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Beeinflusst?



Bei der Überlegung, welche Gültigkeiten schon im zarten Kindesalter unserem Leben zusetzen, ist es nahezu verwunderlich, dass es Menschen gibt, welche nicht nur glauben, sondern sogar annähernd das tun, was ihnen von ihren Anlagen mitgegeben ist.
Es erscheint mir fast – nein – es ist unmöglich, treu seinen vererbten oder angeboren Möglichkeiten entsprechend, sich zu entwickeln.

Ein neues Leben, lassen wir rein hypothetisch einmal Erbgut außer Acht, kann seine angeboren möglichen Fähigkeiten nicht in das Alter eines Kleinkindes, Kindes, Heranwachsenden und schon überhaupt nicht in das Dasein eines Erwachsenen hinüber retten, - ohne - von außen beeinflusst zu werden.

Schon im Bauch der Mutter, nach medizinischen Erkenntnissen nehmen Aversionen und Neigungen durch Wahrnehmungen von Stimmen und eine wechselhafte allgemeine Verfassung der Schwangeren, entscheidenden Einfluss auf die späteren (oben genannten) für Erfolg oder Misserfolg, angeborenen Veranlagungen.
Wenn die Mutter süchtig und das Baby mit dieser Sucht geboren wird, ist es nicht das was ich meine.

An einem Beispiel versuche ich deutlich zu machen was ich meine.
Ich lasse dabei einmal außer Acht, das schon das Ungeborene die Stimme der Mutter in vermutlich allen Variationen kennen gelernt hat.

Nehmen wir einmal an, die Mutter hat bei normaler Sprechweise, eine sehr laute und extrem unangenehme Stimme.
Solange sie über das oder mit dem Baby spricht, also nur indirekt, fährt sie die Tonlage herunter, spricht sanft und findet zärtliche Worte.
Ist sie aber ungehalten aus irgendeinem Grund und spricht dem Baby abgewandt mit jemandem in überaus barschem Ton, registriert es eben auch das.
Wird es demnach in der späteren Zeit bei Erziehungsproblemen so angesprochen, folglich genau mit dieser Tonlage konfrontiert, wird es sich an diese als unangenehm empfundene Stimme erinnern und diese erhält somit seinen negativ bedrohlichen Sinn.

Diese Stimme, vor allem die als ultimativ empfundene Tonlage, könnte aller Voraussicht nach für den Rest seines Lebens, wenn es keine Möglichkeit der Abwehr oder eines Ventils findet, unkontrollierte Aggressionen oder totale Passivität als Folgeerscheinungen haben.
Im Unterbewusstsein wird dieses phonetische Signal, fortgesetzt etwas Unheilvolles beinhalten und in dem Menschen automatische, intuitive Reaktionen auslösen. Im Zweifel sogar beharrlich etwas gegen die Vernunft der eigentlich Sache zu unternehmen, nur um sich so des entstandenen Drucks zu entledigen.

Oder ein anderes Beispiel:
Im Alter von 4 bis 6 Jahren wird dem Kinde auf drängend, freundliche Art versucht beizubringen, nicht diesem Spiel, Sport oder jeder andere Art der spielenden Beschäftigung nachzugehen, obwohl es augenscheinlich seinen Neigungen entspricht.
Sonst würde es nicht so handeln und das von der Person vorgeschlagene, ohne große Freude, in zögerlichem Tempo ausüben.

So wird das Kind durch die besagte Person vorsätzlich richtungsweisend beeinflusst, mit dem, was der Erwachsene für die Zukunft des Kindes hält.
Vermutlich wird die Korrektur gelingen.
Vielleicht aber, verhilft eine Begabung in hoher Potenz sogar zu den gewünschten Erfolgen.

Doch mit Verlaub, es entspricht trotz des Talentes, nicht den Neigungen und der damaligen Wahl des Kleinkindes.
Es muss ja nicht immer zum Schaden sein, ist aber ein Teil der angesprochenen Beeinflussung.

Bei Nichterfolg, wäre vielleicht ein solcher Einflussschaden herbeigeführt worden, weil das spielende Kind sich nicht seinen Neigungen entsprechend, hat entwickeln können.
Oder aber, es wäre ein noch größerer Erfolg, als der durch die Beeinflussung, möglich gewesen wäre.
Wir werden es niemals erfahren.

Im Alter, im Erwachsensein, haben die Menschen die Möglichkeit, und sie machen in der Regel heftigen Gebrauch davon, sich den inzwischen erkannten Neigungen hinzugeben.
Ein Glücksfall, wenn die getroffene Entscheidung, sich mit einem der angeborenen Talente deckt.



Harry Reinert
26 Januar 2007

Impressum

Texte: © Harry Reinert
Tag der Veröffentlichung: 19.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Denen, welche es anders sehen.

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