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AUSSCHUSS


Das war ´s dann, dachte Heini,
als er nach seiner 10 - Stunden - Schicht
in den Bus stieg.
Sie hatten ihn gefeuert.

Der Job war eh beschissen,
versuchte er sich einzureden.
Sortierer.
Sortierer für den Müll,
den Dreck und Schrott
den andere hinterlassen hatten.
Stinkender, widerlicher Unrat
der unaufhörlich auf einem Fließband
an ihm vorbeizog.
Sortierer... seit zehn Jahren.

Zehn Jahre meines Lebens
habe ich denen geopfert,
rumort es in Heinis Hirn,
und dann schmeißen die mich
einfach raus... Mich...!
Den besten Sortierer
den sie je hatten.
Niemand hat diesen Dreck
schneller sortiert!
Und immer pünktlich,
in Wechselschicht, immer
auf die Minute pünktlich.
Sogar am Tag meiner Scheidung
von meiner Ollen, - Pünktlich!
Und am schlimmsten Tag meines Lebens,
als sie meine kleine Tochter
tot aus einem versifften Bahnhofsklo
schafften. Überdosis.
Pünktlich war er ich da auf Arbeit!
Auch nach dem darauf folgenden Besäufnis.
Immer pünktlich.

Er sei jetzt zu alt, hatten sie
ihm gesagt, nicht mehr fit genug,
hatte sie gesagt.

Nich mehr fit genug, grunzte Heini
als er aus dem Bus stolperte.
O. K. , Er war nicht mehr der jüngste:
55 im Sommer.
Aber das war doch kein Alter!
Er konnte immer noch
jeden Jungspund fertigmachen,
besonders wenn ´s ums Sortieren ging.

Heini stürmte in die nächste Kneipe,
kratzte sich
mit vom Müll schmutzigen Fingernägeln
die schorfige Stirn
und bestellte Bier und Korn
bei der fetten Wirtin,
die immer so die Nase rümpfte
wenn sie ihn sah.

Zuerst trank er den Korn
dann einen großen Schluck
von dem kalten Bier.
Das Bier tat gut, durchtränkte
seine kummervolle Kehle
mit so etwas wie Trost.
Er bestellte sogleich
ein zweites, und wartete
auf jemanden
der ihm zuhören würde.

Er trank weiter
und wartete,
das war alles
was er tun konnte.

Doch es kam Niemand.


Impressum

Texte: harryaltona
Bildmaterialien: Maret Hosemann/www.pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 17.03.2012

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