LOLAS LEBEN
Endlich Feierabend.
Zeit zum Abschminken:
Runter mit den falschen Wimpern,
dem falschen Lächeln,
dem einladend roten Lippenstift.
Ihr Gesicht ist schon lange
nicht mehr jung,
faltig fällt die Haut träge
über morsche Knochen.
Graustichige Haut,
fahl und ausgelaugt
unter dem Make - up.
Ihr Hintern zu dick, die
Titten hängen schwer
wie Blei. Und ihre Füße
schmerzen erbärmlich.
Ihre Augen sind ihr
noch das Liebste.
Magisch blaue Augen,
die so viel Schreckliches
gesehen haben
das es für drei Leben ausreicht.
Da, diese Porzellan - Puppe
auf ihrer Couch, die Zierdeckchen.
Dazu diese Sehnsucht, Hoffnung
auf Schönheit, Vertrauen, Liebe.
Illusionen
vom ewigen Glück.
Alles eine Fassade.
Echt waren nur die Männer,
sie hat sie gesehen, gespürt.
Es waren viele Männer
und sie waren alle
bei ihr: Die Einsamen,
die Schüchternen
und die Draufgänger.
Die ewigen Verlierer,
die Sieger und Besiegten.
Nüchtern oder besoffen,
gesund oder krank.
Immer kamen sie wieder:
Verrückte Männer,
Gequälte und Quälende,
Lügner, Betrüger
und die Verräter.
Die Bekloppten,
die Brutalen, die Perversen.
Die Suchenden,
diese Schmetterlingsjäger,
die sie aufspießten,
ihr Fleisch durchbohrten,
diesen gemieteten Körper.
Die letzte Beute.
Und was bleibt dir
am Ende? Fragt sie sich
und diese Puppe
da auf ihren Knien,
die ihre Tränen auffängt:
Nur eine alte liebenswerte Hurenseele
mit geringem Marktwert
- ein fast vergessener Schatten.
Texte: harryaltona
Bildmaterialien: Michael Baudy/www.pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 05.06.2012
Alle Rechte vorbehalten