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Kapitel 1


Brain Dombrow ist 30 Jahre jung und unglücklicher Single. Er war angehender Arzt und hatte heute seine erste Spätschicht im Queens Hospital Center in der New Yorker Innenstadt. Er saß in seinem zugewiesenen Büro und las die neueste Ausgabe der New York Times. „ Barack Obama wird erster farbiger Präsident“, stand in großen Lettern auf der Titelseite und ein Bild des neuen Politikers füllte den restlichen Platz der Zeitung aus. Vor gut fünfzehn Jahren die ganze Story mit Nelson Mandela und nun wird heute auch der erste schwarze Präsident in den Staaten gewählt, wunderte sich Brain.
Das Arbeitszimmer war voller zierlicher Korbmöbel, mit vielen exotischen Pflanzen ausgeschmückt und in der Ecke stand eine große Vogelvoliere mit Papageien. Nichts los heute, dachte er sich. Als er die Times sichtlich gelangweilt zugeschlagen hatte, ging er zum Schreibtisch hinüber und schaltete den PC ein. Brain tippte nach langem Warten seufzend das Administratoren Passwort in das passende blickende Kästchen ein. Den Krankenhäusern fehlte echt das nötige Kleingeld, murmelte er genervt in diese idyllische Ruhe hinein. Als der Home Bildschirm auftauchte und eine sonnige, von Blumen geprägte Waldlichtung zum Vorschein kam, erinnerte er sich urplötzlich an seine wundervolle Kindheit erinnern. Sie hatten ein Haus in der unberührten Natur, jede Menge Freunde, sie hatten zusammen gezeltet und waren durch den Wald gewandert, ja, einfach gelebt.. Nicht ablenken lassen, ermahnte er sich. Das war Vergangenheit. Er strich sich seine langen Braunen Haare hinters Ohr und band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Er bemerkte, dass gar kein Licht brannte, dass störte ihn aber nicht, als er bemerkte, dass der heutige Vollmond den Raum in sein silbriges, schimmerndes Licht tauchte. Der schlaksige Mann öffnete sein Email Postfach und wollte gerade Facebook aufrufen, als das W- Lan Netz ausfiel. Die Leitung war tot. Zeitgleich leuchtete die Alarmglocke für Zimmer 173 auf. Ohne weiteres Zögern schloss er die Tabs und setzte sich nervös in Bewegung. Er lief den weiß gefliesten Boden entlang und sah aus dem Fenster. Zwei Eichhörnchen sprangen von einem Baum zum anderen in die endlos, dunkle Nacht. Sein Blick fiel auf den künstlich angelegten Teich vor dem Hospital in dem sich der Mond spiegelte. Das Jaulen eines streunenden Hundes weckte ihn aus seinem Gedankengang. Ihm plagte ein schlechtes Gewissen dass er zu spät kam, also riss er sich von diesem wundervollen Ebenbild der Nacht wieder los und setzte seinen Weg zum Zimmer 173 fort. Der junge Arzt blieb vor dem Zimmer stehen, atmete tief durch und trat ein. Ihm bot sich ein Anblick, den er niemals wieder vergessen würde. Das vom Mondschein erfasste Zimmer war blutverschmiert. Es bildete sich ein leichter Schweißfilm auf seiner Stirn und ihm wurde kalt. Brain ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es war karg und es gab einen Fernseher an der Wand. Ein kleiner Tisch mit drei Stühlen stand für Besucher in der Mitte des Raumes. Erst bei genauerem hinsehen, sah er die zerstückelte Leiche in einem der zwei Betten liegen. Deshalb auch der fürchterliche Gestank, der ihn schlecht werden ließ. Vereinzelte Gliedmaßen des ehemaligen Patienten lagen auf der linken Seite des Bettes, der abgetrennte Kopf auf der anderen. Nur ruhig bleiben, einen kühlen Kopf bewahren, dachte er sich. Er ging die Schritte die er gedanklich vorbereitete noch einmal still und leise durch, als diese dunkle , rasselnde Stimme seinen Gedankengang ein Ende setzte . Erst jetzt fiel ihm das zweite und vor allem leer stehende Bett auf. „ Du wirst als nächstes für deinen Fehler bezahlen“. Brain fühlte wie sich die kalte Angst sich in ihm ausbreitete. Er wusste was jetzt kam und schloss die Augen.

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Tag der Veröffentlichung: 22.02.2012

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