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Innovativ, nach vorne den Schritt zurück

Wir schreiben das Jahr 2210. Die Ölreserven sind verbraucht. Geführte Kriege beschleunigten lediglich, dass jetzt nichts mehr zur Verfügung steht.
Die freundliche Behandlung unserer Umwelt hat nie wirklich statt gefunden.
Unser ehemals grüner, lebenswerter Planet, ist ein unwirtlicher geworden.
Nach einer Zeit, in der die Menschen sich vernichteten, um das Lebensnotwendige für sich zu bekommen, oder zu erhalten versuchten, beginnt nun die Zeit des nackten Überlebens.

Das Auto mussten wir schon vor Jahren stehen lassen, also nahmen wir das Fahrrad.
So dachten wir es uns jedefalls, die wenigen hier noch lebenden Menschen.
Bis wir erkannten: für die Jagd nach Essbarem in den Häuserschluchten, müssen wir unsere Kräfte einteilen.
Nicht nur auf den Kampf mit den Mitbewerbern bezogen, sondern auch um das nötigste an Essbarem für sich und seine Familie zu bekommen.
Und auch wegen der langen, gefahrvollen Wege zu den Nahrungsquellen.
Die so aussehen:
Alles Freilebende, Herumstreuende in und ausserhalb der Häuser, ist Beute, wenn es uns gelingt - sie zu töten.

Also erinnern wir uns, es begann mit Reittieren.
Auf diesen speicherten wir unsere Kräfte für den alles entscheidenden Moment während der Jagd.
Nehmen wir Pferde?
Erscheinen am geeignetesten für diesen Zweck.
Aber jetzt hoppeln wir, der nicht vorhandenen Reitkunst zur Folge, mehr über, als im Sattel. Wie soll man aus dieser Position Beute machen?
Im Supermarkt, erinnern wir uns, nahmen wir das, was wir benötigten, aus dem Regal und legten es anschliessend in den Warenbeute

korb.

Aber zurück in die menschenleer wirkenden Häuserschluchten.
Zwei Katzen balgen sich um irgendetwas und sind abgelenkt. Das ist unsere Chance.
Doch wie halten wir ein Pferd an? Es gibt nirgendwo eine Bremse. Es setzt unbeirrt einen Huf vor den anderen, trotz eines intensiv gerufenen: „ BRRRRRR!“
Die Katzen haben uns inzwischen bemerkt. Ohne in unsere Richtung zu sehen, verschwinden sie wie auf Kommando.
Wieder nichts. Wieder keine Beute und der Hunger nagt in den Eingeweiden.
Aufgeben aber, ist nicht unsere Sache.
Wir bewegen uns also sinniger Weise schon mal Richtung Stadtrand.
Weil zumindest das Pferd sollte, unsere Erfolglosigkeit einmal vorausgesetzt, sein Futter und Wasser bekommen.
Es war eine kluge Entscheidung.
Alles Jagdbare aus unserer Sicht, ist für uns, wir haben es noch nicht gelernt, nicht jagdbar gewesen.

Aber die Idee vorwärts zurück, ist trotzdem eine tolle Idee. Ungeachtet unserer unüberwindbar scheinenden Probleme die Jagd betreffend.

Nach dem Auto versuchten wir es mit dem Fahrrad. Danach versuchen wir nun vom Reittier aus zu jagen um uns zu ernähren, anstatt aus dem nicht mehr vorhandenen Supermarkt.
Leider noch ohne Ergebnis.

Im Randgebiet wohnen, auf dem Baum oder einfach nur wachsam darunter schlafen, so sieht unsere Nachtruhe inzwischen aus.
Entsagung aller profanen und globalen Belastungen, allgemein als Annehmlichkeiten bezeichnet und sich nun der (erfolglosen) Jagd widmend, leben wir am Rande der Stadt.

Gebe es nicht diese Erfolglosigkeit und den ständigen K(r)ampf um das Essbare, könnte man sich sogar freuen.
Nicht mehr ärgern über zu hohe Benzinpreise. Nie mehr unwirsch auf schlechten Service reagieren. Und keine langen Warteschlangen an den Kassen, welche an den Nerven zehren.
Die Banken können uns ebenfalls nicht mehr mit Gebühren übervorteilen und sich bereichern.
Egal ob gelber sogenannter Billigstrom mit zu hohen Gebühren und außerdem für, ich weiß nicht was, uns abkassiert wird.
Oder ob wir billig oder viel zu teuer telefonieren.
Hauptsache ist doch, wir haben die richtigen, die echten Werte wieder gefunden.
Dieser unglaubliche Fortschritt, führt uns zurück zu unseren ureigenen Wurzeln.

Ich weiß nur, dass ich meinen ungeborenen Kindern eine Welt hinterlasse werde, in der sie nicht Sklaven einer modernen, visionären Welt sind.

Hoffentlich gelingt es noch, aufklärende Berichte via Fernsehbilder für unsere Nachkommen zu senden. Bevor das nicht mehr möglich ist, weil es das auch nicht mehr gibt.
Es wäre wichtig für sie, damit sie besser verstehen wofür wir kämpfen.
Das wir alles nur für uns, den Menschen, auf uns nehmen,
Und sie letztlich den Kampf und das Ergebnis sehen können, - in was für eine wunderbare Welt wir sie hineingeboren haben.
Frei von Zwängen des Konsums und aller Reglemtierungen.

Eben in die Stadtschluchten,
wo es nur noch um das Überleben geht

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Impressum

Texte: Copyright bei Harry Reinert
Tag der Veröffentlichung: 10.03.2009

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