe! Ich wollte Hilfe holen, aber ich konnte nicht, irgendetwas hat mich hier gehalten!“, Anna wiederholte sich immer wieder mit zitternder Stimme. Als alle noch einmal genau in den Raum schauten, erkannten die Kinder, dass das auf den Holzdielen zwei verbrannte Leichen lagen. Man konnte sehen, dass sie sich vor dem Tod noch in den Armen gehalten hatten. „Sind das Celine und Mike?“, fragte Nadja flüsternd und mit geweiteten Augen. Anna nickte und schaute Sina an, die immer noch neben ihr hockte und ihr zärtlich das verschwitzte Haar aus der Stirn strich: „Sina, du musst mir glauben. Ich war wie mit einer unsichtbaren Kette an den Boden gefesselt, die zwei konnten nicht aus dem Raum raus, und plötzlich fing alles darin an zu brennen“, sie war den Tränen nahe. „Und nach kaum einer Minute war alles schon wieder vorbei. Es waren keine Schreie von ihnen zu hören, aber als das Feuer wieder weg war, lagen sie auf dem Boden. Tot.“, erzählte sie zu Ende und brach in den Armen ihrer Freundin zusammen.
Nach kurzem Schweigen der Klasse meinte Fabio unberührt von Annas Erzählung:
„Da liegt schon wieder ein Zettel!“ Alle schauten in seine Richtung und dann in den Raum. „Und wie bekommen wir den wieder da raus?“ fragte Marie und schaute in die Runde. Plötzlich meldete sich Leo, ein Junge aus der hintersten Ecke, zu Wort: „Ich gehe!“, und drängte sich an den verdutzten Schülern vorbei in den Raum. Mit zügigen Schritten durchquerte er das Zimmer, packte den Zettel, der in der Hand von der toten Celine steckte, drehte sich um und gelangte schnell und vor allem lebend an die Tür zu seiner Klasse. Er faltete ihn auf und las vor:

Glaubt ihr der Kleinen?



Es schien als würde die Welt stehen bleiben, genauso wie die Zeit. Doch auf einmal ging alles ganz schnell, alle stürmten auf die zusammengekauerte Anna zu. Es fielen Fragen wie: „Anna! Ist das wirklich passiert?“ Und Beschuldigungen: „Die lügt doch! Das kann doch alles gar nicht passiert sein!“
Ein lauter Schrei durchbrach das Durcheinander: „Hört auf! Merkt ihr denn gar nichts?“, es kam von Nadja die außerhalb der Klasse im Flur stand. „Guckt doch was ihr Anna antut! Wir haben noch nicht einmal darüber nachgedacht, ob nicht dieser Widerling von Mörder unter uns ist und wie das alles passiert! Wir müssen jetzt zusammen halten! Dieser Typ will doch dass wir uns entzweien! Und wenn Anna das
so sagt, ist es so passiert, sie ist nicht verrückt, aber einige von euch werden es grade anscheinend. Ich weiß selber das das hier nicht einfach ist und wir damit ein Leben lang zu kämpfen haben, falls wir überhaupt diesen Mist hier überleben, aber wir
dürfen uns jetzt nicht fallen lasse, wir müssen uns gegenseitig unterstützen! Und jetzt gehen wir runter und schauen ob wir im Bad durch diese verdammte Tür gehen können!“, beendete sie ihren Einlauf, drehte sich um und stieg die Treppe hinunter.
Alle starrten sie fassungslos an bis Marie rief: „Na los Leute! Ihr habt gehört was sie gesagt hat. Bewegt euch!“ Niemand hatte gemerkt das sie und Fabio sich schon fast an der Treppe befanden. Nach und nach kamen alle wieder zur Besinnung und marschierten wie ein einziger Klumpen hinter den zwei selbstbewussten Mädchen hinterher. Doch sie hatten vorher alle noch einen Blick auf ihre zwei toten Klassenkameraden geworfen. Einigen Kindern liefen die Tränen die Wangen herunter.
Die drei warteten schon ungeduldig auf den Rest der 8 k. Die alte Holztür stand immer noch auf und frischer, kühler Wind wehte den Kindern entgegen. Fabio zählte noch einmal durch, als plötzlich ein platinblonder Junge namens John sich an ihm vorbei drängte und sagte: „Ich gehe als erstes, ich halte es hier drin nicht mehr aus!“ Bevor jemand etwas erwidern konnte trat er auch schon über die Türschwelle, auf grünen, saftigen Rasen. Mit schnellen Schritten durchquerte er den Garten und drehte sich zu der Tür um, wo die ganze Klasse ihm ängstlich hinterher schaute. „Es geht Leute! Wir sind endlich frei, frei, frei!“, schrie er und dreht sich glücklich im Kreis. Schon wollten die Nächsten John folgen, doch Fabio hielt sie zurück und flüsterte: „Wartet, irgendwas stimmt nicht.“ Mit ausdrucksloser Stimme schaute er auf den Jungen der jetzt ein Zeichen machte, um zu sagen, das die Anderen auch raus kommen sollten.
Auf einmal knallte die Tür durch einen heftigen Windstoß zu. „Schnell, mach die verdammte Tür wieder auf! Irgendwas passiert doch jetzt da draußen!“, schrie Lauren panisch. Fabio versuchte mit leicht zitternden Händen die Tür wieder zu öffnen, doch es funktionierte nicht. Lauren schubste ihn unsanft weg und rüttelte schreiend und mit tränennassem Gesicht an der Tür. Sie liebte John, was die anderen natürlich wussten. Sie wurde panisch und trat und schlug mit allem was sie bei sich hatte gegen diese Tür, doch sie hielt zu ihrem Bedauern stand. Leo legte ihr beruhigen seine warmen, großen Hände auf die Schultern. „Lauren, das bringt nichts, sie wird sich nicht öffnen, indem du dir selbst weh tust.“ Er drehte sie sanft um und nahm sie in den Arm. Weinend legte sie den Kopf an seine Brust und ließ sich von ihm trösten.
Alles und Jeder war leise, man hörte nur das herzzerreißende Schluchzen von Anna und Leos beruhigendes Flüstern. Nach kaum zwei Minuten schwang die Tür wieder auf und alle wurden stocksteif und wagten einen ängstlichen Blick in die Richtung wo John eigentlich hätte stehen sollen. Aber er lag, und zwar tot. Man hörte nur Laurens schmerzvollen Schrei.
Nach kurzer zeit sahen die Kinder auch schon warum er tot war. Der Junge war in Stücke gerissen. Das Gras um ihn herum war in Blut getränkt und seine Arme, Beine und sein Kopf lagen da, wo sie eigentlich hingehörten, nur mindestens dreißig Zentimeter entfernt. Sein Gesicht konnte die Klasse nicht sehen, was auch gut für sie war.
Sina hatte schon befürchtet das sie sich wieder übergeben müsse und wieder war es so. Leise verschwand sie in einer Ecke, an der zusammengekauerten Lauren vorbei.
Als Marie noch einmal zu John schaute um sich zu vergewissern, dass er wirklich dort lag, fiel ihr aus, dass draußen vor der Tür wie fast immer ein Zettel lag. Vorsichtig und
immer noch den Blick auf den Zettel gerichtet, tippte sie Nadja an, die neben ihr stand und Lauren beobachtete. „Nadja! Hier liegt ein Zettel!“ Sofort drehte sie sich um und erblickte ihn sofort:

Unnötige Fluchtversuche! Ihr werdet nicht entkommen!



Plötzlich knallte die Tür wieder zu. Nadja drehte sich zu der Klasse um und meinte: „Das war es dann mit dem Ausgang.“ Sie erzählte was auf dem Zettel stand, denn der Rest der Klasse hatte ihn ja nicht gesehen. „Und jetzt setzen wir uns endlich zusammen und überlegen was wir machen“, sagte die immer noch blasse Sina die wieder im Türrahmen stand. Nach kurzem Zögern bewegte sich die Klasse in Richtung der Eingangshalle und setzte sich auch die verstaubte, alte Sitzgarnitur die in der Ecke stand. „Und was ist jetzt?“, fragte die immer noch tränenüberströmte Lauren. „Wie kommen wie hier nur wieder raus?“ Die Klasse schwieg, niemand wusste was sie tun sollten. „Ich denke wir müssen ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Die Frage ist nur wie, “ fing Marie mit einem verschlagen Blick an. „Aber wir merken nie wenn jemand verschwindet, wie bekommen wir das denn in den Griff? Und dann kommt auch noch dazu das wir gar nicht hören, wenn jemand getötet wird, sei denn wir sind dabei!“, warf Lauren hektisch in den Raum. „Das stimmt. Wir müssen aufpassen, uns nicht ablenken lassen. Wie wäre es denn wenn wir unsere Kräfte mal sammeln und alle zusammen fühlen, ob wir wirklich nichts spüren. Denn ich spüre wirklich nichts, null, nada! Obwohl das ja eigentlich meine Fähigkeit ist,“ meinte Fabio mit gerunzelter Stirn aber monoton.
„Lässt dich das wirklich alles so kalt Fabio? Du tust immer so auf gefühllos, aber ich glaube innerlich sieht es bei dir ganz anders aus, oder?“, fragte Anna die ihm gegenüber saß und ihn mit wissendem Blick anschaute. Der Junge starrte sie an und erwiderte: „Du hast Recht, Anna, aber ich kann einfach keine Gefühle zeigen und besonders nicht, wenn ich keine Magie spüre. Weißt du, überall gibt es normalerweise einen kleinen Funken Magie, doch hier ist wirklich, und ich lüge nicht, hier ist echt nichts! Und das macht mich wahnsinnig, aber ich fühle mich auch leer, ich kann es einfach nicht zeigen. Feuer und Wasser passen auch nicht zusammen, so ist es bei mir und den Gefühlen, es gehört nicht zu mir. Ich denke auch das der Mörder will das alles zerbricht, das wir zerbrechen, aber ich will nicht das das passiert! Ich muss mich zusammen reißen, euch zusammen halten, damit wir hier alle noch lebend rauskommen. Verstehst du mich jetzt?“, endete er und richtete seinen Blick, den er die ganze Zeit über gesenkt hatte, wieder auf das Mädchen das ihm die Frage gestellt hatte. Diese nickte nur und legte ihm eine Hand auf sein Knie. Fabio lächelte sie kurz an und meinte dann: „Wir versuchen das mit dem Sammeln jetzt. Ihr wisst wie das geht: Augen schließen, konzentrieren, Gegend „abtasten“, fühlen und wieder zurück kommen. Aber passt auf, dunkle Magie ist gefährlich wenn sie auf Gute trifft, sie könnte euch töten. Nach einer Minute des Zögern schlossen die Kinder nacheinander die Augen und konzentrierten sich nur auf das Übernatürliche. Die Klasse wurde nach kurzer Zeit durch einen schmerzerfüllten Jungenschrei aus ihrer Trance gerissen. Es war Chris der sich mit aller Kraft die Hände gegen den Kopf drückte. Tränen rannen ihm ununterbrochen die Wangen herunter, wie ein Strom, der nicht wusste wohin er sollte. „Ach du scheiße! Chris!“, schrie Nadja, die als erstes wieder zu sich kam und reagierte. Sie stürzte sich auch den braunhaarigen Jungen. Dieser hatte die Augen zusammen gekniffen und die Zähne fest zusammen gepresst, so dass die Wangenknochen hart hervor traten. Nadja legte ihm eine Hand auf die Schulter und redete beruhigend auf ihn ein. „Nadja! Weg von ihm, schnell!“, brüllte Fabio, der erst jetzt die Augen geöffnet hatte. Das Mädchen starrte ihn verwirrt an, und rührte sich nicht, weil sie nicht verstand was er von ihr wollte. Ihre Freundin Marie packte sie unsanft am Arm und zock sie ruckartig zu sich.
Plötzlich fing Chris wieder an zu schreien, und er schrie und schrie und hörte einfach nicht auf. Einigen Mädchen der Klasse 8 k rannen auch die Tränen über die Wangen. „Fabio? Soll ich vielleicht mal meine Fähigkeiten bei ihm ausprobieren? Ich weiß dass sie noch nicht ganz ausgefeilt sind, aber ich könnte es versuchen,“ fragte Marie schüchtern, auch sie war kurz vorm Weinen. Sie hatte die Gabe, Menschen dazu zu bringen, das zu tun was sie wollte, sie konnte sie kontrollieren, also auch Gefühle. Der Junge hockte neben ihr, verzog keine Miene und beäugte Chris mit einem wachsamen Blick. Und er nickte. Das Mädchen schloss langsam die Augen und versetzte sich in die Situation von ihrem Klassenkameraden. Sie schlüpfte sozusagen in ihn rein und fühlte was er fühlte, und das war im Moment nur Schmerz. Purer, unverhohlener Schmerz. Aber da war noch was anderes, Wut und Trauer, und etwas Dunkles, was sie nicht identifizieren konnte. Sie erkannte nur dass es eindeutig böse war.
Nun versuchte sie ihre Fähigkeiten einzusetzen. Sie probierte Chris zu kontrollieren, seine Gefühle zu unterdrücken. „Man Chris, komm schon!“, dachte Marie, die hoffte das der Junge sie irgendwie hörte.
Währenddessen außerhalb Maries Arbeit. Lauren und Nadja saßen neben ihrer Freundin. „Hat sie Schmerzen Fabio?“ fragte Lauren und strich Marie zärtlich eine blonde Strähne aus ihrem Gesicht. Der Junge schaute sie kurz an, zuckte mit den Schultern und senkte wieder den Blick. Er hatte sich verändert seitdem er ausgesprochen hatte, was viele sich nicht erklären konnten.
Auf einmal fing Marie heftig an zu zucken, ihr Gesicht veränderte sich von angestrengt zu schmerzerfüllt. Ihre beiden Klassenkameradinnen schraken zurück, als ihr Freundin auch noch anfing zu schreien. Es waren helle, verzerrte Schreie, die durch das ganze Haus hallten. Es war als würden Chris, der jetzt auch wieder angefangen hat zu brüllen, um die Wette schreien. Einige Kinder hielten sich die Ohren zu und wandten sich ab.
Marie strömten ununterbrochen nasse, salzige Tränen die Wangen herunter. Fabio hatte Nadja und Lauren wieder von ihr weggezogen.
Doch das blonde Mädchen bekam von dem allem nichts mit, denn sie versuchte gerade mit aller Kraft dieses Dunkle los zu werden, das sich nun auch in ihr eingebrannt hatte.
„Verschwinde! Was willst du von uns? Warum tust du uns das an?“, schrie sie in ihren Gedanken. Es kam ihr vor, als würde dieses Böse sie kurz anschauen, bevor es sich mit einem letzten, sehr schmerzhaften Stoß aus ihr raus zog. So schien es auch bei Chris
zu sein, doch irgendwie war er verändert, das spürte sie.
Marie kam wieder zu sich, öffnete langsam die Augen und starrte an die Decke. Sie war während ihrer Trance auf den Boden gefallen und sie hatte es nicht gemerkt. Sie blinzelte noch ein- zweimal bevor sie sich ruckartig aufsetzte und Chris anstarrte. Dieser lag auch auf dem Boden, nur in einer Haltung die nicht normal war. Er atmete nur noch flach, eigentlich kaum noch. Marie schaute sich um und erblickte die Klasse zusammengekauert auf einem Fleck an der nächsten Wand. Manche Kinder hatten geweint, das sah sie direkt an ihren Augen. Langsam stand das Mädchen auf, krabbelte leise und mit aller Vorsicht die sie aufbringen konnte zu dem ohnmächtigen Chris. Behutsam und mit ein bisschen Angst im Bauch, nein, es war kein bisschen, die Angst war wie ein Klumpen der ihr die Kehle zu schnürte, legte sie eine Hand auf die Stirn des verschwitzten Jungen. Er heiß, mehr als normales Fieber. „Chris?“, fragte sie leise. Marie hatte einen riesigen Klumpen im Hals, der nicht wollte das sie etwas sagte. Ihr Klassenkamerad reagierte nicht und dem Mädchen kam es vor als wäre ihm grade der letzte Funcke Leben entweicht.
Marie spürte zarte Hände auf ihren Schultern, sie musste nicht hoch schauen um zu wissen dass es Sina war. „Du hast alles versucht Marie,“ versuchte sie ihre Freundin zu trösten, doch diese flüsterte: „Es hat aber nicht gereicht! Ich wollte einfach nicht dass dieses böse, dunkle Ding gewinnt! Ich weiß nicht wie er uns Schmerzen, und ich will es ehrlich gesagt auch nicht wissen, aber ich will diesen Jemand umbringen der uns das alles angetan hat!“ Ihre Stimme war lauter geworden, ohne das sie es bemerkt hatte. Hätte Leo mit einem „Scheiße!“ nicht unterbrochen, hätte sie sich noch weiter Vorwürfe gemacht, doch jetzt starrten ihn alle an. Er hatte aus heiterem Himmel Nasenbluten bekommen, das Blut spritzte regelrecht aus seiner Nase. „Es hat nicht zufällig jemand ein Taschentuch für mich?“, fragte er, während er sich die blutende Nase zu hielt. Alle kramten in den Taschen bis sich ein Tuch für ihn gefunden hatte, das Leo sich dankbar an die Nase drückte. Manche der Klassen fragten den Jungen aus, ob er das öfters hatte, doch es gab keinen wirklichen Grund für das Schlamassel. Er antwortete nur darauf: „Hier ist doch sowieso nichts mehr normal, aber es will einfach nicht aufhören zu bluten.“ Er hatte schon seinen Pulli als Ersatz für das durchnässte Taschentuch genommen. Ein paar Kinder kümmerten sich um ihn, die anderen standen nur an der Wand und starrten durch die Gegend und gaben keinen Laut von sich.
Marie wandte sich wieder Chris zu der immer noch unverändert auf den nackten Holzdielen lag und kaum atmete. Lange Zeit wagte niemand etwas zu sagen, doch auf einmal flackerten seine Augenlieder und er runzelte leicht die Stirn. „Chris? Hörst du mich?“, versuchte Marie ihn sanft zu erreichen und nach kurzer zeit öffneten sich seine Augen vollständig, doch seine glasblauen Augen blickten müde, verwirrt und suchend. Als er Maries Gesicht erblickte schien er es gefunden zu haben, was er gesucht hatte. Ihre Blicke begegneten sich, und niemand von beiden musste etwas sagen, um zu wissen dass Chris nicht überleben wird. Plötzlich schnappte er hektisch nach Luft und packte sich an den Hals, als würde er versuchen, unsichtbare Hände von seiner Kehle zu reißen. „Ich habe alles versucht Chris“, flüsterte Marie, bevor sie die Augen verdrehte und nach hinten umkippte.

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Tag der Veröffentlichung: 21.06.2011

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