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Irgendwo



Es sind einige Grad unter dem Gefrierpunkt und es ist neblig, kalt. Die feuchte, gefrierende Luft hat alles mit dieser typisch weißen, dünnen Eisschicht überzogen.
Die Wege und Nebenstrassen der kleinen Siedlung, sind immer noch menschenleer. Obwohl in einigen Häusern schon die Lichter angegangen sind und sich die Bewohner auf den Tag vorbereiten.

Ebenso in dem gemütlichen Eckreihenhaus.
In einem Doppelbett im Halbdunkel liegend, greift der Mann hinter sich, spürt aber nur die Kühle des verlassenen Bettes.
„Sie ist schon aufgestanden.“ Brummt er und wälzt sich stöhnend auf die andere Seite.
Nachdem er sich davon überzeugt hat, dass sie nicht mehr neben ihm liegt, dreht er sich zurück auf den Rücken und versucht die von der Uhr mittels Strahler an die Decke geworfene Uhrzeit zu lesen.
Aber seine Augen sind noch vom Schlaf verklebt und so richtig begreifen, kann er die Zahlen ebenfalls noch nicht.

„Oh nee“, murmelt er, „zehn nach vier. Noch mitten in der Nacht.“
Mit der linken Hand schiebt er sich das Kissen unter dem Kopf zu Recht um etwas höher zu liegen und mit der Rechten sucht er nach seinen Zigaretten.
Schiebt sie aber mit fahrigen Bewegungen vom Nachttisch und flucht leise, als er seine eben mühsam gefundene Liegeposition wieder verlassen muss.
Mit dem Kopf aus dem Bett hängend sucht er mit wischenden Bewegungen seiner Hände, unter dem Bett nach der Packung Zigaretten. Stößt sie dabei, es hat zumindest den Anschein, immer weiter unter das Bett
.
Wütend entsteigt er dem Bett und sucht davor kniend nach dem Verlorengegangenen. Als er bemerkt dass sein rechtes Knie auf etwas weichem ruht, - ist es das Gesuchte.
Böse die flach gedrückte Packung betrachtend, steigt er zurück in das warme Bett.
„Was für ein Tagesbeginn“, knurrt er verärgert. Zündet sich eine verbogene Zigarette an und zieht sich die warme Decke bis ans Kinn.

Seiner in der Küche geschäftig hantierenden Frau, ist das nicht entgangen. Sie steht unbemerkt von ihm, im Dunkel des benachbarten Zimmers mit Blick auf das Bett.
„Was sollte das denn eben werden, Schatz?“ Fragt sie gut gelaunt. “Hast du dich eben mit Morgengymnastik versucht? Das sah aber merkwürdig aus. Die Übungen kannte ich noch nicht.“
Und muss dabei laut lachen in Erinnerung an ihren Mann, welcher den Kopf unter das Bett und den nackten Hintern in die Höhe streckte.
Gutgelaunt verschwand sie wieder in die Küche, während er sich aufsetzte und nachdenklich an seiner Zigarette zog.

*

Beim Frühstück, die Zigarette in der Linken und den Pott mit Kaffee in der Rechten, sieht er seine Frau nachdenklich an.
Sie spürt seinen Blick, als sie ihn aber ansieht, stellt sie fest dass er sein Brötchen kauend durch sie hindurch sieht.
„Schatz, was denkst du gerade?“
In Erinnerung des eben gesehenen, sieht sie ihren Mann provozierend lächelnd an.
Der sieht sie in die Gegenwart zurückkommend, seinerseits listig lächelnd an.
„Weißt du noch als deine Waschlotion herunter fiel und der ganze glibbschieke Kram am Boden lag?“
Sie überlegt einen kleinen Moment und musste dann lachen.
„Ja, ja, ich erinnere mich. Ein Schweinkram und ärgerlich. Hatte ich mir doch gerade neu geholt und alles lag am Boden.
Etwas zu teuer um den Boden damit zu wischen.“

„Genau, den Morgen habe ich gemeint. Du kannst dich also erinnern?“
Sie nickte mit dem Kopf und sah ihn fragend an.

Er aber setzte schmunzelnd unbeirrt fort:
„Rückwärts gehend mit einem Feudel in der Hand, hast du, nur mit einem Höschen bekleidet, versucht dieses Zeug mit weit ausholenden Links – Rechtsbewegungen vom Fußboden aufzuwischen.
Und dein reizender Anblick ist mir noch gut im Bewusstsein.
Diese gebückte Stellung, “ trocken fügt er hinzu, „nur gut dass wir keinen Untermieter hatten.“

„Zum einen hatten wir noch nie einen Untermieter und zum anderen.......“

„Ich meine natürlich auch nur, wenn wir einen gehabt hätten?“
Unterbricht er seine geliebte Frau. Dem wären doch die Gesichtszüge entgleist bei dem Anblick.“
Laut lachend, schlägt er sich bei der Vorstellung auf die Schenkel.

Seiner geliebten Frau ist nicht mehr zum Lachen zumute. Erinnert sie sich doch genau wie er hinter ihr stehend, anzügliche Bemerkungen gemacht hat, während er unbemerkt von ihr im Türrahmen stand.

„Du bist unmöglich“, erwidert sie und wirkt plötzlich gereizt.
„Was, wenn wir eine Untermieterin

gehabt hätten ? Was hätte DIE wohl gedacht, bei dem gebotenen Anblick deiner verzweifelten Suche unter deinem Bett, mein Liebling?“
Ihre Hände verärgert auf die Hüften stemmend setzt sie nach,
„na, was denkst du?“

„Wenn eine solche tatsächlich in unserem Schlafzimmer gewesen wäre, dann,“ antwortet er süffisant, „dann hätte ich mich nicht in diese Position begeben.
Ich hätte sie gebeten in ihren knappen Röckchen die herunter gefallenen Zigaretten für mich unter dem Bett hervor zu kramen.“

Wieder muss er etwas zu laut und zu siegessicher Lachen.
Genüsslich an dem heißen Kaffee nippend sieht er seine kleine Frau triumphierend an. Hat er wieder das bessere Ende für sich?

Seine geliebte Frau wischt mit einem Schwamm die Spüle aus und stellt dabei gedankenverloren einen Kaffeepott von links nach rechts und wieder zurück, um dann wieder von Vorn zu beginnen.
Er sieht sie zwar nur von hinten, weiß aber genau, sie überlegt wie sie diese Sache erfolgreich beenden kann.

Langsam dreht seine Frau sich herum und sieht ihn an.

„Eine Frau im knappen Röckchen, hätte sich mit Sicherheit nicht in dein Schlafzimmer verlaufen. Was soll sie da? Hast du vergessen wer du bist?
Wer führt dich morgens ins Bad? Wer gibt dir, weil du es sonst vergisst, deine Pillen? Oder die Zigarette, wenn du auf dem Klo sitzt? Und wer hilft dem schwankendem Baum in den Bademantel und in die Schloffen?
Ist es der, welcher an einen knappen Rock seine Gedanken verschwendet?“

Triumphierend lächelnd, seinen nachdenklichen traurigen Gesichtsausdruck bemerkend, sieht sie ihn an.

Nach einer Weile tat, er ihr leid.
„Na gut, mein Schatz," spricht sie im sanften Ton, "könntest ein klein wenig Recht haben. Aber nur - ein klein wenig …“

Lächelnd und reumütig an seiner Zigarette ziehend, fügt er leise sprechend diplomatisch hinzu,
„ohne dich würde mir eine gehörige Portion an Lebensqualität und Glück fehlen. Was soll auch ein knapper Rock in unserem Schlafzimmer, wenn du nicht darin steckst.“

Sie geht zu ihm und setzt sich mit an den Tisch.
Ergreift seine Hand, drückt sie und küsst ihm auf den Mund, bevor er wieder irgendeine seiner Bemerkungen machen kann.

Hat er NICHT immer das letzte Wort?





Mit den eisigen Ostwinden, fällt die Temperatur.
Das Land fällt in die Winterstarre. Wildlebende Tiere
werden passiv oder schlafen, wie bald auch die Natur.
In den Häusern bollernde Öfen, sind mehr als Zierde.
Doch ist das, ein Teil - von Schweden nur!




Impressum

Texte: © harry reinert
Bildmaterialien: © harry reinert
Tag der Veröffentlichung: 24.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mahnung an alle rauchenden Ehemänner, im Bett darauf zu verzichten.

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