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Im Zug




Im Zug sitze gelangweilt, ich alleine im Abteil.
Red` mit mir selbst, ins Wort fällt mir derweil,
nur lautes Rattern kommend von den Gleisen.
Schau denkfaul aus dem Fenster. So ist reisen.
Find im rattong allein und unbemerkt zur Ruh.
Gemütlich angelehnt, fallen mir die Augen zu.


Mich streckend die Augen öffnend, bemerke ich,
bin nicht allein, schnarchte auch wohl fürchterlich.
Im Antlitz gegenüber, les` deutlich ich Erlösung!
Sägt selbst wohl nicht, ist außerdem sehr jung.


„Ich hoffe sehr, ich hab` Sie nicht gestört?“
Gesagtes aber, hat geflissentlich sie überhört.
Ihr Rucksen hat sie bestimmt noch nie gehört.
Vermutlich schläft sie fest und auch ungehört.


Versuch der Zweite auch misslang, obwohl galant.
Lächelnd mit strahlenden Blick ihr zugewandt
bemerke ich froh: „Wach werde ich nun bleiben
und die Zeit, unschlüssig mir anders vertreiben!“


„Dankbar, “ zischelte sie, „wär ich ihnen aber sehr,
wenn sie mich in Ruhe lesen lassen würden.
Weil ich beim Schaffner mich sonst beschwer.
Doch jene hohen Benimm und Anstandshürden,
überwinden sie in ihrem Alter wohl nicht mehr.
So ich mir nämlich, ihre Aufdringlichkeit erklär!“


Erstaunt sie ansehend, vermutlich stand der Mund mir offen,
ist fehlende Mimik, ihr Hinweis auf vergebliches Hoffen
mit Plaudern zu gestalten, die Zeit höflich und kurz.
Herumgezicke! Die Dame ist mir nicht mehr schnurz.


„Vergebung wehrte Dame, “ näselnder Ton, „das erneut ich sie ansprech`.
Das Fenster derweil ich öffne, weil ihr Parfüm, meine das nicht frech,
verursacht starke Übelkeit in mir. Es benebelt mir die Sinne.
Vermute stark, dass an Wohlbefinden ich so vielleicht gewinne.


Möchte auch, das angenehm und unbeschwert sie reisen,
nicht Belästigung verspüren, von dem Herrn dem Greisen.
Entledige mich jetzt rücksichtsvoll noch meiner Schuhe,
gehe lautlos auf und ab und sie finden so gerechte Ruhe.


Nun habe ich erreicht, das was ich wollte,
Eifer gewünschten, sie ärgerlich mir zollte.
Mit Nichtachtung grimmig mich strafend,
stellt demonstrativ sie, nunmehr sich schlafend.
Die Situation stimmt auf der Stelle mich heiter
ich öffne das Fenster - noch ein wenig weiter.


Nun zog es fürchterlich, im Kupee von dem Zug,
doch war das mir, noch lange nicht genug.
Mein kleiner tragbarer Kassettenrecorder,
bekam per Knopfdruck von mir die Order
ab zuspielen, von Schubert traurige Weisen.
So lässt wahrhaftig sich, sehr angenehm reisen.


Zufrieden schmunzelnd nahm zur Kenntnis ich,
sie nervt all das - wie wundervoll - ganz fürchterlich.
Die Spannung in ihrem so hübschen Gesicht,
passte zur ruhenden, schlafenden Stellung nicht.
Sie zwang entspannt sich, desinteressiert zu reisen,
mit dem Herrn dem nervenden, dem Greisen.


Dem wiederum fiel ein zu speisen aus dem Brotgefäß,
schwarzes Brot, belegt mit äußerst scharfem Stinkekäs.
Kurz nach dem öffnen des Gefäßes, roch es demgemäß,
als käme es naturgemäß, aus des alten Herren Gesäß.
Lächelnd biss herzhaft in das Brot ich hinein,
bewilligt anzunehmen, gleich bin ich allein.


Sehe kauend, dass sie Augen öffnend mein Brot ansieht
und angewidert dann, die Mundwinkel nach unten zieht.
Ein freundlich` Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen
um erneut dabei, abermals in die Brotdose zu greifen.
„Darf ich anbieten ihnen, von dem Käs dem feinen?“


„ Sie zählen“, erbost sie rief, „wohl zu den Gemeinen!“
Erhob abrupt sich und stolperte zur Abteiltür.
„Sie können vermutlich, noch nicht mal dafür!“
Schwer fiel es verdutzt zu gucken, ernst zu bleiben,
konnte ich sie eigentlich, doch ganz gut leiden.


Nächste Station war meine Fahrt zu Ende,
somit gab’s zum Guten keine Wende.
Sie kehrte nicht zurück in unser Abteil,
in dem ich lächelnd verpackte derweil,
mein so aufdringlich duftendes Käsebrot.


Kommt er zu Stehen in Bälde der Zug,
vergaß leider ich - wenn zurück sie in Wut,
ein angebissen Stück - unterm Sitz versteckt,
das stinkt wie frischer gemachter Hundedreck


Fröhlich frech, winke ich ihr deutlich hinein,
vom Bahnsteig aus ins Speisewagenabteil.
Stört sie auch der bestialisch` Gestank gemein,
so ist doch endlich Ruh, für Reise restlicher Teil.


Und die Moral von der Geschicht`,
gebe den richtigen Dingen ihr Gewicht


(o) harry reinert

Impressum

Texte: Copyright by harry reinert
Tag der Veröffentlichung: 28.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
meinen Freunden die mir den Humor absprechen

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