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Sichtweise


Wie wir verinnerlichte Kunst übersehn

 



Blau gefärbt ist das, was synonym für Kunst steht.

Gerade Erwacht, reibe ich mir die Augen und höre leise kunstvoll

 

gespielte Musik, von einem mir nicht bekannten Pianisten.
Das ist mein Weckradio, welcher ein kleiner Kunstgegenstand

 

an Möglichkeiten ist.
Digital beleuchtete Anzeige, Radiowecker, kann aber auch mit richtigem Lärm wecken.
Ich schäle mich aus den Decken und schwinge meine Beine aus dem Bett.
Meinen Morgenmantel betrachtend denke ich, welch ein auffallend schönes Stück.
Ein aus Seide gewebtes

Geschenk mit wundervollen kunstvollen

Applikationen.
Der Stuhl auf dem er liegt, ist ein Einzelstück vom Flohmarkt. Ein Geschenk von mir an mich.
Formvollendet

geschwungene Stuhlbeine mit leicht angeschlagen Oberflächen, sind eine überaus kunstvolle

Drechselarbeit und noch immer eine Augenweide.

Mit noch müden Beinen schlurfe ich in die Küche.
Der Kaffee, die Maschine will gestartet werden, das ist wichtig.
Soll mich doch das aromatische Getränk aufmuntern.
Die Kaffeeröstereien und ihr Mitarbeiter halte ich für richtige Kunstjünger

. Was die für unterschiedliche wunderbar duftende Sorten anbieten, es ist fantastisch.

Im Badezimmer betrachte ich nachdenklich meine Wandfliesen.
Keine Delfterkacheln, nicht die althergebrachte Kunst

aber die Lasur, der Glanz auf den hellgrauen Fliesen, einfach traumhaft.
Auf ihre Art kleine Glanzstücke

. Ebenso die kleinen Flakons, in denen ich meine Duftwässerchen aufbewahre - kleine Vollkommenheiten.

Wahre Künstler

haben sie erdacht, oder heißt es richtiger: komponiert?
Und das Schminken?
Ein Vorgang diffizil in der Entstehung, mit einem Ergebnis, dass einem Kunstwerk

gleicht.
Nicht nur das des Clowns.

Nachdem ich mich mit vielen Dingen die wertvoll

sind, zurechtgemacht habe und am Küchentisch sitzend Kaffee trinke, fällt mein Blick auf die Küchenzeile.

Reduziert auf den Gebrauch, sind es Geräte und Bauteile.
Angesichts der Möglichkeiten und der unterschiedlichsten Designs, sind es irgendwie auch Kunstwerke.



Ich muss los, noch ein Blick in die Stube, dort hängt meine neueste Errungenschaft.
Ein Bild beim An- und Verkauf um die Ecke erstanden, klein und unscheinbar, aber ein richtiges kleines Kunstwerk.

Mit einem glücklichen Lächeln schließe ich die Tür.

Im Flur: Spiegelkontrolle, das teure Handy mit seinen fantastischen

Möglichkeiten in die Handtasche, und los geht’s.

*

Im Auto sitzend, träume ich einen kleinen Augenblick und betrachte die vor mir befindlichen Häuser unserer kleinen Nebenstrasse.
Toll ist das Bild, das sich mir bietet. Jeden Morgen neu.

Zwei Baumreihen, jetzt im Herbst bedeckt buntes Laub den Boden. Wind wirbelt es auf die Strasse, ergänzt das Bild der alten kunstvoll

gebauten Einfamilienhäuser.

Mich losreißend, starte ich das Auto
Auf dem Weg ins Büro entdecke ich viel Dinge.
Die gehören zu unseren Alltäglichkeiten, wir nehmen sie nicht mehr wahr, obwohl es viel Kunst in Reinkultur

ist.

Auch am Arbeitsplatz angekommen, kamen mir beim Warten auf den Lift wieder diese sonderbaren Gedanken.
Weniger die riesigen Gemälde

im Treppenaufgang von bekannten Künstlern, nein, alle die unser Leben begleitenden Dinge.

Die Kunst

, wir wären arm ohne sie.
Es wäre vielerorts kalt, trist und wir hätten viele schöne kreative Aufgaben weniger.
Ich liebe die Kunst

, auch wenn ich sie manchmal nicht erkenne.

© harry reinert

Impressum

Texte: © Harry Reinert
Tag der Veröffentlichung: 20.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
meinen Freunden aus "Helgas kleines Atelier"

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