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HUNGER


"Iss deinen Brokkoli!"
"Nee!"
"Warum nicht?"
"Schmeckt Scheiße!"
"Soll ich ´s vielleicht den Pennern geben?"
"Die würden ´s auch nicht fressen!"
"Dann schmeiß ich ´s eben weg!"

Durchschnittlich gehen 81, 6 Kilogramm Lebensmittel auf den Müll, pro Person und Jahr. Das ergibt im Jahr ca. 11 Millionen Tonnen. Statistisch gesehen landet von jedem Brot das gekauft wird die Hälfte im Abfall!°

"In Deutschland sind elf Millionen Menschen von Armut bedroht. Tausende leben bereits am Existenzminimum. Dabei handelt es sich nicht nur um Obdachlose, sondern auch um Rentner, Witwer, Alleinstehende und Alleinerziehende. Für viele gehört der Hunger inzwischen zum Leben dazu. Und ihre Situation scheint aussichtslos.*"

"Vor allem in größeren Städten kann man beobachten, dass Menschen in Papierkörben und Mülleimern nach Essbarem suchen.*"

Stammtischzitate:
"Die sind doch alle Faul!"
"Genau...! Sozialschmarotzer!"
"Arbeitslager brauchen wir! Unter Adolf hätte ´s so was nicht gegeben!"
"Wer arbeiten will, der findet auch eine, sag ich immer!"

Heidrun G. aus W. 48 Jahre alt, alleinstehend, gelernte Friseuse.:
"Ich mache diese Arbeit seit guten 30 Jahren, das Geld war schon immer knapp, aber so schlimm wie im Moment war es noch nie. Ich überlege ernsthaft ob ich diesen Job noch weitermachen kann. Verstehen sie mich nicht falsch... ich liebe meinen Beruf! Doch finanziell geht ´s einfach nicht mehr. Bei einem Stundenlohn von knapp 6 Euro können sie sich ausrechnen was da übrig bleibt, nach all den Steuern, der Versicherung, Miete und den ständig steigenden Energiekosten. Am Monatsende reicht ´s manchmal nur noch für trockenen Zwieback. Früher kam man etwas leichter über die Runden, mit dem Trinkgeld. Aber heutzutage... da sitzt das Geld nicht mehr so locker. Die Leute haben ja alle diese Kosten, sparen auch wo sie können. Und zum Amt von wegen Aufstocken und so, da geh ich nicht hin, zum Betteln für ein paar Euro. Da bin ich dann doch zu Stolz!"

Jürgen K. 31.Verheiratet. Ein Kind (1 1/2 Jahre alt) Gebäudereiniger.:
"Ich mach Überstunden ohne Ende, gehe Samstags arbeiten und das Geld is trotzdem knapp am Ende des Monats. ( Bruttolohn: 7 Euro 86 ) Über die Hälfte meines Nettolohns geht ja schon drauf für Miete, Strom, Telefon, Versicherung und Benzingeld. Dass das dauert mehr wird, brauch ich ihnen ja nich zu erzählen. Und so ein kleines Kind... das isst und kleidet sich auch nich von alleine. Dazu noch die ganzen Windeln! Da müssen meine Frau und ich schon ganz weit hinten anstehen. Da gehen wir auch mal hungrig ins Bett. Urlaub haben wir schon ewig nich gemacht. Spazieren gehen geht noch, mit nem kleinen Eis für jeden."

Alles halb so schlimm, werden Sie vielleicht sagen. - Sicher, richtig schlimm wird ´s jetzt:

Die aktuelle Lage in Afrika, d. h. die Lage seit den 90er Jahre des 20. Jahrhunderts, seit dem Ende des Ost - West - Konflikts, hat sich kaum gebessert. Über 186 Millionen Menschen, ein Drittel der gesamten Bevölkerung Afrikas, leiden immer noch an Unterernährung, darunter allein 31 Millionen Kinder unter fünf Jahren.

Zu den entscheidensten Gründen für das vermehrte Auftreten von Hungersnöten in Afrika sind neben den klimatischen Bedingungen vor allem die andauernden Krisen und Kriege zu zählen. Grenzübergreifende Konflikte und Bürgerkriege finden ihre Ursachen oftmals noch in den durch die Berliner Konferenz 1884/1885 festgelegten, willkürlichen Grenzen.

Allgemein kam und kommt es durch Krisen und Kriege immer wieder zu umfangreichen Flüchtlingsbewegungen. Ganze Völkergruppen bewegen sich in die Nachbarländer und kehren - wenn überhaupt - erst nach mehreren Jahren oder Jahrzehnten zurück. Die Infrastruktur der Nachbarländer in Krisengebieten ist für einen Ansturm von Hunderttausenden von Flüchtlingen jedoch meist nicht ausreichend. In der Folge fehlt es gerade in den Flüchtlingscamps und grenznahen Gebieten an Nahrungsmitteln und einer grundlegenden medizinischen Versorgung.

Der inländischen Bevölkerung ergeht es kaum anders. Kriege und Krisen führen zu einer Vertreibung der Farmer von ihrem Land. Märkte können nicht mehr versorgt werden, nicht genutzte Felder erodieren zunehmend und die Preise für Nahrungsmittel wie Getreide steigen in kurzer Zeit sehr stark an. Jahrzehntelange Unterdrückung und Bürgerkriege - nicht selten von den westlichen und ostasiatischen Industriestaaten provoziert -, führten nicht selten zu wirtschaftlichem Chaos. Ohne geregelte Abläufe, ohne die finanziellen Möglichkeiten, Nahrungsmittel zu erwerben, sind viele Menschen auf die Hilfe ausländischer Organisationen angewiesen.°°

Diese ausländischen Hilfen schaffen kurzfristig Abhilfen, langfristig entstehen immer neue Abhängigkeiten.

Viele Staaten können aus eigenen Mitteln die Not leidende Bevölkerung nicht mehr versorgen. Allein 2001 mussten 20 afrikanische Staaten Hilfslieferungen an Nahrungsmitteln anfordern.°°

Brust oder Keule?



Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein gutes Geschäft für beide Seiten: In Europa gibt es zuviel Hühnerfleisch. Hähnchenreste werden billig weiterverkauft - nach Afrika, wo viele Menschen zu wenig zum Essen haben. Das Vorgehen hat jedoch verheerende Folgen für die dortigen Bauern.**

Agrarprodukte aus der Europäischen Union werden zu Dumpingpreisen etwa in Ghana, Kamerun oder Liberia verkauft. Kleine einheimische Geflügelhändler können nicht mit den großen Billiganbietern konkurrieren und gehen pleite. Oft sind die Leidtragenden Frauen, die als Kleinbäuerinnen ihre Familie ernähren müssen.**

"Noch n Nachschlag?"
"Aber immer doch!"
"Brust...? Oder doch lieber die Keule?"
"Egal...! Is alles lecker was de kochst!"
"Ach du...! Machst mich ganz verlegen!"
Ein Fetttriefender Rülpser lässt Unterhaltung pausieren.
"Ach, was bin ich satt!"
"Jetzt schon...? Ich hab noch n halbes Blech voller Keulen."
"Na schön... eine geht bestimmt noch!"
"Nimm lieber zwei. Du weißt ja: Auf einem Bein kann..."
"Boah, jetzt bin ich aber eeeeecht voll!"
"Dann kann ich den Rest morgen aufwärmen."
"Nix da! Aufgewärmtes kommt mir nich auffen Tisch."
"Dann schmeiß ich ´s eben weg!"

Wir als deutsche Konsumenten kaufen die teure magere Hühnerbrust und die Schlegel - und bezahlen damit fast das ganze Huhn. Damit ist das Geschäft gemacht. Der Export der Reste ist ein günstiges Zusatzgeschäft für Schlachtereibetriebe und Zwischenhändler.**

Kein Land in Sicht


In Afrika wird das Land knapp. Kaum zu glauben. Doch so ist es. Internationale Konzerne - überwiegend aus dem Energiesektor - kaufen ganze Landstriche auf. Hunderttausende von Hektar fruchtbaren Bodens um auf diesen Flächen Getreide ( überwiegend Mais ) anzubauen.
Feine Idee. Zumindest für die Konzerne.
Denn die Erträge kommen nicht etwa den Hungernden dieses Kontinents zugute. Nee, weit gefehlt. Der Großteil der Ernten wird zu Biosprit weiterverarbeitet. Das verspricht schließlich einen üppigen Gewinn.

Und die Einheimischen? Die ehemaligen Landbesitzer?

Die Gesündesten und Kräftigsten kann man ja noch als Feldarbeiter beschäftigen. Der Rest muss eben gehen. Wir können nicht alle durchfüttern. Unsere Kosten sind jetzt schon sehr hoch, für Saatgut, Lizenzgebühren an die Inhaber von Patentrechten an unserem Produkt, dazu die nötige Versorgung von Wasser, Pestiziden usw.
Doch all diese Mühen nehmen wir gern in Kauf. Unsere vorherrschende Motivation ist die sichere Versorgung Europas - und dem Rest der Welt - mit Umweltfreundlichem Treibstoff. Dem sogenannten "Biosprit:" Denn unser Hauptaugenmerk liegt auf dem bedingungslosen Schutz unser aller Mutter Erde.

Oder wollen Sie demnächst mit einem schlechten Gewissen zum 200 Meter entfernten Supermarkt fahren um sich ihren Dosenmais zu kaufen?

Gut versichert?



Spekulation mit Nahrungsmitteln treibt die Preise in die Höhe. Deutsche Finanz - und Versicherungsunternehmen sind daran massiv beteiligt.
Geschätzte 6, 242 Milliarden Euro legte die Allianz im Jahr 2011 in fünf Fonds direkt oder indirekt in Agrarrohstoffen an.


Quelle* : www. randzone - online.de
Quelle** : www. domradio.de
Quelle°° : www. kahunablog.de


Impressum

Texte: harryaltona
Bildmaterialien: Marco Schlüter/www.pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 08.06.2012

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