DIE NIMMT MIR KEINER WEG
Sie trinkt am liebsten Wodka,
bleibt bis Mittags im Bett
und brennt Löcher in die Laken.
Sie singt alte Schlager
im Schlaf, sie schreit
den Mond und alle Sterne an.
Sie bringt mich um den Schlaf.
Sie kann weder Kochen
noch Backen, nicht mal Kaffee.
Sie erzählt mir bekloppte Geschichten
von spinnenbeinigen Typen,
die mit Hilfe Genmanipulierter
Leberwurstbrote ihre Gedanken
ausspionieren.
Manchmal lacht sie mich aus.
Sie macht mich krank.
Sie pfeift alten Rentners hinterher,
sie schreibt Erpresserbriefe
an vollkommen unbekannte Leute,
sie entführt unbewachte Katzen,
sie klaut Blumen von frischen Gräbern,
sie stopft Hundescheiße
in fremde Briefkästen.
Sie raubt mir den letzten Nerv.
Sie zeigt Autofahrern gern
ihren Mittelfinger,
sie furzt laut in den Wartezimmern
ihrer Ärzte,
sie läuft nackt in den Regen hinaus.
Manchmal bleibt sie drei
oder vier Tage weg;
Manchmal bringt die Polizei sie wieder.
Sie macht mich zum Idioten.
Sie gräbt brutal ihre Zähne
in mein Fleisch, ihre
schwarz lackierten Fingernägel
graben tiefe Furchen
in mein Fleisch, ihr weicher Mund
saugt alle Angst aus meiner Seele,
ihr Körper spendet Freude
und Kraft und dieses kleine
bisschen Selbstvertrauen
das uns alle noch ein wenig
weitermachen lässt. Sie
bringt mich auf Touren
und fickt mir den Schmerz
aus dem Hirn.
Ihr Atem ist mein Leben.
Die kriegt ihr
erst wieder,
wenn ihr sie
aus meinen
kalten, toten Händen
brecht.
Texte: harryaltona
Bildmaterialien: Melanie Kluth/www.pixelio.de
Lektorat: Zufall
Tag der Veröffentlichung: 23.05.2012
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