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Am Waldesrand …


…. ich unbeweglich stehe
über eine herbstlich Wiese sehe.
An einen Baum mich angelehnt
lausche ich der Melodie des Waldes.
Hab mich doch hierher gesehnt.
Sanfter Wind fächelt mein Gesicht
während ich auf den Waldrand sehe.
Gegenüber, da, noch im Licht,
sanft sich Zweige nur bewegen.

Plötzlich auftritt aus dem Unterholz
was es eben noch verborgen hielt.
Ein riesenhaft enormer Elch, der stolz
erhobenen Hauptes anschaut sein Revier.
Übergroße, weit ausladende Schaufeln,
welch ein eindrucksvolles schönes Tier.
Grauschwarz eingefärbt sein Fell,
ockerfarben nur die Beine hell.
Ich wage nicht zu atmen.
Steh regungslos und staune nur.



Der Wind steht immer noch zu mir
mir ist, als könnte ich ihn riechen.
Zu sehen ist es nicht von hier,
doch das Zucken seiner Flanken
wird unbewusst mir suggeriert.
Nur durch die Kraft meiner Gedanken,
steht es ganz nah bei mir, das starke Tier.


Kein anderes Lebewesen hier kann es bezwingen,
nur Kampf mit Menschen, es stets verliert.
Ein tödlich` Schuss - wird ihn zu Boden bringen.
Die Art wird künstlich und bezweckt so reduziert.
Stetes Fressen, Lust auf Knospen, jungen Trieben,
hätt` erst den Wald und dann den Elch vertrieben.



Den Kopf erhebend , dreht er unruhig sich im Kreis.
Vögel steigen lärmend auf und fliegen fort.
Ich höre nichts und doch ich sicher weiß -
ihm droht Gefahr. „Wechsle rasch den Ort ...“
flüster erschrocken ich ihm zu, „Schon bald ...“


Nur wenig Schritte und der Elch ist fort.
Unsichtbar! Einfach verschwunden im Wald.
„…. sind sie hier.“ Schliesse ich starrend auf den Fleck.
So plötzlich wie er kam - ist er auch wieder weg.
Entspannt setz langsam ich am Baum mich nieder,
in Sonnenwärme bitte ich: Komm noch mal wieder.


Schüsse, ich höre Schüsse. Nein, das darf nicht sein.
Hundgebell wild, laut. Schweigen der Tiere des Waldes.
Spüre Trauer in mir, fühle mich jetzt sehr allein.
Ein Traktor zieht ein Tier auf die wilde Wiese,
einen Elch. Ist es mein herliches Prachtexemplar?
Kann’s nicht erkennen. Seelennot. Es verstärkt sich diese.



Meine Frage ist nun auch egal. Er ist jetzt nicht mehr da.
Aufrichtend verschwinde ich, so wie gekommen.
Ich kehre zurück, mein Freund, denk ich beklommen.


Ich tat wie ich versprochen. Suchte ihn jedes Jahr.
Sein Platz blieb leer und doch, ich ging unverdrossen
an meinen Standort, wo ich ihn verschwinden sah.


Stand in Erinnerung stets dort, wo ward geschossen.
Traurig kehrte auch heute ich der Wiese den Rücken
und sah zurück. Ist drüben im Dunkel nicht Bewegung?
Regungslos sah ich hinüber, erkannte voll Entzücken,
da war er - mein Elch. Älter noch und mächtiger!
Bin mir sicher er sieht zu mir herüber, nickt mir zu!


Sah ihn danach niemals wieder. Fand ganz sicher,
so wie ich, endlich die ersehnte Ruh.

Harry Reinert 26 Mai 2010




Impressum

Texte: Copyright by Harry Reinert
Tag der Veröffentlichung: 26.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Den Natur - und Tierfreunden

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