Cover




Die Schlosstreppe


Im weißen Kleid an der Stufe sie steht, schön unendlich.
Volkesjubel, als beim Steigen, den Saum sie kurz schürzt.
„Keine war schöner als du“, flüstert ihr Gemahl schändlich.
Bis kopfüber sie haltlos, die Stufen abwärts stürzt.


Am Fuß der Treppe liegt sie, bewegungslos und tot.
Tritt auf die Schleppe und heimtückisch gerammt.
Neben ihrem Kopf verfärbt sich der Sand blutrot.
Des Gatten tückische Gräueltat bleibt unerkannt.


Sein begieriger Blick fällt auf verbogene Glieder,
unter seinem Fuß, ein minder Rest von dem Schleier.
Röhrt mit ehrloser Stimme: “ Wir sehen uns wieder!“
Sein dröhnendes Lachen hallt zurück vom Gemäuer


Zurück ins Palais, mit mächtigem Schritt und Gelächter.
Bedrohliche Faust der Mutter, die bei der Toten greint:
„Sie sind was sie sind, ein arger abscheulicher Schlächter.
Blut für Blut. So sei es, wen quälend sie nachts euch erscheint.“


Skrupellos sitzt er mit dem Gefolge saufend zu Tisch.
Gedanken an den Tod? Sie erfüllen ihn mit Lust.
In Bälde die Rothaarige in seinem Bette ist.
Schon jetzt schwelgt er in Freude über den Verlust.


Ihr Bildnis von Nebel getragen, ihm von nun ab erschien.
In erstarrter Schönheit, Dahingegangene zu jeder Nacht
musste eingangs, unbeachtet von ihm ihre Bahnen zieh’n.
Von ihm mit derben Sprüchen und infantilem Lachen bedacht.


Trockener Donner und Blitz kam auf den Tag genau
zur Nacht, nach des Edelmannes schändlicher Tat.
Er sprang aus dem Bett ans Fenster, sah in dem Grau
die weiße Gestalt, mit der gedroht man ihn hat.


Ein weiteres Ende werde ich dir nun bereiten müssen.
Bösartig sein Schwert ergreifend, stürmte er wild durch die Tür.
Verlassend die schändlichen Frauen mit den ehrlosen Küssen.
Hoch auf der Treppe, trat der infame Edelmann herfür.


Die schöne Frau in fluoreszierendem Weiß auf Nebel,
Sphärenklänge, sie steigerten seine maßlose Wut.
Zerteilend Einschlagend auf das Gebilde. Der Knebel
festigt Bewegungen, bedenkenlos tat ihm nicht gut.


Taumelnd vor Schwäche, vom Huren und dem Suff ausgezehrt,
nähert er sich keuchend und röchelnd der steilen Treppe.
Ein letzter Schritt. Unkontrolliert stolpernd, den Sieg verwehrt,
stürzt er hinab. Vor Augen, die weiße teuflisch’ Schleppe.


Wo einst die Schöne lag, liegt er nun gerecht in seinem Blute.
Blick starr in den Sand, das Schwert durchbohrt seine Mitte.
Auflösendes Nebelbild mit sanftem Klang, so siegt das Gute.
Die Heimsuchung der Mutter endet, mit gestellter Bitte.


Gibt es auch hier eine Moral so könnte die heißen:
Hast du für Lustbarkeit, sittenloses, gebürdet Schuld,
lasterhaftes und Mord nur, lässt deine Sterne Gleißen?
Dann holt dich der Teufel. Der erweist dir sicher die Huld




© harry reinert

Impressum

Texte: harry reinert
Bildmaterialien: bookrix
Tag der Veröffentlichung: 04.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /